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Wohin ist die prägende Kraft des Christentums


Mecky

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Noch mal zu Martins Frage, worin die Welt denn weiter war, als das katholische Milieu. Meine Antwort ist: Weiter an Glaubwürdigkeit und Plausibilität.

 

Genau dorthin versickert die Botschaft der Kirche: In die Unglaubwürdigkeit durch Unplausibilität. Die meisten meiner Schulkameraden haben sich damals bereits den Ast abgelacht, als uns ein Lehrer seinen kreationistischen Quark vorlegte. Ein paar Jahre später hörten wir die Evolutionstheorie im Biologieunterricht. Und es ist das Verdienst unseres damaligen Physiklehrers, dass ich eine Brücke gefunden habe.

 

Dieser Physiklehrer hatte eine Gabe: Er lehrte oberflächlich betrachtet Physik (und das auch noch ziemlich gut, er hatte unter den Schülern den Ruf "Charly Einstein" zu sein, weil er mit Vorname Karl hieß). Das war nur die Oberfläche. Er war sich aber zusätzlich über die philosophischen und religiösen Prämissen seiner Physik klar - und das vermittelte er uns. Und davon habe ich bis heute viel mehr, als von seiner Physik.

 

Bei ihm bekamen die biblischen Worte plötzlich Plausibilität - zumindest für gymnasiale Oberstüfler. Damit war er die völlige Ausnahme. Ansonsten gab es weiterhin schön getrennt: Die plausiblen mathematisch-naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und andererseits die abstrusen religiösen Behauptungen.

 

Volker hat recht, wenn er sagt, dass man auf die Dauer nicht gegen sein Wissen anglauben kann. Es geht dabei nicht um Beweise, sondern um Glaubwürdigkeit und um Plausibilität. Beides!

 

Wenn jemand die Story von der Weltschöpfung in sieben Tagen bringt, braucht man wohl wirklich nicht mehr weiter zuhören - es sei denn der Zuhörer ist entweder psychisch am Ende und sucht verzweifelt nach einem Hoffnungsschimmer (egal was) oder es ist ein Superzuhörer, der mit Geduld und guten Fragen den Weg zur Plausibilität selbst findet. Ich kenne nur sehr wenige Menschen, die das können.

 

Wenn dann aber zur Schöpfung noch weitere unglaubwürdige Storys kommen (die zudem dem Mainstream widersprechen), dann steht die Glaubensweitergabe auf der Kippe. Und wenn dann auf Nachfragen keine wirklich guten Antworten kommen, dann ist finito. Sobald man sich weitergehend dann gegen Autoritäten stellt, die nämlich plausible Dinge gesagt haben (Galileo, Freud, Nietzsche, ...): Man kann sich vorstellen, dass da nichts mehr herauskommen kann.

 

Wenn es wenigstens auf anderer Ebene ein Gegengewicht gäbe. Gottesdienste, in denen ein normaler Mensch einen spirituell tiefen Zugang bekommt. Dramen, bei denen man sich in den Geist des Christentums hineinversetzen könnte. Musik, deren Klang und Text eine Tiefe bieten, die andere Musikstücke nicht bieten (jawoll: ein MEHR ist gefragt). Dann gäbe es wenigstens wieder einen Anknüpfungspunkt.

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Nein Raphael die Kirche hat ein Problem, nämlich das sie aus der Lebenswirklichkeit der Menschen verschwindet, sie hat eben kaum verstehbare Antworten auf die Fragen der Menschen heute.

Hmmm, kann man das nur so sehen. Wie wäre es mit

 

1. nicht die Kirche, sondern wir (die wir Kirche sind) haben ein Problem?

