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Was Gendern bringt und was nicht


Die Angelika

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vor 55 Minuten schrieb Frank:

Geschlechtergerechte Sprache entwickelt sich im Journalismus zum fachlichen Standard, in manchen Disziplinen gehört das zum wissenschaftlichen Standard. Das ist etwas anderes als eine "verbindliche Vorschrift" die Journalistinnen und Journalisten oder Wissenschaftler udn Wissenschaftlerinnen zwingt in ihrer privaten Kommunikation zu gendern oder dies womöglich allen Menschen zur Pflicht macht.

 

Ich weiß über den aktuellen Stand nicht viel, aber erst kürzlich habe ich gehört, dass viele das an der Uni nur machen, weil sie sich dazu gedrängt fühlen und - wenn sie die Uni verlassen - gerne wieder damit aufhören.

 

Was mich wirklich interessieren würde - und diese Frage geht an Dich und alle Befürworter des Genderns: Glaubt ihr denn, dass es praktikabel ist? Nehmt folgendes beispiel:

 

"Einer bzw. einem gute*n Lehrer*in sollte das Wohl ihrer bzw. seiner Schüler*innen am Herzen liegen. Sie bzw. er sollte alle ihre bzw. seine Schüler*innen gleich behandeln; falls sie bzw. er z.B. eine*n Lieblingsschüler*in hat, sollte sie bzw. er dies nicht demonstrativ zeigen."

 

Es gäbe noch Schlimmeres, aber ich habe bewusst ein eher moderates Beispiel gewählt. Und auch dieses ist doch kaum aussprechbar und kaum praktikabel.

 

Klar, wenn man schriftlich formuliert und Zeit hat, kann man sich da vielleicht noch irgendwie behelfen. Manchmal (aber nicht immer) kann  man den Singular vermeiden,  welcher bei dieser Art des Genderns größere Probleme verursacht als der Plural; manchmal (aber nicht immer) helfen Partizipial-Konstruktionen, wenn oft auch nur notdürftig; manchmal (aber nicht immer) helfen Passiv und Abstrakta oder Umschreibungsversuche. Wobei diese Ausweichmanöver natürlich einiges an Sprachkompetenz voraussetzt- eine Sprachkompetenz, die viele Leute nur eingeschränkt haben dürften.

Immerhin muss man beim Lesen nicht unbedingt jedes Wort (innerlich) aussprechen und kann sich gewöhnlich die nötige Zeit nehmen, komplizierte Formulierungen zu dechiffrieren. Dass wir es hier dann über weite Strecken mit "krampfhaften Vermeidungsstrategien" (Gisela Zifonun) zu tun hat, die die Sprache nicht schöner machen: geschenkt.

 

In der mündlichen Rede, die spontan und schnell sein soll, funktionieren solche Strategien aber viel schlechter! Für die normale mündliche Konversation ist ein einigermaßen konsequentes Gendern dieser Art einfach ungeeignet. Natürlich gibt es immer gewisse Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Kommunikation, aber hier wird ein tiefer Graben geschaffen - selbst ein Vorlesen mancher gegenderter Passagen ist kaum mehr möglich.

 

Es besteht so die große Gefahr, dass Gendern zu einem Jargon wird, der vor allem in "gebildeten" Milieus verwendet wird, und auch da hauptsächlich schriftlich und zu offiziellen Anlässen; die normale gesprochene Sprache, ebenso die Sprache in Film, Belletristik usw., bliebe hingegen weitgehend "genderfrei".

 

Dass das keine gute Entwicklung wäre, darauf zumindest sollte man sich doch einigen können. Und falls unsere Sprache den Umgang mit Frauen und Nicht-Binären tatsächlich bedeutsam beeinflussen sollte, käme es doch wohl ohnehin vor allem darauf an, wie die Menschen "normalerweise" sprechen; mehr als darauf, wie sie in einigen sehr formellen Kontexten kommunizieren! Ein Gendern, das sich weitgehend auf ausgewählte formelle Kontexte beschränken würde, wäre dann von vornherein wenig zielführend.

 

Insofern müsste man sich doch auch als Befürworter (m/w/d) des Genderns eingestehen, dass die bisherigen Versuche untauglich sind, zumal sie wichtigen Gesetzen der Sprachökonomie (das Einfache und Kurze setzt sich durch) direkt entgegengesetzt sind. Wenn man die Sprache wirklich effektiv in der intendierten Weise verändern möchte, so bedürfte es wenn schon "grundlegenderer" Lösungen derart, wie ich sie angerissen habe.

 

Mich würde interessieren, was die Befürworter (m/w/d) des Genderns zu dieser Kritik sagen; ob sie ihr zustimmen können oder wo sie ggf. Schwächen an ihr ausmachen.

