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Fundraising in der Kirche


Mecky

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"Ja, ich übernehme für die Pfarrei die Aufgabe, für das Fundraising zu sorgen. Ich mache das gut. Ich mache das professionell. Und ich werde da etwas erreichen, was Sie, Herr Pfarrer, mit ihrem Glaubenszeugs nicht erreichen: Ich werde Leute über das Spenden an die Kirche binden. Schade, dass es wieder das Geld sein wird, was bindet, aber immerhin.

Wie geht das denn? Bezahlen bindet mich an gar nix, eher im Gegenteil, ich will ja mein Geld behalten.

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Das war jetzt aber ein unverzerrter Originalsatz aus der flammenden Rede des Fundraisingprotagonisten.

 

Ich denke, dass da der Grundgedanke liegt: Wenn ich für was investiert habe und das auch geachtet wird, dann habe ich dort auch ein Anliegen.

Ich habe für das neue Pfarrheim gespendet - dann ist mir das Pfarrheim auch was wert und ich bin daran interessiert, dass meine Investition nicht durch ein Missmanagement (z.B. durch die Raumvergabe an Jugendliche) im Werte gemindert wird.

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"Ja, ich übernehme für die Pfarrei die Aufgabe, für das Fundraising zu sorgen. Ich mache das gut. Ich mache das professionell. Und ich werde da etwas erreichen, was Sie, Herr Pfarrer, mit ihrem Glaubenszeugs nicht erreichen: Ich werde Leute über das Spenden an die Kirche binden. Schade, dass es wieder das Geld sein wird, was bindet, aber immerhin. Dies ist der Weg in die Zukunft.

Und dazu brauche ich Ihre volle Unterstützung. Wenn Sie, Herr Pfarrer, da nicht richtig mitziehen, mache ich das nicht. Und nicht nur ein bisschen mitziehen, sondern volle Kanne. Man muss ihnen anmerken, dass das Fundraising ihr innerstes Anliegen ist, dass Sie daran glauben."

 

Uiuiuiui. Das Zitat ist natürlich ein wenig drastifiziert, aber so kam es tatsächlich. Viele Sätze sind originalbelassen.

Und ich überlege nun, wie ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann:

 

Falscher Prophet. Rauswerfen. Ein kirchlicher Fundraiser hat sich als Diener zu verstehen, nicht als Ersatzmissionar.

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"Ja, ich übernehme für die Pfarrei die Aufgabe, für das Fundraising zu sorgen. Ich mache das gut. Ich mache das professionell. Und ich werde da etwas erreichen, was Sie, Herr Pfarrer, mit ihrem Glaubenszeugs nicht erreichen: Ich werde Leute über das Spenden an die Kirche binden. Schade, dass es wieder das Geld sein wird, was bindet, aber immerhin. Dies ist der Weg in die Zukunft.

Und dazu brauche ich Ihre volle Unterstützung. Wenn Sie, Herr Pfarrer, da nicht richtig mitziehen, mache ich das nicht. Und nicht nur ein bisschen mitziehen, sondern volle Kanne. Man muss ihnen anmerken, dass das Fundraising ihr innerstes Anliegen ist, dass Sie daran glauben."

 

Uiuiuiui. Das Zitat ist natürlich ein wenig drastifiziert, aber so kam es tatsächlich. Viele Sätze sind originalbelassen.

Und ich überlege nun, wie ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann:

 

Falscher Prophet. Rauswerfen. Ein kirchlicher Fundraiser hat sich als Diener zu verstehen, nicht als Ersatzmissionar.

Selten Deiner Meinung, aber hier bin ich es.

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Das war jetzt aber ein unverzerrter Originalsatz aus der flammenden Rede des Fundraisingprotagonisten.

 

Ich denke, dass da der Grundgedanke liegt: Wenn ich für was investiert habe und das auch geachtet wird, dann habe ich dort auch ein Anliegen.

Ich habe für das neue Pfarrheim gespendet - dann ist mir das Pfarrheim auch was wert und ich bin daran interessiert, dass meine Investition nicht durch ein Missmanagement (z.B. durch die Raumvergabe an Jugendliche) im Werte gemindert wird.

Kann der Spender ernstlich erwarten, dass sowas verhindert wird? Ganz ehrlich: also bei uns wäre es schon durch die Unfähigkeit der Gemeindeverwaltung nicht möglich sowas zu verhindern.

