Jump to content

Jahr des Glaubens


lara

Recommended Posts

Auch diese Fragestellung, die Du hier beschreibst, gehört in den Rahmen eines Glaubensjahres. Sie ist ein Teil der Themenliste, die ich oben schon mal angefangen habe. Ziemlich interessante Frage, welche praktischen Folgen der Glaube hat. Nicht? Und erwachsen die Früchte aus dem Glauben selbst, oder bedarf es noch weiterer "Zutaten". Zum Beispiel Disziplin. Oder ist ein Glaube, der nicht aus sich selbst heraus Früchte bringt, der nicht aus sich selbst heraus zu guten Taten führt, ein ziemlich schlappes Etwas? Wie sähe denn ein Glaube aus, der aus sich selbst heraus zu Taten (gemeint sind: gute Taten - und man kann lange darüber diskutieren, was gut ist) motiviert?

 

Und wie sieht es in diesem Zusammenhang mit den Auswirkungen des Zweifels (also dem Gegenspieler des Glaubens) aus? Oder ist Zweifel gar kein Gegenspieler des Glaubens, sondern womöglich sogar dessen Motor? Joijoijoi, wir kämen allein schon mit diesem klitzekleinen Unterpunkt der vielfältigen Themenliste nicht so schnell an ein Ende.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie sähe denn ein Glaube aus, der aus sich selbst heraus zu Taten (gemeint sind: gute Taten - und man kann lange darüber diskutieren, was gut ist) motiviert?
Das wird nur über eine ordentliche Anthropologie funktionieren. Viel Vergnügen.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich vermute, dass Flos Thema für die meisten Menschen weitaus interessanter ist (und zwar direkt für ihr Glaubensleben interessant), als das Wälzen unverständlicher und von spitzfindigen Theologen unterschiedlich interpretierter Konzilsaussagen.

 

Warten wir mit der Feier des Konzils doch lieber, bis es sich zum 100. Male jährt. Bis dahin könnten solche Figuren wie Johannes XXIII, Döpfner oder Frings längst aus dem lebendigen Bewusstsein der Katholiken verschwunden sein. So ähnlich wie Papst Impotenz I und seine bedeutende Enzyklika "non possumus".

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie sähe denn ein Glaube aus, der aus sich selbst heraus zu Taten (gemeint sind: gute Taten - und man kann lange darüber diskutieren, was gut ist) motiviert?
Das wird nur über eine ordentliche Anthropologie funktionieren. Viel Vergnügen.

Du meinst: Es wäre zu dicke?

Es ist nicht leicht, Deinen Ansprüchen zu genügen. Nicht einmal durch Dein eigenes Thema. *seufz*

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich vermute, dass Flos Thema für die meisten Menschen weitaus interessanter ist (und zwar direkt für ihr Glaubensleben interessant), als das Wälzen unverständlicher und von spitzfindigen Theologen unterschiedlich interpretierter Konzilsaussagen.

 

Warten wir mit der Feier des Konzils doch lieber, bis es sich zum 100. Male jährt. Bis dahin könnten solche Figuren wie Johannes XXIII, Döpfner oder Frings längst aus dem lebendigen Bewusstsein der Katholiken verschwunden sein. So ähnlich wie Papst Impotenz I und seine bedeutende Enzyklika "non possumus".

Das müsste Impotenz VI gewesen sein. *duckundweg*

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Da siehst Du mal, wie schnell man aus der Erinnerung schwindet. Jetzt habe ich die beiden doch glatt verwechselt.

 

 

PS: Und ich habe einige Zeit gebraucht, um mir klar zu werden, warum es der sexte war.

bearbeitet von Mecky
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie sähe denn ein Glaube aus, der aus sich selbst heraus zu Taten (gemeint sind: gute Taten - und man kann lange darüber diskutieren, was gut ist) motiviert?
Das wird nur über eine ordentliche Anthropologie funktionieren. Viel Vergnügen.
Du meinst: Es wäre zu dicke?

