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Hat Klosterleben eine Zukunft?


Gina

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Hm, eine gute Frage. Ich habe auch einmal mit dem Gedanken gespielt, ins Kloster zu gehen. Zwei Punkte haben mich abgehalten:

 

- mein Freiheitsdrang

- ich wollte mein "Frau sein" ausleben können und Kinder haben.

 

Was ich mir aber hätte gut vorstellen können, ist so eine Art Beginenhof: Hier haben die jungen Frauen ein klosterähnliches und beschüztes Leben geführt, konnten aber jederzeit austreten und heiraten. Das fände ich gut. Man könnte sich einerseits vom Elternhaus lösen, sich andererseits auch geistig weiterbringen. Das mal so ein - zwei Jahre machen fänd ich nicht schlecht.

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Hm, eine gute Frage. Ich habe auch einmal mit dem Gedanken gespielt, ins Kloster zu gehen. Zwei Punkte haben mich abgehalten:

 

- mein Freiheitsdrang

- ich wollte mein "Frau sein" ausleben können und Kinder haben.

 

Was ich mir aber hätte gut vorstellen können, ist so eine Art Beginenhof: Hier haben die jungen Frauen ein klosterähnliches und beschüztes Leben geführt, konnten aber jederzeit austreten und heiraten. Das fände ich gut. Man könnte sich einerseits vom Elternhaus lösen, sich andererseits auch geistig weiterbringen. Das mal so ein - zwei Jahre machen fänd ich nicht schlecht.

Gibt's da nicht solche Gemeinschaften, in denen Familien und zoelibataere Zusammenleben? Wie heissen die noch???

 

 

max

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Ich hoffe wirklich sehr, dass man in Zukunft zu seinem Glauben stehen kann, ohne dafür in irgendeiner Weise negativ betrachtet oder behandelt zu werden!!!

Liebe Gina,

 

ich hoffe mit dir! Aber ich denke, dass wir sehr schweren Zeiten entgegengehen. :blink: Und ich bin wirklich kein "Schwarzseher".

 

Grüße

gimu

Dass es schwere Zeiten fuer Religion generell werden koennen, ist wohl war. Allerdings hat die Kirche viele schwere Zeiten durchgemacht, und einer sagte mir mal, dass immer dann, wenn es der Kirche gut ging, der Glaube nachlaessig wurde. Aber immer in Zeiten des Gegenwindes gab es neue Bewegungen. Man siehe mal wie die Kirche zB in Polen sich durch Hitlerzeit und Kommunismus gekaempft hat. Das paradoxe ist allerdings, dass waehrend sie sich unter solchen Regimen gerade erst recht haelt, sich nun in unserer kapitalistischen Zeit kaum Widerstand formt. Ich denke die Probleme sind subtiler in unserer materialistsichen Welt.

 

Allerdings, und damit zurueck zum Thema, in schweren Zeiten waren es gerade immer die Orden und Kloester, die der Kirche geholfen haben. Das grosse Interesse am Klosterleben finde ich da sehr positiv. Ich habe fast das Gefuehl, wenn es eine Alternative gaebe, die die Leute wirklich anspraeche, dass sehr viele bereite waeren einen solchen Weg zu gehen. Es scheint, dass Leute an Kloestern interessiert sind, aber irgendetwas an den existierenden nicht ganz stimmt.

 

Tja, was also koennte das sein??

 

max

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Ich könnte mir auch vorstellen, dass die 'Dunkelziffer' derer, die schon mal den Gedanken hatten, ins Kloster zu gehen, viel höher ist, als man vielleicht vermuteen würde. Es gibt halt viele, die sich nicht trauen, offen darüber zu sprechen, weil sie Angst vor der Reaktion anderer haben.

