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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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Ich finde den Brief - ganz ehrlich - so naja.

 

Ich glaube, das Volk Gottes hätte eine Ansage verdient gehabt, mit der klar wird, wie es konkret gehandhabt wird, wenn Bischöfe (auch Kardinäle) in Vertuschung etc. verstrickt sind oder waren.

 

Dazu gibt's ziemlich genau nix.

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Den Absatz über den Klerikalismus finde ich sehr bemerkenswert, der geht über das konkrete Problem weit hinaus. Da könnte man glatt an das Vorteihafte des Priestermangels glauben.

 

Allerdings braucht es wirklich noch konkrete Richtlinien, wie man das fortan verhindert - eine eigene Missbrauchskommission, die unabhängige Beauftragte in jeder Diözese hat wäre gut - und ausdrücklich keine Kleriker!

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Klerikalismus ist eine leere Worthülse, die der Heilige Vater - und im Anschluss diverse Hochschulprofessoren - benutzt, um ein ihm persönlich unangenehmes Priesterbild zu dämonisieren. 

 

Für den Missbrauchsskandal ergibt sich daraus nichts.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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Zitat

» Ein Priester führte in den Achtzigern einen Missbrauchsring in Pennsylvania. Tatorte der Vergewaltigungen: Pfarrhäuser, Sakristeien, Priesterwohnungen. Der heutige Washingtoner Erzbischof Wuerl sprach beim Begräbnis des Priesters – voller Lob. « - FAZ: MISSBRAUCH IN PENNSYLVANIA - Erkennungsmerkmal Kruzifix an Goldkette

 

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Was ich bei der Lektüre des Berichts der Grand Jury sehr beschämend und abstoßend fand war die teilweise religiöse Rechtfertigung der sexuellen Handlungen durch die Priester gegenüber den Opfern. Der Missbrauch wurde zum priesterlichen Akt umgedeutet oder es wurden Referenzen auf Christus oder Heilige vorgenommen, die angeblich ähnliches getan hätten. Auszüge erspare ich erstmal, der Bericht ist inzwischen ja öffentlich einsehbar.

 

Bezeichnend fand ich auch die Antwort eines missbrauchenden Priesters an ein Mädchen, dass ihn - zurecht - auf die Schrift und ihre Höllendrohung für seine Taten hinwies: "Es gibt keine Hölle". 

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 14 Minuten schrieb Studiosus:

Auszüge erspare ich erstmal, der Bericht ist inzwischen ja öffentlich einsehbar.

Danke. Mir reicht völlig, was ich aus zweiter Hand mitbekomme.

 

vor 15 Minuten schrieb Studiosus:

Bezeichnend fand ich auch die Antwort eines missbrauchenden Priesters an ein Mädchen, dass ihn - zurecht - auf die Schrift und ihre Höllendrohung für seine Taten hinwies: "Es gibt keine Hölle". 

Selbstbetrug. Er war ja schon drin.

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Ein wenig OT: ich vermisse eine dt. Übersetzung des Briefes (Nr. 31) vom Hl. Petrus Damiani an Papst Leo (11. Jh.), in dem er ausführlich und detailliert die Ausschweifungen und Mißbräuche(!) des Klerus darlegt und die Vertuschungen der Bischöfe brandmarkt. Bekannt wurde dieser Brief unter dem Titel "Liber Gomorrhianus", übersetzt wurde er nur in eine moderne Sprache, ins Englische.

 

Studiosus? 

bearbeitet von rorro
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vor 42 Minuten schrieb rorro:

Ein wenig OT: ich vermisse eine dt. Übersetzung des Briefes (Nr. 31) vom Hl. Petrus Damiani an Papst Leo (11. Jh.), in dem er ausführlich und detailliert die Ausschweifungen und Mißbräuche(!) des Klerus darlegt und die Vertuschungen der Bischöfe brandmarkt. Bekannt wurde dieser Brief unter dem Titel "Liber Gomorrhianus", übersetzt wurde er nur in eine moderne Sprache, ins Englische.

 

Studiosus? 

 

Das ist richtig. Eine deutsche Übersetzung täte hier wirklich Not. Ob ich zeitlich und dem Können nach dazu in der Lage bin, diese irgendwann anzufertigen, weiß ich nicht. Den lateinischen Text habe ich jedenfalls komplett vorliegen. Das sind ca. 16 zweispaltige Seiten. Also schon relativ lang. Vielleicht in Auszügen?

