Jump to content

Hat Klosterleben eine Zukunft?


Gina

Recommended Posts

Was ich gern anders gemacht hätte? Ich habe mich, nachdem ich auf "Klostersuche" gegangen war, relativ schnell auf ein Kloster festgelegt, und mir schien das auch stimmig zu sein.  Vielleicht hätte ich mich noch ein bißchen umsehen sollen, mir vor allem auch die Oberen besser ansehen sollen. Aber ich glaube nicht, daß das viel geändert hätte - ich wäre nur ein bißchen weniger blauäugig in die Gemeinschaft gegangen.

 

Liebe Grüße,

Sion

Sion, mach dir keine Gedanken deswegen. Wir alle waren blauäugig. Nicht in jeder Gemeinschaft hat man das Glück, vorher auf Probe mitwohnen zu können. Du lernst die Leute eh erst kennen, wenn es hart auf hart kommt. Vor der Klosterpforte ist nicht hinter der Klosterpforte.

Hallo,

genauso ist es. Blauäugig und zu idealistisch.

Um nicht falsch verstanden zu werden: ich kenne genug Leute für die Kloster genau das Richtige ist. Für mich war es das nicht.

 

Ich sehe meinen Weg auch weder als ein Scheitern an noch führt dieser das Kloster, in dem ich war, ad absurdum.

 

Noch etwas zum Thema modern - nicht modern:

Ich war in einem Kloster, das man durchaus als modern bezeichnen konnte. Zudem war es auch ein Kloster, in dem einfach gelebt wurde. Im Grunde genommen hatte es im benediktinischen Rahmen alles, was hier diskutiert wurde. Und trotzdem war ich mit meiner von der heutigen Zeit geprägten Persönlichkeit dort nicht zu Hause, weil es genau die von JoJo oder Sion skizzierten Dinge dort auch gab,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Mat und Sion,

 

ich bin der 3. im Club :blink:! Auch ein Ex.

Kann eure Ausführungen nur voll bestätigen.

Ich blicke nicht zurück im Zorn (wie das uns Ehemaligen manchmal unterstellt wird), aber man kann sich als Nicht-Insider kaum vorstellen, vor was für Problemen man plötzlich im Koster steht. Ihr habt das wirklich treffend beschrieben.

 

Anknüpfend an Ralfs Beitrag denke ich, die Tatsache, dass früher mehr Leute das ausgehalten haben und heute entsprechend der Zulauf nicht mehr so gewaltig ist, hat auch höchst irdische Gründe:

- Unterordnung und Gehorsam früher selbstverständlich in alle sozialen Bereichen

- Anerkennung und Selbstverständlichkeit des geistlichen Standes (z.B. dass der jüngste Bruder ins Kloster geht)

- speziell bei Frauen materielle Absicherung

- Individualisierung noch unbekannt

- mangelnde Alternativen

etc.

Hallo Sion, Mat und Jojo,

 

danke fuer Eure interessanten Berichte Kommentare. Habt ihr den ganz konkreten Ideen, was anders sein koennte? Gibt es Gemeinschaften, bei denen es vielleicht anders laeuft?

 

Ihr redet vom eingespannt sein. Ist das nicht im Alltagsleben genauso, oder noch mehr? Gerade wo unserer Arbeitswelt teilweise wirklich viel Druck auf uns ausuebt?

 

Und wie verwendet ihr Eure Erfahrung in Eurem jetzigen Leben? Vermutlich habt ihr ja noch immer dieselben Ideale aber versucht sie als "Weltmensch" zu leben?

 

Und was wuerdet ihr denen raten, die sich heute uebers Ordensleben Gedanken machen? Was haettet ihr gerne anders gemacht?

 

Gruesse

 

Max

Hallo Max,

 

noch ein paar Worte zu Deinen Fragen.

 

1. Zum Thema eingespannt sein:

Darum ging es mir überhaupt nicht: Ich bin heute sehr viel mehr eingespannt als früher: Durch Familie und Beruf bleibt mir sehr wenig Zeit für mich. Dennoch bin ich sehr viel glücklicher als im Kloster, denn genau das Leben, das ich heute führe, ist meine Welt. Die Klosterwelt war es nicht. Die Gründe wurden schon hinreichend beschrieben.

