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Wo war Gott in Auschwitz?


Frank

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ich fass es nicht.

 

 

mecky,

 

zwischen einem medizinischen versuch augen blau zu machen,

den medizinischen "untersuchungen" in und bei kz-häftlingen,

 

dem weinen der kinder in der ecke, weil mengele

solches nicht haben will und dem abspritzen,

 

den kälteversuchen (siehe Kogon "Der SS-Staat")

usw.

 

 

 

und einem schweren krebsleiden, wo menschen und ärzte helfen wollen ...

 

 

Und Du willst:

Ich würde lieber mit manchem Insassen von Auschwitz tauschen

 

 

Also so viel Unwissenheit:

bearbeitet von pmn
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Wenn Gott liebend ist, dann darf es also kein Leid geben, das in sich sinnlos ist.

 

Nach meinem Verständnis ist die unbedingte Notwendigkeit, Sinn im Leid zu finden, etwas, was nie gut gehen kann. Egal, ob ich den Sinn im Hier und Jetzt suche oder im Jenseits.

 

Dass Gott liebend ist, erfahre ich nicht, indem ich theoretisch den Sinn im Leid erkenne oder mir sage, dass das jetzige Leiden Voraussetzung für das Leben in der Ewigkeit ist, da haben alle atheistischen Kritiker einfach recht. Jeder Versuch, eine Rechtfertigung für das Leid in diesem Sinn zu suchen, muss daneben gehen.

 

Trotzdem spricht das Leid nicht gegen einen liebenden Gott. Ich kann das so schwer erklären – aber indem ich einfach annehme, was mir das Leben bringt (nicht, dass das primär leicht wäre, das ist ein schmerzhafter Lernprozess), lerne ich das einfach: dass kein Widerspruch ist zwischen Leid und liebendem Gott, dass ich einfach in den Bedingungen, die mein Leben für mich bereitstellt, lebe, voll Dankbarkeit für das, was ist.

Ich schreib noch einmal was von der Etty Hillesum, geschrieben im Lager Westerbork, kurz vor ihrer Deportation nach Auschwitz, wo sie bald darauf gestorben ist:

“Manchmal bricht plötzlich überall die Dankbarkeit in vollen Flammen aus mir, wenn, wie jetzt, die Freundschaften und Menschen des vergangenen Jahres in überwältigender und ganzer Größe vor mir erstehen. Und jetzt bin ich, was man krank und blutarm und mehr oder weniger bettägerig nennt, und doch ist jede Minute ausgefüllt und fruchtbar, wie soll das erst werden, wenn ich wieder gesund bin? Ich muss es dir immer wieder aufs neue zujubeln, mein Gott: ich bin dir so dankbar, dass du mir ein solches Leben schenken willst.“

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ich fass es nicht.

 

 

mecky,

 

zwischen einem medizinischen versuch augen blau zu machen,

den medizinischen "untersuchungen" in und bei kz-häftlingen,

 

dem weinen der kinder in der ecke, weil mengele

solches nicht haben will und dem abspritzen,

 

den kälteversuchen (siehe Kogon "Der SS-Staat")

usw.

 

 

 

und einem schweren krebsleiden, wo menschen und ärzte helfen wollen ...

 

 

Und Du willst:

Ich würde lieber mit manchem Insassen von Auschwitz tauschen

 

 

Also so viel Unwissenheit:

Beton in die Gebärmütter von Frauen.

Bei Entbindungen wurden den Frauen die Beine zusammengebunden.

Neugeborene durften nicht gestillt werden, die Milchgefüllten Brüste der Wöchnerinnen wurden stramm abgebunden, die Neugeborenen verhungerten, und die Frauen litten schwerste Schmerzen!

Dein Vergleich ist eine Beleidung alles Opfer der NS-Zeit und vor allem der Überlebenden des Holocaust / Shoa.

