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Von was sind wir erlöst?


Inge33

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Am 14.9.2023 um 19:20 schrieb Inge33:

Vielleicht weiß @Laura ja auch noch etwas, sie ist ja Religionslehrerin.

Ich würde spontan - aus dem Bauch raus - auch sagen: "Von der Sünde". Aber weniger im Sinne der Vergebung von Sünden als "böse Taten" als von der grundlegenden Trennung von Gott.

Für mich liegt die Erlösung des Kreuzes darin, dass Jesus das Leid und die Gottferne durchlitten hat und es jetzt nichts mehr gibt, das uns trennen kann von der Liebe Gottes. 

Damit sind wir von der Sünde im Sinne der Trennung von Gott/ der Gottferne erlöst. 

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vor 7 Minuten schrieb Studiosus:

 

Also gerade diese Stelle passt doch wunderbar mit der anderen zusammen. 

 

Wer sein Leben hasst (d. h. für mich: das diesseitige Leben gering achtet und auf die ewigen Güter ausgerichtet lebt), der wird es gewinnen (der wird Anteil haben am ewigen Leben).

 

Dieses ewige Leben ist das Leben in Fülle, das Christus zu bringen gekommen ist. 

 

Es ist ein wenig zu meinem Mantra geworden, aber meiner Meinung nach sollte sich ein Christ davor hüten, von diesem zeitlichen Leben zu viel oder alles zu erwarten. Das kann nur schief gehen. 

 

Das ist ein bisschen so, als würde sich jemand bei einem mehrgängigen Menü von der Vorspeise vollständige Sättigung erwarten. 

 

Bei mir ist das umgekehrt. Ich habe in diesem Leben schon so viel erlebt, Schönes, Schlimmes, gute Zeiten, schlechte Zeiten, ich erwarte nichts von einem jenseitigen Leben, ich erwarte nicht einmal (mehr), dass es eines gibt.

Eines hat mich mein bisheriges Leben gelehrt: es ist sinnlos, irgendwas zu erwarten, es kommt sowieso ganz anders.

 

Werner

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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Es ist interessant wie unterschiedlich gewisse Schriftworte in verschiedenen Menschen resonieren.

 

Sein Leben hassen/verlieren, um es zu gewinnen/retten. 

 

Das interpretiere ich für mich etwas anders: Gerade weil ich mein Leben, abgesehen von einigen Widrigkeiten, die aber wohl jeder einmal erlebt, eigentlich sehr gerne habe, wiegt die Aufforderung, es verachten, gering zu schätzen zu lernen doppelt schwer. Ich denke jemandem, der schwer krank oder bitter arm ist, fällt es womöglich leichter, dieses diesseitige Leben zu hassen. Dem Durchschnittsmenschen, worunter ich mich auch einsortieren würde, fällt das vielleicht schwerer. 

Ich wollte es nicht noch zusätzlich reinbringen, aber auch für jemanden, der sein Leben liebt, ergibt diese Forderung doch überhaupt keinen Sinn, sondern stützt eher meine Lesart, dieses Leben sei gottgewolltes Elend.

 

Der Evangelist scheint ein gründlich anderes Konzept von "gelingendem Leben" zu haben als aus psychologischer Sicht sinnvoll wäre.

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vor 1 Minute schrieb Werner001:

Bei mir ist das umgekehrt. Ich habe in diesem Leben schon so viel erlebt, Schönes, Schlimmes, gute Zeiten, schlechte Zeiten, ich erwarte nichts von einem jenseitigen Leben, ich erwarte nicht einmal (mehr), dass es eines gibt.

Eines hat mich mein bisheriges Leben gelehrt: es ist sinnlos, irgendwas zu erwarten, es kommt sowieso ganz anders.

 

Werner

 

Gut, die Frage nach dem jenseitigen Leben wird man definitiv nicht beantworten können. Da muss man, was in der Natur von Glauben liegt, eben etwas riskieren. 

