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Email an Gott


Traumatisiert

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Traumatisiert
Und was hindert Dich, sich in Geduld zu fassen und auf GOTT zu warten? Die eigene Ungeduld?

Nein, sondern nur die Sorge, mich wieder zu irren. In ihm.

Er bräuchte mir nur zu zeigen, dass er noch da ist, für mich.

 

Na, wenn das nicht Hoffart ist...

Auch meine Verzweifelung ist noch Hochmut? Ich liege doch schon am Boden! Wie tief geht es denn noch runter? Ja, etwa zwei Meter.

 

Ich weiss nicht, was alles denn noch falsch ist an mir. Schon damals wurde mir von einem katholischen Priester schmerzhaft eingefoltert, wie miserabel alles an mir sei. Und von den Erziehern, Lehrern, Eltern und Vorgesetzten habe ich das auch immer wieder zu hören gekriegt. Und nun mache ich alles, damit ich wenigstens Gott gefalle, wenn ich schon den Menschen nicht gefalle. Und nun ist selbst mein Beten, mein Schreien nach Gott, meine Verzweifelung, alles ist schuldhaft, sündig und Hochmut?

 

Ich nehme an, wenn ich mich umbringe, ist das auch Hochmut? Wenn Gott das auch so sieht - bitte sehr, das kann er haben!

bearbeitet von Traumatisiert
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Und was hindert Dich, sich in Geduld zu fassen und auf GOTT zu warten?

Die eigene Ungeduld?

 

Bäh, bist Du ekelhaft. Pfui Spinne. Irgendwie musst Du einen Zwillingsbruder haben - einer alleine kann nicht so viel Menschenverachtung, Hohn und Spott aufbringen. Das, was Du so gotteslästerlich "Heiliger Geist" nennst, kannst Du gerne für Dich behalten - der Heilige Geist, von dem im christlichen Kontext geredet wird, ist das zumindest nicht.

 

Boah - eigentlich müsste man doch solche zuckersüß und ultrahöflich vorgebrachten Vernichtungsfeldzüge gegen Mitmenschen sperren können... Is mir übel...

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Und was hindert Dich, sich in Geduld zu fassen und auf GOTT zu warten?

Die eigene Ungeduld?

 

Bäh, bist Du ekelhaft. Pfui Spinne. Irgendwie musst Du einen Zwillingsbruder haben - einer alleine kann nicht so viel Menschenverachtung, Hohn und Spott aufbringen. Das, was Du so gotteslästerlich "Heiliger Geist" nennst, kannst Du gerne für Dich behalten - der Heilige Geist, von dem im christlichen Kontext geredet wird, ist das zumindest nicht.

 

Boah - eigentlich müsste man doch solche zuckersüß und ultrahöflich vorgebrachten Vernichtungsfeldzüge gegen Mitmenschen sperren können... Is mir übel...

Anstatt auf Josef zu schimpfen könntest du doch etwas an Traumatisiert schreiben.

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Anstatt auf Josef zu schimpfen könntest du doch etwas an Traumatisiert schreiben.

 

Ja. Ich könnte auch beides parallel machen. Ich könnte auch insgesamt die Klappe halten.

Alles weitere per pm.

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Traumatisiert
Ich könnte auch insgesamt die Klappe halten.

 

Ne, bitte nicht! Ich brauche im Moment jeden Zuspruch und Fingerzeig, der mir aus meiner Dunkelheit hilft.

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Wenn Du keinen Weg zum VATER weißt dann kann immer noch sein daß der VATER einen Weg zu Dir weiß.

Dann muss er sich aber beeilen. Oder wenigstens Vorboten schicken, die ein Lichtlein tragen.

könnte es nicht sein, dass die lichtlein die menschen hier im forum sind? um mal eine andere sicht reinzubringen. gottes wege sind oft unerklärlich, kann dies nicht auch in diesem forum sein, dass er dir den weg hierher gezeigt hat?

 

(ich will damit nicht sagen, dass ich so unglaublich toll bin, nein.)

bearbeitet von AdG
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Weil ich immer mehr Angst vor Gott kriege, dass er mir all das Gute nur schenkt, um es mir jederzeit wieder wegnehmen zu können.

Hast du schon mal das Buch Hiob gelesen?

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Traumatisiert
könnte es nicht sein, dass die lichtlein die menschen hier im forum sind? um mal eine andere sicht reinzubringen. gottes wege sind oft unerklärlich, kann dies nicht auch in diesem forum sein, dass er dir den weg hierher gezeigt hat?

Das ist meine Hoffnung, deswegen suche ich hier! Ja, es sind viele Gedanken hier geschrieben worden, die mir zumindest sagen, dass mein düsteres Bild in sich nicht schlüssig ist. Und dass es daher zu früh wäre, die Flinte ins Korn zu werfen. Also sind das kleine Lichtlein, die mich am Leben erhalten. Und die Geduld aufbringen lassen, darauf zu warten, dass Gott den Weg zu mir findet.

 

 

Hast du schon mal das Buch Hiob gelesen?

Nein. Aber ich weiß, dass sich das Wort "Hiobsbotschaft" davon ableitet. Also etwas Unheilverkündendes, Angstmachendes. Angst habe ich im Moment schon genug, und Unheil braut sich bereits genug über mir zusammen. Daher weiss ich nicht, ob mir das gut tun würde.

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Ja, es kann sein, dass Gott mir sagen will, dass es nun genug sei. Aber muss das sein, über Zerschlagung von all dem, was ich aufgebaut habe, was aus meinem Leid einen positiven Sinn macht? Unter nun so vollkommener Zerschlagung meiner Selbstachtung, dass ich nicht mehr weiterleben will? Was ist das für ein Gott, der zerstört, tötet, Leid zufügt und Gebete nicht erhört? Ich will doch einfach nur auch Mensch sein, wie alle anderen, einen Daseins-Sinn haben, geliebt werden, selber lieben, mich von Gott geliebt fühlen können, auf dieser Welt Freude empfinden und ausstrahlen?