 

2. Natürlich habe ich meine Ideale nicht aufgegeben, wenngleich es sehr viel schwieriger ist, außerhalb des Klosters einen geisltichen Weg zu gehen. Aber das ist mit Einschränkungen durchaus möglich.

 

3. Was hätte ich anders machen sollen?

a) Ich hätte mehr suchen sollen. Heute wüsste ich eine ganze Reihe von Klöstern, die besser zu mir gepasst hätten.

:P Ich hätte frühestens nach dem Studium ins Kloster gehen sollen. Dann hätte ich die Dinge gelassener sehen können.

 

Aber all das hätte wahrscheinlich für mich nicht dazu geführt, dass ich diesen Weg dauerhaft gegangen wäre,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Sion, Mat und JoJo,

 

was mich mal interessieren würde: Habt ihr noch Kontakt zu den Gemeinschaften, in denen ihr gelebt habt?

 

Lieben Gruß

Gina

Hallo Gina,

 

ja habe ich, ganz sporadisch. Als ich das Kloster verließ, wurde die Art und Weise, wie dies geschah, als extrem fair bezeichnet. Und da leigt es nahe, bestimmte persönliche Kontakte noch zu pflegen.

Allerdings wohne ich viele hundert Kilometer von diesem Kloster entfernt. Insofern kann der Kontakt nicht allzu intensiv sein.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dass es schwere Zeiten fuer Religion generell werden koennen, ist wohl war. Allerdings hat die Kirche viele schwere Zeiten durchgemacht, und einer sagte mir mal, dass immer dann, wenn es der Kirche gut ging, der Glaube nachlaessig wurde. Aber immer in Zeiten des Gegenwindes gab es neue Bewegungen. Man siehe mal wie die Kirche zB in Polen sich durch Hitlerzeit und Kommunismus gekaempft hat. Das paradoxe ist allerdings, dass waehrend sie sich unter solchen Regimen gerade erst recht haelt, sich nun in unserer kapitalistischen Zeit kaum Widerstand formt. Ich denke die Probleme sind subtiler in unserer materialistsichen Welt.

Hallo Max,

 

jetzt würd mich mal interessieren, wie und wo du unsere Kirche so in 30 oder 40 Jahren siehst! Folgendes sind meine monentanen Gedanken aber ich lasse mich gerne zu etwas Besserem belehren: Ein Pfarrer wird ca. 7 - 10 Pfarreien betreuen und Anfahrtswege von 40 km und mehr zum nächsten Gottesdienst werden wahrscheinlich normal sein. Ich denke auch, dass uns langsam unsere "oberflächlichen Katholiken" ausgehen werden. Ich versehe darunter Leute, die zwar noch hin und wieder am öffenlichen Leben der kath. Kirche teilnehmen jedoch sonst keine tiefere Beziehung zu ihrem Glauben haben. Denn unsere jungen Christen, die uns reihenweise wegbrechen sind dann die Eltern! Und was werden die dann noch ihren Kindern vom Glauben erzählen bzw. gar vorleben! Daher erscheint mir eine unserer wichtigsten Aufgaben die Weitergabe des Glaubens an unsere Kinder zu sein! (kann leicht reden :blink: ich habe selber noch keine)

 

Aber die Klöster werden dann wieder regen Zulauf erleben! Natürlich im Verhältnis zu den dann noch übrig gebliebenen Christen! Weil wo soll man dann sonst noch seinen Glauben leben? Wenn es dann aber nicht für einige schon zu spät sein wird.

 

Liebe Grüße

gimu

Hallo Gimu,

 

ich sehe das ganz aehnlich wie Du. Dass die "Gewohnheitskatholiken" verschwinden werden sehe ich ehrlich gesagt als einen Vorteil. Wenn in der Kirche die sind, denen wirklich etwas am Christentum liegt, dann ist das vorteilhaft. Halbherzige und "lauwarme" Christen sind auch nach der Bibel eher ein Schaden. (Leute, die ganz entsetzt sind, wenn Religion irgendwelche Forderungen an sie stellen: "Was, muss ich denn da an Gott glauben? Nur weil ich zur Erstkommunion gehen will??")