 

Vielleicht sehe ich weltliche Freuden als zu profan an, aber ich persönlich glaube nicht, dass das schon alles gewesen sein kann. Dabei habe ich, wie hoffentlich jeder Mensch, schon große Stunden des Glücks erlebt.

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vor 3 Minuten schrieb Flo77:

Der Evangelist scheint ein gründlich anderes Konzept von "gelingendem Leben" zu haben als aus psychologischer Sicht sinnvoll wäre.

 

Das ist unbestritten so. Sehe ich genauso. 

 

Gerade deshalb ist die Botschaft des Evangeliums ja so subversiv und eben kein Modell für Pantoffeln und Platzdeckchen. Zumindest in meiner Wahrnehmung. Die Maßstäbe des Evangeliums sind nicht die Maßstäbe unserer Welt. 

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vor 16 Minuten schrieb Studiosus:

 

Also gerade diese Stelle passt doch wunderbar mit der anderen zusammen. 

 

Wer sein Leben hasst (d. h. für mich: das diesseitige Leben gering achtet und auf die ewigen Güter ausgerichtet lebt), der wird es gewinnen (der wird Anteil haben am ewigen Leben).

 

Dieses ewige Leben ist das Leben in Fülle, das Christus zu bringen gekommen ist. 

 

Es ist ein wenig zu meinem Mantra geworden, aber meiner Meinung nach sollte sich ein Christ davor hüten, von diesem zeitlichen Leben zu viel oder alles zu erwarten. Das kann nur schief gehen. 

 

Das ist ein bisschen so, als würde sich jemand bei einem mehrgängigen Menü von der Vorspeise vollständige Sättigung erwarten. 

 

Und genau diese Vertröstungsmasche empfinde ich als Betrug an unserer Existenz. Christus mag vieles gewesen sein. Psychologe war er nicht. Oder der Evangelist.

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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

 

Das ist unbestritten so. Sehe ich genauso. 

 

Gerade deshalb ist die Botschaft des Evangeliums ja so subversiv und eben kein Modell für Pantoffeln und Platzdeckchen. Zumindest in meiner Wahrnehmung. Die Maßstäbe des Evangeliums sind nicht die Maßstäbe unserer Welt. 

Entschuldige, aber dann taugt es auch nicht für ein Lebenskonzept in dieser Welt. Gott gibt uns ein einziges Leben und das sollen wir in Trübsal verbringen um in den Himmel zu kommen?

 

Was soll das für ein Gott sein? Ein Zyniker oder ein Sadist?

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vor 5 Minuten schrieb Flo77:

Gott gibt uns ein einziges Leben und das sollen wir in Trübsal verbringen um in den Himmel zu kommen?

 

Also dauerhafte Trübsal sehe ich da ehrlich gesagt nicht angelegt. Gerade die Heiligen, zumindest vielen von ihnen, waren ja nun gerade keine Trübsalbläser, sondern von einer Freude erfüllt, die über rein weltliche Freude hinaus geht. 

 

Freut euch im Herrn allezeit, heißt es in der Schrift. Aber eben im Herrn und nicht nur an seinen Werken. Wer nur Letzteren hinterher jagt, der wird zwangsläufig enttäuscht. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 3 Minuten schrieb Studiosus:

 

Also dauerhafte Trübsal sehe ich da ehrlich gesagt nicht angelegt. Gerade die Heiligen, zumindest vielen von ihnen, waren ja nun gerade keine Trübsalbläser, sondern von einer Freude erfüllt, die über rein weltliche Freude hinaus geht. 

 

Freut euch im Herrn allezeit, heißt es in der Schrift. Aber eben im Herrn und nicht nur an seinen Werken. Wer nur Letzteren hinterher jagt, der wird zwangsläufig enttäuscht. 

Ach die Nummer. Wer das Leben genießt ist fern von Gott.

