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Reformstau in der römisch-katholischen Kirche - die alt-katholische Kirche als Ausweg?


Danny_S.

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vor 35 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Kleine Gegenfrage: kennst du Glaubensinhalte, die auf Argumenten beruhen?

 

Das Wort "beruhen" ist hier das Problem. Der Glaube und dadurch mittelbar auch seine Inhalte beruhen in erster Linie auf dem offenbarenden Gott selbst. Was auf Argumenten beruht ist das theologische Exoskelett, das die gegebenen Glaubensinhalte in ihren mannigfaltigen Zusammenhängen und Abhängigkeiten zu plausibilisieren sucht. 

 

Um es an einem ganz zentralen Beispiel zu erläutern: Dass Gott ein dreieiniger ist - Vater, Sohn und Heiliger Geist - ist eine Offenbarungswahrheit ersten Ranges, deren Urheber und Übermittler Gott selbst ist. Die Glaubenswahrheit des trinitarischen Gottes ist nicht, auch unter größter Anstrengung, logisch deduzierbar, sondern aufs Engste mit der Inkarnation und Botschaft Christi, der Selbstoffenbarung Gottes verbunden. 

 

Die vielen, wirklich komplexen und auf philophischen Konzepten aufruhenden Theologoumena der Trinitätslehre, die sich über alle Jahrhunderte seit der Geburt der Kirche hin erstrecken und sich bis heute vermehren, sind die sekundäre oder eigentlich sogar tertiäre (wenn man nach der Offenbarung die Verkündigung der Kirche an zweite Stelle setzt, man kann die Position auch austauschen) argumentative Untermauerung der Glaubensinhalte. 

bearbeitet von Studiosus
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vor einer Stunde schrieb iskander:

Ich wüsste also insoweit nicht, wo ich die offizielle, amtliche kath. Morallehre "karikieren" würde. Ich meine vielmehr, dass ich sie so darstelle, wie sie ist. Und wenn meine Darstellung dennoch wie eine Karikatur erscheint, sollte man sich überlegen, woran das wohl dann liegen könnte.

Es liegt m.E. daran, dass sie heute - von Ausnahmen abgesehen - nicht mehr so vermittelt wird. Es trifft zu, dass die offizielle Lehre das hergäbe, aber die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen auch die Menschen, die diese Lehre vertreten. Das spiegelt sich in den  offiziellen Dokumenten bisher nicht wider (vielleicht ändert sich das unter dem neuen Präfekten), aber es sollte doch auch dir nicht entgangen sein, dass heute nicht mehr so geredet wird, wie es im Jone steht.

bearbeitet von Merkur
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vor 39 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Kleine Gegenfrage: kennst du Glaubensinhalte, die auf Argumenten beruhen?

Gewissensprimat, goldene Regel, zehn Gebote (mit Einschränkungen), Gottebenbildlichkeit des Menschen, hierarische Organisation der Kirche, Nächstenliebe und soziales Engagement. Ohne Argumente hätte es das alles nicht in die Glaubenslehre geschafft.

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Gerade eben schrieb Merkur:

Das spiegelt sich in den  offiziellen Dokumenten bisher nicht wieder (vielleicht ändert sich das unter dem neuen Präfekten), aber es sollte doch auch dir nicht entgangen sein, dass heute nicht mehr so geredet wird, wie es im Jone steht.

Nur ist das, soweit ich Iskander richtig verstanden habe, genau der Kritikpunkt.

 

Die Inkosistenz zwischen praktischer und theoretischer Lehre, der im Grunde eine permanente Unsicherheit darstellt.

 

Wenn man sich von der Tradition beeindrucken lässt.

 

Man kann den Glaubenssatz (im Sinne einer internalisierten Wahrheitsannahme, nicht religiös) "Sex ist in sich schlecht" mal durch die 5 Schritte (vier Fragen + Umkehrung) von Kathie Byron laufen zu lassen (eine psychotherapeutische Methode zur Überprüfung von Glaubenssätzen). Die 2. Frage lautet, ob man 100% Wissen kann, ob der hinterfragte Satz wahr sein kann. Wenn man Jone als Autorität immer noch ernstnimmt, weil er bisher von keiner päpstlichen Dokumentation korrigiert wurde UND wenn man der kirchlichen Autorität Irrtumslosigkeit in Sachen des Glaubens und der Sitten zubilligt müsste man hier eigentlich mit "ja" antworten.

