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vor 59 Minuten schrieb Flo77:

Ist Gott dann auch nur ein Konzept?

Jedes Gottesbild ist ein Konzept. Und wenn Du Glück hast, dann geht Dir im Leben immer mal wieder ein Gottesbild gründlich kaputt und erinnert so Dich daran, dass Er immer der ganz Andere ist. Welche Adjektive oder Substantive Du dann auf Dein aktuelles Gottesbild draufpappst, ist vermutlich austauschbar.

(Aber ok, ich mag ja die paradoxe Rede von Gott und hab' ein Faible für das, was unter "negativer Theologie" firmiert. Ist aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss, nur der, der bislang am besten zu meinen Erfahrungen passt.)

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Die These, die Einhaltung der Etikette bzw. des Anstands (und seiner Regeln) sei der praktische Ausdruck der Nächstenliebe ist mir aus dem "Anstandsbüchlein für das Volk" (Franz Vogt, Donauwörth, 1894) geläufig. Bei Vogt findet sich übrigens auch der Hinweis, daß Anstand und Höflichkeit nicht nur gegenüber dem Nächsten einzuhalten sind, sondern auch immer gegen sich selbst angewendet werden sollen. So soll man sich z.B. auch dann ordentlich kleiden, wenn man keinen Besuch hat, am Tisch so sitzen als wäre man in großer Gesellschaft, das Haus immer so in Ordnung halten, als hätte man Gäste, etc. Soweit das eine äußerliche Form der eigenen Wertschätzung ist, kann ich das nachvollziehen.

Für jemanden wie mich, der am liebsten nackt oder nur in Boxern und T-Shirt rumläuft ist allerdings z. B. die Forderung nach der ordentlichen Kleidung eher Qual denn ein Streicheln der eigenen Seele. Und damit wird diese äußere Form - so wichtig sie als Schmiermittel für den sozialen Umgang ist - für mich zur leeren Hülle.

 

Die Notwendigkeit der Einhaltung des Anstands (im gesellschaftlichen Verkehr) steht für mich außer Frage. Allerdings ist das für mich - nun bin ich dabei von den meisten Menschen in meiner Umgebung schlicht genervt oder frustriert - mitunter reines Theater. Eine emotionale Verbindung stelle ich da kaum her. Nun ist es alte Regel, daß das Tun wichtiger ist als die Intention - ob die Einhaltung der Regeln allein aber für die Gottesbegegnung reicht, erscheint mir wenigstens zweifelhaft.

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vor einer Stunde schrieb Flo77:

Für jemanden wie mich, der am liebsten nackt oder nur in Boxern und T-Shirt rumläuft ist allerdings z. B. die Forderung nach der ordentlichen Kleidung eher Qual denn ein Streicheln der eigenen Seele. Und damit wird diese äußere Form - so wichtig sie als Schmiermittel für den sozialen Umgang ist - für mich zur leeren

Die Frage ist für mich eher die, warum man das macht.

 

Mein Arbeitszimmer ist neben meiner Küche gelegen, und meine Kontakte mit Mandanten, Klienten und anderen laufen zu über 90% über Telefon, eMail und und Post. Es ist also vollkommen egal, ob ich mich nun im gedeckten Anzug oder im Schlafdress an Schreibtisch oder Stehpult begebe und dort das tue, was zu tun ist.

 

Und dennoch macht es einen Unterschied für mich, ob ich eine gewisse äußere Form wahre oder ob ich das bleiben lasse. Diese Form aber - und das ist das schöne dieser Arbeitsform - kann ich frei bestimmen. Ich entscheide, ob ich im Dreiteiler oder in Hose und T-Shirt oder in  etwas anderem arbeite - aber es macht einen Unterschied, ob ich mir das bewusst mache und also selbst entscheide (und damit für wichtig halte), oder ob ich mich da einfach treiben lasse, weil mir mein äußeres egal ist, was zur Frage führt, ob ich mir egal bin.

 

Ich muss mit meinem Aussehen zufrieden sein, mit dem Zustand meiner Wohnung, mit der Ordnung meines Arbeitsplatzes, ich, und nicht meine Mutter, mein Chef oder der Autor meines Lebensratgebers.