 

Gruß,

Elisabeh

 

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Georges-André Kohn

 

geb. am 23. April 1932 in Paris

Erstkommunion 1942

verschleppt nach Auschwitz August 1944

verschleppt nach Neuengamme November 1944

missbraucht für medizinische Experimente

am 20. April 1945 zusammen mit 17 weiteren Kindern,

darunter Jacqueline Morgenstern aus Paris,

gehenkt im Keller der Schule am Bullenhauser Damm in Hamburg.

 

per_karl_bld3c.gif

 

Karl Stojka und andere.

 

Es macht einen großen Unterschied, ob ich wie diese Kinder und Jugendlichen gequält werde, oder ob ich in einem Krankenhaus Qualen auf mich nehme, um gesund zu werden.

bearbeitet von Alice
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Beton in die Gebärmütter von Frauen.

Bei Entbindungen wurden den Frauen die Beine zusammengebunden.

Neugeborene durften nicht gestillt werden, die Milchgefüllten Brüste der Wöchnerinnen wurden stramm abgebunden, die Neugeborenen verhungerten, und die Frauen litten schwerste Schmerzen!

Dein Vergleich ist eine Beleidung alles Opfer der NS-Zeit und vor allem der Überlebenden des Holocaust / Shoa.

Liebe Elisabeth!

 

Es lag weder in meiner Absicht, Deine oder pmn's oder Alices Gefühle zu beleidigen noch die der Opfer von Auschwitz. Ich nehme ja auch an, dass Du nicht die Absicht hast, die Opfer von Serbien, Gulags oder Krebsleiden zu verhöhnen, indem Du ihr Leiden dem von Auschwitz unterordnest.

 

Lies noch mal mein Posting richtig durch:

Und ganz ehrlich: Ich würde lieber mit manchem Insassen von Auschwitz tauschen, als mit manch einem dahinsiechenden und medizinisch aussichtslosen Schmerzpatienten im Krankenhaus.

 

Auschwitz war in erster Linie nicht Folterlager, sondern Vernichtungslager - was nicht heißt, dass hier nicht die Gräueltaten vorgefallen wären, die Du beschrieben hast. Ganz vorsichtig hab ich ja auch formuliert: ich würde lieber mit manchem Insassen tauschen als mit manchem dahinsiechenden Schmerzpatienten. Und es ist meine persönliche Einstellung, was ich nun vorziehen würde. Falls Du andere Präferenzen hast, ist Dir das unbenommen.

 

Ich finde das Aufwiegen schwerer Leiden nicht durchführbar. Das Elend, seine Familie durch Hunger und Krieg zu verlieren, das Elend gefolterter "Hexen", das Elend Jahrelangen Siechtums: Wen so etwas trifft, den trifft es unbeschreiblich hart. Deshalb wende ich mich gegen eine Mystifizierung von Auschwitz als den "Gipfel des Leidens und Grauens".

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Beton in die Gebärmütter von Frauen.

Bei Entbindungen wurden den Frauen die Beine zusammengebunden.

Neugeborene durften nicht gestillt werden, die Milchgefüllten Brüste der Wöchnerinnen wurden stramm abgebunden, die Neugeborenen verhungerten, und die Frauen litten schwerste Schmerzen!

Dein Vergleich ist eine Beleidung alles Opfer der NS-Zeit und vor allem der Überlebenden des Holocaust / Shoa.

Liebe Elisabeth!

 

Es lag weder in meiner Absicht, Deine oder pmn's oder Alices Gefühle zu beleidigen noch die der Opfer von Auschwitz. Ich nehme ja auch an, dass Du nicht die Absicht hast, die Opfer von Serbien, Gulags oder Krebsleiden zu verhöhnen, indem Du ihr Leiden dem von Auschwitz unterordnest.

 

Lies noch mal mein Posting richtig durch:

Und ganz ehrlich: Ich würde lieber mit manchem Insassen von Auschwitz tauschen, als mit manch einem dahinsiechenden und medizinisch aussichtslosen Schmerzpatienten im Krankenhaus.