 

oder noch eher (und provokanter)

 

2. die Menschen haben ein Problem, wenn sie die kirchl. Botschaft nicht vorurteilsfrei an sich ran lassen? Bin ich es bspw. schuld, wenn sich meine Alkohol-Patienten nach dem xten Entzug weiter in den Tod saufen? Ja, ich bin es dann, wenn ich nicht klar gemacht habe, daß dies (ebenso wie die bewußte Ablehnung des Heils) zum Tod führt. Doch ich kann Euch eines sagen: das juckt die meisten wenig. Sterben tun immer die anderen. Mittlerweile sage ich das (wie 'schön' so ein Alkoholtod sein kann) so teilnahmslos, daß manche sogar erschrecken (und anfangen nachzudenken...). Gott sei Dank ist es bei Jesus nie zu spät umzukehren. Die Leber sieht das anders.

bearbeitet von rorro
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die Menschen haben ein Problem, wenn sie die kirchl. Botschaft nicht vorurteilsfrei an sich ran lassen

:blink::P:)

 

Ich verstehe Deine Zeilen so:

Die sind doch selber schuld, wenn sie ihre Vorurteile pflegen. Da kann ich dann auch nichts mehr machen. *schulterzuck*

 

Und die Analogie mit den Alkoholikern habe ich auch nicht ganz verstanden.

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Dass es der Kirche kaum noch gelingt, lebensprägend zu wirken, scheint kein Problem zu sein, und wenn schon ein außerkirchliches.

 

He, Leute, wacht mal auf! Guckt Euch mal um! Und kommt mal vom Verschieben der Probleme weg.

Lieber Mecky,

 

ja, ich gucke mich um. Und ich sehe nichts, was WIRKLICH lebensprägend ist. Es gibt Zeitvertreiber, Lustwecker, ... und dann sehe ich schon nichts mehr.

 

Ich sehe Alkohol, Drogen und - geradezu im Zentrum - ein Fernsehprogramm, dass zum verblödenden Götzen geworden ist.

 

Politik! Wer wählt denn überhaupt noch?

Gewerkschaften! Da treten die Leute schneller aus, als aus der Kirche.

Arbeit! Dank Gott (!), es ist Freitag.

 

Wo, Mecky, gibt es irgend etwas, das das Leben prägt auf ein Ziel, einen Sinn hin? Nichts gibt es da, Mecky, außer gähnender Leere und Abgründen.

 

Wer kümmert sich um Probleme anderer. Niemand. Es schert die Menschen einen Dreck, denn die Probleme anderer sind langweilig. Oder könnten ansteckend sein.

 

Herzliche Grüße

Martin

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1. nicht die Kirche, sondern wir (die wir Kirche sind) haben ein Problem?

 

oder noch eher (und provokanter)

 

2. die Menschen haben ein Problem, wenn sie die kirchl. Botschaft nicht vorurteilsfrei an sich ran lassen?

Hallo Rorro!

 

Das ist natürlich alles richtig, aber nur der eine Teil der Medaille. Wenn unsere Heilbotschaft nicht verstanden wird, dann liegt es sicherlich auch an denen, die vor lauter Misstrauen schon gar keine Heilbotschaft mehr hören wollen. Aber es kann genau so auch an der Botschaft und es kann an der Vermittlung liegen.

 

Wenn ich vor einer Klasse stehe und einen Schüler von der letzten Stunde abfrage, und er es nicht weiß, denke ich, dass er nicht aufgepasst hat. Wenn fast alle Schüler meine Frage nicht beantworten können, dann muss ich mir mal ein paar ganz ernsthafte Gedanken darüber machen, ob ich es in der letzten Stunde richtig erklärt habe.

 

Ich weiß, dass dieses Argument nicht alleintragend ist: 1939 wäre die Botschaft des Friedens bei vielen Deutschen trotz allerbester Vermittlung auf taube Ohren gestoßen. Gegen einen andertweiligen Willen ist von außen nun mal nichts zu machen ... aber das ist eben nur die eine Seite.

 

Der Unterschied zwischen meinen beiden Beispielen ist: Meine Schüler (3. Klasse) sind großflächig gutwillig und aufgeschlossen.