 

Auf die Idee, daß man das eine im anderen erlebt, kommt der "Heilige" nicht.

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vor 17 Minuten schrieb Flo77:

Entschuldige, aber dann taugt es auch nicht für ein Lebenskonzept in dieser Welt. Gott gibt uns ein einziges Leben und das sollen wir in Trübsal verbringen um in den Himmel zu kommen?

Sollen wir nicht. Für mich bedeutet die Stelle, dass die Trübsal zu einem normalen Leben gehört und kein Anlaß zur Verzweiflung sein sollte. Wer da nicht hindurchgeht, wird nie richtig erwachsen. Für absolut tödlich halte ich es aber, sich im Selbstmitleid zu ergehen und dabei falsche Entscheidungen zu treffen.  Eine für mich zentrale Bibelstelle ist in diesem Zusammenhang Spr. 8. 35f.

bearbeitet von Merkur
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vor 2 Minuten schrieb Merkur:

 

Sollen wir nicht. Für mich bedeutet die Stelle, dass die Trübsal zu einem normalen Leben gehört und kein Anlaß zur Verzweiflung sein sollte. Wer da nicht hindurchgeht, wird nie richtig erwachsen. Für absolut tödlich halte ich es aber, sich im Selbstmitleid zu ergehen und dabei falsche Entscheidungen zu treffen.  Eine für mich zentrale Bibelstelle ist in diesem Zusammenhang Spr. 8,35f.

Da liest Du den Text aber "irdischer" als Studiosus.

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vor 12 Stunden schrieb Shubashi:

Wir haben einen Meister, der diese unglaubliche Aussage gemacht hat: „Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, wer es (in dieser Welt) hasst, wird es gewinnen!“

 

So gut es gemeint ist und so sehr ich Deine Beiträge schätze: Aber für eine depressiv eingefärbte Religiosität sind genau solche Stellen vermutlich gefährlich, weil sie eben im Sinne einer Lebensverneinung interpretiert werden (was Flo dann ja auch bestätigt hat).

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11 hours ago, Flo77 said:

Ein Satz, der für einen Depressiven an Sarkasmus kaum zu übertreffen ist. Sein Leben zu hassen ist leicht und ich verfluche regelmäßig den Tag meiner Geburt.

 

Und das Angebot Gottes ist auf der anderen Seite. Erst der Tod bringt die Erlösung - aber der Suizid ist keine Option. Gott will, daß wir durch diese Qualen hindurchgehen.

 

Sagen wir es so: das hat für mich wenig mit Liebe und noch weniger mit Erlösung zu tun.


Das tut mir sehr leid, als Sarkasmus wollte ich es nicht formuliert haben. Entschuldige bitte die sehr pauschale Wortwahl.

 

Ich habe leider keine Vorstellung, wie das Leben mit einer manifesten Depression ist, und wollte Dir keinesfalls ein „Leidbild“ des Christentums entwerfen, in dem Leiden als Selbstzweck geschätzt wird.

Ich kann nur bitten, dass für Dich „Hoffnung“ nicht völlig aus der klassischen Trias mit Liebe und Glauben ausgeblendet bleibt.

 

Edit:

Um es kurz zu formulieren: Krankheit oder Unglück als „Geschenk“ zu glorifizieren, liegt mir fern. Jeder und jede kann davon überwältigt werden, und darf und soll sich auch die Hilfe suchen, die dann erforderlich ist.

Der Blick auf „das Leben verlieren“ ist auch von unseren realen mentalen und physischen Möglichkeit geprägt - es ist in meinen Augen keine Erklärung Jesu dafür, warum uns Schicksal und Leiden begegnet.

bearbeitet von Shubashi
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vor 9 Stunden schrieb Flo77:

Und genau diese Vertröstungsmasche empfinde ich als Betrug an unserer Existenz. Christus mag vieles gewesen sein. Psychologe war er nicht. Oder der Evangelist.