Es ist nicht leicht, Deinen Ansprüchen zu genügen. Nicht einmal durch Dein eigenes Thema. *seufz*

Du hast die Fähigkeit mein kleines Thema ("Glaube praktisch umgesetzt - kleine Tipps um katholisch zu Leben") in eine hochakademische Debatte ("Christliche Anthropologie im 21. Jahrhundert") zu verwandeln, von der ich mich unter dieser Schlagzeile erstmal überfordert fühle.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Du hast die Fähigkeit mein kleines Thema ("Glaube praktisch umgesetzt - kleine Tipps um katholisch zu Leben") in eine hochakademische Debatte ("Christliche Anthropologie im 21. Jahrhundert") zu verwandeln, von der ich mich unter dieser Schlagzeile erstmal überfordert fühle.

In Deinem "kleinen Thema" steckt halt ziemlich viel drin. Das mit der "christlichen Anthropologie im 21. Jahrhundert" stammt dennoch nicht von mir, sondern von Dir. Ich hatte gar nicht die Absicht, eine hochakademische Debatte auszuführen. Über die Frage, welche Auswirkungen der Glaube auf die Lebensführung hat, kann man auch ganz unakademische reden. Die Grundfrage hast Du ja auch selbst geschrieben:

"Aber was nützt aller Glaube ohne reale Folgen?"

 

Darf man da - mal ganz unakademisch - zurückfragen, ob es Glaube ohne reale Folgen gibt? Und was das für ein komisches Etwas sein soll, was da in den Gläubigen herumgeistert, ohne reale Folgen nach sich zu ziehen? Und da gibt es einen ganzen Rattenschwanz von weiteren Fragen. Es soll auch Nichtakademiker geben, die solche Fragen stellen. Oder ein solches Schlappschwanzmodul, das keine Folgen hat kolportieren oder eine Sartire daraus machen. Ich hätte aus dem Stegreif bereits die Idee zu einem sartirischen, wenn auch nicht akademischen, Zeichentrickfilm. Hauptrolle: Ein kleines Glaubensmännchen im Oberstübchen eines Christen. Das Männchen tobt und gröhlt, gibt sich immer wieder als Glaube zu erkennen, während der Christ selbst keine Reaktion zeigt und somit das Glaubensmännchen zur Alleinwirksamkeit im Oberstübchen verdammt. Oh ... es entstehen in meinem Kopf gerade Teil 2 und Teil 3.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eher sowas wie:

 

Beten Sie jeden Tag ein Vaterunser.

 

Singen Sie mit ihren Kindern öfter mal Taizé-Lieder.

 

Laden Sie einmal im Monat eine alleinstehende Nachbarin zum Sonntagsdinner ein.

 

Beschneiden Sie ihre Söhne nicht an der Vorhaut sondern sich selbst in ihrer Disziplinlosigkeit.

 

Zünden Sie doch mal eine Kerze für ihre Verstorbenen Großeltern an.

 

Laden Sie ihren Priester ein um ihre Wohnung zu segnen.

 

Schenken Sie ihrem Priester (oder Gemeindereferenten) einen Kuchen.

 

Schreiben Sie Danke-daß-es-dich-gibt-Karten an Freunde und Verwandte.

 

Kleben Sie einen Fisch auf ihr Auto.

 

Geben Sie für jeden Euro für Schokolade einen Euro für die Jugendarbeit ihrer Gemeinde.

 

Leiten Sie ihre Kinder an für die Großeltern und Freunde zu beten.

 

Bitten Sie Freunde und Verwandte um ihr Gebet.

 

Werden Sie Lektor oder Kommunionhelfer.

 

Schreiben Sie Katechesen.

 

Organisieren Sie einen Austausch solcher Katechesen in ihrer Gemeinde (z.B. als Börse mit den Zettelchen an durch den Raum gespannten Wäscheleinen).

 

Schreiben Sie nicht nur intelligente Listen ins Internet sondern tun sie auch was davon praktisch...

Du scheinst es ja wirklich darauf anzulegen, die Sache langweilig zu gestalten. Worauf willst Du mit so was hinaus?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Du scheinst es ja wirklich darauf anzulegen, die Sache langweilig zu gestalten.
Sorry, aber "langweilig" finde ich vorallem diese endlosen theoretischen Debatten in denen Probleme formuliert werden, deren Lösung so irrelevant für das Leben ist wie der Biss in die Tischplatte.

 

Worauf willst Du mit so was hinaus?
Ich will wissen, wie katholisch im Kleinen geht.

