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Warum glaubst du an Gott?


Frostfrosch

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Hallo Julia,

 

im vornherein muss ich gleich eine Entschuldigung an das gesamte Forum loswerden, wenn ich jetzt schon wieder eine Definition eines Begriffes einfordere.

Was sind die Werte, die dir in der evangelischen Kirche vermittelt wurden, die nicht von Gesetzen des dt. Staats abgedeckt werden?

 

Auch wenn ich nicht gläubig wäre, könnte ich mich vermutlich dennoch mit den Werten der christlichen Kirchen identifizieren.

 

Kennst du Offenbarung 21,8?

Mir sind da die Gesetze des GG lieber, da sind alle Menschen vor jedem Gericht gleich.

 

Gruß Cartman

 

Hallo Cartman,

 

ich habe gerade eben mal die Stelle in der Offenbarung nachgeschlagen. Nicht sehr schön :(

 

Zunächst einmal: Ich bin (was dich vermutlich wenig überraschen wird) ein großer Anhänger des Grundgesetzes, weil eben schon die wichtigsten Werte darin aufgenommen wurden. Aber es ist ja noch nicht so lange her, dass ein solcher politischer "Wertekanon" fehlte.

 

Ein Wert, der mir aus aktuellem Anlass ganz besonders am Herzen liegt, ist zum Bsp. auch einen Feind noch als Mitmenschen zu betrachten und zu behandeln (siehe die Äußerungen verschiedener Staats- und Regierungschefs zur Ermordung Bin Ladens). Hierzu haben die Kirchen einen völlig anderen Standpunkt vertreten.

Auch die kirchliche Haltung zur aktiven Sterbehilfe entspricht meiner Sicht, ebenso wie die Ablehnung eines reinen Nützlichkeitsdenkens.

Noch ein Wert, der mir in meiner „religiösen Erziehung“ vermittelt wurde, ist es andere Weltanschauungen zu achten, auch wenn man diese vielleicht nicht in allen Punkten teilt. Dass dies in der Historie so nicht geschehen ist, kann nicht geleugnet werden. Aber im hier und jetzt, vor allem in meinem persönlichen Umfeld, ist mir aufgefallen, dass religiös verwurzelte Menschen häufig (nicht immer) größeres Verständnis für die Belange anderer Religionen haben, als weniger religiös verwurzelte Menschen. Dies zeigt sich zum Beispiel bei Fragen von Moscheebauten, dem Tragen von Kopftuch etc.

Die Werte bzw. Positionen, die ich hier genannt habe, sind jetzt völlig willkürlich herausgegriffen und sind nicht spezifisch evangelisch, was ja zeigt, wie ähnlich sich die christlichen Kirchen hierbei sind.

Unterschiede fänden sich dann erst im theologischen Bereich.

 

Julia84

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Ja, es gibt Menschen die in Ländern mit fehlender demokratischer Tradition für Demokratie kämpfen. Und es gibt Menschen, die auch gegen Widerstände für ihre Religion kämpfen. Ob die Vorzüge der Demokratie so offensichtlich sind, bezweifle ich. Wohlgemerkt: Ich selbst halte die Demokratie für die beste aller Regierungsformen, aber man sollte sich doch bewusst sein, dass sie ein historischer Sonderweg und keinesfalls die einzig denkbare Form menschlichen Zusammenlebens ist.

Soviel Relativismus macht mich krank. Demokratie ist kein Sonderweg, sondern, bei allen individuellen Abweichungen, die sich auch unter unterschiedlichen Traditionen ergeben werden, der einzige Weg, wie sich industrialisierte Gesellschaften möglichst konfliktfrei organisieren. Das war schon immer meine Meinung, nur hatte ich nicht gedacht, daß ich einen solchen Aufbruch an Demokratie noch erleben würde, aber mit der Wiedervereinigung hatte ich auch nicht so schnell gerechnet. Bitte mißversteh das nicht als Optimismus. Die neuen Demokratien werden noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen, um gut zu funktionieren, aber sie werden funktionieren.

 

Nun zur Frage der Tradition: Ich selbst bin evangelisch-lutherisch getauft. Der Grund hierfür ist, dass schon meine Eltern evangelisch-lutherisch getauft wurden, was sicherlich geschah, weil auch deren Eltern evangelisch-lutherisch getauft worden waren. Wären meine Eltern katholisch gewesen, hätten sie mich katholisch taufen lassen. Soweit stimme ich dir also zu, dass Tradition einen wichtigen Anteil an der jeweiligen Religion bzw. Konfession hat. Nur gab es in meiner Familie noch andere Traditionen. Manche habe ich übernommen, manche nicht. Dass ich noch heute evangelisch bin, liegt daran, dass ich mir die Werte, die mir innerhalb der evangelischen Kirche vermittelt wurden, zueigen gemacht habe. Heute sind es meine Werte. Auch wenn ich nicht gläubig wäre, könnte ich mich vermutlich dennoch mit den Werten der christlichen Kirchen identifizieren.

Dass ich hingegen gläubig bin, also spüre, dass da ein Gegenüber ist, zudem ich gerne eine Beziehung hätte, hat nichts mit Tradition und auch nichts mit einer bewussten Entscheidung zu tun. Es ist einfach ein Bewusstsein oder Gefühl, das mal stärker und mal weniger stark ausgeprägt, aber immer irgendwie vorhanden ist.

Dieses Gespür für ein Gegenüber, das Über-Du nannte das einmal ein protestantischer Theologe mir gegenüber, hättest du mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, wenn du in einer glaubenslosen Familie aufgewachsen wärst. Mit einer entschieden atheistischen Familie wäre das eventuell schon anders, denn da ist oft Religion ein Thema. Ich stamme aus einer lutherischen Familie, in der man mindestens schon in der dritten Generation, nur noch in die Kirche geht, wenn man muß, Hochzeiten, Beerdigungen usw., und Kirchenmitglied ist man nur, weil sonst die Leute reden. Da entwickelst du kein Über-Du. ;)

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Ja, es gibt Menschen die in Ländern mit fehlender demokratischer Tradition für Demokratie kämpfen. Und es gibt Menschen, die auch gegen Widerstände für ihre Religion kämpfen. Ob die Vorzüge der Demokratie so offensichtlich sind, bezweifle ich. Wohlgemerkt: Ich selbst halte die Demokratie für die beste aller Regierungsformen, aber man sollte sich doch bewusst sein, dass sie ein historischer Sonderweg und keinesfalls die einzig denkbare Form menschlichen Zusammenlebens ist.

