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Besorgniserregende Tendenzen


Chrysologus

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Es ist eine Art Nazikeule, das weiß ich. Aber ich sehe - und das besorgt mich - Tendenzen in der katholischen Kirche, die etwas vertreten, dass man eben nur als Führerprinzip bezeichnen kann. Und das sollte man dann begrifflich nicht kklein reden, denn das ist ziemlich gefährlich.

Absolutismus setzt auch ein enormes Führerprinzip voraus, allerdings benutzt man nicht diese verfängliche Diktion.

Mit Führerprinzip werden KZ's und Judenvernichtung assoziiert. Und das passt nicht auf Papst Benedikt. Nicht einmal auf diesen Nuntius (sag ich mal, obwohl ich den nich kenne). Da gehen die Emotionen in eine falsche Richtung. Und das kann von den Anhängern einer solchen Einstellung auch mit Berechtigung kritisiert werden.

 

Ich halte den Absolutismus für einen weitaus treffenderen Vergleich. Es geht hier um einen Personenkult. Die Person des Königs ist über alles Recht erhaben, prima sedes a nemine iudicatur. Der König hat immer Recht.

Bei mir kommt beim Stichwort Absolutismus immer das Bild von Ludwig XIV in den Sinn. Und ich denke, dass es zwischen Ludwig und Benedikt weitaus mehr und treffendere Parallelen gibt, als zwischen Benedikt und den diversen Nazigrößen. Dieses Durchsetzen der eigenen Meinung ohne jegliche Absprache, diese expansive Machtpolitik, dieses parteiische Unterdrücken anderer Meinungen durch Bestimmungen, Kontrollmaßnahmen und Personalentscheidungen (siehe Colbert) - all dies teilen die Führerkultideologen des Absolutismus und des Papismus nahezu uneingeschränkt. Ich sehe darin weniger eine Verharmlosung, sondern weitaus mehr eine größere Realitätsnähe des Vergleichs.

Die Verharmlosung wird noch geringer, wenn man bedenkt, dass nicht jeder absolutistische Machthaber auch die Qualitäten eines Ludwigs hatte. Ludwig soll z.B. ein phantastischer Zuhörer gewesen sein, soll perfekte Manieren an den Tag gelegt haben (nicht immer, aber im Groben und Ganzen). Da gab es ganz andere Absolutisten, denen diese wertvollen Qualitäten teilweise völlig abgingen, oder bei denen diese Qualitäten durch Cholerik, sinnlose Grausamkeit und Gräuel aller Art ersetzt wurden. Das genügt eigentlich, um die unseligen Schwächen des Absolutismus un-verharmlost aufzudecken.

 

Absolutismus ist als Regierungsform widerwärtig und rücksichtslos genug. Man braucht nicht nazi-belegte Begriffe benutzen, um deren Verfänglichkeit zu veranschaulichen. Es genügt aufzuzeigen, wohin gerade der französische Absolutismus geführt hat: Als der machtbesessene und selbstverliebte, aber durchaus geniale Ludwig XIV nicht mehr war, ruinierten weniger geniale und nur noch absolutistisch absolutistische Regenten das Land, quälten und unterdrückten das Volk (gemeinsam mit der hohen Geistlichkeit, die ja derselben Leitungsform frönten), und legten so die Grundlage für die französische Revolution mit all ihrer zusätzlichen Gräuel.

 

So etwas will ich für die Kirche natürlich nicht. Aber ebenso wie Du sehe ich eine Gefahr in diese Richtung - nur dass es kaum in einer Revolution enden wird, sondern in einer fast völligen Abstrusität, der nur noch ein paar machtgierige Spinner anhängen. Denn: Dem staatlichen Absolutismus konnte man nicht ausweichen. Also musste man sich brachial wehren. Dem kirchlichen Absolutismus kann man sich durch Kirchenaustritt oder durch Rückzug entziehen. Da bedarf es keiner brachialen Kämpfe. Da genügt die Abstimmung mit den Füßen.

