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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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vor 17 Minuten schrieb iskander:

Wobei ich damit nicht die Verantwortung auf die Kirche schieben möchte; sie dürfte kaum gesagt haben, dass der sexuelle Missbrauch besser sei als eine Heirat ohne Dispens.

Wie wir hier aber schon öfter gelesen haben, hat die Kirche nicht gesagt "sexueller Missbrauch an Kindern ist besser als Heirat ohne Dispens", ABER (und damit dürften im Ergebnis ähnliche Schlussfolgerungen gezogen werden), sie hat offentlich die Lehre vertreten, JEDE sexuelle Regung in gleichwelchem Zusammenhang ist schwere Sünde. Damit wird die gemeinsame Selbstbefriedigung - sei das Kind dazu genötigt oder nicht - auf das gleiche Teufelsrost gelegt, wie die gewaltsame Penetration. Und soweit zu erkennen ist, hat sich an dieser Sicht auch bis heute allenfalls in der Pastoral und der Katechese getan, aber wenn dann im Gegensatz zur Lehre nicht in ihrer Entfaltung.

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vor 33 Minuten schrieb Flo77:

Wie wir hier aber schon öfter gelesen haben, hat die Kirche nicht gesagt "sexueller Missbrauch an Kindern ist besser als Heirat ohne Dispens", ABER (und damit dürften im Ergebnis ähnliche Schlussfolgerungen gezogen werden), sie hat offentlich die Lehre vertreten, JEDE sexuelle Regung in gleichwelchem Zusammenhang ist schwere Sünde. Damit wird die gemeinsame Selbstbefriedigung - sei das Kind dazu genötigt oder nicht - auf das gleiche Teufelsrost gelegt, wie die gewaltsame Penetration. Und soweit zu erkennen ist, hat sich an dieser Sicht auch bis heute allenfalls in der Pastoral und der Katechese getan, aber wenn dann im Gegensatz zur Lehre nicht in ihrer Entfaltung.

 

Eine interessante Sichtweise. Das würde ja in der Konsequenz bedeuten, dass die gelehrte Sündhaftigkeit jedes sexuellen Aktes außerhalb der (legitimen) Ehe, dazu geführt hätte, dass es innerhalb der sexuellen Verstöße keine Binnenunterscheidung oder Hierarchiesierung in der Wahrnehmung der Priester gegeben hätte. (Weshalb auch der Missbrauch des Kindes nicht mehr oder weniger sündhaft wahrgenommen wurde). 

 

Das wäre ein Erklärungsansatz, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass ein Kleriker, der ja (zumindest früher) nicht zu knapp auch die Morallehre studiert hat, nicht zwischen der subjektiv schwereren Verfehlung einer Vergewaltigung und einer freiwilligen Affäre unterscheiden konnte. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 18 Minuten schrieb Studiosus:

 

Eine interessante Sichtweise. Das würde ja in der Konsequenz bedeuten, dass die gelehrte Sündhaftigkeit jedes sexuellen Aktes außerhalb der (legitimen) Ehe, dazu geführt hätte, dass es innerhalb der sexuellen Verstöße keine Binnenunterscheidung oder Hierarchiesierung in der Wahrnehmung der Priester gegeben hätte. (Weshalb auch der Missbrauch des Kindes nicht mehr oder weniger sündhaft wahrgenommen wurde). 

 

Das wäre ein Erklärungsansatz, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass ein Kleriker, der ja (zumindest früher) nicht zu knapp auch die Morallehre studiert hat, nicht zwischen der subjektiv schwereren Verfehlung einer Vergewaltigung und einer freiwilligen Affäre unterscheiden konnte. 

Nun, soweit der Jone das bevorzugte Morallehrbuch war, bleibt einem wenig anderes zu vermuten, als daß für diese Unterscheidung tatsächlich wenig Gespür vorhanden war.

 

Unser heutiges Verständnis als damals bereits in dieser Form gegeben vorauszusetzen halte ich für etwas sehr vereinfachend und wenig realitätsnah.

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Es scheint so zu sein, dass manch einer nur "Verfehlung gegen das sechste Gebot" beichtet, wenn der Priester dann nicht nachfragt...

Und in den 1970ern sehen wir viele "Beziehungstäter", der/die 14 jährige schläft ja freiwillig mit mir, so sagte sich das mancher wie es scheint.

Und die Obrigkeit scheint da ab etwa 1960 kaum unterschieden zu haben.