 

Auschwitz war in erster Linie nicht Folterlager, sondern Vernichtungslager - was nicht heißt, dass hier nicht die Gräueltaten vorgefallen wären, die Du beschrieben hast. Ganz vorsichtig hab ich ja auch formuliert: ich würde lieber mit manchem Insassen tauschen als mit manchem dahinsiechenden Schmerzpatienten. Und es ist meine persönliche Einstellung, was ich nun vorziehen würde. Falls Du andere Präferenzen hast, ist Dir das unbenommen.

 

Ich finde das Aufwiegen schwerer Leiden nicht durchführbar. Das Elend, seine Familie durch Hunger und Krieg zu verlieren, das Elend gefolterter "Hexen", das Elend Jahrelangen Siechtums: Wen so etwas trifft, den trifft es unbeschreiblich hart. Deshalb wende ich mich gegen eine Mystifizierung von Auschwitz als den "Gipfel des Leidens und Grauens".

@Mecky!Es gibt heutzutage exellente Schmerzmittel, die regelmäßig alle paar Stunden verabreicht, dafür sorgen daß immer ein gewisser Schmerzmittelpegel im menschl. Körper enthalten ist, so das es nicht unbedingt zu so schlimmen Schmerzen kommen muß.

Ferner gibt es Möglichkeiten nicht nur nach Kübler-Ross die schlimme Erkrankung auch mental zu behandeln.

 

Ich ziehe keinerlei Vergleiche zwischen den Opfern anderer schlimmer Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit, und auch nicht zu Menschen die an Krebs erkrankt sind.

Jedes noch so schlimme Ereignis steht für sich.

 

Gruß,

Elisabeth

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Hallo Frank,

 

Dieser Allmächtige Gott, macht sich klein und schwach. Warum? So sehr wie ich an die eine Wahrheit glaube, fehlt mir auf die andere Frage eine Antwort. Vieleicht aus Liebe zu uns Menschen. Wenn Gott uns die Freiheit gibt, uns für oder gegen ihn zu entscheiden, dann kann er nicht eingreifen, wenn es schwierig wird. Aber er steht auf der Seite derer, die unter dieser Entscheidung zu leiden haben.

Du bringst es auf den Punkt!

Aus Liebe zu uns Menschen macht sich GOTT klein und schwach.

 

GOTT ist unser VATER. ER liebt uns - SEINE ungezogenen, dem Bösen verfallenen Kinder.

Ein guter Vater wird seine Kinder niemals zwingen.

Es wäre Zwang, wenn GOTT in SEINER Allmacht den Menschen vom Tun des Bösen abhalten würde.

Also duldet GOTT unser VATER, das Leid und das Übel das der Mensch dem Menschen böswillig zufügt.

Und stellt SICH auf die Seite der Opfer, der Schwachen, Bedrängten und Leidenden.

Wird SELBST , Mensch geworden in der Person JESU CHRISTI zum Opfer, zum Schwachen, Bedrängten und Leidenden.

 

Das Geheimnis des Kreuzes.

 

 

 

Gruß

josef

Deine Antwort erscheint mir plausibel und gut, Josef.

 

Bleibt die Frage:

Zum grossen Teil waren die hingerichteten Juden nicht Christusgläubig und vielleicht nicht einmal gottgläübig.

 

Würde es bedeuten, dass Gott auch mit denen ist, die nicht an ihn glauben (..ich gehe allerdings stark davon aus, dass viele nach Gott gerufen haben, im Angesicht des Elends, einige andere gerade nicht), dass er sich "automatisch" mit dem verbindet, der leidet?

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Beton in die Gebärmütter von Frauen.

Bei Entbindungen wurden den Frauen die Beine zusammengebunden.

Neugeborene durften nicht gestillt werden, die Milchgefüllten Brüste der Wöchnerinnen wurden stramm abgebunden, die Neugeborenen verhungerten, und die Frauen litten schwerste Schmerzen!

Dein Vergleich ist eine Beleidung alles Opfer der NS-Zeit und vor allem der Überlebenden des Holocaust / Shoa.

Liebe Elisabeth!