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Ich zitiere aus praktischen Gründen die Wikipedia:

 

Nach Diemut Majer ist das Führerprinzip grundsätzlich ahistorisch, das heißt es steht in keinem geschichtlichen Zusammenhang beispielsweise zu absolutistischen Ideen. Diese kannten im Gegensatz zum totalen Führerstaat noch gewisse Rechte (Naturrecht) und Pflichten gegenüber dem Untertanen, während jener keine Rechenschaft abzulegen brauchte. Gleichzeitig ist das Führerprinzip stark irrational und greift deswegen zu seiner eigenen Legitimation auf Mystizismus und Verklärung des Führers zurück (vgl. auch Personenkult).

 

Die katholische Kirche kennt deutliche Anlehnungen an Aboslutismus und Feudalismus, keine Frage - aber das, was ich hier beobachte, geht weiter: Der Gehorsamsanspruch gründet nicht darin, dass Benedikt XVI. formal korrekt ins Amt gekommen ist, sondern darin, dass er so klug und fromm ist, dass Widerspruch gegen ihn Widerspruch gegen das Evangelium sei. Absolutismus braucht keinen Personenkult - Führerprinzip sehr wohl.

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Aber er gebe auch Laien und Frauen, die den Versuch unternähmen, etwas von der Rolle des Priesters für sich zu nehmen, „um eine viertel Stunde ‚Ruhm’ in der Pfarrei zu haben, wenn sie die Fürbitten lesen oder die Kommunion austeilen

Allein dafür sollte man aufhören, den Typen ernst zu nehmen.

Wieso? Er hat zweifellos recht damit.

Es gibt in der Tat solche Frauen - und ebenso Männer. Laien und Kleriker.

Und es gibt Frauen und Männer, die ihre Dienste gewiß NICHT wegen der "viertel Stunde Ruhm" ausüben.

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Ich zitiere aus praktischen Gründen die Wikipedia:

 

Nach Diemut Majer ist das Führerprinzip grundsätzlich ahistorisch, das heißt es steht in keinem geschichtlichen Zusammenhang beispielsweise zu absolutistischen Ideen. Diese kannten im Gegensatz zum totalen Führerstaat noch gewisse Rechte (Naturrecht) und Pflichten gegenüber dem Untertanen, während jener keine Rechenschaft abzulegen brauchte. Gleichzeitig ist das Führerprinzip stark irrational und greift deswegen zu seiner eigenen Legitimation auf Mystizismus und Verklärung des Führers zurück (vgl. auch Personenkult).

 

Die katholische Kirche kennt deutliche Anlehnungen an Aboslutismus und Feudalismus, keine Frage - aber das, was ich hier beobachte, geht weiter: Der Gehorsamsanspruch gründet nicht darin, dass Benedikt XVI. formal korrekt ins Amt gekommen ist, sondern darin, dass er so klug und fromm ist, dass Widerspruch gegen ihn Widerspruch gegen das Evangelium sei. Absolutismus braucht keinen Personenkult - Führerprinzip sehr wohl.

Stimmt. Das Wesen der absoluten Monarchien lag gerade darin, dass sie nicht auf Personenkult aufgebaut waren. Ein Ludwig XIV konnte durch Ludwig XV und dieser durch Ludwig XVI ersetzt werden.

Ein normaler Gehorsamsanspruch gegenüber dem Amt des Papstes, egal wie fromm oder mies oder gescheit oder dumm er ist - das wäre (und war) Absolutismus.

 

Wenn die Person des jeweiligen Papstes aber derart überhöht wird - und dahin geht die Tendenz tatsächlich - dann ist das nicht mehr Absolutismus, dann ist es Führerprinzip.

 

Nur hat das mE nix mit B XVI zu tun.

 

Dieses Getue haben wir jedenfalls seit Vat I (evt. schon davor).

Es genügt nicht mehr, dass XY eben Papst ist (so wie G.W. Bush eben Präsident war), der jeweilige Papst wird von Frömmler-Kreisen jeweils zu Lebzeiten schon zu einem Heiligen ausgerufen, seine Biographie wird umgelogen, seine banalsten Worte und Gesten ergriffen bestaunt, jeder Nonsens bejubelt, was immer er sagt oder tut der Kritik weitgehend entzogen (und nach seinem Tod wird er fast umgehend kanonisiert).

