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Freikirchen


laura

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Ich gewinne den Eindruck, der Sinn der Taufe bei euch ist es, volles Gemeindemitglied zu werden.

 

Das ist der Sinn aber auch bei der RKK. Ohne diese kann man da auch nicht volles Mitglied der Kirche werden. Taufe ist konstitutiv.

 

Insofern verstehe ich momentan nicht, wo Du einen Widerspruch findest.

 

Dazu muss man aber auch in die Gemeinde passen. Den Luxus haben wir leider nicht, wir bereiten auch Kinder aus prekären Verhältnissen auf die EKO vor,

 

bei aller Kritik - ich habe nie eine Freikirche erlebt, die Kinder aus prekären Verhältnissen außen vor lassen würde.

 

Hat irgendetwas damit zu tun, dass Jesus auch so ähnlich drauf war, aber lass dich davon nicht irritieren.

 

Also bei allem Respekt vor der engagierten Katholikin und der Theologin: Du magst den Freikirchlern - auch den schlimmsten Evangelikalen - alles mögliche unterstellen können und dürfen, aber gewiss nicht ein Aussieben nach sozialem Background. Und hier gar einen Ansatz dafür zu finden, dass das Konzept der Freikirchen vielleicht nicht ganz so nahe an Jesus ist - nun ja, leicht daneben.

 

Üblicherweise gehen die meisten Freikirchler davon aus, dass ihre spezifische Kirche nicht die einzige ist, die wirklich und wahrhaftig christlich ist. Deswegen arbeiten die meisten Freikirchen (zumindest die, welche einen Gemeindebund haben, und das sind wohl ca. 90% aller Freikirchen in DE) mehr oder weniger eng zusammen in der evangelischen Allianz. Teilweise gibt es auch Kontakte zu (meist pietistisch ausgerichteten) landeskirchlichen Gemeinden. Und deswegen gehen die meisten Freikirchler auch davon aus, dass jeder Christ, egal, welchen Frömmigkeitsstil er pflegt, irgendwo eine Gemeinde findet, in der er sich einbringen kann und von der er auch profitieren kann. Das ist eine völlig andere Sichtweise als bei den Volkskirchen. Und deswegen wechseln doch auch immer Leute zwischen Freikirchen. In der Zeit, in der ich dabei war, fand ich alle möglichen Ab- und Zuwanderungsbewegungen vor: Weggang zu pietistischen Landeskirchlichen Gemeinden, zu den (damals bei uns) deutlich moraltheologisch liberaleren Baptisten oder Methodisten, Wechsel zu Pfingstgemeinden, Wechsel zu unglaublich engstirnigen Evangelikalen, wo man bereits dadurch Aufsehen erregte, indem man laut lachte ("das gehört sich nicht in diesem Jammertal, nur Doofe und Kinder lachen"). Das gehört dort halt nun mal dazu und wird, wenn man nicht im Ärger ausscheidet, auch nicht negativ gesehen.

 

Und die Taufe ist eben bei den meisten Freikirchen, die auf die Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts zurückgehen, als Erwachsenentaufe konstitutiv. Wer das nicht will, tritt eben dort nicht bei. Sondern sucht sich eine Kirche aus, die Kindertaufe entweder anerkennt (z.B. eine FEG) oder sogar selber praktiziert (das tun beispielsweise die Methodisten).

 

Das hat aber alles nichts damit zu tun, dass man der Meinung wäre, Gott würde sich nur bestimmten Menschen zuwenden. Diese Vorstellung habe ich zumindest nie erlebt. Gut - die Gnade Gottes muss gemäß der Theologie der meisten Freikirchen "in Anspruch genommen" werden - aber was das heißt, war schon damals in unserer Gemeinde recht umstritten.

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Also, ist ja nicht so, dass Glaube in der RKK keine Bedeutung hätte. Ich erinnere mich, dass ich bei der Taufe meiner Söhne nach meinem Glauben gefragt wurde und so geschieht es auch bei der Firmung, optional auch bei der Erstkommunion. Es gibt in Deutschland übrigens vor jeder Taufe ein Taufgespräch mit den Eltern, das ist verbindlich.

 

Ich kann mich jetzt irren, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es nicht ganz geklärt ist, wie jetzt der Glaube beschaffen sein soll.