 

Ja, ich habe auch viel Gutes erfahren und hingekriegt. Aber ich kann mich nicht darüber freuen, immer weniger, im Moment über gar nichts. Weil ich immer mehr Angst vor Gott kriege, dass er mir all das Gute nur schenkt, um es mir jederzeit wieder wegnehmen zu können. Das lähmt mich jetzt vollends, deshalb kann ich auch nicht mehr weiter machen. Ich habe den Geschmack der totalen Katastrophe auf der Zunge, die bald bevorsteht. Ich kenne das, schon vor 10 Jahren endete das in einem Suizidversuch. Damals glaubten die Ärzte an "burn-out" aufgrund jahrzehntelanger Überlastung. Erste Hinweise auf Missbrauchserlebnisse in der Kindheit kamen auf, führten aber zu totalen Blockaden in mir drin. Jetzt sind die Blockaden weg, und ich rase auf mein pures damaliges Leid zu. Die ganzen letzten Jahrzehnte brechen über mir zusammen.

 

Auch wenn Du Dich nicht darüber freuen kannst: Immerhin nimmst Du es wahr. Das ist doch schon mal der erste Schritt, wenn er auch nicht viel bewirkt.

 

Deine Ärzte haben gar nicht mal so schlecht mit "burn-out" getippt. Das war auch mein erster Eindruck. Und so scheint es ja auch wirklich zu sein. Ausgebrannt von einem Kampf, den man Dir wahrscheinlich von außen gar nicht ansieht. Das ist natürlich blöd: Andere können ein enormes Arbeitspensum oder einen bösen Arbeitgeber vorweisen, und dann ist klar, wieso sie ausgepowert sind. Und bei Dir sieht man's eben nur dann, wenn Du Dinge erzählst, die man eigentlich gar nicht erzählen kann.

 

Was wäre eigentlich diese "totale Katastrophe", die Du befürchtest? Meinst Du damit einen weiteren Suizidversuch oder ein völliges Erlahmen aller Lebenskräfte oder dass Du irgendwie alles aus Deiner Kontrolle verschwinden siehst (nicht gemachte Steuererklärung, finanzielle Schwierigkeiten, Freunde verlassen Dich, Du vereinsamst, wirst schwer krank ...)??

 

Ich finde Deine religiösen Anstrengungen zu verkrampft. Nicht, dass dies bei Dir unlogisch wäre. Wahrscheinlich liegt diese Verkrampfung sehr, sehr nahe. Aber ich glaube nicht, dass Du auf diese Art weiter kommst. Die hohen Ideale, dass Gott einem einen Weg zeigen würde, und dann "hätte man's", erfüllen sich doch bei niemandem. Außer bei Angebern, aber dort auch nicht so richtig. Wir tappen hier herum, finden einige Anhaltspunkte, und versuchen uns so gut es eben geht zu orientieren.

Glauben heißt, dass Du daran glaubst, dass das trotz aller Unvollkommenheit gut so ist.

 

Du stehst damit in guter Gesellschaft. Von den sechs Millionen Juden, die im 3. Reich schikaniert, in die Enge getrieben, misshandelt und schließlich ermordet wurden, haben bestimmt viele ebenso wie Du nach dem Sinn von dem Ganzen gesucht. Diejenigen, die dann wirklich stark geworden sind, waren die Ausnahme. Die anderen sind nicht nur voller Angst, sondern auch voller innerer Verwirrung ihren Schicksals- und Leidensweg gegangen, bis er abgebrochen wurde.

 

Du rufst mit ihnen zusammen "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" und "Warum antwortest Du nicht?".

Und gemeinsam mit all diesen Rufern wirst Du keine Antwort erhalten. Gott pflegt nur in Ausnahmefällen zu sprechen. (Edith Stein war so eine Ausnahme. Nicht nur bewunderns- sondern auch beneidenswert.)

 

Ich tippe auch auf burn out. Und das heißt, dass Du nur eine Chance hast, wenn Du lernst, Deine Erwartungen und Ideale loszulassen und die Dinge (samt der inneren Wunden) so anzunehmen, wie sie halt sind. Wenn Du irgendwann tatsächlich mal sagen kannst "Dein Wille geschehe", dann hast Du dem burn out den Saft genommen. Vorher nicht. Niemand kann Dir eine Garantie geben, dass Du das schaffst. Aber auch dies gilt es noch einmal anzunehmen.

 

Du sitzt momentan einem sehr kraftraubenden Leistungsglaube auf. "Gott leistet nicht, was er leisten sollte. Und ich leiste nicht, was ich mir zu leisten wünsche." Ich rechne damit, dass Du damit eine Schuld abtragen willst, die Dir wahrscheinlich nicht einmal im Bewusstsein herumgeistert, sondern viel tiefer. So eine Art Existenzschuld, nicht die Schuld für konkrete Sachen. Und mit dieser Beschäftigung (Schuldabtragen) kommt man an kein Ende. Existenzschuld kann nicht abgetragen werden - allein schon, weil sie nur in der eigenen Perspektive, nicht aber in der Realität existiert.

 

Du bist kein Mensch zweiter Klasse, weil Du fertig gemacht wurdest. Du bist kein schlechterer Mensch, weil Du nicht so viel Gutes tun kannst, wie Du gern möchtest. Du bist nicht von Gott verlassen, weil Du keinen Weg zu ihm findest. Das sind zwar alles Sachen, die furchtbar schwer aus dem Kopf zu bekommen sind und die sehr weh tun. Aber ihr Wahrheitswert ist ungegründet.

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könnte es nicht sein, dass die lichtlein die menschen hier im forum sind? um mal eine andere sicht reinzubringen. gottes wege sind oft unerklärlich, kann dies nicht auch in diesem forum sein, dass er dir den weg hierher gezeigt hat?

Das ist meine Hoffnung, deswegen suche ich hier! Ja, es sind viele Gedanken hier geschrieben worden, die mir zumindest sagen, dass mein düsteres Bild in sich nicht schlüssig ist. Und dass es daher zu früh wäre, die Flinte ins Korn zu werfen. Also sind das kleine Lichtlein, die mich am Leben erhalten. Und die Geduld aufbringen lassen, darauf zu warten, dass Gott den Weg zu mir findet.

Überschätze aber nicht die Lichtlein eines Internetforums. Wir sind alle nur Bits and Bytes.

Nimm uns also locker. Das Irrlicht, als Irrlicht, den Dummschwätzer als jemanden, der Dir gutgemeint helfen will, auch wenn er es nicht schafft, den Philosophen als liebenswerten Klugscheißer ... In dieser Art Stammtisch kann man sich übrigens recht wohl fühlen.