 

Ich habe mir neulich eine Teil aus der 'regula Benedicti' durchgelesen (hier gab es ja nen Link) und wenn man das so liest, dann denkt man schon, dass das Leben in einem solchen Kloster sehr kontrolliert und streng ist. Das ist vielleicht auch ein Grund, warum viele sich wieder abwenden: Sie haben Angst vor dieser 'Freiheitsberaubung'

 

Wird die Regula Benedicti eigentlich genauso eingehalten oder gibt es da schon Lockerungen? Ich stelle mir so Sachen wie, dass der Abt die Post entgegennimmt und dann entscheidet, ob der Adressat sie auch bekommt, schon schwierig vor!

 

Liebe Gruß

Gina

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Hallo Mat und Sion,

 

ich bin der 3. im Club :blink:! Auch ein Ex.

Kann eure Ausführungen nur voll bestätigen.

Ich blicke nicht zurück im Zorn (wie das uns Ehemaligen manchmal unterstellt wird), aber man kann sich als Nicht-Insider kaum vorstellen, vor was für Problemen man plötzlich im Koster steht. Ihr habt das wirklich treffend beschrieben.

 

Anknüpfend an Ralfs Beitrag denke ich, die Tatsache, dass früher mehr Leute das ausgehalten haben und heute entsprechend der Zulauf nicht mehr so gewaltig ist, hat auch höchst irdische Gründe:

- Unterordnung und Gehorsam früher selbstverständlich in alle sozialen Bereichen

- Anerkennung und Selbstverständlichkeit des geistlichen Standes (z.B. dass der jüngste Bruder ins Kloster geht)

- speziell bei Frauen materielle Absicherung

- Individualisierung noch unbekannt

- mangelnde Alternativen

etc.

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Ich finde, gerade Ordensleute, leben mit einem so tiefen Vertrauen in Gott (das kann man natürlich als weltlicher auch), dass sie einfach zufrieden sind, sich ihm ganz schenken zu können

 

Ein weit verbreiteter Irrtum! :blink:

Ordensleute haben auch nicht mehr oder weniger Vertrauen und sind auch nicht mehr oder weniger zufrieden als andere Menschen auch

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Hallo Mat und Sion,

 

ich bin der 3. im Club :blink:! Auch ein Ex.

Kann eure Ausführungen nur voll bestätigen.

Ich blicke nicht zurück im Zorn (wie das uns Ehemaligen manchmal unterstellt wird), aber man kann sich als Nicht-Insider kaum vorstellen, vor was für Problemen man plötzlich im Koster steht. Ihr habt das wirklich treffend beschrieben.

 

Anknüpfend an Ralfs Beitrag denke ich, die Tatsache, dass früher mehr Leute das ausgehalten haben und heute entsprechend der Zulauf nicht mehr so gewaltig ist, hat auch höchst irdische Gründe:

- Unterordnung und Gehorsam früher selbstverständlich in alle sozialen Bereichen

- Anerkennung und Selbstverständlichkeit des geistlichen Standes (z.B. dass der jüngste Bruder ins Kloster geht)

- speziell bei Frauen materielle Absicherung

- Individualisierung noch unbekannt

- mangelnde Alternativen

etc.

Hallo Sion, Mat und Jojo,

 

danke fuer Eure interessanten Berichte Kommentare. Habt ihr den ganz konkreten Ideen, was anders sein koennte? Gibt es Gemeinschaften, bei denen es vielleicht anders laeuft?

 

Ihr redet vom eingespannt sein. Ist das nicht im Alltagsleben genauso, oder noch mehr? Gerade wo unserer Arbeitswelt teilweise wirklich viel Druck auf uns ausuebt?

 

Und wie verwendet ihr Eure Erfahrung in Eurem jetzigen Leben? Vermutlich habt ihr ja noch immer dieselben Ideale aber versucht sie als "Weltmensch" zu leben?

 

Und was wuerdet ihr denen raten, die sich heute uebers Ordensleben Gedanken machen? Was haettet ihr gerne anders gemacht?

 

Gruesse

 

Max

bearbeitet von Max
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Hallo Mat und Sion,

 

ich bin der 3. im Club :blink:! Auch ein Ex.