 

Mit den anderen Fragen und der Umkehrung kommt man dann allerdings vielleicht dazu den Satz "Die Kirche hat immer Recht" zu hinterfragen. Da wird die Antwort auf Frage 2 dann allerdings - nun ja - amüsant.

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vor 12 Minuten schrieb Flo77:

Wenn man Jone als Autorität immer noch ernstnimmt

 

Da beginnt ja bereits das Problem: Jone (oder Prümmer, der mit seiner theologia moralis in etwa dem gleichen Zeitraum eher in Österreich bekannt war) sind moraltheologische Handbücher. Sie mögen die Imprimatur der kirchlichen Autorität besitzen, was ein Indiz dafür ist, dass sie keine irrigen Inhalte verbreitet haben, aber sie stehen nicht auf einer Stufe mit den eigentlichen lehramtlichen Äußerungen. 

 

Man sollte hier streng zwischen kirchenamtlicher Verkündigung (vulgo Lehramt) und theologisch-praktischer Aufbereitung derselben unterscheiden. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 40 Minuten schrieb Merkur:
vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

Kleine Gegenfrage: kennst du Glaubensinhalte, die auf Argumenten beruhen?

Gewissensprimat, goldene Regel, zehn Gebote (mit Einschränkungen), Gottebenbildlichkeit des Menschen, hierarische Organisation der Kirche, Nächstenliebe und soziales Engagement. Ohne Argumente hätte es das alles nicht in die Glaubenslehre geschafft.

 

Das sind Glaubensinhalte? Und sie beruhen auf Argumenten? Wir können das gerne für jeden einzelnen Punkt durchgehen.

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vor 22 Minuten schrieb Studiosus:

Da beginnt ja bereits das Problem: Jone (oder Prümmer, der mit seiner theologia moralis in etwa dem gleichen Zeitraum eher in Österreich bekannt war) sind moraltheologische Handbücher. Sie mögen die Imprimatur der kirchlichen Autorität besitzen, was ein Indiz dafür ist, dass sie keine irrigen Inhalte verbreitet haben, aber sie stehen nicht auf einer Stufe mit den eigentlichen lehramtlichen Äußerungen. 

Wir wissen Deine apologetischen Bemühungen zu schätzen.

 

Ich hab Bratkartoffeln auf dem Herd. Vielleicht versuche ich mich gelegentlich nochmal verständlich zu machen, nachdem ich meine Punkte anscheinend nicht eindeutig genug vermitteln konnte.

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vor 6 Minuten schrieb Flo77:

Wir wissen Deine apologetischen Bemühungen zu schätzen.

 

Multiple Persönlichkeit, Pluralis Majestatis oder hat man Dich inzwischen zum Sprecher eines Kollektivs ernannt? 

bearbeitet von Studiosus
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vor 30 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Das sind Glaubensinhalte? Und sie beruhen auf Argumenten? Wir können das gerne für jeden einzelnen Punkt durchgehen.

 

Ich würde das ebenfalls anfragen. Vor allem aber dürfte auch hier zutreffen, was ich oben versucht habe, zu sagen: Ohne die Offenbarung und damit die Anerkenntnis eines offenbarenden Gottes, kann man - vielleicht mit Abzug der Gewissensfreiheit und einigen moralischen Grundannahmen - auf diese Dinge nicht schließen.

 

Gottesebenbildlichkeit etwa macht als Konzept erst dann Sinn, wenn man a. einen Schöpfergott annimmt und b. auch noch annimmt, dieser Gott habe den Menschen in seinem Bilde geschaffen. 

 

Das setzt zumindest nach meinem Verständnis den Offenbarungsglauben bereits voraus, entfaltet ihn freilich und zieht Schlüsse aus ihm. Das ist dann aber bereits Theologie (bzw. theologische Anthropologie). 

 

Kurzum: Auf reiner Vernunftebene oder anhand allgemeingültiger logischer Deduktionen oder Syllogismen kann man sich diesen Gegenständen nicht sachgerecht nähern. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 24 Minuten schrieb Studiosus:

 

Multiple Persönlichkeit, Pluralis Majestatis oder hat man Dich inzwischen zum Sprecher eines Kollektivs ernannt? 