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vor 1 Stunde schrieb Flo77:

Die These, die Einhaltung der Etikette bzw. des Anstands (und seiner Regeln) sei der praktische Ausdruck der Nächstenliebe ist mir aus dem "Anstandsbüchlein für das Volk" (Franz Vogt, Donauwörth, 1894) geläufig. Bei Vogt findet sich übrigens auch der Hinweis, daß Anstand und Höflichkeit nicht nur gegenüber dem Nächsten einzuhalten sind, sondern auch immer gegen sich selbst angewendet werden sollen. So soll man sich z.B. auch dann ordentlich kleiden, wenn man keinen Besuch hat, am Tisch so sitzen als wäre man in großer Gesellschaft, das Haus immer so in Ordnung halten, als hätte man Gäste, etc. Soweit das eine äußerliche Form der eigenen Wertschätzung ist, kann ich das nachvollziehen.

Für jemanden wie mich, der am liebsten nackt oder nur in Boxern und T-Shirt rumläuft ist allerdings z. B. die Forderung nach der ordentlichen Kleidung eher Qual denn ein Streicheln der eigenen Seele. Und damit wird diese äußere Form - so wichtig sie als Schmiermittel für den sozialen Umgang ist - für mich zur leeren Hülle.

 

Die Notwendigkeit der Einhaltung des Anstands (im gesellschaftlichen Verkehr) steht für mich außer Frage. Allerdings ist das für mich - nun bin ich dabei von den meisten Menschen in meiner Umgebung schlicht genervt oder frustriert - mitunter reines Theater. Eine emotionale Verbindung stelle ich da kaum her. Nun ist es alte Regel, daß das Tun wichtiger ist als die Intention - ob die Einhaltung der Regeln allein aber für die Gottesbegegnung reicht, erscheint mir wenigstens zweifelhaft.

 

Ich musste gerade nachdenken, auf welchen Teil meines Postings du da reagiert hast. Es war die in Klammern gesetzte Randbemerkung, dass "schon ein Lächeln Nächstenliebe sein kann, eine höflich aufgehaltene Tür, ein Danke". Ich schrieb: Kann. Weil Lächeln, sich bedanken oder eine höfliche Geste Zuwendung sein können. Sie können ebenso Berechnung, Weltgewandtheit, Ausdruck der Erziehung oder was weiß ich sonst noch sein, das hat dann mit Zuwendung und Nächstenliebe wenig zu tun.

 

Für die kleine Münze der Nächstenliebe hätte ich auch ein anderes Beispiel wählen können. Etwa eine lecker gekochte Ratatouille. Der Spruch "Mit Liebe gekocht" kommt nicht von ungefähr. Und in einem gelungenen Hefezopf steckt auch, so hoffe ich doch, Selbstbestätigung und Selbstliebe, die mit der Nächstenliebe Hand in Hand geht.  

 

Alfons

 

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Am 24.10.2017 um 21:52 schrieb Flo77:

Gott ist die Liebe.

 

Soweit die Schrift  und die Päpste. Gegenfrage am Rande: Ist Glauben an Gott möglich, wenn man nicht an die Liebe glaubt?


Ich verstehe dein Anligegen nicht sicher. Was meinst du damit, dass jemand nicht an die Liebe glaubt?
Bzw. anders: Was ist der Hintergrund deiner Frage?

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vor 14 Minuten schrieb Ennasus:


Ich verstehe dein Anligegen nicht sicher. Was meinst du damit, dass jemand nicht an die Liebe glaubt?
Bzw. anders: Was ist der Hintergrund deiner Frage?

Liebe bzw. verliebt-sein ist klassischerweise ein romantisch verklärter Hormonzustand. Nun sind Hormone ohnehin eine ziemlich - como si dice? - wankelmütige Sache. Echten ADHS kann man letztlich auch auf eine hormonelle Fehlfunktion zurückführen. Daher These 1: Nicht jeder Mensch erlebt die "Liebe". Entweder weil der Hormonhaushalt das nicht hergibt oder aber weil der Hormonzustand nicht als "Liebe" oder ähnliches interpretiert wird.

 

These 2: Liebe muss erlernt werden. Um "Liebe" als solche zu erkennen, bedarf es entsprechender Vorbilder und Hilfen von außen.

 

Bleibt These 3. Die ist allerdings nicht von mir sondern von Einsteinchen: Ein Lügner ist, wer sagt von Gott geliebt zu sein, aber es nicht fühlt.

