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Katholischer Fundamentalismus


AdG

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Weil man ohne zu verstehen nicht weiß, woran man glaubt und wohin einen dieser Weg führt.
Selbst wenn ich die Auferstehung verstünde, wüßte ich nicht, wohin dies mich führte. Ein reflektierter Glaube läßt mich allerdings begründet hoffen, daß meine endgültige Zukunft bei Gott ist.
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Weil man ohne zu verstehen nicht weiß, woran man glaubt und wohin einen dieser Weg führt.
Selbst wenn ich die Auferstehung verstünde, wüßte ich nicht, wohin dies mich führte. Ein reflektierter Glaube läßt mich allerdings begründet hoffen, daß meine endgültige Zukunft bei Gott ist.

Das ist natürlich richtig. Glauben ist ein kalkuliertes Wagnis.

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Ich beschäftige mich aus beruflichen Gründen gerade mit Franz v. Assisi. Franz war nach unseren gängigen Definitionen Fundamentalist. Gandhi auch, Martin Luther King auch. Aber sie waren keine Menschen ohne Zweifel, vermute ich mal. Wenn man Mutter Teresa dazunimmt, dann hat mans inzwischen bei ihr sogar schwarz auf weiß.

 

1. Aber sie konnten Menschen anders sein lassen, das ist schon mal wichtig. In diesem Punkt entsprachen sie eben nicht dem Bild des "bösen" Fundamentalisten.

 

2. Gandhi verwendete den Begriff "Satyagraha": die Wahrheit im Selbstversuch beweisen kann man das nennen. Um die Wahrheit zu beweisen, setzt man sich selbst ein, nie den anderen. Das war eine der Grundlagen seines gewaltlosen Widerstandes. Für ihn waren seine Aktionen ein Weg zu beweisen, wo die Wahrheit liegt. Das tut also auch jeder Mönch, jede Nonne, Jesus hats auch getan.

 

3. Unsere Welt wäre also ärmer ohne Fundamentalisten.

 

4. Franz wird mit den Kinderkreuzzügen in Verbindung gebracht. Eine direkte Einflussnahme wird man ihm nicht anhängen können, es gibt dazu keine Quellen, auch wenn das in manchem Buch oder in Fernsehdokumentationen so dargestellt wird. Aber es gibt ganz klar eine Verbindung zur Armutsbewegung des Mittelalters. Von daher finde ich es eine wichtiges Indiz, wie mit Kindern umgegangen wird. Martin Luther King erlaubte nach einigem Zögern auch Kindern an den Aktionen teilzunehmen - aber können Kinder wirklich selbst entscheiden? Zur Zeit gehen die Sternsinger wieder herum - ist das schon Manipulation? Ist man schon Fundamentalist, wenn man sein Kind taufen lässt oder ist man erst Fundamentalist, wenn man es mit Antiabtreibungsflyern auf die Straße schickt? Ich nehme meine Kinder zu Demos gegen die dritte Startbahn mit, so lange es nicht gefährlich ist - darf ich das?

 

5. Ein Mensch darf nicht verzweckt werden. Wenn der Fundamentalismus Menschen instrumentalisiert und für seine Zwecke einspannt, ist er abzulehnen. In diesem Sinne muss auch die religiöse Erziehung immer Dienst am Menschen, am Kind sein. Wir können nicht vermeiden, dass wir Kinder beeinflussen, so oder so, aber es muss die Freiheit haben, seinen eigenen Weg zu gehen. Sollte mein Sohn sich eines Tages den Dritte-Startbahn-Befürwortern anschließen, dann werde ich damit leben müssen. Wird nur hart, wenn er mit mir darüber diskutiert, ich denke, die Argumente dagegen sind die Besseren.

 

&. Die größte Gefahr des Fundamentalismus ist die Missachtung des 2. Gebotes. Nur einer ist absolut, Gott, der Herr allein und nur er kennt die ganze Wahrheit. Paulus schreibt, dass wir jetzt nur Bruchstücke erkennen können. Unsere Wahrheit ist immer bruchstückartig und immer subjektiv. Wir können sagen, dass wir ganz nahe dran sind, aber genau deswegen sollten wir Aussagen gerade über das ewige Heil mit gebotener Vorsicht verkünden.

 

9. Wenn es so etwas wie einen katholischen Fundamentalismus gibt, dann darf er nur auf dem Boden des Evangeliums stehen: Das bedeutet, er muss dem Reich Gottes dienen und froh machen.