 

Der große Wurf ist einfach zu groß für mich. Themenfelder bestimmen, Bezüge herstellen. Z.B. was sind die Prinzipien beim Klamottenkauf? Wenn ich mit A so umgehe, wie behandle ich B? Wie stelle ich Gemeinschaft mit Abwesenden her?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Sorry, aber "langweilig" finde ich vorallem diese endlosen theoretischen Debatten in denen Probleme formuliert werden, deren Lösung so irrelevant für das Leben ist wie der Biss in die Tischplatte.
Worauf willst Du mit so was hinaus?
Ich will wissen, wie katholisch im Kleinen geht.

 

Der große Wurf ist einfach zu groß für mich. Themenfelder bestimmen, Bezüge herstellen. Z.B. was sind die Prinzipien beim Klamottenkauf? Wenn ich mit A so umgehe, wie behandle ich B? Wie stelle ich Gemeinschaft mit Abwesenden her?

Du willst also ohne Bemühen um die Wahrheit leben.

Nö, wohl nicht. Und bei der Frage, warum Du A und B unterschiedlich behandelst, wirst Du dich dennoch nicht um anthropologische oder sogar psychologische Aspekte drücken können.

 

Deine Zusammenstellung oben klingt übrigens eher danach, dass Du beim Klamottenkauf nicht die Prinzipien durchschauen und Kriterien verstehen willst, nach denen Du Dich richtest, sondern als ob Du nach apodiktischen Anweisungen suchst.

"Klebe einen Fisch auf Dein Auto."

 

Das ist wahrscheinlich nicht zu groß. Es ist lediglich eine Anweisung. Ziemlich fade eigentlich. Toll: Ich habe einen Fisch auf dem Auto! Das haut mich glatt vom Hocker. Dein Glaube hat Dich dazu gebracht, einen Fisch auf das Auto zu kleben. Ist das Werbung für Sushi? Demletzt habe ich ein Ladenrestaurant gesehen, da war auch ein Fisch drüber. Von Nordsee.

 

Willst Du wirklich die Menschen (und Dich selbst) dazu bewegen, sich blöd zu stellen? Als ob der Glaube nur so langweilige Dinge hervorbringen könnte, wie die von Dir oben benannten? Das ist doch ziemlich unglaubwürdig. Du bist nicht blöd! Du bist auch nicht so dermaßen naiv, wie es die von Dir beschriebenen Anweisungen suggerieren. Du hättest sogar das Zeug, so mancher Diskussion auf akademischem Niveau zu folgen, ja, sogar etwas beizutragen. Und verbietet Dir Dein Glaube nicht, Deine Leuchter so grausam unter den Scheffel zu stellen? Deine Talente unter öden Handlungsanweisungen zu vergraben?

 

Wenn man all den von Dir genannten Anweisungen folgt: Dann wächst und gedeiht der Glaube? Dann lösen sich die Zweifel in ein Nichts auf?

Und das Jahr des Glaubens hat den Sinn, die Liste der Anweisungen zu verlängern? Auf 613 Anweisungen? Nicht, dass man dies nicht schon versucht hätte ...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eher sowas wie:

 

Beten Sie jeden Tag ein Vaterunser.

 

Singen Sie mit ihren Kindern öfter mal Taizé-Lieder.

 

Laden Sie einmal im Monat eine alleinstehende Nachbarin zum Sonntagsdinner ein.

 

Beschneiden Sie ihre Söhne nicht an der Vorhaut sondern sich selbst in ihrer Disziplinlosigkeit.

 

Zünden Sie doch mal eine Kerze für ihre Verstorbenen Großeltern an.

 

Laden Sie ihren Priester ein um ihre Wohnung zu segnen.

 

Schenken Sie ihrem Priester (oder Gemeindereferenten) einen Kuchen.

 

Schreiben Sie Danke-daß-es-dich-gibt-Karten an Freunde und Verwandte.

 

Kleben Sie einen Fisch auf ihr Auto.

 

Geben Sie für jeden Euro für Schokolade einen Euro für die Jugendarbeit ihrer Gemeinde.

 

Leiten Sie ihre Kinder an für die Großeltern und Freunde zu beten.

 

Bitten Sie Freunde und Verwandte um ihr Gebet.

 

Werden Sie Lektor oder Kommunionhelfer.