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Franciscus non papa
Den Personenkult um JP II fand ich ausgeprägter.

 

 

smile, der war auch entschieden der bessere schauspieler.

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Den Personenkult um JP II fand ich ausgeprägter.

Kommt darauf an, wo Du dem jeweiligen Personenkult begegnet bist. Wärst Du von eine Wolke der generation Benedikt umgeben, wäre Deine Wahrnehmung vielleicht anders.

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Den Personenkult um JP II fand ich ausgeprägter.

Das war aber ein "Medienereignis" - Benedikt wurde und wird nicht in der Form gepusht.

Mit der Medienanstrengung, mit der JP II inszeniert wurde, wäre Pius XII zu einer Himmelfahrt gekommen.

Zieh den medial gemachten Rummel einmal ab.

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Johannes Paul hat sich gerne feiern lassen. Aber gerade dies war ein Zug an ihm, der auf mich sehr lebendig und lebenslustig gewirkt hat. Er ist mir dadurch eher sympathisch geworden. Er hat im Umgang mit wohlmeinenden Menschenmassen ein ziemlich glückliches Händchen gehabt. Und die Sympathie, die er da ausgestrahlt hat, hat mir über so manche seiner Schwächen hinwegschauen geholfen.

 

Benedikt kann das gar nicht. Die, die ihn verehren, müssen auf was anderes schauen. Er wird auch nicht als Sympathieträger verehrt, sondern als Mozart unter den Theologen oder als Wahrer der konservativen Interessen. Was man halt so "konservativ" nennt. Und natürlich als Bollwerk gegen den Zeitgeist.

 

Der Nuntius hätte ja Recht gehabt, wenn er gesagt hätte: "Papst Benedikt ist jemand, der wirklich auf den Glauben schaut. Und das wird viel zu wenig gewürdigt."

Von einem solchen Satz ausgehend, wäre Chrysologus wohl niemals zu dem Threadtitel "besorgniserregende Tendenzen" gelangt. Es wäre eine völlig legitime Werbung für den Papst gewesen, oder genauer: Für eine seiner Eigenschaften. Der Nuntius hätte noch zulegen können. "Ich stelle mir das ziemlich deprimierend für den Papst vor, dass alle nur auf seine kirchenpolitischen Missgeschicke schauen, während man sein innerstes Herzblut links liegen lässt." Gegen einen solchen Satz hätte ich dann durchaus argumentiert (naja, dann soll er halt die kirchenpolitischen Maßnahmen nicht so skandalös gestalten und sich auch mal was sagen lassen ...). Aber auch diese Aussage des Nuntius wäre ein legitimes Anliegen.

 

Der Nuntius hätte Stunden damit verbringen können, auf die positiven Seiten des Papstes hinzuweisen. All das wäre legitim gewesen.

 

Aber die kritischen Anfragen und auch Vorwürfe gegen Benedikt sind eben auch legitim. Die muss er ebenso zulassen. Er kann versuchen, diese Kritikpunkte zu entkräften, er kann ihnen seine eigene Ansicht gegenüberstellen. Alles prima. Aber diese unfaire Bösrednerei, dass Kritik am Papst in Wahrheit Auflehnung gegen den Glauben und die Kirche sei, sprengt die Grenzen der Legitimität ebenso wie sie jede realistische Einschätzung der Kritiker unterminiert.

 

Dieses Nicht-Zulassen und Verteufeln und Verächtlichmachen von Kritik ist allerdings ein furchtbares Leiden der Kirche. Und es ist weit verbreitet. Weite Kreise der Kirche sind unfähig, Kritik zuzulassen. Hinter jeder Kritik wird ein Anschlag vermutet, ein unglaublich böser Wille, Ignoranz und umfassende Glaubensablehnung. Es ergibt sich eine Kritikempfindlichkeit, die auf Außenstehende völlig lächerlich und humorlos wirkt. Und macht man sich dann darüber lustig, bekommt man mit dieser Empfindlichkeit gleich noch mal eins übergebraten. Bei Insidern kommt diese Kritikunfähigkeit oftmals nicht lächerlich, sondern peinlich und wuterzeugend rüber.