Soviel Relativismus macht mich krank. Demokratie ist kein Sonderweg, sondern, bei allen individuellen Abweichungen, die sich auch unter unterschiedlichen Traditionen ergeben werden, der einzige Weg, wie sich industrialisierte Gesellschaften möglichst konfliktfrei organisieren. Das war schon immer meine Meinung, nur hatte ich nicht gedacht, daß ich einen solchen Aufbruch an Demokratie noch erleben würde, aber mit der Wiedervereinigung hatte ich auch nicht so schnell gerechnet. Bitte mißversteh das nicht als Optimismus. Die neuen Demokratien werden noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen, um gut zu funktionieren, aber sie werden funktionieren.

 

Nun zur Frage der Tradition: Ich selbst bin evangelisch-lutherisch getauft. Der Grund hierfür ist, dass schon meine Eltern evangelisch-lutherisch getauft wurden, was sicherlich geschah, weil auch deren Eltern evangelisch-lutherisch getauft worden waren. Wären meine Eltern katholisch gewesen, hätten sie mich katholisch taufen lassen. Soweit stimme ich dir also zu, dass Tradition einen wichtigen Anteil an der jeweiligen Religion bzw. Konfession hat. Nur gab es in meiner Familie noch andere Traditionen. Manche habe ich übernommen, manche nicht. Dass ich noch heute evangelisch bin, liegt daran, dass ich mir die Werte, die mir innerhalb der evangelischen Kirche vermittelt wurden, zueigen gemacht habe. Heute sind es meine Werte. Auch wenn ich nicht gläubig wäre, könnte ich mich vermutlich dennoch mit den Werten der christlichen Kirchen identifizieren.

Dass ich hingegen gläubig bin, also spüre, dass da ein Gegenüber ist, zudem ich gerne eine Beziehung hätte, hat nichts mit Tradition und auch nichts mit einer bewussten Entscheidung zu tun. Es ist einfach ein Bewusstsein oder Gefühl, das mal stärker und mal weniger stark ausgeprägt, aber immer irgendwie vorhanden ist.

Dieses Gespür für ein Gegenüber, das Über-Du nannte das einmal ein protestantischer Theologe mir gegenüber, hättest du mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, wenn du in einer glaubenslosen Familie aufgewachsen wärst. Mit einer entschieden atheistischen Familie wäre das eventuell schon anders, denn da ist oft Religion ein Thema. Ich stamme aus einer lutherischen Familie, in der man mindestens schon in der dritten Generation, nur noch in die Kirche geht, wenn man muß, Hochzeiten, Beerdigungen usw., und Kirchenmitglied ist man nur, weil sonst die Leute reden. Da entwickelst du kein Über-Du. ;)

 

Über-Du gefällt mir; klingt zwar ein bisschen nach Über-Ich, aber weniger selbstzentriert :) Ich finde die Frage, wieso sich soetwas entwickelt, übrigens selbst sehr spannend. Mein Onkel, der Patenonkel meiner Schwester, ist Pfarrer, meine Tante war Religionslehrerin. Mein Vater war auf einem evangelischen Internat, meine Mutter jahrelang im Kirchengemeinderat. Trotzdem hat meine Schwester mit Religion nicht mehr am Hut, als dass ihr alttestamentliche Namen gefallen :rolleyes:

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Über-Du gefällt mir; klingt zwar ein bisschen nach Über-Ich, aber weniger selbstzentriert :) Ich finde die Frage, wieso sich soetwas entwickelt, übrigens selbst sehr spannend. Mein Onkel, der Patenonkel meiner Schwester, ist Pfarrer, meine Tante war Religionslehrerin. Mein Vater war auf einem evangelischen Internat, meine Mutter jahrelang im Kirchengemeinderat. Trotzdem hat meine Schwester mit Religion nicht mehr am Hut, als dass ihr alttestamentliche Namen gefallen :rolleyes:

Dieser Theologie-Professor hat den Begriff ausdrücklich in Anlehnung an Freuds Über-Ich verwendet. Das war also kein Zufall. Wie sich heute, nach der Auflösung religiöser Milieus, weltanschauliche Vorstellungen entwickeln? Ich denke, das hast du schon sehr schön beschrieben. Du kommst offenbar aus einer religiös engagierten Familie, aber um ein Kind zu erziehen, sagen die Afrikaner, braucht es ein ganzes Dorf. Wir sind in Laufe unserer Entwicklung unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt und bei deiner Schwester hat das zumindest zur religiösen Indifferenz gereicht.

 

Außerdem darf man die Entwicklung von Menschen nicht zu mechanisch sehen. Wir sind nicht einfach Produkt unserer Umwelt, was, wenn man genauer darüber nachdenkt, auch Unfug wäre, denn diese Umwelt besteht ja auch wieder nur aus Menschen, die ihrerseits wieder Produkt ihrer Umwelt wären, ... usw. Erziehung, Heranwachsen ist ein Prozeß wechselseitiger Beeinflussung. An Anfang ist das kleine Kind noch ziemlich hilflos und vollkommen angewiesen auf die Zuwendung der Älteren. Aber wer selbst Kinder großgezogen hat, weiß, wie schnell sich das ändert, und wie schnell die kleinen Würmer, lernen, ihren Willen zur Geltung zu bringen. In diesem Prozeß verschieben sich so zwangsläufig die Machtgewichte von den Älteren hin zu den dann Heranwachsenden, bis sie irgendwann selbst Erwachsene sind, die nun den nunmehr Alten auf vielen Gebieten ebenbürtig oder sogar überlegen sind.