 

10. Von daher muss Fundamentalismus und Toleranz nicht einmal ein Widerspruch sein.

 

11. "Nun aber bleiben: Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Liebe aber ist das Größte".

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Franz war nach unseren gängigen Definitionen Fundamentalist.

....

3. Unsere Welt wäre also ärmer ohne Fundamentalisten.

...

9. Wenn es so etwas wie einen katholischen Fundamentalismus gibt, dann darf er nur auf dem Boden des Evangeliums stehen: Das bedeutet, er muss dem Reich Gottes dienen und froh machen.

 

10. Von daher muss Fundamentalismus und Toleranz nicht einmal ein Widerspruch sein.

Ich bin baff! Wenn das so ist, dann sollten wir Katholiken schleunigst aufhören, "Fundamentalismus" als Feindbild zu pflegen, sondern dann wäre ein "katholischer Fundamentalismus" das Gebot der Stunde!

 

War am Ende Jesus auch ein Fundamentalist?

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Wenn der Religionsstifter glaubhaft ist, warum soll der Weg riskant sein?

Weil es schon genug Menschen gab und gibt, die irgend jemanden als glaubhaft einschätzten (es womöglich sogar "beweisen" konnten) und damit entsetzlichen Schaden bei sich und anderen angerichtet haben.

 

Wenn Mohammed glaubhaft ist, warum sollte der Weg riskant sein? Oder Osama bin Laden. Oder Robbespiere. Oder Marquis de Sade. Oder Molochpriester.

 

Jetzt kommt eben ein ganz und gar entsetzlicher, ober-relativistischer Gedanke, ein gnadenlos zu verfemendes Produkt eines verwirrten Zeitgeistes:

Das, was Du für glaubhaft hältst, kann für andere unglaubhaft sein.

Und das, was Du als völlig unglaubhaft ablehnst, kann für andere die Kulmination aller Vertrauenswürdigkeit sein.

 

Das Leben ist hart.

 

Das ist weder das Produkt eines verwirrten Zeitgeistes noch ist es verfemd. Es ist auch nicht oberrelativistisch sondern vollkommen normal. Relativistisch wird es erst, wenn jemand sagt: Alles ist irgendwie wahr und unwahr. Der Relativismus macht das Leben hart. Der Glaube macht das Leben leicht. Ich denk da richtig fundamentalistisch, gell?

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Franz war nach unseren gängigen Definitionen Fundamentalist.

....

3. Unsere Welt wäre also ärmer ohne Fundamentalisten.

...

9. Wenn es so etwas wie einen katholischen Fundamentalismus gibt, dann darf er nur auf dem Boden des Evangeliums stehen: Das bedeutet, er muss dem Reich Gottes dienen und froh machen.

 

10. Von daher muss Fundamentalismus und Toleranz nicht einmal ein Widerspruch sein.

Ich bin baff! Wenn das so ist, dann sollten wir Katholiken schleunigst aufhören, "Fundamentalismus" als Feindbild zu pflegen, sondern dann wäre ein "katholischer Fundamentalismus" das Gebot der Stunde!

 

War am Ende Jesus auch ein Fundamentalist?

 

Besser: Jesus ist das Fundament. Die Gläubigen sind die Fundamentalisten. Jetzt haben wir es aber raus.

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Jesus ist das Fundament. Die Gläubigen sind die Fundamentalisten. Jetzt haben wir es aber raus.
:ninja:
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Franz war nach unseren gängigen Definitionen Fundamentalist.

....

3. Unsere Welt wäre also ärmer ohne Fundamentalisten.

...

9. Wenn es so etwas wie einen katholischen Fundamentalismus gibt, dann darf er nur auf dem Boden des Evangeliums stehen: Das bedeutet, er muss dem Reich Gottes dienen und froh machen.

 

10. Von daher muss Fundamentalismus und Toleranz nicht einmal ein Widerspruch sein.

Ich bin baff! Wenn das so ist, dann sollten wir Katholiken schleunigst aufhören, "Fundamentalismus" als Feindbild zu pflegen, sondern dann wäre ein "katholischer Fundamentalismus" das Gebot der Stunde!

 

War am Ende Jesus auch ein Fundamentalist?

 

Magst du vielleicht auch noch die anderen Sachen beachten? Wäre mir ganz recht, danke.

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Franz war nach unseren gängigen Definitionen Fundamentalist.

....