Es war so klar. Immer schön auf die Kleinigkeiten ablenken um nicht über den Elefanten im Raum sprechen zu müssen.

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vor 59 Minuten schrieb Studiosus:

 

Da beginnt ja bereits das Problem: Jone (oder Prümmer, der mit seiner theologia moralis in etwa dem gleichen Zeitraum eher in Österreich bekannt war) sind moraltheologische Handbücher. Sie mögen die Imprimatur der kirchlichen Autorität besitzen, was ein Indiz dafür ist, dass sie keine irrigen Inhalte verbreitet haben, aber sie stehen nicht auf einer Stufe mit den eigentlichen lehramtlichen Äußerungen. 

 

Man sollte hier streng zwischen kirchenamtlicher Verkündigung (vulgo Lehramt) und theologisch-praktischer Aufbereitung derselben unterscheiden. 

Das ist doch wieder apologetischer Eiertanz. Hatte Jone katechetische Autorität oder nicht?

 

Hat überhaupt jemand außer dem Papst diese Autorität?

Wenn man Dich und andere hört, kann man sich ja noch nicht mal auf die Bischöfe verlassen - wobei auf den amtierenden Papst ja wohl auch nicht. Mit anderen Worten, die einzige legitime Lehrautorität ist das Papier.

 

Soll das mit anderen Worten  bedeuten, es gibt keine wahrhaftige Katechese, als das universitäre bzw. bibliothekarische Studium. Wobei "Studium" an dieser Stelle eigentlich der falsche Begriff ist, da es ja nicht um eine kritische, reflexive Auseinandersetzung geht sondern um einen analytisch-prädefinierter Konsum.

 

Simple Frage: Höltst Du die Arbeit aller Katecheten unterhalb des Papstes Deiner Meinung nach überflüssig und für die Katechumenen eher schädlich?

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vor 2 Stunden schrieb Merkur:

Es liegt m.E. daran, dass sie heute - von Ausnahmen abgesehen - nicht mehr so vermittelt wird.

 

Das alleine heißt aber noch nicht, dass diese Lehre nicht mehr gelten würde. Abgesehen davon wird sie ja - siehe den KKK - teilweise durchaus vermittelt. Und selbst wenn der KKK nicht unmittelbar für Laien gedacht ist, so stellt er eben doch ein Kompendium der aktuellen Lehre dar.

 

Zitat

Es trifft zu, dass die offizielle Lehre das hergäbe, aber die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen auch die Menschen, die diese Lehre vertreten.

 

Menschen ändern sich in gewisser Weise immer. Aber wenn sie die Lehre nicht ändern, dann ist die Lehre eben nicht geändert worden. So einfach ist das eigentlich.

 

Zitat

Das spiegelt sich in den  offiziellen Dokumenten bisher nicht wider (vielleicht ändert sich das unter dem neuen Präfekten), aber es sollte doch auch dir nicht entgangen sein, dass heute nicht mehr so geredet wird, wie es im Jone steht.

 

Nochmals: Allein die Tatsache, dass darüber nicht so viel geredet wird, heißt für sich wenig. Es deutet aus meiner Sicht eher auf ein ganz anderes hin: Die Kirche will ihre offizielle Lehre nicht verändern, ist aber auch nicht ehrlich und geradlinig genug, sie offensiv zu verkünden.

 

 

vor 1 Stunde schrieb Flo77:

Die Inkosistenz zwischen praktischer und theoretischer Lehre, der im Grunde eine permanente Unsicherheit darstellt.

 

Das ist auch so. Schockenhoff beispielsweise interpretiert allein schon das Fehlen der Wiederholung der alten Lehre in Amoris laetitia als eine Veränderung der Lehre - was aus meiner Sicht aber ziemlich weit hergeholt ist.

Ich kann in diesem Punkt die "konservativen" Kritiker von FI sogar verstehen. Seine Kommunikation ist aus meiner Sicht ambig. Ein typisches Beispiel.

