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Jeanne d'Arc


Mecky

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Auf die Gefahr hin, wieder einen Mecky zu bauen, möchte ich Euch trotzdem einen Film erzählen – oder genauer: Meine Interpretation – der mich ziemlich angesprochen hat. *schwärm*

 

Jeanne d’ Arc, die Geschichte der Jungfrau von Lothringen.

Gespielt wird die Jungfrau von Leelee Sobieski.

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Im hundertjährigen Krieg

Im Mittelalter kursierte in Frankreich die Legende von einer sagenhaften Retterin Frankreichs. Eine böse Frau würde Frankreich in den Untergang führen. Doch eine Jungfrau aus Lothringen würde Frankreich wieder befreien.

 

Jeanne wird in einer wirren Zeit geboren. England schickt sich an, Frankreich zu erobern. Frankreich leistet kaum Widerstand, es ist innerlich gespalten in die Dynastien von Burgund einerseits und andererseits das Haus Orleans.

 

Depression macht sich breit, Angst vor dem Schreckensregiment der Engländer. In Azincourt werden die Franzosen vernichtend geschlagen – ein grauenhaftes Gemetzel. 500 englische Langbogenschützen machen 6000 Franzosen im Handstreich nieder.

Die mittelalterliche Ordnung zerbricht, Rechtlosigkeit macht sich ähnlich breit, wie nach Abschluss der Kriegshandlungen im Irak, als die politische Ordnung am Boden lag. Hunger, Seuchen, Plünderungen, Vergewaltigungen. Und Angst vor einer weiteren Verschlimmerung, wenn die Engländer, die sich mit den Burgundern verbündet haben, weiter nach Süden vorrücken.

 

In diese Zeit des 100-jährigen Krieges gehört die Geschichte von Jeanne.

bearbeitet von Mecky
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Abgelehnt von ihrem Vater

Ihr Vater hadert über ihre Geburt: „Ausgerechnet jetzt muss uns der Herr ein Mädchen schenken. Wäre es doch ein Junge, der könnte arbeiten und kämpfen!“

Nur der Widerstand seiner Frau hält ihn davon ab, Jeanne auszusetzen und dem Tod zu überlassen. „Lass sie hier! Rette die Söhne!“

 

Schon in frühen Jahren wird Jeanne mit dem Elend ihres Volkes konfrontiert. Flüchtlinge aus einem Dorf, das die Burgunder überfallen haben, kommen in ihr Heimatdorf Domremy (zwischen Metz und Becancon). Ein Mann bittet ihren Vater, der im Dorf Einfluss hat, um Brot und Obdach. Der Vater lehnt ab.

Jeanne will einem hungrigen Kind eine Brotkruste geben. Doch ihr Vater reißt ihr die Kruste aus der Hand: „Geh nach Hause!“

 

Es kommt über dieses Thema zu einem Streit zwischen Jeanne und ihrem Vater. Jeanne sieht das Elend des Volkes. Ihr Vater dagegen meint, dass niemand etwas davon habe, wenn man sich aus Mitleid selbst schwächt. Dann sind alle schwach.

„Und was, Vater, wenn Du der Vertriebene wärst?“

„Dann müsste man eben mich wegjagen ohne Brot. Es ist, wie es ist.“

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Die Stimmen

Jeanne wird im Glauben erzogen. Sie ist ausgesprochen fromm. Man erzählt sich, dass sie insbesondere sehr häufig gebeichtet hatte, manchmal mehrmals täglich.

Dann, mit etwa 10 Jahren, beginnt sie „Stimmen“ zu hören. Die heilige Katharina, ihre Schutzheilige, der auch die Dorfkirche geweiht ist, die heilige Marghareta und der Erzengel Michael sprechen zu ihr.

Sie schweigt dazu und erzählt es lange Zeit niemandem.

 

Sie fällt aber ihrem Dorfpfarrer auf, der sie immer wieder in der Kirche knien sieht. Sie kniet vor dem Bild der heiligen Katharina.

Er nimmt sich des Mädchens an, erzählt ihr von dem Elend, das die Engländer über das Volk bringen, erzählt ihr von der unseligen Spaltung des französischen Volkes.

 

Erst mit 17 Jahren vertraut sich Jeanne ihm an.

 

„Wenn ich vor dem Bild der Katharina knie, haltet ihr es für Frömmigkeit. Das ist es nicht. Die heilige Katharina spricht mit mir.“

 

„Was sagt sie dir?“

 

„Zuerst haben mir meine Stimmen nur gesagt, dass ich viel beten und ein braves Mädchen sein soll. Aber jetzt werden die Stimmen immer drängender.“

 

„Was sagen sie jetzt?“

 

„Sie sagen, dass Frankreich geeint werden muss, damit Frieden kommt. Und dass ich dazu bestimmt bin, …“

Sie kann den Satz nicht vollenden, von draußen dringt Lärm in die Kirche.