 

Trotzdem sehe ich diesem eklatanten Mangel an Großherzigkeit, Übersicht und Humor

(oftmals ausgedrückt in einem geradezu lächerlichen Würdegehabe)

eines der allergrößten Probleme der Kirche der heutigen Zeit.

 

Das beste Beispiel ist für mich da die Williamson-Affäre und der Umgang damit. Das unabgesprochene Ex-Exkommunizieren war natürlich ein dicker Fehler. Aber so schlimm wäre der nicht gewesen - auch nicht nach dem Williamson-Interview. Hätten der Papst und seine Getreuen gelassen und humorvoll reagiert, wäre der Skandal in Windeseile und mit ganz einfachen Mitteln zum Erfolg geworden. "Ja, die Kirche ist großmütig. Ja, wir geben selbst schlimmen Sündern eine zweite Chance. Wir nehmen sie in unsere Gemeinschaft und kümmern uns um sie. Hey Richie, unsere Beichtstühle stehen Dir offen! War gar nicht nötig, dass Du Deine Sünden öffentlich vor dem schwedischen Fernsehen bekennst. Wir geben Dir die Möglichkeit, so was diskret im Beichtstuhl zu erledigen. Darum holen wir Dich zurück in die Gemeinschaft der Beichtenden."

 

Statt dessen peinlich berührtes und verbissenes Schweigen. Und dann ein larmoyant-wehleidiger Rechtfertigungsbrief des Papstes, in dem die Rede davon ist, man würde auf ihn einprügeln. Ooooooch! Armer Bene! Dann Verhandlungen hinter dermaßen verschlossenen Türen, dass man jahrelang nicht wirklich mitbekommt, was Sache ist. Und irgendwann ein vom Himmel fallender Beschluss. Vielleicht. Sicher dagegen ist, dass da die Hühner gackern.

 

So verkrampft, wie man da mit Kritik umgegangen ist. Keine Coolness, nix Lockeres. Und somit auch nichts, womit man sympathisch wirkt. Alles fühlt sich an, wie wenn man Verstopfung hat, vergeblich presst und auf eine befreiende Explosion wartet. Und die soll es dann bringen.

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Dieses Nicht-Zulassen und Verteufeln und Verächtlichmachen von Kritik ist allerdings ein furchtbares Leiden der Kirche. Und es ist weit verbreitet. Weite Kreise der Kirche sind unfähig, Kritik zuzulassen. Hinter jeder Kritik wird ein Anschlag vermutet, ein unglaublich böser Wille, Ignoranz und umfassende Glaubensablehnung. Es ergibt sich eine Kritikempfindlichkeit, die auf Außenstehende völlig lächerlich und humorlos wirkt. Und macht man sich dann darüber lustig, bekommt man mit dieser Empfindlichkeit gleich noch mal eins übergebraten. Bei Insidern kommt diese Kritikunfähigkeit oftmals nicht lächerlich, sondern peinlich und wuterzeugend rüber.

 

Trotzdem sehe ich diesem eklatanten Mangel an Großherzigkeit, Übersicht und Humor

(oftmals ausgedrückt in einem geradezu lächerlichen Würdegehabe)

eines der allergrößten Probleme der Kirche der heutigen Zeit.

 

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Man kanns nicht oft genug zitieren: Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!

 

Es würde so viel leichter gehen, wenn die Menschen nicht mit so einer Verbissenheit um ihre Kirche streiten würden.

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Ich bin also rübergekommen.

Sollte nun Erzbischof Bernardini die "Ehre der Bischöfe" retten? Mit diesen Gedanken? Er ist irgendwie aus der Rolle oder will ein "fettes" Erzbistum für sich. Für die restlichen sechs Jahre. Vielleicht will er weg von Argentinien? :ninja:

http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bbernad.html

 

Sein ehemaliger Kollege gehört zu den "niederträchtigsten" von den Bischöfen - in seinem Sinne :ninja: :

http://www.kath.net/detail.php?id=25871

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Die Reden werden immer interessanter.