 

Zu Hiob gibt's übrigens war richtig Gutes (das ist das Synonym dafür, dass ich was geschrieben habe) - und zwar in meinem Blog.

Du findest hin, wenn Du hierauf klickst.

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Lieber Traumatisierte,

 

 

Wenn Du keinen Weg zum VATER weißt dann kann immer noch sein daß der VATER einen Weg zu Dir weiß.

Dann muss er sich aber beeilen. Oder wenigstens Vorboten schicken, die ein Lichtlein tragen.

Und was hindert Dich, sich in Geduld zu fassen und auf GOTT zu warten?

Die eigene Ungeduld?

 

 

Gruß

josef

Wie immer mit der Empathie eines einschlagenden Hohlmantelgeschosses. Ich nehme hiermit die Drecksau zurück. Schweine sind viel zu sympathische Tiere, um sie mit dir - pardon - mit Ihnen zu vergleichen.

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Traumatisiert
Ich finde Deine religiösen Anstrengungen zu verkrampft. Nicht, dass dies bei Dir unlogisch wäre. Wahrscheinlich liegt diese Verkrampfung sehr, sehr nahe. Aber ich glaube nicht, dass Du auf diese Art weiter kommst. Die hohen Ideale, dass Gott einem einen Weg zeigen würde, und dann "hätte man's", erfüllen sich doch bei niemandem. Außer bei Angebern, aber dort auch nicht so richtig. Wir tappen hier herum, finden einige Anhaltspunkte, und versuchen uns so gut es eben geht zu orientieren.

Meine religiöse Ausrichtung wirkt natürlich hier sehr verkrampft, weil ich sie hier insbesondere thematisiere. Hier in diesem Thread kommt alles auf einmal hoch, was ich in meiner Generalabrechnung mit mir und Gott aktuell empfinde. Im wahren Leben ist mein Glaube zwar tiefgründig, aber ansonsten eher pragmatisch und sehr reflektiert.

 

Aber an entscheidender Stelle hat mich mein Glaube schon an Weichen geführt, die man nicht pragmatisch angehen kann. Da geht es einfach um Vertrauen. Zum Beispiel bei der Frage, ob man sich ganz auf Gott einläßt, oder nicht. Ich habe mich ganz auf ihn eingelassen, habe mein ganzes Vermögen, Haus und Grundstück, Zeit und Arbeitskraft in das gesteckt, was ich als gottgewollten Weg angesehen habe. Und wenn man das Ergebnis sieht, also wieviele Menschen hier Halt gefunden haben, groß geworden sind, sich in schweren Stunden beigestanden haben, auch sich wieder neu Gott zugewendet haben, dann ist das ein Sozialengagement, wo jeder nach menschlichem Ermessen sagt, dass sowas im Sinne der Schöpfung ist. Es wäre für mich die totale Katastrophe, mich darin geirrt zu haben. Wie könnte ich jemals noch vertrauen?

 

Deine Ärzte haben gar nicht mal so schlecht mit "burn-out" getippt. Das war auch mein erster Eindruck. Und so scheint es ja auch wirklich zu sein. Ausgebrannt von einem Kampf, den man Dir wahrscheinlich von außen gar nicht ansieht. Das ist natürlich blöd: Andere können ein enormes Arbeitspensum oder einen bösen Arbeitgeber vorweisen, und dann ist klar, wieso sie ausgepowert sind. Und bei Dir sieht man's eben nur dann, wenn Du Dinge erzählst, die man eigentlich gar nicht erzählen kann.

Ja, "burn-out" trifft sicher weiter zu. Ich bin ausgebrannt, weil ich mich Jahrzehntelang für andere eingesetzt habe. Man brennt aus, wenn solch ein Einsatz zum innerlichen Konflikt wird. Für mich ist mein Sozialengagement nun zu einem furchtbaren Konflikt geworden, weil ...

  1. Seit den aufkommenden Erinnerungen wertet sich für mich mein Einsatz immer mehr ab! Vorher war ich überzeugt, aus christlicher Motivation zu handeln. Jetzt habe ich Zweifel daran, dass ich nur aus dem Bedürfnis gehandelt habe, aus meinem Leid etwas positiv Sinnvolles zu machen. Sozusagen als Selbstwertreparatur. Und das, obwohl ich ständig darum gebetet habe, dass Gott mir Weitsicht schenke, dass es mir nicht passiere, dass ich den eigenen Vogel zum Heiligen Geist erkläre, hat er mich dennoch damit voll auflaufen lassen.
     
     
  2. Seit den aufkommenden Erinnerungen kann ich mein soziales Engagement nicht mehr mit Freude ausüben. Mit dem Blick auf mein Leben und all die vielen dadurch für mich unerreichbar gewordenen Chancen fühle ich mich ausgenutzt, wenn ich mich selbstlos für andere einsetze, die mir nichts zurück geben (können). Früher war das für mich kein Problem, weil ich davon überzeugt (!) war, trotz allem schon oft von Gott so reichhaltig beschenkt worden zu sein, dass ich problemlos mit vollen Händen davon weitergeben könne. Und das auch gemacht habe.

Jetzt, seit wenigen Wochen, ist alles anders. Mein Gottvertrauen ist weg, meine Lebensfreude auch - ich fühle mich nicht mehr reichhaltig beschenkt, sondern furchtbar betrogen - und ich kann nicht mehr an das Himmelreich glauben, sondern sehe die Katastrophe auf mich zukommen. Welcher Teil meines Lebens ist denn nun der Irrtum - der Teil vor meiner Erinnerung an den Missbrauch, oder jetzt der Teil danach?

bearbeitet von Traumatisiert
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Du hast also eine Art katholisches Helfersyndrom gehabt und entdeckst nun schmerzhaft, dass das nicht funktioniert:

"Ich bin ausgebrannt, weil ich mich Jahrzehntelang für andere eingesetzt habe. Man brennt aus, wenn solch ein Einsatz zum innerlichen Konflikt wird."

Wenn man durch den eigenen Einsatz ausbrennt, dann müssen alle Alarmglocken schrillen. Dann hängt nämlich die Motivation schief. Die katholische Parole: "Hilf Dir selbst, indem Du anderen hilfst" halte ich zwar für tendenziell ganz gut, aber äußerst gefährlich. Es funktioniert nur, wenn Dir Dein Helfen selbst genug gibt.