3. Unsere Welt wäre also ärmer ohne Fundamentalisten.

...

9. Wenn es so etwas wie einen katholischen Fundamentalismus gibt, dann darf er nur auf dem Boden des Evangeliums stehen: Das bedeutet, er muss dem Reich Gottes dienen und froh machen.

 

10. Von daher muss Fundamentalismus und Toleranz nicht einmal ein Widerspruch sein.

Ich bin baff! Wenn das so ist, dann sollten wir Katholiken schleunigst aufhören, "Fundamentalismus" als Feindbild zu pflegen, sondern dann wäre ein "katholischer Fundamentalismus" das Gebot der Stunde!

 

War am Ende Jesus auch ein Fundamentalist?

 

Magst du vielleicht auch noch die anderen Sachen beachten? Wäre mir ganz recht, danke.

Natürlich! Ich habe nur die Sachen hervor gehoben, die mich baff machen!

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Franz war nach unseren gängigen Definitionen Fundamentalist.

....

3. Unsere Welt wäre also ärmer ohne Fundamentalisten.

...

9. Wenn es so etwas wie einen katholischen Fundamentalismus gibt, dann darf er nur auf dem Boden des Evangeliums stehen: Das bedeutet, er muss dem Reich Gottes dienen und froh machen.

 

10. Von daher muss Fundamentalismus und Toleranz nicht einmal ein Widerspruch sein.

Ich bin baff! Wenn das so ist, dann sollten wir Katholiken schleunigst aufhören, "Fundamentalismus" als Feindbild zu pflegen, sondern dann wäre ein "katholischer Fundamentalismus" das Gebot der Stunde!

 

War am Ende Jesus auch ein Fundamentalist?

 

Magst du vielleicht auch noch die anderen Sachen beachten? Wäre mir ganz recht, danke.

Natürlich! Ich habe nur die Sachen hervor gehoben, die mich baff machen!

 

Vielleicht wäre das Wort "fundamentalistisch" auch durch das Wort "konsequent" zu ersetzen, aber immer auf einen selbst und für einen selbst.

 

Ich bin eben nur ins Grübeln gekommen, als ich das mit dem Kinderkreuzzug gelesen habe. Da ist mir Wackersdorf wieder eingefallen: Die Demonstranten hatten ja wirklich Recht, aber hatten auch diejenigen Recht, die ihre kleinen Kinder mit Absicht in die "Schlacht" mitnahmen? Und das ist die Gefahr des Recht Habens, dass man dann meint, man darf alles tun und sagen, weil man ja Recht hat.

 

Die Kinder vom Kinderkreuzzug waren vermutlich so was wie mittelalterliche Pazifisten und ein friedlicher Kreuzzug erschien damals offensichtlich Einigen eine phantastische Idee, biblisch vollkommen legitim. Und gerade der böse Papst Innozenz III. scheint das für eine absolut beknackte Idee gehalten zu haben.

 

Mecky hat schon angesprochen, dass Fundamentalismus gepaart mit Realitätsverlust gefährlich ist. Genau das wirft man zB Mutter Teresa vor, ist aber Ansichtssache. Dazu gäbe es ja eine nette Geschichte bei Mt: Zweimal versucht der Teufel Jesus sich von der Realität zu lösen und die Probleme durch Wunder zu lösen. Das NT ist zwar voller Wundergeschichten, aber es empfiehlt keinen Realitätsverlust.

bearbeitet von nannyogg57
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Franciscus non papa

oh, das gefällt mir, ich bin niemals zickig, allerdings gerne konsequent...

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ChrisKiesl090676
&. Die größte Gefahr des Fundamentalismus ist die Missachtung des 2. Gebotes. Nur einer ist absolut, Gott, der Herr allein und nur er kennt die ganze Wahrheit. Paulus schreibt, dass wir jetzt nur Bruchstücke erkennen können. Unsere Wahrheit ist immer bruchstückartig und immer subjektiv. Wir können sagen, dass wir ganz nahe dran sind, aber genau deswegen sollten wir Aussagen gerade über das ewige Heil mit gebotener Vorsicht verkünden.

 

Hallo!

 

Genau darum schreibe ich dazu bei den Prophezeiungen der Bibel:

 

Quelle: Die Prophezeiungen sind von unserem Vater im Himmel ich erkenne nur manche.

