gouvernante Geschrieben 2. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 2. Juni 2013 Außerdem machst Du Dich als Praktiker lächerlich wenn Du glaubst, dass z.B. der lateinische Text "Suscipiat Dominus Sacrificium de manibus tuis ad laudem et gloriam nominis sui ad utilitatem quoque nostram totius Ecclesiae suae sancte" als "Volksantwort geeignet gewesen wäre. Ähm. Wenn heute der ordentliche usus auf Latein zelebriert wird, "muß" das Volk genau das zur Antwort geben - und etliches mehr. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lothar1962 Geschrieben 2. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 2. Juni 2013 Wenn heute der ordentliche usus auf Latein zelebriert wird,... Wann und wo macht man das? Ich habe das noch nie erlebt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 2. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 2. Juni 2013 Im Prinzip nämlich ist "participatio actuosa" auch im alten Ritus möglich. Wie? Ein Beispiel: Sogar die Antwort auf "Orate Fratres".. nämlich "Suscipiat Dominus"... usw wirde z.B.nur von den Ministranten lateinisch murmelnd gebetet... Ich frage mich, ob das ursprünglich so gedacht war, oder ob die Ministranten immer mehr das Volk ersetzt haben. Es wäre ja auch ein tridentinischer Ritus denkbar, in dem das Volk die Antworten spricht. Ja. Und die Ursache war, dass der Gottesdienst in Latein war. Sicherlich war es der Wunsch des Konzils, dass die Menschen die lateinischen Antworten lernen sollten, aber das ist einfach illusorisch. Es gibt eine Menge Leute, die sich dadurch, naja, marginalisiert fühlen würden, weil sie kein Latein verstehen. Früher wurden auch Gymasiasten als Ministranten bevorzugt, weil sie Latein lernten. Da werden ganze Bevölkerungsschichten zu Christen 2. Klasse gemacht und die verweigern sich, meiner Meinung nach, zu Recht, dem Diktat der Lateinliebhaber. Es gibt keine biblische Begründung fürs Latein, es wurde irgendwann mal eingeführt, weil keiner mehr Griechisch verstand. Ich finde es nur für Messen haltbar, wo tatsächlich dadurch eine sprachliche Gleichberechtigung hergestellt werden müsste. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 2. Juni 2013 Autor Melden Share Geschrieben 2. Juni 2013 (bearbeitet) Wenn heute der ordentliche usus auf Latein zelebriert wird,... Wann und wo macht man das? Ich habe das noch nie erlebt. Das sind Messen, die soweit ich es kenne nicht als "normale Pfarrmessen" sondern für ein spezielles Publikum zelebriert werden. In Sankt Stefan gibt es sowas jeden Sonntag um 11h in der Unterkirche. Dort gehen Menschen hin, die nicht so traditionell sind unbedingt den alten Ritus zu wollen, aber eben doch am Latein hängen...solche Freaks werden die Antworten können. Ich sprach allerding von den sonntäglichen Pfarrmessen an die ich mich so ab spätestens 1950 erinnere in die zwangsläufig jeder ging und dort war es schon ein bisserl anders. Aber Gouvernante kann die 50 und 60iger Jaher bestimmt besser beurteilen als ich. bearbeitet 2. Juni 2013 von Der Geist Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 2. Juni 2013 Autor Melden Share Geschrieben 2. Juni 2013 (bearbeitet) Im Prinzip nämlich ist "participatio actuosa" auch im alten Ritus möglich. Wie? Ein Beispiel: Sogar die Antwort auf "Orate Fratres".. nämlich "Suscipiat Dominus"... usw wirde z.B.nur von den Ministranten lateinisch murmelnd gebetet... Ich frage mich, ob das ursprünglich so gedacht war, oder ob die Ministranten immer mehr das Volk ersetzt haben. Es wäre ja auch ein tridentinischer Ritus denkbar, in dem das Volk die Antworten spricht. Nochmals das Volk hat im tridentinischen Ritus keine Rolle gespielt...es war nachdem man unter dem Druck der Reformation den Lettner beseitigt hat, der ohnediese das Volk vom Klerus und den Adeligen