 

Kein Kind entwickelt sich in diesem Prozeß gleich, und, um auf die Frage der weltanschaulichen Entwicklung zurückzukommen, keines nimmt die Anregungen aus der Umgebung in gleicher Weise auf. Hinzu kommt auch noch, daß Kinder Widersprüche in der Haltung der Erwachsenen klarer wahrnehmen, als diese selbst. So mögen in deiner Schwester Zweifel zum Tragen gekommen sein, die eure Eltern hatten, aber aufgrund ihrer anderen Erziehung und Wertvorstellungen ausgehalten haben.

 

So waren meine Eltern nicht frommer als ich, nur wären sie nie aus der Kirche ausgetreten, wie ich es getan habe, weil man das eben nicht tat.

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Nein, wie kommst du darauf? Nur geht es gar nicht um die Ungläubigen, von denen, wie mir hier jeder bestätigt, es ja gar nicht so viele gibt. Es geht um die anderen Gläubigen, um die Religionen, die schon Jahrtausende existierten bevor deine Religion das Licht der Welt erblickte. Denen erzähle doch mal etwas von ihrer "von Sünde verfinsterten Sichtweise"! Im Moment sähe ich das gern bei einem Moslem (deren Religion nach eigener Aussage seit Anbeginn der Zeit existiert).

 

P.S. Wo ist in deinem Post eigentlich das Zeichen von Demut, von dem du sprichst. Ich hab es nicht gefunden. ;)

Was die anderen Religionen betrifft, möchte ich mir erlauben, aus der Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen

"Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen "Nostra aetate" " zu zitieren

Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht, die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die Anerkenntnis einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. Diese Wahrnehmung und Anerkenntnis durchtränkt ihr Leben mit einem tiefen religiösen Sinn. Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die gleichen Fragen. So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage. In den verschiedenen Formen des Buddhismus wird das radikale Ungenügen der veränderlichen Welt anerkannt und ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen mit frommem und vertrauendem Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder - sei es durch eigene Bemühung, sei es vermittels höherer Hilfe - zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen. So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren und Lebensregeln sowie auch heilige Riten.

 

Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie und muß sie verkündigen Christus, der ist "der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Jo 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat.

 

Deshalb mahnt sie ihre Söhne, daß sie mit Klugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.

 

Woher der Glaube der Muslime stammt, und dass der Prophet Mohammed nicht vor 5000 Jahren geboren wurde, ist bekannt.

 

Was Deine Frage nach Demut angeht: Demut= der Mut (Gott) zu dienen. Ich hoffe, ich konnte deine Frage klar beantworten.

bearbeitet von Mariamante
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Dein Zitat vertritt eine etwas andere Denkweise als du, isr also vermutlich mehr an dich gerichtet als an mich.

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@ rakso

Überlege in Zukunft, was Du schreibst

 

Sollte bei dir der Eindruck entstanden sein, dass ich nicht überlegte, was ich schreibe, dann gebe ich diesen Rat zu 100 % zurück, in der Hoffnung, dass irgendein Geist dich zur besseren Wahrnehmung ermuntere.

 

Gruß Cartman

Ja der Eindruck ist bei mir entstanden, als Du den Vers Off 21.8 zitierst und dann mit dem deutschen Grundgesetz daher kamst. Und der Eindruck ist durch deine Antwort bestätigt worden.

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GermanHeretic

Woher der Glaube der Muslime stammt, und dass der Prophet Mohammed nicht vor 5000 Jahren geboren wurde, ist bekannt.

Moslems glauben allerdings, daß Mohammed der letzte Prophet "Gottes" sei. Mit ihm hat nach deren Auffassung Islam nicht begonnen, sondern kam dessen Entwicklung zum Abschluß. Begonnen hat Islam bei Adam & Eva.

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Dein Zitat vertritt eine etwas andere Denkweise als du, isr also vermutlich mehr an dich gerichtet als an mich.

Das sehe ich nicht so und das Zitat war auch nicht an mich gerichtet. Aber gut dass du vorführst, wie abblocken funktioniert: Gott spricht jeden Menschen an- aber der Mensch nimmt das nicht als an sich gerichtet an.

 

Ich glaube, dass Gott von allen Religionen wahr- genommen wird- wenn auch die Fülle in der Menschwerdung Christi zu sehen ist.

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Dein Zitat vertritt eine etwas andere Denkweise als du, isr also vermutlich mehr an dich gerichtet als an mich.

Das sehe ich nicht so ...

Das solltest du aber. Ich bezog mich auf dieses Zitat von dir (Hervorhebungen von mir):

 

Gott der sich durch die Schöpfung, durch Propheten, Heilige und durch die Umstände im Leben jedes Einzelnen ziemlich deutlich offenbart- ja der sogar Menschennatur annimmt- lege angeblich keinen Wert darauf, erkannt zu werden - nur weil die Menschen in ihrer Schwerhörigkeit und durch die Sünde verfinsterten Sichtweise unterschiedliche Gottesvorstellungen haben?

Das ist ein anderer Geist als der des Vat.II, den du zitiert hast.

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Nur zu Verdeutlichung, ich bin alt Atheist und mir ist es egal, was man mir unterstellt!

Na, na, deine Verdeutlichung zeit nur, daß deine Angriffsfläche möglichst klein gehalten werden soll.

Aber trotzdem eine tolle Strategie, die aber doch längst ein alter Hut ist und auf die niemand mehr reinfällt.

 

 

Nicht Böse aber vieleicht etwas ironisch Hipshot

bearbeitet von hipshot
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Dein Zitat vertritt eine etwas andere Denkweise als du, isr also vermutlich mehr an dich gerichtet als an mich.

Das sehe ich nicht so ...

Das solltest du aber. Ich bezog mich auf dieses Zitat von dir (Hervorhebungen von mir):

 

Gott der sich durch die Schöpfung, durch Propheten, Heilige und durch die Umstände im Leben jedes Einzelnen ziemlich deutlich offenbart- ja der sogar Menschennatur annimmt- lege angeblich keinen Wert darauf, erkannt zu werden - nur weil die Menschen in ihrer Schwerhörigkeit und durch die Sünde verfinsterten Sichtweise unterschiedliche Gottesvorstellungen haben?

Das ist ein anderer Geist als der des Vat.II, den du zitiert hast.

Wahre Worte sind nicht immer schön, schöne Worte sind nicht immer wahr.