 

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vor 20 Minuten schrieb Studiosus:

Das wäre ein Erklärungsansatz, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass ein Kleriker, der ja (zumindest früher) nicht zu knapp auch die Morallehre studiert hat, nicht zwischen der subjektiv schwereren Verfehlung einer Vergewaltigung und einer freiwilligen Affäre unterscheiden konnte. 

Unterscheiden schon. Aber es bestand doch die Gefahr, es nicht wirklich unterschiedlich zu bewerten. Zumal der Mensch zu erstaunlicher Gedankenakrobatik in der Lage ist, um Wollen und Sollen unter einen Hut zu bekommen. Dazu kommt, als Teilbereich, daß homosexuelle Handlungen nicht immer als sexuelle Handlungen wahrgenommen wurden. Wie auch, wenn man die eigene Homosexualität gründlichst verdrängt?

Und: Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat(te) die Morallehre eben keinen echten Unterschied zwischen einer Vergewaltigung und einer freiwilligen Affäre gemacht. Eine interessante Voraussetzung, wenn man sich die Bewertung der eigenen Schuld zurechtlügen will.

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vor 1 Minute schrieb Chrysologus:

Es scheint so zu sein, dass manch einer nur "Verfehlung gegen das sechste Gebot" beichtet, wenn der Priester dann nicht nachfragt...

DAS wäre legitim??? Ich hab ja schon nach Worten ringend im Beichstuhl gekniet, aber auf die Idee, wäre ich nicht gekommen...

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vor 3 Minuten schrieb Flo77:

DAS wäre legitim??? Ich hab ja schon nach Worten ringend im Beichstuhl gekniet, aber auf die Idee, wäre ich nicht gekommen...

Es scheint so, aber da muss ich noch Feldstudien betreiben.

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Also dass man sich das mit gedanklichen Verbiegungen zurecht legen kann, glaube ich unbesehen. Das kann man immer. Aber ich denke, zumindest legt mir das mein eigenes Studium der Quellen nahe, dass es auch vor 100 Jahren ein Bewusstsein dafür gab, dass raptus/stuprum und pollutio zwei unterschiedliche Sachverhalte sind, obwohl hinter beidem als gemeinsame Basis die Verletzung der Keuschheit respektive ein Verstoß gegen das Sechste Gebot steht. 

 

Und was auch zu bedenken ist: Die Menschen vor 30, 50, 100 Jahren waren ja - aufgrund oder trotz der kirchlichen Sozialisation und Ausbildung - nicht dümmer als wir. 

bearbeitet von Studiosus
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vor einer Stunde schrieb Studiosus:

Das würde ja in der Konsequenz bedeuten, dass die gelehrte Sündhaftigkeit jedes sexuellen Aktes außerhalb der (legitimen) Ehe, dazu geführt hätte, dass es innerhalb der sexuellen Verstöße keine Binnenunterscheidung oder Hierarchiesierung in der Wahrnehmung der Priester gegeben hätte. (Weshalb auch der Missbrauch des Kindes nicht mehr oder weniger sündhaft wahrgenommen wurde).

 

In diesem Zusammenhang fällt mir immer die Hierarchisierung von Thomas v. Aquin ein, derzufolge ein "widernatürlicher Akt" (wie Masturbation oder nicht-vaginaler Verkehr schlimmer wiegt als eine Vergewaltigung. Man kann nur froh sein, dass die Leute dann wohl doch noch genügend gesunden Menschenverstand hatten, das in der Praxis nicht so ernst zu nehmen.

 

vor 51 Minuten schrieb Chrysologus:

Es scheint so zu sein, dass manch einer nur "Verfehlung gegen das sechste Gebot" beichtet, wenn der Priester dann nicht nachfragt...

 

Das bestätigt auch Cornwell in seinem Buch über die Beichte. Die Priester sagten dann etwa, dass sie einen sexuellen Akt mit einer anderen Person vollzogen hatten, sie sagten aber beispielsweise auch nicht, dass sie Priester sind. Der Beichtvater fragte dann vllt nach, ob die andere Person männlich oder weiblich war, aber normalerweise nicht ob sie ein Kind war.