 

Es lag weder in meiner Absicht, Deine oder pmn's oder Alices Gefühle zu beleidigen noch die der Opfer von Auschwitz. Ich nehme ja auch an, dass Du nicht die Absicht hast, die Opfer von Serbien, Gulags oder Krebsleiden zu verhöhnen, indem Du ihr Leiden dem von Auschwitz unterordnest.

 

Lies noch mal mein Posting richtig durch:

Und ganz ehrlich: Ich würde lieber mit manchem Insassen von Auschwitz tauschen, als mit manch einem dahinsiechenden und medizinisch aussichtslosen Schmerzpatienten im Krankenhaus.

 

Auschwitz war in erster Linie nicht Folterlager, sondern Vernichtungslager - was nicht heißt, dass hier nicht die Gräueltaten vorgefallen wären, die Du beschrieben hast. Ganz vorsichtig hab ich ja auch formuliert: ich würde lieber mit manchem Insassen tauschen als mit manchem dahinsiechenden Schmerzpatienten. Und es ist meine persönliche Einstellung, was ich nun vorziehen würde. Falls Du andere Präferenzen hast, ist Dir das unbenommen.

 

Ich finde das Aufwiegen schwerer Leiden nicht durchführbar. Das Elend, seine Familie durch Hunger und Krieg zu verlieren, das Elend gefolterter "Hexen", das Elend Jahrelangen Siechtums: Wen so etwas trifft, den trifft es unbeschreiblich hart. Deshalb wende ich mich gegen eine Mystifizierung von Auschwitz als den "Gipfel des Leidens und Grauens".

Hallo mecky,

 

es ist ein gewaltiger Unterschied, ob das Leid, das jemand erfährt, aus einer Krankheit stammt oder von anderen Menschen böswillig verursacht wird.

 

Die Schmerzen an sich mögen die gleichen sein, aber die Tatsache, dass der Schmerz einem böswillig und aus Hass zugefügt wird, schafft zusätzliche Schmerzen, Schrecken, Qualen und die Gefahr, dass man Gott nicht mehr fühlt und an seinem Beistand, Gegenwart und seiner Liebe zweifelt.

Das ist das Schlimmste, was man einem Menschen zufügen kann.

bearbeitet von barbarosina
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es ist ein gewaltiger Unterschied, ob das Leid, das jemand erfährt, aus einer Krankheit stammt oder von anderen Menschen böswillig verursacht wird.

 

Die Schmerzen an sich mögen die gleichen sein, aber die Tatsache, dass der Schmerz einem böswillig und aus Hass zugefügt wird, schafft zusätzliche Schmerzen, Schrecken, Qualen und die Gefahr, dass man Gott nicht mehr fühlt und an seinem Beistand, Gegenwart und seiner Liebe zweifelt.

Das ist das Schlimmste, was man einem Menschen zufügen kann.

Lieber Barbarosina!

 

Darin, dass Hass und die aus Hass entspringenden Taten noch einmal eine eigene Form des Leidens hervorbringen, gebe ich Dir völlig Recht. Aber die Steigerung, dass das das Schlimmste ist, was man Menschen zufügen kann, vollziehe ich nicht mit - zumindest nicht in jedem Fall. Ich bleibe dabei, dass ich lieber mit jemandem tauschen möchte, der direkt vom Lastwagen in die Gaskammer gestoßen wird, als mit jemandem, der 20 Jahre elendig dahinsiecht.

Mit welchem Recht will man mir diese Präferenz streitig machen?

 

Die aufgebrachten Reaktionen auf meine Bemerkung (an der ich wirklich nichts Aggressives und nichts Ehrenrühriges entdecken kann) und auch das Arbeiten mit emotionalen Superlativen zeigen mir, dass Auschwitz schon längst ein mystifiziertes Statussymbol ist und dass da neben ehrlichem und angebrachtem Entsetzen auch eine gehörige Portion Hysterie im Spiel ist.

 

Ich wende mich gegen nichts anderes, als dass Auschwitz zu einem unvergleichlichen Sonderschrecken erhoben wird. Und der Grund, warum ich dies tue ist, dass ich auf der Welt noch mehr Grauen sehe. Und dieses andere Grauen lasse ich nicht auf die zweite Stelle platzieren.