 

Ich vermute, dass es Dir tatsächlich viel gegeben hat. Das liegt eigentlich in der Natur des Helfens. Man kann sich ja auch selbst nichts schöneres sagen, als dass man Menschen aufgebaut hat. So etwas erfüllt mich mit Stolz. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei Dir anders gewesen sein soll.

 

Trotzdem kann die Motivation schief hängen - allerdings eher in Teilen, als aufs Ganze gesehen. Gott hat Dich nämlich (und zwar auch vermittels Deines helfenden Einsatzes!) reichlich beschenkt. Du wärst nicht derselbe, hättest Du einen anderen Weg beschritten. Und Du wärst dadurch ärmer. Du hast die Gaben des Geistes glühen lassen.

 

Dass Dir dies alles aber momentan nicht mehr so viel gibt, halte ich für sehr bedenklich. Leider weiß ich so gut wie nichts über Deine Motivation. Positiv ist, wenn sie in den leuchtenden Augen dessen liegt, dem man geholfen hat. Aber das hast Du ja wohl gehabt. Irgendwie scheinst Du aber noch mehr zu wollen. Eine Art Gnadenstrahl Gottes, der auf Dich herunterfährt, von der Stimme Gottes begleitet: "Dies ist mein geliebter Sohn! Er ist der Überwinder seines eigenen Schicksals! Er war mir trotz all seiner eigenen Probleme stets ein heiliges Werkzeug! Und er bekommt nun einen Extra-Super-Sonderlohn! Den rosaroten Elefantenorden mit göttlichem Siegel inklusive sichtbares Eintrittsbillet für den Himmel!"

 

Das ist natürlich eine Karikatur. Eine sehr spekulative, von mir zusammengedichtete Karikatur. Sie ist für mich ein Hilfsmittel, dass ich überhaupt verstehen kann, was Du suchst und erwartest.

Ein Überdecken Deiner inneren Probleme - so sehr, bis sie keine Rolle mehr spielen?

Eine Bestätigung deiner zwischenmenschlichen Leistungsfähigkeit, die Dir einen Selbstwert und eine Existenzlegitimation verleihen soll?

Ein Reparieren der Leidgeneigtheit dieser Welt ("Ich sorge dafür, dass es Euch besser ergeht, als mir!")?

 

Ich weiß es nicht. Weißt Du es?

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Traumatisiert
Du hast also eine Art katholisches Helfersyndrom gehabt und entdeckst nun schmerzhaft, dass das nicht funktioniert:

"Ich bin ausgebrannt, weil ich mich Jahrzehntelang für andere eingesetzt habe. Man brennt aus, wenn solch ein Einsatz zum innerlichen Konflikt wird."

Wenn man durch den eigenen Einsatz ausbrennt, dann müssen alle Alarmglocken schrillen. Dann hängt nämlich die Motivation schief. Die katholische Parole: "Hilf Dir selbst, indem Du anderen hilfst" halte ich zwar für tendenziell ganz gut, aber äußerst gefährlich. Es funktioniert nur, wenn Dir Dein Helfen selbst genug gibt.

 

Ich vermute, dass es Dir tatsächlich viel gegeben hat. Das liegt eigentlich in der Natur des Helfens. Man kann sich ja auch selbst nichts schöneres sagen, als dass man Menschen aufgebaut hat. So etwas erfüllt mich mit Stolz. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei Dir anders gewesen sein soll.

 

Vor ein paar Wochen noch war ich ein vollkommen anderer Mensch. Lebensfroh, durchtrainiert, voller Kraft und Mut. Ein richtiger Indianer, der nicht weint. Auch wenn mal was weh tut. Dorthin gekommen bin ich allerdings nicht von alleine. Denn Zusammenbrüche kennzeichnen mein ganzes Leben. Nur wusste ich bisher nicht, warum. Nach meinem letzten Zusammenbruch mit Suizidversuch um 2000 habe ich mein heutiges Sozialengagement angefangen. Das hat mir in der Tat viel gegeben, an Sinn, Stolz, Selbstachtung, und vor allem leuchtende dankbare Augen der Menschen.

 

Seit ca. zwei Wochen vor Ostern, als die ersten Erinnerungen einsetzten, und bis Ostern nahezu jeden Tag neue hinzukamen, hat sich für mich alles geändert, meine ganze Welt. Jetzt bin ich wieder da, wo ich vor 38 Jahren war, als Kind hilflos den Schmerzen und der Scham über mich selbst ausgeliefert. Und in derselben Angst, Orientierungslosigkeit und Gefühl der Schwäche. Ein Nervenbündel, das weinend auf dem Boden liegt. So wie damals, kurz bevor sie mich blutüberstömt ins Krankenhaus eingeliefert haben.

 

 

Trotzdem kann die Motivation schief hängen - allerdings eher in Teilen, als aufs Ganze gesehen. Gott hat Dich nämlich (und zwar auch vermittels Deines helfenden Einsatzes!) reichlich beschenkt. Du wärst nicht derselbe, hättest Du einen anderen Weg beschritten. Und Du wärst dadurch ärmer. Du hast die Gaben des Geistes glühen lassen. Leider weiß ich so gut wie nichts über Deine Motivation. Weißt Du es?

 

Vor ein paar Wochen hätte ich aus voller Überzeugung gesagt: "Mir geht es (mittlerweile wieder) so gut, da muss ich einfach anderen etwas davon abgeben!" Aus Dankbarkeit, und aus dem Gefühl, als Christ ein wenig mitzuhelfen, das Evangelium in die Welt zu tragen. Meine Art ist es, das zu TUN, also etwas zu machen, vorzuleben, etwas zu schaffen - und nicht einfach nur drüber reden. So ist hier alles entstanden, als mein kleiner Beitrag, die Erde ein wenig im Sinne der Schöpfung voran zu bringen. Mein Credo lautete immer "Das Reich Gottes ist bereits da - es ist unsere (meine) Aufgabe, es denjenigen ein wenig sichtbar zu machen, denen es nicht so gut geht wie mir". Ich meine, das habe ich jahrelang hingekriegt, gerade im letzten Jahr sind hier unglaublich viele tolle Dinge entstanden. So toll, dass ich felsenfest davon überzeugt war, dass Gott seine Finger im Spiel haben muss - und habe gerade das als Bestätigung gesehen, dass ich auf dem richtigen Weg bin und mich nicht zu fürchten brauche.