 

Prophezeiungen

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Franciscus non papa
&. Die größte Gefahr des Fundamentalismus ist die Missachtung des 2. Gebotes. Nur einer ist absolut, Gott, der Herr allein und nur er kennt die ganze Wahrheit. Paulus schreibt, dass wir jetzt nur Bruchstücke erkennen können. Unsere Wahrheit ist immer bruchstückartig und immer subjektiv. Wir können sagen, dass wir ganz nahe dran sind, aber genau deswegen sollten wir Aussagen gerade über das ewige Heil mit gebotener Vorsicht verkünden.

 

Hallo!

 

Genau darum schreibe ich dazu bei den Prophezeiungen der Bibel:

 

Quelle: Die Prophezeiungen sind von unserem Vater im Himmel ich erkenne nur manche.

 

Prophezeiungen

 

 

ist ja gut, bei dir ist das sicher keine sünde.

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ChrisKiesl090676
Das sehe ich nicht so. Denn es kommt auf die Wahrheit an. Wer kann beweisen, dass die Lehre der Kirche nicht wahr ist? Ich denke, keiner.

Es kommt auf die Art des Wahrheitszugangs an. Fundamentalisten sind diejenigen, die schnell von einem Wissen reden, das sie angeblich haben. Und sie reden nicht nur davon, sondern sie leben aus dieser trügerischen Sicherheit. Während andere dieselbe Sicherheit auch haben, aber nicht in der Form eines Wissens, sondern als Glaubenssicherheit.

 

Der Konfliktpunkt ist dann vorgegeben. Wenn man etwas weiß, und der andere es nicht weiß, dann kann man den anderen belehren. Und wenn der andere es auch wissen will, dann ist es seine Aufgabe, sich das Wissen anzueignen. Dazu bedarf es keiner Entscheidung.

 

Wenn jemand mir einen Glaubensinhalt beibringen will, dann werde ich sauer, wenn er so macht, als ob ich das nur zu lernen brauche und es auf meine Entscheidung gar nicht ankäme. Noch saurer werde ich, wenn ich mich dann negativ entscheide ("Nein, das glaube ich nicht!") und er dann davon ausgeht, dass ich lediglich lernunwillig sei. Nö, es liegt an meiner Entscheidung - nicht an einer unterstellten Lernunwilligkeit. Und bei meiner Entscheidung lege ich eben Wert darauf, dass ich sie treffe und dass sie als solche auch geachtet wird.

 

Noch schlimmer kommt es, wenn ich schon entschieden bin und jemand mit einem vorgeblichen Wissen daher kommt.

 

Dieses Auswechseln von Glaube gegen Wissen stellt ein unfaires Abwerten der eigenen Entscheidung dar. Die eigene Entscheidungskraft wurde übersehen. Und die Entscheidung anderer kann prinzipiell nicht akzeptiert werden, da es sich ja vorgeblich um ein Wissen handelt, wo es keiner Entscheidung bedarf.

 

Hallo!

 

Man keine zwingen. Ich glaube, dass ist eine freie Herzensentscheidung eines jeden oder er daran glaubt oder nicht. Du kannst auch eine angebliche Abwertung falsch interpretieren, was das gegenüber eigentlich gar nicht so aussagen wollte.

 

Ich weise darauf hin und zeige auf, was ich erkenne.

 

Was mir auffällt werden sogenannte Fanatiker oft als Spinner hingestellt. Sozusagen achtest du auch deren Meinung.

 

Das wir hier auf der Erde dieses Wissen nicht bekommen, dass sagt doch schon Jesus:

Die Verweigerung eines Zeichens Mt 12,38 Zu dieser Zeit sagten einige Schriftgelehrte und Pharisäer zu ihm: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen. Mt 12,39 Er antwortete ihnen: Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Mt 12,40 Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein. Mt 12,41 Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.

 

Angebliche Fanatiker werden immer genauer beobachtet finde ich. Ich denke würde man die Kritiker, die meist in der Mehrheit sind, genauer betrachten so würde man feststellen dass diese auch immer die gleichen Argumente, gleichen Ansätze verwenden. Und so denke ich, kommt es zu einem Ungleichgewicht, dass der Einzelkämpfer in ein Licht gerückt wird, wo man sagt, der verwendet doch immer die gleichen Argumente und da lässt nicht mit sich diskutieren. Denn als Einzelkämpfer bekommt man auch immer wieder die gleichen Argument von mehreren vorgelegt denke ich und da kann ich mir vorstellen kann es oft der Eindruck sein, dass man immer das gleiche schreibt.