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Warum das Leiden der Menschen in Auschwitz (und der Hass der Peiniger) so hervorgehoben wird, scheint mir andere Gründe zu haben, als dass das Leiden dort so außergewöhnlich war. Pmn fasst es in einem Satz zusammen:

Niemals wieder!

Die Angst, dass noch einmal so etwas geschehen könnte, führt dazu, dass man das Grauen von Auschwitz so hervorhebt, dass es ein unüberbietbares und unvergleichliches Ereignis wird - in der Hoffnung, dass das Grauen Menschen zurückhält, noch einmal solche Nacht zu verbreiten. Und die Angst ist meiner Meinung nach nicht unberechtigt. Man will sich von den Nazis mit aller möglichen Wucht distanzieren. (Lieber wäre mir allerdings, dass man sich nicht von den Nazis, als viel mehr von Gewalttätigkeit distanziert - aber dazu müsste man womöglich an die eigene Nase fassen.)

 

Diese Angst bedeutet unter anderem, dass man befürchtet, dass Auschwitz wiederkommen kann. Und real ist es - was das Leiden und was den Hass anbetrifft - schon real wiedergekommen ist. Leiden und Gewalt waren nämlich mit Auschwitz nämlich nicht besiegt und beendet. In tausenderlei Formen lebt sie weiter. Und in manchen Ereignissen toben sie sich nicht minder schlimm aus, als damals in Auschwitz.

 

Elisabeth hat anschaulich geschildert, wie in Auschwitz Menschen gequält wurden. Aber da ist doch Auschwitz nicht mehr als ein Beispiel. Lange vor Auschwitz gab es das. Und lange nach Auschwitz wird es das immer noch geben. Es ist ein Stück unserer Menschengeschichte.

 

Vor ein paar Monaten hat jemand (weiß gar nicht mehr, wer) in ebenso drastischen Farben den Vorgang der Kreuzigung aus medizinischer Sicht beschrieben. Klar, da ging es ja "nur" um Einzelne. Naja - bis auf den Fall der Kreuzigungen nach dem Spartakusaufstand. Da waren es Tausende.

 

Besser als Auschwitz? Nein, das war genau Auschwitz. Auschwitz war schon immer und es wird uns nicht loslassen. Und daran wird keine Hysterie nichts ändern. Ich befürchte sogar: Im Gegenteil.

bearbeitet von Mecky
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Besser als Auschwitz? Nein, das war genau Auschwitz. Auschwitz war schon immer und es wird uns nicht loslassen. Und daran wird keine Hysterie nichts ändern. Ich befürchte sogar: Im Gegenteil.

Dieser Thread wurde aus Anlass des 60. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz eröffnet. Ich bin traurig und nicht hysterisch.

 

Arno Lustiger sagte im Deutschen Bundestag:

 

"Ich gedenke heute mit großem Schmerz meines Vaters David, meines Bruders Samuel, meiner frommen Großmutter Lea Wellner, vieler Cousins, Onkels und Tanten.

Mein Cousin Jean-Marie Kardinal Lustiger wurde vom Papst Johannes Paul II beauftragt, ihn bei den heutigen Feierlichkeiten in Auschwitz zu vertreten. In einem langen Telefonat vorgestern hat mir Jean-Marie u.a. erklärt, daß der Papst ihn erwählt hat, auch um die Schoa-Opfer und das jüdische Volk zu ehren. Er wird in wenigen Stunden in Auschwitz sprechen und dabei seiner Mutter, meiner Tante Gisele Lustiger, unserer gemeinsamen frommen Großmutter Mindel Lustiger und anderer Opfer unserer Familie gedenken, die in Auschwitz umgebracht wurden. Ihje schmam baruch. Ihr Andenken sei gesegnet!"

 

Ihje schmam baruch. Ihr Andenken und das Andenken aller Opfer sei gesegnet!