 

"Auch warnte der Papst davor, sich zu sehr in das Privatleben von Jugendlichen einzumischen. Ein Priester habe ihn während seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires vor einem karitativen Projekt gewarnt, bei dem Jugendliche Obdachlosen Essen brachten. Nach diesen Treffen würden die jungen Gläubigen „ausgehen und gegenseitig miteinander schlafen“, zitierte Franziskus den Geistlichen. "Ich habe ihm darauf gesagt, er solle aufhören, sich in diese Dinge einzumischen. Die Jugendlichen muss man ihr Leben leben lassen." Kontakt zur Kirche und pastorale Treffen könnten bei kirchenfernen jungen Menschen zu einer Annäherung an das Evangelium führen. "Aber wenn man nur von der Keuschheit spricht, verschreckt man alle." Die Seelsorge-Arbeit mit Jugendlichen sei nicht unter Laborbedingungen möglich, so Franziskus."

https://katholisch.de/artikel/46382-papst-franziskus-zeit-nicht-reif-fuer-drittes-vatikanisches-konzil

 

Einerseits widerspricht FI nicht der offiziellen Lehre, nach welcher beispielsweise vorehelicher Geschlechtsverkehr ein schlimmes Übel ist, das einen ohne Beichte oder ersatzweise "vollkommener Reue" im Todesfall sofort in die Hölle bringt, sofern nicht schwerwiegende schuldmindernde Gründe vorliegen. Auf der anderen Seite klingen die Äußerungns aber doch ganz so, als würde er die Sache  für eine ziemliche Lapalie halten. (Und den Satz "Die Jugendlichen muss man ihr Leben leben lassen" könnte man sogar beinahe schon als Billigung lesen, wenn man es nicht besser wüsste.)

 

vor 1 Stunde schrieb Studiosus:

 

Da beginnt ja bereits das Problem: Jone (oder Prümmer, der mit seiner theologia moralis in etwa dem gleichen Zeitraum eher in Österreich bekannt war) sind moraltheologische Handbücher. Sie mögen die Imprimatur der kirchlichen Autorität besitzen, was ein Indiz dafür ist, dass sie keine irrigen Inhalte verbreitet haben, aber sie stehen nicht auf einer Stufe mit den eigentlichen lehramtlichen Äußerungen. 

 

Man sollte hier streng zwischen kirchenamtlicher Verkündigung (vulgo Lehramt) und theologisch-praktischer Aufbereitung derselben unterscheiden. 

 

( @Studiosus Keine Sorge, ich wende mich nicht an Dich persönlich, da Du ja nicht mehr mit mir reden willst. Ich nehme mir aber das Recht heraus, Deine Beiträge nicht unkommentiert stehen zu lassen, wenn mir eine Kommentierung als angemessen erscheint - schließlich ist das eine offene und öffentliche Diskussion.)

 

Dazu möchte ich zweierlei anmerken:

 

Jone und andere sind nur ein Vertreter einer jahrhundertealten Tradition. Wenn allerdings "Rom" allerdings zulässt, dass die Kirche jahrhundertelang durch eine Tradition geprägt ist, die sich auch in der Gestaltung des Bußsakramentes zeigt, dann wäre bereits das eine implizite Billigung.

 

Vor allem aber: Wie ich in einem vorhergehenden Beitrag gezeigt habe, ist es aber ja keineswegs so, als habe Rom selbst geschwiegen. Vielmehr wurden von Rom diejenigen Lehren, auf die ich mich bezogen habe, eindeutig bestätigt. Jone zitiere ich, weil er eine einflussreiche Gestalt war und es auf den Punkt bringt - und nicht weil er der Urheber der fraglichen Lehren wäre.

 

Insofern mag es ja völlig korrekt sein, was Studiosus schreibt - nur ist es im Zusammenhang mit der hiesigen Diskussion nicht relevant.

bearbeitet von iskander
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(Vielleicht noch diesen Nachtrag zu FI: Nicht nur bei dieser gerade zitierten Äußerung, sondern auch in anderen Fällen ("Wer bin ich, ihn zu verurteilen?"). Mein Eindruck - und der ist natürlich subjektiv -  ist dabei oft der. Auf der einen Seite fühlt sich F. der offiziellen Lehre verpflichtet; auf der anderen Seite hängt er dieser Lehre nicht mehr mit dem Herzen an, sondern würde "eigentlich" anders ticken. Wie gesagt: Mein Eindruck. Aber eine gewisse Ambivalenz scheint mir recht offensichtlich zu sein.)

bearbeitet von iskander
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vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

 

Das sind Glaubensinhalte? Und sie beruhen auf Argumenten? Wir können das gerne für jeden einzelnen Punkt durchgehen.

