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Wie viel Einfühlungsvermögen tut politischem Handeln gut?(UMT)


Die Angelika

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vor 46 Minuten schrieb Die Angelika:

Die folgende Antwort bezieht sich auf mn1217's Beitrag mit der Definition von Empathie nach Rogers.

 

Ich denke, dass das Hauptproblem dieser Definition ist, dass sie natürlich auf einen einzelnen Menschen bezogen ist . Genau das sprichst du auch in deinem letzten Satz an.

 

1)

Wie soll denn ein Politiker den inneren Bezugsrahmen eines ganzen Volkes (dem er ja durch die Wahl zuerst verpflichtet ist) möglichst exakt wahrnehmen, mit all seinen emotionalen Komponenten und Bedeutungen, gerade so, als ob er die andere Person wäre, jedoch ohne jemals die 'Als-ob'-Position aufzugeben?

2)

Wie soll denn ein einzelner Bürger die inneren Bezugsrahmen ganzer Volksgemeinschaften oder auch nur -Schichten eines Volkes möglichst exakt wahrnehmen usw.?

 

3)

Nicht zuletzt habe ich mit dieser Definition Bauchschmerzen wegen ihres (psychotherapeutischen) Berater-Klienten-Bezugs. Meines Erachtens ist das nicht die Art von Beziehung, die zwischen Regierungspolitikern und dem (Wahl-)Volk bestehen sollte und auch nicht die Beziehung, die zwischen den Völkern bestehen sollte.

Interessanterweise ist in den Beziehungen der Völker untereinander, wenn es um Entwicklungshilfe geht, genau das der Kritikpunkt, dass eine Art von "Heilsbringer"-und "Patienten/Klienten"-Beziehung besteht, in der man Gefahr läuft, dass die jeweiligen Rollen zementiert werden. 

 

4) Hier komme ich zu meinem nächsten Kritikpunkt:

In der Psychotherapie gilt als ein Grundsatz die Unbefangenheit. Der Therapeut sollte (abgesehen davon dass er mit seiner Tätigkeit seinen Lebensunterhalt verdient)  keine weiteren aus sich selbst heraus sich ergebenden Bezugspunkte haben. So lässt sich die sog. professionelle Distanz einfacher halten. Genau das ist aber bei der Politik nicht der Fall. Professionelle Distanz aber ist notwendig für professionelle Hilfe.

Damit wird mMn klar, wo die Fallstricke für empathisches Handeln in politischer Verantwortung grundsätzlich sind.

 

Nochmal: Natürlich ist Epathie für jegliches zwischenmenschliches Handeln sinnvoll. Das ist nicht die Frage, die Frage ist, wie viel sinnvoll ist, vielleicht wäre das Thema folgendermaßen  besser formuliert:

Wie lässt sich empathisches Handeln in der Politik professionell gestalten?

 

 

 

Nun habe ich ja explizit auf die Überschneidungen hingewiesen , die ich sehe.

Dass das nicht hundertprozentig passt, ist klar. Und habe ich auch geschrieben.

Warum du nur da heraushebst ,aber nicht das, was ich als passend sehe...?

 

Übrigens sehen sich Psychotherapeuten und Berater nicht als Heilsbringer, das wäre zumindest nicht gut.

 

Gerade professionelle Distanz ist in der Politik unbedingt von Nöten!

 

Den oder die Bezugsrahmen des Staates und der Bürger, die dort leben, sollten Politiker kennen. Sie leben ja im selben Staat. 

 

Wieviel Empathie jemand wann anwendend , ist sicher individuell unterschiedlich.

Ob es da ein Rezept für alle gibt? Das ist ja auch situationsabhängig.

 

 

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vor einer Stunde schrieb mn1217:

 

 

Nun habe ich ja explizit auf die Überschneidungen hingewiesen , die ich sehe.

Dass das nicht hundertprozentig passt, ist klar. Und habe ich auch geschrieben.

Warum du nur da heraushebst ,aber nicht das, was ich als passend sehe...?

 

Übrigens sehen sich Psychotherapeuten und Berater nicht als Heilsbringer, das wäre zumindest nicht gut.

 

Gerade professionelle Distanz ist in der Politik unbedingt von Nöten!

 

Den oder die Bezugsrahmen des Staates und der Bürger, die dort leben, sollten Politiker kennen. Sie leben ja im selben Staat. 

 

Wieviel Empathie jemand wann anwendend , ist sicher individuell unterschiedlich.

Ob es da ein Rezept für alle gibt? Das ist ja auch situationsabhängig.

 

 

 

Ich empfinde dich als extrem anstrengend in dieser Diskussion.

Selbstverständlich greife ich die Aspekte heraus, die mir wichtig erscheinen. Das machst du auch nicht anders. 