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Das ist ein anderer Geist als der des Vat.II, den du zitiert hast.

Wahre Worte sind nicht immer schön, schöne Worte sind nicht immer wahr.

Ich nehme das als Bestätigung, daß ich dich richtig gelesen habe. Inhaltlich ist das dann eher eine innerkatholische Diskussion.

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...

Gott der sich durch die Schöpfung, durch Propheten, Heilige und durch die Umstände im Leben jedes Einzelnen ziemlich deutlich offenbart- ja der sogar Menschennatur annimmt- lege angeblich keinen Wert darauf, erkannt zu werden - nur weil die Menschen in ihrer Schwerhörigkeit und durch die Sünde verfinsterten Sichtweise unterschiedliche Gottesvorstellungen haben?

Das ist ein anderer Geist als der des Vat.II, den du zitiert hast.

dann stehst du eben mehr auf dem boden von vatII. das ist keine schande und andere können von dir lernen.

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...

Gott der sich durch die Schöpfung, durch Propheten, Heilige und durch die Umstände im Leben jedes Einzelnen ziemlich deutlich offenbart- ja der sogar Menschennatur annimmt- lege angeblich keinen Wert darauf, erkannt zu werden - nur weil die Menschen in ihrer Schwerhörigkeit und durch die Sünde verfinsterten Sichtweise unterschiedliche Gottesvorstellungen haben?

Das ist ein anderer Geist als der des Vat.II, den du zitiert hast.

dann stehst du eben mehr auf dem boden von vatII. das ist keine schande und andere können von dir lernen.

 

Man sollte nicht Konzilien gegeinander ausspielen, überbewerten oder alles was vor VAT II war (z.b. die durchaus provokanten Aussagen in den Evangelien wo es um Sünde, Unglauben oder Ablehnung des Messias geht) negieren.

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Lieber Volker,

 

ich glaube wir gehen (vollkommen unabhängig von religiösen Sichtweisen) von zwei völlig verschiedenen Menschenbildern aus. Du scheinst zu glauben, dass ein Mensch mit einer bestimmten fertigen Persönlichkeit auf die Welt kommt und daher jegliche Wertevermittlung nur eine Manipulierung des Individuums darstellt.

 

Oh Missverständnis, das meine ich ganz und gar nicht. Ich meine nur, dass manche Werte anderen manipulativ dargeboten werden, mit sehr wechselndem Erfolg.

 

Ich dagegen meine, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen erst entwickelt.

 

Der Meinung bin ich allerdings auch!

 

Daher sind Prägung und Wertevermittlung für mich auch keine Fremdbestimmung . Selbstreflexion und freie Willensentscheidung sind nach wie vor möglich.

 

Was den berühmten freien Willen angeht, bin ich relativ skeptisch. Was aber nicht bedeutet, dass wir komplett fremdbestimmt sind.

 

Was deine historische Einschätzung anbelangt, so ist sie schlichtweg falsch. Erstens hat sich das Christentum in manchen Zeiträumen sehr schnell ausgebreitet.

 

So, in welchen denn? Das Christentum hat sich meist durch zwei Faktoren ausgebreitet: Erstens dadurch, dass die Untertanen einen Fürsten seine Religion anzunehmen hatten. Das ist nach den Grauen des Dreißigjährigen Kriegs nochmal explizit bestätigt worden (der als Religionskrieg begann, dann aber seine eigene Dynamik entfaltete, schließlich ging es nur noch um Macht. Als Folge dessen reichte es aus, den Mann an der Spitze zu überzeugen, dass das Christentum seinen Interessen am dienlichsten war - der erste, der davon überzeugt wurde, war Konstantin, ein bekannter Verwandtenmörder. Zweitens hat sich das Christentum durch Krieg ausgebreitet, wenn man die Ausbreitung des Christentums mit erfolgreichen Heerzügen abgleicht, dann stellt man fest, dass das Christentum dem Krieg gefolgt ist. Erst kam der Krieg, dann kamen die Missionare. Übrigens gilt für den Islam ähnliches. Natürlich war es durchaus reizvoll, die Religion des Siegers anzunehmen, wenn man andeutete, dass sie den Sieg ermöglicht hatte.

 

Eine reine Missionierung war nie besonders erfolgreich, im Vergleich zum Krieg - das hat es natürlich auch gegeben.

 

Zweitens hat es sich in den ersten Jahrhunderten nicht primär durch Zwang ausgebreitet.

 

Das ist richtig. Da war das Christentum noch jung und dynamisch, und es verhieß eine Gleichheit der Menschen - zwar nicht im Diesseits, aber immerhin im Jenseits, das war mehr, als andere Religionen bieten konnten (die Gleichheit im Diesseits hingegen musste gegen das Christentum erstritten werden, was die Lage der Frauen angeht, dauert dieser Streit noch heute an). Außerdem hat das Christentum gerade zu Beginn damit gepunktet - und das vermerke ich ausdrücklich als einen positiven Effekt - dass die frühen Christen mit Barmherzigkeit und Fürsorge, speziell bei Kranken, einen sehr guten Eindruck machte. Auch seine Einstellung gegen den Krieg muss man positiv hervorheben, allerdings änderte sich das radikal, als das Christentum Staatsreligion wurde und es durch eine Hierarchie von Mächtigen geführt wurde. Denn Macht korrumpiert auch die Christen...

 

Drittens gab es atheistisches Gedankengut schon seit jeher, der Atheismus hat sich also keinesfalls schneller ausgebreitet.

 

Das gilt für die ersten drei Jahrtausende, da hat man Atheisten noch wegen ihres Unglaubens umgebracht. Das ist kein christliches Privileg, das gab es auch schon vorher: Sokrates wurde u. a. ermordet, weil man ihm zur Last legte, "die Jugend Athens zum Atheismus zu verführen". Platon erfand gar das KZ, um Atheisten zum Theismus zu bekehren. Laut Platon war Sokrates selbst allerdings kein Atheist, laut Xenophon schon.