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Jeanne reißt aus

Die Burgunder überfallen das Dorf. Sie stürmt hinaus. Sie sieht, wie ihr einziger Freund, ein blinder Krüppel, von den herabfallenden, brennenden Balken eines Hauses erschlagen wird.

 

Alle fliehen und kehren erst zurück, als die Burgunder fort sind und ihr Dorf restlos abgebrannt ist.

 

Zu allem Unglück hinzu kommen nun Reiter aus der nahe gelegenen Stadt Vaucouleurs. Es ist der dortige Bürgermeister, der die Lehensherrschaft über das Gebiet hat, und seine Soldaten. Er kommt, nachdem die Burgunder abgezogen sind, er hat das Dorf aus Angst vor ihnen nicht geschützt. Nun fordert er auch noch den Zehnten. Er begründet es damit, dass das geforderte Vieh und Getreide nach Chinon zum Daufin (Thronerbe des Hauses Orleans) gebracht werden müsse: Charles VII.

 

Jeanne hat in ihren Stimmen gehört, dass sie zum Daufin müsse, dass er als Thronerbe das Symbol der Einheit Frankreichs werden müsse, dass er König ganz Frankreichs – Burgund und Orlean – werden müsse. Und sie sei bestimmt, ihm dies zu sagen.

 

Kurz entschlossen geht sie zum Dorfpfarrer.

„Ich muss geh’n. Gebt mir euren Segen!“

„Was willst Du tun?“

„Ich gehe. Ich erfülle, was ich tun muss. Gott sei mit mir. Gebt mir Euren Segen!“

 

Sie verbirgt sich unter einem Tuch in einem der Leiterwägen, auf denen das Vieh transportiert wird. Sie hofft, auf diese Weise mit dem Vieh nach Chinon zu kommen.

 

Doch der Weg geht nur bis zur Stadt des Bürgermeisters – grad mal 20 km. Dort ist Endstation: Der Bürgermeister hatte gelogen. Er will das Vieh nicht für den Dauphin, sondern für sich selbst.

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Gescheiterter Versuch

Ein Hauptmann entdeckt Jeanne unter dem Tuch im Viehwagen. Zunächst hält er sie für eine Marketenderin, eine Soldatenhure. Süffisant und amüsiert blicken er, John de Metz, und sein Knappe Bertrand auf das aufgescheuchte, 17-jährige Mädchen, das aus dem Viehwagen springt und wegrennen will. Er stellt sie.

 

„Herr, an Eurer Kleidung erkenne ich, dass ihr ein Mann von Adel und Anstand seid. Ich muss zum Daufin. Ich habe eine Mission!“

 

John und Bertrand grinsen sich eins.

 

„Eine Mission?“

 

„Eine Mission von Gott! Den Daufin zum König zu krönen und Frankreich zu einen.“

 

Heiterkeit kommt auf. Das Grinsen verstärkt sich.

„Aaaaaaaaaah. Den Daufin zum König zu krönen und Frankreich zu einen. Sehr beeindruckend.“

 

John will sich einen Scherz daraus machen. Er schickt sie zum Bürgermeister. Derart wichtige Missionen muss man natürlich weiterleiten. :blink:

 

„Herr Bürgermeister, darf ich Euch vorstellen?“ John zeigt auf Jeanne:

„Bitteschön. Die Jungfrau von Lothringen!“

 

„Ich bin nicht die Jungfrau von Lothringen. Aber ich habe eine Mission: Den Daufin zum König zu krönen und Frankreich zu einen. Schickt mich zu ihm!“

 

Genug des Scherzes.

„John, bringt dieses Mädchen zu ihrem Vater und sagt ihm, er soll sie tüchtig übers Knie legen!“

 

John begleitet die enttäuschte Jeanne nach draußen.

„Ich dachte, in der Stadt wären die Leute vernünftiger. Ich habe mich geirrt“, sagt sie.

 

Dann steht sie mutterseelen allein in einer fremden Stadt und weiß nicht, was sie tun soll. Sie geht in eine Kirche.

 

Was hat Gott mit ihr vor? Waren die Stimmen nur Hirngespinnste, wie sie bei phantasiebegabten Jugendlichen nun mal vorkommen? Kein Weg nach Chinon ist zu sehen. Sie möchte nicht nach Hause zurückkehren. Sie wird müde. Keine Stimme sagt ihr, was nun zu tun ist und wie es weitergeht.

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Ich nehme an, Christoph, dass wir den gleichen Film meinen.

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Der Aufbau von Vaucouleurs

Es sind viele Bettler in der letzten Zeit nach Vaucouleurs gekommen. Der Hunger und die Hoffnungslosigkeit, der Schmerz über verlorene Familienmitglieder hat sie gezeichnet. Hier gibt es Mutter Babette, die sich bemüht, den Ärmsten etwas zum Essen aufzutreiben.

Früh morgens kommt sie in die Kirche, um ihr Morgengebet zu verrichten und findet auf einer Kirchenbank liegend Jeanne. Babette weiß, wie viel am heutigen Tag zu tun ist, sie ist sowieso auf der Suche nach einer Helferin. Für Jeanne wird sie zu einem Engel, zu einem Wegzeichen. Hier geht der Weg weiter.