Es erschwert übrigens den Austausch aus meiner Sicht ungemein, wenn du jeweils nicht genau liest ("Heilsbringer" hatte ich nicht einfach so in Anführungszeichen gesetzt), deshalb falsch zitierst und daraus dann irgendwelche verqueren Schlüsse ziehst. Der Beruf des Psychotherapeuten zählt nun mal zu den Heilberufen, der des Politikers hingegen nicht. Wegen dieser Querverbindung hatte ich das in Anführungszeichen gesetzt. 

 

Deine letzten beiden Sätze sind halt wieder einfach nichtssagend. 

 

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vor einer Stunde schrieb Goldi:

Also, ich finde, es haben sich hier ziemlich viele User um gute Antworten bemüht.

 

Das stimmt und das freut mich sehr, weil es mir ne Menge Input gibt und mir beim Sortieren meiner eigenen Gedanken hilft. 🙂

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vor 4 Stunden schrieb Die Angelika:

 

 

Na, ich hoffe doch sehr, dass ich anstrengend bin.

Sonst lohnt es sich nämlich nicht.

 

 

Die Threadfrage ist ja, wieviel Einfühlungsvermögen politischem Handeln gut tut.

Und da denke ich, dass das so nicht eindeutig zu beantworten ist.

Wenn du das für nichtssagend hältst, ist das so.

Politisches Handeln wird durch viele Faktoren bestimmt und Einfühlungsvermögen ist nur einer davon.

Außerdem ist Einfühlungsvermögen unterschiedlich ausgeprägt. Man kann es trainieren, aber mache gefallen sich ja auch in der Rolle des nicht so Einfühlenden.

 

Vor ein paar Postings hattest du allerdings die Frage etwas ummodelliert und gefragt, wie sich Empathie in der Politik professionell gestalten lässt. Das ist allerdings mMn etwas ziemlich Anderes.

Da ist ja nicht mehr die Frage "wieviel" sondern "wie bringe ich es ein, wann bringe ich es ein" usw.

 

Zum professionellen Umgang gehört für mich die professionelle Distanz.

Auch ein Politiker tritt in einer Rolle auf. Und dieser Rolle sollte er sich auch bewusst sein.

Die Rolle fordert von ihm eine bewusste Abwägung, was er wann wie tut. Und natürlich auch, wie er Einfühlungsvermögen mit anderen Faktoren zusammenbringt und kommuniziert.

Da Politiker unter Dauerbeobachtung stehen, kommt noch dazu die Überlegung, wie etwas wohl "ankommen " wird- in Medien etc.

 

Zu professionellem Umgang gehört, sich klarzumachen "wo stehe ich, wer bin ich". Wer das für sich schafft und das kommuniziert, wird als authentisch wahrgenommen, was  meistens ein Erfolgsfaktor ist. Dazu gehört auch, sich darüber klarzuwerden, wie hoch das eigene Einfühlungsvermögen ist und ob man es betonen möchte. Oder ggf ausbauen möchte.

 

 Auch Politiker brauchen da mMn eine "Rückkopplung" (nicht nur durch die Medien), evtl. auch eine Entsprechung zu einer Supervision, das gehört für mich auch zur Professionalität.

bearbeitet von mn1217
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vor 23 Stunden schrieb Werner001:

Wer nicht arbeiten kann, der muss sich nicht schämen, der kann nichts dafür. Wer arbeiten kann, soll halt lieber arbeiten, wenn ihm das würdevoller erscheint. Ich persönlich bin gern bereit, die zu unterstützen, die nicht können. Ich bin aber nicht bereiten, einen guten Teil meiner Arbeitsleistung dafür zu erbringen, dass Leute, die arbeiten könnten, nicht arbeiten müssen. Irgendwelche Entwürdigungsgefühle derer, für die ich arbeiten soll, sind mir dabei gleichgültig. Vielmehr fühle ich selbst mich entwürdigt, wenn ich gezwungen werde, für andere ohne Not zu arbeiten.

 

Das ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie für die eine Seite Mitgefühl eingefordert wird, das der anderen Seite verweigert wird

 

Werner


*aufzeig*

Ich gehöre zu denen, die dir für so eine Haltung Mitgefühl verweigert.
Ich überlege gerade. Verweigern oder nicht können?
Ich glaube, ich habe wirklich keine Chance, mich in eine solche Haltung einzufühlen.
Wenn es jemandem grundsätzlich so gut geht, dass er eigentlich auf nichts, was ihn freut, verzichten muss, und wenn derjenige gleichzeitig auch einer Tätigkeit nachgehen kann, die er sich freiwillig ausgesucht hat und die ihn ja doch auch freut - warum braucht er dann noch mehr? (Und sollte so jemanden seine Arbeit nicht mehr freuen, hätte er in einer Gesellschaft, wie ich sie mir erträume (z.B. Grundeinkommen ohen Arbeit, Einkommen entkoppelt von der Erwerbstätigkeit), auch die Möglichkeit, damit aufzuhören und hätte trotzdem genug zum Leben.
(Ist nur ein kurzer Einwurf - ich gehe davon aus, dass du dir umgekehrt schwer tust, dich in m e i n e Haltung einzufühlen.)
 

