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Papstkritik am Islam + Reaktion


Steffen

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Im Moment geistert ja so die These durch die Gegend, der Papst habe den Islam beschimpft und behauptet, der Islam habe nur Schlechtes und Inhumanes hervorgebracht.

 

Ich möchte gerne mal die Stelle im Original posten, dann weiß jeder, wie schwachsinnig dieser Vorwurf ist:

 

 

 

"Jetzt in dieser Vorlesung möchte ich darüber nicht handeln und nur einen – im Aufbau des Dialogs eher marginalen – Punkt behandeln, der mich im Zusammenhang des Themas Glaube und Vernunft fasziniert hat und der mir als Ausgangspunkt für meine Überlegungen zu diesem Thema dient. In den von Professor Khoury herausgegebenen Dialogen, das Ganze heisst διάλεξις – Kontroverse, kommt der Kaiser in der siebten Gesprächsrunde auf das Thema des "Djihād" (heiliger Krieg) zu sprechen. Der Kaiser wusste sicher, dass in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen – es ist eine der frühen Suren aus der Zeit, in der, wie uns die Kenner sagen Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später entstandenen – Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von "Schriftbesitzern" und "Ungläubigen" einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer und überraschend schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt, ich zitiere: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur, so sagt er Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten." ..............................................................

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=94715

bearbeitet von Monika
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Ein herzliches Dankeschön!

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Die, die jetzt Papst Benedikt kritisieren, sollten zwei Dinge beachten:

 

1. Die kritisierte Passage findet sich in einer Vorlesung an der Universität, in der der Diskurs nach allgemein akzeptierten Regeln auf der Vernunft basiert. Also sollte man, wenn man die Aussagen des Papstes kritisieren möchte, ebenso mit vernünftigen Argumenten entkräften. Wenn aber der Papst meint, dass das Christentum zur Vernunft eine positivere Einstellung hat als der Islam, könnte die zitierte Passage auch als "Versuchsballon" des Papstes interpretiert werden: Hält der Islam es mit der Vernunft wirklich so gut, wie seine Vertreter es sagen, werden sie auch mit Vernunft-Argumenten antworten. Hält er jedoch die Vernunft nicht so hoch wie die christliche Tradition, wird man es an der Reaktion schon erkennen ...

 

2. Der Papst hat in seiner Predigt am Sonntag ausdrücklich die mangelnde Achtung vor dem Heiligen in westlichen Gesellschaften kritisiert, was doch wohl eine eindeutige Stellungnahme zum Karikaturenstreit war. Würde er wirklich die prinzipielle Konfrontation mit dem Islam suchen, hätte er sich diesen Passus, der ihm keine Freunde bei Meinungsfreiheit-Positivisten eingebracht hat, sparen können.

 

Rosario

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hier die Stellungnahme des Vatikans:

 

Erklärung des Leiters des Vatikanischen Pressesaals, Pater Federico Lombardi SJ, über die Interpretation einiger Abschnitte des Papst-Vortrags in der Universität Regensburg, in einer Übersetzung des deutschen Programms von Radio Vatikan:

"Was die Reaktion einiger islamischer Vertreter auf Stellen in der Papstrede an der Universität Regensburg betrifft, ist die Feststellung angezeigt, dass das, was dem Papst am Herzen liegt, eine klare und radikale Zurückweisung einer religiösen Motivation von Gewalt ist. Das ergibt sich aus einer aufmerksamen Lektüre des Textes. Es war sicher nicht die Absicht des Heiligen Vaters, den Djihad und das islamische Denken darüber zu analysieren - und erst recht nicht, die Sensibilität islamischer Gläubiger zu verletzen.

Im Gegenteil: In den Ansprachen des Heiligen Vaters taucht deutlich die Warnung an die westliche Kultur auf, "die Mißachtung Gottes und den Zynismus, der es für ein Freiheitsrecht hält, das Heilige herabzuwürdigen" (Ansprache vom 10. September), zu vermeiden. Die religiöse Dimension recht in Betracht zu ziehen, ist tatsächlich eine essentielle Voraussetzung für einen fruchtbaren Dialog mit den großen Kulturen und Religionen in der Welt. In den Schlußfolgerungen seiner Ansprache in der Universität Regensburg hat Benedikt XVI. deshalb betont: "Die zutiefst religiösen Kulturen der Welt sehen im Ausschluß des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft einen Angriff auf ihre tiefsten Überzeugungen. Eine Vernunft, die dem Göttlichen gegenüber taub ist und die Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig zu einem Dialog der Kulturen."