Karl hat in der Gladi bereits einen Link gepostet, bei dem einige wörtliche Rede verwendet wird. http://www.katholisches.info/?p=11165

“Der Papst fühlt sich von den Bischöfen und den Priestern im Stich gelassen, doch von den Gläubigen getragen.”

"Der Klerus durchlebt eine gewisse Krise, im Episkopat überwiegen Bischöfe mit einer geringen Eignung, aber die Gläubigen in Christus haben noch ihren ganzen Eifer."

 

Das Ganze klingt so ein bisschen nach Brandmüller-Niveau. Eigentlich braucht man sich darum nicht viel zu kümmern, aber die Zitate klingen doch wieder so larmoyant, pathetisch und melodramatisch (kennen wir doch schon ...), dass man mal einen Blick drauf werfen kann.

 

Wann werden solche Schwanengesänge notwendig? Wenn es hinten und vorne nicht mehr stimmt. Wenn die Einheit dahin ist. Wenn das Amt dessen, der Einheit fördern soll, schwach besetzt ist.

 

Der Papst fühlt sich von den Bischöfen im Stich gelassen? Na so was.

Die Bischöfe, die sich in den letzten Jahren vom Papst verlassen fühlten, haben größtenteils vornehmer dazu geschwiegen. Ich weiß von mehreren Bischöfen direkt, dass sie sich besonders durch das motu proprio mit der tridentinischen Messe veräppelt und entwertet vorkamen. Dazu passend war ja auch der Begleitbrief des Papstes, in dem er extra noch mal verbal (verbal und noch mal verbal) beteuerte, dass er schon das Richtige tue. Ja, es wäre im Sinne des 2. Vatikanums. Jaja. Und er wolle damit auch die Autorität der Bischöfe nicht untergraben. Jaja.

Im Falle Williamson hat es sich Papst Benedikt mit Kardinal Kasper offensichtlich verdorben. Zumindest hat Kardinal Kasper den Vorfall genutzt, um endlich mal den Mund aufzumachen. Ich vermute mal, dass er mit seinem Ärger auch im Vatikan nicht alleine dasteht.

 

Das kann man dann natürlich mit den schönen Worten zusammenfassen: Der Papst fühlt sich von seinen Bischöfen verlassen. Böse Bischöfe. Und wie wir jetzt neu dazu lernen: ungeeignete Träger ihres Amtes. Böse, böse Bischöfe.

 

Und jetzt kommt noch ein Karl-Josef Rauber hinzu und plaudert aus dem Nähkästchen. Und er plaudert dabei über eine Menge Dinge, die alle geeignet sind, das Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen noch weiter zu belasten. Böser Bischof.

Böse, böse, böse Bischöfe.

 

Aber immerhin: Das Volk steht zu Papst Benedikt.

Ganz offensichtlich: Wie ein Mann. Die sind total begeistert. Fragt doch mal das ZdK. Das Volk steht voll und ganz hinter dem Papst. Wir sind Papst. Juchhu, fallera!

 

Was hat sich die Mannschaft um Papst Benedikt denn so gedacht, wie die Reaktionen aussehen?

Man jammert über den "antirömischen Affekt".

Natürlich, den gibt es.

Nachdem die Laien in der Laieninstruktion eins draufbekamen, die Priester in der Liturgieinstruktion, die Bischöfe beim motu proprio, die Wiederverheirateten (diesmal im Verein mit drei Bischöfen) beim Ratzinger-Schreiben auf das Hirtenwort 1994, die Homosexuellen beim Ratzingerschreiben an die Politiker ... wo soll denn da das tragende gute Verhältnis herkommen, durch das sich ein Papst getragen wissen kann? Es ist doch vielmehr ein Wunder, dass so viele intelligente und redefähige Leute geschwiegen haben.

 

Es besteht eine gewisse Gefahr des Dammbruchs. Wenn jetzt mal einige anfangen, den Mund aufzumachen, könnte es mal richtig Krach geben. Meiner Einschätzung nach ist es allein die (nicht unberechtigte) Angst vor einer Kirchenspaltung und vor einem völlig unüberschaubaren Chaos, die vielen Kirchenmännern (ja, sogar Kirchenfrauen) den Mund halbwegs schließt.