Kann eure Ausführungen nur voll bestätigen.

Ich blicke nicht zurück im Zorn (wie das uns Ehemaligen manchmal unterstellt wird), aber man kann sich als Nicht-Insider kaum vorstellen, vor was für Problemen man plötzlich im Koster steht. Ihr habt das wirklich treffend beschrieben.

 

Anknüpfend an Ralfs Beitrag denke ich, die Tatsache, dass früher mehr Leute das ausgehalten haben und heute entsprechend der Zulauf nicht mehr so gewaltig ist, hat auch höchst irdische Gründe:

- Unterordnung und Gehorsam früher selbstverständlich in alle sozialen Bereichen

- Anerkennung und Selbstverständlichkeit des geistlichen Standes (z.B. dass der jüngste Bruder ins Kloster geht)

- speziell bei Frauen materielle Absicherung

- Individualisierung noch unbekannt

- mangelnde Alternativen

etc.

Hallo JoJo,

 

willkommen im Club:

Ich denke, es spielt auch eine Rolle, dass die Klosterwelt viel weiter weg ist vom "weltlichen" Leben als das früher der Fall war. Ich kam mir teilweise vor, als wäre ich in die fünfziger oder sechziger Jahre zurückversetzt.

Es wäre jetzt zu einfach dies abzutun als fehlende Bereitschaft zur Hingabe. Nein, ich habe mich mit meinen Prägungen (und die sind nun einmal auch zeitbedingt) überhaupt nicht wiedergefunden.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Ich denke, es spielt auch eine Rolle, dass die Klosterwelt viel weiter weg ist vom "weltlichen" Leben als das früher der Fall war. Ich kam mir teilweise vor, als wäre ich in die fünfziger oder sechziger Jahre zurückversetzt.

Es wäre jetzt zu einfach dies abzutun als fehlende Bereitschaft zur Hingabe. Nein, ich habe mich mit meinen Prägungen (und die sind nun einmal auch zeitbedingt) überhaupt nicht wiedergefunden.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

Hattet ihr auch noch ein Schuldkapitel?

Das war für mich immer nicht nur 50er-Jahre-like, sondern fast schon wie im Mittelalter. :blink:

Wer sich von euch nichts darunter vorstellen kann: Schuldkapitell/Culpa=einer kniet vor Abt und versammelter Mannschaft und bekennt öffentlich Fehler, die ihm im Gemeinschaftsleben unterlaufen sind.

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Ich habe mir neulich eine Teil aus der 'regula Benedicti' durchgelesen (hier gab es ja nen Link) und wenn man das so liest, dann denkt man schon, dass das Leben in einem solchen Kloster sehr kontrolliert und streng ist. Das ist vielleicht auch ein Grund, warum viele sich wieder abwenden: Sie haben Angst vor dieser 'Freiheitsberaubung'

 

Wird die Regula Benedicti eigentlich genauso eingehalten oder gibt es da schon Lockerungen? Ich stelle mir so Sachen wie, dass der Abt die Post entgegennimmt und dann entscheidet, ob der Adressat sie auch bekommt, schon schwierig vor!

 

Liebe Gruß

Gina

Hallo Gina,

 

finde ich gut, dass du so unvoreingenommen an die RB gehst. Es scheint nämlich nicht nur streng zu sein, es ist auch streng. Nicht mehr so wortwörtlich, z.B. kontrolliert niemand die Post, aber doch ganz allgemein. Man ist in persönlichen Entscheidungen und Handlungsspielräumen schon in einem Maß eingeschränkt, das in der "Welt" draußen so nicht existiert.

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Ich denke, es spielt auch eine Rolle, dass die Klosterwelt viel weiter weg ist vom "weltlichen" Leben als das früher der Fall war. Ich kam mir teilweise vor, als wäre ich in die fünfziger oder sechziger Jahre zurückversetzt.