 

Fakt ist, dass in der RKK tatsächlich nicht gefragt wird, ob es nur ein Lippenbekenntnis ist, ob der Bekennende, wie mein Sohn, nur zum Ausdruck bringt, dass er offen ist für den Weg des Glaubens in diesem Moment. Fakt ist, dass der Glaube der RKK besagt, dass Gott sein Handeln nicht vom Glauben dessen abhängig macht, ob er jetzt das versprochene Heil wirkt oder nicht.

 

Das Spannende ist, dass das der Glaube -!!! - der RKK ist.

 

Und dann gibt es halt das Gesetz, dass man die drei Sakramente der Initiation nicht verweigern darf und das gilt auch für EKO und Firmung, selbst wenn der Empfänger nicht ganz begreift, worum es geht, dh Menschen, die geistig behindert sind, ich weiß gerade den politisch korrekten Ausdruck nicht. Das ist ein etwas anderer Ansatz als die strenge Glaubenstaufe calvinistischer Prägung.

 

Ehrlich gesagt, ich bin kein großer Fan der Kindertaufe. Aber ich bin sehr skeptisch mit dieser Glaubenstaufe. Ich fände eine spätere Taufe wirklich schön, aber ich würde auch hier den Geschenkcharakter hervorheben. Taufe ist Beginn des Lebens im Glauben.

 

Vor Jahren erklärte mir mal ein recht unnetter Freikirchler, Exkathole, nur durch die Glaubenstaufe wäre Heil möglich. Auf meine Nachfrage, was mit geistig Behinderten sei, sagte er, dass Jesus auch andere Wege kenne. Also was jetzt?

 

Ich denke aber nicht, dass er für alle Freikirchler sprach. Vermutlich ein formalistischer Depp,

 

Und wann werden kinderlose nach ihrem Glauben gefragt?

Du tauftest Deine Söhne stellvertretend für Dich?

 

So nett Deine ganze Geschenktheologie ist, sie ist eine durchaus katholische, aber sehr nannyogg spezifische Theologie. Denn die Kindertaufe entspringt ursprünglich nicht etwa dem Wunsch, den kleinen Kindern ein möglichst schönes Geschenk zu machen, sondern der Angst bei versäumter Taufe den Himmel zu verpassen. Mir hat meine Mutter für meine schwerbehinderte Tochter Weihwasser in die Hand gedrückt, damit ich sie heimlich Nottaufen kann. Als ich meiner Schwiegermutter erklärte, dass ich meine Älteste nicht innerhalb von ein paar Tagen taufen lassen, fragte sie mich, ob ich nicht Angst habe, ob ihr was passieren könne.

 

Auf die Frage, was nun mit zufällig nicht rechtzeitig getauften passiert, könnte Dir der eine oder andere Katholik vielleicht die Antwort geben, Gott habe vielleicht noch andere Wege - der Limbus wurde schließlich abgeschafft.

 

Dass das Heil ein Geschenk ist, unverdient und unverdienbar, das ist reformatorische Theologie.

 

Man kann dran glauben, dann hat man die Heilsgewissheit, oder es lassen, das interessiert dann den ders nicht glaubt überhaupt nicht und ist so laut wie der Baum der umfällt, wenn keiner hinhört. Keine Ahnung welchen weiteren Glauben Du brauchst.

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Franciscus non papa

 

 

Und wann werden kinderlose nach ihrem Glauben gefragt?

 

 

 

An jedem Sonntag und Hochfest, bekennen wir im Credo den Glauben.

 

Viele Menschen beten den Rosenkranz, und der beginnt mit dem Glaubensbekenntnis.

 

Aushalb persönlicher Sonderereignisse erneuern alle in der Osternacht ihr Taufbekenntnis.

 

Das sollte dann ja wohl reichen.

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Die Freichristen sind für mich eine ständige Provokation. Sie sagen, sie haben eine persönliche Beziehung zu Jesus und Jesus spricht mit ihnen

Die Betonung einer starken Beziehung zu Jesus ist aus meiner Sicht eine der Stärken der Evangelisch-Freikirchlichen. Mag sein, dass es da die eine oder andere Stilblüte gibt, aber im Großen und Ganzen liegen sie damit richtig. Und sie befinden sich in guter Gesellschaft. Dietrich Bonhoeffer z. B. hat darauf auch großen Wert gelegt und seine Studenten auch mal ganz direkt gefragt, ob sie Jesus lieb haben.