Aber sicher. Das steht im Katechismus, teilweise auch in der Bibel. Ist Glaubenslehre, beruht aber gleichzeit auch auf vernunftbasierten Argumenten.

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vor 17 Minuten schrieb Merkur:

Aber sicher. Das steht im Katechismus, teilweise auch in der Bibel. Ist Glaubenslehre, beruht aber gleichzeit auch auf vernunftbasierten Argumenten.

 

Ich glaube, Du hast elegant auf den Punkt gebracht, was ich im Kern sagen will. Das "gleichzeitig" macht den Unterschied. 

 

Deshalb verwahre ich mich gegen Diskussionen, die sich nur einer rationale Herleitung bedienen. Glaube oder dem Glauben entfließende Normen sind nie nur rational. Das ist die Grundproblematik. Es heißt fides et ratio und eben nicht nur ratio. Der Glaube sucht nach Einsicht, fides quaerens intellectum, nicht: Der Intellekt oder der scheinbare Intellekt bespiegelt sich selbst. So funktionieren Religion und der Katholizismus erst recht nicht. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 18 Minuten schrieb iskander:

Menschen ändern sich in gewisser Weise immer. Aber wenn sie die Lehre nicht ändern, dann ist die Lehre eben nicht geändert worden. So einfach ist das eigentlich.

Keineswegs. Die Lehre wird langfristig und in sehr kleinen Schritten geändert, indem sie anders dargestellt wird. Das ist bei der Kirche (und z.b. bei langlebigen Rechtssystemen) die übliche Art. Plötzliche Richtungswechsel (wie die Kirche es z.B. bei der Todesstrafe gemacht hat), werden nach Möglichkeit vermieden. Mit Jone wärst du in den fünfziger Jahren auf dem neuesten Stand gewesen, heute wirken solche Darlegungen überholt.

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vor 2 Minuten schrieb Merkur:

Keineswegs. Die Lehre wird langfristig und in sehr kleinen Schritten geändert, indem sie anders dargestellt wird. Das ist bei der Kirche (und z.b. bei langlebigen Rechtssystemen) die übliche Art. Plötzliche Richtungswechsel (wie die Kirche es z.B. bei der Todesstrafe gemacht hat), werden nach Möglichkeit vermieden. Mit Jone wärst du in den fünfziger Jahren auf dem neuesten Stand gewesen, heute wirken solche Darlegungen überholt.

 

Ja, wenn das jetzt sonst-wie-lange her wäre und sich da inzwischen viel getan hätte. Aber das ist doch überhaupt nicht so. Und der KKK ist immer noch aktuell. Und die Erklärung Personae humane ist für Vatikan-Verhältnisse noch jung und wird offiziell auf den Internet-Seiten des Vatikans präsentiert. Abgesehen von ein paar ambivalenten Äußerungen von FI gibt es keinerlei ernsthaften Beleg für die Annahme, dass sich da irgendetwas Substanzielles geändert hätte - außer für eine gewisse Neuwertung von Kondomen im Kampf gegen AIDS durch BXVI.

 

im besten Fall beweist Deine Interpretation die Unklarheit, fehlende Transparenz und Ambiguität des ganzen Verfahrens. Da lobe ich mir die überlieferte Haltung Jesu Cristi:

 

Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein!

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vor 1 Stunde schrieb Merkur:
vor 3 Stunden schrieb Marcellinus:

Das sind Glaubensinhalte? Und sie beruhen auf Argumenten? Wir können das gerne für jeden einzelnen Punkt durchgehen.

Aber sicher. Das steht im Katechismus, teilweise auch in der Bibel. Ist Glaubenslehre, beruht aber gleichzeit auch auf vernunftbasierten Argumenten.