Genau wie der Bergpredigt - freuet euch, wenn ihr verfolgt, gedemütigt, die größten Versager und arm wie ein Kirchenmaus seid! Im Himmelreich wird es genau umgekehrt sein (wie beim armen Lazarus). Je übler also das Erdenleben, desto größer der Lohn im Himmel!

bearbeitet von catholicissimus
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vor einer Stunde schrieb catholicissimus:

Genau wie der Bergpredigt - freuet euch, wenn ihr verfolgt, gedemütigt, die größten Versager und arm wie ein Kirchenmaus seid! Im Himmelreich wird es genau umgekehrt sein (wie beim armen Lazarus). Je übler also das Erdenleben, desto größer der Lohn im Himmel!

Na gut, dann hab ich wohl eh nicht viel zu erwarten. Aber gemäß Kirchenväterlogik kann ich mich wenigstens noch an den viel schlimmeren Qualen der ganzen Päpste und Kirchenfürsten laben, die viele Stockwerke tiefer schmoren werden. Gib ihnen Zunder, Satan!

 

Werner

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2 hours ago, Werner001 said:

Na gut, dann hab ich wohl eh nicht viel zu erwarten. Aber gemäß Kirchenväterlogik kann ich mich wenigstens noch an den viel schlimmeren Qualen der ganzen Päpste und Kirchenfürsten laben, die viele Stockwerke tiefer schmoren werden. Gib ihnen Zunder, Satan!

 

Werner


Na ja, wird irgendein moderner Christ echt so denken? Für mich ist Christentum eine zeitgemäße Religion trotz solcher Traditionen, nicht wegen. Ich habe einen Bezug dazu, weil ich es sozial und spirituell als einen Weg im Diesseits wahrnehme, und es in meinen Augen daraus Umgangsweisen mit der zeitlichen Begrenzheit unseres Daseins eröffnet. Das ist es, was ich persönlich (mit meinem konkret wenig leidgeprüften Leben) im Christentum für mich als „Erlösung“ erfahren konnte.

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Gerade eben schrieb Shubashi:


Na ja, wird irgendein moderner Christ echt so denken? Für mich ist Christentum eine zeitgemäße Religion trotz solcher Traditionen, nicht wegen. Ich habe einen Bezug dazu, weil ich es sozial und spirituell als einen Weg im Diesseits wahrnehme, und es in meinen Augen daraus Umgangsweisen mit der zeitlichen Begrenzheit unseres Daseins eröffnet. Das ist es, was ich persönlich (mit meinem konkret wenig leidgeprüften Leben) im Christentum für mich als „Erlösung“ erfahren konnte.

Diese neurotischen Vögel, die solche irren Ideen hatten, bestimmen die Lehre der Kirche bis heute.

Ja gut, es gibt vielleicht auch ein paar einzelne gute Gedanken, aber auf die kann man ohne Kirche auch kommen. Und dann kann msn sich auch den ganze Bullshit sparen, der sonst noch „heilige apostolische Lehre“ ist

 

Werner

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vor 2 Stunden schrieb Werner001:

Na gut, dann hab ich wohl eh nicht viel zu erwarten. Aber gemäß Kirchenväterlogik kann ich mich wenigstens noch an den viel schlimmeren Qualen der ganzen Päpste und Kirchenfürsten laben, die viele Stockwerke tiefer schmoren werden. Gib ihnen Zunder, Satan!

Sagen wir es so: zur Ehrenrettung Gottes vermute ich, daß die Idee des "größeren" Lohnes vorallem eine Frage der Wahrnehmung ist. Für jemanden, der im irdischen Leben viel mitgemacht hat, wird die kommende Welt subjektiv mehr bereitshalten als für den Gerechten, der im Angesicht Gottes ein gelungenes Leben geführt hat.