 

Und ebenso sehe ich das bei der Vermittlung des Glaubens. Ich kenne eine Menge Leute, die wirklich glauben wollen. Sie können es nicht, schon gar nicht aus eigener Kraft. Ihre Gründe (sowohl menschliche, wie auch rationale) sind zu stark. Und ich gebe mich da keinen Illusionen hin: Diese Gründe sind nicht künstlich stark gemacht, sondern sie sind aus sich selbst heraus stark.

 

Und schlimm finde ich, dass dann sehr, sehr oft allein schon das Vertrauen fehlt, sich mit den Gründen, aus denen heraus andere Menschen glauben, auseinanderzusetzten. Aber auch dies ist keineswegs die alleinige Frucht einer ungesunden Misstrauenshaltung. Das Misstrauen ergibt sich nämlich allzu deutlich aus ihrer Erfahrung. Viele von ihnen haben schon so viele schlechte, nicht tragfähige, fadenscheinige, womöglich sogar verlogene Glaubensgründe zu Ohren bekommen (oft auch noch aus der Kindheit), dass ihnen jeglicher Ansporn fehlt, noch weitere Gründe an sich heranzulassen.

 

Eine Chance hat man nur, wenn das Leben sie zwingt, endlich über den Glauben nachzudenken. Und dann entsteht eine kitzlige Situation: Wenn ich dann nicht das Richtige bringe, ist nicht nur diese Chance versiebt, sondern ein weiterer Grund zum Misstrauen mitgeliefert.

 

Die Einseitigkeit "wer nicht glaubt, ist selbst daran schuld" ist darüber hinaus eine Sicht des Glaubens, die ich nicht teile. Glaube ist keineswegs nur eine Leistung, etwas, was man sich erarbeiten kann. Glaube ist zunächst einmal Gnade. Und Glaube ist auch vermittelte Gnade, vermittelt durch die Kirche. Und das darf nicht vergessen werden.

 

Die Gnade des Glaubens, die die Gläubigen unverdienterweise empfingen (bei aller Arbeit, die sie sich dann mit dem Glauben machten) wird zur Aufgabe. Es ist Pflicht und Schuldigkeit der Kirche, den Menschen den Glauben und die Gedanken, die sich um ihn drehen, zu vermitteln. Alles andere ist eindeutig Sünde. Und das Herausreden aus dieser Verantwortung mithilfe des Verweises auf die Eigenverantwortung der Nichtgläubigen ist da keine Lösung, auch wenn sie sachlich etwas Richtiges (nämlich deren Eigenverantwortung) beleuchtet.

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Wir lesen fleißig im KKK und bilden uns ein innerchristliches Weltbild - egal wie kommunikabel und verstehbar es ist. Einziges Kriterium ist die clubinterne Wirkung.

Auch dies ist völlig mangelhaft. Es fehlt hier nicht nur an Vermittlung - das wäre noch erträglich. Es fehlt an Wahrheit und an Evidenz (sowohl menschlich wie logisch). Dafür strotzt es hier vor Eigendünkel. Es fehlt an Leidenschaft für die Menschen, die Wahrheit und Evidenz brauchen.

Lieber Mecky,

 

oh je, ich habe noch nie einen KKK aufgeschlagen. Aber ich würde gern mal einen lesen, denn du geschrieben hättest. Wie viel Zeit würdest du dafür brauchen? Für einen ersten Wurf.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Und die Analogie mit den Alkoholikern habe ich auch nicht ganz verstanden.

Ich nehme an, dass Rorro hier die Erfahrung mit Alkoholikern auf die Nichtgläubigen anwendet:

 

Du kannst von außen einen Alkoholiker nicht vom Alkohol abbringen. Das ist die Erfahrung all derer, die einmal mit ihnen geschafft haben. Der eigentliche Knackpunkt zu Heilung geschicht grundsätzlich von innen.

 

Analog dazu:

Du kannst einen Nichtgläubigen nicht zum Glauben bringen, egal, was Du von außen tust. Da gibt es Türen, die nur von innen zu öffnen sind.

 

Prinzipiell gebe ich Rorro da recht. Aber es ist eben nur die eine Seite.