 

Ich vermute, dass Bernardini in gewisser Weise mit seiner Einschätzung, was den Rückhalt des Papstes bei den Bischöfen Recht hat. Bei den Gläubigen liegt er zumindest in Europa daneben. Und das ganze Maß der Verärgerung sieht er wohl auch nicht. Und noch weniger erkennt er, was Ursache und was Wirkung ist.

Ursache ist eine katastrophale Amtsführung der Kirchenleitung, gespickt mit absolutistischen Idealen, blind für die religiösen Bedürfnisse der Leute von heute, übergriffig gegenüber den Bischöfen und Priestern, drückend für das Volk. Papst Benedikt und seine Mannschaft haben ein Chaos zusammengebraut, bei dem ich mich nur noch frage, wann es ausbricht und zu tiefgreifendsten Rissen führen wird. Wer so polarisiert, wer so einseitig bevorzugt, wer seine eigenen Leute so brüsk übergeht, sät einen Wind, den viele andere als Sturm ertragen müssen.

bearbeitet von Mecky
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Nimmt der Mann sich selber ernst?

 

In der Tat, wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir anerkennen, daß Jahr für Jahr die Zahl derer unter den Theologen und Ordensmännern, unter den Ordensschwestern und Bischöfen zugenommen hat, die überzeugt sind, daß die Zugehörigkeit zur Kirche nicht die Anerkennung und Zustimmung zu einer objektiven Glaubensdoktrin bedeutet.

 

Es hat sich ein Katholizismus “à la carte” verstärkt, in dem jeder sich jenen Teil auswählt, der ihm zusagt und alles, was ihm unverdaulich erscheint, zurückweist

 

Wohingegen das Volk brav glaubt, was der Papst sagt. :ninja:

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Nimmt der Mann sich selber ernst?

 

In der Tat, wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir anerkennen, daß Jahr für Jahr die Zahl derer unter den Theologen und Ordensmännern, unter den Ordensschwestern und Bischöfen zugenommen hat, die überzeugt sind, daß die Zugehörigkeit zur Kirche nicht die Anerkennung und Zustimmung zu einer objektiven Glaubensdoktrin bedeutet.

 

Es hat sich ein Katholizismus “à la carte” verstärkt, in dem jeder sich jenen Teil auswählt, der ihm zusagt und alles, was ihm unverdaulich erscheint, zurückweist

 

Wohingegen das Volk brav glaubt, was der Papst sagt. :ninja:

 

Einheitsbrei ist angesagt. ;) Wem er nicht schmeckt, ist anzuprangern. Inkulturation kommt vom Bösen. Einheit = Uniformismus und Einfältigkeit. :ninja:

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Es besteht eine gewisse Gefahr des Dammbruchs. Wenn jetzt mal einige anfangen, den Mund aufzumachen, könnte es mal richtig Krach geben. Meiner Einschätzung nach ist es allein die (nicht unberechtigte) Angst vor einer Kirchenspaltung und vor einem völlig unüberschaubaren Chaos, die vielen Kirchenmännern (ja, sogar Kirchenfrauen) den Mund halbwegs schließt.

...

 

Ein Dammbruch droht sicherlich, ich muss zugeben, dass ich ihn mir in gewisser Weise sogar erhoffe. Das Memorandum reiht sich da ja ein, da es eben nicht nur von den immergleichen, Küng & Co, unterschrieben worden ist, sondern auch von anderen, die nie etwas gesagt haben, aber jetzt das Gefühl hatten, jetzt muss ich reden.

Im Erzbistum Freiburg gibts ein Unterstützungmemorandum des Diözesanklerus, wo teilweise Namen drauf stehen, die man nicht unbedingt erwarten würde.

Als nächstes sind jetzt die Bischöfe dran, dass da mal welche aus der Reihe tanzen und einfach mal kein Blatt vor den Mund nehmen.