Es wäre jetzt zu einfach dies abzutun als fehlende Bereitschaft zur Hingabe. Nein, ich habe mich mit meinen Prägungen (und die sind nun einmal auch zeitbedingt) überhaupt nicht wiedergefunden.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

Hattet ihr auch noch ein Schuldkapitel?

Das war für mich immer nicht nur 50er-Jahre-like, sondern fast schon wie im Mittelalter. :blink:

Wer sich von euch nichts darunter vorstellen kann: Schuldkapitell/Culpa=einer kniet vor Abt und versammelter Mannschaft und bekennt öffentlich Fehler, die ihm im Gemeinschaftsleben unterlaufen sind.

Nee das Gott sei Dank nicht mehr,

 

aber genug andere Sachen

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Hattet ihr auch noch ein Schuldkapitel?

Das war für mich immer nicht nur 50er-Jahre-like, sondern fast schon wie im Mittelalter. :blink:

Wer sich von euch nichts darunter vorstellen kann: Schuldkapitell/Culpa=einer kniet vor Abt und versammelter Mannschaft und bekennt öffentlich Fehler, die ihm im Gemeinschaftsleben unterlaufen sind.

Angesichts der Tatsache, dass in der frühen Kirche (auch noch zu Benedikts Zeiten?) dies die übliche Form der Beichte war, finde ich das weniger erstaunlich.

 

Aber ich bitte hier grundsätzlich zu bedenken, dass es nicht nur die benediktinischen Orden gibt, diese sogar deutschlandweit (von weltweit ganz zu schweigen!) zahlenmäßig nicht "die Masse" stellen.

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Aus meiner Außenperspektive fällt mir auch auf, dass es nicht wenige Gemeinschaften gibt, die sich wirklich um zeitgemäße Strukturen des Ordenslebens bemühen - z.T. auch mit Unterstützung von Psychologen etc.

Wobei es die alten und verknöcherten Orden sicher auch noch gibt.

 

Laura

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Wobei es die alten und verknöcherten Orden sicher auch noch gibt.

 

Laura

, die weniger Nachwuchsprobleme haben als die, die sich um unbedingte Modernität bemühen.

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Dass es schwere Zeiten fuer Religion generell werden koennen, ist wohl war. Allerdings hat die Kirche viele schwere Zeiten durchgemacht, und einer sagte mir mal, dass immer dann, wenn es der Kirche gut ging, der Glaube nachlaessig wurde. Aber immer in Zeiten des Gegenwindes gab es neue Bewegungen. Man siehe mal wie die Kirche zB in Polen sich durch Hitlerzeit und Kommunismus gekaempft hat. Das paradoxe ist allerdings, dass waehrend sie sich unter solchen Regimen gerade erst recht haelt, sich nun in unserer kapitalistischen Zeit kaum Widerstand formt. Ich denke die Probleme sind subtiler in unserer materialistsichen Welt.

Hallo Max,

 

jetzt würd mich mal interessieren, wie und wo du unsere Kirche so in 30 oder 40 Jahren siehst! Folgendes sind meine monentanen Gedanken aber ich lasse mich gerne zu etwas Besserem belehren: Ein Pfarrer wird ca. 7 - 10 Pfarreien betreuen und Anfahrtswege von 40 km und mehr zum nächsten Gottesdienst werden wahrscheinlich normal sein. Ich denke auch, dass uns langsam unsere "oberflächlichen Katholiken" ausgehen werden. Ich versehe darunter Leute, die zwar noch hin und wieder am öffenlichen Leben der kath. Kirche teilnehmen jedoch sonst keine tiefere Beziehung zu ihrem Glauben haben. Denn unsere jungen Christen, die uns reihenweise wegbrechen sind dann die Eltern! Und was werden die dann noch ihren Kindern vom Glauben erzählen bzw. gar vorleben! Daher erscheint mir eine unserer wichtigsten Aufgaben die Weitergabe des Glaubens an unsere Kinder zu sein! (kann leicht reden :blink: ich habe selber noch keine)

 

Aber die Klöster werden dann wieder regen Zulauf erleben! Natürlich im Verhältnis zu den dann noch übrig gebliebenen Christen! Weil wo soll man dann sonst noch seinen Glauben leben? Wenn es dann aber nicht für einige schon zu spät sein wird.