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vor 14 Minuten schrieb Ennasus:


*aufzeig*

Ich gehöre zu denen, die dir für so eine Haltung Mitgefühl verweigert.
Ich überlege gerade. Verweigern oder nicht können?
Ich glaube, ich habe wirklich keine Chance, mich in eine solche Haltung einzufühlen.
Wenn es jemandem grundsätzlich so gut geht, dass er eigentlich auf nichts, was ihn freut, verzichten muss, und wenn derjenige gleichzeitig auch einer Tätigkeit nachgehen kann, die er sich freiwillig ausgesucht hat und die ihn ja doch auch freut - warum braucht er dann noch mehr? (Und sollte so jemanden seine Arbeit nicht mehr freuen, hätte er in einer Gesellschaft, wie ich sie mir erträume (z.B. Grundeinkommen ohen Arbeit, Einkommen entkoppelt von der Erwerbstätigkeit), auch die Möglichkeit, damit aufzuhören und hätte trotzdem genug zum Leben.
(Ist nur ein kurzer Einwurf - ich gehe davon aus, dass du dir umgekehrt schwer tust, dich in m e i n e Haltung einzufühlen.)
 

Ich verstehe deine Meinung, wir haben ja schon oft genug darüber gesprochen. Der Haken dabei ist, du sprichst von einer Gesellschaft, die du dir erträumst, ich spreche von der Realität. In deiner Gesellschaft würde ich sofort nur noch 50% arbeiten, oder noch lieber gar nicht mehr, was ich in der realen Welt nicht kann, weil mir das Geld fehlen würde. In der realen Welt wird mir das fehlende Geld  nicht gegeben, es heißt „wenn dir das nicht reicht, was du für 50% Arbeit bekommst, musst du halt mehr arbeiten.“ Und genau das ist auch der  Maßstab, den ich an andere anlege. Wer Geld braucht, soll arbeiten. Wer nicht arbeiten kann, der muss versorgt werden, das versteht sich von selbst. Allen anderen sage ich, was man mir sagt: „wenn du Geld brauchst, musst du halt arbeiten“

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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vor 2 Stunden schrieb Ennasus:

Ich gehöre zu denen, die dir für so eine Haltung Mitgefühl verweigert.
 

Warum soll man für eine Ansicht Mitgefühl aufbringen? Argumente sind idR mit oder ohne Mitgefühl entweder gut oder weniger gut. Für die Ansicht, dass jeder grundsätzlich für sich selbst sorgen und nicht dem Staat auf der Tasche liegen sollte, gibt es eine Menge guter Argumente, die sich auch ohne jegliches Mitgefühl erschließen.  

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13 hours ago, Ennasus said:


*aufzeig*

Ich gehöre zu denen, die dir für so eine Haltung Mitgefühl verweigert.
Ich überlege gerade. Verweigern oder nicht können?
Ich glaube, ich habe wirklich keine Chance, mich in eine solche Haltung einzufühlen.
Wenn es jemandem grundsätzlich so gut geht, dass er eigentlich auf nichts, was ihn freut, verzichten muss, und wenn derjenige gleichzeitig auch einer Tätigkeit nachgehen kann, die er sich freiwillig ausgesucht hat und die ihn ja doch auch freut - warum braucht er dann noch mehr? (Und sollte so jemanden seine Arbeit nicht mehr freuen, hätte er in einer Gesellschaft, wie ich sie mir erträume (z.B. Grundeinkommen ohen Arbeit, Einkommen entkoppelt von der Erwerbstätigkeit), auch die Möglichkeit, damit aufzuhören und hätte trotzdem genug zum Leben.
(Ist nur ein kurzer Einwurf - ich gehe davon aus, dass du dir umgekehrt schwer tust, dich in m e i n e Haltung einzufühlen.)
 


Ich denke schon, dass ich mich in Deine Haltung einfühlen kann.

Mein Gegenargument wäre dabei:

Könntest Du Dich in eine Haltung einfühlen, die einen demokratischen leistungsfähigen Sozialstaat für unbedingt erhaltenswert ansieht und diesen nicht durch riskante Sozialexperimente gefährdet sehen möchte?

Das Grundargument ist dabei einfach: es gibt kein Perpetuum mobile, in einem (näherungsweise) geschlossenen System sind alle Ressourcen endlich. Etwas reales Gutes für einen Traum auf‘s Spiel zu setzen, ist ein durchaus menschlicher, oft auch sympathischer Zug, aber leider auch das Patentrezept vieler Katastrophen gewesen.

Ich denke, rein gefühlsmäßig sind beide Positionen gleich nachvollziehbar - aber es gibt eben auch ein faktische Realität, an deren Bedingungen sich bloße Wünsche messen lassen müssen.

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