 

"Wie Pater A. zugab, bestand ein zentrales Element in der Strategie, mit der er sich die Absolution sichern wollte – wie auch bei anderen Priestern –, darin, dass er seine Beichtväter »sorgfältig auswählte«: Er wollte sichergehen, dass sie keine unbequemen Fragen stellten oder auf seine Bekenntnisse empört reagierten." Nur einmal, so Pater A., sei er kalt erwischt worden. »Ich ging zur Beichte und wurde von dem Mann angeherrscht … Er sagte mir auf den Kopf zu: ›Sie wissen: Was Sie da machen, ist nicht nur moralisch verwerlich, sondern auch eine Straftat.‹«"

 

Allerdings reagierten viele Beichtväter offenbar auch dann unangemessen, wenn die Tat explizit erwähnt wurde:

 

"An einem Punkt im Interview berichtet Pater A., dass er Kindsmissbräuche explizit gebeichtet habe, und selbst überrascht gewesen sei, dass er von fast keinem Beichtvater gerügt worden sei: »Von allen Malen, bei denen ich den Missbrauch an einem Minderjährigen gestand, habe ich nach meiner Erinnerung nur einmal eine Rüge oder den Rat bekommen, solche Übergriffe zu unterlassen.«40 Von Dutzenden befragten Beichtvätern räumte nur einer ein, der inzwischen im Laienstand ist und sein Amt vor ungefähr 30 Jahren aufgab, dass mehrfach ein Priester zu ihm kam, um Missbräuche zu beichten. »Was haben Sie ihm gesagt?« – »Nichts«, antwortete er. »Ich erlegte ihm drei Ave-Maria oder Ähnliches auf … Vor Jahren hielten wir solche Verfehlungen nicht für so schrecklich.« Viele Informanten teilten mir mit, dass sie nicht unbedingt wussten, was da gebeichtet wurde, und bei einer Vermutung auch nicht hätten nachhaken wollen. Ein ehemaliger Jesuitenpriester redete sich so heraus: »In unseren moralischen und pastoralen Handbüchern stand, dass wir nicht zu neugierig sein sollten … Meistens wollte man die Pönitenten ja möglichst effizient abarbeiten. Vielleicht hatten wir einen Verdacht, wollten aber nicht nachbohren.«"

 

Ein anderer Priester erklärte:

 

"'Ich will Ihnen nur sagen: Wenn Leute zu mir kamen, um unkeusche Praktiken oder sexuellen Verkehr mit anderen zu beichten, wollte ich den Personenstand, ob verheiratet oder nicht, und den des Sexualpartners wissen, und ob der Sex einvernehmlich war oder nicht. Ich habe wohl nicht automatisch nachgefragt, ob es ein Kind oder ob es nicht einvernehmlich gewesen war: Das war Sache des Pönitenten, so etwas zu beichten. Manche Priester wollten wissen, ob Verhütungsmittel gebraucht worden waren. Ich wollte das eigentlich nicht wissen, es sei denn, der Pönitent sprach es von sich aus an.'"

 

Wobei ich durchaus Verständnis für diejenigen Priester habe, die bei allgemeinen Aussagen nicht nachgefragt haben, sofern nicht zumindest ein gewisser Verdacht bestand. Die allermeisten Leute, die einen "illegitimen" Sexualverkehr beichten, und dies ja in legaler Weise und sind keine Vergewaltiger und missbrauchen auch keine Kinder; und entsprechende Nachfragen hätten sicherlich viele harmlose Pönitenten schockiert.

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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Das wäre ein Erklärungsansatz, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass ein Kleriker, der ja (zumindest früher) nicht zu knapp auch die Morallehre studiert hat, nicht zwischen der subjektiv schwereren Verfehlung einer Vergewaltigung und einer freiwilligen Affäre unterscheiden konnte. 

Wobei da zuvor noch die Frage wäre, wie viele Vergewaltiger sich jedenfalls im Moment der Tat klar sind, dass sie gerade vergewaltigen? Ich fürchte, da ist ganz oft eine Selbsttäuschung bei, „er/sie will es doch eigentlich auch“, „es steht mir zu“, oder welche verquere Logik auch immer. Und anschließend müssen solche Ideen ja erst recht verstetigt werden, um das Gewissen zu anästhesieren. Einen Bruch gegen das Zölibat kann man da vergleichsweise einfach beichten und bereuen.