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vor 4 Minuten schrieb Flo77:

Ehrenrettung Gottes

Ich denke, das hat er nicht nötig. Er kann ja nichts für den ganzen Mist, der ihm in den Mund gelegt wird

 

Werner

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41 minutes ago, Werner001 said:

Diese neurotischen Vögel, die solche irren Ideen hatten, bestimmen die Lehre der Kirche bis heute.

Ja gut, es gibt vielleicht auch ein paar einzelne gute Gedanken, aber auf die kann man ohne Kirche auch kommen. Und dann kann msn sich auch den ganze Bullshit sparen, der sonst noch „heilige apostolische Lehre“ ist

 

Werner


Es ist halt eine Geschichte und Institution, die sich 2000 Jahre unter dem Einfluß aller möglichen Menschen und Geschehnisse entwickelt hat - deswegen es ist in meinen Augen auch keine Entlastung, einfach nur zu meinen: „Die Kirche sagt…“.

Wir haben alle unseren Verstand, unsere Erfahrung und unser Gewissen, mit deren Hilfe jede kirchliche oder nichtkirchliche Behauptung im Licht des Evangeliums prüfen können.

Für mich steht immer die Intention Jesu im Mittelpunkt - und da sehe ich auch nach 2000 Jahren nicht soviel besseres.

Und was besser und zeitgemäß ist, dürfen und können wir ja auch alles nutzen.

(Ich befürchte nur, dass unsere schöne Hyperaffluenz nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten ist, da brauchen wir auch Leitlinien, die mit deutlich weniger auskommen.)

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vor 12 Stunden schrieb Shubashi:


Das tut mir sehr leid, als Sarkasmus wollte ich es nicht formuliert haben. Entschuldige bitte die sehr pauschale Wortwahl.

 

Ich habe leider keine Vorstellung, wie das Leben mit einer manifesten Depression ist, und wollte Dir keinesfalls ein „Leidbild“ des Christentums entwerfen, in dem Leiden als Selbstzweck geschätzt wird.

Ich kann nur bitten, dass für Dich „Hoffnung“ nicht völlig aus der klassischen Trias mit Liebe und Glauben ausgeblendet bleibt.

 

Edit:

Um es kurz zu formulieren: Krankheit oder Unglück als „Geschenk“ zu glorifizieren, liegt mir fern. Jeder und jede kann davon überwältigt werden, und darf und soll sich auch die Hilfe suchen, die dann erforderlich ist.

Der Blick auf „das Leben verlieren“ ist auch von unseren realen mentalen und physischen Möglichkeit geprägt - es ist in meinen Augen keine Erklärung Jesu dafür, warum uns Schicksal und Leiden begegnet.

Von Christus stammt soweit ich weiß auch der Satz "Nicht die Leiden und nicht ihr Lohn.", abe4 gehen wir mal mal einen Schritt zurück zur Ausgangsfrage, wovon wir erlöst sind.

 

Traditionell werden die Erbsünde und die ewige Verdammnis damit verknüpft. Bei beiden habe ich Redebedarf. Auch der Getaufte kann sich den Folgen der Erbsünde nicht entziehen. Die Verhältnisse in denen ein Getaufter lebt, ändern sich durch die Taufe nicht. Ebenso bleibt der freie Wille erhalten und auch die Fähigkeit das falsche zu tun. Bleibt also nur die Folge der Erbsünde, sprich die ewige Verdammnis. Unsere todentwöhnte Kultur tut sich glaube ich sehr schwer mit der Einordnung der Frage, was überhaupt nach dem Leben kommt (wobei die Vorstellung, daß der Verstorbene in irgendeiner Art geistigen Existenz weiterexistiert sich ja als erstaunlich haltbarer Topos erweist).