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Der Punkt mit der Gemeindeangehörigkeit geht an Lothar. Touche.

 

Was mich so stutzig macht, war LJS Darlegung, dass man eine Gemeinde sucht, die zu einem passt.

 

Das letzte Kind, das in unsere EKO reinrutschte, samt Mutter, würde in keine Freikirche dieser Welt passen. Kann man mir jetzt abnehmen oder auch nicht.

 

Schön, LJS, dass du so gut über Katholiken Bescheid weißt. Ich habe leider nur wenig Ahnung von Freikirchen. In meiner Gemeinde gibt es nämlich kaum Abwanderungen und auch keine Freikirche. Die Erstkommunionsmutter einer meiner Söhne ist in der Nachbargemeinde gerne in der Freikirche, hat aber bei uns die Erstkommunionsvorbereitung für ihr Kind und andere Kinder mitgestaltet, sie dürfte einer der Ausnahmen sein. In der Regel muss sich aber bei uns keiner eine Gemeinde suchen und so haben wir Leute jeder Art in unserer Gemeinde.

 

Die ortskirchliche Strukturierung des Christentums, belegt durch die neutestamentliches Schriften einschließlich ihrer Konflikte ist etwas, das der Unterteilung unserer Gesellschaft in Milieus, wie sie die Sinusstudie immer wieder dokumentiert, tatsächlich entgegenläuft. Hier nicht dem gesellschaftlichen Druck nachzugeben halte ich für eine der wesentlichen Aufgaben der RKK.

 

Selbstverständlich wäre es nett, Kirche mit einem harten Kern der Überzeugten zu machen und irgendwie hat man das Gefühl, wieder in paulinischen Zeiten zu sein. Wirklich?

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Die Freichristen sind für mich eine ständige Provokation. Sie sagen, sie haben eine persönliche Beziehung zu Jesus und Jesus spricht mit ihnen

Die Betonung einer starken Beziehung zu Jesus ist aus meiner Sicht eine der Stärken der Evangelisch-Freikirchlichen. Mag sein, dass es da die eine oder andere Stilblüte gibt, aber im Großen und Ganzen liegen sie damit richtig. Und sie befinden sich in guter Gesellschaft. Dietrich Bonhoeffer z. B. hat darauf auch großen Wert gelegt und seine Studenten auch mal ganz direkt gefragt, ob sie Jesus lieb haben.

Manchmal ist es nicht entscheidend, ob ein Mensch Jesus liebt.

 

Manchmal ist es entscheidend, dass Jesus jeden Mensch liebt.

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Long John Silver

Der Punkt mit der Gemeindeangehörigkeit geht an Lothar. Touche.

 

Was mich so stutzig macht, war LJS Darlegung, dass man eine Gemeinde sucht, die zu einem passt.

 

 

Ich weiss gar nicht, wo die vielen Katholiken herkommen, die ich in Deutschland kennenlernte, die sich eine Gemeinde suchten, die zu ihnen passt, entweder weil sie mehr Angebote fuer Familien hatte, oder weil ihnen der Pfarrer sympathischer war, oder ihnen die Liturgie besser gefiel - manche nahmen sogar weitere Wege in Kauf, um zur Gemeinde ihrer Wahl zu gelangen. Manche hatten sogar mehrere fuer bestimmte Anlaesse (z.B. Weihnachtmesse, Beichten).

 

Ist das nicht eigenartig, dieses Gemeinde hopping :lol:

 

Wie dem auch sei - in Anbetracht des gemeinsamen Zieles und wie viel Zeit und Geld und Verantwortung wir investieren in unsere spezielle Gemeinde und welchen hohen persoenlichen Wert unserer Zusammenhalt ist, halte ich es fuer eine Frage von Intelligenz, zu schauen, ob Harmonie in der gesamten Ausrichtung besteht oder nicht und an wen man bindet. Ich glaube nicht, dass eine Gemeinde gut beraten waere, mit Leuten zusammen zu gehen zu wollen um jeden Preis, die nicht verstanden haben, was das bedeutet oder in grundsaetzlichen Dingen ganz anderer Meinung ist. Ich heirate auch niemanden, der nicht verstanden hat, was Ehe ist, oder mit dem eine grundsaetzliche Disharmonie besteht.