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Zu der Frage nach der Beurteilung des Leidens fällt mir spontan ein (vielleicht etwas abgegriffener) Spruch ein: „Wo es weh tut, tut es immer am meisten weh.“ Will sagen: für denjenigen, der leidet, ist sein Leid immer das schlimmste Leid. Wenn andere dieses Leid (mit-)verursacht haben, wird er vielleicht genau darin die besondere Last sehen. Wenn es sich um eine Krankheit handelt, wird es ihn vielleicht besonders quälen, dass er niemanden dafür verantwortlich machen kann. Wenn er selbst durch ungesunden Lebensstil seinen Beitrag geleistet hat, wird die Qual vielleicht vor allem darin liegen, dass er selbst auch Schuld hat. Und auch die Schwere des Leids ist subjektiv. Einen Menschen, dem gerade ein Bein amputiert wurde, kann ich nicht damit trösten, dass andere beide Beine verloren haben. Wenn er es irgendwann selbst so sieht, ist es gut, aber dieses subjektive Empfinden richtet sich eben nur bedingt nach objektiven „Leidensgraden“.

 

Mir scheint die Betroffenheit und Trauer, die wir angesichts von Auschwitz empfinden, in der Ambivalenz der Täter-Opfer Situation zu liegen. Ich bin mir nicht sicher, ob Hysterie da wirklich keine Rolle spielt, auch wenn das, was ihr empfinden, vor allem Trauer ist. Durch die Konfrontation sind wir gezwungen, uns zu identifizieren, aber es steht uns frei, uns wahlweise mit den Tätern oder den Opfern zu identifizieren. Die Frage, ob ich es eher ertragen könnte, in eine Gaskammer geführt zu werden, oder jahrelang mit einer schweren, unheilbaren Krankheit dahinzusichen, ist das eine. Die Frage aber, ob ich lieber diejenige wäre, die in die Gaskammer geführt wird, oder diejenige, die andere in die Gaskammer führt, oder auch jemand, der nicht selbst aktiv mordet, aber (ob durch Passivität oder aktives Handeln) das eigene Leben zu Ungunsten anderer rettet, ist eine ganz andere. Spontan würde ich die Opferrolle wählen. Aber gerade die Zeugnisse aus Konzentrationslagern (und generell von Menschen in Grenzsituationen) sagen mir, dass ich mir nicht sicher sein kann, welche Wahl ich wirklich treffen würde. Und das ist ein ekelhaftes Gefühl, das sich mit einer möglichst starken Identifikation mit den Opfern und Betonung ihres Leids ganz gut bekämpfen lässt. Das Dilemma ist nur, dass ich womöglich dennoch unterschwellige Schuldgefühle habe (ich kann mir ja nicht sicher sein), die ich durch meine Identifizierung mit den Opfern nur noch mehr steigere.

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Gott zum Gruße,

 

ich hatte den Threat eröfffnet, u.a um mit der Frage nach dem Warum an die Opfer zu gedenken. Manche Postings geben mir das Gefühl, das dies ein Fehler war.

 

An Auschwitz zeigt sich, was Menschen, Menschen antun können. Daran kann ich keinnen Sinn, auch keinen Göttlichen sehen. Vielleicht nur diesen, lernt das Leben zu achten. Gott läßt nicht das Leiden zu. In dem ER sich auf die Seite der Opfer stellt versucht er zu trösten, leiden zu lindern. Das mag angesichts des Unaussprechlichen wie Hohn klingen. Ich kann mir aber vorstellen, das dies, jemandem der sich der Nähe Gottes auch im Leid bewußt ist hilft.

 

Auschwitz ist mit nichts vergleichbar. Nicht mit der Vertreibung Deutschstämiger aus Osteuropa, nicht mit den Gräueltaten jüngerer Zeit in Afrika, Nah- Ost, oder dem Balkan und erstrecht nicht mit den Schmerzen von Todkranken.

 

Es gibt einen fundermentalen Unterschied zwischen Auschwitz und einer Krebsstation in einem Krankenhaus. Auch der Kebspatient im Endstadium (ein häßliches Wort) hat noch eine, wenn gleich unrealistisch geringe, Chance die Krankheit zu besiegen und somit zu überleben. Die Opfer der Nazis hatten keine Chance.