 

@Studiosus hat ja schon einiges dazu geschrieben. Von mir daher nur noch ein paar kleine Anmerkungen.  "Gottebenbildlichkeit des Menschen" ist eine reine Glaubensfrage, die zehn Gebote zum Teil Glaubensfrage, der Rest Tradition und die "hierarchische Organisation der Kirche" ist das Ergebnis eines sozialen Prozesses, dem man nachträglich ein frommes Mäntelchen umgehängt hat. Außerdem ging es darum, ob Glaubensinhalte auf Argumenten beruhen, nicht, ob sich vielleicht nachträglich auch vermeintlich vernünftige Gründe dafür finden. 

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vor 1 Stunde schrieb iskander:

im besten Fall beweist Deine Interpretation die Unklarheit, fehlende Transparenz und Ambiguität des ganzen Verfahrens. Da lobe ich mir die überlieferte Haltung Jesu Cristi:

 

Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein!

Kannst du gerne machen, so läuft es aber nun mal nicht. Derartige Entwicklungen haben ihre eigenen Gesetze, die wieder von dir noch von mir geändert werden können.

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vor 11 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Außerdem ging es darum, ob Glaubensinhalte auf Argumenten beruhen, nicht, ob sich vielleicht nachträglich auch vermeintlich vernünftige Gründe dafür finden. 

Möchstest du das bestreiten (dass sie auf Argumenten beruhen)?

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vor 40 Minuten schrieb Merkur:

Kannst du gerne machen, so läuft es aber nun mal nicht. Derartige Entwicklungen haben ihre eigenen Gesetze, die wieder von dir noch von mir geändert werden können.

 

Dass nach den derzeitigen Gesetzen nicht mehr gilt, was beispielsweise im KKK steht: Dafür fehlt mir jedes substantielle Argument. Nur weil manche Lehren, die ziemlich alt sind, durch "Vergessen" entsorgt werden, heißt das doch nicht, dass die aktuelle, offizielle, in autoritativen Dokumenten dargelegte Lehre obsolet wäre. Darauf gibt es keinen Hinweis.

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Es gibt ja auch noch die Möglichkeit, dass ein Glaubenssatz auf Argumenten beruht, die vor Jahrhunderten als solche galten, heute aber nicht mehr

 

Werner

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vor 5 Minuten schrieb Werner001:

Es gibt ja auch noch die Möglichkeit, dass ein Glaubenssatz auf Argumenten beruht, die vor Jahrhunderten als solche galten, heute aber nicht mehr

 

Dann war es damals kein Glaubenssatz und beruht heute nicht mehr auf Argumenten. ;)

 

Übrigens ist eins meines Wissens eine ziemlich neue Idee, man müsse und könne Wertentscheidungen auf Argumente gründen (kann man übrigens heute auch nicht, wird aber immer wieder versucht).

 

bearbeitet von Marcellinus
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Ich würde vielleicht zum Thema "Argument" noch dazu legen: 

 

Wer meint, kirchliche Entscheidungsfindung funktioniere quasi nach der Art eines Debattierklubs und am Ende gewinnt das bessere Argument, der verkennt meines Erachtens die Realität. Auch Mehrheiten, die sich einer Argumentation anschließen, können sich nicht einfach durchsetzen. 

 

Im Raum der Kirche - den ich nochmal abgrenzen würde vom Raum der Theologie, die vom Austausch unterschiedlicher Argumente und Zugangsweisen, die mehr oder wenige gleichwertig nebeneinander stehen, lebt - funktioniert das anders. Hier geht es weniger darum, was jemand sagt, sondern wer etwas sagt. Das Wort der Hierarchie, der Bischöfe und insbesondere des Papstes, hat ein anderes Gewicht als das Wort der Theologen oder der Laien. Die Kirche kennt ein apostolisches Lehr- und Leitungsamt, das sich im Selbstverständnis der katholischen Theologie als von Christus selbst eingesetzt versteht. Dieses kirchliche Lehramt spricht mit göttlicher Vollmacht, weshalb ihm und nicht etwa den Aussagen von Theologen oder Privatleuten zu folgen ist. 

 

Mancher würde vielleicht der Aussage zustimmen, dass Hus, Luther, von Döllinger die "besseren Argumente" hatten. Durchgesetzt haben sie sich, bis auf kleinere Ausnahmen mit teilweise jahrhunderlanger Verzögerung, nicht. 

bearbeitet von Studiosus
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