 

Gut, Kinder werden nicht merh katholisch aufwachsen. Aber die ueberzeugtesten Christen waren meist die, die zum Christentum konvertiert sind. Das sind Leute, die wirklich mit dieser Sache gerungen haben und sich aus freien Stuecken entschieden haben. Moeglicherweise auch ein Vorteil.

 

Da wird die Kirche sicherlich kleiner werden, aber Qualitaet finde ich wichtiger als Quantitaet. Man kann als Beispiel den Buddhismus in Deutschland nehmen. Das ist eine kleine Gruppe Menschen, die aber sehr engagiert sind. Und gerade deswegen, scheint mir, ist das fuer viele attraktiver.

 

Gruesse

 

Max

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hi Max,

 

Gut, Kinder werden nicht merh katholisch aufwachsen. Aber die ueberzeugtesten Christen waren meist die, die zum Christentum konvertiert sind. Das sind Leute, die wirklich mit dieser Sache gerungen haben und sich aus freien Stuecken entschieden haben. Moeglicherweise auch ein Vorteil.

 

Klar, kann ich dir zustimmen! Nur leider sind es eben sehr wenige, die zum Christentum konvertieren. Und in den Glauben von klein auf hineinwachsen ist eben auch leichter.

 

Da wird die Kirche sicherlich kleiner werden, aber Qualitaet finde ich wichtiger als Quantitaet. Man kann als Beispiel den Buddhismus in Deutschland nehmen. Das ist eine kleine Gruppe Menschen, die aber sehr engagiert sind. Und gerade deswegen, scheint mir, ist das fuer viele attraktiver.

 

Natürlich ist Qualität immer besser als Quantität. Aber Glaube in Gemeinschaft ist aber auch schöner!

 

Grüße

gimu

bearbeitet von gimu
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo.

 

Ordensleben, sei es in einer großen oder kleinen Gemeinschaft, ist ja prinzipiell schon eine komische Sache: da leben mehrere Menschen gleichen Geschlechts zusammen, verschiedener Generationen, nicht aus Freundschaft, nicht aus Wahl, sondern weil doch die meisten behaupten (irgendwie), zum Leben in dieser Gemeinschaft zu gehören.

 

Ist ja schon recht seltsam.

 

Und trotzdem gibt es da für einige erfülltes Leben.

 

Dass es aufgrund der so gearteten Lebensgemeinschaft immer die Gefahr gibt, dass das ganze zu einer bloßen WG mit Vollverpflegung degradiert wird - durch die Mitglieder selbst - ist klar.

Gemeinschaftliches geistliches Leben ist auch verdammt hart (wenn es über feste Formen hinausgehen soll), ich denke, da können schon Paare genug Lieder von singen.

Es ist schwierig sich zu öffnen, da knallen oftmals in der gleichen Gemeinschaft vollkommen unterschiedliche theologische und spirituelle Grundverständnisse aufeinander, trotz des gleichen Ordens.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich gebe ganz offen zu, dass ich auch nicht in eine der 2000 Frauengemeinschaften mit einem klingenden Namen Schwestern von ... ... ... eintreten würde, wenn der ganze Verein über 70 ist und keine klare Spiritualität rüberkommt. Jeder junge Mensch will ja auch leben ... und das nicht im Altersheim ...

Da kann ich dir zustimmen, es würde mir auch schwerfallen, in einen Orden einzutreten, in dem alle anderen Mitglieder schon jenseits der 60 sind. 15 bis 20 Jahre Altersunterschied bis zum nächst jüngeren Mitglied fände ich auch okay. Dann muss man nur die Hoffnung haben, dass man nicht der letzte ist, der eintritt.