 

Ob Christus diese "geistige Fortexistenz" gedacht hat, möchte ich mit einem Fragezeichen versehen. Im Evangelium ist von der Rede "im Himmel" oder "im Reich des Himmels". Beide Ausdrücke - im Deutschen, keine Ahnung was aramäisch oder hebräisch da stehen müsste - verweisen aufgrund der Prägung durch das Christentum in unserem heutigen Sprachgebrauch auf postmortales Geschehen, bei Christus habe ich eher das Gefühl, daß er sich auf die Zeit des jüngsten Tages bezieht, auf den Einbruch des Göttlichen in unsere Welt, in dem die Erde verwandelt wird und die Menschen auferstehen und vor das Gericht treten werden.

Die kommende(!) Welt ist kein transzendetes Abstraktum, sondern ein höchst irdischen Geschehen.

 

Vor diesem Hintergrund tue ich mich auch zunehmend schwer mit der Idee des Purgatoriums oder des persönlichen Gerichts bzw. dem Konzept der ecclesia triumphans - dabei sind mir die möglichen Folgeproblematiken wie ChristiHimmelfahrt, die Entrückung des Elia oder die Aufnahme Mariens in den Himmel durchaus bewusst. Vom katholischen Heiligenkult ganz abgesehen. Für mein Gefühl haben sich hier auch wieder sehr heidnische Vorstellungen eingeschlichen. Ein Ruhen der Toten bis der Herr wiederkommt, erscheint mir vor dem biblischen Text logischer (und auch erstrebenswerter).

 

Mir sind Eph 4,9 und 1. Petrus 3,19 sind mir bekannt, aber im Kontext recht dünn.

 

Soweit es Christus und die erlösung angeht, sehe ich vorallem eine Erlösung/Befreiung vom heidnischen und alttestamentarischen Opferkult. "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" wird immer wieder zitiert. Statt der Opfer auf den Altären weist der Christus immer wieder auf das barmherzige/gerechte Handeln hin, auf die Hinwendung zu seinem Nächsten jenseits der kultischen Reinheit. Dieser Ansatz ist mir in der Kirche etwas verloren gegangen.

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14 hours ago, catholicissimus said:

Genau wie der Bergpredigt - freuet euch, wenn ihr verfolgt, gedemütigt, die größten Versager und arm wie ein Kirchenmaus seid! Im Himmelreich wird es genau umgekehrt sein (wie beim armen Lazarus). Je übler also das Erdenleben, desto größer der Lohn im Himmel!

Die neue Staffel des Films "Good Omens" (bei Amazon Prime zu sehen) hat eine nette Folge über die Leiden des Hiob. Eine der wichtigsten Teile der Bibel, wenn man traditionelle Religion verstehen will.

 

Und in dem Film wird die Grösse von Wundern in der Einheit "Lazari" gemessen: wie viele Menschen man damit von den Toten auferstehen lassen kann. Das Wunder in der ersten Folge ist zum Beispiel 25 Lazari.

bearbeitet von Sucuarana
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Am 17.9.2023 um 17:50 schrieb SteRo:

Eine Konfession und die entsprechende Theologie sind untrennbar. Wenn man sich zu einer bestimmten Konfession bekennt, so setzt das voraus, dass man mit der entsprechenden Theologie vertraut ist, was im vorliegenden Kontext beinhaltet, dass man sich bei der entsprechenden Theologie bzgl. der Bedeutung von "Erlösung" in dieser Konfession informiert hat (sonst könnte man sich ja gar nicht zur Konfession bekennen). "Christsein" dagegen ist nicht notwendigerweise konfessionsgebunden.

Wenn also von dem/der Threaderöffner/in versucht wird, "Christsein" und "Erlösung" (als zunächst unbestimmten und undefinierten Begriff)  zusammenzubringen, so stellt sich die Frage - ob und wenn ja, warum - eine wie auch immer zu definierende "Erlösung" vor einem "Christsein" möglich oder unmöglich gewesen ist.

Da der Mensch Jesus Christus selbst - gemäß der katholischen Konfession - Gott war, stellt sich die Frage, was die Inkarnation Gottes als Jesus Christus zu Gott hinzugefügt haben sollte, was dann eine Relation "Christsein und Erlösung" auf der einen Seite begründen, aber eine Relation "(nur) Gott und Erlösung" auf der anderen Seite ausschließen sollte.