 

Zweitens: das ist doch keine Investition wie in der Wirtschaft, die was abwerfen könnte. Ein ROI ist doch nie zu erwarten, der ein längerfristiges Interesse an der Verwendung begründen würde.

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"Ja, ich übernehme für die Pfarrei die Aufgabe, für das Fundraising zu sorgen. Ich mache das gut. Ich mache das professionell. Und ich werde da etwas erreichen, was Sie, Herr Pfarrer, mit ihrem Glaubenszeugs nicht erreichen: Ich werde Leute über das Spenden an die Kirche binden. Schade, dass es wieder das Geld sein wird, was bindet, aber immerhin. Dies ist der Weg in die Zukunft.

Und dazu brauche ich Ihre volle Unterstützung. Wenn Sie, Herr Pfarrer, da nicht richtig mitziehen, mache ich das nicht. Und nicht nur ein bisschen mitziehen, sondern volle Kanne. Man muss ihnen anmerken, dass das Fundraising ihr innerstes Anliegen ist, dass Sie daran glauben."

 

Uiuiuiui. Das Zitat ist natürlich ein wenig drastifiziert, aber so kam es tatsächlich. Viele Sätze sind originalbelassen.

Und ich überlege nun, wie ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann:

 

Falscher Prophet. Rauswerfen. Ein kirchlicher Fundraiser hat sich als Diener zu verstehen, nicht als Ersatzmissionar.

 

Volle Zustimmung.

 

Es gibt - in den Hilfswerken noch schlimmer als in den Bistümern - eine Neigung, die Fundraising-Methoden nichtkirchlicher Organisationen ungeprüft zu übernehmen. "In Amerika machen das alles so" ist das Standard-Argument eines zuständigen Operdeppen eines deutschen Hilfswerkes. Damit aber macht Kirche sich zum Konkurrenten anderer NGOs und agiert auf deren Niveau. Man darf sich nicht wudnern, wenn man am Ende nicht mehr anders wahrgenommen wird denn als eine Art Greenpeace für Fromme, immer mit dem Verdacht bestückt, ein bischöflicher Mahnruf sei doch nur Teil der nächsten Spendenkampagne, designt zum Zwecke der Spendecquise.

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"Ja, ich übernehme für die Pfarrei die Aufgabe, für das Fundraising zu sorgen. Ich mache das gut. Ich mache das professionell. Und ich werde da etwas erreichen, was Sie, Herr Pfarrer, mit ihrem Glaubenszeugs nicht erreichen: Ich werde Leute über das Spenden an die Kirche binden. Schade, dass es wieder das Geld sein wird, was bindet, aber immerhin. Dies ist der Weg in die Zukunft.

Und dazu brauche ich Ihre volle Unterstützung. Wenn Sie, Herr Pfarrer, da nicht richtig mitziehen, mache ich das nicht. Und nicht nur ein bisschen mitziehen, sondern volle Kanne. Man muss ihnen anmerken, dass das Fundraising ihr innerstes Anliegen ist, dass Sie daran glauben."

 

Uiuiuiui. Das Zitat ist natürlich ein wenig drastifiziert, aber so kam es tatsächlich. Viele Sätze sind originalbelassen.

Und ich überlege nun, wie ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann:

 

Falscher Prophet. Rauswerfen. Ein kirchlicher Fundraiser hat sich als Diener zu verstehen, nicht als Ersatzmissionar.

 

In der Tat, da fehlt mir auch der diakonale Aspekt. Ich habe hier z.B. nicht ein "Was braucht ihr denn?" herausgehört.

 

Vielleicht hat er das Dienen selber "nur" aus dem Blick verloren oder es hat ihn noch niemand darauf gestoßen? Vielleicht ist er ja einer dieser Hochmotiviert-aber-unreflektierten. Wenn er denn ein guter "Handwerker" ist, kann man ihn evtl. noch in Richtung Dienen führen.

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"Ja, ich übernehme für die Pfarrei die Aufgabe, für das Fundraising zu sorgen. Ich mache das gut. Ich mache das professionell. Und ich werde da etwas erreichen, was Sie, Herr Pfarrer, mit ihrem Glaubenszeugs nicht erreichen: Ich werde Leute über das Spenden an die Kirche binden. Schade, dass es wieder das Geld sein wird, was bindet, aber immerhin. Dies ist der Weg in die Zukunft.