 

Ein anderes Dokument, auf das ich aufmerksam machen will, ist die Konstitution Horrendum illud scelus des Hl. Pius V., die in Anbetrachtung von Vertuschung und Vereitelung weltlicher Strafverfolgung unserer Zeit, geradezu fortschrittlich ist. Dieses Dokument ist kurz, da könnte ich wohl schnell eine Übersetzung anfertigen. Immer vorausgesetzt es besteht Interesse.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 53 Minuten schrieb Studiosus:

 

Das ist richtig. Eine deutsche Übersetzung täte hier wirklich Not. Ob ich zeitlich und dem Können nach dazu in der Lage bin, diese irgendwann anzufertigen, weiß ich nicht. Den lateinischen Text habe ich jedenfalls komplett vorliegen. Das sind ca. 16 zweispaltige Seiten. Also schon relativ lang. Vielleicht in Auszügen?

 

Ein anderes Dokument, auf das ich aufmerksam machen will, ist die Konstitution Horrendum illud scelus des Hl. Pius V., die in Anbetrachtung von Vertuschung und Vereitelung weltlicher Strafverfolgung unserer Zeit, geradezu fortschrittlich ist. Dieses Dokument ist kurz, da könnte ich wohl schnell eine Übersetzung anfertigen. Immer vorausgesetzt es besteht Interesse.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

 

Was die Vertuschung angeht: die Washington Post kritisiert gerade, wieviel Geld und Mühe die US-Kirche gerade aufwendet, um eine Verlängerung der Verjährungsfristen zu verhindern.

https://www.washingtonpost.com/opinions/tear-down-the-protections-for-pedophile-priests/2018/08/20/f2d6376a-a4ab-11e8-97ce-cc9042272f07_story.html?utm_term=.74ec1533ca9a

 

Aus Rom also wortreiches Bedauern, in der amerikanischen Realität Wühlen und Bohren, damit man bloß allen jurustischen Folgen der eigenen Verbrechen entgeht.

Wer soll eigentlich Leute ernst nehmen, die vornheraus allerlei salbungsvolle Reden halten, hintenherum aber mit den üblichen Methoden des Lobbyismus wie jedes stinknormale Syndikat oder Unternehmen nichts als materielle und machtpolitische Vorteile sucht?

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vor 5 Minuten schrieb Shubashi:

Wer soll eigentlich Leute ernst nehmen, die vornheraus allerlei salbungsvolle Reden halten, hintenherum aber mit den üblichen Methoden des Lobbyismus wie jedes stinknormale Syndikat oder Unternehmen nichts als materielle und machtpolitische Vorteile sucht?

 

Niemand. Ich verüble es keinem, wenn er diese Doppelzüngigkeit mit Vertrauensentzug abstraft. Mit Wahrhaftigkeit, die ja allenthalben gefordert wird, hat das nichts zu tun. Das ist mir klar.

 

Der Katholik hingegen kann der Kirche in ihrer je eigenen historischen Gestalt auch nur deshalb anhangen, weil sie für ihn - trotz der Verfehlungen - mehr ist als ein beliebiges weltliches Syndikat oder Unternehmen.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

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vor 3 Stunden schrieb Studiosus:

Immer vorausgesetzt es besteht Interesse.

 

Das Interesse besteht – jedenfalls bei mir. Schlimmstenfalls ist mir der Text egal, bestenfalls lerne ich was dazu. Das ist dann Dein Risiko.

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Am 20. August 2018 um 17:18 schrieb rorro:

Ich finde den Brief - ganz ehrlich - so naja.

 

Ich glaube, das Volk Gottes hätte eine Ansage verdient gehabt, mit der klar wird, wie es konkret gehandhabt wird, wenn Bischöfe (auch Kardinäle) in Vertuschung etc. verstrickt sind oder waren.

 

Dazu gibt's ziemlich genau nix.

 

Deine Ansicht teile ich komplett. Ich finde den Brief nicht nur na ja, sondern ziemlich realitätsfern. Ich hätte erwartet, dass klar Stellung bezogen und dass ersichtlich wird, dass man systematisch dagegen vorgehen möchte. So habe ich leider den Eindruck: möchte man gar nicht. 

 

vor 23 Stunden schrieb Studiosus:

 

Ich verüble es keinem, wenn er diese Doppelzüngigkeit mit Vertrauensentzug abstraft.

 

Das ist genau das, was mich die letzte Zeit sehr beschäftigt. Der Vertrauensentzug geschieht bei mir eher reflexartig. Ich frage mich aber auch: Was wäre die Alternative zur katholischen Kirche? Ich sehe für mich persönlich (noch) keine. Und ich bin auch manchmal verärgert über mich selbst. Darüber, dass ich mich durch die Verfehlungen anderer so ins Zweifeln bringen lasse. 