Sie rüttelt die Schlafende.

 

„Du hast die Nacht über geschlafen, und jetzt bist du hungrig. Hm?“

Jeanne bekommt die Augen noch nicht recht auf.

„Ja“.

„Du bist kräftig genug zum Arbeiten. Komm!“

 

Jeanne trottet hinter Babette her und hilft, Nahrungsmittel zu besorgen und sie unter den Armen zu verteilen. Auch wenn sie völlig ungebildet ist, heißt das nicht, dass sie dumm oder ungeschickt wäre. Mutter Babette erkennt, dass sie sogar außergewöhnlich begabt ist – und zwar in viele Richtungen.

 

Jeanne kann Schlichten – und das ist notwendig. Die Armen kämpfen um das Brot, das ja ihr Leben ist. Jeanne kann trösten – Kinder können in ihren Armen friedlich einschlafen.

 

„Du hast eine Gabe, Jeanne“, sagt Mutter Babette.

 

„Was machen all diese Bettler hier?“

 

„Sie können an nichts mehr glauben. Hier teilen sie ihre Hoffnungslosigkeit. In jedem Dorf, in jeder Stadt ist sich jetzt jeder selbst der Nächste.“

 

„Ich gebe ihnen etwas zum Glauben“, sagt Jeanne, die über all die Geschäftigkeit ihr eigentliches Ziel, ihre Mission nicht vergessen hat.

 

„Mutter Babette, könnt Ihr schreiben?“

 

Kurz darauf diktiert Jeanne einen Brief.

 

„An alle guten Franzosen in jeder Stadt, in jedem Dorf, die Obdach oder Zuflucht suchen. Innerhalb der Mauern von Vaucouleurs werdet ihr Schutz finden. Kommt und helft uns, Verteidigungsanlagen zu errichten gegen die, die uns vernichten wollen!“

 

Babette hat viele Leute kennen gelernt und kann dafür sorgen, dass ein Bote in die umliegenden Dörfer reitet und diesen Aufruf dort bekannt macht.

 

John de Metz hat inzwischen Jeanne wiedererkannt, als er durch die Stadt ritt. Er ist neugierig, was hier vor sich geht, fängt den Boten ab und liest den Brief.

 

Ist es Spielerei? Ist es Vorahnung? Ist es Berechnung?

Er weist den Boten an, diesen Brief „im Namen der Jungfrau von Lothringen“ zu verkünden.

 

Jeanne läuft herum, motiviert Hungernde zu arbeiten. Für ihr Leben, denn jederzeit kann Vaucouleurs angegriffen werden. Barrikaden werden errichtet, die Mauern verstärkt. Die Arbeiter sind schwach, aber es sind viele. Sie haben zwar oft nichts zu essen. Aber nun haben sie wieder etwas, woran sie glauben können.

 

Sie glauben, dass es wichtig ist, Vaucouleurs zu befestigen, auch wenn sie selbst dabei hungern oder verhungern. Hungern tun sie sowieso. Aber jetzt hat ihr Leben wieder einen Sinn, und wenn es nur der ist, dass sie es den Engländern und Burgundern so schwer wie möglich, vielleicht sogar unmöglich, machen, Vaucouleurs zu erobern. Vielleicht können andere Franzosen innerhalb von Vaucoulers leben, auch wenn sie selbst drauf gehen. Ans Werk!

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Und er dreht sich doch!

Obwohl sich der Bürgermeister vorzugsweise in seinen sicheren Mauern abschottet, bleibt ihm nicht verborgen, was in seiner Stadt vorgeht. John de Metz kann Auskunft geben: Es ist die Jungfrau, die er weggeschickt hat. Sie treibt die Leute an.

Dazu kommen existenzielle Sorgen des Bürgermeisters: Sein Hühner legen keine Eier mehr. Katastrophal! Tsts!

Und die Leute munkeln, dass es daran liege, dass sich der Bürgermeister an der Jungfrau versündigt habe.

 

De Metz muss die Jungfrau vor den Bürgermeister befehlen, sie kommt gern. Das Ziel, die Mission, können in die nächste Etappe übergehen.

 

„Ich bin bereit, nach Chinon zu gehen,“, sagt sie ihm.

„Und heute ist der Tag, an dem Ihr mich schickt.“

 

„Du bist wahnsinnig zu denken, ich würde Dich nach Chinon schicken!“

 

„Es ist noch nicht lange her, da habt Ihr mich weggeschickt. Heute bin ich wieder da, weil Ihr mich habt holen lassen. Und Vaucouleurs ist gerüstet, sich selbst zu verteidigen. Und dies hätte schon früher geschehen können!“

 

Sie schaut ihm frech ins Gesicht. Der Bürgermeister erkennt, dass er eine Laus im Pelz hat. Wenn sie länger bleibt, verliert er an Ansehen. Aber sie will ja – Gott sei’s gelobt und getrommelt – sowieso weg.