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vor 48 Minuten schrieb Die Angelika:

Dann musst du mir nicht widersprechen, denn dann sind wir uns einig. 🙂

Ich wollte auch nicht "Dir" selbst widersprechen, sondern nur einem von Dir dargestellten These. :wink:

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Ob all dieser Diskussion um  und Nachdenken über Sprache fiel mir dieser 2005 geschriebene Text in die Hände. Irgendwie passt der gerade zu meiner Gefühlslage....

 

verständigung

 

unsere sprache ist fluss

weit und breit

kein schilf.

sie räkelt sich

wie eine hure

in ihrem bett,

und wir, -

wir schwimmen in ihr

wie ertrinkende.

bearbeitet von Die Angelika
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vor einer Stunde schrieb Die Angelika:

Dann könnte (Vorsicht, nicht als 1:1-Entsprechung zu verstehen!) eine Geburt zeitmäßig mit nicht mehr oder weniger Arbeitsausfall verbunden sein wie eine längere Erkrankung.

ich halte den insgesamt etwa dreimonatigen Mutterschutz für absolut sinnvoll und bedauere die berufstätigen Frauen in anderen Ländern, die ihn nicht haben.

Der Mutterschutz sollte nicht zur Benachteiligung von Frauen führen und ich denke, er tut es auch nicht. Fachleute kann man nicht so einfach ersetzen, wenn sie mal drei Monate ausfallen, da lohnt es sich auf sie zu warten. Zumal er in der Regel nicht unvorbereitet kommt. Und in einfacheren Berufen sollte Ersatz sowieso kein Problem sein. (Das die Praxis manchmal anders aussieht weiß ich auch, aber das ist kein Genderproblem.)

 

Kinder sind eine Lebensaufgabe, die sich nicht 'mal eben' neben der Arbeit erledigen lässt. Traditionell sind es die Mütter, die diese Aufgabe überwiegend erfüllen, und auch heute noch bleibt gesamt gesehen der Anteil der Väter daran geringer. Nur: Das ändert man doch nicht durch Sprachvergenderung! Wenn die Physikprofessorin mit der Geburt das 'Muttertier' in sich entdeckt ist es doch vollkommen egal, wie ihre Universität mit der deutschen Sprache umgeht. Übrigens auch, wenn der Herr Professor bei dieser Gelegenheit das 'Vatertier' in sich entdeckt.

 

Und darüber hinaus: Viel wichtiger als fragwürdige Gleichmacherei ist es, die Freiheit zu bewahren. Auch die Freiheit der Eltern, über die Verteilung der Familienaufgaben zu entscheiden. Daß dabei, bei knappem Familieneinkommen, die häufig etwas weniger verdienende Frau die unbezahlte Familienarbeit übernimmt ändert man mit dieser Genderei auch nicht.

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vor 9 Minuten schrieb Moriz:

ich halte den insgesamt etwa dreimonatigen Mutterschutz für absolut sinnvoll und bedauere die berufstätigen Frauen in anderen Ländern, die ihn nicht haben.

Der Mutterschutz sollte nicht zur Benachteiligung von Frauen führen und ich denke, er tut es auch nicht. Fachleute kann man nicht so einfach ersetzen, wenn sie mal drei Monate ausfallen, da lohnt es sich auf sie zu warten. Zumal er in der Regel nicht unvorbereitet kommt. Und in einfacheren Berufen sollte Ersatz sowieso kein Problem sein. (Das die Praxis manchmal anders aussieht weiß ich auch, aber das ist kein Genderproblem.)

 

Kinder sind eine Lebensaufgabe, die sich nicht 'mal eben' neben der Arbeit erledigen lässt. Traditionell sind es die Mütter, die diese Aufgabe überwiegend erfüllen, und auch heute noch bleibt gesamt gesehen der Anteil der Väter daran geringer. Nur: Das ändert man doch nicht durch Sprachvergenderung! Wenn die Physikprofessorin mit der Geburt das 'Muttertier' in sich entdeckt ist es doch vollkommen egal, wie ihre Universität mit der deutschen Sprache umgeht. Übrigens auch, wenn der Herr Professor bei dieser Gelegenheit das 'Vatertier' in sich entdeckt.

 

Und darüber hinaus: Viel wichtiger als fragwürdige Gleichmacherei ist es, die Freiheit zu bewahren. Auch die Freiheit der Eltern, über die Verteilung der Familienaufgaben zu entscheiden. Daß dabei, bei knappem Familieneinkommen, die häufig etwas weniger verdienende Frau die unbezahlte Familienarbeit übernimmt ändert man mit dieser Genderei auch nicht.