 

Die andere Seite ist: Wenn ein Alkoholiker die Türe von innen aufmacht (und das bleibt absolute Voraussetzung) ... und dann nichts bekommt, was ihn hält, dann ist das vernichtend. Dafür, dass in diesem Moment Leute da sind, die ihn auffangen und die dann was zu geben haben, dafür engagieren sich viele Organisationen.

 

Das denke ich mir, ist auch auf die Kirche zu übertragen. Nichtgläubige haben oft genug die Türen von innen verschlossen. Aber nicht immer. Ihre Türen sind sogar weit häufiger offen, als die von Alkoholikern. Aber wenn dann nichts Überzeugendes kommt, ist der Weg schon vorgezeichnet.

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Hallo Raphael!

 

Auf Martins Frage «Wohin denn weiter?» reiche ich gerne die Antwort nach: Zu Glaubwürdigkeit und Plausibilität.

 

Der Rest ist mir zu wirr, um darauf zu antworten.

Lieber Mecky,

 

das hat Paulus in Griechenland, wo so etwas gut gekommen wäre, erst gar nicht versucht. Ärgernis und Torheit. Das ist der christliche Glaube. Nicht nur, aber auch.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Aber ich würde gern mal einen lesen, denn du geschrieben hättest. Wie viel Zeit würdest du dafür brauchen? Für einen ersten Wurf.

Gar nicht. Für einen brauchbaren Katechismus bin ich viel zu sehr Kopfmensch. Aber ich schreibe hier im Forum. Das ist ja auch schon mal was.

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Und ebenso sehe ich das bei der Vermittlung des Glaubens. Ich kenne eine Menge Leute, die wirklich glauben wollen. Sie können es nicht, schon gar nicht aus eigener Kraft. Ihre Gründe (sowohl menschliche, wie auch rationale) sind zu stark. Und ich gebe mich da keinen Illusionen hin: Diese Gründe sind nicht künstlich stark gemacht, sondern sie sind aus sich selbst heraus stark.

Lieber Mecky,

 

wenn ich die Bibel lese, dann scheint es mir so zu sein, dass dies selbst Jesus so ergangen ist. Viele, sehr viele Menschen haben sich von ihm abgewandt. Selbst von ihm.

 

Wie siehst du deine Frage unter diesem Gesichtspunkt?

 

Herzliche Grüße

Martin

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das hat Paulus in Griechenland, wo so etwas gut gekommen wäre, erst gar nicht versucht. Ärgernis und Torheit. Das ist der christliche Glaube. Nicht nur, aber auch.

Lieber Martin,

 

er hat Ärgernis und Torheit sehr wortreich plausibel gemacht. So plausibel, dass er verstanden wurde.

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wenn ich die Bibel lese, dann scheint es mir so zu sein, dass dies selbst Jesus so ergangen ist. Viele, sehr viele Menschen haben sich von ihm abgewandt. Selbst von ihm.

 

Wie siehst du deine Frage unter diesem Gesichtspunkt?

Erfolg ist keiner der Namen Gottes.

Aber auch Jesus hat den Menschen die Botschaft ihrem Horizont gemäß verkündet, hat sich ihrer Rede- und Denkweisen bedient. Der Logos (man bedenke mal den Wortsinn) ist nicht nur Mensch geworden, sondern als Mensch ist er in eine konkrete Zeit in ein konkretes Land gekommen. Und dessen Eigentümlichkeiten hat er mit seiner Menschwerdung angenommen.

 

Mehr war nicht nötig. Sollte aber bei uns nicht anders sein.

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Mecky, warum können die Leute nicht glauben? Ist unser Glaube zu phantastisch (Engel, Fegefeuer, Auferstehung), um mit dem naturwissenschaftlichen Weltbild konkurrieren zu können?

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Lieber Martin!

 

Selbstverständlich liegt es an der Glaubwürdigkeit der Verkünder. Und ebenso liegt es daran, dass viel zu viel für andere gedacht wird, während er eigene Glaube vernachlässigt wird. Und es liegt daran, dass die Gesellschaftsstimmung eben so und nicht anders ist.