 

Aber im 20. Jahrhundert hat sich der Atheismus schneller ausgebreitet als je eine Religion zuvor - in Europa von nahe 0% auf fast 20%, in einigen Gegenden auch mehr, in anderen weniger. Und das ohne Krieg, ohne Religionsunterricht (bzw. das atheistische Äquivalent dazu), ohne große Versprechungen. Tatsächlich verspricht der Atheismus nichts, kein besseres Leben im DIesseits, kein Jenseits und kein ewiges Leben, keine Erhörung von Gebeten, nur die Bürde der Eigenverantwortung.

 

Und viertens ist es ein netter Trick den Osten auszuklammern, um die Zwanglosigkeit des Atheismus nicht zu widerlegen.

 

Atheismus kann auch per Zwang verordnet werden, keine Frage - und das beweist Ostdeutschland. Nur war es in den meisten anderen Ländern nicht so, nicht einmal in der Sowjetunion, wo die orthodoxe Kirche florierte (und interessanterweise noch heute selbst Stalin fast wie einen Heiligen verehrt - so schlimm kann er in Bezug auf Religion also nicht gewesen sein). Wäre in Europa der Atheismus per Zwang eingeführt worden, so wie einst das Christentum, dann gäbe es fast keine Christen mehr, so wie in Ostdeutschland. Aber in Ländern wie Schweden oder Dänemark brauchte es keinen Zwang, um den Atheismus zu einer Mehrheitsposition zu machen. Tatsächlich sind beide Länder freier als die meisten anderen europäischen Länder.

 

Kurios finde ich auch deine Ansicht, die „wahre Religion" müsse sich bei den Gebildeten zuerst durchsetzen. Damit verkennst du, was Religion ist. Sie ist eben keine naturwissenschaftliche Theorie, für deren Erkenntnis ein bestimmtes Maß an Intelligenz vorausgesetzt wird.

 

Ja, das ist ein Gegensatz zum Atheismus, der sehr hoch mit Bildung korreliert. Was bedeutet: Eine Förderung der Bildung bedeutet auch eine Förderung des Atheismus.

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Nur war es in den meisten anderen Ländern nicht so, nicht einmal in der Sowjetunion, wo die orthodoxe Kirche florierte (und interessanterweise noch heute selbst Stalin fast wie einen Heiligen verehrt - so schlimm kann er in Bezug auf Religion also nicht gewesen sein).

Das wäre mir neu, und Google sagt mir auf Anhieb auch eher das Gegenteil. Hast Du mal einen Beleg?

bearbeitet von Marmot
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Nur war es in den meisten anderen Ländern nicht so, nicht einmal in der Sowjetunion, wo die orthodoxe Kirche florierte (und interessanterweise noch heute selbst Stalin fast wie einen Heiligen verehrt - so schlimm kann er in Bezug auf Religion also nicht gewesen sein).

Das wäre mir neu, und Google sagt mir auf Anhieb auch eher das Gegenteil. Hast Du mal einen Beleg?

 

So neu ist das nicht, läßt sich aber auch nicht so schnell durch das Net herausfinden.

 

Tatsächlich war das Verhältnis zwischen der orthodoxen Kirche und Stalin zwiespältig: einerseits Verfolgung, andererseits hat sich Stalin im WKII die Kanonen von den den Popen absegnen lassen, und ich denke, daß genau dies Volker, als Bilder im Hinterkopf hatte, als er das schrieb.

bearbeitet von atheist666
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Nur zu Verdeutlichung, ich bin alt Atheist und mir ist es egal, was man mir unterstellt!

Na, na, deine Verdeutlichung zeit nur, daß deine Angriffsfläche möglichst klein gehalten werden soll.

Aber trotzdem eine tolle Strategie, die aber doch längst ein alter Hut ist und auf die niemand mehr reinfällt.

 

 

Nicht Böse aber vieleicht etwas ironisch Hipshot

 

Wenn Du meinst.

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... Tatsächlich verspricht der Atheismus nichts, kein besseres Leben im DIesseits, kein Jenseits und kein ewiges Leben, keine Erhörung von Gebeten, nur die Bürde der Eigenverantwortung...

Es rettet uns kein höh'res Wesen,

kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

Uns aus dem Elend zu erlösen

können wir nur selber tun!

 

trotz ihrer ambivalenz gehört die emanzipation weltlicher dinge von der religion zu den positiven seiten des atheismus. für mich gilt als einer der stärksten vertreter, obwohl gar nicht der strengen naturwissenschaft angehörig, siegmund freud.

 

aber der mensch, die person, das individuum, ist aber auch durch siegmung freud nicht nur naturwissenschaft geworden. es bleibt jenseits der naturwissenschaft, im personalen, ein weites feld.

 

die teilnahme an diesem forum ist ein teil dieses feldes. reflexion über atheismus und religion ist eben mehr als "es gibt keinen gott" und nun tschüss.

 

damit treffen sich religion und atheismus als weltanschauung und als ideologie und sind gleichermaßen deren gefahren ausgesetzt.

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... scheinst zu glauben, dass ein Mensch mit einer bestimmten fertigen Persönlichkeit auf die Welt kommt und daher jegliche Wertevermittlung nur eine Manipulierung des Individuums darstellt. Ich dagegen meine, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen erst entwickelt. Daher sind Prägung und Wertevermittlung für mich auch keine Fremdbestimmung . Selbstreflexion und freie Willensentscheidung sind nach wie vor möglich....

mangelnde selbstreflexion und gerade keine freie willensentscheidung sind sehr häufig das ergebnis von stattgefundener manipulation und damit letzten endes psychischer gewalt.

 

allerdings entläßt das auch den manipulierten nicht aus seiner verantwortung freiheit zu gewinnen. dazu bedarf es passender begleitender umstände.

 

freiheit ist sichtbar wenn ein mensch nicht gegen etwas kämpft, der atheist nicht gegen religion, der religiöse nicht gegen atheismus, sondern wenn er für etwas kämpft.

 

wenn ich mich ändere, das ist mühsam genug, ändere ich die welt.

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GermanHeretic
Das ist nach den Grauen des Dreißigjährigen Kriegs nochmal explizit bestätigt worden (der als Religionskrieg begann, dann aber seine eigene Dynamik entfaltete, schließlich ging es nur noch um Macht.