Dann käme zumindest mal Bewegung in die Sache. Die Ängste, die du ansprichst, sind natürlich unbetreitbar da, und je mehr Verantwortung man trägt, umso weniger traut man sich, sich aus dem Fenster zu lehnen. Aber es gibt Augenblicke, da erlaubt es einem die Stimmung (der Zeitgeist? :ninja: )zu reden. Ich hoffe, dass das Jahr 2011 ein Jahr solcher Momente wird.

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Aber es gibt Augenblicke, da erlaubt es einem die Stimmung (der Zeitgeist? :ninja: )zu reden. Ich hoffe, dass das Jahr 2011 ein Jahr solcher Momente wird.
Da scheint mir im Moment das Druckmittel "Papstbesuch" vor.
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Aber es gibt Augenblicke, da erlaubt es einem die Stimmung (der Zeitgeist? :ninja: )zu reden. Ich hoffe, dass das Jahr 2011 ein Jahr solcher Momente wird.
Da scheint mir im Moment das Druckmittel "Papstbesuch" vor.

 

Ach, der Papstbesuch... Am Anfang habe ich mich noch geärgert, dass ich wahrscheinlich just zu der Zeit nicht in Deutschland sein werde, aber mittlerweile glaube ich, dass das fast besser ist... Ich will nicht wissen, was man da mit potemkinscher Gründlichkeit auf die Beine stellen wird....

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Franciscus non papa
Aber es gibt Augenblicke, da erlaubt es einem die Stimmung (der Zeitgeist? :ninja: )zu reden. Ich hoffe, dass das Jahr 2011 ein Jahr solcher Momente wird.
Da scheint mir im Moment das Druckmittel "Papstbesuch" vor.

 

 

das ist aber auch die chance, dem guten mal zu zeigen, "wo der hammer hängt".

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Ja, aber womit?

Dieses "Memorandum" ist eine absolut vergebene Chance.

Falscher Aufhänger, falsche Liste, null Begründung - dafür sind diese Namen verschwendet.

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"Falscher Aufhänger, falsche Liste, null Begründung" ...

 

Vor allem: ohne eigene Substanz. Das ist das Deprimierende. Es steckt kein theologischer oder spiritueller Entwurf hinter dem Memorandum. Und auch keine wirkliche Einheit. Das "wir müssen mal drüber reden" (Dialogaspekt) ist viel zu wenig. Das ist die Krux der Liberalen. Liberalität ohne inhaltliche Substanz zieht überhaupt nicht.

 

Der Vorwurf, dass man nichts zu bieten hat, als nur das, was man woandersher geklaut oder ausgeborgt hat, ist berechtigt. Ein bisschen von der Demokratie-Idee geklaut, ein bisschen von der Emanzipations-Idee geborgt, große Anleihen bei Unternehmensberatungsbüros und einen Schuss Gutmenschen-Ideal mit Gleichberechtigung etc. Das genügt nicht.

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das ist aber auch die chance, dem guten mal zu zeigen, "wo der hammer hängt".

Vergiss es.

Einem Augenschließer wirst Du überhaupt nichts zeigen können.

Außer, Du haust ihm den Hammer über den Kopf. Und dann bist Du nicht besser, als er.

 

Außerdem wird die Folge sein, dass die jetzt schon belastende Polarisierung nur noch stärker wird.

 

Ein paar offene Worte von Bischöfen wären allerdings nicht schlecht. Allerdings eher in dem Sinne, dass man dem Papst nicht den Hammer zeigt, sondern die Probleme und das Leiden der Christen und Gemeinden vor Augen führt. Vermutlich prallt das zwar von ihm ab, er wird die Augen fest zupressen. Aber das ist die einzige Möglichkeit, dass Druck dort entsteht, wo er hingehört: Intern im Papst selbst. Denn unzweifelhaft will er ein guter Papst sein - das ist wahrscheinlich noch tiefer, als dass er Macht ausüben will.

 

Mehr kann man wohl nicht erreichen. Und mehr darf es auch nicht sein. Alles andere - alles, was nicht auf seiner eigenen Einsicht beruht, weil es nur als Druck von außen kommt - führt zum Schlechten. Und ich würde mich auch nicht für mehr hergeben. Ich will keinen Papst, der nur deshalb Gutes tut oder nur deshalb sich bekehrt, weil andere Druck auf ihn ausüben. Lieber einen absolutistischen Herrscher, als einen gebrochenen Mann. Ich kann das Brechen von Menschen sowieso nicht ab.