abgetrennt hatte eben unvermeidlicher maßen da, aber eine Funktion kam ihm nicht zu. Außerdem machst Du Dich als Praktiker lächerlich wenn Du glaubst, dass z.B. der lateinische Text "Suscipiat Dominus Sacrificium de manibus tuis ad laudem et gloriam nominis sui ad utilitatem quoque nostram totius Ecclesiae suae sancte" als "Volksantwort geeignet gewesen wäre. Ich vermute, auch bei Spitzenministranten hat Gott den Text nur verstanden, wenn er allwissend ist. *duckundweg* Und wenn ich mir vor Augen halte, dass nicht wenige der mit mir stdierenden Paks Latein in einem ähnlichen Schnellsiedekurs gelernt haben, wie ich Griechisch, können wir nur hoffen, dass sich diese Herren nie an einer Zelebration in Latein versuchen... bearbeitet 2. Juni 2013 von Der Geist Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Rosario Geschrieben 2. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 2. Juni 2013 Wenn heute der ordentliche usus auf Latein zelebriert wird,... Wann und wo macht man das? Ich habe das noch nie erlebt. z. B.: - Auf Radio Vatikan täglich um 7.30 Uhr. - In vielen benediktinischen Klöstern täglich oder im täglichen Wechsel deutsch/lateinisch. - In vielen Papstmessen mit Papst Benedikt war es auch so. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Rosario Geschrieben 2. Juni 2013 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 2. Juni 2013 In Wirklichkeit geht es um zwei Glaubens-Aspekte, die sich gegenseitig ergänzen: Tridentinischer Ritus: Unter der Führung des Priester zieht das Volk Gottes Christus, der aufgehenden Sonne entgegen. Neuer Ritus: Christus ist als Altar in der Mitte des Volkes, das sich unter Leitung des Priesters versammelt hat. Das halte ich für eine extreme Verkürzung der Bedeutung der beiden Messformen. Auf der einen Seite kann man die Messe nach dem Messbuch von 1970 ja auch in einer Kirche mit langem Kirchenschiff (wie die meisten Kirchen gebaut sind) und zum Altar gewendet feiern. Auf der anderen Seite sind in den Kirchen mit langem Schiff und Altar im Chorraum die Gläubigen keineswegs um den Altar versammelt, sondern sie schauen nach wie vor vor allem auf den Rücken des Vordermanns und stehen nur dem Priester gegenüber, der nun hinter dem Altar steht. Der große Unterschied ist in meinen Augen der, dass die Teilnehmer (bei der Feier in der Landessprache) die Texte unmittelbar verstehen und dass die liturgischen Handlungen der Gläubigen einen eigenständigen Wert haben. (Sie singen z. B. das Gloria und nicht ein Lied zum Gloria, das früher der Priester am Altar "gültig" murmelte, unabhängig davon, ob die Gemeinde gerade etwas sang, Rosenkranz betete oder im "Schott" mitblätterte.) Meines Erachtens wird bisher bei der Betrachtung der liturgischen Veränderungen im 20. Jahrhundert noch immer die Erfindung und Einführung des Mikrophons völlig vernachlässigt und unterschätzt. Wenn es ein Mikrophon gibt - möchte ich auch hören, was "der da vorne" sagt - möchte ich auch verstehen, was er sagt (--> Volkssprache) - möchte ich auch denjenigen sehen, der spricht (--> Zelebration versus populum) 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stepp Geschrieben 3. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 (bearbeitet) Aber Gouvernante kann die 50 und 60iger Jaher bestimmt besser beurteilen als ich. Oft haben Menschen, die nicht dabei waren, ein deutlich besseres Urteilsvermögen als solche, die es erlebt haben und zwar einfach deshalb, weil sie emotional unbeteiligter sind. Die Geschichtswissenschaft beruht ganz wesentlich auf dieser Tatsache. Daher gehe ich davon aus, dass viele hier im Forum die 50er und 60er Jahre bei weitem besser beurteilen können als Du. bearbeitet 3. Juni 2013 von Stepp Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 3. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 Aber Gouvernante kann die 50 und 60iger Jaher bestimmt besser beurteilen als ich. Oft haben Menschen, die nicht dabei waren, ein deutlich besseres Urteilsvermögen als solche, die es erlebt haben und zwar einfach deshalb, weil sie emotional unbeteiligter sind. Die Geschichtswissenschaft beruht ganz wesentlich auf dieser Tatsache. Daher gehe ich davon aus, dass viele hier im Forum die 50er und 60er Jahre bei weitem besser beurteilen können als Du. Das alte Lied, dass der Zeitzeuge der Feind des Historikers ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 3. Juni 2013 Autor Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 (bearbeitet) Aber Gouvernante kann die 50 und 60iger Jaher bestimmt besser beurteilen als ich. Oft haben Menschen, die nicht dabei waren, ein deutlich besseres Urteilsvermögen als solche, die es erlebt haben und zwar einfach deshalb, weil sie emotional unbeteiligter sind. Die Geschichtswissenschaft beruht ganz wesentlich auf dieser Tatsache. Daher gehe ich davon aus, dass viele hier im Forum die 50er und 60er Jahre bei weitem besser beurteilen können als Du. Das alte Lied, dass der Zeitzeuge der Feind des Historikers ist. Ja nun ich habe gerade gerechnet: Ich bin Jahrgang 1944 und sicher ab meinem 6. Lebensjahr von meinen Eltern zu regelmäßigen Messbesuch angehalten worden und von meinem 6. Lebensjahr bis zur Liturgiereform sind 20 Jahre vergangen. Daraus ergibt sich: 20*52 = 1040 Sonntagsmessen. Realistischerweise mache ich einen Abschlag von 5% - verbleiben 988 mitgefeierte Sonntagsmessen im alten Ritus. Dazu kommt noch, dass ich ab meinem 8. Lebensjahr ministriert habe und zwar mindestens 2x in der Woche bei den Frühmessen diverser Kapläne und das 10 Jahre bis zu meinem 18. Lebensjahr, als ich nach der Matura nach Wien gegangen bin: Also 2*10*52 ergibt 1040 Ministrantendienste. Zusammen sind das 2028 heilige Messen im alten Ritus. Ob soviel Berührung mit der Wirklichkeit nicht einzusehen, dass man gerade deshalb zur Beschreibung der Wirklichkeit oder gar zu ihrer Beurteilung völlig unfähig ist, ist ein Zeichen sträflicher Verstocktheit und ich bitte submissest um Vergebung für meine Anmaßung. Und ich vergaß auch, dass es ein Proprium des wahren Wissenschaftlers ist jede Berührung mit der Wirklichkeit zu meiden wie der Teufel das Weihwasser weil diese nur seine Objektivität beeinträchtigt. bearbeitet 3. Juni 2013 von Der Geist 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 3. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 (bearbeitet) Wenn heute der ordentliche usus auf Latein zelebriert wird,... Wann und wo macht man das? Ich habe das noch nie erlebt. In starken Fremdeverkehrsgebieten ist das nicht so selten. (Auch in Wien gibt es nicht nur im Stephansdom eine und nicht nur für "freaks".) Und wenn ich die Landessprache nicht beherrsche, bin ich ganz froh darüber. bearbeitet 3. Juni 2013 von Edith1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
OneAndOnlySon Geschrieben 3. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 In starken Fremdeverkehrsgebieten ist das nicht so selten. (Auch in Wien gibt es nicht nur im Stephansdom eine und nicht nur für "freaks".) Und wenn ich die Landessprache nicht beherrsche, bin ich ganz froh darüber. OT: Entschuldige, liebe Edith, aber ich habe mich gerade kurz gefragt, in welchem Zustand du im Stephansdom in die Messe gehst, wenn du die dortige Landessprache nicht mehr beherrschst. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 3. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 In starken Fremdeverkehrsgebieten ist das nicht so selten. (Auch in Wien gibt es nicht nur im Stephansdom eine und nicht nur für "freaks".) Und wenn ich die Landessprache nicht beherrsche, bin ich ganz froh darüber. OT: Entschuldige, liebe Edith, aber ich habe mich gerade kurz gefragt, in welchem Zustand du im Stephansdom in die Messe gehst, wenn du die dortige Landessprache nicht mehr beherrschst. *lol* Ja, ist mir zu spät aufgefallen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Udalricus Geschrieben 3. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 Wenn heute der ordentliche usus auf Latein zelebriert wird,... Wann und wo macht man das? Ich habe das noch nie erlebt. Bei mir gibt es das zumindest einmal im Jahr. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Udalricus Geschrieben 3. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 Wenn es ein Mikrophon gibt - möchte ich auch hören, was "der da vorne" sagt - möchte ich auch verstehen, was er sagt (--> Volkssprache) - möchte ich auch denjenigen sehen, der spricht (--> Zelebration versus populum) Du hast recht. So hatte ich das noch gar nicht gesehen. Bisher glaubte ich nur, dass das Mikrofon schuld an der Nicht-Mehr-Verwendung der Kanzeln ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 3. Juni 2013 Autor Melden Share Geschrieben 3. Juni 2013 (bearbeitet) Heute abend Hat Papst Franziskus den genau vor 50 Jahren verstorbenen Papst Johannes XXIII. (+3. Juni 1963) gewürdigt. Die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Papst Johannes XXIII betrachtet Papst Franziskus als prophetische Intuition. Sie gehöre zu den Meilensteinen in der Geschichte der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert. Ich find dies bemerkenswert nachden sich der pensionierte Vorgänger immer bemüht hat den "guten Papa Giovanni" totzuschweigen bearbeitet 3. Juni 2013 von Der Geist Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stepp Geschrieben 4. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juni 2013 (bearbeitet) Ich find dies bemerkenswert nachden sich der pensionierte Vorgänger immer bemüht hat den "guten Papa Giovanni" totzuschweigen Das versteht man heutzutage also unter Totschweigen. Oder auch dies. Reichen drei Beispiele oder werden sämtliche 89 verschiedenen Dokumente, Ansprachen etc. des Pontifikats Benedikts XVI. benötigt, in denen Johannes XXIII. erwähnt wird, um einzusehen, dass die Unterstellung des Totschweigens barer Blödsinn ist? Nota bene: Pius XII., den Papst Benedikt ja angeblich so viel lieber hatte und zu dem er so unbedingt zurück wollte, bringt es auf 88 Erwähnungen. bearbeitet 4. Juni 2013 von Stepp Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
OneAndOnlySon Geschrieben 4. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juni 2013 In der Tat funktionieren Schwarz-Weiß-Vergleiche von Franziskus und Benedikt nicht (so wie sie praktisch nie funktionieren). Auffällig ist aus meiner Sicht aber schon, dass Benedikt den Schwerpunkt weniger stark auf das 2. vatikanische Konzil und dessen Jubiläen gelegt hat. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Konzil und dessen Umsetzung hatte. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stepp Geschrieben 4. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juni 2013 In der Tat funktionieren Schwarz-Weiß-Vergleiche von Franziskus und Benedikt nicht (so wie sie praktisch nie funktionieren). Auffällig ist aus meiner Sicht aber schon, dass Benedikt den Schwerpunkt weniger stark auf das 2. vatikanische Konzil und dessen Jubiläen gelegt hat. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Konzil und dessen Umsetzung hatte. Noch wenige Tage vor Ende seines Pontifikats hat Benedikt XVI. diese Eloge auf das II. Vaticanum gehalten. Es stimmt wohl, dass er ein sehr ambivalentes Verhältnis zur Nachkonzilszeit hat, aber dass er das II. Vaticanum totschweigen oder verdammen würde, ist einfach Blödsinn. Er fordert eben einfach nur, dass man dieses Konzil wie jedes andere auch von seinen Texten her interpretiert und nicht von dem, was man in den 60er Jahren gern gehabt hätte. Und eben dieser Schritt fällt vielen schwer, weil er bedeutet, dass das II. Vaticanum in der lehamtlichen Tradition der Kirche steht und mit den selben Methoden interpretiert wird wie andere Dokumente auch. Diejenigen, die der Ansicht sind, dass das Konzil der wahre Beginn der Kirchengeschichte ist, sind darüber natürlich unglücklich. 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 4. Juni 2013 Autor Melden Share Geschrieben 4. Juni 2013 (bearbeitet) In der Tat funktionieren Schwarz-Weiß-Vergleiche von Franziskus und Benedikt nicht (so wie sie praktisch nie funktionieren). Auffällig ist aus meiner Sicht aber schon, dass Benedikt den Schwerpunkt weniger stark auf das 2. vatikanische Konzil und dessen Jubiläen gelegt hat. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Konzil und dessen Umsetzung hatte. Man sollte bei allem was Josef Ratzinger/Papst Benedikt so geschrieben hat, immer den Bezug zwischen dem geschrieben Wort und den tatsächlichen Handlungen im Auge behalten….da klaffen häufig Welten. Man schaue nur in das Vorwort des Jesusbuches Bd.1 wo die historisch kritische Methode lauthals gepriesen wird. Im Verlauf aller Jesusbücher und herausragend im zuletzt erschienen Band über die Kindheitsgeschichte liefert Ratzinger Exegesen ab, die wohl auf allem Möglichen beruhen mögen, auf der historisch kritischen Methode jedenfalls nicht. Um die "hohe Wertschätzug" Ratzingers für das Konzil zu beurteilen empfehle ich beispielsweise die Lektüre seines angeblich so fortschrittlichen Buches "Einführung in das Christentum" Dort bezieht sich der Autor unter der Kapitelüberschrift „Glauben in der Welt von heute“ auf Kirkegaards Parabel vom Clown und vom Feuer bzw auf Harvey Cox,(1) der diese Geschichte gleichfalls verwendet hat. Ratzinger vergleicht die Theologen mit dem Clown der Feuer schreit, den aber, entgegen der Realität, niemand ernst nimmt und meint: […] “der Clown brauchte dann eigentlich nur das Kostüm zu wechseln und sich abzuschminken und dann wäre alles in Ordnung. Aber ist es wirklich so einfach? Brauchen wir nur zum Aggiornamento zu greifen, uns abzuschminken und uns in das Zivil einer säkularen Sprache oder eines religionslosen Christentums zu stecken, damit alles in Ordnung sei? […] Ich möchte sagen, dass die tatsächlich abgeschminkte und in modernes Zivil gekleidete Theologie, wie sie vielerorts heute auf den Plan tritt, diese Hoffnung als recht naiv erscheinen lässt.(2) Und nochmals: „Die Grundparadoxie, die im Glauben an sich schon liegt, ist noch dadurch vertieft, dass Glaube im Gewand des damaligen auftritt, ja geradezu das Damalige, die Lebensform und Existenzform von damals zu sein scheint. Alle Verheutigungen, ob sie sich nun intellektuell-akademisch ‘Entmythologisierung oder kirchlich pragmatisch ‘Aggiornamento’ nennen, ändern das nicht, im Gegenteil, diese Bemühungen verstärken den Verdacht, hier werde krampfhaft als heutig ausgegeben, was in Wirklichkeit doch eben das Damalige ist.“ (3) Nun ist das Aggiornamento (4) von Papst Johannes XXIII quasi als Schlüsselbegriff des Konzils gewählt worden. Das Wort wurde von Kardinal Roncalli 1957 bei einer Provinzialsynode erstmals gebraucht: „Hört ihr oft das Wort 'aggiornamento'? Seht da unsere heilige Kirche, immer jugendlich und bereit, dem verschiedenen Verlauf der Lebensumstände zu folgen mit dem Zweck, anzupassen, zu korrigieren, zu verbessern, anzuspornen.