 

Um in einer Gemeinde Glauben leben zu koennen, (ich erklaerte es Tojak bereits) muss ich nicht Mitglied werden. Ich war Mitglied in der Gemeinde, in der ich aufwuchs und bin es in der, in die ich kam, als ich vor ein paar Jahren in diese Gegend zog. Und dazwischen war ich nirgends Mitglied, aber ich bin ganz gern in diese oder jene Gemeinde gegangen, an dem Ort, wo ich jeweils lebte und habe mich irgendwie engagiert.

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Long John Silver

 

Die ortskirchliche Strukturierung des Christentums, belegt durch die neutestamentliches Schriften einschließlich ihrer Konflikte ist etwas, das der Unterteilung unserer Gesellschaft in Milieus, wie sie die Sinusstudie immer wieder dokumentiert, tatsächlich entgegenläuft. Hier nicht dem gesellschaftlichen Druck nachzugeben halte ich für eine der wesentlichen Aufgaben der RKK.

 

Selbstverständlich wäre es nett, Kirche mit einem harten Kern der Überzeugten zu machen und irgendwie hat man das Gefühl, wieder in paulinischen Zeiten zu sein. Wirklich?

 

Ich habe keine Ahnung, was du in Bezug auf Freikirchen zu sagen versuchst und ich befuerchte auch hier, dass es voellig an der Realitaet von Gemeindearbeit vorbei geht.

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Ist das nicht eigenartig, dieses Gemeinde hopping :lol:

Nö. Das was Du über die RKK schreibst ist kein Wechsel der Ortskirche. Die Gemeinde endet bei uns nicht an der Gemarkungsgrenze sondern. Wenn ich hier in eine andere Kirche gehe, fällt das unter "Kategorialseelsorge". Ein uraltes Prinzip nebenbei. Egal in welcher Kirchengemeinde ich bin - und dazu muss ich mich nicht zwangsläufig wer weiß wie intensiv engagieren - bin ich immer Teil der Katholischen Kirche, die z.B. Im Erzbistum Köln Gestalt angenommen hat und von einem Nachfolger der Apostel geleitet wird.

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Denn die Kindertaufe entspringt ursprünglich nicht etwa dem Wunsch, den kleinen Kindern ein möglichst schönes Geschenk zu machen, sondern der Angst bei versäumter Taufe den Himmel zu verpassen.

 

Ich bin kein Historiker, aber ich gehe davon aus, dass es so (gewesen) ist. Das hat sich aber nun auch theologisch überlebt, seit der "offiziellen Schließung" des Limbus durch Benedikt. Gut, es hat lange gedauert, Jahrhunderte, aber nun ja. Die Lehrtradition bei den Freikirchen (sowas gibt es auch) ändert sich ja auch nicht von jetzt auf eben kurz danach.

 

Ich glaube auch nicht, dass Nannyogg die einzige ist, die die Taufe so interpretiert - nein, ich weiß, dass es anders ist. Das ist nämlich (vermutlich) die mehrheitliche Sicht der Kindertaufebefürworter in unserer Kirche - die Taufe an einem unmündigen Kind ist ein Zeichen dafür, dass Gott ohne jegliche Vorleistung - vor allem ohne Vorleistung des Glaubens - sich dem Menschen zuwendet. Deswegen stört es auch viele Leute nicht, dass sie die Taufe nicht bewusst miterlebt haben.

 

Klar - um das auszudrücken, braucht man keine Taufe - das kann man mit einer Kindersegnung genauso machen. Aber man kann immer irgendwas anders machen.

 

Dass das Heil ein Geschenk ist, unverdient und unverdienbar, das ist reformatorische Theologie.

 

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke doch fast, dass das bei Katholiken nicht anders gesehen wird. Der Unterschied liegt wohl eher darin, ob man irgendwas "annehmen" muss. Und wie das "annehmen" aussehen mag.

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Das letzte Kind, das in unsere EKO reinrutschte, samt Mutter, würde in keine Freikirche dieser Welt passen. Kann man mir jetzt abnehmen oder auch nicht.