 

In einer grossen Gruppe als Einzelkämpfer, da hat man es nie leicht.

 

Christian

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Franz war nach unseren gängigen Definitionen Fundamentalist. Gandhi auch, Martin Luther King auch. Aber sie waren keine Menschen ohne Zweifel, vermute ich mal. Wenn man Mutter Teresa dazunimmt, dann hat mans inzwischen bei ihr sogar schwarz auf weiß.

Vor der Neuzeit war der Begriff des Fundamentalismus schwer fassbar. Der Unterschied zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und dem Eindruck, den man von etwas hat, war noch nicht so krass. Man hat die Dinge "so genommen, wie sie sind", dachte man. In Wirklichkeit hat man sie so genommen, wie es der Eindruck davon war. Der Satz "ich weiß" zielte nicht auf auf ein theoretisch gesichertes Wissen und die geforderten Beweise waren ganz anderer Art als heutzutage. Ein Beispiel davon habe ich ja aus Hiob benannt: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt" zielt nicht auf eine Beweisbarkeit mit rationalem und empirischem Instrumentarium.

 

Paulus und Franziscus kann man so viel oder wenig als Fundamentalisten ansehen, wie diejenigen, die in ihrer Unkenntnis die Erde als Produkt eines 7-Tage-Werkes ansahen. Das war vielerorts bis lang in die Neuzeit hinein unhinterfragter Standard und stand kaum im Gegensatz zu neuen Erkenntnisse (die sich anderswo natürlich schon länger angebahnt hatten).

Natürlich wusste man z.B. im Mittelalter, dass die Erde nicht flach ist. Manche Gelehrten wussten das. Diese hatten erstmals die Möglichkeit, im heutigen Sinne Fundamentalisten zu sein. Sie konnten erstmals eine uneinsichtige Gegenthese aufstellen "und sie ist doch flach!" und so machen, als ob der Glaube an diese Sachfrage gebunden sei. Dieses ganze behautete Scheinwissen der Fundis trat erst als Fundamentalismus in Erscheinung, als es ein anderes Wissen und eine andere Form der Wissenserkenntnis als Alternativmöglichkeit gab.

 

Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe.

Wenn jemand 1000 vor Christus sagte, die Erde sei flach, dann gab er - wie fast alle - einfach den subjektiven Eindruck wider und meinte, es sei die unumstößliche Wahrheit. Ein Wissen, das von fast allen (außer den astronomietreibenden Völkern) teilten.

Wenn jemand 1200 nach Christus sagte, die Erde sei flach, war er meistens schlicht nicht up to date. Die Gelehrten hätten ihn belehren können.

Wenn jemand heute meint, die Erde sei flach und dies mit biblischen Argumenten begründet, und womöglich auch noch anderen Menschen, die anderer Meinung sind, den Glauben abspricht, weil sie an eine Kugelgestalt glaubten, dann läuft da aber noch mal was ganz anderes. Er verhält sich fundamentalistisch. Und wenn er schon so einen dicken Brocken nimmt, denkt er in vielen anderen Belangen wahrscheinlich ebenso und wird als Fundamentalist wahrgenommen.

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Vielleicht wäre das Wort "fundamentalistisch" auch durch das Wort "konsequent" zu ersetzen, aber immer auf einen selbst und für einen selbst.

Das halte ich für die weitaus bessere Wahl, was Jesus, Paulus, Augustinus oder Franz von Assisi angeht.

 

Mecky hat schon angesprochen, dass Fundamentalismus gepaart mit Realitätsverlust gefährlich ist. Genau das wirft man zB Mutter Teresa vor, ist aber Ansichtssache. Dazu gäbe es ja eine nette Geschichte bei Mt: Zweimal versucht der Teufel Jesus sich von der Realität zu lösen und die Probleme durch Wunder zu lösen. Das NT ist zwar voller Wundergeschichten, aber es empfiehlt keinen Realitätsverlust.

Ich meine, dass Fundamentalismus immer zu einem Realitätsverlust führt. Wer ein vorgebliches Wissen (im heutigen Sinne) über Glaubensaussagen behauptet, der bedient sich bereits eines widersprüchlichen Realitätsempfindens.

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Ich werde an dem Thema dranbleiben müssen (s.o.). Ich weiß nur, dass momentan der Begriff "Fundamentalist" als Kampfbegriff eingesetzt wird und auch auf Leute angewendet wird, die extrem lebten, zB Franz.