Der Wille des Heiligen Vaters zu einer respektvollen, dialogischen Haltung gegenüber den anderen Religionen und Kulturen, darunter natürlich auch dem Islam, ist also klar."

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Moderatorenanmerkung:

 

Bitte die Zitierregeln sorgfältig beachten!

 

Hier die Quelle für Rosarios Zitat: Radio Vatikan

(Von Radio Vatikan dürfen Artikel übernommen werden, wenn sie vollständig zitiert werden und die Quelle angegeben wird.)

 

Steffen, kannst Du bitte kürzen?

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Moderatorenanmerkung:

 

Bitte die Zitierregeln sorgfältig beachten!

 

Hier die Quelle für Rosarios Zitat: Radio Vatikan

(Von Radio Vatikan dürfen Artikel übernommen werden, wenn sie vollständig zitiert werden und die Quelle angegeben wird.)

 

Steffen, kannst Du bitte kürzen?

 

 

Ich habe es gerade schon gemacht, und den entsprechenden Link mit reingesetzt

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Ah, vielen Dank, das verdeutlicht einiges!

 

Und man sieht mal wieder, was passiert, wenn man zitierte Zitate aus dem Zusammenhang reißt :huh:

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Grüß Gott,

die Absicht des Papstes war m. E., aufzuzeigen, dass man den Glauben nicht mit dem "Schwert" verteidigen darf, was bedeuten soll, dass "Gewalt" kein Mittel sein darf, um das Zusammenleben der Menschen innerhalb der Religionen zu regeln , bzw. um den anderen von der Richtigkeit der eigenen Religion zu überzeugen. Vielleicht wäre es um diese Absicht zu verschaulichen glücklicher gewesen, ein Beispiel aus der eigenen Religion zu wählen. Zumindest gäbe es das daraus entstandene Missverständnis nicht .

Liebe Grüße

Gerlinde

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Vielleicht wäre es um diese Absicht zu verschaulichen glücklicher gewesen, ein Beispiel aus der eigenen Religion zu wählen. Zumindest gäbe es das daraus entstandene Missverständnis nicht .

Liebe Grüße

Gerlinde

Nein Gerlinde! Gerade die Gegenüberstellung des "vernünftigen" und liebenden christlichen Gottes gegen den absolut jenseitig-transzendenten Allah Mohammeds war hier durchaus angebracht.

Hier ist einer der Kernpunkte der "benediktinischen" Theologie berührt: Gott als der "Logos" (-> Johannesprolog!), was Wort bedeutet, aber auch mehr als das: Ordnung, Vernunft etc. Dieser Logos impliziert auch "Logik" und also auch ein vernünftiges Handeln. Der Allah Mohammeds steht über all diesen Kategorien, er ist, wie Adel-Theodore Khoury (der in der Vorlesung zitiert wird) nicht einmal an seine eigenen Versprechungen gehalten. Aufgrund dieses verschiedenen Verständnisses halte ich es für manchmal gefährlich davon auszugehen, dass wir mit Gott und die Moslems mit Allah denselben Gott anbeten!

bearbeitet von holzi
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Vielleicht wäre es um diese Absicht zu verschaulichen glücklicher gewesen, ein Beispiel aus der eigenen Religion zu wählen. Zumindest gäbe es das daraus entstandene Missverständnis nicht .

Liebe Grüße

Gerlinde

Nein Gerlinde! Gerade die Gegenüberstellung des "vernünftigen" und liebenden christlichen Gottes gegen den absolut jenseitig-transzendenten Allah Mohammeds war hier durchaus angebracht.

Hier ist einer der Kernpunkte der "benediktinischen" Theologie berührt: Gott als der "Logos" (-> Johannesprolog!), was Wort bedeutet, aber auch mehr als das: Ordnung, Vernunft etc. Dieser Logos impliziert auch "Logik" und also auch ein vernünftiges Handeln. Der Allah Mohammeds steht über all diesen Kategorien, er ist, wie Adel-Theodore Khoury (der in der Vorlesung zitiert wird) nicht einmal an seine eigenen Versprechungen gehalten. Aufgrund dieses verschiedenen Verständnisses halte ich es für manchmal gefährlich davon auszugehen, dass wir mit Gott und die Moslems mit Allah denselben Gott anbeten!