 

Die Liebe zu Gott ist keine Hormon-Sache. Zumindest würde es mich überraschen - und vor Neid erblassen lassen - wenn bei Messbesuchern ein erhöhter Kuschelhormonspiegel feststellbar wäre. Wie der Akt des Glauben-wollens, dürfte auch der des Gott-lieben-wollens vor allem eine Frage der bewussten Entscheidung zur Anerkennung einer Realität sein.

 

Die emotionale Liebe unter Menschen erscheint mir allerdings immer mehr wie eine kollektive Illusion.

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vor 10 Stunden schrieb Alfons:

Und in einem gelungenen Hefezopf steckt auch, so hoffe ich doch, Selbstbestätigung und Selbstliebe, die mit der Nächstenliebe Hand in Hand geht. 

Ich backe fast jeden Sonntag einen solchen Zopf für das "Manna-Essen" am Sonntag Abend. Es ist für mich ein Akt tiefer Befriedigung und in gewisser Weise eines der wenigen Dinge in meinem Leben, bei denen ich mir die Illusion aufrecht erhalten kann, die Situation unter Kontrolle zu haben (Hefeteig kann ich...).

Der Laib wird - wie jedes selbstgebackene Brot - mit einem Kreuz versehen und über den Tag gegessen. Fünf Scheiben müssen aber für Abends übrig bleiben. Diese werden dann mit Butter und Honig bestrichen und von einem der Kinder mit dem Wunsch für eine gute Woche an die anderen verteilt.

 

Diese Laibe (geflochten aus einem einzigen Strang und mit sieben Windungen) gehören bei uns auch zum Kaffeetrinken an Feiertagen und wenn Besuch kommt (wobei ich nicht dogmatisch dabei bin ob nun der Teig mit Eiern und Wasser, mit Milch und Butter oder mit Milch, Butter und Eiern zubereitet wird).

 

Dieses "Manna-Essen" (wenn Du meine Kinder fragen würdest, wüssten sie mit dem Begriff nichts anzufangen), gehört zu den wenigen Ritualen, die ich so konsequent umsetzen konnte, daß meine Kinder später meinen Enkeln erzählen könnten "Als wir Kinder waren, hat der Opa immer..." (diese Erzählsituationen sind ein Gedankenspiel, das ich oft und gerne spiele). Wenn Du so willst ist das Backen des Barches eigentlich ein zutiefst egoistischer Akt an meiner Unsterblichkeit zu feilen. Ob das aber ein Akt der Selbst"liebe" ist oder eher Ausdruck eines übersteigerten oder fehlgeleiteten Selbstbildes?

 

 

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vor 6 Minuten schrieb Flo77:

Ob das aber ein Akt der Selbst"liebe" ist oder eher Ausdruck eines übersteigerten oder fehlgeleiteten Selbstbildes?

 

 

Für mich klingt das wie eine wunderschöne Beschreibung von Liebe. Von einem der kleinen glitzernden Steine in einem großen, für keinen Menschen ganz sichtbaren Mosaik-Bild der alles umfassenden Liebe.

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vor einer Stunde schrieb Flo77:

Liebe bzw. verliebt-sein ist klassischerweise ein romantisch verklärter Hormonzustand. Nun sind Hormone ohnehin eine ziemlich - como si dice? - wankelmütige Sache. Echten ADHS kann man letztlich auch auf eine hormonelle Fehlfunktion zurückführen. Daher These 1: Nicht jeder Mensch erlebt die "Liebe". Entweder weil der Hormonhaushalt das nicht hergibt oder aber weil der Hormonzustand nicht als "Liebe" oder ähnliches interpretiert wird.

 

These 2: Liebe muss erlernt werden. Um "Liebe" als solche zu erkennen, bedarf es entsprechender Vorbilder und Hilfen von außen.

 

Bleibt These 3. Die ist allerdings nicht von mir sondern von Einsteinchen: Ein Lügner ist, wer sagt von Gott geliebt zu sein, aber es nicht fühlt.