 

Er schreibt an den Dauphin.

„Ich schreibe, dass ich glaube, dass Du möglicherweise die Jungfrau von Lothringen bist.“

 

„Ich bin nicht die Jungfrau von Lothringen!“

 

„Willst Du gehen oder nicht? Ich weiß, wie man einem königlichen Gemüt schmeichelt. Willst Du gehen?“

 

„Ja.“

 

John de Metz soll sie mit Bertrand und einigen anderen Soldaten nach Chinon eskortieren.

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Die Kapelle und das Schwert der heiligen Katharina

John de Metz tut das gern. Ausgesprochen gern. Nicht, weil er an den Unfug mit der Mission oder an die Stimmen glaubt, von denen ihm Jeanne erzählt, sondern weil es ein angenehmes Abenteuer ist, zumal mit einer jungen Frau. Er mag sie.

 

Sie kommen immer wieder durch geplünderte Dörfer. John gefällt sich darin, durchscheinen zu lassen, dass seine Begleiterin die Jungfrau von Lothringen ist. Er amüsiert sich über die hysterischen, abergläubischen Reaktionen der Dörfler.

„Heilig Jungfrau, rette uns!“

 

In einem dieser Dörfer sehen sie die Trümmer einer alten Katharinenkapelle. Jeanne unterbricht die Reise, sie will in diese Kapelle gehen und beten. Sie kniet sich vor dem Bild der heiligen Katharina nieder.

 

John steht ungeduldig am Eingang der Kapelle. Er sieht, unbemerkt von Jeanne, wie sie wieder aufsteht und in den Trümmern stöbert. Alles mögliche liegt hier herum, es scheinen Kämpfe in der Kapelle stattgefunden zu haben.

Aus dem ganzen Unrat zieht Jeanne ein Schwert heraus. Als sie das Blatt der Klinge säubert, kommen drei eingravierte Kreuze zum Vorschein.

Jeanne sieht es als ein Zeichen, presst das Schwert an Stirn und Brust. Dies wird der Weg sein. Dieses Schwert sieht sie als eine Wegweisung durch ihre Schutzheilige.

 

John reißt ihr das Schwert aus der Hand und entdeckt die Kreuze. Er hält inne. Der Glaube an das Zeichen überträgt sich von Jeanne an John.

 

„Wer bist du?“, fragt er sie verblüfft.

 

„Niemand“

 

„Niemand? Ist das nicht ein wenig bescheiden?“ John erliegt nicht nur dem Zauber der Situation, sondern auch dem, der von Jeanne ausgeht.

 

„Ich übernahm die Eskorte nur, weil ich glaubte, es dir schuldig zu sein. Aber jetzt das, das hier!“ Er hebt das Schwert hoch.

„Ein Schwert von der Heiligen Katharina. Wo führt das alles hin?“

 

Jeanne antwortet mit ihrem ganzen Glauben, mit dem unbedingten Vertrauen auf die Führung Gottes.

 

„Ich weiß es nicht. Ich nehme es, wie es kommt.“

 

Und wer will wirklich wissen, wie es kommt, wenn es ein Schwert ist, was als Zeichen gesetzt wurde.

 

John kann sich nicht zurückhalten, die Story vom Schwert der Katharina überall zum Besten zu geben. Das ist eitel – du gefährlich. Der Ruf von Jeanne als Jungfrau von Orleans verbreitet sich zum Teil schneller, als sie reiten kann.

 

Der burgundische und der englische Herrscher erfahren sich davon.

Philipp, der englische König, hält den Burgunder, der Jeanne um jeden Preis gefangen nehmen will, für übertrieben ängstlich.

 

„Ihr habt Truppen abgezogen, um einem Mädchen nachzujagen.“

 

„Nicht irgend einem Mädchen. Sondern der Jungfrau von Lothringen.“

 

„Macht Euch nicht lächerlich! Die Jungfrau von Lothringen ist eine Märchengestalt, von der man Kindern erzählt …“ - und mit einem Seitenblick auf den burgundischen Herrscher – „… und Einfaltspinseln.

Ich dachte, wir Engländer wären abergläubisch. Aber ihr Franzosen übertrefft uns noch.“

 

„Unterschätzt niemals die Macht eines Mythos. Wir müssen dieses Mädchen fangen und töten.“

bearbeitet von Mecky
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In Chinon

Mit dieser "Macht des Mythos" werden sie es noch zu tun bekommen. Denn da denkt der Dauphin anders - und zwar viel schlauer.

 

Der Dauphin Charles VII amüsiert sich, so gut es eben geht. Bei Jeannes Ankunft in Chinon, die weder Burgundern noch Engländern zu vereiteln gelang, feiert er ein Fest. Auch Bischof Cauchon, sein kirchlich bestallter Ratgeber, ist anwesend. Mitten in der Festivität erreicht ihn eine Botschaft.