 

Ein Verkündiger kann allerdings noch so tief im Glauben stehen, wenn er unnachvollbare Storys vom Pferd erzählt, wird es trotzdem nicht treffen.

 

Die Unglaubwürdigkeit der Verkünder samt unnachvollziehbarer Storys sind aber bereits ein Glaubensdefekt. Und oft genug hat Angst (vor der Wahrheit, vor der Zukunft, vor Veränderung) hierbei die Rolle des Glaubenszerstörers.

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Mecky, warum können die Leute nicht glauben? Ist unser Glaube zu phantastisch (Engel, Fegefeuer, Auferstehung), um mit dem naturwissenschaftlichen Weltbild konkurrieren zu können?

Dies ist auf jeden Fall ein Punkt über den man sich eingehend Gedanken machen muss. Ich schreib mal meine Meinung.

 

DAS Phantastische am Christentum ist die Auferstehung. Jesus ist wirklich auferstanden. Und auch wir werden leben.

 

Zu diesem zentralen Hauptpunkt kommt eine Weltsicht, die über das Augenscheinliche hinausgeht: Die Welt ist Schöpfung Gottes. Das Leid dieser Welt findet eine Antwort. Jedes Leid. Und vollkommen. Unser Leben ist ein Weg hin zu Gott, der uns bereits auf diesem Weg begleitet. Gott ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, in allem uns gleich außer der Sünde.

 

Diese Eckpfeiler sind nicht nur die Säulen des Christentums, sondern die Grundbedingungen des Heils.

 

Grundverschieden hiervon ist der Abfall ins Wunderliche und Absunderliche, das sich grundsätzlich aus einer Nichtwahrnehmung der Realität ergibt. Nicht jeder Mist ist gleich schon glaubensfördernd, nur weil er phantastisch ist.

 

Die Erschaffung der Welt durch Gott in sieben Tagen war bis zu Kopernikus nicht phantastisch. Sie entsprach dem damaligen Weltbild. Die Erschaffung des Menschen als historisierende Interpretation der Bibelschriften war bis ins 19. Jahrhundert nicht phantastisch, sondern Stand der Dinge, einzig mögliche Erklärung. Naturwunder waren bis zu ihrer wissenschaftlichen Erklärung nicht phantastisch, sondern lediglich außergewöhnlich.

 

Bei wem heutezutage die Sonne 48 Stunden still stand, bei wem sich heutzutage die Sonne immer noch um die Erde dreht, wer heutzutage auf den Kreationismus und alle noch so peripheren Wunderlichkeiten setzt, der tut etwas völlig anderes, als seine Vorväter: Er erkennt nicht die offenkundige Realität an.

 

Und diese Form der Phantastik hat (ratet mal warum) schon längst damit begonnen, das am Christentum einzuebnen, was wirklich phantastisch ist. In den Augen der meisten Mitteleuropäer wird die Auferstehung von den selben Spinnern behauptet, die eben bei jeder Gelegenheit irgendwelcher Hokuspokus angenommen wird. Da laufen Marpingen und Ostern unter dem gleichen Etikett.

 

Der Vorwurf kommt doch schon immer wieder. Und seltsamerweise wird der eigene Hokuspokus hochgepriesen, während der Hokuspokus aus Indien oder China als Unfug bezeichnet wird.

 

Da liegen Phantastik (ich definiere dieses Wort nun einmal als den positiven Aspekt) und abstruse Spinnerei (das wäre der negative Anteil) bunt vermengt in einem Topf.

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Lieber Mecky,

 

aber warum wächst die Anzahl der Christen dann weltweit?

 

Und warum sind unsere evangelischen Geschwister, die sich deutlich schneller an veränderte Rahmenbedingungen angepasst haben, nicht erfolgreicher?

 

Welches sind denn die zentralen "vom Pferd" Geschichten?

Welcher "shit" macht uns katholische Christen unglaubwürdig?