 

Die Liebe zu Gott ist keine Hormon-Sache. Zumindest würde es mich überraschen - und vor Neid erblassen lassen - wenn bei Messbesuchern ein erhöhter Kuschelhormonspiegel feststellbar wäre. Wie der Akt des Glauben-wollens, dürfte auch der des Gott-lieben-wollens vor allem eine Frage der bewussten Entscheidung zur Anerkennung einer Realität sein.

 

Die emotionale Liebe unter Menschen erscheint mir allerdings immer mehr wie eine kollektive Illusion.



Hm.

Es hängt ja wirklich alles daran, was man unter Liebe versteht.

Wenn man davon ausgeht, dass Liebe auf jeden Fall eine Beziehungsform ist, dann müsste man fragen: durch welche Gemeinsamkeiten zeichnen sich die verschiedenen Beziehungen, für die das Wort Liebe verwendet wird, aus?

Nach meinem Verständnis ist eine Liebesbeziehung immer eine, in der die Liebenden so aufeinander einwirken (und es zulassen, dass der andere an ihnen wirksam wird), dass beide/alle zunehmen an Leben - "Wechselwirkung zum Leben". Es ist - wenn es "fertige" Liebe ist - eine bewusste Beziehung, in der "Erkennen" geschieht, in der einer den andern als einzigartig und kostbar wahrnimmt und wert schätzt.

Wenn man Liebe so versteht, kann man wohl wirklich nicht an den jüdisch-christlichen Gott glauben und gleichzeitig "nicht an die Liebe glauben". 

(Dass dabei auf menschlicher Ebene im Falle einer Verliebtheit Hormone im Spiel sind, ist genauso selbstverständlich wie dass es eine aktive, bewusste Entscheidung "Gott lieben zu wollen" ohne die Ausschüttung bestimmer Neurotransmitter nicht geht.)
 

bearbeitet von Ennasus
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vor 16 Minuten schrieb Flo77:

Dieses "Manna-Essen" (wenn Du meine Kinder fragen würdest, wüssten sie mit dem Begriff nichts anzufangen), gehört zu den wenigen Ritualen, die ich so konsequent umsetzen konnte, daß meine Kinder später meinen Enkeln erzählen könnten "Als wir Kinder waren, hat der Opa immer..." (diese Erzählsituationen sind ein Gedankenspiel, das ich oft und gerne spiele). Wenn Du so willst ist das Backen des Barches eigentlich ein zutiefst egoistischer Akt an meiner Unsterblichkeit zu feilen. Ob das aber ein Akt der Selbst"liebe" ist oder eher Ausdruck eines übersteigerten oder fehlgeleiteten Selbstbildes?

 


Ich meine schon, dass dein Motiv, dein ganz tief innenliegender Grund für dein Backen und dein "Manna-Essen" darüber entscheidet, ob es Ausdruck von Liebe ist oder Ausdruck von Egoismus. Und dieses Motiv, das kannst nur du wissen.

Für mich klingt es aber schon so, als ob deine Sehnsucht dahin ginge, dass du deinen Kindern etwas mitgeben willst, das dir selbst enorm kostbar ist.

Dass sich damit auch die Hoffnung verbindet, dass damit nicht nur etwas von dem bleibt, was du als wichtig und wertvoll gelernt hast, sondern dass das auch an dich erinnert, kommt bei mir nicht als Egoismus an.
(Kennst du die Entwicklungsphasen nach Erikson? Erikson sieht die Weitergabe von etwas, das bleibt und künftigen Generationen nützt und hilft, als eine wichtige Entwicklungsaufgabe im mittleren Erwachsenenalter: " "Ich bin, was ich bereit bin zu geben": Generativität bedeutet die Liebe in die Zukunft zu tragen, sich um zukünftige Generationen zu kümmern, eigene Kinder großzuziehen. Erikson zählt dazu nicht nur eigene Kinder zu zeugen und für sie zu sorgen, er zählt dazu auch das Unterrichten, die Künste und Wissenschaften und soziales Engagement. Also alles, was für zukünftige Generationen "brauchbar" sein könnte." Quelle


 

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Ich bin sehr froh über diese Beiträge, möchte aber noch eine kleine Fußangel auslegen: Liebe erfordert Vertrauen (etwas, das man in der Verliebtheit aufgrund des Rauschs nicht braucht).

 

Vertrauen wiederum beruht auf Erfahrung und Bindung. Wenn jemand nicht vertrauen kann, kann er dann lieben? Oder bleibt diese Liebe letztlich eine scheinbare, da sie unter einem permanenten Vorbehalt steht?