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Ich lasse mich nicht in Zweifel bzgl. meines Glaubens bringen, freue mich aber zunehmend auf die kleine Kirche. Nicht weil ich es toll fände, wenn sie wenige Mitglieder hat und ich mich dazuzählen dürfte als eine Art "Auserwählter", sondern weil irgendwann der Komfort der Vollversorgerkirche weg ist und damit auch der Anreiz, sich da ein leichtes Leben zu machen. Der zunehmende Ansehensverlust trägt auch dazu bei.

bearbeitet von rorro
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vor 11 Stunden schrieb rorro:

Der zunehmende Ansehensverlust trägt auch dazu bei.

Da ich möchte, dass meine Kirche ein anziehendes "Vehikel" für den Weg der Menschen mit und zu ihrem Gott ist, kann ich das nicht begrüßen.

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Ich verstehe rorros Ansinnen durchaus. Ich denke es ist recht klar geworden, dass vor allem der Missbrauchsskandal geeignet ist, der Kirche viele ihrer Mitglieder zu entfremden. Diese geben den Glauben möglicherweise schon nicht mehr an die nächste Generation weiter. Es wird also weniger Menschen geben, die die Kirche auch finanziell unterstützen. Die Kirchensteuersysteme, wie sie beispielsweise in Deutschland bestehen, könnten gekippt werden. Ein neues Konkordat geschlossen werden, das deutlich weniger kirchenfreundlich ausfallen könnte als das aktuelle. Privilegien können der Kirche entzogen werden. 

 

Das klingt freilich erst einmal schlimm. Allerdings läge darin vielleicht auch eine Chance der "Entweltlichung" der Kirche, wie sie Benedikt XVI. seinerzeit in Freiburg postuliert hat. Diese Kirche würde kleiner und unscheinbarer daherkommen. Vieles, was jetzt bezahlte Angestellte leisten, müssten die Kirchenmitglieder selbst bewerkstelligen. Die Gemeinden müssten zusammenrücken oder untergehen. Vielleicht befinden wir uns auch in einer Epoche in der die Kirche sich, nachdem sie Jahrhunderte Seite an Seite mit den Mächtigen stand, auf ihre eigenen Ursprünge rückbesinnt? Wäre das so schlecht? Dass die Kirche nicht untergehen kann, ist ihr verheißen: non praevalebunt. Aber dass sie ihre Gestalt im Laufe der Geschichte verändert halte ich für einen notwendigen Vorgang.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 4 Minuten schrieb Studiosus:

Die Gemeinden müssten zusammenrücken oder untergehen. Vielleicht befinden wir uns auch in einer Epoche in der die Kirche sich, nachdem sie Jahrhunderte Seite an Seite mit den Mächtigen stand, auf ihre eigenen Ursprünge rückbesinnt? Wäre das so schlecht?

Gehet hin und tauft alle Völker lautet der Auftrag. Es hieß nicht "verkriecht euch in die Hinterhöfe und bleibt unter euch."

 

Ich halte das Schlagwort "Entweltlichung" nur für eine billige Ausrede um das Versagen der Kirche der letzten 100 Jahre schönzureden.

bearbeitet von Flo77
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vor 5 Minuten schrieb Flo77:

Gehet hin und tauft alle Völker lautet der Auftrag.

 

Vor dem Taufen sollen die Apostel(nachfolger) lehren und zu Jüngern machen (und u.a. alles lehren, was er gesagt hat). Erst dann folgt die Taufe. Masse alleine war Christus nie wichtig.

bearbeitet von rorro
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vor 12 Minuten schrieb Flo77:

Es hieß nicht "verkriecht euch in die Hinterhöfe und bleibt unter euch."

 

Das habe ich auch nirgends geschrieben. Zusammenrücken, aber nicht resignieren. Sondern das Potenzial derer, die am Glauben festhalten werden, sammeln und die Botschaft aktiv in die Welt hinaustragen. Allerdings ohne Rückendeckung durch Kirchensteuer oder staatlich garantierten Religionsunterricht. 

 

Mission ganz wie am Anfang. Ich habe den Eindruck, dass der Missionsbefehl vielerorts dem appeasement gewichen ist, seit die Kirche Hand in Hand mit den säkularen Staaten geht. Zuviel Verbrüderung mit dem allzu Weltlichen tut der Kirche und ihrem Auftrag nicht gut.

 

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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Gerade eben schrieb rorro:

 

Vor dem Taufen sollen die Apostel(nachfolger) lehren und zu Jüngern machen. Erst dann folgt die Taufe. Masse alleine war Christus nie wichtig.

Aber auch Lehren und zu Jüngern machen, wird nicht im Wohnzimmer bei Tante Frida passieren, die einmal in der Woche ein paar Gleichgesinnte versammelt.

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Gerade eben schrieb Flo77:

Aber auch Lehren und zu Jüngern machen, wird nicht im Wohnzimmer bei Tante Frida passieren, die einmal in der Woche ein paar Gleichgesinnte versammelt.

 

Wie haben das denn die Christen in den ersten drei Jahrhunderten geschafft?

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