 

Nun, der dreimonatige Mutterschutz ist vorherseh- und daher für den Betrieb planbar. Schwere Erkrankungen mit langem Arbeitsausfall sind dagegen nicht planbar.

Dass Kindererziehung sich nicht mal so nebenbei erledigen lässt, weiß ich als vierfache Mutter ziemlich gut. Da kommt es dann eben darauf an, welche Vereinbarungen ein Elternpaar trifft. Klar sollte halt auch sein, dass Kindererziehung eben auch Arbeit ist, die sich nicht einfach delegieren lässt. Meine Älteste hat diese Phase gerade durch. Die stellte sich das offenbar auch alles viel einfacher vor als es tatsächlich ist. Die Frage ist halt, welche Prioritäten man setzt. Wenn ein Paar Kinder hat und beide berufstätig bleiben wollen, dann muss man das miteinander verhandeln, wie das ablaufen soll, sodass es beide gerecht finden. Kinder und beide Karriere halte ich für illusorisch. Nun kann man überlegen, wer trotz Kindern Karriere machen soll/will/kann und wer den Kindern zuliebe keine berufliche Karriere verfolgt , sondern vielleicht einfach berufstätig bleibt. Es sollte auch möglich sein, dass sich ein Elternteil ganz der Kindererziehung widmet, ohne dass das sich für es allein negativ auswirkt bzw. in irgendeiner Weise als Verzicht empfunden wird. Letztlich steht und fällt halt mMn vieles mit der mangelnden Wertschätzung von Erziehungs- und Familienarbeit.

Bedauerlicherweise fehlt es noch  häufig an einer tatsächlichen Entscheidungsfreiheit bezüglich der Verteilung von Familienaufgaben. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis ein einziges Paar, die es so geregelt haben, dass keiner von beiden Vollzeit erwerbstätig ist. Einer arbeitet 70%, der andere 60%. Auch ehevertraglich haben sie die damit einhergehenden Folgen ordentlich geregelt. Meist sind es halt immer noch die Frauen, die beruflich kürzer treten. Die Ursachen hierfür sind mE vielfältig. Meine älteste Tochter ist sicher nicht repräsentativ, aber ich stelle fest, dass sie sich durch ihre Mutterschaften sehr stark in ihrer Einstellung verändert hat. Davor war es für sie sonnenklar, dass sie eine Karriere machen will, beruflich auf keinen Fall kürzer treten usw. Sie war wirklich das Klischee einer Emanze (Überreste davon sind noch in der Verwendung gendergerechter Sprache in Diskussion sichtbar). Kaum war sie erstmalig Mutter geworden, tickte sie ganz anders. Und selbst bei ihr sind Tendenzen von dem erkennbar, was Lothar vorhin von Müttern aus seinem Bekanntenkreis schrieb. Unglaublich, selbst mir gegenüber hatte sie heftige Bedenken, ihre Kinder für einige Stunden mit mir allein zu lassen. DIe Kinder könnten sie ja vermissen.

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Fällt eigentlich nur mir auf das die Frage "wie wollen sie ihre Kinder mit dem Kanzleramt unter einen Hut bekommen, wenn sie gewählt würden?", nur an Annalena Baerbock, äuserst selten bis gar nicht an ihre männlichen Kontrahenten gerichtet wird?

 

Und wie oft wird diese Frage bei der Besetzung von Manager*innen-Posten gestellt? Wie oft kickt die Frage Bewerberinnen aus dem Rennen?

 

Das ist zwar nur bedingt ein Problem das sich durch die Sprache lösen lässt, von daher schramm ich hier am OT entlang.

 

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vor 31 Minuten schrieb Moriz:

Viel wichtiger als fragwürdige Gleichmacherei ist es, die Freiheit zu bewahren. Auch die Freiheit der Eltern, über die Verteilung der Familienaufgaben zu entscheiden.

Um diese Freiheit bewahren zu können muss sie erst mal existieren. Siehe auch obiges Post von mir.

Ich glaube Die Angelika war es, die berichtet hat wie schwer es für Männer ist Akzeptanz zu bekommen wenn sie in längere Elternzeit wollen.

 

Um die Freiheit, von der du sprichst bewahren zu können, müssen wir sie erst mal schaffen.

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vor 6 Minuten schrieb Die Angelika:

Auch ehevertraglich haben sie die damit einhergehenden Folgen ordentlich geregelt.

Das fordere ich seit Jahr und Tag. Unser Zivilrecht kann nur ein Modell des Zusammenlebens abbilden. Jede Abweichung von diesem Standard bedarf der vertraglichen Dokumentation wenn sich aus diesen Abweichungen Nachteile zu Ungunsten des einen oder beider Partner ergeben würden, wenn bei fehlender rechtskonformer Vereinbarung das geltende Zivilrecht angewandt würde.