Genaugenommen begann der 30jährige Krieg mit einem Streit zw. Kaiser und den böhmischen Ständen. Die Front verlief nur genau zwischen Konfessionen (am Ende auch nicht mehr, da verbündete sich das katholische Frankreich mit den protestantischen Mächten). Man kann nun sagen,es war politischer Konflikt mit religiösem Touch, man kann sogar sagen, die meisten Fürsten wurden zuvor nur evangelisch, um die politische Achse Kaiser-Papst zu brechen und unabhängiger agieren zu können, es mag aber sein, daß der religiöse Touch die ganze Sache noch schlimmer gemacht hat, als sie ohne ihn vielleicht geworden wäre. Er gibt schließlich ein gewisses Maß an Fanatismus mit.

Allerdings kann die Verheerung dieses Krieges, die in Mitteleuropa auf die Bevölkerungszahl gerechnet schlimmer war als WK 1 & 2 zusammen, auch daran liegen, daß der Krieg mit einer wiederentdeckten Kriegsdoktrin geführt worden ist, nämlich, daß der Krieg sich selbst ernähren solle. Plündernde Massenheere hatte Europa seit der Antike nicht mehr gesehen, im Mittelalter traf man sich zur Klopperei irgendwo auf dem Feld und nach einem Tag war alles vorbei. (Überspitzt gesprochen.)

Jedenfalls hat man aus diesem Krieg die Lehre gezogen, daß die Verquickung von Politik und Religion keine so dolle Idee ist.

 

Zweitens hat es sich in den ersten Jahrhunderten nicht primär durch Zwang ausgebreitet.

Das ist richtig. Da war das Christentum noch jung und dynamisch, und es verhieß eine Gleichheit der Menschen - zwar nicht im Diesseits, aber immerhin im Jenseits, das war mehr, als andere Religionen bieten konnten

Das war "mehr", als vielleicht die römische Staatsreligion bieten konnte. Ansonsten bot das so ziemlich jeder Mysterienkult der Antike.

 

Mysterienkulte stellten ihren Anhängern individuelle Erlösung in Aussicht, ein Heil, Rettung und Seligkeit des Einzelnen, wie dies die traditionellen antiken Religion nicht gekannt haben. [...] Erlösung besitzt eine "diesseitige" und eine "jenseitige" Dimension. Die Initiation, das Absterben des "alten" Menschen und die symbolische Wiedergeburt ist ein Ergebnis ritueller Praktiken, die der Initiand über sich ergehen läßt. Die Weihen bringen Heil (salus) und Erlösung (soteria) von den Widrigkeiten und Schicksalsschlägen des täglichen Lebens. Garant dieser Rettung ist die jeweilige Gottheit, Demeter, Dionysos, Isis, deren Schicksal die Verheißung und Hoffnung für den Mysten bildet.

aus Hans Kloft; Mysterienkulte der Antike; 3. Auflage; C.H. Beck 2006; S.96f

 

In die Reihe der Götter fügt sich Jesus nahtlos ein. Schicksal, Verheißung und Hoffnung ist dessen Kreuzestod und Auferstehung. Zur symbolischen Wiedergeburt siehe z.B. Tit 3,5 o. Petr 1,3. Die initiatorische rituelle Praktik ist die Taufe. Alles da.

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Das ist nach den Grauen des Dreißigjährigen Kriegs nochmal explizit bestätigt worden (der als Religionskrieg begann, dann aber seine eigene Dynamik entfaltete, schließlich ging es nur noch um Macht.

Genaugenommen begann der 30jährige Krieg mit einem Streit zw. Kaiser und den böhmischen Ständen. Die Front verlief nur genau zwischen Konfessionen (am Ende auch nicht mehr, da verbündete sich das katholische Frankreich mit den protestantischen Mächten). Man kann nun sagen,es war politischer Konflikt mit religiösem Touch, man kann sogar sagen, die meisten Fürsten wurden zuvor nur evangelisch, um die politische Achse Kaiser-Papst zu brechen und unabhängiger agieren zu können, es mag aber sein, daß der religiöse Touch die ganze Sache noch schlimmer gemacht hat, als sie ohne ihn vielleicht geworden wäre. Er gibt schließlich ein gewisses Maß an Fanatismus mit.

Allerdings kann die Verheerung dieses Krieges, die in Mitteleuropa auf die Bevölkerungszahl gerechnet schlimmer war als WK 1 & 2 zusammen, auch daran liegen, daß der Krieg mit einer wiederentdeckten Kriegsdoktrin geführt worden ist, nämlich, daß der Krieg sich selbst ernähren solle. Plündernde Massenheere hatte Europa seit der Antike nicht mehr gesehen, im Mittelalter traf man sich zur Klopperei irgendwo auf dem Feld und nach einem Tag war alles vorbei. (Überspitzt gesprochen.)

Jedenfalls hat man aus diesem Krieg die Lehre gezogen, daß die Verquickung von Politik und Religion keine so dolle Idee ist.

 

Ja.

 

Zweitens hat es sich in den ersten Jahrhunderten nicht primär durch Zwang ausgebreitet.

Das ist richtig. Da war das Christentum noch jung und dynamisch, und es verhieß eine Gleichheit der Menschen - zwar nicht im Diesseits, aber immerhin im Jenseits, das war mehr, als andere Religionen bieten konnten

Das war "mehr", als vielleicht die römische Staatsreligion bieten konnte. Ansonsten bot das so ziemlich jeder Mysterienkult der Antike.

 

Mysterienkulte stellten ihren Anhängern individuelle Erlösung in Aussicht, ein Heil, Rettung und Seligkeit des Einzelnen, wie dies die traditionellen antiken Religion nicht gekannt haben. [...] Erlösung besitzt eine "diesseitige" und eine "jenseitige" Dimension. Die Initiation, das Absterben des "alten" Menschen und die symbolische Wiedergeburt ist ein Ergebnis ritueller Praktiken, die der Initiand über sich ergehen läßt. Die Weihen bringen Heil (salus) und Erlösung (soteria) von den Widrigkeiten und Schicksalsschlägen des täglichen Lebens. Garant dieser Rettung ist die jeweilige Gottheit, Demeter, Dionysos, Isis, deren Schicksal die Verheißung und Hoffnung für den Mysten bildet.

aus Hans Kloft; Mysterienkulte der Antike; 3. Auflage; C.H. Beck 2006; S.96f

 

In die Reihe der Götter fügt sich Jesus nahtlos ein. Schicksal, Verheißung und Hoffnung ist dessen Kreuzestod und Auferstehung. Zur symbolischen Wiedergeburt siehe z.B. Tit 3,5 o. Petr 1,3. Die initiatorische rituelle Praktik ist die Taufe. Alles da.