 

Schreiben Sie Katechesen.

 

Organisieren Sie einen Austausch solcher Katechesen in ihrer Gemeinde (z.B. als Börse mit den Zettelchen an durch den Raum gespannten Wäscheleinen).

 

Schreiben Sie nicht nur intelligente Listen ins Internet sondern tun sie auch was davon praktisch...

Du beeindruckst mich, lieber Flo. Danke.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Du scheinst es ja wirklich darauf anzulegen, die Sache langweilig zu gestalten. Worauf willst Du mit so was hinaus?

Was wäre denn nicht langweilig?

Langweiliger, als auf Gott zu vertrauen.

Und hoffnungslos im eigentlichen Sinne: Ich würde mir von keiner einzigen Anweisung etwas erhoffen, die mir einfach vorgehalten wird, ohne dass ich deren Sinn und Hintergrund abklopfen kann. Ich käme mir sinnlos bevormundet vor. Infantilisiert. Genau genommen sogar missbraucht. Die Anweisungen sind ja so gestaltet, dass sie einfach so gegeben werden - und ich soll mich dann dran halten. Soll gehorchen. Soll hirnlos machen, was da auf der Liste steht.

 

Eigentlich brauche ich dazu nicht glauben. Selbst das Vater Unser kann ich mechanisch beten. Selbst die Taizélieder kann ich musikalisch wertvoll, aber glaubenslos, singen. Und dies würde meinen Glauben nicht stärken, sondern zerstören. Einen Gott, der von mir das uneingesehene Befolgen irgendwelcher Anweisungen fordert, würde ich nicht einmal hassen. Einen solchen Primitivling würde ich nur noch bitter verachten. So eine blöde Witzfigur. Der hält mich wohl für eine programmierbare Maschine.

  • Like 2
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Langweiliger, als auf Gott zu vertrauen.

Und hoffnungslos im eigentlichen Sinne: Ich würde mir von keiner einzigen Anweisung etwas erhoffen, die mir einfach vorgehalten wird, ohne dass ich deren Sinn und Hintergrund abklopfen kann. Ich käme mir sinnlos bevormundet vor. Infantilisiert. Genau genommen sogar missbraucht. Die Anweisungen sind ja so gestaltet, dass sie einfach so gegeben werden - und ich soll mich dann dran halten. Soll gehorchen. Soll hirnlos machen, was da auf der Liste steht.

 

Eigentlich brauche ich dazu nicht glauben. Selbst das Vater Unser kann ich mechanisch beten. Selbst die Taizélieder kann ich musikalisch wertvoll, aber glaubenslos, singen. Und dies würde meinen Glauben nicht stärken, sondern zerstören. Einen Gott, der von mir das uneingesehene Befolgen irgendwelcher Anweisungen fordert, würde ich nicht einmal hassen. Einen solchen Primitivling würde ich nur noch bitter verachten. So eine blöde Witzfigur. Der hält mich wohl für eine programmierbare Maschine.

Meine Frage war: Was wäre denn nicht langweilig?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Du beeindruckst mich, lieber Flo. Danke.

Inwiefern?

Das ist eine schöne Zusammenstellung katholischer Anregungen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Meine Frage war: Was wäre denn nicht langweilig?

Sorry, Lara. Ich hatte gelesen: Wäre das denn nicht langweilig?

 

Zu beschreiben, was nicht langweilig wäre, ist natürlich eine wesentlich offenere Frage. Und eine interessantere noch dazu.

 

Als nichtlangweilig erachte ich Dinge, die mir helfen, mein Leben auf die Reihe zu bringen. Maslows Pyramide ist da ein guter Leitfaden, nur dass ich auf seine Pyramide noch ein paar Stufen draufsetzen möchte. Man hat ja auch schon auf die traditionelle Spitze seiner Pyramide (Selbstverwirklichung) noch die "Selbsttranszendenz" draufgesetzt. Ich ersetze dies gerne durch das Wort "Hingabe". Etwas (oder jemand) an den ich mich hingeben kann. Ein Ziel, ein Erlebnis, ein Ideal, eine Person. Und zwar aus eigenem Bestreben heraus - nicht wegen Vorschrift.