Und dazu brauche ich Ihre volle Unterstützung. Wenn Sie, Herr Pfarrer, da nicht richtig mitziehen, mache ich das nicht. Und nicht nur ein bisschen mitziehen, sondern volle Kanne. Man muss ihnen anmerken, dass das Fundraising ihr innerstes Anliegen ist, dass Sie daran glauben."

 

Uiuiuiui. Das Zitat ist natürlich ein wenig drastifiziert, aber so kam es tatsächlich. Viele Sätze sind originalbelassen.

Und ich überlege nun, wie ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann:

 

Falscher Prophet. Rauswerfen. Ein kirchlicher Fundraiser hat sich als Diener zu verstehen, nicht als Ersatzmissionar.

 

In der Tat, da fehlt mir auch der diakonale Aspekt. Ich habe hier z.B. nicht ein "Was braucht ihr denn?" herausgehört.

 

Vielleicht hat er das Dienen selber "nur" aus dem Blick verloren oder es hat ihn noch niemand darauf gestoßen? Vielleicht ist er ja einer dieser Hochmotiviert-aber-unreflektierten. Wenn er denn ein guter "Handwerker" ist, kann man ihn evtl. noch in Richtung Dienen führen.

 

Wenn jemand vom "Glaubenszeugs" nichts hält, ist er als Vertreter der Kirche, gerade auch als Spendenwerber unglaubwürdig. Ich kann mir deshalb auch nicht wirklich vorstellen, bei welcher Zielgruppe er damit Erfolg haben könnte. Sicher gibt es Leute, die gern einen schönen Kirchenbau in ihrem Dorf erhalten wollen oder die einzelne soziale Aktivitäten der Kirche gut finden, ohne sonst mit Christentum etwas anfangen zu können. Aber auch zu solchen würde ich keinen "Ungläubigen" als Vertreter schicken.

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Falscher Prophet. Rauswerfen. Ein kirchlicher Fundraiser hat sich als Diener zu verstehen, nicht als Ersatzmissionar.

So drastisch will ich das gar nicht. Wobei Deine Analyse mit dem falschen Propheten durchaus etwas Vorhandenes bezeichnet. In den letzten Jahren werde ich immer wieder darauf angesprochen, dass man die Gemeinden wirtschaftlich professioneller führen müsste. Die Leute kommen von ihrem eigenen Erfahrungsfeld - und dieses ist beruflich oft von betriebswirtschaftlichen Fortbildungen durchzogen - und versuchen, ihre Erkenntnisse auf die Pfarrgemeinde zu übertragen. Ganze Diözesen machen das ja.

 

Ich stelle mich gerade darauf ein, dass das Ganze einen breiteren Rahmen bekommt. Und da muss noch viel gesprochen werden. Die "falschen Propheten" haben meiner Meinung nach oft wirklich falsche Vorstellungen und versuchen diese auch allzu naiv in die Kirche einzuschleusen und die Kirche zu einem gut geölten Betrieb umzugestalten. Aber das heißt nicht, dass diese Propheten auch "böswillig" wären. Im Gegenteil. Sie versuchen eigentlich etwas zu tun, was ja immer wieder von ihnen gewünscht wird: ihre Welterfahrungen einzubringen.

 

Als Marschrichtung habe ich mir jetzt vorgenommen, das Thema auszudifferenzieren. Aus der binären Frage "wollen wir Fundraising" muss ein ganzer Fragenkomplex werden:

- was wir denn mit dem Geld wollen, (nur für uns selbst?)

- welche Methoden wir zur Geldgewinnung verwenden wollen,

- in welchem Maße wir Spender hätscheln (ohne dass es bedrängend wird, und ohne dass man die Nichtspender allzu sehr vernachlässigt)

- wie viel Professionalität wir wollen und wie viel naives, aber freundliches Wertschätzen

- wie wir mit den Daten unserer Pfarreimitglieder umgehen und wo (abseits von Rechtsbestimmungen) die Grenze zum Ausnutzen liegt

- ...

 

Da könnte man noch viel nennen.

Sorge macht mir die Entwicklung durchaus. Aber es scheint eine eher umfassende Entwicklung zu sein. Und da ist es mit einem Rausschmiss nicht getan. Das Thema wäre nach einem Rausschmiss weiterhin virulent und würde im Untergrund und sehr negativ diskutiert.