 

„Sieh an! Der Bürgermeister von Vaucouleurs schickt uns die Jungfrau von Lothringen. Nicht direkt aus Lothringen, aber nahe genug, um im Rennen zu bleiben.

Diesen Trick mit der Jungfrau von Lothringen hatten wir schon. Ich selbst habe ein paar Kandidatinnen ausgewählt, aber es schlug fehl.“, meint er gelangweilt. Er hätte Jeanne wohl kaum empfangen, wenn nicht Bischof Cauchon zuerst das Wort ergriffen hätte.

 

„Ihr werdet sie selbstverständlich nicht empfangen. Oder?“

 

Charles beneidet die Kirche wegen ihres Reichtums. Zwischen ihm und Chauchon besteht eine Rivalität. Wenn Cauchon die Jungfrau nicht einlassen will, dann will es Charles gerade zum Trotz.

 

„Und warum nicht?“

 

„Die Kirche hat wenig Verständnis für selbsternannte Heilige.“

 

„Aber wenn sie nun glaubhaft ist. Ich kenne den Bürgermeister. Er ist kein Narr und er ist voller Bewunderung für dieses Mädchen. Sie hat die Belagerung von Vaucouleurs vereitelt.“

 

Er glaubt zwar nicht an die Legende, aber er sieht eine Möglichkeit, sich diese dienstbar zu machen. Er fährt fort:

„Wenn sie ihre Rolle gut spielt, dann könnte das die Leute aufrütteln, die Truppen aufrütteln. Ja, sie könnte sogar mich selbst aufrütteln.“

 

Smart und neugierig wie Charles ist, schlägt er eine Prüfung vor. Er setzt einen anderen auf den Thron und verkleidet ihn als Herrscher. Wenn sie den Trick durchschaut, dann soll dies ein Zeichen Gottes sein.

 

Cauchon ist nicht sonderlich davon begeistert.

„Euer Majestät Knabenstreiche sind bekannt. Sie wird euch auf den ersten Blick erkennen. Und dann?“

 

„Und dann? Und dann? Wär’s denn nicht spaßig? Bischof, seid doch nicht so langweilig.

Wie auch immer, für die Menge wäre es ein Wunder. Es würde ihren Glauben an Gott stärken. Und was kann daran falsch sein?“

 

Der Bischof ist alles andere als ein verbohrtes, trotziges Dummerchen. Er hat erkannt, dass er verloren hat und sich nicht gegen den Empfang der Jungfrau sperren kann. So schwenkt er ein und Jeanne wird hereingebeten.

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Im Thronsaal

Der Bischof hat eine Schlacht verloren, doch es zeigt sich, dass er weitsichtiger gedacht hat. Hatte sie eine Beschreibung des Dauphin? Hat jemand gepetzt? War es ein Wunder? Für viele Höflinge ist es ein Wunder.

Ein kurzer Blick auf den Strohmann auf dem Thron, ein suchender Blick durch den Saal – und sie geht direkt auf den Dauphin zu, kniet vor ihm nieder.

 

„Oh, mein Dauphin!“

 

Doch nur kurz ist diese Ehrerbietung. Ihr Blick trifft die festlich-scharlachrote Robe Bischof Cauchons. Sofort erhebt sie sich, geht zu ihm. Sie blicken sich lange ins Gesicht. Auf der einen Seite die inspirierte Jugend Jeannes, auf der anderen Seite die Erfahrung, Nüchternheit, Weltkenntnis und Weisheit des alten Bischofs.

Und sie wirft sich vor den Füßen des Mannes nieder, der sie wie eine Tochter lieben, der um ihr Leben und um ihre Wahrhaftigkeit mit allem Elan kämpfen und sie doch am Ende zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilen wird. Sie hört nicht auf, den Saum seines Gewandes am Boden mit Küssen zu bedecken, er hebt sie hoch und birgt sie väterlich in seiner Robe.

In ihren Augen hat er eine Lebendigkeit entdeckt, die seinem Alter abhanden gekommen ist, eine Inbrunst, einen himmelstürmenden Idealismus und eine Begeisterungsfähigkeit, derer er, der weise Mann Gottes, nicht mehr so naiv-vorbehaltlos fähig sein kann.

 

„Darf ich den Dauphin sprechen? Allein?“, fragt sie ihn um Erlaubnis.

„Willst Du, dass die andern gehen?“

 

Sie nickt. Charles ist geschmeichelt. Sie hat ihn erkannt. Und sie zieht ihn trotz ihrer kindlichen Ehrerbietung dem Bischof vor.

 

„Schließt die Tür hinter euch, Bischof“, triumphiert Charles, als der Bischof als letzter den Thronsaal verlässt.

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Der Jungfrauenmacher

„Mein Dauphin! Gott schickt mich, euch zu sagen: Ihr sollt Anspruch auf Eure Krone erheben und Frankreich einen.“, beginnt sie ungelenk.