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vor 32 Minuten schrieb iskander:

Von Dutzenden befragten Beichtvätern räumte nur einer ein, der inzwischen im Laienstand ist und sein Amt vor ungefähr 30 Jahren aufgab, dass mehrfach ein Priester zu ihm kam, um Missbräuche zu beichten. »Was haben Sie ihm gesagt?« – »Nichts«, antwortete er. »Ich erlegte ihm drei Ave-Maria oder Ähnliches auf … Vor Jahren hielten wir solche Verfehlungen nicht für so schrecklich.«

Das wäre jetzt erstmals ein Indiz für Inge33s These - allerdings wäre hier ausgerechnet die Beichte Motor des Skandals.

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Gerade eben schrieb Chrysologus:

Das wäre jetzt erstmals ein Indiz für Inge33s These - allerdings wäre hier ausgerechnet die Beichte Motor des Skandals.

Was jetzt wenig überraschen würde.

 

Hier konnte (und kann) ein Täter sein Gewissen nach dem Ritus der Kirche reinigen ohne irgendwelche Konsequenzen zu fürchten. Selbst WENN ein Beichtvater penetranter gewesen wäre, war und ist der Poenitent durch das Beichtsiegel geschützt.

 

Oder liege ich da falsch?

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Man muss hier meines Erachtens auch aufpassen, die Ebenen nicht zu sehr zu vermischen. Die Beichtväter sind zunächst und vornehmlich nicht dafür verantwortlich (und auch nicht in der Position), missbrauchende Priester aus dem Verkehr zu ziehen. Ihr Bereich ist das forum internum, im engeren Sinne die Seelenführung. Natürlich hätten sie darauf hinwirken sollen, dass Priester von diesem Verhalten ablassen. Aber die Aufsicht über ihre Priester obliegt immer noch den Bischöfen respektive den Ordinarien. Ein im Rahmen der sakramentalen Beichte "gestandenes" missbräuchliches Verhalten hat auch keine realistische Chance auf Bekanntwerden. Solange gilt, dass das sigillum confessionis unverletzlich ist, sind dem Beichtvater die Hände gebunden. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Die Beichtväter sind zunächst und vornehmlich nicht dafür verantwortlich (und auch nicht in der Position), missbrauchende Priester aus dem Verkehr zu ziehen. Ihr Bereich ist das forum internum, im engeren Sinne die Seelenführung. Natürlich hätten sie darauf hinwirken sollen, dass Priester von diesem Verhalten ablassen.

Nun, die Haltung ihrer Pönitenten sollten sie schon prägen, oder etwa nicht?  Dann aber wären sie Absolutionsautomaten.

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vor 1 Stunde schrieb Chrysologus:

Das wäre jetzt erstmals ein Indiz für Inge33s These - allerdings wäre hier ausgerechnet die Beichte Motor des Skandals.

 

Ich sehe das eher so, dass man auch bereits vor der sexuellen Revolution den Missbrauch nicht so schlimm fand (und das Kindeswohl wohl ohnehin eine geringere Rolle spielte):

 

"That the young were sexually abused was well known to nineteenth-century Americans. In New York City, between 1790 and 1876, between a third and a half of rape victims were under the age of 19; during the 1820s, the figure was 76 percent. The historian Lynn Sacco found more than 500 published newspaper reports of father-daughter incest between 1817 and 1899. An 1894 textbook, A System of Legal Medicine, reported that the 'rape of children is the most frequent form of sexual crime.'

In his landmark study of female sexual behavior, published in 1953, Alfred Kinsey reported that fully a quarter of all girls under the age of 14 reported that they had experienced some form of sexual abuse, including exhibitionism, fondling, or incest (at rates roughly similar to those reported today). Yet when these findings were reported, they evoked virtually no public interest, although Kinsey’s statistics about pre-marital sexual activity and adultery provoked a huge public outcry."

 

https://tif.ssrc.org/2012/07/13/placing-childhood-sexual-abuse-in-historical-perspective/

bearbeitet von iskander
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Papst Franziskus äußert sich zu den Missbräuchen in der katholischen Kirche. Für mich sind seine Äußerungen einmal mehr ein Beleg dafür, welche Vorreiterrolle die katholische Kirche in Sachen Missbrauchsaufarbeitung einnimmt, auch wenn noch Verbesserungsbedarf bestehen mag. Aber aus meinen Augen ist kaum einer auf einem solch guten Weg wie die Kirche.