 

Ich finde es auch ganz wichtig, dass die Oberen nicht so eine lange Amtsperiode haben, sondern regelmäßig wiedergewählt werden. Denn wenn die Gemeinschaft (oder der Obere selbst) der Meinung ist, dass die Leitung des Klosters eine zu große Belastung ist, soll die Möglichkeit gegeben sein, dies zu ändern.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jetzt würd mich mal interessieren, wie und wo du unsere Kirche so in 30 oder 40 Jahren siehst! Folgendes sind meine monentanen Gedanken aber ich lasse mich gerne zu etwas Besserem belehren: Ein Pfarrer wird ca. 7 - 10 Pfarreien betreuen und Anfahrtswege von 40 km und mehr zum nächsten Gottesdienst werden wahrscheinlich normal sein.

Das ist in der Diaspora tendenziell schon heute so. Mein Dekanat wird künftig noch zwei Priester (und für die nächsten Jahre noch einen Kaplan) haben, für zwei "Seelsorgeeinheiten" - ein schreckliches Wort.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

"Die Kunde tönt mir vertraut..."

 

Meine Gemeinde wird zum 30.06.04 geschlossen.

Was dann kommt, weiß keiner. Aber die Anfahrtswege werden noch länger.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe ja mit dem Modell "Kleine Elitenkirche" so meine Probleme. Zum einen theologisch (weil es sich nicht ziemt, das geschenkte Heil für sich zu behalten), zum anderen ganz praktisch - es trägt seine eigenen Strukturen nicht. Es wäre eine Kirche praktisch ohne pastorale Vollzeit-Mitarbeiter, ohne Gebäude, ohne karitative Einrichtungen. Auf jeden Fall radikal anders! :blink:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich weiß zwar nicht, was die letzten Beiträge noch mit dem Thema zu tun haben, aber ich weiß, dass die Zustände der Kirche hier im Lande mich weder verwundern noch aufregen noch mit Sorge erfüllen.

 

Mich wundert nicht, dass niemand mehr Priester werden möchte. Erst glaubte mit Drewermann das ganze Kirchenvolk, dass Priester alle psycholabil sind, dann wurde zur Kollektivwahrheit, dass alle schwul sind und schließlich lebt bis heute die Überzeugung, dass so ganz lebenstüchtig diese Leute doch nicht sein können.

Nein danke, junge Männer haben heute Besseres zu tun als sich ständig von allen Seiten anpöbeln zu lassen.

Wer alles so genau weiß, der kann auch selber machen. Heraus kommt dann eben irgendwann die pastoralreferentenbetreute "Seelsorgeeinheit" und verwaiste Pfarrstellen. Scheint nicht gerade das Optimum zu sein. Aber es war so gewollt.

 

Mich regt er gar nicht auf noch erfüllt er mich mit irgendwelchen Sorgen, der Zustand der Kirche in unserem Land. Denn das Heil der Kirche hängt nicht von diesen paar Quadratmetern ab. Nein, ganz bestimmt nicht. Die Zahl der Katholiken weltweit wächst nach wie vor. Es ist ein lokales Problem. Und zwar verglichen mit anderen (Bekenntnis zum Christentum unter Lebensgefahr, Folter oder zumindest erhebliche Benachteiligungen wie in gar nicht wenigen Ländern) ein ziemlich kleines.

 

Es nützt nicht zu jammern, das ändert nichts.

Es nützt nicht, sich falschen Trost zu verschaffen mit der Ausrede, die Kirche sei vom Ursprung her ohnehin nicht als Volkskirche gedacht, und schließlich hieße es da auch nur: wo zwei oder drei....

Aber es steht auch geschrieben: geht zu allen Völkern.....

Die Botschaft ist für das Volk, ist nichts für wenige, Glaube ist auf Mission, auf Breitenwirkung angelegt. Nicht Privatsache. Und schon gar nicht für nur zwei oder drei. Schrumpft euch gesund, das ist nirgendwo der Auftrag. Im ganzen Neuen und Alten Testament nicht.

Wenn irgendwo was schrumpft, dann liegt das nicht am Heiligen Geist. Dann liegt das höchstens daran, dass der Hl. Geist weitergezogen ist, dorthin, wo er wirklich offene Herzen findet....

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jojo, es hat insofern mit dem Thema zu tun, als Ordensgemeinschaften sozusagen ein Revival prophezeit wurde, weil sonst nicht mehr viel übrig bleibt...