Lieber holzi,

der Unterschied ist schon klar, aber dass der Papst mit seiner Aussage total missverstanden worden wäre, wäre halt ausgeschlossen gewesen, wenn man zur Veranschaulichung seiner "Aussage" ein Beispiel aus der eigenen Religion hergenommen hätte, nämlich ,dass

Christen leider auch schon mit Gewalt versucht haben, den eigenen Glauben anderen aufzudrängen. Das ist in keiner Religion gut.

Liebe Grüße

Gerlinde

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Vielleicht wäre es um diese Absicht zu verschaulichen glücklicher gewesen, ein Beispiel aus der eigenen Religion zu wählen. Zumindest gäbe es das daraus entstandene Missverständnis nicht .

Liebe Grüße

Gerlinde

Nein Gerlinde! Gerade die Gegenüberstellung des "vernünftigen" und liebenden christlichen Gottes gegen den absolut jenseitig-transzendenten Allah Mohammeds war hier durchaus angebracht.

Hier ist einer der Kernpunkte der "benediktinischen" Theologie berührt: Gott als der "Logos" (-> Johannesprolog!), was Wort bedeutet, aber auch mehr als das: Ordnung, Vernunft etc. Dieser Logos impliziert auch "Logik" und also auch ein vernünftiges Handeln. Der Allah Mohammeds steht über all diesen Kategorien, er ist, wie Adel-Theodore Khoury (der in der Vorlesung zitiert wird) nicht einmal an seine eigenen Versprechungen gehalten. Aufgrund dieses verschiedenen Verständnisses halte ich es für manchmal gefährlich davon auszugehen, dass wir mit Gott und die Moslems mit Allah denselben Gott anbeten!

Das ist richtig.

Diese Positionierung des Papstes hat aber noch mehr Tiefe.

Denn es findet damit eine Distanzierung vom willkürlichen und zornenden Gott statt, dem gegenüber dem Menschen nur die ohnmächtige Demut übrigbliebe.

Gott ist ein Gott der Ordnung und auch der Vernunft. Diese Präzisierung hat Tragweite bis in die Theodizee und Eschatologie hienein.

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Das ist richtig.

Diese Positionierung des Papstes hat aber noch mehr Tiefe.

Denn es findet damit eine Distanzierung vom willkürlichen und zornenden Gott statt, dem gegenüber dem Menschen nur die ohnmächtige Demut übrigbliebe.

Gott ist ein Gott der Ordnung und auch der Vernunft. Diese Präzisierung hat Tragweite bis in die Theodizee und Eschatologie hienein.

 

Aber im Buch Hiob wird doch Gott so geschildert, dass eigentlich nur noch Demut vor ihm übrig bleibt. Verstehen kann ich ehrlich gesagt nicht, warum Gott dem gerechten Hiob das alles antut.

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Das ist richtig.

Diese Positionierung des Papstes hat aber noch mehr Tiefe.

Denn es findet damit eine Distanzierung vom willkürlichen und zornenden Gott statt, dem gegenüber dem Menschen nur die ohnmächtige Demut übrigbliebe.

Gott ist ein Gott der Ordnung und auch der Vernunft. Diese Präzisierung hat Tragweite bis in die Theodizee und Eschatologie hienein.

 

Aber im Buch Hiob wird doch Gott so geschildert, dass eigentlich nur noch Demut vor ihm übrig bleibt. Verstehen kann ich ehrlich gesagt nicht, warum Gott dem gerechten Hiob das alles antut.

Wenn man genauer liest, ist es allerings nicht Gott der dem gerechten Hiob dies oder jenes antut. Und wenn du den ganzen Text liest wird du finden, dass Hiob zum Ende überreichen Lohn empfing, und es ihm besser als vorher ging. Auf unser Leben bezogen: Es ist nun mal so, dass der Weg zum Himmel, zur Erlösung und Auferstehung nicht "am Kreuz vorbei" führt. Jesus selbst ging keinen anderen Weg....
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Im österreichischen Rundfunk gibt es täglich von um 6:55 eine Sendung die "Gedanken für den Tag" heißt. Es hat die abgelaufenen Woche Rainer Bucher, Professor für Pastoraltheologie und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät in Graz zum Thema "Gott und Gewalt" gesprochen.