 

Wegen des Geschmacklosen Vergleiches von Mecky, beantrage ich hiermit, bei den Mod´s, eine Verwarnung für Mecky. Sollte dieser Öffentliche Antrag ähnlich Geschmacklos sei, beantrage ich eine weitere Verwarnung für mich.

 

Diese Diskussion hat eine Wendung bekommen, die dem Andenken der Opfer nicht gerecht wird. Deshalb klinke ich mich hier aus und schließe mich Peters Posting an:

 

Warum halten wir Angesichts der Verbrechen in Auschwitz nicht mal einfach die Klappe?

Und hören zu.

 

Gruß!

Frank

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Ich bleibe dabei, dass ich lieber mit jemandem tauschen möchte, der direkt vom Lastwagen in die Gaskammer gestoßen wird, als mit jemandem, der 20 Jahre elendig dahinsiecht.

Mit welchem Recht will man mir diese Präferenz streitig machen?

Ich möchte Dir Deine Präferenz nicht streitig machen, auch wenn ich sie für zynisch halte. Es gibt jedoch auch andere Präferenzen, die den Opfern der Massenmorde nicht nur streitig gemacht sondern geraubt wurden, den Großeltern und den Enkeln. Rembrandt hat es in ein Gemälde gefasst:

 

Der blinde und sieche Jakob segnet die Söhne Josefs.

 

Diese Diskussion hat eine Wendung bekommen, die dem Andenken der Opfer nicht gerecht wird.

 

Ich schließe mich Frank an.

bearbeitet von Alice
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Diese Anekdote ist mir im Zusammenhang mit der Hinrichtungsstätte Plötzensee erzählt worden. Dort, wo die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 hingerichtet wurden, kann man auch heute noch den Galgen besichtigen!

Das ist keine Anekdote sondern steht in Die Nacht von Elie Wiesel.

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Ich wende mich gegen nichts anderes, als dass Auschwitz zu einem unvergleichlichen Sonderschrecken erhoben wird. Und der Grund, warum ich dies tue ist, dass ich auf der Welt noch mehr Grauen sehe. Und dieses andere Grauen lasse ich nicht auf die zweite Stelle platzieren.

Auschwitz wird zu nichts erhoben ......Auschwitz ist der Sonderschrecken ohne gleichen.

Dieser Sonderschrecken beginnt mit der systematischen staatlichen Planung dieses Grauens...

setzt sich fort über die Unmenschlichkeiten im Lager...

und endet noch lange nicht in der unvorstellbaren Zahl der Opfer ....

 

Ich weiß nicht, Mecki, ob Du tatsächlich schon echts Grauen erlebt hast ........ ich schon in Afrika .......... nach einem Massakker 300 noch unbeerdigte Tote, fast nur Frauen und Kinder......... dennoch hat Auschwitz eine absolute Sonderstellung ..... nicht im Leid des Einzelnen!

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" ... solange Aufarbeitungs- und Betroffenheitsmonopole Manipulationsrecht geltend machen, solange geistige und künstlerische Eliten in gleichermaßen unangreifbarer wie unangestrengter Weise ihr schwach entwickeltes demokratisches Mütchen kühlen und in moralischem Profilieringswettstreit liegen, solange ein heuchlerischer Humanitätswettbewrb stattfindet, als gelte es, einen alljährlichen Holcaust-Oscar zu erringen, solange wird das Eingemahnte wie das Notwendige heillos in jedem Sinn des Wortes bleiben. ..."
bearbeitet von altersuender
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Auschwitz ist mit nichts vergleichbar. Nicht mit der Vertreibung Deutschstämiger aus Osteuropa, nicht mit den Gräueltaten jüngerer Zeit in Afrika, Nah- Ost, oder dem Balkan und erstrecht nicht mit den Schmerzen von Todkranken.