 

Und jetzt vorausgreifend - sind das nicht alles dünne Ausreden weil die Gründe ganz wo anders liegen und viel, viel banaler sind?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Woran es immer liegen könnte: An Fehlern, die die Kirche gemacht hat, liegt es anscheinend nicht.

Darin liegt nicht der Urgrund, auch wenn es negative Auswirkungen hat und dem entgegenzuwirken ist. Wenn ein nikotinabhängiger Arzt seinem herzkranken Patienten sagt, er solle doch mit dem Rauchen aufhören, weil sonst das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einfoch zu hoch sind, dann ist das zwar nicht unbedingt der Message förderlich - aber sie wird dadurch nicht weniger wahr und soviel Trennung von Botschaft und Botschafter traue ich jedem Menschen zu (bisher hat auch mir gegenüber nie jemand zugegeben, daß das wirklich der Grund des Unglaubens sei).

Die Kirche verkündet ja nicht einen Bischof/Preister/Theologen/Laien, sondern den Herrn.

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Woran es immer liegen könnte: An Fehlern, die die Kirche gemacht hat, liegt es anscheinend nicht.

Darin liegt nicht der Urgrund, auch wenn es negative Auswirkungen hat und dem entgegenzuwirken ist. Wenn ein nikotinabhängiger Arzt seinem herzkranken Patienten sagt, er solle doch mit dem Rauchen aufhören, weil sonst das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einfoch zu hoch sind, dann ist das zwar nicht unbedingt der Message förderlich - aber sie wird dadurch nicht weniger wahr und soviel Trennung von Botschaft und Botschafter traue ich jedem Menschen zu (bisher hat auch mir gegenüber nie jemand zugegeben, daß das wirklich der Grund des Unglaubens sei).

Die Kirche verkündet ja nicht einen Bischof/Preister/Theologen/Laien, sondern den Herrn.

Da bin ich vollständig Deiner Meinung.

 

Ich setz' sogar noch eins drauf: Ein Verkünder, der nur verkündet, was er selbst glauben und tun kann, verkündet letzlich sich selbst.

So gut es ist, mit seiner Person die Worte abzudecken: Wenn das zum Ausschlusskriterium wird, artet es zu einem untragbaren Anspruch aus - oder noch wahrscheinlicher: zu einer Verkürzung der Botschaft ("Ich verkünde nur, was ich auch selbst abdecken kann.")

 

Anstelle dieser Verkürzung ist die Demut des Verkünders wichtig. So, wie Johannes der Täufer, der den Zeigefinger nicht gegen sich selbst, sondern auf Jesus richtet.

bearbeitet von Mecky
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Und warum sind unsere evangelischen Geschwister, die sich deutlich schneller an veränderte Rahmenbedingungen angepasst haben, nicht erfolgreicher?

Dass sich die Evangelen mehr angepasst hätten, sehe ich gar nicht. Im Gegenteil: Die stärkere Trennung von Welt und Gott, die Totalität der Gefallenheit der Schöpfung machen es dort noch schlimmer. Realitätswahrnehmende Verkündiger kann ich bei den Evangelen nicht mehr erkennen, als bei Katholens. Noch viel weniger kann ich sehen, dass die evangelische Kirche mehr als die katholische die Realität nicht nur wahrnimmt, sondern ihr auch eine fundierende Glaubensgrundlage gibt.

 

In den liberalen evangelischen Kreisen geschieht genau der gleiche Mist, wie auch in den katholischen: Da wird schlichtweg die Realität vergoldet. Das ist weder die Aufgabe von Katholens noch von Evangelens. Das ist schlichtweg Mist.

 

Das ist ja gerade die grundlegende Dramatik, die uns so zu schaffen hat: Eine wirkliche Fundierung des neuen Weltbildes ist doch gar nicht recht vorhanden. Die paar Christen, die daran gearbeitet haben, sind Einzelerscheinungen, zudem meist erst in neuester Zeit.