 

Insofern teile ich Deine Ansicht weitgehend. Ich denke, dass Orden wichtige Funktionen für Kirche und Welt haben, als Zellen des Glaubens und im Sinne der Grundvollzüge von Kirche: Koinonia (Gemeinschaft), Diakonie, Verkündigung (Martyria, Zeugnis) und Gottesdienst (Leiturgia, Liturgie). Diese Aspekte sind in verschiedenen Orden unterschiedlich gewichtet und profiliert.

 

Aber als Reservate der Kirche taugen sie nix. Da reicht ein Blick in die nordamerikanischen Indianerreservate, um zu wissen, was dann passiert...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jojo, es hat insofern mit dem Thema zu tun, als Ordensgemeinschaften sozusagen ein Revival prophezeit wurde, weil sonst nicht mehr viel übrig bleibt...

 

Insofern teile ich Deine Ansicht weitgehend. Ich denke, dass Orden wichtige Funktionen für Kirche und Welt haben, als Zellen des Glaubens und im Sinne der Grundvollzüge von Kirche: Koinonia (Gemeinschaft), Diakonie, Verkündigung (Martyria, Zeugnis) und Gottesdienst (Leiturgia, Liturgie). Diese Aspekte sind in verschiedenen Orden unterschiedlich gewichtet und profiliert.

 

Aber als Reservate der Kirche taugen sie nix. Da reicht ein Blick in die nordamerikanischen Indianerreservate, um zu wissen, was dann passiert...

Hallo,

 

Orden sind Spezialfälle christlichen Lebens. Sie können so etwas sein wie eine Avangarde (waren sie zum Teil in der Geschichte ja auch) oder aber auch in Bereiche vorstoßen, die sonst in der Kirche unzureichend beachtet werden (z.B. im BereichSpiritualität) einer (Orts-)Kirche retten können sie jedoch nicht,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jojo, es hat insofern mit dem Thema zu tun, als Ordensgemeinschaften sozusagen ein Revival prophezeit wurde, weil sonst nicht mehr viel übrig bleibt...

 

Insofern teile ich Deine Ansicht weitgehend. Ich denke, dass Orden wichtige Funktionen für Kirche und Welt haben, als Zellen des Glaubens und im Sinne der Grundvollzüge von Kirche: Koinonia (Gemeinschaft), Diakonie, Verkündigung (Martyria, Zeugnis) und Gottesdienst (Leiturgia, Liturgie). Diese Aspekte sind in verschiedenen Orden unterschiedlich gewichtet und profiliert.

 

Aber als Reservate der Kirche taugen sie nix. Da reicht ein Blick in die nordamerikanischen Indianerreservate, um zu wissen, was dann passiert...

Hallo,

 

Orden sind Spezialfälle christlichen Lebens. Sie können so etwas sein wie eine Avangarde (waren sie zum Teil in der Geschichte ja auch) oder aber auch in Bereiche vorstoßen, die sonst in der Kirche unzureichend beachtet werden (z.B. im BereichSpiritualität) einer (Orts-)Kirche retten können sie jedoch nicht,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Da stimme ich euch zu.

Orden sind Zellen des Glaubens und stoßen in Bereiche vor, die sonst nicht genügend zum Zug kommen.

Die Menschen suchen geradezu Zuflucht in Klöstern. Für viele sind sie zur zweiten Heimat geworden. Hier finden sie Geborgenheit, orientieren sich an der Spiritualität des Ordens, finden so etwas wie einen Weg oder Wegweiser auf ihrer Suche.

Das ist alles ein Zeichen dafür, dass das offensichtlich in den Gemeinden nicht mehr gefunden wird. Man muss wohl nüchtern sagen, dass die Klöster hier als Lückenfüller mehr oder weniger unfreiwillig eingesprungen sind. Und sie Füllen diese Lücke auch hervorragend, das kann man wohl uneingeschränkt sagen. Klöster stoßen auf ein enormes Interesse und der Trend hält seit Jahren unvermindert an.