 

Warst Du schon mal bis über beide Ohren verliebt? Es muss ja nicht immer eine Person sein. Es kann auch ein Film, ein Buch, ein Zusammenhang mit Aha-Erlebnis, eine Idee oder eine Handlung sein. Ich unterrichte beispielsweise leidenschaftlich gerne in der Schule. Ich diskutiere gerne - besonders, wenn ich ein Gegenüber habe, das selbst gerne diskutiert. Ich bringe leidenschaftlich gerne bei Menschen was zum Blühen. In meiner Reha habe ich es im Raucherpavillion geschafft, die dortige depressive Stimmung zu kippen. So was kann zur Leidenschaft werden. Und da kann man hinterher so ungetrübt stolz darauf sein, dass man so was geschafft hat. Und dankbar dafür, dass man die hierfür notwendigen Gaben besitzt. Und das steigert sich, wenn man sich noch sagen kann, dass man nicht nur momentan eine depressive Stimmung gekippt hat, sondern dass man sogar den Grundstein dafür gelegt hat, dass die anderen aus diesem Pavillon-Gespräch etwas mitnehmen, was sie auch später noch aus Löchern reißen kann. Ich sag' Dir: Das ist noch interessanter, als Fische auf das Auto zu kleben. Und es geschieht unter Beteiligung meiner ganzen Person, meines Erfindungsreichtums, meiner Rhetorik, meiner Beziehungsfähigkeit. Und es geschieht entlang meines Willens. Ich will das. Und es geschieht entlang meiner Lebenseinstellung. Und es geschieht unter der Einsicht in die Sinnhaftigkeit. Ich finde so etwas total sinnvoll. Und ich freue mich auf den Stolz und die Dankbarkeit. Und ich habe das Gefühl, dass, wenn mir Gott gerade dabei zuschaut, er mir wissend und bestätigend zuzwinkert und dem, was ich getan habe, Bestand schenkt. Womöglich sogar ewigen Bestand. Vielleicht gibt es ja im Himmel irgendwo neben der Himmelsbar einen Raucherpavillon, wo ich die Leute, die bei der Reha da waren, wieder zu einer Zigarette (immerhin in den himmlischen Raucherpavillons gerne gesehen und ohne gesundheitliche Nebenfolgen) zusammen kommen und mir dann jemand sagt: "Mecky, wärst du damals nicht gewesen, ich weiß nicht, was ich hätte tun sollen."

 

Jepp. Genau dies ist das Gegenteil von Langeweile. Es ist sinnhaft. Es ist bleibend. Es ist motivierend. Es verdient weitergegeben zu werden. Es verdient ein Schwärmen.

 

Ein anderes Beispiel für Nichtlangeweile ist - um einmal vom Machenmachenmachen wegzukommen - das Empfangen echter Hilfe. Ich war einmal untröstlich wegen eines begangenen Fehlers meinerseits. Echter Mist. Und dann hat mir jemand eine Art Beichte ermöglicht, die nicht nur voller Trost war, sondern die mich die ganze Angelegenheit mit neuen Augen sehen ließ. Nicht nur diese spezielle Angelegenheit, sondern mich selbst und meine Rolle in diesem ganzen Geschehen. Das soll langweilig sein? Sich das Leben aus dem Glauben an den Eigenwert des Sünders heraus deuten zu lassen? Von wegen! Hier gibt es zwar keinen Stolz wie beim vorhergehenden Beispiel. Aber dafür umso mehr Dankbarkeit. Und statt des Stolzes gibt es ein neues Selbstwertgefühl. Und das Gefühl, einen lebensgeschichtlich ganz wichtigen Schritt gemacht zu haben. Und - glaub' mir's, oder glaub' mir's nicht - auch eine Stärkung des Glaubens. Eines Glaubens daran, dass Gott mich hier nicht hängen lässt. Gott. Oder irgendwas oder irgendwer in diese Richtung.