 

Ja und? Ich bin ja selber kein Freikirchler mehr, habe mir mit Absicht und in Vollbesitz meiner geistigen Kräfte eine "Volks"kirche (na ja, mit kleinem Kirchenvolk) mit episkopaler Struktur rausgesucht. Ich weiß nicht, ob ich in eine Freikirche passen würde - vermutlich in eine volkskirchennahe Freikirche wie die Methodisten. Na ja, eigentlich passe ich dann nicht in eine Freikirche. Stimmt schon. Aber auch für mich gibts was. Die kirchliche Welt ist groß, umfassend, umfangreich.

 

Ich habe leider nur wenig Ahnung von Freikirchen.

 

Ich war zum einen 10 Jahre lang aktiv dabei und habe zum anderen auch heute einigen Kontakt zu Freikirchlern (nicht aus der damaligen Zeit, da ging die Trennung eher unter Spannungen ab). Daher meine ich, behaupten zu können, mich mit Freikirchen und deren Struktur (mit der ich mich beim Wechsel in die AKK auseinandergesetzt habe, denn Teile der Struktur, z.B. der Kongregationalismus, störten mich) auszukennen.

 

In der Regel muss sich aber bei uns keiner eine Gemeinde suchen

 

Weißt Du es? Du siehst auch nur einen kleinen Teil, gerade wenn Du sagst, Du würdest keine Freikirchen kennen.

 

Die ortskirchliche Strukturierung des Christentums, belegt durch die neutestamentliches Schriften einschließlich ihrer Konflikte ist etwas, das der Unterteilung unserer Gesellschaft in Milieus, wie sie die Sinusstudie immer wieder dokumentiert, tatsächlich entgegenläuft. Hier nicht dem gesellschaftlichen Druck nachzugeben halte ich für eine der wesentlichen Aufgaben der RKK.

 

Dafür ist mir mein Glauben zu schade. Sorry. Ich bin durch meine Vergangenheit geprägt. Ich möchte meinen Glauben dort leben, wo es mir Freude macht, wo es mich inspiriert, auch gerne meinen Teil in die Gemeinschaft einzubringen. Und wenn ich auch nur eines in meiner freikirchlichen Zeit gelernt habe, so ist es das, dass ich bezüglich meiner Gemeindezugehörigkeit keine groben Kompromisse mehr eingehe. In den freikirchlichen Bereich bin ich gekommen, damals weil ich der Überzeugung war, dass deren Glauben authentischer christlich wäre. Irgendwann war diese Frage für mich nicht mehr relevant. Ich habe mich dort aus organisatorischen und menschlichen Gründen nicht mehr wohlgefühlt, am Schluss war ich froh, wenn ich Gottesdienste nicht besuchen musste. Das kann doch nicht "das Leben in seiner ganzen Fülle" sein. Und dann habe ich mir gezielt verschiedene Kirchen angeschaut und - wahrscheinlich auch aufgrund meiner katholischen Sozialisierung in Kindheit und Jugend - die AKK rausgesucht.

 

Ich sehe bezüglich meines Glaubens nicht den Sinn darin, mich an Strukturen aufzureiben, mit Leuten, die ihren Einfluss in der Gemeinde auf ihre Familienherkunft begründen, herumzustreiten oder in einem Gottesdienst dauernd zu gähnen. Vita brevis. Es geht hier nicht um soziales Milieu (welches sich im übrigen auch in aktiven, funktionierenden Großkirchengemeinden durchaus herausbilden kann), sondern es geht zum einen um einen gemeinsamen Frömmigkeitsstil, den man teilt, und zum anderen um eine kirchenrechtliche Rahmensetzung, die ich zumindest mit wenigen kompromissbedingten Abstrichen akzeptieren kann (was ich weder in der RKK noch in den Freikirchen konnte).

 

Wie soll ich bewusst meinen Glauben leben, wenn ich mich dauernd an Strukturen aufreibe, die zu mir nicht passen, wenn es gleichzeitig Gemeinden gibt, bei denen das nicht der Fall wäre? Das ist Ressourcenverschwendung.

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Long John Silver
Ist das nicht eigenartig, dieses Gemeinde hopping :lol:

Nö. Das was Du über die RKK schreibst ist kein Wechsel der Ortskirche. Die Gemeinde endet bei uns nicht an der Gemarkungsgrenze sondern. Wenn ich hier in eine andere Kirche gehe, fällt das unter "Kategorialseelsorge". Ein uraltes Prinzip nebenbei. Egal in welcher Kirchengemeinde ich bin - und dazu muss ich mich nicht zwangsläufig wer weiß wie intensiv engagieren - bin ich immer Teil der Katholischen Kirche, die z.B. Im Erzbistum Köln Gestalt angenommen hat und von einem Nachfolger der Apostel geleitet wird.