 

Nach deiner Definition wäre das Merkmal des Fundamentalismus der Realitätsverlust und der Brgriff damit negativ besetzt. Es gibt noch zwei Sachen, die beim Fundamentalismus negativer Spielart auftauchen können: Anspruch auf Absolutheit und der daraus resultierende Grundsatz: "Der Zweck heiligt die Mittel", dh ein deontologischer Ansatz und Gesinnungsethik pur.

 

Gesinnungsethik dürfte ein spezielles Merkmal fast aller katholischer Heiligen sein und bekanntermaßen gab es da auch negative Folgen.

 

Bin weiter am Grübeln ...

bearbeitet von nannyogg57
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Ich werde an dem Thema dranbleiben müssen (s.o.). Ich weiß nur, dass momentan der Begriff "Fundamentalist" als Kampfbegriff eingesetzt wird und auch auf Leute angewendet wird, die extrem lebten, zB Franz.

 

Das sehe ich so nicht. Wäre der hl. Franz ein Fundamentalist gewesen, wäre er nie zum Gründer eines Ordens geworden, der etwas für die damlaige Zeit etwas unerhörtes nämlich die absolute Armut als Lebensweise gewählt hat.

Franz hat in gewisser Weise das Denken der Befreiungsthologie antizipiert. Inden er sich entschlossen hat als selbst als Armer zu leben hat er so wiei diese aus "Option für die Armen" = Kirche für die Armen eine "Option für die Armen" = Kirche der Armen gemacht.

 

Und wäre der Hl. Franz ein Fundamentalist gewesen, hätten wir ihm nicht die Weihnachtskrippe zu verdanken, denn es war bestimmt etwas unerhört Neues die Weihnacht in einen Stall mit Ochs uns Esel zu verlegen.

 

Der Trugschluss liegt m.E. darin, dass man glaubt jemand der fromm ist müsse Fundamentalist sein, ein Irrglaube der von den Fundis selbst besonders gehegt wird.

Johannes XXIII war sicher ein sehr friommer Mann, aber wäre er ein Fundamentalist gewesen hätte das Vaticanum II nur die bereits vorbereiteten rückwärtsgewandten Vorlagen der kurialen Vorbereitungskommission abnicken dürfen. Er aber hat alle diese Papiere verworfen und hat mit einer völlig neiformierten Vorbereitungskommission den Erfolg des Konzils erst ermöglicht.

bearbeitet von wolfgang E.
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Der Trugschluss liegt m.E. darin, dass man glaubt jemand der fromm ist müsse Fundamentalist sein, ...

Ich sehe das ähnlich. Solche ständig wechselnden Definitionen kenne ich eher aus Diskussionen über Begriffe wie "Liebe" oder "Sünde". Wenn der Begriff "Fundamentalismus" zu unscharf ist, sollte man sich vielleicht einen anderen einfallen lassen.

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Der Trugschluss liegt m.E. darin, dass man glaubt jemand der fromm ist müsse Fundamentalist sein,

Es geht, denke ich, nicht um das "fromm", sondern um das "überzeugt".

Man kann auch sehr überzeugt nichtfundamentalistisch sein.

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Wolfgang,

 

ich denke bei Fundamentalismus nicht unbedingt nur an Leute, die konservativ sind. Es gibt auch linken Fundamentalismus und da gehört der Franz nach unserem gängigen Fundamentalismusgebrauch leider hin.

 

Er hat übrigens die Ideen aufgenommen, die schon vor ihm in seiner Gesellschaft virulent waren (Waldenser zB) und hat im Blick auf die Bibel auch schon Gedanken der Reformation vorweggenommen, indem er sie eben wörtlich nahm. Ich sehe weniger Verbindung zur eher politisch geprägten Befreiungstheologie, aber seit Franz ist das Thema "Armut" dauerhaft ein zentrales christliches Thema in der katholischen Kirche und ein Kriterium für die Christusnachfolge (Wenn einer rote Schuhe von Gucci trägt, dann gibt das Negativpunkte als Papst usw.).

 

Seine Bewegung wurde übrigens von jungen Leuten unterstützt. Heute würde man es nicht für gut befinden, dass junge Leute sich Hals über Kopf in so ein extremes Leben als Minderbruder stürzen, es gibt nichtfranziskanische Quellen der damaligen Zeit, die das schon kritisch sahen.

