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Hat Klosterleben eine Zukunft?


Gina

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Die Diskussion ist viel zu undifferenziert. Zum einen ist es richtig, dass wohl insgesamt die Anzahl der Ordensangehörige in den letzten Jahrzehnten zurückging. Zum anderen ist aber auch richtig, dass dies für die Länder abseits des Westens, also ausserhalb Europas und Amerikas, nicht gilt. Berücksichtigt man Europa und Amerika nicht, dann stimmt diese Rechnung nicht: in Asien und Afrika boomen die Orden, was ein Grund dafür ist, dass gerade hier in den letzten Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Neugründungen entstanden.

 

Weiters gibt es auch in Europa Orden bzw. Klöster, die blühen. Ich kenne ein wenig die Verhältnisse bei den reformierten Zisterziensern, den Trappisten. Hier gibt es einige Klöster, die durchaus Probleme haben. Meist hängt dies allerdings mit einer unglücklichen Entwicklung zusammen, etwa Häuser, die während des 2. WK aufgehoben wurden und sich hinterher nicht mehr richtig erholen konnten. Dem stehen Häuser gegenüber, die fast aus allen Nähten platzen. Ein Beispiel dafür wäre Sept-Fons in Frankreich, das gegenwärtig 75 Mönche umfasste. Die Verhältnisse waren derart beengt, dass sich Sept-Fons entschloss, ein neues Haus zu gründen, Novy Dur. Am 21. März 2002 wurde von Dom Patrick Olive, Abt von Sept-Fons, der erste Baustein für die Kirche gesetzt.

 

Gerade die Trappisten haben über den ganzen Globus hinweg, in Europa, Amerikan, Afrika, Asien und Lateinamerika ausgesprochen blühenden Kommunitäten, beispielsweise Mont des Cats in Frankreich (46 Mönche), Gethesmani in den USA (67 Mönche), Spencer - ebenfalls in den USA (77 Mönche) - nebenbei: gerade in den USA scheint das monastische Leben der Trappisten besonders erfolgreich, warum das so ist, weiss ich allerdings nicht, Awhum in Nigeria (68 Mönche).

 

Dem stehen - wie schon gesagt - Häuser gegenüber, die durchaus mangels Nachwuchs in ihrem Fortbestand bedroht sind (so nicht der Orden beschließt anstelle weiterer "echter" Neugründungen diese "alten" Standorte neu zu beleben). Nach meiner Meinung sind dies zum Teil Probleme, die von aussen - durch die Zeitläufte (wie Aufhebungen durch die Nazis, Vertreibungen nach dem 2. WK im Osten usf) - geschaffen wurden, zum Teil aber auch "hausgemacht" sind. Auch bzw. gerade Klöster müssen "gemanaged" werden. Und Managementfehler, Mängel in der Führungsqualität etc., rächen sich hier nicht minder als in der Wirtschaft. Auch Klöster können sozusagen "Pleite" gehen, spirituell nicht minder wie auch finanziell. Für "gute" Klöster ist immer Platz, die werden weiter gedeihen, auch und gerade in unserer Zeit. Aber wie auch sonst in der Kirche: weite Teile Europas sind "nachchristlich" - insofern ist ein gewisser Rückgang logische Konsequenz, die proportional zum Rückgang der Kirchgänger ist.

 

Was die "extremen Charakter" betrifft: Häuser bzw. Gemeinschaften, die solche akzeptieren, sind solche, die bereits in Schwierigkeiten stecken. "Gute" Häuser sind wählerisch und schicken derartige menschliche Probleme eher fort.

 

Abseits von diesen Erscheinungen: ja, das Klosterleben hat Zukunft.

Hallo Erich,

 

ein paar Anmerkungen dazu:

 

1. Natürlich muss man im Einzelnen sehen, wie sich ein Orden oder ein Kloster entwickelt. Das sit vollkommen richtig. Ein generelles Ja oder Nein gibt es nicht. Und man kann dann durchaus feststellen, dass es ganz unterschiedliche "erfolgreiche" Ansätze gibt. Nur ging es in dieser Diskussion teilweise darum, ob die Klöster eine Ortskirche retten können. Und das ist nicht der Fall.

 

2. Zum Thema extreme Typenb:

Ich habe etwas Anderes gemeint, als Du. Du sprichst von - sagen wir einmal - psychisch auffälligen Menschen: die haben im Kloster nichts zu suchen. Aber es gibt auch gesunde Leute, die auch einen gewissen "extremen" Charakter haben. Bei den Benediktinern finden sich z.B. viele extreme Individualisten. Die würden niemals auf die Idee kommen, eine Familie zu gründen, denn die würde ihnen zu viel ihrer Freeiheit nehmen. Ein Kloster gibt ihnen den Raum für ihren extremen Individualismus, wenn sie bereit sind, die Tandbedingungen zu akzeptieren. Und solche Leute gibt es nicht wenige. Das meinte ich mit extremen Charakteren.

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Die würden niemals auf die Idee kommen, eine Familie zu gründen, denn die würde ihnen zu viel ihrer Freeiheit nehmen. Ein Kloster gibt ihnen den Raum für ihren extremen Individualismus, wenn sie bereit sind, die Tandbedingungen zu akzeptieren.

 

Könntest du bitte erklären was du unter "extremen Individualismus" verstehst?

bearbeitet von oli
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Die würden niemals auf die Idee kommen, eine Familie zu gründen, denn die würde ihnen zu viel ihrer Freeiheit nehmen. Ein Kloster gibt ihnen den Raum für ihren extremen Individualismus, wenn sie bereit sind, die Tandbedingungen zu akzeptieren.

 

Könntest du bitte erklären was du unter "extremen Individualismus" verstehst?