 

Das Engagieren hat etwas mit dem Evangelium zu tun und den Sieben Werken der Barmherzigkeit. Das wiederum hat etwas mit den Ernstnehmen der Lehre von Jesus zu tun, und dieses Ernstnehmen bezeugt man unter anderem in der Taufe. Die Gemeinden fuellen bei uns einen riesigen Teil von dem, was in Deutschland unter staatliche oder behoerdliche Sozialarbeit oder andere Hilfen von Behoerden faellt, Suppenkuechen, Obdachlosenhilfe, Gefaengnisseelsorge, Hausaufgabenhilfe, Hilfe fuer die Alten und Kranken im Bereich der Gemeinde, also konkrete Nachbarschaftshilfe, im kleinen wie im grossen, die aus eigener Kraft finanziert werden. Wir haben seit geraumer Zeit ein Projekt fuer Leute, die aus dem Gefaengnis kommen und Arbeit suchen, die zusammen mit den eventuellen Bewaehrungshelfern zu unterstuetzen, aufsuchende Sozialarbeit ist ein ganz wichtiges Thema. Da ist jeder sehr willkommen, der z.B. kostenlose Transporte anbietet macht fuer Verwandte zu Besuchen in weit entfernten Gefaengnissen oder andere logistische Aufgaben uebernimmt, egal in welchem Bereich. Ohne dieses Engagement auch im kleinen koennten wir einpacken.

bearbeitet von Long John Silver
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Long John Silver

 

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke doch fast, dass das bei Katholiken nicht anders gesehen wird. Der Unterschied liegt wohl eher darin, ob man irgendwas "annehmen" muss. Und wie das "annehmen" aussehen mag.

 

Mhm ... ich kann mich nicht entsinnen, dass ich bei meiner Taufe an mein oder das Heil dachte oder das irgendwie ein Thema war. Das einzige, was ich angenommen habe ist meine Beziehung zu Jesus und die Aussage, sein Evangelium ernst zu nehmen und in dem Mittelpunkt meines Lebens zu stellen (sozusagen als Richtschnur). Ja, ob ich Jesus als meinen Heiland und Erloeser annehme, so war die Frage.

bearbeitet von Long John Silver
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Ja, ob ich Jesus als meinen Heiland und Erloeser annehme, so war die Frage.

 

So oder so ähnlich. Ich muss in irgend einer Weise das Heilsangebot Gottes annehmen. Was das auch nun immer heißen mag.

(Wobei natürlich schon mal die Frage besteht, was "das Heil" eigentlich ist - aber das ist noch eine andere Frage).

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Ist das nicht eigenartig, dieses Gemeinde hopping :lol:

Nö. Das was Du über die RKK schreibst ist kein Wechsel der Ortskirche. Die Gemeinde endet bei uns nicht an der Gemarkungsgrenze sondern. Wenn ich hier in eine andere Kirche gehe, fällt das unter "Kategorialseelsorge". Ein uraltes Prinzip nebenbei. Egal in welcher Kirchengemeinde ich bin - und dazu muss ich mich nicht zwangsläufig wer weiß wie intensiv engagieren - bin ich immer Teil der Katholischen Kirche, die z.B. Im Erzbistum Köln Gestalt angenommen hat und von einem Nachfolger der Apostel geleitet wird.

 

Das Engagieren hat etwas mit dem Evangelium zu tun und den Sieben Werken der Barmherzigkeit. Das wiederum hat etwas mit den Ernstnehmen der Lehre von Jesus zu tun, und dieses Ernstnehmen bezeugt man unter anderem in der Taufe. Die Gemeinden fuellen bei uns einen riesigen Teil von dem, was in Deutschland unter staatliche oder behoerdliche Sozialarbeit oder andere Hilfen von Behoerden faellt, Suppenkuechen, Obdachlosenhilfe, Gefaengnisseelsorge, Hausaufgabenhilfe, Hilfe fuer die Alten und Kranken im Bereich der Gemeinde, also konkrete Nachbarschaftshilfe, im kleinen wie im grossen, die aus eigener Kraft finanziert werden. Wir haben seit geraumer Zeit ein Projekt fuer Leute, die aus dem Gefaengnis kommen und Arbeit suchen, die zusammen mit den eventuellen Bewaehrungshelfern zu unterstuetzen, aufsuchende Sozialarbeit ist ein ganz wichtiges Thema. Da ist jeder sehr willkommen, der z.B. kostenlose Transporte anbietet macht fuer Verwandte zu Besuchen in weit entfernten Gefaengnissen oder andere logistische Aufgaben uebernimmt, egal in welchem Bereich. Ohne dieses Engagement auch im kleinen koennten wir einpacken.