 

Ich hätte das so weitermachen können! Ich hatte noch so viel vor! Alles lief hier so gut, es begann so langsam selbst zu laufen, mich zu entlasten. Und dann kommt ein dicker Blitz vom Himmel, und zerschlägt hier alles. Vor allem mich!

 

Jetzt, also unter dem Eindruck der Erinnerungen, würde ich sagen, dass das alles nur eine Fata Morgana war. Da war kein Gott im Spiel, den habe ich mir nur eingebildet. Das war einfach eine Psychotäuschung, ausgelöst durch mein verkorkstes Ego, was verzweifelt auf der Suche nach einer Daseinsberechtigung ist. Das habe ich mir alles nur vorgemacht. Es gibt keinen Gott, zumindest nicht einen solchen, an den ich die ganzen Jahre geglaubt, mit dem ich gesprochen, zu dem ich gebetet und den ich um Hilfe angerufen habe. Und schon gar nicht den, von dem in den Evangelien, Liedern, Gebeten und Glaubensgesprächen die Rede ist. Denn da wird genau der Quatsch erzählt, auf den ich reingefallen bin. Mal wieder. Klar, dass mein "Gebet um Unterscheidung meiner und seiner Wege" vollig wirkungslos war. Denn es gibt nicht "seine" Wege, weil es diesen Gott nicht gibt. Wenn es einen Gott gibt, dann ist der offenbar doch noch im Alten Testament versackt. Denn dann würde alles stimmen.

 

Irgendwie scheinst Du aber noch mehr zu wollen. Eine Art Gnadenstrahl Gottes, der auf Dich herunterfährt, von der Stimme Gottes begleitet: "Dies ist mein geliebter Sohn! Er ist der Überwinder seines eigenen Schicksals! Er war mir trotz all seiner eigenen Probleme stets ein heiliges Werkzeug! Und er bekommt nun einen Extra-Super-Sonderlohn! Den rosaroten Elefantenorden mit göttlichem Siegel inklusive sichtbares Eintrittsbillet für den Himmel!"

Das allerdings kann ich verneinen. Ein "Dankeschön" erwarte ich nicht, sowas konnte ich noch nie gut ertragen. Für mich ist die schönste Anerkennung, wenn etwas funktioniert, was ich geschaffen habe. Wenn es ankommt, seinen heilsamen Zweck erfüllt. Dann erfüllt es auch mich mit innerer Freude und Stolz. Ist es unchristlich, hochmütig oder schmälert es den Wert, wenn ich Freude empfinde über das, was mir geglückt ist?

 

Was ich von Gott erwartet hätte? Da kann ich sagen - nämlich dass er mir nicht meine Freude über mein Engagement nimmt, sondern mich es einfach weiter tun läßt. Indem er mir zum Beispiel Menschen schenkt, die sich von meiner Begeisterung anstecken lassen und mir mithelfen, was ich nicht mehr alleine vermag. Alles ist hier so riesig groß geworden, das war schon Herausforderung genug. Die wäre ich aber angegangen, frohen Mutes und als tapferer Indianer. Hätte mich da nicht nach 38 Jahren meine Leiderfahrung eingeholt. Was damals durch den Missbrauch zerstört wurde, zerstört bis heute munter weiter! Ist das denn nicht zu stoppen?

 

Ich will kein Dankeschön! Sondern einfach nur mit Gottes Hilfe weitermachen können, was ich im Vertrauen auf Gott angefangen habe!

bearbeitet von Traumatisiert
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DAS meinte ich mit dem "Orientierung im Gebet" verloren! Ich habe oft gerade darum gebetet, meine Wege von den seinigen unterscheiden zu können, nicht mich innerlich zu den "Gerechten" aufzuschwingen, ihn zu hören, ihn zu verstehen, Kraft seine Wege zu gehen.

 

Und nun muss ich feststellen, dass es nicht seine Wege waren, ich ihn nicht gehört habe, nicht verstanden habe, mich innerlich als Gerechter fühle - und dass obwohl ich es nie wollte und immer drum gebetet habe, dass ich es auch nicht in Verkenntnis werde.

 

Hallo,

dir ist dein Gottesbild zerbrochen.

Dennoch ist es eine Chance, deinen GLauben zu vertiefen, auf festerem Stand zu bauen.

Die Kunst ist es, nicht an altem festhalten zu wollen, sondern sich auf neues einzulassen.

Gott ist immer größer als unsere Vorstellungskraft.

Er wird oft anders handeln, als wir es erwarten.

Die Psalmen mögen hilfreiche Lektüre sein....

 

Hilda

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...

 

Aber an entscheidender Stelle hat mich mein Glaube schon an Weichen geführt, die man nicht pragmatisch angehen kann. Da geht es einfach um Vertrauen. Zum Beispiel bei der Frage, ob man sich ganz auf Gott einläßt, oder nicht. Ich habe mich ganz auf ihn eingelassen, habe mein ganzes Vermögen, Haus und Grundstück, Zeit und Arbeitskraft in das gesteckt, was ich als gottgewollten Weg angesehen habe. Und wenn man das Ergebnis sieht, also wieviele Menschen hier Halt gefunden haben, groß geworden sind, sich in schweren Stunden beigestanden haben, auch sich wieder neu Gott zugewendet haben, dann ist das ein Sozialengagement, wo jeder nach menschlichem Ermessen sagt, dass sowas im Sinne der Schöpfung ist. Es wäre für mich die totale Katastrophe, mich darin geirrt zu haben. Wie könnte ich jemals noch vertrauen?

Kannst du dich denn geirrt haben, wenn so viele Menschen Halt gefunden haben? Also, ich kann den Irrtum nicht richtig entdecken.

Deine Ärzte haben gar nicht mal so schlecht mit "burn-out" getippt. Das war auch mein erster Eindruck. Und so scheint es ja auch wirklich zu sein. Ausgebrannt von einem Kampf, den man Dir wahrscheinlich von außen gar nicht ansieht. Das ist natürlich blöd: Andere können ein enormes Arbeitspensum oder einen bösen Arbeitgeber vorweisen, und dann ist klar, wieso sie ausgepowert sind. Und bei Dir sieht man's eben nur dann, wenn Du Dinge erzählst, die man eigentlich gar nicht erzählen kann.