 

Wer aber den Menschen nicht vertraut - kann derjenige Gott vertrauen?

bearbeitet von Flo77
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vor 2 Minuten schrieb Alfons:

[...]

Ohne Vertrauen zu leben – das jedenfalls meine ich, gelernt zu haben – schneidet den Menschen von der Liebe ab. Es ist, als wolle man ohne Schmerz leben.

Das Christentum kennt für diesen Zustand ein schönes Wort: Hölle.

 

Es ist allerdings nicht der Zustand der Schmerzfreiheit, sondern ein Sein in dem Schmerz so ziemlich die dominanteste Emotion ist. Die Liebe als positives Gegengewicht fehlt logischerweise.

 

Zitat

Deine Frage, ob man Gott vertrauen könne, wenn man den Menschen nicht vertraut, kann ich hier nicht beantworten, das wäre zu persönlich.

Du hast den Kern meiner Fragestellung jedenfalls konzentriert erfasst.

bearbeitet von Flo77
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vor 9 Stunden schrieb Flo77:

Ich bin sehr froh über diese Beiträge, möchte aber noch eine kleine Fußangel auslegen: Liebe erfordert Vertrauen (etwas, das man in der Verliebtheit aufgrund des Rauschs nicht braucht).

 

Vertrauen wiederum beruht auf Erfahrung und Bindung. Wenn jemand nicht vertrauen kann, kann er dann lieben? Oder bleibt diese Liebe letztlich eine scheinbare, da sie unter einem permanenten Vorbehalt steht?

 

Wer aber den Menschen nicht vertraut - kann derjenige Gott vertrauen?


 
Was  mir in diesem Zusammenhang wichtig geworden ist: Zu vertrauen, das ist ebenfalls etwas Aktives, eine Ich-Aktivität. Vertrauen wird gefasst, geschenkt,...
Und Vertrauen schenken kostet umso mehr Kraft zur Überwindung von Angst, je weniger man die Erfahrung machen durfte, dass geschenktes Vertrauen gerechtfertigt ist. Trotzdem - das sehe ich wie Alfons - es führt kein Weg daran vorbei, wenn man lieben lernen will.

bearbeitet von Ennasus
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vor 13 Stunden schrieb Alfons:

Ich glaube nicht, dass Vertrauen auf Erfahrung und Bindung beruht. Erfahrung und Bindung kommen erst nach dem Vertrauen. Sie können es stärken.

 

An dieser Stelle muss ich mir selber – nun ja, nicht widersprechen, aber ich muss doch etwas ergänzen. Ich hatte beim Schreiben des Satzes das Bild zweier erwachsener Menschen im Kopf, die sich gerade kennen und lieben lernen. Und da ist es nach meiner Auffassung so, dass zuerst der Sprung ins Vertrauen kommen muss, bevor dieses Paar eine Bindung aufbaut und ihr gegenseitiges Vertrauen durch die gewonnene Erfahrung stützt.

 

Entwicklungspsychologisch gesehen hat Flo Recht. Ein Baby lernt Urvertrauen, wenn es in einer sicheren Bindung ist und wenn es die Erfahrung macht, dass es bekommt, was es braucht und dass jemand da ist, wenn es in Not ist. Das (Ur)Vertrauen beruht also auf der früh gelernten Erfahrung und Bindung.

Alfons

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vor 12 Stunden schrieb Chrysologus:

Es setzt den Glauben an den anderen, an das Gute im anderen voraus, in dieser Weise zu vertrauen. Und manchmal muss ich das Gute im anderen quasi herbei glauben, darauf bauen, dass mein Vertrauen ihn erst befähigt, mein Vertrauen zu rechtfertigen, indem er mich trägt.

 

Selbst das Gute in Gott muss ich erst glauben, um mich auf ihn einlassen zu können. Auch wenn mir nichts anderes übrig bleibt, will ich nicht in mir selbst scheitern.

 

Auf Gott zu vertrauen ist die einzige Lösung um nicht an der Welt zu verzweifeln. Nur im Glauben, daß Gott die Widersprüche und Katastrophen unseres Lebens irgendwie auffangen und korrigieren kann, liegt überhaupt so etwas wie Hoffnung.