 

https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-03/gebetsvideo-papst-missbrauch-maerz.html

 

 

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So ist es. Für den Bereich der katholischen Kirche ist das Missbrauchsthema ziemlich gut im Griff. Zumindest seit man sich ernsthaft und auch auf universalkirchlicher Ebene damit beschäftigt. Und vor allem zeigt sich, dass die Einhegung des Missbrauchs erfolgreich war, ohne die Kirche vom Kopf auf die Füße stellen zu müssen, was ja, wenn man den Konnex zwischen sexuellem Missbrauch und Kirchenreform zugrunde legt, der deutsche Ansatz ist. Die Prävention funktioniert und das sollte alle freuen. 

 

Ich habe auch das Gefühl, dass Rom und viele andere Ortskirchen langsam aber sicher von diesem Thema wieder abkommen. Nicht in dem Sinne, dass die Zügel wieder gelockert würden, sondern was die Missbrauchskrise als alles bestimmendes Motiv angeht. Jedenfalls erscheint es mir nicht mehr so prominent wie noch vor 5 Jahren. Festgebissen haben sich hier vor allem wieder die Deutschen, die Studie über Studie und Gutachten über Gutachten teils mit jahrelanger Verzögerung vorlegen. Oftmals auch rein rückwärts gewandte Studien, die keinen Mehrwert für die aktuelle Situation der Kirche, geschweige denn zur Verantwortung amtierender Hierarchen bieten. 

 

Der Missbrauch bleibt eine Wunde, das macht der Papst ganz klar. Und die Sorge um die Opfer bleibt ebenfalls eine Aufgabe der Kirche. Aber der ganze Missbrauchskomplex wird nunmehr zu einer Wunde, die nicht mehr lähmt oder zu Alarmismus ruft, sondern die integriert werden kann und mit der ein Weg in die Zukunft der Kirche gut möglich ist. Man hat Fehler gemacht und man hat gelernt. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 6 Stunden schrieb Inge33:

Papst Franziskus äußert sich zu den Missbräuchen in der katholischen Kirche. Für mich sind seine Äußerungen einmal mehr ein Beleg dafür, welche Vorreiterrolle die katholische Kirche in Sachen Missbrauchsaufarbeitung einnimmt, auch wenn noch Verbesserungsbedarf bestehen mag. Aber aus meinen Augen ist kaum einer auf einem solch guten Weg wie die Kirche.

Hier muß ich dir uneingeschränkt zustimmen!

 

Meine Hauptsorge dabei ist, daß die Kirche zu sehr nach spezifisch kirchlichen Ursachen schaut und darüber die universell menschlichen Ursachen des Missbrauchs aus dem Blick verliert. Wenn aber schon die Diagnose nicht stimmt, dann kann das mit der 'Therapie' problematisch werden.

 

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Gerhard Ingold
vor 13 Stunden schrieb Studiosus:

So ist es. Für den Bereich der katholischen Kirche ist das Missbrauchsthema ziemlich gut im Griff. Zumindest seit man sich ernsthaft und auch auf universalkirchlicher Ebene damit beschäftigt. Und vor allem zeigt sich, dass die Einhegung des Missbrauchs erfolgreich war, ohne die Kirche vom Kopf auf die Füße stellen zu müssen, was ja, wenn man den Konnex zwischen sexuellem Missbrauch und Kirchenreform zugrunde legt, der deutsche Ansatz ist. Die Prävention funktioniert und das sollte alle freuen. 

 

Ich habe auch das Gefühl, dass Rom und viele andere Ortskirchen langsam aber sicher von diesem Thema wieder abkommen. Nicht in dem Sinne, dass die Zügel wieder gelockert würden, sondern was die Missbrauchskrise als alles bestimmendes Motiv angeht. Jedenfalls erscheint es mir nicht mehr so prominent wie noch vor 5 Jahren. Festgebissen haben sich hier vor allem wieder die Deutschen, die Studie über Studie und Gutachten über Gutachten teils mit jahrelanger Verzögerung vorlegen. Oftmals auch rein rückwärts gewandte Studien, die keinen Mehrwert für die aktuelle Situation der Kirche, geschweige denn zur Verantwortung amtierender Hierarchen bieten. 

 

Der Missbrauch bleibt eine Wunde, das macht der Papst ganz klar. Und die Sorge um die Opfer bleibt ebenfalls eine Aufgabe der Kirche. Aber der ganze Missbrauchskomplex wird nunmehr zu einer Wunde, die nicht mehr lähmt oder zu Alarmismus ruft, sondern die integriert werden kann und mit der ein Weg in die Zukunft der Kirche gut möglich ist. Man hat Fehler gemacht und man hat gelernt. 