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Elitäres Clübchen (passendere Ausdrücke fallen leider der Netiquette zum Opfer) übrigens diese Fundraiser - der Studiengang kostet fast 10.000 Euro.

 

Bitte wer soll das denn finanzieren???

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Wenn jemand vom "Glaubenszeugs" nichts hält, ist er als Vertreter der Kirche, gerade auch als Spendenwerber unglaubwürdig.

Wahrscheinlich hält er vom "Glaubenszeugs" durchaus was, aber in völlig anderer Ausprägung.

Den Satz "Glaube ist ... ",

würde er wohl was anderes sagen, als "beten", "vertrauen", "Gottesdienst feiern".

 

Ich vermute, dass es um gute Werke geht. Und ich vermute, dass alle anderen Glaubensvollzüge auf diese guten Werke zentriert werden sollen. Aber diese Feinheiten ins Wort zu bringen, wird nicht leicht sein. Das ist haarig. Er wird den Gottesdienstbesucherglauben und den Beterglauben als weltfremde und fruchtlose Nabelschauerei abqualifizieren. Und er wird Angst davor haben, dass dann der Pfarrer und seine Getreuen mit gleicher Münze zurückzahlen und seinen Gutewerke-Glaube abqualifizieren und ihn als Ketzer brandmarken.

 

Was mich im konkreten Fall wirklich stört (alles andere rechne ich unter den normalen Wahnsinn und unter meine sowieso vorhandene Aufgabe als Priester), ist die Pistole auf meiner Brust "Wenn der Pfarrer nicht dies und das tut, wenn ich diese und jene Hilfsmittel bekomme ... dann mach ich eben gar nix!" Das ist das Ende eines Gesprächs. Da wird versucht, Motivation und Überzeugung durch Druck zu ersetzen. Und mir wird jetzt immer klarer, dass ich mich darauf nicht einlassen darf.

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Elitäres Clübchen (passendere Ausdrücke fallen leider der Netiquette zum Opfer) übrigens diese Fundraiser - der Studiengang kostet fast 10.000 Euro.

Bitte wer soll das denn finanzieren???

Jaja, das ist natürlich der übelste Verdacht. Und der wird aufkommen: Dass das Fundraising dem Fundraiser am meisten nützt.

 

Allerdings treten bei uns in der Gemeinde nur Leute auf, die ein paar Kurse gemacht haben, deren Kosten (wenn überhaupt) ziemlich niedrig sind.

Ein gewisses Misstrauen gegenüber Unternehmensberatungs- und Geldberatungsfirmen habe ich allerdings immer.

Ich glaube, dass "Wirtschaft" inzwischen eine komplette Religion ist. Und ihr Gott ist keineswegs nur der Mammon, sondern was Mehrköpfiges. Mammon ist nur der eine Kopf. Andere heißen Leistung und Erfolg. Und ein gewisses, hochnäsiges Flair, das im 19. Jahrhundert eher Ingenieuren vorbehalten war.

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Was mich im konkreten Fall wirklich stört (alles andere rechne ich unter den normalen Wahnsinn und unter meine sowieso vorhandene Aufgabe als Priester), ist die Pistole auf meiner Brust "Wenn der Pfarrer nicht dies und das tut, wenn ich diese und jene Hilfsmittel bekomme ... dann mach ich eben gar nix!" Das ist das Ende eines Gesprächs. Da wird versucht, Motivation und Überzeugung durch Druck zu ersetzen. Und mir wird jetzt immer klarer, dass ich mich darauf nicht einlassen darf.
Auf Erpressung sollte man nicht eingehen. Evtl. reagiert er, wenn Du sagst, daß es kein Problem wäre, Du würdest einfach jmd. anders bitten (entweder will er dann seine Maßstäbe erkennbar durchdrücken, oder er reagiert wie eine beleidigte Leberwurst, dann hast Du die indirekte Bestätigung, daß er mehr seine eigene Agenda puscht als das Interesse der Gemeinde).
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Falscher Prophet. Rauswerfen. Ein kirchlicher Fundraiser hat sich als Diener zu verstehen, nicht als Ersatzmissionar.