 

In seiner "kurzen Geschichte der Zeit" beschreibt Hawkin, dass Papst Johannes Paul II ihn gelegentlich ermuntert habe, weiter den Urknall zu erforschen. Hawkin dazu: "Wenn der gewusst hätte, was ich im nächsten Vortrag zu sagen hatte..." Hawkins Modell geht schon weiter.

 

Es war der falsche Papst! Diese Aussage hätte nicht Johannes Paul, sondern Pius machen müssen. Ich sag nicht mal dazu, welcher Pius.

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Franciscus non papa

ich nehm an, der mit dem antimoderisteneid. - stimmts?

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Die Unglaubwürdigkeit der Verkünder samt unnachvollziehbarer Storys sind aber bereits ein Glaubensdefekt. Und oft genug hat Angst (vor der Wahrheit, vor der Zukunft, vor Veränderung) hierbei die Rolle des Glaubenszerstörers.

Welche Story ist nicht nachvollziehbar? Jesu Tod und Auferstehung würde ich als erstes mal anführen ... Wer kann sowas schon nachvollziehen, plausibel erklären? Fragen wir mal Volker, der schreibt endlose Analysen über die christlichen "Phantastereien" :blink:

 

Und doch halte ich an diesem meinem Glauben unerschütterlich fest! Dann kann es aber auch nicht an der Unglaubwürdigkeit der Verkünder (hier wollte ich die Bibelstelle von "Wasser predigen und Wein trinken" einfügen, hab sie aber leider nicht gefunden) liegen.... Wir müssen wieder Kind werden. Gruß an Torsten! hi.gif

bearbeitet von Accreda
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aber warum wächst die Anzahl der Christen dann weltweit?

Lieber Martin!

 

Das ist ja gerade das Erstaunliche. Anderswo wächst die Zahl der Christen. Die Erklärung der A&A ist dabei nur eine Phacette: Das Christentum wächst in den Ländern, wo auch die Bevölkerung insgesamt wächst.

 

Schlüssig ist dieses Argument nicht. Denn gerade hier in Deutschland sehen wir ja, dass auch die Kinder aus christlichen Elternhäusern nichtchristlich werden.

 

Meine Erklärung läuft eben genau auf das Weltbild hinaus, dessen Wechsel die Kirche in den europäischen und nordamerikanischen Staaten nicht geschafft hat.

 

Einen Andenbauer interessiert das neue Weltbild weniger. Ein hungernder Somalier interessiert sich nicht für Galileos Erkenntnisse - er hat ganz andere Probleme. In vielen Staaten (und eben gerade nicht-europäische, arme Länder) hat das neue Weltbild noch gar keine Präsenz. Hier kann man noch glauben, ohne sich im Widerspruch zum eigenen Weltbild zu finden. Die Erkenntnisse der Neuzeit spielen hier lediglich eine technische Rolle, aber keine weltbilderzeugende.

 

Aber dort, wo das neue Weltbild präsent ist, wo es die Lebenswirklichkeit in vielen Berufen prägt, da geraten die Leute in Widerspruch. Einzeln können sie nicht leisten, was die Kirche als Gesamtes nicht recht schafft: Das neue Weltbild aufgreifen und auf den Boden des Glaubens verankern.

 

Es ist für mich ja sowieso erstaunlich, dass die Kirche es so lange geschafft hat, dem neuen Weltbild auszuweichen. Ohne die Bildung eines katholischen Milieus (tjaja, ... Grenzen, Kommunikationsgrenzen) wäre das wohl auch nicht gegangen. Erst mit dem Zerbrechen des katholischen Milieus standen die Christen plötzlich einsam und verlassen den ganzen Fragen gegenüber, vor denen sie die Milieugrenzen bisher bewahrt haben. Und ganz plötzlich ging dann alles (nach geschichtlichen Maßstäben) ganz rasch.