Man findet die Texte die für mich sehr klug und gut sind hier

 

Hier nur einige wenige Zitate, so kurz wie es ohne Urherrechtsverletzung möglich sind:

Bucher sagte, dass man wisse, dass die Täter in den Flugzeugen des 11 September gebetet hätten und es sei wahrscheinlich, dass auch zumindest ein Teil der Opfer gebetet habe. Und er stellt dann die Frage ob der Gott zu dem die Täter beten und der Gott zu dem die Opfer beten, der selbe Gott sei. Und schliesslich führt er aus.

Damit kein Missverständnis entsteht: Es geht nicht um den Gegensatz Islam-Christentum. Man muss nur an Bernhard von Clairvaux denken, der im schönen Vézelay 1146 predigte: „Ein Ritter Christi, sag ich, tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus“. Es geht um die Frage auf welcher Seite Gott steht: auf der Seite der Täter oder auf der Seite der Opfer religiöser Gewalt?

 

Warum hat der Papst wenn er schon auf ein Jahrhunderte altes Beispiel zurückgreifen mußte, nicht den Bernhard gewählt???

 

Ich bin fest überzeugt: Der Gott, zu dem damals Bernhard von Clairvaux und zu dem die Attentäter im Cockpit des Flugs UA 175 riefen, er ist der gleiche Gott. Und er unterscheidet sich um alles von jenem Gott, zu dem die Opfer beteten.

Vor allem: Der Gott der Täter war nicht der Gott Jesu. Denn der hat sich mit den Opfern dieser Welt identifiziert, inklusive ihrer Schuld, ihrer Verlassenheit und ihres Todes.

bearbeitet von wolfgang E.
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Intellektuell sehe ich absolut keine Gründe für die Papstkritik. Er benutzte nur ein Zitat, um ein allgemeines Argument über Religion und Gewalt darzulegen.

 

Politisch ist das gewählte Zitat aber überaus unglücklich und unvorsichtig gewesen. Das Zitat über Mohammad war auf keinen Fall notwendig, auch ein allgemeiner Hinweis über "Argumente, die Religion zur Gewalt instrumentalisieren" wollen hätte genügt. Was jetzt natürlich passiert ist die Dekontextualisierung des Zitats. Menschen im Nahen Osten und in der Islamischen Welt werden nur durch die Kritik zu der Aussage hingewiesen, die wahrscheinlich mit der Zeit in der allgemeinen Vorstellung nicht mehr als Zitat sondern als O-Ton wahrgenommen wird. Es ist auch problematisch, dass B16 das Zitat so stehen hat lassen, anstatt es zu problematisieren.

 

Was würden wir Christen sagen, wenn wir hörten, dass ein islamischer Religionsführer in einer prominenten Rede ein Zitat benutzen würde, in dem es heißt: "Zeig mir doch, was Christus Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden" ohne explizit zu unterstreichen, dass Christus natürlich nicht nur Schlechtes und Inhumanes gebracht hat?

 

Ich finde die Kritikwelle, die von Stunde zu Stunde drastischer wird, sehr beunruhigend. Persönlich kann ich mich nicht erinnern, dass der Papst in den letzten Jahren oder Jahrzehnten von anderen Religionen auf so eine Art und Weise kritisiert wurde. Schade.

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Ich sehe eigentlich kein anderes mögliches Zitat als das, was der Papst gewählt hat. Was sagt es aus?

 

Dort unterhält sich ein christlicher Herrscher mit einem islamischen Gelehrten. Zu der damaligen Zeit war das nicht unüblich und es zeigt, wie Benedikt sich den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen vorstellt. Er will, dass es normal ist, sich mit einander zu verständigen und dabei mit der eigenen Meinung nicht hinterm Berg halten zu müssen.

 

Es geht außerdem um die Ablehnung von religiöser Gewalt. Wieso ist Manuel II. gegen den Islam? Nicht etwa, weil die Moslems einer falschen Religion anhingen, sondern wegen der Gewalt.

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Ich finde es nicht wahnsinnig glaubwürdig für die Ablehnung der Gewalt einen christlichen Zeugen des 14 Jh zu nehmen, also aus einer Zeit, da, wie die Geschichte lehrt, das Christentum selbst noch weit davon entfernt war, der Gewalt abzuschwören.

Dazu noch einmal ein Zitat aus den "Gedanken für den Tag" von Prof Bucher

.....Ob, wann und wo das Christentum eine solche ressentimentgeladene Religion der Rache war oder ist, das ist eine selbstkritische Frage, die sich Christen und Christinnen stellen müssen.