Hallo oli,

 

ich verstehe darunter Leute, die vor allem alleine und für sich selbst sein können undwollen und auch genauso arbeiten. Und das geschieht im Kloster recht häufig. Interessanterweise sind solche Leute dabei gleichzeitig in der Lage, den von der Gemeinschaft vorgegebenen Rahmen mühelos und vorbildlich einzuhalten.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Die würden niemals auf die Idee kommen, eine Familie zu gründen, denn die würde ihnen zu viel ihrer Freeiheit nehmen. Ein Kloster gibt ihnen den Raum für ihren extremen Individualismus, wenn sie bereit sind, die Tandbedingungen zu akzeptieren.

 

Könntest du bitte erklären was du unter "extremen Individualismus" verstehst?

Hallo oli,

 

ich verstehe darunter Leute, die vor allem alleine und für sich selbst sein können undwollen und auch genauso arbeiten. Und das geschieht im Kloster recht häufig. Interessanterweise sind solche Leute dabei gleichzeitig in der Lage, den von der Gemeinschaft vorgegebenen Rahmen mühelos und vorbildlich einzuhalten.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

Ist das nicht die urspuengliche Idee des Klosterlebens? "monachos", der der alleine lebt?

 

max

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Hallo Max,

 

so ist es. Und man sollte nicht glauben, dass man im Kloster eine Ersatzfamilie erhält. Im Gegenteil: auch in einer Klostergemeinschaft lebt ein Mönch letztlich für sich allein, und das muss man erst einmal aushalten können,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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(...) Bei den Benediktinern finden sich z.B. viele extreme Individualisten. Die würden niemals auf die Idee kommen, eine Familie zu gründen, denn die würde ihnen zu viel ihrer Freeiheit nehmen. Ein Kloster gibt ihnen den Raum für ihren extremen Individualismus, wenn sie bereit sind, die Tandbedingungen zu akzeptieren. Und solche Leute gibt es nicht wenige. Das meinte ich mit extremen Charakteren.

Könnte es sein, daß da einer der größeren Unterschiede zwischen Benediktiner- und Benediktinerinnenklöstern liegt? Von diesen extremen Individualisten habe ich bis jetzt hauptsächlich aus Männerklöstern gehört.

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(...) Bei den Benediktinern finden sich z.B. viele extreme Individualisten. Die würden niemals auf die Idee kommen, eine Familie zu gründen, denn die würde ihnen zu viel ihrer Freeiheit nehmen. Ein Kloster gibt ihnen den Raum für ihren extremen Individualismus, wenn sie bereit sind, die Tandbedingungen zu akzeptieren. Und solche Leute gibt es nicht wenige. Das meinte ich mit extremen Charakteren.

Könnte es sein, daß da einer der größeren Unterschiede zwischen Benediktiner- und Benediktinerinnenklöstern liegt? Von diesen extremen Individualisten habe ich bis jetzt hauptsächlich aus Männerklöstern gehört.

Hallo Sion,

 

das ist durchaus möglich. Ich habe - naturgemäß - mit Benediktinerinnen weniger Erfahrung als mit Benediktinern,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Könnte es sein, daß da einer der größeren Unterschiede zwischen Benediktiner- und Benediktinerinnenklöstern liegt? Von diesen extremen Individualisten habe ich bis jetzt hauptsächlich aus Männerklöstern gehört.

 

 

Hallo Sion,

 

das ist durchaus möglich. Ich habe - naturgemäß - mit Benediktinerinnen weniger Erfahrung als mit Benediktinern,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Die groessten Unterschiede fallen mir immer bei den Karmelitten auf. Die Frauen leben da ein sehr kontemplatives Leben, die Maenner nur teilweise...

 

max

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Hallo Max,

 

das gilt auch für die Franziskaner und die Klarissen. In früheren Zeiten war dies durchaus üpblich so, dass Männer tätig und Frauen kontemplativ waren.

 

Interessant ist hier auch die Situation in Steyl. Arnold Jansen aht hier drei Orden gegründet:

 

einen tätigen Männerorden (Steyler Missionare)

einen tätigen Frauenorden ("blaue Schwestern", den Namen weiß ich leider nicht)

einen kontemplativen Frauenorden ("rosa Schwestern", den Namen weiß ich leider auch nicht),

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Hallo Max,

 

das gilt auch für die Franziskaner und die Klarissen. In früheren Zeiten war dies durchaus üpblich so, dass Männer tätig und Frauen kontemplativ waren.

 

Interessant ist hier auch die Situation in Steyl. Arnold Jansen aht hier drei Orden gegründet:

 

einen tätigen Männerorden (Steyler Missionare)

einen tätigen Frauenorden ("blaue Schwestern", den Namen weiß ich leider nicht)

einen kontemplativen Frauenorden ("rosa Schwestern", den Namen weiß ich leider auch nicht),

 

viele Grüße,

 

Matthias

Hallo Matthias,

 

so richtig komplative Maennerorden sind ja schwer zu finden. In Suedschweden gibt es eine kleine Karmelittengemeinschaft, der semieremitisch lebt und nur Seelsorge fuer Gaeste und fuer die Nonnen in der Naehe macht.

 

Aber sonst faellt mir da nicht viel ein. Abgesehen von Karthaeusern...

 

max

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Hallo Max,

 

es gibt da noch die Kamaldulenser (eine Kongregation der Benediktiner),

 

aber die sind eher in Italien verbreitet,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Hallo Max,

 

so ist es. Und man sollte nicht glauben, dass man im Kloster eine Ersatzfamilie erhält. Im Gegenteil: auch in einer Klostergemeinschaft lebt ein Mönch letztlich für sich allein, und das muss man erst einmal aushalten können,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Kann man gar nicht oft genug sagen!

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