 

Grundlegend für die Nichtlangeweile ist (zumindest bei mir) das Gefühl, irgendwie weiterzukommen. Mich dabei zu entwickeln. Nicht auf der Stelle zu treten. Hinterher mehr zu sein, als zuvor. Nichtlangweilig waren auch die Gespräche in der Reha mit "meinem" Herzprofessor. Auch wenn seine Aussagen mir ein eher sehr bedenkliches Bild gegeben haben (meine Herzkranzgefäße sind irreversibel porös und so arg lang machen sie es nicht mehr), waren diese Gespräche erstklassig. Ich konnte es prima anerkennen, dass ich irgendwann einmal nicht mehr hier auf Erden weitermachen werde. Und (vom Professor wohl unbemerkt) waren diese Gespräche gerade wegen ihrer Offenheit und ihres Wohlwollens ("Wir machen für sie alles, was mit der modernen Medizin möglich ist. Auch wenn die Möglichkeiten begrenzt sind.") eine Quelle des Glaubens. Und zwar keine langweilige, sondern eine herausfordernde. Mit der Medizinmethode kommen wir bei mir nicht weiter. Also muss ich die Sache notgedrungen anders, also nichtmedizinisch, nichttechnisch, nicht aus eigener Kraft bewältigbar, angehen. Durch meinen Glauben. Welch ein Motivationsschub! Nix Langeweile. Hallo Mama, hallo Papa, macht Euch bereit, bestellt schon mal genügend Batida de Coco an der Himmelbar!

 

Jepp. Und solche Bilder. Bilder vom Heil. Gemalte Bilder, Kinobilder, Bilder durch Worte (auch biblische). Bilder, wie andere dasselbe gemeistert haben. Also Erfolgsbilder. So was finde ich nicht langweilig. Hinfort mit euch, ihr blassen Schatten törichter Arbeitsanweisungen! Lieber mir im Heimkino drei mal hintereinander "Sophie Scholl - die letzten Tage" anschauen und Tränen in die Augen bekommen, wenn sie sich wieder die Spange aus dem Haar nimmt und mit einem Male vom lügenden Mädchen zur erwachsenen Widerstandskämpferin wird, die ihrem Verhörmeister widersteht und ihn in ideologische Bedrängnis bringt. Tempotaschentücher bereitlegen. Nix Langeweile. Und dann, wenn sie über den Gefängnishof geht und ein letztes Mal, nur ganz kurz in die Sonne schaut, bevor eine andere Sonne für sie aufgehen muss (oder eben nicht - zeigt der Film ja nicht), alle Tempotaschentücher aufbrauchen. Ja, es muss eben doch mehr geben, als das Fallbeil. Sogar mehr, als die Sonne, die ihr ins Gesicht leuchtete.

 

Alle genannten Beispiele sind gewiss Typsache. Ich kann genau genommen nur von mir selbst reden. Aber ich bin zwar außergewöhnlich, aber doch nicht so außergewöhnlich, dass diese Gegenteile von Langeweile nicht auch anderen offenstehen würden. Sogar Moslems. Sogar Juden, Hindus, Shintoisten. Sogar Atheisten - wenn auch sicher mit anderen Bildern.

  • Like 2
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Du willst also ohne Bemühen um die Wahrheit leben.
Was ist Wahrheit?

 

 

Nö, wohl nicht. Und bei der Frage, warum Du A und B unterschiedlich behandelst, wirst Du dich dennoch nicht um anthropologische oder sogar psychologische Aspekte drücken können.
Natürlich nicht - allerdings geht es bei der Frage nicht darum WARUM ich die beiden unterschiedlich behandle, sondern nach welchem universalen Prinzip man beiden gerecht werden soll.

 

Deine Zusammenstellung oben klingt übrigens eher danach, dass Du beim Klamottenkauf nicht die Prinzipien durchschauen und Kriterien verstehen willst, nach denen Du Dich richtest, sondern als ob Du nach apodiktischen Anweisungen suchst.
Apodiktisch? Das käme meiner undiszipliniert-anarchischen Grundhaltung allerdings kaum entgegen.

 

Das ist wahrscheinlich nicht zu groß. Es ist lediglich eine Anweisung. Ziemlich fade eigentlich. Toll: Ich habe einen Fisch auf dem Auto! Das haut mich glatt vom Hocker. Dein Glaube hat Dich dazu gebracht, einen Fisch auf das Auto zu kleben. Ist das Werbung für Sushi? Demletzt habe ich ein Ladenrestaurant gesehen, da war auch ein Fisch drüber. Von Nordsee.