 

Liebe Grüße

gimu

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Hallo Sion, Mat und Jojo,

 

danke fuer Eure interessanten Berichte Kommentare. Habt ihr den ganz konkreten Ideen, was anders sein koennte? Gibt es Gemeinschaften, bei denen es vielleicht anders laeuft?

 

Ihr redet vom eingespannt sein. Ist das nicht im Alltagsleben genauso, oder noch mehr? Gerade wo unserer Arbeitswelt teilweise wirklich viel Druck auf uns ausuebt?

 

Und wie verwendet ihr Eure Erfahrung in Eurem jetzigen Leben? Vermutlich habt ihr ja noch immer dieselben Ideale aber versucht sie als "Weltmensch" zu leben?

 

Und was wuerdet ihr denen raten, die sich heute uebers Ordensleben Gedanken machen? Was haettet ihr gerne anders gemacht?

 

Gruesse

 

Max

Gute Fragen.... :blink:

 

Was konkret man anders machen sollte - na ja, dazu habe ich vielleicht noch nicht genug Abstand von der Sache, ich bringe grade ganz langsam erst die Verletztheit hinter mich... Aber ein wesentlicher Punkt ist wohl schon gut herausgekommen: mehr Vertrauen in die Urteilsfähigkeit des Einzelnen, und darauf, daß in allen der Heilige Geist wirkt.

 

Was das Eingespanntsein betrifft - sicher ist das in vielen Bereichen so. Ich würde es sogar eher mit der Verpflichtung vergleichen, die Eltern kleiner Kinder haben und ihr Leben Tag und Nacht darauf ausrichten müssen, weniger mit einem Job, der dann irgendwann am Tag ja doch meist erledigt ist. Das war das, woran ich oft gedacht habe, wenn es mir zu viel wurde: wenn ich jetzt zwei, drei Kinder zu versorgen hätte, hätte ich vielleicht sogar weniger Raum für mich. Aber Im Klosterleben betrifft das Eingespanntsein halt alle Lebensbereiche, da gibt es wahrhaftig nichts, was nicht in irgendeiner Weise der Regelung von außen unterliegt - auch das, was jetzt noch geht und was Dir noch einen gewissen Freiraum verschafft und guttut, kann Dir morgen weggenommen werden. Bei mir war das z.B. bei der Arbeit so. Und die Gefahr ist groß, falls Du doch irgendeine (möglicherweise geheime) unreglementierte Nische findest, in diesen letzten Freiheitsbereich hineinzuflüchten und dem viel zu große Bedeutung zu geben - weil Du auf all das andere nicht aus eigener Einsicht, sondern unter Druck verzichtest

 

Was sich im Alltag "draußen" umsetzen läßt - dazu kann ich noch nicht viel sagen, ich lebe im Moment unter Bedingungen, die den klösterlichen in vielem geradezu entgegengesetzt sind und unter denen ich meine Vorstellungen von geistlichem Leben ganz einfach nicht mal ansatzweise verwirklichen kann. Daß mir Gebetszeiten und Gottesdienst wichtig sind, das war vor der Klosterzeit auch schon so - und da ist im Moment ziemlich wenig möglich. Ich bin da aber eher gelassener geworden, weil mir in der Zeit ein tieferes Gottvertrauen geschenkt worden ist - und für mich jetzt klarer ist als früher, daß meine "Übungen" zwar wichtig sind, aber nicht das, auf was es letzten Endes in der Beziehung zu Gott ankommt.

 

Was ich gern anders gemacht hätte? Ich habe mich, nachdem ich auf "Klostersuche" gegangen war, relativ schnell auf ein Kloster festgelegt, und mir schien das auch stimmig zu sein. Vielleicht hätte ich mich noch ein bißchen umsehen sollen, mir vor allem auch die Oberen besser ansehen sollen. Aber ich glaube nicht, daß das viel geändert hätte - ich wäre nur ein bißchen weniger blauäugig in die Gemeinschaft gegangen.