 

Dass frühe Christentum hat natürlich auch durch die weite Verbreitung der Mysterienkulte gewonnen, der Boden war bereitet. Einer der Vorteile des Christentums war, dass es ein "Mysterienkult light" war. Der Mysterienkult unterschied meist zwischen einem inneren und äußeren Kreis (teilweise in mehrere Grade aufgeteilt), im äußeren Kreis glaubte man an die tatsächliche Unsterblichkeit durch einen auferstandenen Gott, im inneren wusste man, dass es sich um Symbolik handelte für die auferstehende Natur. Dass Christentum machte Schluss mit dem inneren Kreis, damit war es massentauglich, im Gegensatz zu den etwas elitären Kulten, es war ein Kult für alle, auch für Frauen und Sklaven (der Mithras-Kult etwa war nur Männern vorbehalten). Erst später führte es eine neue Elite ein, nämlich Bischöfe und Kardinäle und den Papst, aus den spirituellen Leitern wurden Organisatoren einer vereinheitlichten Massenveranstaltung. Das war dann wieder nur Männern vorbehalten.

 

Dass Christentum wuchs, weil es die Mysterien "kannibalisierte", gleichzeitig bot es einen leichteren Zugang. Noch heute ist nichts leichter, als ein Christ zu werden, man wird in aller Regel ohne eigenes Zutun Mitglied (Kindertaufe - die gab es anfangs übrigens nicht). Das ist wie mit dem Erlernen von Sprachen: Für ein Kind geht das ohne Mühe, selbst drei Sprachen zu lernen, während man sich als Erwachsener damit deutlich schwerer tut und es nie lernt ohne Akzent zu sprechen.

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GermanHeretic
Einer der Vorteile des Christentums war, dass es ein "Mysterienkult light" war. Der Mysterienkult unterschied meist zwischen einem inneren und äußeren Kreis (teilweise in mehrere Grade aufgeteilt),

Einmal das und zum anderen sein Exklusivanspruch. In der Antike war es gang und gäbe in mehreren Kulten initiiert zu sein. Das durfte der Christ nun nicht, und so grub man auch der Konkurrenz das Wasser ab.

 

nochmal Hans Kloft, ebd. S.118: "Es war nicht zuletzt diese Mischung von Integrationsvermögen, Distanz und Intoleranz, die dem Christentum seine Erfolge und seine besondere Identität sicherte."

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Lieber Volker,

 

ich glaube wir gehen (vollkommen unabhängig von religiösen Sichtweisen) von zwei völlig verschiedenen Menschenbildern aus. Du scheinst zu glauben, dass ein Mensch mit einer bestimmten fertigen Persönlichkeit auf die Welt kommt und daher jegliche Wertevermittlung nur eine Manipulierung des Individuums darstellt.

 

Oh Missverständnis, das meine ich ganz und gar nicht. Ich meine nur, dass manche Werte anderen manipulativ dargeboten werden, mit sehr wechselndem Erfolg.

 

Ich dagegen meine, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen erst entwickelt.

 

Der Meinung bin ich allerdings auch!

 

Daher sind Prägung und Wertevermittlung für mich auch keine Fremdbestimmung . Selbstreflexion und freie Willensentscheidung sind nach wie vor möglich.

 

Was den berühmten freien Willen angeht, bin ich relativ skeptisch. Was aber nicht bedeutet, dass wir komplett fremdbestimmt sind.

 

Was deine historische Einschätzung anbelangt, so ist sie schlichtweg falsch. Erstens hat sich das Christentum in manchen Zeiträumen sehr schnell ausgebreitet.

 

So, in welchen denn? Das Christentum hat sich meist durch zwei Faktoren ausgebreitet: Erstens dadurch, dass die Untertanen einen Fürsten seine Religion anzunehmen hatten. Das ist nach den Grauen des Dreißigjährigen Kriegs nochmal explizit bestätigt worden (der als Religionskrieg begann, dann aber seine eigene Dynamik entfaltete, schließlich ging es nur noch um Macht. Als Folge dessen reichte es aus, den Mann an der Spitze zu überzeugen, dass das Christentum seinen Interessen am dienlichsten war - der erste, der davon überzeugt wurde, war Konstantin, ein bekannter Verwandtenmörder. Zweitens hat sich das Christentum durch Krieg ausgebreitet, wenn man die Ausbreitung des Christentums mit erfolgreichen Heerzügen abgleicht, dann stellt man fest, dass das Christentum dem Krieg gefolgt ist. Erst kam der Krieg, dann kamen die Missionare. Übrigens gilt für den Islam ähnliches. Natürlich war es durchaus reizvoll, die Religion des Siegers anzunehmen, wenn man andeutete, dass sie den Sieg ermöglicht hatte.

 

Eine reine Missionierung war nie besonders erfolgreich, im Vergleich zum Krieg - das hat es natürlich auch gegeben.

 

Zweitens hat es sich in den ersten Jahrhunderten nicht primär durch Zwang ausgebreitet.

 

Das ist richtig. Da war das Christentum noch jung und dynamisch, und es verhieß eine Gleichheit der Menschen - zwar nicht im Diesseits, aber immerhin im Jenseits, das war mehr, als andere Religionen bieten konnten (die Gleichheit im Diesseits hingegen musste gegen das Christentum erstritten werden, was die Lage der Frauen angeht, dauert dieser Streit noch heute an). Außerdem hat das Christentum gerade zu Beginn damit gepunktet - und das vermerke ich ausdrücklich als einen positiven Effekt - dass die frühen Christen mit Barmherzigkeit und Fürsorge, speziell bei Kranken, einen sehr guten Eindruck machte. Auch seine Einstellung gegen den Krieg muss man positiv hervorheben, allerdings änderte sich das radikal, als das Christentum Staatsreligion wurde und es durch eine Hierarchie von Mächtigen geführt wurde. Denn Macht korrumpiert auch die Christen...