 

„Und warum glaubst Du, hat Gott dich auserwählt für diese heilige Mission?“

 

„Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, warum er so darauf drängt. Orleans steht kurz vor dem Fall. Warum lasst ihr die Belagerer nicht vertreiben?“

 

„Ich habe weder Geld noch Mittel dazu. Außerdem glaubt keiner mehr an ein geeintes Frankreich.“

 

„Ihr müsst daran glauben, mein Dauphin. Und das Volk von Frankreich wird euch folgen. Es dürstet sie nach jemandem, dem sie glauben können. Ich hab’s erlebt in Vaucouleurs.

Wusstet Ihr, dass sie sich um mich geschart haben? Um ein Bauernmädchen?

Sie werden sich um euch scharen.“

 

„Das haben sie noch nie getan. …“ Charles verstummt nachdenklich.

„Wieso behauptest Du, Du seist die Jungfrau von Lothringen?“

 

„Ich bin nicht die Jungfrau von Lothringen, mein Dauphin.“

 

„Aaach! Nein!“ Charles schaut sie mit gespieltem Entsetzen und ironischer Überraschung an.

„Natürlich bist du nicht die Jungfrau!!! Aber man sagt es von Dir. Wieso?“

 

Die Leute brauchen jemanden, an den sie glauben, mein Dauphin.

 

„Es ist nicht leicht, König zu sein, wenn Dich niemand liebt noch fürchtet … sondern nur, weil sie keinen anderen haben.“

 

Da kniet sie vor ihm nieder und umschlingt seine Hand. Sie schaut ihm fest in die Augen.

„Gott will, dass Ihr König seid, mein Dauphin. Befreit Orleans und zieht im Triumph in Reims ein!“

 

Charles ist verblüfft von der plötzlichen körperlichen Nähe und von der Sicherheit, mit der Jeanne spricht. Ihr Glaube weckt in ihm ein neues Nachdenken.

 

„Es könnte vielleicht sogar einen Weg geben. Das Heer würde niemals dem Dauphin folgen – aber der Jungfrau schon.“

 

„Aber ich bin nicht die Jungfrau!“

 

„Du musst Dir abgewöhnen, das zu bestreiten!“.

 

„Aber ich kann kein Heer führen!“

 

„Dann wirst Du es eben lernen. Dir zur Seite stehen erfahrene Hauptmänner. Du musst nicht viel tun – nur die Jungfrau sein!“

 

„Dafür hat Gott mich nicht gesandt.“

 

„Woher willst Du das wissen. Du hast mich überzeugt, Anspruch auf meine Krone zu erheben. Aber Orleans steht dem im Wege. Ich kann keine Truppen aufbieten, aber die Jungfrau kann das!“

 

„Aber das wäre eine Lüge!“

 

„Wäre es eine Lüge? Wenn Gott dich schickt, das französische Heer zum Sieg zu führen, dann muss doch einleuchten, dass Du die Jungfrau bist!“

 

Der Dauphin weiß nicht, was er mit diesen manipulativen Sätzen alles bewirkt. Nicht nur, dass er Jeanne überzeugt. Dieser Satz wird für sie zur Grundlage ihres weiteren Lebensgefühls. In ihnen liegt der Keim des Hochmutes schon verborgen.

 

Der Dauphin fordert nun von ihr: „Ich brauche einen Beweis. Gib mir ein Zeichen!“

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Letzte Vorbereitungen vor dem Feldzug

Die Höflinge, die aus dem Thronsaal vertrieben wurden, warten vor der schweren Eichentüre desselben. Schon Stunden dauert das Gespräch zwischen Dauphin und Jeanne.

 

Plötzlich öffnet sich die Türe, Charles tritt im Aufzug eines religiösen Eiferers hinaus, tief beeindruckter Mine.

 

„Sie ist es!“, ruft er frenetisch. „Gott hat sie gesandt, um mein Heer zu führen! Sie gab mir ein Zeichen. EIN ZEICHEN VON GOTT!“

 

Man erkennt den Dauphin kaum wieder. Der nüchterne Realpolitiker, der gerne über Leichen geht, wenn es um politische Ziele geht, steht als Extatiker vor seiner Hofschar – fast ein wenig lächerlich.

Aber die Leute wollen glauben, obwohl er sich weigert, auch nur ein Wort darüber zu verlieren, worin das Zeichen besteht.

 

Cauchon, der weiterhin – Zeichen hin, Verzückung her – den klaren Kopf bewahrt, fordert aber noch mehr. Er will, dass zuvor Jeannes Rechtgläubigkeit geprüft werde. Sie soll ins Kloster von Poitiers und vor der dortigen Inquisition Rede und Antwort stehen.

 

Cauchon und Charles beobachten dann die Abreise Jeannes nach Poitiers.

„Was, wenn sie die Prüfung nicht besteht?“, fragt Cauchon.

„Wenn sie nicht besteht, dann ist sie einfach ein verwirrtes Bauernmädchen. Aber was, wenn es gut ausgeht?“

 

Vielsagend blicken sich die beiden weltgewandten, intelligenten und weitsichtigen Männer an. Die Folgen sind unübersehbar.