Was auffällt ist jedoch auch die enorme Diskrepanz von diesem riesigen Zuspruch und der faktischen personalen Entwicklung der Orden. Über die Zahl der Novizen bin ich gerade nicht informiert, ich schätze aber mal vorsichtig, dass im Prinzip genügend Eintritte bzw. Bewerber da sein müssten. Die Zahl der Professen, also derjenigen, die sich dann endgültig an einen Orden binden, nimmt jedenfalls kontinuierlich im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahren ab.

Auf der einen Seite also ein stetig wachsender Boom, auf der anderen Seite eine kontinuierliche Abnahme. Wie ist das zu erklären?

ich denke durch die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit einerseits und das fast Unmögliche andererseits, Menschen als Kinder ihrer Zeit mit einer solchen Lebensform zu vereinigen, ohne dabei lebenswichtige Traditionen aufzugeben und diese dann gleichzeitig noch auf das Heute hin zu interpretieren. Als Beispiel der Gehorsam: Da ist ein Mensch heute geprägt, relativ frei entscheiden zu können und zumindest in jungen Jahren noch relativ große Freiräume zu haben einerseits und die relativ hohe Abhängigkeit in allen Bereichen von Entscheidungen der Oberen und der relativ geringe persönliche Spielraum im Orden andererseits. Gehorsam und Disziplin völlig locker zu sehen hat zur Konsequenz, dass dann irgendwann wirklich die Bierkisten in der Zelle stehen und das ist noch das Harmloseste. Die Schraube völlig anziehen hat zur Konsequenz, dass gerade die Leute eintreten und bleiben, die sich besonders gut verbiegen können.

Allein hier wird schon der Spagat spürbar, die schwierigen Aufgaben, vor der Orden heute stehen, und das ist nur ein Bereich von vielen.

bearbeitet von Jojo
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo,

 

ein kleiner Zusatz noch dazu: traditionelles Klosterleben ist aus heutiger allgemeiner Sicht eine extreme Lebensform. Deswegen sind hier auch verhältnismäßig viele extreme Charaktere zu finden (ich spreche hier bewusst nicht von Extremisten, denn die meine ich nun wirklich nicht). Und auch das prägt eine klösterliche Atmosphäre,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht die Ordensschwestern und Ordensbrüder sind extrem, sondern sie werden nur als extrem von den Leuten angesehen, die zugleich denken das tradtitionelle Klosterleben sei extrem.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Diskussion ist viel zu undifferenziert. Zum einen ist es richtig, dass wohl insgesamt die Anzahl der Ordensangehörige in den letzten Jahrzehnten zurückging. Zum anderen ist aber auch richtig, dass dies für die Länder abseits des Westens, also ausserhalb Europas und Amerikas, nicht gilt. Berücksichtigt man Europa und Amerika nicht, dann stimmt diese Rechnung nicht: in Asien und Afrika boomen die Orden, was ein Grund dafür ist, dass gerade hier in den letzten Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Neugründungen entstanden.

 

Weiters gibt es auch in Europa Orden bzw. Klöster, die blühen. Ich kenne ein wenig die Verhältnisse bei den reformierten Zisterziensern, den Trappisten. Hier gibt es einige Klöster, die durchaus Probleme haben. Meist hängt dies allerdings mit einer unglücklichen Entwicklung zusammen, etwa Häuser, die während des 2. WK aufgehoben wurden und sich hinterher nicht mehr richtig erholen konnten. Dem stehen Häuser gegenüber, die fast aus allen Nähten platzen. Ein Beispiel dafür wäre Sept-Fons in Frankreich, das gegenwärtig 75 Mönche umfasste. Die Verhältnisse waren derart beengt, dass sich Sept-Fons entschloss, ein neues Haus zu gründen, Novy Dur. Am 21. März 2002 wurde von Dom Patrick Olive, Abt von Sept-Fons, der erste Baustein für die Kirche gesetzt.

 

Gerade die Trappisten haben über den ganzen Globus hinweg, in Europa, Amerikan, Afrika, Asien und Lateinamerika ausgesprochen blühenden Kommunitäten, beispielsweise Mont des Cats in Frankreich (46 Mönche), Gethesmani in den USA (67 Mönche), Spencer - ebenfalls in den USA (77 Mönche) - nebenbei: gerade in den USA scheint das monastische Leben der Trappisten besonders erfolgreich, warum das so ist, weiss ich allerdings nicht, Awhum in Nigeria (68 Mönche).