Gegenwärtig hilft den Kirchen die spätmoderne Gesellschaft, in dieser Hinsicht besser zu werden. Die katholische Kirche etwa steht Dank ihrer Entmachtung in der Moderne, ihrer Einsicht im II. Vatikanum und ihren letzten Päpsten sozusagen gerade rechtzeitig gewaltlos da, um sich von der neuen religiösen Gewaltwelle anderer Religionen distanzieren zu können.

 

Es so auszudrücken empfinde ich als weiser und weniger selbstgerecht.

bearbeitet von wolfgang E.
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Ich finde es nicht wahnsinnig glaubwürdig für die Ablehnung der Gewalt einen christlichen Zeugen des 14 Jh zu nehmen, also aus einer Zeit, da, wie die Geschichte lehrt, das Christentum selbst noch weit davon entfernt war, der Gewalt abzuschwören.

Eben drum.

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Intellektuell sehe ich absolut keine Gründe für die Papstkritik. Er benutzte nur ein Zitat, um ein allgemeines Argument über Religion und Gewalt darzulegen.

Um es noch einmal zu betonen:

Es dreht sich um eine Vorlesung, die der Papst an der Regensburger Universität hielt. In einem solchen Rahmen ist ganz klar, dass ein Zitat ein Zitat ist, und nicht die Meinung des Redners. Papst Benedikt XVI. wußte das, seine Zuhörer im Hörsaal wußten das.

 

Politisch ist das gewählte Zitat aber überaus unglücklich und unvorsichtig gewesen. Das Zitat über Mohammad war auf keinen Fall notwendig, auch ein allgemeiner Hinweis über "Argumente, die Religion zur Gewalt instrumentalisieren" wollen hätte genügt.

Ich weiß nicht, was genügt hätte. Jedenfalls wurde das Zitat gewählt, aber wohl kaum, um eine politische Aussage damit zu machen.

 

Was jetzt natürlich passiert ist die Dekontextualisierung des Zitats. Menschen im Nahen Osten und in der Islamischen Welt werden nur durch die Kritik zu der Aussage hingewiesen, die wahrscheinlich mit der Zeit in der allgemeinen Vorstellung nicht mehr als Zitat sondern als O-Ton wahrgenommen wird.

Das ist wohl leider so. :huh:

 

Es ist auch problematisch, dass B16 das Zitat so stehen hat lassen, anstatt es zu problematisieren.

Wenn er gewußt hätte, was er jetzt weiß ....

 

Was würden wir Christen sagen, wenn wir hörten, dass ein islamischer Religionsführer in einer prominenten Rede ein Zitat benutzen würde, in dem es heißt: "Zeig mir doch, was Christus Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden" ohne explizit zu unterstreichen, dass Christus natürlich nicht nur Schlechtes und Inhumanes gebracht hat?

Da liegen wohl die beiden Hauptprobleme:

Zum einen kann (oder will) nicht jeder sich bis ins letzte Detail erkundigen, wer was wann wo in welchem Zusammenhang und in welcher Absicht gesagt hat.

Zum anderen geht es nicht (nur) um Fakten, sondern (auch) um Emotionen.

 

Ich finde die Kritikwelle, die von Stunde zu Stunde drastischer wird, sehr beunruhigend. Persönlich kann ich mich nicht erinnern, dass der Papst in den letzten Jahren oder Jahrzehnten von anderen Religionen auf so eine Art und Weise kritisiert wurde. Schade.

Das Ganze bekommt eine beunruhigende Eigendynamik.

Ich frage mich, wie der Papst darauf reagieren wird.

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Franciscus non papa
Das Ganze bekommt eine beunruhigende Eigendynamik.

Ich frage mich, wie der Papst darauf reagieren wird.

 

Liebe Grüße, Gabriele

 

 

der vatikan hat klargestellt, was gesagt wurde. und am besten würde meiner ansicht nach nun nichts weiter getan.

 

der GAU wäre, wenn es nun auch noch zu einer entschuldigung kommen würde. das wäre genau das falsche signal an die fanatiker und die von ihnen aufgehetzten menschen. es würde nämlich die vorwürfe im nachhinein für richtig erklären.

 

bedenklich sind nicht die worte benedikts, bedenklich ist die gut zu erkennende angst vieler menschen hierzulande vor einem fanatischen und radikalen islam.

 

es wird sich zeigen, wie frei wir hier im "freien westen" noch sind.