 

Drittens gab es atheistisches Gedankengut schon seit jeher, der Atheismus hat sich also keinesfalls schneller ausgebreitet.

 

Das gilt für die ersten drei Jahrtausende, da hat man Atheisten noch wegen ihres Unglaubens umgebracht. Das ist kein christliches Privileg, das gab es auch schon vorher: Sokrates wurde u. a. ermordet, weil man ihm zur Last legte, "die Jugend Athens zum Atheismus zu verführen". Platon erfand gar das KZ, um Atheisten zum Theismus zu bekehren. Laut Platon war Sokrates selbst allerdings kein Atheist, laut Xenophon schon.

 

Aber im 20. Jahrhundert hat sich der Atheismus schneller ausgebreitet als je eine Religion zuvor - in Europa von nahe 0% auf fast 20%, in einigen Gegenden auch mehr, in anderen weniger. Und das ohne Krieg, ohne Religionsunterricht (bzw. das atheistische Äquivalent dazu), ohne große Versprechungen. Tatsächlich verspricht der Atheismus nichts, kein besseres Leben im DIesseits, kein Jenseits und kein ewiges Leben, keine Erhörung von Gebeten, nur die Bürde der Eigenverantwortung.

 

Und viertens ist es ein netter Trick den Osten auszuklammern, um die Zwanglosigkeit des Atheismus nicht zu widerlegen.

 

Atheismus kann auch per Zwang verordnet werden, keine Frage - und das beweist Ostdeutschland. Nur war es in den meisten anderen Ländern nicht so, nicht einmal in der Sowjetunion, wo die orthodoxe Kirche florierte (und interessanterweise noch heute selbst Stalin fast wie einen Heiligen verehrt - so schlimm kann er in Bezug auf Religion also nicht gewesen sein). Wäre in Europa der Atheismus per Zwang eingeführt worden, so wie einst das Christentum, dann gäbe es fast keine Christen mehr, so wie in Ostdeutschland. Aber in Ländern wie Schweden oder Dänemark brauchte es keinen Zwang, um den Atheismus zu einer Mehrheitsposition zu machen. Tatsächlich sind beide Länder freier als die meisten anderen europäischen Länder.

 

Kurios finde ich auch deine Ansicht, die „wahre Religion" müsse sich bei den Gebildeten zuerst durchsetzen. Damit verkennst du, was Religion ist. Sie ist eben keine naturwissenschaftliche Theorie, für deren Erkenntnis ein bestimmtes Maß an Intelligenz vorausgesetzt wird.

 

Ja, das ist ein Gegensatz zum Atheismus, der sehr hoch mit Bildung korreliert. Was bedeutet: Eine Förderung der Bildung bedeutet auch eine Förderung des Atheismus.

 

Lieber Volker,

 

ich bin froh, dass wir zumindest in einigen Punkten miteinander übereinstimmen und uns nicht wegen alles und jedem "kloppen" müssen ;) Allem, was du in den ersten Absätzen geschrieben hast, könnte ich so auch zustimmen.

Um aber keine Langeweile aufkommen zu lassen, wende ich mich gleich mal deinen anderen Aussagen zu. Zunächst einmal zur Beantwortung deiner Frage: Eine Phase, in der die Christianisierung sehr schnell vorangeschritten ist, wäre zum Beispiel das 10. und 11. Jahrhundert. Hier breitete sich das Christentum in relativ kurzer Zeit in großen Teilen Europas aus. Damit habe ich zunächst einmal nichts über die Art der Christianisierung gesagt. Dass diese noch nicht auf freier Gewissensentscheidung aufbaute und daher nach heutigen Kriterien ein völlig indiskutables Mittel darstellt, muss ich ja sicher nicht erst betonen. Dabei muss man aber eines bedenken: Das, was wir heute als Individualismus und als freie Gewissensentscheidung bezeichnen würden, beginnt sich überhaupt erst im Hochmittelalter zu entfalten. Diese Entwicklung wird nicht gegen die Kirche erkämpft, sondern nimmt in dieser ihren Anfang. Dazu ein paar Beispiele. Im frühen Mittelalter gab es die sogenannten pueri oblati (dargebrachte Kinder), die von ihren Eltern in ein Kloster gegeben werden konnten. Die Zustimmung des Kindes war dafür nicht notwendig. Dies änderte sich im Hochmittelalter. Die Zisterzienser kannten keine Oblaten mehr, sondern nahmen nur noch Novizen auf, die aus freiem Willen in den Orden aufgenommen werden wollten. Ein anderes sehr schönes Beispiel ist die Konsensehe, die ebenfalls von der Kirche eingeführt wurde und die (zumindest formal) den Konsens der Eheleute voraussetzte. Du hast auch die Haltung der Kirche gegenüber den Frauen angesprochen. Hierzu möchte ich anmerken, dass es die Kirche war, die eine monogame Ehe gegenüber dem Konkubinat (wie es in der Merowingerzeit üblich war) durchsetzte und damit auch ganz konkret die rechtliche Stellung der Ehefrau stärkte.

Bei dem, was du über die Ausbreitung des Christentums schreibst, handelt es sich vielmehr um die Konfessionalisierung nach der Reformation. Hier ging es nicht um eine Christianisierung (Christen waren sie alle), sondern um die Ausbreitung der Konfessionen. Du wirfst also zwei verschiedene Aspekte durcheinander. Was in der Neuzeit aufgrund eines organisierten Staatsapparates möglich wurde, nämlich die Durchsetzung fürstlicher Interessen (und selbst das wird diskutiert), war im Mittelalter so nicht denkbar. Die Christianisierung Europas wurde nicht von oben oktroyiert und gegen die Bevölkerung durchgesetzt. Die Missionskriege (etwa Karls des Großen) bildeten zwar oft den blutigen Auftakt, die christliche Durchdringung der Gesellschaft war aber ein länger andauernder Prozess.

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