 

Menschen vertraue ich jedenfalls nicht von 12 bis Mittag.

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Franciscus non papa

Da kann ich Alfons nur recht geben. Mir sagte mal ein Freund, ich sei blöde, ich würde mich ausnutzen lassen. In der Summe bin ich zwar manchmal von Menschen enttäuscht worden, aber ich habe umgekehrt auch viel zurückbekommen, gerade wenn ich es nicht erwartet hätte. 

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Meine Erfahrung ist, dass man im Guten wie im Bösen selten das bekommt, was man "verdient". (Aber im ungünstigsten Fall endet das Ganze mit einer "schwarzen Null").

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vor 9 Stunden schrieb Alfons:

Das ist schade. Dir entgeht etwas.

Daß das nicht sonderlich sozial-kompatibel ist, ist mir durchaus bewusst.

 

Wenn man allerdings so wie ich sein Herz im Grunde auf der Zunge trägt, tut man gut daran, davon auszugehen, daß einem potenziell jeder in den Rücken fällt.

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vor 23 Minuten schrieb Flo77:

Daß das nicht sonderlich sozial-kompatibel ist, ist mir durchaus bewusst.

 

Wenn man allerdings so wie ich sein Herz im Grunde auf der Zunge trägt, tut man gut daran, davon auszugehen, daß einem potenziell jeder in den Rücken fällt.

 

Ach, da würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Das Herz auf der Zunge zu tragen ist, finde ich, ein sympathischer Zug. Und zu wissen, dass es intrigante Menschen gibt, gehört zur Lebensweisheit. Dass man trotzdem auf diese Leute reinfällt, auch. Mir sind da beruflich so einige begegnet, die von vorne schön tun und einen hinten herum schlecht machen. Aber davon muss man sich ja nicht sein Selbstbild deformieren oder seine Einstellung zum Leben bestimmen lassen. Wenn ich mir davon mein Vertrauen kaputt machen lassen würde, hätten diese Typen ja gewonnen! Da ist es mir lieber, ich falle ab und zu auf die Schnauze. Was dann ja auch zuverlässig passiert ist. Ja und? Sch... drauf!

Alfons
 

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vor 2 Stunden schrieb Alfons:
vor 3 Stunden schrieb Flo77:

Daß das nicht sonderlich sozial-kompatibel ist, ist mir durchaus bewusst.

 

Wenn man allerdings so wie ich sein Herz im Grunde auf der Zunge trägt, tut man gut daran, davon auszugehen, daß einem potenziell jeder in den Rücken fällt.

 

Ach, da würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Das Herz auf der Zunge zu tragen ist, finde ich, ein sympathischer Zug. Und zu wissen, dass es intrigante Menschen gibt, gehört zur Lebensweisheit. Dass man trotzdem auf diese Leute reinfällt, auch. Mir sind da beruflich so einige begegnet, die von vorne schön tun und einen hinten herum schlecht machen. Aber davon muss man sich ja nicht sein Selbstbild deformieren oder seine Einstellung zum Leben bestimmen lassen. Wenn ich mir davon mein Vertrauen kaputt machen lassen würde, hätten diese Typen ja gewonnen! Da ist es mir lieber, ich falle ab und zu auf die Schnauze. Was dann ja auch zuverlässig passiert ist. Ja und? Sch... drauf!

Alfons

Allerdings muss man sich für dieses "Sch.. drauf!" - was auch meine Grundhaltung ist, dein Text könnte in der Aussage auch von mir stammen - bewusst entscheiden. Denn natürlich gehört zur ganzen Wahrheit das jedes auf die Schnauze fallen erst einmal weh tut und das man bei jedem auf die Schnauze fallen sich gehörig die Knie aufschrammt.

Aber was ist die Alternative?

 

Die Sicherheit nicht auf die Schnauze zu fallen ist nur um den Preis des Verzichts auf die bereichernden Begegnungen, die Begegnungen für die es das Risiko wert ist zu bekommen. Ich behaupte: Zahlt man diesen Preis, verzichtet man auf diese Begegnungen, zahlt man am Ende drauf. Selbst wenn das Verhältnis 2:1 ist - Lieber zwei mal auf die Schnauze fallen als auf die wichtige dritte Begegnung verzichten

bearbeitet von Frank
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