 

Wir stehen vor der Wahl: Entweder wir lassen die jetzige Sichtweise so, dann ist Franz ein "böser" Fundamentalist, oder wir kritisieren die Fundamentalismuskritik und fangen an, zu differenzieren.

 

Für dich mag Fundamentalismus gleich konservativ sein, aber Ökofundamentalismus gibts halt auch.

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Wolfgang,

Für dich mag Fundamentalismus gleich konservativ sein, aber Ökofundamentalismus gibts halt auch.

Hallo Nanny

Ich hab nur von der Kirche gesprochen...in dieser stellt sich linker Fundamentalismus kaum dar. Ich habe z.B. noch keine Modernisten getroffen, der den Alten Ritus für ungültig hält.

Im Übrigen ist es natürlich sehr schwierig Haltungen des späten 12 bzw frühen 13 Jh. mit heutet zu vergleichen, das zeigt sich insbesondere an Deinem Beispiel vom Bibelverständnis des hl. Franz. Bei ihm war das noch nicht fundamentalistisch, aber als 1908 die päpstliche Bibelkommission erklärte dass man nbedingt davon ausgehen müsse, dass der Pentateuch von Moses stammt, da war es bereits Funditum.

Mir schiene daher das Beispiel von Johannes XXIII lebensnäher.

Schönen und gesegneten Sonntag noch.

bearbeitet von wolfgang E.
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Wolfgang,

Für dich mag Fundamentalismus gleich konservativ sein, aber Ökofundamentalismus gibts halt auch.

Hallo Nanny

Ich hab nur von der Kirche gesprochen...in dieser stellt sich linker Fundamentalismus kaum dar. Ich habe z.B. noch keine Modernisten getroffen, der den Alten Ritus für ungültig hält.

Im Übrigen ist es natürlich sehr schwierig Haltungen des späten 12 bzw frühen 13 Jh. mit heutet zu vergleichen, das zeigt sich insbesondere an Deinem Beispiel vom Bibelverständnis des hl. Franz. Bei ihm war das noch nicht fundamentalistisch, aber als 1908 die päpstliche Bibelkommission erklärte dass man nbedingt davon ausgehen müsse, dass der Pentateuch von Moses stammt, da war es bereits Funditum.

Mir schiene daher das Beispiel von Johannes XXIII lebensnäher.

Schönen und gesegneten Sonntag noch.

 

Du hast Recht: Es gibt keinen katholisch-linken Fundamentalismus, bzw. mir fällt da momentan nix ein, und das gibt auch wieder zu denken: Religiöser Fundamentalismus ist weltweit eher rechts und das gibt auch wieder zu denken. Nicht, dass im linken Fundamentalismus nicht auch Christen mitmischen würden und zwar aus christlicher Überzeugung, aber das sind in der Regel dann die Gemäßigten.

 

Ich wollte Franz auch nicht in die biblische Fundiecke schieben, aber seine erste Regel hat er aus Bibelstellen zusammengestellt und das gibt zu denken. Kritik an der Kirche oder, in seinem Fall, Erneuerung der Kirche, geschieht immer im Rückgriff auf die Bibel.

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ME ist das "Problem" der "Radikalen" (~Fundis li & re & Mitte), dass sie zwar ein ungeheuer schweres Kreuz tragen, - höchst ehrenwert - aber wofür? - Für andere - gut akzeptiert - aber was ist das eigene Ziel des "Kreuzträgers"?

Erlöst sind ja alle - also sterben und in den Himmel? - Also mir ist das zu billig, - Ich will und werde noch zu Lebzeiten echte Freiheit erlangen !!!! - Sonst wäre ich echt angefressen, - so brauch' Ich mich nicht engagieren, - bin persönlich eh' zu faul dafür - und endlich weg mit dem lästigen (=mein Kreuz) "persönlich" (in "psychologischem?! Sinne) ... hm, by the way - gibt es für solche Prozesse katholikischerseits wirklich keine Begrifflichkeit, - eigenartig !?

 

Esotheriker würden sagen: weg mit dem Ego, Gottesfünklein (=silent awareness) schäle dich all-mählich (durch leiden (=Kreuz) & in Verschmelzung (incl. Z.b. Belehrung) mit ~ highest high Master and TeacherIn Maria (bei Mir zumindest)( frei ... für Damen jeglicher Coleur empfühle ich Verschmelzung usw. mit Yoschua ...

 

lg

Ich

bearbeitet von shag
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