 

Die Kirche bietet weder den Christen allgemein noch den Christen hier im Forum eine Ausrüstung gegen die Argumente der A&A. Papst und Kardinäle befinden sich ja auch noch größtenteils in einem funktionierenden katholischen Milieu. Die müssen nicht in die Firma und dort neben Volker oder Lissie oder Ute arbeiten. Die kriegen zwar mit, dass es Fragen gibt, aber ... die gab es ja schon immer, nicht wahr?

 

In Ratio et fides beklagt der Papst, dass sich die Philosophen und Wissenschaftler vom rechten Weg entfernt haben und er gibt allgemeine Richtlinien an. Sehr allgemeine. Seeeehhhr allgemeine. In einer Argumentation gegen die Anfragen der A&A sind sie ziemlich wertlos.

 

Natürlich bemühen sich (endlich!!) Theologen, nachdem die Theologenschaft jahrhundertelang die Erkenntnisse abgestritten hat (und auch geknebelt wurde), die Argumente aufzunehmen, die Erkenntnisse zu deuten. Aber sie haben einen Wust von angehäuften Fragen zu bearbeiten ... und täglich kommen neue dazu.

 

Es wurde schon immer viel rumreformiert - aber eher nach dem Prinzip: Möglichst viel verändern, ohne dass sich wirklich was verändert. Denn es stände etwas an, dessen Konsequenzen man kaum abschätzen kann: Die theologische Aufarbeitung eines Weltbildes, das sich nicht nur vom biblischen inzwischen völlig wegentwickelt hat, sondern das sich selbst durch jede neue Erkenntnis schon wieder verändert.

 

Statt diese Arbeit entschlossen in Angriff zu nehmen, hat man zum Teil entweder resigniert, will wieder das katholische Milieu, verfiel man wieder in die Antihaltung vergangener Jahrhunderte oder setzte einfach das "business as usual" fort. Letztlich sind all diese Varianten resignativ.

 

Interessant finde ich z.B., dass Kardinal Bellarmin, der wohlwollende Gegenspieler Bellarmins, durchaus eine Physikotheologie vorgeschlagen hat - anfang des 17. Jahrhunderts! Aber wehe, wehe, wenn ich auf die Zeit danach sehe. Kennt irgendjemand die großen Vertreter dieses Integrationsversuches? Nur Spezialisten und Googlebenutzern.

 

Und jetzt haben wir den Salat. Er ist erst richtig bewusst geworden, als die Finanzen ganzer Bistümer aus den Nähten platzten. Solche Zeichen sind eben so deutlich, dass sie nicht mehr übersehen werden können.

 

Und weiterhin gibt es Leute, die dringend Glauben bräuchten, und die keinen Zugang dazu finden können, weil der Eindruck der Absurdität zu groß geworden ist. Der Leumund der Kirche ist zu katastrophal, als dass man auch nur einen Pfifferling darauf setzt.

Viele würden der Kirche ihre Gewalttaten noch verzeihen. Aber die Unglaubwürdigkeit ihrer Antworten auf glaubensmäßige Fragen überschreitet die Grenze dessen, was vergebbar ist.

 

Frag mal die Christen einer beliebigen Gemeinde, welche Antwort sie auf die Theodizee nach Auschwitz haben.

Frag mal die Christen einer beliebigen Gemeinde, welche Antwort sie auf Freuds Behauptung haben, Christentum sei eine Massenneurose.

Frag man die Christen einer beliebigen Gemeinde, welche Antwort sie darauf haben, dass die Bibel Sachen behauptet, (Hasenwiederkäuer, Schöpfung in 7 Tagen)

Frag mal die Christen einer beliebigen Gemeinde, welche Antwort sie darauf haben, dass das Gehirn vergeht, und das an es gebundene Bewusstsein bleiben oder wiedererstehen soll.

 

Und dann zähle, wieviel Überzeugendes für jemanden dabei ist, der Glauben braucht, aber neuzeitlich denkt.

 

Da ist der Kanal von oben herab verstopft. Das Lehramt lehrt hierzu nichts Hilfreiches, die Pfarrer haben dann nichts anzubieten, und Eltern stehen ratlos vor ihren Sprösslingen.

bearbeitet von Mecky
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