 

Willst Du wirklich die Menschen (und Dich selbst) dazu bewegen, sich blöd zu stellen? Als ob der Glaube nur so langweilige Dinge hervorbringen könnte, wie die von Dir oben benannten? Das ist doch ziemlich unglaubwürdig. Du bist nicht blöd! Du bist auch nicht so dermaßen naiv, wie es die von Dir beschriebenen Anweisungen suggerieren. Du hättest sogar das Zeug, so mancher Diskussion auf akademischem Niveau zu folgen, ja, sogar etwas beizutragen. Und verbietet Dir Dein Glaube nicht, Deine Leuchter so grausam unter den Scheffel zu stellen? Deine Talente unter öden Handlungsanweisungen zu vergraben?

Wenn Du so predigst würde das einiges erklären.

 

Natürlich kann man so was auch "langweilig" oder "mechanisch" sehen. Für mich simd das alles Kleine Schritte, Vorstufen sozusagen, Vehikel, die einen tiefer in die Materie eindringen lassen - der Fisch z.B Gefällter mir nur, oder bin ich mir bewusst wofür er steht? Warum überhaupt Fisch? Bin ich bereit dieses öffentliche Bekenntnis abzulegen?

 

Das tägliche Vaterunser verlangt irgendwann danach erweitert zu werden. Selbst Worte zu finden. Gleichzeitig ist es auch eine disziplinarische Übung: ist mir Gott wichtig genug ihmtäglich 5 Minuten zu opfern?

 

Und so weiter und so fort.

 

Mag ja sein, daß Du mich für die anthropologische Debatte als geeignet einschätzt, nur halte ich diese Form der Katechese nicht für so fürchterlich effektiv. Verhalten ändert sich meiner Meinung nach nicht durch Denken sondern durch Gewohnheit. Gut - auch ein Thema für die Anthropologie.

 

 

Wenn man all den von Dir genannten Anweisungen folgt: Dann wächst und gedeiht der Glaube? Dann lösen sich die Zweifel in ein Nichts auf?

Und das Jahr des Glaubens hat den Sinn, die Liste der Anweisungen zu verlängern? Auf 613 Anweisungen? Nicht, dass man dies nicht schon versucht hätte ...

Und doch recht erfolgreich damit war. Nur versteht Du anscheinend nicht, das wir von völlig unterschiedlichen Dingen sprechen.

 

Was ist denn ein "wachsender Glaube"? Wofür braucht man das? Wie merkt man denn, daß der Glaube gewachsen ist?

bearbeitet von Flo77
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Maslows Pyramide ist da ein guter Leitfaden,
Wieso überrascht es mich nicht, daß Du nicht an der christlichen Anthropologie ansetzt...

 

In meiner Reha habe ich es im Raucherpavillion geschafft, die dortige depressive Stimmung zu kippen.

Wärest du schon tot, könnte man das für Deine Seligsprechung verwenden. Als Wunder.

bearbeitet von Flo77
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eher sowas wie: [eine Liste konkreter Vorschläge]

 

Halte ich persönlich auch für einen praktischeren Ansatz als eine theologische Grundsatzdiskussion. Aber Ideen die du selber hattest - darf ich was für Dich ergänzen?

 

- Lerne frei beten. Zum Einstieg einfach mal einen Psalm umformulieren.

 

- Frage Deine Frau (ich weiss sie ist nicht gläubig), ob sie ein Anliegen hat, für das Du beten darfst. Ok, hier musst Du entscheiden, dass dieses Angebot kein Übergriff wird.

 

- Ziehe mit einer Gruppe Gleichgesinnter Taizelieder singend durch die Fußgängerzone der nächsten Stadt und warte auf sich ergebende Gespräche.

 

Das mit den Katechesen werde ich umsetzen, danke, nach Taize fahren meine Kids mittlerweile selber, Fisch auf dem Auto hatte ich schon.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Alle genannten Beispiele sind gewiss Typsache. Ich kann genau genommen nur von mir selbst reden. Aber ich bin zwar außergewöhnlich, aber doch nicht so außergewöhnlich, dass diese Gegenteile von Langeweile nicht auch anderen offenstehen würden. Sogar Moslems. Sogar Juden, Hindus, Shintoisten. Sogar Atheisten - wenn auch sicher mit anderen Bildern.

 

Es sind nicht alle so extrovertiert wie Du :D.

Aber was hast Du im Raucherpavillion von Dir gegeben? Erzähl...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...