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Franciscus non papa

der mann wurde als professor schon gebrochen - deshalb seine reaktionen: angst vor der welt, angst vor der gegenwart.

 

leider kann er nicht mal unerkannt eine weile inmitten seiner gläubigen leben, den alltag eins pfarrers erleben...

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Den Personenkult um JP II fand ich ausgeprägter.

Das war aber ein "Medienereignis" - Benedikt wurde und wird nicht in der Form gepusht.

Mit der Medienanstrengung, mit der JP II inszeniert wurde, wäre Pius XII zu einer Himmelfahrt gekommen.

Zieh den medial gemachten Rummel einmal ab.

 

 

Soweit ich sehe, gab es mindestens seit dem letzten Pius einen Personenkulte um bestimmte Päpste:

Bei Pius war es die entrückte Heiligkeit, bei Johannes Paul II. war es der Reisepapst, der den Dialog mit der WEelt vorantreibt und dabei nebenbei den kommunismus beseitigte.

Bie Johannes XXIII. ist es posthum der unkonventionelle Erneuerer der Kirche.

 

Wie so oft, ist der Personenkult ein Thema, das viel Symbolkraft trägt.

 

In meiner Studentenzeit gab es bei uns eine Initiative für Papst und Kirche, die ihre Plakate grundsätzlich mit dem Bild Johannes Pauls II. schmückte. Sie behauptete papst- und kirchentreu zu sein und positionierte sich ausgeprägt konservativ.

Dahinter steckt natürlich auch eine Spitze gegen alles, was man als abweichlerisch identifiziert. Das kann nicht kirchen- und papsttreu sein, und ist damit also falsch.

 

 

Solche Initiativen gibt es bis heute und selbst die Piusbrüder behauptet, im Grunde (besonders) papsttreu zu sein.

 

Im Grunde ist das ein Thema, was sich die Kirche selsbt eingebrockt hat. Mit dem Verlust des Kirchenstaates und mit dem VatI. wurde Kirche stärker auf den Papst konzentriert. Was man an Gebiet verloren hat, erobert man sich in einer erweiterten Würde der eigenen Person zurück. Auch wenn das Unfehlbarkeitsdogma sich theologisch extrem zurück nimmt - so war doch die Wirkung, dem Papst eine noch größere überragendere Bedeutung zu geben, durchaus kalkuliert.

Die Rolle des Papstes und die individuelle Interpretation derselben durch den jeweiligen Amtsinhaber verschmelzen hier zu einer gelebten Einheit. Und ausgerechnet die beiden Päpste mit dem ausgeprägtesten Personenkult konnten auf diesem Instrumentarium am besten spielen. Der eine als entrückter Heiliger, zu dem die Kirche demütig aufschaut und der andere als Macher, der die Kirche als Vehikel seiner persönlichen Mission verwendet.

 

Diese Einheit von Person und Amt lässt sich praktisch jedoch kaum druchhalten. Das lässt sich selbst an denen beobachte, die sich als besonders papsttreu positionieren. Denn Treue gibt es auch dort nur, wenn die Menung der eigenen Gruppe mit der des Papstes kompatibel ist. Alles andee wird entweder ausgeblendet oder in den Bereich des Unmöglichen verbannt.

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So ist es.

Ein Papst in Normalgröße ist durchaus erfreulich, und gewisse Nuntien sollten erst denken und dann herumtönen.

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Ich finde den Personenkult nicht mal schlecht. Da kommt ja Freude auf. Das ganze Christentum kann man in gewisser Weise als Personenkult ansehen - wir verehren Jesus Christus. Besser, als ein Prinzip zu verehren.

 

Nur muss man bei dem Personenkult um Päpste noch einmal differenzieren. Weil diese Kultobjekte gleichzeitig auch noch Sünder sind. Und sie sind nicht Jesus Christus. Eine Verwechslung (auch emotionaler Art) ist genau genommen blasphemisch.

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