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Das Ergebnis von Poitiers

Poitiers befindet, dass sie klaren Verstandes ist. Sie wird nach ihrer Bildung gefragt.

„Ich kann den Buchstaben A nicht von B unterscheiden“, antwortet Jeanne.

 

„Was sagen Deine Stimmen?“

 

„Dass es Gottes Wille ist, das französische Volk zu befreien.“

 

„Wenn es Gottes Wille ist, dann braucht es dazu keine Soldaten!“

 

„Die Soldaten werden kämpfen und Gott wird ihnen den Sieg schenken.“

 

Die Inquisition findet nichts ketzerisches an ihrer Aussage, unter Gottes Führung zu stehen.

 

„Wir stellen nur inbrünstigen Glauben, Tugendhaftigkeit und Ehrfurcht an ihr fest. Niemand hat das Recht, Zweifel an der Jungfrau zu hegen.“

 

Auch die Inquisitoren wissen nicht, was sie bewirken. Nach Charles’ Worten kommt nun ein zweiter Baustein für den Hochmut zustande.

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Ist sie die Jungfrau?

Tausende folgen dem Ruf des Dauphins, mit der Jungfrau ’gen Orleans zu ziehen. Der Jubel bei einer Truppenschau ist groß. Sie brauchten jemanden, an den sie glauben konnten. Nun haben sie ihre Gallionsfigur gefunden. Jeanne strahlt die Soldaten in kindlicher Unbekümmertheit an, als der Jubel sie umbraust. Sie ist grad mal 16 oder 17 Jahre. Und Männer jubeln ihr scharenweise zu.

 

Auch Mutter Babette ist aus Vaucouleurs mit den Soldaten mitgekommen, um ihre „Tochter“ Jeanne wieder zu sehen. Abends treffen sich die beiden in einem Zelt.

 

„Alles, was ich tat, war die Hand erheben – und tausende von Männern jubelten mit einer Stimme.“

 

„Und wenn Du auf dem Kopf gestanden hättest, sie hätten dir zugejubelt. Sie sind versessen darauf, zu glauben.“

 

„Mutter Babette, glaubst Du, ich bin die Jungfrau von Lothringen?“

 

„Ich glaube an das Mädchen, das in den Männerkleidern steckt. Und das sollte an sich selbst glauben – und nicht an Legenden.“

 

„Wieso folgst Du mir dann?“

 

„Du hast das reinste Herz von allen Kindern, die ich je kannte. Und ich fürchte, was Männer ihm antun könnten.

 

„Ich fürchte nichts“, erwidert Jeanne mit verklärten Augen. Aber Mutter Babette hat mehr Lebenserfahrung.

 

„Das ist es ja eben!“

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La Hire

Die gleiche Frage, ob sie die Jungfrau ist, stellt sich wieder, als sie hinübergeht in das Zelt des Hauptmanns.

 

Hier begegnet sie zum ersten Mal ihrem Heerführer, Hauptmann La Hire, einem schlauen Haudegen, einem der wenigen, die die furchtbare Niederlage in Azincourt überlebt hatten. Ein Überlebenskünstler, ein harter Soldat, dessen Klinge die Innerein Dutzender Durchbohrter kennt, ein hervorragender Offizier, ein Realist. Ein Mann, der Situationen und Menschen wohl abzuschätzen weiß. Ein Kriegsführer.

 

Er ist hart. Sein Grund, einen eher hoffnungslosen Kampf um Orleans zu führen, ist nicht die Hoffnung auf einen Sieg. Er will etwas anderes. Die Gegenseite, die Engländer, werden nämlich von Sir William Glasdale befehligt – der gleiche General, dem er in Azincourt gegenüber stand. La Hire will Vergeltung.

„Wenn ich auf Glasdale treffe, können ihn die Engländer nur noch in Stücken freikaufen.“

 

Gelassen mustert er Jeanne. Sie sieht aus, wie es ihre Rolle verlangt.

 

„Erfahrene Männer führen den Krieg. Du musst nur den Kampfesmut stärken. Also geh, oder bleib. Aber halt den Mund.“

 

Ein Offizier meint, als sie sich doch zu Wort meldet:

 

„Meine Liebe. Du bist weder ein Hauptmann noch ein Soldat. Alles, was du zu tun hast, ist: Die Jungfrau zu spielen und darauf zu achten, dass du nicht getötet wirst.“

 

Doch hier hat er das Temperament Jeannes grob unterschätzt – und die Haare auf ihren Zähnen.

 

„Ich bin keine Heuchlerin, Herr. Ich bin durch den Willen Gottes hier, auf Ermächtigung des Königs und mit dem Segen der Kirche.“

 

Sie setzt eigene Pläne durch. Und sie hat ein gutes Druckmittel. Als La Hire bemerkt:

 

„Mir reicht es jetzt. Ich lass mir weder von Weibern befehlen, noch von Kindern. Und Du bist beides. Geh wieder nach Hause, oder bleib mir aus dem Weg!“

 

spielt sie schlagend ihren Trumpf aus.