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OAOS:

Ich sehe eigentlich kein anderes mögliches Zitat als das, was der Papst gewählt hat...

 

Na ja, es hätte sich vielleicht schon ein anderer Diskurs zwischen einem Christen und Muslim finden lassen, wenn...

 

Aber ich denke, der Papst hat nun einmal DIESES Zitat aufgegriffen, weil es ihm geeignet erschien, seine Betrachtungen über Glaube und Vernunft daran zu knüpfen. Hätte er ein anderes gewählt, würde wahrscheinlich auch protestiert, irgendwo, von irgendwem...

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Intellektuell sehe ich absolut keine Gründe für die Papstkritik. Er benutzte nur ein Zitat, um ein allgemeines Argument über Religion und Gewalt darzulegen.

 

Politisch ist das gewählte Zitat aber überaus unglücklich und unvorsichtig gewesen. Das Zitat über Mohammad war auf keinen Fall notwendig, auch ein allgemeiner Hinweis über "Argumente, die Religion zur Gewalt instrumentalisieren" wollen hätte genügt. Was jetzt natürlich passiert ist die Dekontextualisierung des Zitats. Menschen im Nahen Osten und in der Islamischen Welt werden nur durch die Kritik zu der Aussage hingewiesen, die wahrscheinlich mit der Zeit in der allgemeinen Vorstellung nicht mehr als Zitat sondern als O-Ton wahrgenommen wird. Es ist auch problematisch, dass B16 das Zitat so stehen hat lassen, anstatt es zu problematisieren.

 

Das hat er ja. Der Rest ist mir ja leider weggestrichen worden, nicht nur der text zuvor, sondern auch der text danach hat das zitat erleuchtet. Der Papst gibt nämlich zuerst den Dialog wieder, bevor er in die Analyse einsteigt. Der Kaiser beginnt provokativ, um anschließend (das wäre der nächste Abschnitt auch meines Zitats gewesen) zu erklären, wie er das genau meint, dass es nämlich unvernünftig ist, mit dem Schwert Herzen und Seelen missionieren zu wollen. Dies ist ein Argument, das für den Kaiser sofort einsichtig war, nicht jedoch für seinen gesprächspartner, der vielleicht zwar die vernunftgemäßheit der Argumentation anerkannt hat, aber Gottes Willen aufgrund der vollkommenen Andersartigkeit seines Willens, also seiner Übervernunft Vorrang zuerkennt.

Dieser Gesprächsverlauf wird kurz wiedergegeben und dient als Einstieg.

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Im Moment geistert ja so die These durch die Gegend, der Papst habe den Islam beschimpft und behauptet, der Islam habe nur Schlechtes und Inhumanes hervorgebracht.

 

Ich möchte gerne mal die Stelle im Original posten, dann weiß jeder, wie schwachsinnig dieser Vorwurf ist:

 

 

 

"Jetzt in dieser Vorlesung möchte ich darüber nicht handeln und nur einen – (...)Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später entstandenen – Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von "Schriftbesitzern" und "Ungläubigen" einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer und überraschend schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt, ich zitiere: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur, so sagt er Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten." ..............................................................

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=94715

 

Nachdem ich das jetzt dreimal durchgelesen habe, könnt ich mir vorstellen, dass Muslime, wenn sie mit Sachverstand lesen, da gar nicht so sehr an den zitierten Worten des Kaisers Anstoß nehmen, sondern eher an der Verwendung der Worte "später entstanden" im Zusammenhang mit dem Koran. Nach muslimischer Auffassung ist der Koran nicht "entstanden", sondern existiert von Ewigkeit her im Himmel und wurde dem Propheten Mohammed bei verschiedenen Gelegenheiten erst stückweise und später nochmal im ganzen geoffenbart. Der für uns "Mainstream-Christen" (sag ich mal so) heute selbstverständliche historisch-kritische Zugang zu religiösen Basisschriften ist für den durchschnittlichen Normal-Muslim tatsächlich ziemlich starker Tobak.

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Eine hoffentlich erhellende Hinführung zum Vortrag des Papstes habe ich hier hin geschrieben.

Lieber Mecky,

herzlichen Dank für Deine gut verständlichen, klärenden Worte.

ich möchte zu diesem Thema auch noch einen Hinweis geben. Wer sich näher darüber informieren will, findet Wesentliches in der Enzyklika "fides et ratio" von Papst Johannes Paul II .

Einen friedlichen Tag

Gerlinde

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