So drastisch will ich das gar nicht. Wobei Deine Analyse mit dem falschen Propheten durchaus etwas Vorhandenes bezeichnet. In den letzten Jahren werde ich immer wieder darauf angesprochen, dass man die Gemeinden wirtschaftlich professioneller führen müsste. Die Leute kommen von ihrem eigenen Erfahrungsfeld - und dieses ist beruflich oft von betriebswirtschaftlichen Fortbildungen durchzogen - und versuchen, ihre Erkenntnisse auf die Pfarrgemeinde zu übertragen. Ganze Diözesen machen das ja.

 

Ich stelle mich gerade darauf ein, dass das Ganze einen breiteren Rahmen bekommt. Und da muss noch viel gesprochen werden. Die "falschen Propheten" haben meiner Meinung nach oft wirklich falsche Vorstellungen und versuchen diese auch allzu naiv in die Kirche einzuschleusen und die Kirche zu einem gut geölten Betrieb umzugestalten. Aber das heißt nicht, dass diese Propheten auch "böswillig" wären. Im Gegenteil. Sie versuchen eigentlich etwas zu tun, was ja immer wieder von ihnen gewünscht wird: ihre Welterfahrungen einzubringen.

 

Als Marschrichtung habe ich mir jetzt vorgenommen, das Thema auszudifferenzieren. Aus der binären Frage "wollen wir Fundraising" muss ein ganzer Fragenkomplex werden:

- was wir denn mit dem Geld wollen, (nur für uns selbst?)

- welche Methoden wir zur Geldgewinnung verwenden wollen,

- in welchem Maße wir Spender hätscheln (ohne dass es bedrängend wird, und ohne dass man die Nichtspender allzu sehr vernachlässigt)

- wie viel Professionalität wir wollen und wie viel naives, aber freundliches Wertschätzen

- wie wir mit den Daten unserer Pfarreimitglieder umgehen und wo (abseits von Rechtsbestimmungen) die Grenze zum Ausnutzen liegt

- ...

 

Da könnte man noch viel nennen.

Sorge macht mir die Entwicklung durchaus. Aber es scheint eine eher umfassende Entwicklung zu sein. Und da ist es mit einem Rausschmiss nicht getan. Das Thema wäre nach einem Rausschmiss weiterhin virulent und würde im Untergrund und sehr negativ diskutiert.

 

Ein Gemeindemitglied kann man natürlich nicht einfach rauswerfen. Das war eher bildlich gemeint. - Deine Marschrichtung scheint mir richtig. Zur Gesamtverantwortung aller Gläubigen für die Gemeinde gehört nun mal auch das Finanzielle. Das ist nicht selbstverständlich, weil Geldthemen oft als Tabu behandelt werden. Ein erster Schritt wäre die Schaffung von Transparenz durch Veröffentlichung einer Einnahmen- Ausgabenrechnung der Gemeinde. Und dann kann diskutiert werden, was man gern noch tun würde und wieviel Geld das kostet. Und dann erst kann man überlegen, wie man Deckungslücken schließt. Ein fundamentaler Unterschied, den christliches Fundraisung beachten muß, ist der, daß bei uns 50 Cent vom Taschengeld eines Schülers genausoviel wert sind wie 50 Euro eines wohlhabenden Beamten. Eine VIP-Loge in der ersten Reihe für Großspender können wir nicht bieten. Das Ausnutzen der Eitelkeit potentieller Spender ist deshalb nur eingeschränkt möglich.

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Allerdings treten bei uns in der Gemeinde nur Leute auf, die ein paar Kurse gemacht haben, deren Kosten (wenn überhaupt) ziemlich niedrig sind.

Ein gewisses Misstrauen gegenüber Unternehmensberatungs- und Geldberatungsfirmen habe ich allerdings immer.

Ich glaube, dass "Wirtschaft" inzwischen eine komplette Religion ist. Und ihr Gott ist keineswegs nur der Mammon, sondern was Mehrköpfiges. Mammon ist nur der eine Kopf. Andere heißen Leistung und Erfolg. Und ein gewisses, hochnäsiges Flair, das im 19. Jahrhundert eher Ingenieuren vorbehalten war.

 

 

das glaube ich nicht nur, ich meine, das in meinem allernächsten Umfeld ziemlich deutlich wahrgenommen zu haben. Das Schlimmste daran ist, dass diese Religion "Wirtschaft" selbst fromme "brave" Katholiken ergreift, ohne dass sie sich dessen auch nur ansatzweise bewusst wären...