 

„Ihr wollt das Heer ohne mich befehligen? Nur zu. Nicht ein einziger Soldat wird sein Leben für euch wagen ohne mich an eurer Seite. Ihr seid MEIN Hauptmann, Hauptmann!“

 

Eindrucksvoll, wie die 17-jährige mit La Hire umspringt. Er hat keine Wahl. Mehr noch: Er bekommt einen gewissen Respekt vor ihr. Sie kann militärisch denken. Sie hat Mut, ihre Pläne sind idealistisch, aber nicht unmöglich. Sie sprüht vor Inspiration. Sie ist findig. Und sie könnte seine Tochter sein – vom Alter her und vom Temperament.

 

Ihr Plan, direkt vor den Augen der Engländer in Orleans einzuziehen und sogar noch Verpflegung für die Bevölkerung mitzubringen, gelingt.

 

Bei ihrem Anblick gerät das einfache Volk in religiös-hysterische Begeisterung. Es MUSS die Jungfrau sein! Wem sonst hätte sonst solch ein Streich gelingen können.

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Hallo Christoph!

 

Außer dem Cover für die DVD hab ich im Internet keine Bilder bisher gesehen. Das wollte ich eigentlich noch nicht verraten, weil ich erst am Schluss für die DVD Werbung machen wollte, damit noch jemand mein Geschreibsel liest und nicht alle erst mal die DVD kaufen und gucken.

 

Ich glaube nämlich, dass sich der Film anders anguckt, wenn man erst mal gelesen hat.

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Jeane ist die Jungfrau

Inzwischen im vollen Bewusstsein, dass Gott unbedingt hinter ihr steht und alles, was sie beginnt, vollendet, schreitet ihre Hochmut samt ihres Selbstbewusstsein in neue Höhen.

 

Sie will den Engländern noch eine letzte Chance geben, dem Untergang, der ihr nicht eine Sekunde zweifelhaft erscheint, zu entgehen. Sie schreibt eine Botschaft an Glasdale.

 

„Sir William Glasdale! Und ihr, seine Kriegsleute, die ihr die Stadt Orleans belagert!

 

Ihr habt kein Recht, hier im Königreich Frankreich zu sein. Der König des Himmels hat mich, Jeanne, die Jungfrau, gesandt, euch zum Abzug zu bewegen. Gehorcht ihr, werdet ihr Gnade finden. Weigert ihr euch, werde ich ein Kriegsgeschrei erheben, das ihr niemals vergessen werdet.“

 

La Hire weigert sich, einen seiner Soldaten mit dieser Botschaft zum Feind zu schicken. Doch Jeanne findet selbst einen Boten. Als dieser bei den Engländern ist, und nicht mehr zurückkommt, wird La Hire ungehalten.

 

„Wer weiß, was sie dem Jungen antun werden. DU hast ihm diesen Unsinn in den Kopf gesetzt.“

 

La Hire ist ein Schlächter, aber kein Unmensch. Unsinniges Leiden und Blutvergießen ist ihm zuwider. Er handelt immer aus Verantwortung – in seinem Sinne allerdings.

Und nun trägt Jeanne die Verantwortung für diesen Boten. Aber ihr Vertrauen in Gott ist unerschütterlich. Was Gott will, muss geschehen, um jeden Preis. Und wo gehobelt wird, da fallen Späne.

 

La Hire setzt gegen Jeannes Rat einen schnellen Angriff durch. Jeanne ist erbost, sie hält ihren gotteseingegebenen Plan für den einzig richtigen:

 

„Er ist ein Hitzkopf, er wird uns in den Tod führen!“, sagt sie zu Mutter Babette.

 

„Er hat viele Schlachten überlebt, er wird schon wissen, was er tut.“ mäßigt Babette den Eifer und die Überheblichkeit Jeannes.

 

„Aber er hat nie eine Schlacht für Gott ausgetragen!“ ereifert sich Jeanne.

 

„Wer weiß schon, wonach Gott seine Soldaten auswählt,“ gibt Babette zu bedenken, schaut an sich und an Jeanne herunter und fügt hinzu: „Sieh doch uns an!“

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La Hire betet nicht

Vor der Schlacht werden die Soldaten gesegnet – bis auf La Hire, der lieber sein Pferd vorbereitet, als auf einen Segen zu vertrauen. Auf dem Weg in die Schlacht stellt ihn Jeanne zur Rede.

 

„Ihr habt nicht gebetet, Hauptmann!“, tadelt sie.

 

„Wozu diese Gebete! Ich habe tapfere Männer um ihr Leben beten sehen, und sie starben in Höllenqualen. Und verwundete Männer, die darum beteten, sterben zu können. Und sie mussten in Höllenqualen weiterleben.

Ich stärke mir selbst den Rücken. Und, wenn nötig, stärk ich auch den Deinen.“

 

Es ist der als Realismus gut getarnte Pessimismus, der sich ohne einen Glauben an Gott so gerne breit macht.

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