(5) Der Papst hat diese Wort dann noch mehrfach aufgegriffen: „so sprach er am 28.06.1961 ‘über das Aggiornamento der Kirche nach 20 Jahrhunderten’ als die Hauptaufgabe des Konzils“ (6) Man kann nicht das Konzil so hoch schätzen, wenn man seinen Schlüsselbegriff als obsolet erklärt. Tut man es dann zeigt sich dass man jedenfalls nicht das Konzil meint das faktisch stattgefunden hat sondern eine dessen Inhalte nach eigenem päpstlichen Gutdünken umgemodelt werden.Papst Franziskus hat das glasklar erkannt als er sagte: Aber heute, 50 Jahre danach, müssen wir uns fragen: Haben wir da all das getan, was uns der Heilige Geist im Konzil gesagt hat? In der Kontinuität und im Wachstum der Kirche, ist da das Konzil zu spüren gewesen? Nein, im Gegenteil: Wir feiern dieses Jubiläum und es scheint, dass wir dem Konzil ein Denkmal bauen, aber eines, das nicht unbequem ist, das uns nicht stört. Wir wollen uns nicht verändern und es gibt sogar auch Stimmen, die gar nicht vorwärts wollen, sondern zurück: Das ist dickköpfig, das ist der Versuch, den Heiligen Geist zu zähmen. So bekommt man törichte und lahme Herzen.“„Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung. Er bewegt uns, er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche, weiter zu gehen Hervorhebung von mir (1)Harvey Cox, Stadt ohne Gott, Stuttgart-Berlin 21967, 265 (2)Joseph Ratzinger, Einführung in das Christentum München 62005, 35. (3)Ebd., 46. (4)Das Wort leitet sich aus dem italienischen „aggiornare“ ab, was soviel heißt, wie etwas auf den Tag hin, also zeitgemäß gestalten, modernisieren. (5) Giuseppe Alberigo, Aggiornamento, in: Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Freiburg im Breisgau 1993, Bd. 1, A bis Barcelona, 231. (6)Ebd bearbeitet 4. Juni 2013 von Der Geist 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
OneAndOnlySon Geschrieben 4. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juni 2013 In der Tat funktionieren Schwarz-Weiß-Vergleiche von Franziskus und Benedikt nicht (so wie sie praktisch nie funktionieren). Auffällig ist aus meiner Sicht aber schon, dass Benedikt den Schwerpunkt weniger stark auf das 2. vatikanische Konzil und dessen Jubiläen gelegt hat. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Konzil und dessen Umsetzung hatte. Noch wenige Tage vor Ende seines Pontifikats hat Benedikt XVI. diese Eloge auf das II. Vaticanum gehalten. Es stimmt wohl, dass er ein sehr ambivalentes Verhältnis zur Nachkonzilszeit hat, aber dass er das II. Vaticanum totschweigen oder verdammen würde, ist einfach Blödsinn. Er fordert eben einfach nur, dass man dieses Konzil wie jedes andere auch von seinen Texten her interpretiert und nicht von dem, was man in den 60er Jahren gern gehabt hätte. Und eben dieser Schritt fällt vielen schwer, weil er bedeutet, dass das II. Vaticanum in der lehamtlichen Tradition der Kirche steht und mit den selben Methoden interpretiert wird wie andere Dokumente auch. Diejenigen, die der Ansicht sind, dass das Konzil der wahre Beginn der Kirchengeschichte ist, sind darüber natürlich unglücklich. Ich bin nicht der Meinung, dass man sämtliche Konzile und Dogmen als gleich bedeutend für die Kirche beurteilen kann. Das Lehramt kann immer nur Antworten im jeweiligen zeitlichen Kontext geben. Sie haben nicht auf ewig Bestand. Daher sehe ich durchaus eine Berechtigung darin, jüngeren Äußerungen des Lehramts mehr Gewicht zu geben als den älteren. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stepp Geschrieben 4. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juni 2013 Ich bin nicht der Meinung, dass man sämtliche Konzile und Dogmen als gleich bedeutend für die Kirche beurteilen kann. Das Lehramt kann immer nur Antworten im jeweiligen zeitlichen Kontext geben. Sie haben nicht auf ewig Bestand. Daher sehe ich durchaus eine Berechtigung darin, jüngeren Äußerungen des Lehramts mehr Gewicht zu geben als den älteren. Du findest das erste Vaticanum bedeutender als Nizäa, Konstantinopel und Chalzedon? Das ist nun aber wirklich eine Sondermeinung. (Nebenbei bemerkt, habe ich nicht geschrieben, dass alles gleichbedeutend sei, sondern dass die Methoden der Interpretation gleich seien. Das ist ein gewichtiger Unterschied) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