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Was mich im konkreten Fall wirklich stört (alles andere rechne ich unter den normalen Wahnsinn und unter meine sowieso vorhandene Aufgabe als Priester), ist die Pistole auf meiner Brust "Wenn der Pfarrer nicht dies und das tut, wenn ich diese und jene Hilfsmittel bekomme ... dann mach ich eben gar nix!" Das ist das Ende eines Gesprächs. Da wird versucht, Motivation und Überzeugung durch Druck zu ersetzen. Und mir wird jetzt immer klarer, dass ich mich darauf nicht einlassen darf.

Das ist so'n bisschen Georg W. Bush Manier: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Da gefällt mir der Ansatz Jesu, wer nicht gegen uns ist, ist für uns, schon besser.

 

Ich frage mich, ob so eine krude Einstellung fürs Fundraising nicht eher hinderlich ist.

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das glaube ich nicht nur, ich meine, das in meinem allernächsten Umfeld ziemlich deutlich wahrgenommen zu haben. Das Schlimmste daran ist, dass diese Religion "Wirtschaft" selbst fromme "brave" Katholiken ergreift, ohne dass sie sich dessen auch nur ansatzweise bewusst wären...

Ich denke auch, dass diese andere Religion das tiefergehende Problem ist. Wäre die Aussage meines Pfarrgemeinderates eine Einzelaussage, hätte ich wohl nicht so viele Probleme damit. Aber es handelt sich um eine ziemlich handelsübliche Einstellung. Und diese ist sehr an der jeweiligen Jetztzeit und an Bedürfnissen von Menschen orientiert. Das macht sie sehr einleuchtend.

 

Außerdem frage ich mich, ob sich das Spendenverhalten der Katholiken wirklich so stark optimieren lässt. Wir haben gute Spender. Und es ist ja auch nicht so, dass wir bisher nichts für die Spender getan hätten. Bei jeder Spende über 50 € stellen wir Spendenbescheinigungen aus - und wenn wir schon mal dabei sind, schicken wir auch gleich ein kleines Dankeskärtchen an den Spender zurück. Über die wesentlichen Spendenanliegen informieren wir recht offen. Wenn wir die Transparenz noch erhöhen, könnte es auch sein, dass sich die Leute bedrängt fühlen und sich fragen, worum es uns eigentlich geht. Und immer wieder stehen nach der Kirche die Ministranten da und machen irgend eine Aktion, um ihre Romwallfahrt zu finanzieren. Wenn man noch mehr macht, kommt recht schnell der Verdacht auf, dass die Kirche immer nur drei Dinge will: Geld, Geld und nochmal Geld.

 

Meiner Meinung nach ist es eher an der Zeit, sich zu fragen, ob wir wirklich noch so viel Geld brauchen. Wir werden doch eher weniger. Unser Pfarrheim ist für die wirklich kirchlichen Dinge (mal abgesehen vom Pfarrfest) eher zu groß. Die Kirche ist zu groß. Wir heizen sie im Winter an den Wochentagen für ein paar wenige Gottesdienstbesucher. Unsere Büros sind mit tausenderlei Dingen überfrachtet, die eher mit großen Erwartungen, als mit wirklicher Organisation der Glaubensanliegen zu tun haben. Und Personal ist teuer.

 

Vor allem scheint es mir an einer angemessenen und realistischen Selbstsicht zu mangeln. Wir wollen dauernd noch groß mitmischen im Dorf, mitbestimmen, repräsentieren ... Wie groß sind wir denn wirklich und wie viel Kraft und Mitarbeiter haben wir denn so? Und maßlose Selbstüberschätzung ist auf die Dauer noch teuerer, als Personalkosten.

 

Wenn wir schon Geld eintreiben, dann könnte das doch eher mal für ein Projekt in der dritten Welt sein. Glücklicherweise tun wir das ja auch (Sternsinger). Und auch die Caritaskollekte fließt nicht in Selbstzwecke der Pfarrgemeinde. Aber hiervon war beim Fundraising, so wie es bei uns vorgestellt wurde, noch keine Rede.

 

Man muss, denke ich, bei dem ganzen Fundraising aufpassen, dass es nicht in Eigennutz und Wichtigtuerei ausartet.

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Man muss, denke ich, bei dem ganzen Fundraising aufpassen, dass es nicht in Eigennutz und Wichtigtuerei ausartet.