Ja, "burn-out" trifft sicher weiter zu. Ich bin ausgebrannt, weil ich mich Jahrzehntelang für andere eingesetzt habe. Man brennt aus, wenn solch ein Einsatz zum innerlichen Konflikt wird. Für mich ist mein Sozialengagement nun zu einem furchtbaren Konflikt geworden, weil ...

  1. Seit den aufkommenden Erinnerungen wertet sich für mich mein Einsatz immer mehr ab! Vorher war ich überzeugt, aus christlicher Motivation zu handeln. Jetzt habe ich Zweifel daran, dass ich nur aus dem Bedürfnis gehandelt habe, aus meinem Leid etwas positiv Sinnvolles zu machen. Sozusagen als Selbstwertreparatur. Und das, obwohl ich ständig darum gebetet habe, dass Gott mir Weitsicht schenke, dass es mir nicht passiere, dass ich den eigenen Vogel zum Heiligen Geist erkläre, hat er mich dennoch damit voll auflaufen lassen.
  2. Seit den aufkommenden Erinnerungen kann ich mein soziales Engagement nicht mehr mit Freude ausüben. Mit dem Blick auf mein Leben und all die vielen dadurch für mich unerreichbar gewordenen Chancen fühle ich mich ausgenutzt, wenn ich mich selbstlos für andere einsetze, die mir nichts zurück geben (können). Früher war das für mich kein Problem, weil ich davon überzeugt (!) war, trotz allem schon oft von Gott so reichhaltig beschenkt worden zu sein, dass ich problemlos mit vollen Händen davon weitergeben könne. Und das auch gemacht habe.

  1. Als Selbstwertreparatur ist das, was du leistest, doch völlig in Ordnung. Da gibt es Leute, die reparieren ihren Selbstwert mit gaaanz anderen Mitteln, von denen Kokain noch das Harmloseste ist.
  2. vielleicht ist es an der Zeit, dass du an dich denkst. Dieses "selbstlos für andere einsetzen" entspringt zumindest in meinem Fall einem (verzweifelten) Wunsch nach Anerkennung, nur, wenn du wie ich gelernt hast, keine Anerkennung verdient zu haben, wirst du sie auch dann nicht sehen, wenn sie vor deinen Augen herumtanzt, dich an der Nase zieht und dir in die Ohren schreit. Und manchmal (eigentlich meistens) muss das Alte zerstört werden, damit das Neue wachsen kann. Eine Enttäuschung ist auch immer eine Ent-Täuschung, die Aufhebung eines Irrtums, und das du dich in den kirchlichen Autoritäten getäuscht hast, kannst du eigentlich als Gewinn verbuchen, auch wenn die Erfahrung selbst schmerzhaft ist, gibt es doch jetzt Gelegenheit, reinen Tisch zu machen. Vielleicht ist es ja das, was Gott von dir will?

Jetzt, seit wenigen Wochen, ist alles anders. Mein Gottvertrauen ist weg, meine Lebensfreude auch - ich fühle mich nicht mehr reichhaltig beschenkt, sondern furchtbar betrogen - und ich kann nicht mehr an das Himmelreich glauben, sondern sehe die Katastrophe auf mich zukommen. Welcher Teil meines Lebens ist denn nun der Irrtum - der Teil vor meiner Erinnerung an den Missbrauch, oder jetzt der Teil danach?

Zunächst einmal ist kein Leben ein Irrtum, bzw. findet ein irrtümliches Leben erst garnicht statt. Sicher hast du dich aufgrund unzureichender Fakten so entschieden, dass es dir als Irrtum erscheint, aber - wer wollte dir einen Strick daraus drehen. Bestenfalls ein haltlos spekulierender Luftikus und Glückspilz ist in der Lage, aus unzureichenden Fakten einen zutreffenden Schluss zu ziehen. Und dann liegt das sicher nicht an den Fakten.

bearbeitet von AndreasB
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Was damals durch den Missbrauch zerstört wurde, zerstört bis heute munter weiter! Ist das denn nicht zu stoppen?

Ich bin kein ausgebildeter Therapeut und kann Dir keine statistischen Zahlen geben.

Habe ich das richtig verstanden? Du hast über Jahrzehnte alles verdrängt, jetzt ist es wieder hochgekommen und macht alles kaputt?

 

Aus meiner geringen Erfahrung heraus meine ich: Ja, es ist zu stoppen. Ich kenne Leute, die es geschafft haben aus einem Suizidforum, in dem ich längere Zeit mitgeschafft habe. Sie bezeichnen sich als "Überlebende".

Das Entscheidende scheint mir zu sein, dass man die richtige Mischung findet von Auseinandersetzung und einer relaxenden "mir-doch-egal-Haltung". Ohne Auseinandersetzung (da führt übrigens kein Weg an einer langen Therapie, meist mit verschiedenen Therapeuten vorbei) bleiben die Probleme einfach da und treiben ihr zerstörerisches Werk voran. Ohne Relaxen fehlt einem irgendwann die Kraft. Und das kann ganz schlimm enden.

 

Als ich mal ziemlich down war, hat mir ein Freund angesichts meiner düsteren Gedanken gesagt:

"Es ist Mystik, was Du treibst; sehr, sehr düstere Mystik. Blockiere sie nicht. Aber neben der düsteren Mystik brauchst Du eine Mystik des Lichts."

Tja, und da hat er Recht gehabt.

 

Lass also mal Deine Gotteszweifel gelegentlich Gotteszweifel sein. Du hast ganz gute Ansätze dazu: Wenn er es doch so haben will und nichts dagegen tut ... na dann soll er halt. Strecke ihm die Zunge raus. Ich wette: Das hält er aus. Vielleicht versteht er es und erachtet es als tausend Mal ehrlicher, als wenn Du in barocken Skrupulösitäten versinkst.

 

Das schließt ja nicht die anderen Momente (oder besser: Phasen) aus, in denen Du dann wieder Zuflucht suchst bei ihm.

 

Letztlich musst Du es nehmen, wie es ist. Auch das Mischungsverhältnis kannst Du nicht machen. Die Sonnenscheinmomente sind wirklich Gnade im eigentlichen Sinne. Man kann sie nicht produzieren. Man kann nur darauf achten, dass man sie sich nicht verdirbt, sondern als eigenständigen Teil der Wirklichkeit genießt.

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Traumatisiert
Habe ich das richtig verstanden? Du hast über Jahrzehnte alles verdrängt, jetzt ist es wieder hochgekommen und macht alles kaputt?