 

Dem stehen - wie schon gesagt - Häuser gegenüber, die durchaus mangels Nachwuchs in ihrem Fortbestand bedroht sind (so nicht der Orden beschließt anstelle weiterer "echter" Neugründungen diese "alten" Standorte neu zu beleben). Nach meiner Meinung sind dies zum Teil Probleme, die von aussen - durch die Zeitläufte (wie Aufhebungen durch die Nazis, Vertreibungen nach dem 2. WK im Osten usf) - geschaffen wurden, zum Teil aber auch "hausgemacht" sind. Auch bzw. gerade Klöster müssen "gemanaged" werden. Und Managementfehler, Mängel in der Führungsqualität etc., rächen sich hier nicht minder als in der Wirtschaft. Auch Klöster können sozusagen "Pleite" gehen, spirituell nicht minder wie auch finanziell. Für "gute" Klöster ist immer Platz, die werden weiter gedeihen, auch und gerade in unserer Zeit. Aber wie auch sonst in der Kirche: weite Teile Europas sind "nachchristlich" - insofern ist ein gewisser Rückgang logische Konsequenz, die proportional zum Rückgang der Kirchgänger ist.

 

Was die "extremen Charakter" betrifft: Häuser bzw. Gemeinschaften, die solche akzeptieren, sind solche, die bereits in Schwierigkeiten stecken. "Gute" Häuser sind wählerisch und schicken derartige menschliche Probleme eher fort.

 

Abseits von diesen Erscheinungen: ja, das Klosterleben hat Zukunft.

bearbeitet von altersuender
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

[...] - nebenbei: gerade in den USA scheint das monastische Leben der Trappisten besonders erfolgreich, warum das so ist, weiss ich allerdings nicht, [...]

Dann scheinst Du wohl Thomas Merton nicht zu kennen (lässt sich ja nachholen, ist auch für alle sehr zu empfehlen), und auch nicht den Run, den seine Schriften auf das monastische Leben in den USA ausgelöst haben.

bearbeitet von Ralf
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich empfehle als Lektüre:

 

Thomas Merton: Der Berg der 7 Stufen!

 

*schwärm* das ist ein wunderschönes Buch!!!!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

[...] - nebenbei: gerade in den USA scheint das monastische Leben der Trappisten besonders erfolgreich, warum das so ist, weiss ich allerdings nicht, [...]

Dann scheinst Du wohl Thomas Merton nicht zu kennen (lässt sich ja nachholen, ist auch für alle sehr zu empfehlen), und auch nicht den Run, den seine Schriften auf das monastische Leben in den USA ausgelöst haben.

Doch, Ralf, natürlich kenne ich Thomas Merton. Aber zum einen begann der Aufschwung des Ordens in den USA schon vor dessen Eintritt in die Abtei von Gethsemani, zum anderen scheint mir sein Wirken als Erklärung dafür nicht ausreichend (wenngleich er sicherlich wesentlich beitrug dazu).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

altersuender, ich empfehle Dir als Lektüre dazu das Buch "Eremiten" von Freddy Derwahl (gibt's wohl nur noch zu Ersteigern oder antiquarisch, obwohl von 2000), ein überhaupt super Buch, in dem auch dieser Aspekt angesprochen wird - übrigens im Zusammenhang mit Robert Lax, einem Dichter der Beat-Generation, der als römisch-katholischer Konvertit (aus dem reform. Judentum) als Einsiedler auf Patmos lebt. Es wird dort geschildert, wie besonders die damalige Jugend der Beatgeneration sich intensivst auf eine Suche nach einem letzten Lebenssinn machten und nicht wenige diesen in Christus und dessen Nachfolge in Seiner Kirche fanden.

Merton wird auch ein Beitrag gewidmet, nämlich dem offiziell unterschlagenen Kapitel seiner verliebtheit während der Zeit als Einsiedler (er musste mal ins Krankenhaus und hat sich dort verliebt).