 

Liebe Grüße,

Sion

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Wobei es die alten und verknöcherten Orden sicher auch noch gibt.

 

Laura

, die weniger Nachwuchsprobleme haben als die, die sich um unbedingte Modernität bemühen.

Was nun mal ganz einfach nicht stimmt - ich kann Dir einige Beispiele nennen, in denen gerade Orden, die offen der Jugend gegenüber stehen, sich auch modernen Formen öffnen, Nachwuchs haben.

Wobei es mir hier nicht um die Frage "konservativ" oder nicht geht, sondern um Strukturen des Zusammenlebens.

 

Laura

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Diese ganze Debatte ist doch sehr vom benediktinischen Ordenswesen geprägt. In den allermeisten anderen Orden ist bspw. der Obere nur auf Zeit gewählt, man hat keine "stabilitas loci", kann also versetzt werden (und wird das auch), sieht mal neue Gesichter und eine neue Art des Zusammenlebens. Da sind auch die Gemeisnchaften oft viel kleiner als bei Abteien und zumindest die gefahr des Vereinsamens in der Masse gibt es nicht - natürlich ist es nirgendwo einfach, aber das behauptet auch niemand.

 

Und Laura: auf jeden Fall haben die Orden, welche Richtung sie nun auch vertreten, die kein klares Profil haben, am meisten Probleme.

 

Was mich allerdings bei fast allen nervt, ist die absolute Bürgerlichkeit mit den Häusern, der Ausstattung, den Fernsehern, dem Einkommen, dem Lebensstil.

 

Da sind fast alle gleich.

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Was die Bürgerlichkeit betrifft, so stimme ich Dir zu lieber Ralf, aber nicht für alle Orden. Ich bin selbst in einer Klosterpfarrei groß geworden und eigentlich lebten die Patres genauso wie jede deutsche Familie mit dem Unterschied, dass sie noch jemanden für den Haushalt hatten (eine Frau natürlich ...)- und der Pfarrer sich gerne mit dem für ihn nötigen Luxus von den Damen der Gemeinde beschenken ließ - als Ordensmann war er natürlich "arm". Von einer Spiritualität kam da leider für uns auch nicht viel rüber ...

Das war grob unglaubwürdig und gleichzeitig kam dann von der Ordensleitung der Vorwuf, die Gemeinde "bringe keine Berufungen hervor".

In der Zwischenzeit habe ich aber durchaus auch Orden kennen gelernt, die sehr einfach leben - manchmal habe ich das Gefühl, dass Frauengemeinschaften da strenger sind als Männergemeinschaften - aber nur ein subjektiver Eindruck.

 

Auch was das fehlende Profil betrifft, hast Du recht. Meiner Beobachtung nach haben vor allem strenge Orden (was nicht gleich konservativ ist) Zulauf und Orden, die eine gute Jugendarbeit betreiben. Ich gebe ganz offen zu, dass ich auch nicht in eine der 2000 Frauengemeinschaften mit einem klingenden Namen Schwestern von ... ... ... eintreten würde, wenn der ganze Verein über 70 ist und keine klare Spiritualität rüberkommt. Jeder junge Mensch will ja auch leben ... und das nicht im Altersheim ...

 

Laura

bearbeitet von laura
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Was ich gern anders gemacht hätte? Ich habe mich, nachdem ich auf "Klostersuche" gegangen war, relativ schnell auf ein Kloster festgelegt, und mir schien das auch stimmig zu sein.  Vielleicht hätte ich mich noch ein bißchen umsehen sollen, mir vor allem auch die Oberen besser ansehen sollen. Aber ich glaube nicht, daß das viel geändert hätte - ich wäre nur ein bißchen weniger blauäugig in die Gemeinschaft gegangen.