 

Ja, genau das. Ich bin als lebensfrohes und ausgeglichenes Kind nach der 4. Grundschulklasse auf das katholische Internat gekommen, und habe es nach nicht einmal 3 Jahren schwer verletzt und vollkommen verstört vorzeitig verlassen müssen. Deswegen kam ich in die erste Psychotherapie meines jungen Lebens zu einem katholischen Priester, der zugleich Kinderheilpädagoge war. Der hat mich sexuell missbraucht und regelrecht gefoltert. Danach, nach einem auslösenden Triggererlebnis, habe ich meinen ersten Selbstmordersuch mit Schlaftabletten nur äußerst knapp überlebt.

 

Das hatte ich vollkommen in mich vergraben. Ich hatte zwar die ganze Zeit über Erinnerungen daran, aber nur auf sowas wie einer "Überschriftenebene" und das hatte auch keinen Eigenbezug für mich. So als liefe das neben mir her, als handele es sich dabei nicht um mich persönlich, sondern aus einer nebenstehenden Perspektive. Diese beiden Persönlichkeiten haben sich erst zwei Wochen vor Ostern wieder vereinigt - davon habe ich mich bis jetzt noch nicht wieder erholt.

 

Ich kenne Leute, die es geschafft haben aus einem Suizidforum, in dem ich längere Zeit mitgeschafft habe. Sie bezeichnen sich als "Überlebende".

Ich habe mich auch als "Überlebender" bezeichnet, nach meinem ersten Selbstmordversuch als Kind, nach meinem zweiten als Erwachsener, und jetzt in Foren für Missbrauchsopfer. Es ist erschreckend für mich, dass das "überlebt haben" nicht von Dauer ist - dass "nach dem Selbstmordversuch" auch wieder "vor dem Selbstmordversuch" sein kann.

 

 

Das Entscheidende scheint mir zu sein, dass man die richtige Mischung findet von Auseinandersetzung und einer relaxenden "mir-doch-egal-Haltung". Ohne Auseinandersetzung (da führt übrigens kein Weg an einer langen Therapie, meist mit verschiedenen Therapeuten vorbei) bleiben die Probleme einfach da und treiben ihr zerstörerisches Werk voran.

Ich habe schon Kontakt mit einer Klinik augenommen, hoffe dass ich da im Juli stationär behandelt werden kann. Das ist eine Privatklinik für Traumatologie, keine Ahnung, was meine Krankenversicherung dazu sagt. Ich werde aber versuchen, die Behandlungskosten nötigenfalls von dem Bistum erstattet zu bekommen, dem das Internat gehört, wo mir all das zugefügt wurde.

 

 

Die Sonnenscheinmomente sind wirklich Gnade im eigentlichen Sinne. Man kann sie nicht produzieren. Man kann nur darauf achten, dass man sie sich nicht verdirbt, sondern als eigenständigen Teil der Wirklichkeit genießt.

Ja, ich glaube, darauf muss ich sehr achten. Ich habe - trotz allem - sehr viele Sonnenscheinmomente in meinem Leben gehabt - auch deshalb, weil ich eigentlich ein totales Steh-auf-Männchen bin, und mich immer wieder an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen habe. Wie gesagt, vor wenigen Wochen noch war ich ein völlig anderer Mensch. Einen solchen Totalabsturz hatte ich nur dreimal in meinem Leben - damals als Vergewaltigungsopfer, und dann die beiden Male vor meinen Suizidversuchen.

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Traumatisiert
Kannst du dich denn geirrt haben, wenn so viele Menschen Halt gefunden haben? Also, ich kann den Irrtum nicht richtig entdecken.

Ich hoffe das ja auch - dass es gar nicht so ist, wie ich das im Moment durch meine düstere Brille sehe. Genauer gesagt, die Katastrophe befürchte und erwarte, die ja eigentlich noch gar nicht da ist, und vielleicht (hoffentlich) auch gar nicht eintritt.

 

vielleicht ist es an der Zeit, dass du an dich denkst. Dieses "selbstlos für andere einsetzen" entspringt zumindest in meinem Fall einem (verzweifelten) Wunsch nach Anerkennung, nur, wenn du wie ich gelernt hast, keine Anerkennung verdient zu haben, wirst du sie auch dann nicht sehen, wenn sie vor deinen Augen herumtanzt, dich an der Nase zieht und dir in die Ohren schreit. Und manchmal (eigentlich meistens) muss das Alte zerstört werden, damit das Neue wachsen kann. Eine Enttäuschung ist auch immer eine Ent-Täuschung, die Aufhebung eines Irrtums, und das du dich in den kirchlichen Autoritäten getäuscht hast, kannst du eigentlich als Gewinn verbuchen, auch wenn die Erfahrung selbst schmerzhaft ist, gibt es doch jetzt Gelegenheit, reinen Tisch zu machen. Vielleicht ist es ja das, was Gott von dir will?

Stimmt. Anerkennung im Sinne von "Danke sagen" anzunehmen fällt mir schon schwer, das musste ich regelrecht lernen. Vielleicht, weil ich mich selbst gar nicht anerkenne - die Rede ein paar Postings zuvor war von "Existenzschuld". Das trifft es ziemlich genau. Da gefällt mir das Wortspiel mit dem Ent-Täuschen gut - also den Stachel meines selbstzerstörerischen inneren Irrtums heraus reissen, der mir damals im wahrsten Sinne blutig eingestochen worden ist. Das wäre all die Schmerzen wert, die ich derzeit empfinde. Vielleicht ist es wirklich das, was Gott derzeit von mir will. Wenn das doch so wäre, dann würde ich das gerne aushalten

bearbeitet von Traumatisiert
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Traumatisiert
dir ist dein Gottesbild zerbrochen.

Dennoch ist es eine Chance, deinen GLauben zu vertiefen, auf festerem Stand zu bauen.

Die Kunst ist es, nicht an altem festhalten zu wollen, sondern sich auf neues einzulassen.

Gott ist immer größer als unsere Vorstellungskraft.

Er wird oft anders handeln, als wir es erwarten.