 

Offenbar habt ihr weniger ein Einnahme- sondern ein Ausgabenproblem. Zu große und damit zu teure Infrastruktur. Das ist ja oft so bei Gemeinden. Kirchenheizung ist auch so ein Thema, weil es bei größeren und älteren Bauten meist nicht geht, in der Woche die Heizung abzuschalten, da man die Kirche am Wochende so schnell gar nicht warm bekäme. Vielleicht kann man Räume des Pfarrheims an Externe vergeben und einen Beitrag dafür bekommen? Das wäre doch eine Aufgabe für so einen eifrigen Fundraiser. -

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Offenbar habt ihr weniger ein Einnahme- sondern ein Ausgabenproblem.

Ein Satz, den wir uns noch kräftig hinter die Ohren schreiben können. Und mit uns zusammen viele weitere Pfarrgemeinden. Vielleicht sogar die ganze Kirche. Sollte er sich tatsächlich einprägen, bekäme das Christentum ein anderes Gesicht. Aber davon sind wir noch weit entfernt.

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Was mich im konkreten Fall wirklich stört (alles andere rechne ich unter den normalen Wahnsinn und unter meine sowieso vorhandene Aufgabe als Priester), ist die Pistole auf meiner Brust "Wenn der Pfarrer nicht dies und das tut, wenn ich diese und jene Hilfsmittel bekomme ... dann mach ich eben gar nix!" Das ist das Ende eines Gesprächs. Da wird versucht, Motivation und Überzeugung durch Druck zu ersetzen. Und mir wird jetzt immer klarer, dass ich mich darauf nicht einlassen darf.
Ich hab'jetzt erst mal drüber geschlafen, bis ich gemerkt habe, was mich an dieser Aussage berührt.

In gewisser Weise kann ich den angehenden Fundraiser Spendensammler nämlich verstehen: Das hat keinen Sinn, wenn Du nicht wirklich dahinter stehst. Nichts ist schlimmer für einen engagierten Ehrenamtler, als einen Pfarrer, der das Engagement (unbewußt) hintertreibt. Wenn Oma Meier dich auf den Spendensammler anspricht und Du dann sagen würdes: "Nee, sooo war das ja gar nicht gemeint" - da könnte man als Spendensammler doch nur noch einpacken. Welche Erfahrung hatte dein Spendensammler gemacht, um dir so "die Pistole auf die Brust zu setzen"?

[um es ganz klar zu sagen: DIR traue ich so was nicht zu. DU denkst vorher drüber nach (u.a. hier im Forum) wie du dazu stehst. WENN Du dein OK zum Fundraising gibtst, dann wirst Du auch voll dahinter stehen, ohne Zweifel.]

 

Eine andere - und wohl die entscheidende - Frage ist: Wozu das ganze? Wofür wird, in der Gemeinde, in der Kirche, (mehr) Geld gebraucht als jetzt schon da ist, mit den vorhandenen Methoden der Geldbeschaffung? Ich denke, wenn das Ziel klar ist (Geld für...), dann ist auch Sinn oder Unsinn des professionellen Spendensammelns klar.

 

PS.: Habt ihr keine getrennt heizbare Seitenkapelle für die Werktagsgottesdienste?

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Offenbar habt ihr weniger ein Einnahme- sondern ein Ausgabenproblem.

Ein Satz, den wir uns noch kräftig hinter die Ohren schreiben können. Und mit uns zusammen viele weitere Pfarrgemeinden. Vielleicht sogar die ganze Kirche. Sollte er sich tatsächlich einprägen, bekäme das Christentum ein anderes Gesicht. Aber davon sind wir noch weit entfernt.

 

Zumindest die Kirche in Deutschland. Kirchensteuer macht fett.

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Das hat keinen Sinn, wenn Du nicht wirklich dahinter stehst. Nichts ist schlimmer für einen engagierten Ehrenamtler, als einen Pfarrer, der das Engagement (unbewußt) hintertreibt. Wenn Oma Meier dich auf den Spendensammler anspricht und Du dann sagen würdes: "Nee, sooo war das ja gar nicht gemeint" - da könnte man als Spendensammler doch nur noch einpacken. Welche Erfahrung hatte dein Spendensammler gemacht, um dir so "die Pistole auf die Brust zu setzen"?

Dann muss er mich erst mal voll und ganz überzeugen, bevor er vollständige Überzeugtheit von mir fordert.