 

Liebe Grüße,

Sion

Sion, mach dir keine Gedanken deswegen. Wir alle waren blauäugig. Nicht in jeder Gemeinschaft hat man das Glück, vorher auf Probe mitwohnen zu können. Du lernst die Leute eh erst kennen, wenn es hart auf hart kommt. Vor der Klosterpforte ist nicht hinter der Klosterpforte.

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In der Zwischenzeit habe ich aber durchaus auch Orden kennen gelernt, die sehr einfach leben - manchmal habe ich das Gefühl, dass Frauengemeinschaften da strenger sind als Männergemeinschaften - aber nur ein subjektiver Eindruck.

Mein Eindruck ist ebenso.

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Was ich gern anders gemacht hätte? Ich habe mich, nachdem ich auf "Klostersuche" gegangen war, relativ schnell auf ein Kloster festgelegt, und mir schien das auch stimmig zu sein.  Vielleicht hätte ich mich noch ein bißchen umsehen sollen, mir vor allem auch die Oberen besser ansehen sollen. Aber ich glaube nicht, daß das viel geändert hätte - ich wäre nur ein bißchen weniger blauäugig in die Gemeinschaft gegangen.

 

Liebe Grüße,

Sion

Sion, mach dir keine Gedanken deswegen. Wir alle waren blauäugig. Nicht in jeder Gemeinschaft hat man das Glück, vorher auf Probe mitwohnen zu können. Du lernst die Leute eh erst kennen, wenn es hart auf hart kommt. Vor der Klosterpforte ist nicht hinter der Klosterpforte.

Wahrscheinlich hast Du recht. Sage ich mir ja auch immer.

Trotzdem wundert es mich im Nachhinein, daß ich so schnell überzeugt war: dieses und kein anderes...

 

(Na ja. Dann eben - keins.)

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Hallo Sion, Mat und JoJo,

 

was mich mal interessieren würde: Habt ihr noch Kontakt zu den Gemeinschaften, in denen ihr gelebt habt?

 

Lieben Gruß

Gina

Mit einzelnen Mitschwestern habe ich regelmäßig Kontakt, einigen möchte ich lieber noch "aus dem Weg gehen". Ich bin allerdings erst seit ein paar Monaten draußen und noch mitten im Verarbeiten. Ich hatte kurz erwogen, einen allgemeinen Weihnachtsgruß an die ganze Gemeinschaft zu schreiben, aber das konnte ich noch nicht. Jedenfalls denke ich, daß ich auch irgendwann mal wieder hinfahren und überhaupt in Kontakt bleiben werde.

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Trotzdem wundert es mich im Nachhinein, daß ich so schnell überzeugt war: dieses und kein anderes...

 

(Na ja. Dann eben - keins.)

Wovon man sich getrost lösen kann, jedenfalls ist das meine persönliche Erfahrung, ist die Vorstellung, die oft im Kloster nicht auszurotten ist:

 

Bleibt einer, dann ist er berufen

Geht einer, dann ist er nicht berufen

 

Das ist einfach zu schwarz-weiß, wie vieles im Kloster. Es ist natürlich völlig normal, wer sucht schon gerne den Fehler bei sich selbst.

Wenn du so überzeugt warst, mag das an vielen Faktoren gelegen haben, dahinter wirst du im Laufe der Zeit noch kommen. Mag aber sein, dass es wirklich dein Weg war, er wurde dir halt verbaut.

Das Argument in Klöstern "Wenn der Weg verbaut wurde, dann war es eben auch Gottes Wille" zieht nicht und ist schon theologisch völlig daneben.

Für mich persönlich kann ich im Rückblick sagen, dass ich wirklich keine Berufung hatte, was auch immer man darunter versteht. Der Fehler lag also bei mir. Aber ich habe eben auch viele gehen sehen, die mich erheblich zweifeln ließen, ob die Formel oben so stimmt. Und vor allem: ich habe auch einige gesehen, die blieben, und die führen diese Vorstellung oben endgültig ad absurdum. :blink:

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