 

Es gibt einen fundermentalen Unterschied zwischen Auschwitz und einer Krebsstation in einem Krankenhaus. Auch der Kebspatient im Endstadium (ein häßliches Wort) hat noch eine, wenn gleich unrealistisch geringe, Chance die Krankheit zu besiegen und somit zu überleben. Die Opfer der Nazis hatten keine Chance.

Lieber Frank!

 

Wenn Auschwitz mit nichts vergleichbar wäre, dann gäbe es keinen Anlass zu sagen: "Auschwitz ist schlimmer als ...". Dem ist nicht so. Ich nehme an, Du wolltest sagen: "Auschwitz ist der Gipfel der Grausamkeit. Hier wurde eine neue Qualität der Grausamkeit offenbar." Das Offenbarwerden würde ich nicht einmal bestreiten. Aber Grausamkeiten und Leiden gab und gibt es nicht erst seit Auschwitz.

 

Auch die Aussichtslosigkeit der Opfer kann die Sonderstellung von Auschwitz nicht begründen.

 

Viel entscheidender für das Gedenken an Auschwitz finde ich ganz andere Dinge. Dass ein ganzes Volk so weit ruhig hält, dass Auschwitz möglich wird. Die gefühllose Kälte von Regenten des Lagers, die zu Hause zartfühlende Familienväter waren. Die Entwürdigung von Menschen und der ganze Rassismus, aus dem diese Entwürdigung entsprungen ist.

 

Auch das Verstummen halte ich nur eine Lösung für den Moment des Erschauderns. Danach gilt genau das Gegenteil: Den Mund aufmachen. Und das Hirn, um nachzusehen, wie es so weit kommen konnte. Denn die Wiederholung solcher Zustände zu verhindern ist eine wichtige Aufgabe. Und dafür reicht das Erschaudern nicht aus.

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Ich möchte Dir Deine Präferenz nicht streitig machen, auch wenn ich sie für zynisch halte.

Vielleicht würde Dir der eigene Zynismus deutlich, wenn ich tatsächlich Krebs hätte, jämmerlich leiden würde, und dann mir hier anhören müsste, dass Auschwitz schlimmer wäre.

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Vielleicht würde Dir der eigene Zynismus deutlich, wenn ich tatsächlich Krebs hätte, jämmerlich leiden würde, und dann mir hier anhören müsste, dass Auschwitz schlimmer wäre.

Das haben meine Eltern von mir nicht zu hören bekommen. Mein Vater war einige Wochen im KZ. Er hat nie ein Wort darüber geredet, auch nicht zu meiner Mutter. Wie viele andere auch. Ich glaube nicht, dass er lieber dort gestorben wäre. Er ist gerne Vater geworden und gewesen, trotz der Leiden, die er von dort mit gebracht hat.

bearbeitet von Alice
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in Afrika .......... nach einem Massakker 300 noch unbeerdigte Tote, fast nur Frauen und Kinder......... dennoch hat Auschwitz eine absolute Sonderstellung ..... nicht im Leid des Einzelnen!

Lieber Umusungu!

 

Ich komme sofort mit Dir überein, wenn Du dazusagst, dass auch dieses Massaker eine absolute Sonderstellung hat.

 

Ja, genau ... es geht bei der Sonderstellung von Auschwitz nicht um eine Sonderstellung des Leidens der Menschen dort. Sondern darum, dass ein Volk über lange Jahre dem Rassenwahnsinn sich so weit beugt, dass Auschwitz möglich wurde. Ich mach noch weiter: Und noch einmal bekommt Auschwitz eine Sonderstellung dadurch, dass das bei uns geschehen ist. In einem Land, das man bis dato nicht nur als zivilisiert, sondern sogar als "Volk der Dichter und Denker" bezeichnet hat.

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Vielleicht noch einmal die Aussage, von der das Ganze ausging:

Ich wende mich auch dagegen, dass das Leiden in Auschwitz als Leiden so außergewöhnlich war. Außergewöhnlich ist die Sinnenfälligkeit des Schreckens vor der ungezügelten und massenhaft-lebensvernichtenden Gewalt.
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