OneAndOnlySon Geschrieben 4. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juni 2013 Nein, ich halte es nur für falsch, etwas deswegen eine besonders Relevanz für den Glauben der Kirche zu geben, weil es in einem völlig anderen Kontext einmal dogmatisiert oder von einem Konzil gelehrt wurde. Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes ist nicht deswegen wichtig für den Glauben, weil sie dogmatisiert ist, sondern weil sie sich über lange Zeit in der gesamten Christenheit bewährt hat und auch heute noch eine gute Antwort auf die Frage gibt, wer Jesus Christus ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 8. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 8. Juni 2013 Na, neu ist es nicht, sein Ordensvater hat es vor fast 500 Jahren nur mit etwas anderen Worten gesagt, aber richtig bleibt es: Erziehen ist kein Beruf, sondern eine Haltung Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Rosario Geschrieben 8. Juni 2013 Melden Share Geschrieben 8. Juni 2013 Um die "hohe Wertschätzug" Ratzingers für das Konzil zu beurteilen empfehle ich beispielsweise die Lektüre seines angeblich so fortschrittlichen Buches "Einführung in das Christentum" Dort bezieht sich der Autor unter der Kapitelüberschrift „Glauben in der Welt von heute“ auf Kirkegaards Parabel vom Clown und vom Feuer bzw auf Harvey Cox,(1) der diese Geschichte gleichfalls verwendet hat. Ratzinger vergleicht die Theologen mit dem Clown der Feuer schreit, den aber, entgegen der Realität, niemand ernst nimmt und meint: […] “der Clown brauchte dann eigentlich nur das Kostüm zu wechseln und sich abzuschminken und dann wäre alles in Ordnung. Aber ist es wirklich so einfach? Brauchen wir nur zum Aggiornamento zu greifen, uns abzuschminken und uns in das Zivil einer säkularen Sprache oder eines religionslosen Christentums zu stecken, damit alles in Ordnung sei? […] Ich möchte sagen, dass die tatsächlich abgeschminkte und in modernes Zivil gekleidete Theologie, wie sie vielerorts heute auf den Plan tritt, diese Hoffnung als recht naiv erscheinen lässt.(2) Und nochmals: „Die Grundparadoxie, die im Glauben an sich schon liegt, ist noch dadurch vertieft, dass Glaube im Gewand des damaligen auftritt, ja geradezu das Damalige, die Lebensform und Existenzform von damals zu sein scheint. Alle Verheutigungen, ob sie sich nun intellektuell-akademisch ‘Entmythologisierung oder kirchlich pragmatisch ‘Aggiornamento’ nennen, ändern das nicht, im Gegenteil, diese Bemühungen verstärken den Verdacht, hier werde krampfhaft als heutig ausgegeben, was in Wirklichkeit doch eben das Damalige ist.“ Ich halte es für ein Missverständnis, aus dieser Passage die Ablehnung des Konzils herauszulesen. Ich verstehe diesen Abschnitt im Kontext des ganzen Kapitels so, dass die Grundparadoxie des Glaubens, die er hier entfaltet, unter allen Umständen bestehen bleibt und nicht durch einen Kunstgriff aufgehoben werden kann. Dass diesen Kunstgriff das Aggiornamento nicht liefert, ist aber keineswegs eine Kritik am Aggiornamento, sondern unterstreicht nur, dass man eben aus diesem Paradoxon durch neue Methoden so wenig herauskommt wie durch alte. Er möchte dieses Paradoxon hier ja auch gar nicht auflösen. Die Kritik an gewissen Ausführungen des Aggiornamento, die er erwähnt, verstehe ich so, dass es eine krasse Selbstüberschätzung wäre zu meinen, man könne nun durch eine bestimmte neue Methode eine Paradoxie des Glaubens, die ihm wesentlich innewohnt, auflösen. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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