Wenn katholisches Christsein darauf keine konsistente nachvollziehbare Antwort liefern können sollte, so stellt das das katholische Christsein als Vorbedingung für eine - wie auch immer zu definierende "Erlösung" doch infrage: Warum sollte sich Gott als Jesus Christus inkarnieren müssen, um eine "Erlösung" (von was auch immer) zu ermöglichen?

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Nur Flo hat das zuletzt angerissen - mir fehlt hier bei den beiträgen irgendwie die Erklärung der Schrift, was Erlösung bedeutet.

 

Und vor allem: Erlösung bedeutet nur im ersten Schritt Erlösung wovon, dann folgt direkt die Erlösung wozu (direktiv, also wohin).

 

Der Hl. Paulus schreibt "in ihm haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden". Soweit klingt das ja erst einmal einfach. Aber wieso ist das überhaupt so? Wieso erlöst Er uns, indem Er uns die Sünden vergibt? Auch hier hat Flo schon auf den alttestamentarischen Opferkult hingweisen, der seit dem Opfertod Jesu nicht mehr nötig ist, doch dasselbe gilt nicht weniger für den heidnischen. In vielen Religionen ging (und geht) es oft rituell um ein Besänftigen Gottes, um das stellvertretende Opfer, eben des Sündenbocks, anstell des eigenen Lebens. Jesus hat das ein für allemal beendet, indem er selbst zum Sündenbock wurde, zum Lamm Gottes, das sich für alle Menschen aller Zeiten hingibt.

 

Doch damit nicht genug. Das ist alleine schon super, doch es wird besser. Erlösung wozu?

 

Der Hl. Petrus schreibt im ersten Brief: "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,  zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist." Das ist eindeutig auch jenseitig gemeint, doch nicht zwingend nur jenseitig. Denn im zweiten Brief des Petrus steht: "Durch sie [Gottes Herrlichkeit und Kraft] sind uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen geschenkt, damit ihr durch diese Anteil an der göttlichen Natur erhaltet und dem Verderben entflieht, das durch die Begierde in der Welt herrscht."

 

Also zweierlei: der Kreuzestod Jesu befreit uns von dem ständigen Blick nach hinten, die Auferstehung Jesu eröffnet uns die Teilhabe schon im Hier und Jetzt an der göttlichen Natur(!) und schließlich ein unzerstörbares Erbe im Himmel.

 

Das klingt nur anfangsweise nach grauer Theorie, denn jetzt können wir überzeugt sein, daß alles auf Ihn hinläuft, daß Er uns erwartet, daß wir uns auf Ihn freuen können. Egal was passiert - solange wir das nicht nur verbal wollen, sondern in unserem Leben auch umsetzen, daß Zu-Ihm-Wollen, wird es gelingen.

 

Das "wir können nicht tiefer fallen als in die Hände Gottes" ist Ausdruck dieser Überzeugung.

 

Und für mich persönlich gehört noch dazu, auch als Ausdruck dessen, daß ich mich seit meiner Bekehrung vor rund 25 Jahren nicht einen Tag mehr einsam gefühlt habe. Gott läßt mich zwar häufig (nur gefühlt?) allein, doch einsam bin ich nie.

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vor 8 Minuten schrieb rorro:

Und für mich persönlich gehört noch dazu, auch als Ausdruck dessen, daß ich mich seit meiner Bekehrung vor rund 25 Jahren nicht einen Tag mehr einsam gefühlt habe. Gott läßt mich zwar häufig (nur gefühlt?) allein, doch einsam bin ich nie.

Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich eine göttliche Gegenwart in welcher Form auch immer im ganzen Leben noch nie gespürt habe, auch nicht als ich noch sehr katholisch war

 

Werner

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