ich kann nicht begaupten, daß ich über das soziale Netz in D besonders unglücklich wäre. Ich halte es jedenfalls für stabiler, als ein loses Engagement freiwilliger Grüppchen.

 

Das heißt nicht, daß ich nicht dafür wäre, auch bei uns die Katholische Kirche als Trägerin des Schulwesens, der Sozialarbeit und des Gesundheitswesens einzusetzen, aber selbst die Katholische Kirche halte ich für stabiler als eine Gemeinde mit dem Charakter einer Bürgerinitiative.

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Das heißt nicht, daß ich nicht dafür wäre, auch bei uns die Katholische Kirche als Trägerin des Schulwesens, der Sozialarbeit und des Gesundheitswesens einzusetzen, aber selbst die Katholische Kirche halte ich für stabiler als eine Gemeinde mit dem Charakter einer Bürgerinitiative.

Insgesamt oder nur für Katholiken?

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Katholisch = allumfassend

 

(Hängt allerdings damit zusammen, daß ich die Kombination "liberaler Staat + starke Kirche" für angenehmer zum Leben halte als anders herum... sich mit der Kirche zu arrangieren ist leichter als mit der Staatsgewalt.)

bearbeitet von Flo77
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Katholisch = allumfassend

Für die Gläubigen, ja. Du würdest ernstlich wünschen, dass das öffentliche Schulwesen in einer säkularen, zu erheblichen Teilen Ungläubigen Gesellschaft in der hand der Kirche liegt?

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Warum nicht?

 

Zumal ich eine "mehrheitlich ungläubige" Gesellschaft für alles andere als positiv halte.

bearbeitet von Flo77
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..sich mit der Kirche zu arrangieren ist leichter als mit der Staatsgewalt.

... nur, solange die Kirche nichts wirklich zu sagen hat.

 

Werner

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Zumal ich eine "mehrheitlich ungläubige" Gesellschaft für alles andere als positiv halte.

Nun, de facto ist diese Gesellschaft "mehrheitlich ungläubig" und ich finde, es bekommt ihr gut. Nun müssen wir nur noch dafür sorgen, daß wir endlich das bekommen, was schon lange in der Verfassung steht: einen weltanschaulich neutralen Staat.

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..sich mit der Kirche zu arrangieren ist leichter als mit der Staatsgewalt.

... nur, solange die Kirche nichts wirklich zu sagen hat.

 

Werner

Das hat mit dem Freikirchen zwar nichts mehr zu tun, aber eine Gesellschaft, deren Staat sich auf das Wesentliche beschränkt (persönliche Sicherheit, Infrastruktur, Repräsentanz nach außen, Rechtsstaatlichkeit), während die Kirche die ihr originären sozialen und edukativen Aufgaben übernimmt, erscheint mir freier als unser aktuelles Modell bei dem versucht wird moralische Vorstellungen, durch allgemeine Gesetze zu zementieren.

bearbeitet von Flo77
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..sich mit der Kirche zu arrangieren ist leichter als mit der Staatsgewalt.

... nur, solange die Kirche nichts wirklich zu sagen hat.

 

Werner

Das hat mit dem Freikirchen zwar nichts mehr zu tun, aber eine Gesellschaft, deren Staat sich auf das Wesentliche beschränkt (persönliche Sicherheit, Infrastruktur, Repräsentanz nach außen, Rechtsstaatlichkeit), während die Kirchen die ihr originären sozialen Aufgaben übernimmt, erscheint mir freier als unser aktuelles Modell bei dem versucht wird moralische Vorstellungen, durch allgemeine Gesetze zu zementieren.

ja, da stimm ich dir völlig zu.

 

Werner

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