 

vor 19 Stunden schrieb Inge33:

Papst Franziskus äußert sich zu den Missbräuchen in der katholischen Kirche. Für mich sind seine Äußerungen einmal mehr ein Beleg dafür, welche Vorreiterrolle die katholische Kirche in Sachen Missbrauchsaufarbeitung einnimmt, auch wenn noch Verbesserungsbedarf bestehen mag. Aber aus meinen Augen ist kaum einer auf einem solch guten Weg wie die Kirche.

 

https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-03/gebetsvideo-papst-missbrauch-maerz.html

 

vor 19 Stunden schrieb Inge33:

 

Fett von mir: Ob die katholische Kirche, das Christentum, das Judentum und der Islam auf Fehlern der Vergangenheit etwas gelernt haben, bezweifle ich. Das gilt auch für die Aussage Inges. 

 

Aus den Fehlern gelernt und auf dem guten Weg sind die Religionen erst, wenn das Unrecht in Ordnung gebracht worden ist.

 

Unter dem Unrecht, das durch die Religionen in die Welt gekommen ist, litten und leiden Milliarden bestohlene, enteignete und zwangsmissionierte Urvölker. Für das Unrecht an Urvölker Südamerikas, Nordamerikas, Australiens, Neuseelands, Marokkos, Algeriens usw. haben sich die drei Religionen bis heute nicht entschuldigt. 

 

Die drei monotheistischen Religionen tun so, als hätten sie mit dem Rassismus, andere minderwertig zu sehen, der Sklaverei und Imperialismus nichts zu tun. Dabei ist es geschichtlich erwiesen, dass die Religionen die Grundschuld für diese Ungerechtigkeiten zu verantworten haben.

 

Aufarbeiten würde bedeuten, dass besonders die fünf Bücher Moses als gotteslästerlicher Betrug deklariert werden würde.  

 

Soweit sind die drei Religionen bis heute nicht. Das zeigt sich bei den theologischen Spitzfindigkeit der Erbsünde. Da werden die Märchen von Adam und Eva immer noch für die theologische Rechtfertigung missbraucht.

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Gerhard Ingold

Das tiefe Schutzalter Italiens und des Vatikans gab und gibt heute noch vielen Tätern das Recht, unmündige Kinder zu Opfern zu machen. Diese Opfer wurden und werden nie zu ihrem Recht kommen und erst recht nicht entschädigt werden.

 

Dass hier besonders Schuld auch von Mohammed mit Aischa ausgegangen, ist geschichtlich erwiesen. Zwar versuchen die islamischen Theologen das Heiratsalter Aischas auf 18 Jahre zu verschieben. Dass das ein bösartiges islamisches Manöver ist, um den ehrenwerten Mohammed nicht kritisch beleuchten zu müssen, zeigt die Geschichte von Millionen Kinderehen. Solche Kinderehen hätte es nie gegeben, wenn in den alten Schriften, das Verlobungsalter 6 und das Heiratsalter 9 klar deklariert worden wäre.

 

Solches bösartiges theologische Manövrieren sah und sehe ich auch bei der Mutter Jesus. Das Alter wo sie von einem Heiligen Geist geschwängert worden ist, ist weit von unserem heutigen Mündigkeitsalter entfernt. Entsprechend versuchten und versuchen auch Theologen, das Alter Marias zu verschieben.

 

Faktum aber ist auch da: Mädchen hatten in der Geschichte kaum Rechte. Sie wurden auch im Christentum einfach wie Ware verheiratet. Wie wenig Rechte Frau hatten und haben, zeigt sich auch in der Verweigerung, Frauen als Priesterinnen zu weihen.

 

Das Thema Missbrauch ist also noch längst nicht in Ordnung gebracht worden. 

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Am 28.2.2023 um 22:49 schrieb Flo77:

Was jetzt wenig überraschen würde.

 

Hier konnte (und kann) ein Täter sein Gewissen nach dem Ritus der Kirche reinigen ohne irgendwelche Konsequenzen zu fürchten. Selbst WENN ein Beichtvater penetranter gewesen wäre, war und ist der Poenitent durch das Beichtsiegel geschützt.

 

Oder liege ich da falsch?

 

Fürchterlich...und genau das, was oftmals als grundsätzliche rk Beichtpraxis von evangelikalen Christen unterstellt wird...

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