Derwahl wollte selber Mönch werden (wurde abgelehnt) und hat intensiven Kontakt zu versch. Eremiten geknüpft, sein Buch zeugt von der Kraft, aber auch von den Kämpfen der Einsiedler. Extreme Charaktere sind das alle. Aber extrem interessant.

bearbeitet von Ralf
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Diskussion ist viel zu undifferenziert. Zum einen ist es richtig, dass wohl insgesamt die Anzahl der Ordensangehörige in den letzten Jahrzehnten zurückging. Zum anderen ist aber auch richtig, dass dies für die Länder abseits des Westens, also ausserhalb Europas und Amerikas, nicht gilt. Berücksichtigt man Europa und Amerika nicht, dann stimmt diese Rechnung nicht: in Asien und Afrika boomen die Orden, was ein Grund dafür ist, dass gerade hier in den letzten Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Neugründungen entstanden.

Man hätte noch dazusagen sollen, dass wir von den Zuständen hier im Land sprachen, stimmt.

Über die Zustände in Afrika verfüge ich keinerlei Erfahrungen, ich war in einem deutschen Kloster :blink:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht die Ordensschwestern und Ordensbrüder sind extrem, sondern sie werden nur als extrem von den Leuten angesehen, die zugleich denken das tradtitionelle Klosterleben sei extrem.

Naja, es gibt da schon die sprichwörtlichen Originale im Konvent :blink:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

[...] - nebenbei: gerade in den USA scheint das monastische Leben der Trappisten besonders erfolgreich, warum das so ist, weiss ich allerdings nicht, [...]

Dann scheinst Du wohl Thomas Merton nicht zu kennen (lässt sich ja nachholen, ist auch für alle sehr zu empfehlen), und auch nicht den Run, den seine Schriften auf das monastische Leben in den USA ausgelöst haben.

Doch, Ralf, natürlich kenne ich Thomas Merton. Aber zum einen begann der Aufschwung des Ordens in den USA schon vor dessen Eintritt in die Abtei von Gethsemani, zum anderen scheint mir sein Wirken als Erklärung dafür nicht ausreichend (wenngleich er sicherlich wesentlich beitrug dazu).

Ich denke schon, dass das ein Thomas Merton Effekt ist. Wenn sich einer in den USA fuers Klosterleben interessiert, dann liest er Thomas Merton und wenn er davon inspiriert ist dann denkt er als erstes von den Trappisten, von denen er gerade da gelesen hatte. Und Nouwen's Buch "Ich hoerte auf die Stille" ist auch von einem Trappistenkloster. Als ich in den USA lebte wurden mir so die Trappisten auch bekannt, und es war logisch, dass ich mich fuer ein retreat als erstes bei denen umgeschaut haette. Ich galube aber auch, dass die Trappisten in den USA nicht mehr so sehr streng leben wie man das sonst von Trappisten hoert.

 

Dann gibt es ja auch noch Thomas Keating, der in den USA als Lehrer fuer Kontemplation sehr bekannt ist, und der ist auch Trappist. Oder die "Tales of a Magic monastery" von Theophane (weiss nicht den deutschen Namen, gibt's aber auch auf deutsch). Wieder ein TRappist und "Kollege" von Keating.

 

In Deutschland liest vielleicht einer was von Anselm Gruen und schaut so eher nach den Benediktinern.

 

Ich denke das zeigt auch einen wichtigen Effekt, dass so eine gewisse "Werbung" durch bekannte Personen oder durch Berichte Leute anziehen kann. Wenn ich absolut gar nichts von einem Kloster weiss, komme ich da schwer auf die Idee, dass genau das interessant fuer mich sein koennte. Wenn ich ein Buch wie Merton's gelesen habe, dann habe ich eine gewisse Vorstellung, oder eine gewisse Vision, die mich treibt. So geht es ja doch irgendwie bei all unseren Vorhaben.

 

Gruesse

 

Max

bearbeitet von Max
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht die Ordensschwestern und Ordensbrüder sind extrem, sondern sie werden nur als extrem von den Leuten angesehen, die zugleich denken das tradtitionelle Klosterleben sei extrem.

Das sehe ich anders, und ich weiß wovon ich rede,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...