 

Ich sehe es eher andersrum: Der Fundraiser muss von seinem Anliegen überzeugt sein. Wenn er alles hinschmeißen will, weil der Pfarrer nicht voll dahinter steht, kann er sowieso einpacken. Ein Pfarrerswechsel, und schon ist alles dahin. Ein nicht voll überzeugter Pfarrer ist natürlich ein Hemmschuh. Das kann zu leidigen Erfahrungen und zu weniger Effektivität führen. Aber damit muss auch ein Ehrenamtlicher fertig werden. Soll ich wirklich nur noch solche Aktivitäten zulassen, hinter denen ich voll und ganz stehe? Das wäre übelste Tyrannei.

 

In meiner ersten Kaplansstelle hatte ich einen sehr weisen Pfarrer. In der Pfarrei gab es eine charismatische Gruppe. Was dort lief, war manchmal schauderhaft und rief bei ihm oft genug ein Kopfschütteln hervor. Ich habe ihm mehrmals vorgeschlagen, dem Treiben der Protagonistin ein Ende zu setzen. Darauf erhielt ich eine sehr weise Antwort von ihm: "Die gute Frau gibt hier einer Menschengruppe etwas, was ich ihr nicht geben könnte. Sie spricht Menschen an, zu denen ich keinen Zugang habe. Und trotz aller Meinungsverschiedenheit sehe ich, dass sie unter dem Strich hier mit viel gutem Engagement Gutes tut. Wir lassen es am besten so, wie es ist." Also hat er weiterhin gelegentlich gejammert, manchmal sogar gegen bestimmte Dinge Position eingenommen, aber die Protagonistin und die Gruppe bestehen lassen. Bei bestimmten Anlässen hat er sich sogar einbinden, nicht aber vor den Karren spannen lassen. Für mich ist dies ein Vorbild echter Toleranz und einer Übersicht, die über die eigene Position hinausgeht.

 

Ich erwarte ja auch nicht, dass mein Bischof oder Papst hinter allem steht, was ich so treibe. Allerdings käme ich auch nicht auf die Idee, ihnen mit meinem Rückzug zu drohen, falls sie nicht voll und ganz nach meiner Pfeife tanzen.

 

Wenn ich mich nicht voll vom Fundraising überzeugt bin und auch nicht bereit bin, dies den Leuten vorzuheucheln, dann ist das ein Problem unter vielen anderen. Und wenn der Ehrenamtliche nicht bereit ist, solche Probleme durchzutragen und seine Überzeugung auch gegen meine Zurückhaltung zu vertreten, dann ist sein Engagement für mich nicht einmal respektabel. Vor jemandem, der eine Überzeugung vertritt, habe ich Achtung. Mit jemandem, der bei jedem Problem das Schwänzchen einzieht, stehe ich nicht auf Augenhöhe.

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Lieber Mecky,

 

damit hast Du natürlich voll und ganz Recht.

 

Vielleicht liegt der Unterschied darin, ob jemand was in der Kirche tut, und da ist die katholische Kirche halt sehr katholisch, vieles hat einen Platz.

Oder ob jemand was für die Kirche tut, ganz konkret für die Pfarrei. Dann darfst Du zumindest nicht dagegen sein.

Oder tut jemand was im Auftrag der Pfarrei. Dann mußt Du als "Chef" schon dahinter stehen, oder wenigstens der PGR-Vorsitzende oder so.

 

Fundraising (wofür jetzt eigentlich?) kann wohl nur im Auftrag der Kirche stattfinden. Also ist deine Zustimmung schon wichtig. Wenn ich jetzt einfach mal so losgehen würde und für die Kirche Geld sammeln würde, das wäre wohl seltsam. Der Adventsbasar für die Partnergemeidne in der dritten Welt ist dagegen eine Aktivität in der Kirche, hier konkret für die dritte Welt. Und die Sternsinger haben nicht nur für die dritte Welt gesammelt, sondern sogar im Auftrag der Bischöfe.

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Hier mal eine sehr kreative Methode: http://www.kath.net/news/40751

Haben wir auch schon ausprobiert:

 

Wir haben zu Ostern 2010 5€-Scheine im Wert von insgesamt etwa 1000 € ausgeteilt. Man sollte damit für den Pfarrhofumbau und die neue Orgel wirtschaften. Und zu Erntedank kamen über 12000 € zurück.

 

Nicht ganz so lukrativ wie das angeführte Beispiel, aber doch auch nicht schlecht!

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