Ich danke Dir herzlich. Es ist tatsächlich eine riesige Herausforderung. Denn ich habe mich so oft schon darauf eingelassen, meine Lebenswege vollends zu verlassen und mich neuen zuzuwenden. Wie auch aktuell, was für mich derzeit wie ein fataler Irrtum aussieht. Ich hoffe sehr, dass es nur so aussieht und Gott wirklich Rettung weiß, die meine Vorstellungskraft übersteigt.

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Traumatisiert

Es kommt etwas in Gang...!

 

Heute habe ich gleich zwei Emails erhalten. Eine von einem Psychotherapeuten, mit dem ich auch insbesondere über Glaubensfragen sprechen kann. Dort kann ich in der kommenden Woche einmal für zwei Tage meinen gesamten Berg an Fragen und Orientierungslosigkeiten ausbreiten, und er will mit mir gemeinsam ansehen, wie ich da meinen Weg wiederfinde. Darauf freue ich mich schon.

 

Dann hat mich eine Email von dem heutigen Leiter meines früheren Internats erreicht, in der er mein Leid einmal unverblümt und seiner ganzen Tragweite benannt und betroffen anerkannt hat. Das hat mir tatsächlich Mut gemacht. Ich glaube, dass ist der wichtigste erste Schritt, der Betroffenen wirklich hilft. Wenn von denen, die es Jahrzehnte lang ignoriert haben, nun in aller Deutlichkeit endlich ein Hinsehen und Anerkennen erfolgt, nimmt das die lähmende Last von den Opfern, sich der eigenen Bewältigung stellen zu können.

 

Puh, ein erster Lichtschein, der mich wieder aufblicken lässt...

bearbeitet von Traumatisiert
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Es kommt etwas in Gang...!

 

Heute habe ich gleich zwei Emails erhalten. Eine von einem Psychotherapeuten, mit dem ich auch insbesondere über Glaubensfragen sprechen kann. Dort kann ich in der kommenden Woche einmal für zwei Tage meinen gesamten Berg an Fragen und Orientierungslosigkeiten ausbreiten, und er will mit mir gemeinsam ansehen, wie ich da meinen Weg wiederfinde. Darauf freue ich mich schon.

 

Dann hat mich eine Email von dem heutigen Leiter meines früheren Internats erreicht, in der er mein Leid einmal unverblümt und seiner ganzen Tragweite benannt und betroffen anerkannt hat. Das hat mir tatsächlich Mut gemacht. Ich glaube, dass ist der wichtigste erste Schritt, der Betroffenen wirklich hilft. Wenn von denen, die es Jahrzehnte lang ignoriert haben, nun in aller Deutlichkeit endlich ein Hinsehen und Anerkennen erfolgt, nimmt das die lähmende Last von den Opfern, sich der eigenen Bewältigung stellen zu können.

 

Puh, ein erster Lichtschein, der mich wieder aufblicken lässt...

Wie sangen Ton, Steine, Scherben einst:

...
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Die Erwartungen an eine Psychotherapie muss man immer ein wenig dämpfen, sonst wird später der Frust groß. Die Richtung der Therapie halte ich übrigens für weniger wichtig, als die Person und Persönlichkeit des Therapeuten. Das ist das A und O.

Eine Bekannte, die ein furchtbares Schicksal als Kind hatte, hat eine Therapie begonnen. Nach einem Jahr meinte sie "Der holt jedes Mal so viel Scheiße aus mir heraus. Und die liegt dann vor mir. Und mehr und mehr muss ich erkennen, dass das ICH bin. Das ist sehr deprimierend." Die Therapie war gut. Das kann nicht anders laufen. Aber sie hatte dann nicht mehr die Kraft (am Schluss rein körperlich ...), daran zu arbeiten. Auch eine gute Therapie ist aus diesem Grunde nicht unproblematisch.

 

Aber man muss es sich trotzdem antun. Ohne Aufarbeitung - so anstrengend und deprimierend besonders die ersten Phasen sein mögen - geht es nicht weiter. Therapien sind ein Fegfeuer (im traditionellen Sinne, also aua!). Und man darf nie den Blick in das verheißene Land jenseits des Fegfeuers vergessen. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass es danach wirklich besser ist.

 

Hast Du auch eine geistliche Begleitung in Aussicht? Du hast religiöse Fragen, die in der Therapie nicht bearbeitet werden können. Auch hier ist es auf die lange Dauer sinnvoll, diese Fragen anzugehen. Aber vielleicht erst in ein paar Jahren, wenn Du über den ersten Berg der Therapie drüber bist.

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Traumatisiert
Hast Du auch eine geistliche Begleitung in Aussicht? Du hast religiöse Fragen, die in der Therapie nicht bearbeitet werden können. Auch hier ist es auf die lange Dauer sinnvoll, diese Fragen anzugehen. Aber vielleicht erst in ein paar Jahren, wenn Du über den ersten Berg der Therapie drüber bist.

Dieses zweitägige Klärungsgespräch soll erst einmal dazu dienen, dass ich wieder etwas klarer sehen kann. Gerade dabei soll zugleich aus therapeutischer als auch christlicher Sicht mein riesiger Problemberg in kleinere Häufchen aufgeteilt werden.

 

Im Juli erhoffe ich mir einen Platz in einer psychiatrischen Klinik, das habe ich in diesen Tagen ebenfalls angeleiert. Ich warte noch auf die Antwort. Ehrlich gesagt drängt es mich immer mehr, von meinen Füßen runter zu kommen, und stationär mal Ruhe zu finden. Die werden dort (hoffentlich) genug auf mich aufpassen, dass ich mir nichts antue.

 

Bis dahin kann ich - zwar leider nur alle 14 Tage je eine Stunde - ein Stabilisierungsgespräch bei einer kirchlichen Lebensberatungsstelle in Anspruch nehmen. Dort war ich eben, und habe dort Anklang gefunden mit meinem Wunsch, in dieser Zeit vornehmlich meine bohrendsten Glaubensfragen anzugehen. Denn die Klinik ist nicht christlich ausgerichtet, sondern ausschließlich psychologisch-therapeutisch.

 

Tja, und dann habe ich (zum Glück) noch Euch hier im Forum. Hätte nicht gedacht, dass ich hier soviel Zuwendung und echte, wertvolle Impulse zum Nachdenken erhalte. Denn in vielen anderen Themen geht es hier ziemlich stürmisch zu, da ist die Tiefgründigkeit dieses Threads, mit dem Ihr alle mir hier real Seelsorge leistet, echt beeindruckend. Danke!

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