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vor 20 Minuten schrieb Frank:

Fällt eigentlich nur mir auf das die Frage "wie wollen sie ihre Kinder mit dem Kanzleramt unter einen Hut bekommen, wenn sie gewählt würden?", nur an Annalena Baerbock, äuserst selten bis gar nicht an ihre männlichen Kontrahenten gerichtet wird?

 

Und wie oft wird diese Frage bei der Besetzung von Manager*innen-Posten gestellt? Wie oft kickt die Frage Bewerberinnen aus dem Rennen?

 

Das ist zwar nur bedingt ein Problem das sich durch die Sprache lösen lässt, von daher schramm ich hier am OT entlang.

 

 

Das ist schon vielen aufgefallen, manche stört es sogar.

Aber aendern wird sich nix.

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vor 47 Minuten schrieb mn1217:

Das ist schon vielen aufgefallen, manche stört es sogar.

Aber aendern wird sich nix.

 

Jedenfalls nicht, solange es die bürgerliche Kleinfamilie gibt.

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5 hours ago, Die Angelika said:
  1. Daneben gibt es auch Nomen, die semantisch klar biologisch weiblich sind, aber dennoch mit einem Neutrum bezeichnet werden. Besonders interessant ist hier, dass anscheinend niemanden stört, dass es DAS Mädchen, vielmehr ist trotz des grammatikalischen Neutrums jedem klar, dass es sich um eine weibliche Person handelt. Das scheint für Muttersprachler sogar so klar zu sein, dass sie in einem fortgeführten Text nach der Einführung des Nomens "Mädchen" häufig anschließend das Personalpronomen "sie" setzen, obwohl es grammatikalisch richtig "es" heißen müsste. Das hat sich so weit etabliert, dass es in der Rechtschreib- und Grammatiküberprüfung von Word nicht einmal mehr als Grammatikfehler markiert wird, wie ich gerade ausprobiert habe:

 

Das Mädchen sucht sich im Kaufhaus ein schönes Kleid aus. Sie wählt ein grünes Kleid, obwohl ihr das gelbes Kleid auch gefallen hätte.

Als zu überprüfen wird lediglich "das gelbes Kleid" markiert, nicht aber die grammatikalisch falschen Personalpronomen "Sie" und "ihr". Dort müsste es nämlich grammatikalisch gesehen "Es" und "ihm" heißen.

 

Ich habe mal mit Schülern, die von Einwanderen abstammen und Deutsch als Muttersprache haben, eine Geschichte um ein Mädchen gelesen, wo auf sie/es durchgehend mit sächlichen Pronomina hingewiesen wurde. Die Schüler haben mit dem Kopf geschüttelt, so komisch hörte es sich für sie an.

bearbeitet von Domingo
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Das ist  in der Region, in der ich lebe, ( leider) sehr üblich und kann im weiteren Verlauf eines Gesprächs auch schonmal dazu führen,dass ein " ihm" bezüglich einer Frau benutzt wird ( stand ja auch in den Beitregen). Wenn im gleichen Satz auch von meinem Mann die Rede ist,kann das verwirren.

bearbeitet von mn1217
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vor 31 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Jedenfalls nicht, solange es die bürgerliche Kleinfamilie gibt.

Die bürgerliche Kleinfamilie ist sofort ruiniert,wenn Journalisten diese Frage gar nicht mehr oder auch den Herren stellen.

Oder so.

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3 hours ago, iskander said:

Maskulinum und Neutrum scheinen sich tatsächlich irgendwie "weiter" zu erstrecken;  das kommt wohl daher, dass sie im Ur-Indogermanischen die beiden älteren Genera sind.

 

Bis auf den Nominative und Akkusativ sind sie auch identisch. Nimmt man etwa Latein und die Wörter lupus (m.; "Wolf") und donum (n.; "Geschenk"), so hat man folgende Situation:

 

Nom.  lupus   donum

 

Akk.   lupum  donum

 

Dass das Neutrum dieselbe Form im Nominativ wie im Akkusativ hat, wird oft dadurch erklärt, dass man annimmt, dass das Urindogermanische eine Ergativsprache war - dass also unbeseelte Objekte gar nicht als Agens auftreten konnten, weswegen ihnen die Endung auf -s fehlt. Es gibt auch Gelehrte, die dies ablehnen, es bleibt jedoch zumindest die Tatsache bestehen, dass die Genera ursprünglich nur einen syntaktischen Unterschied zueinander aufwiesen.

 

Irgendwann nach der Abspaltung des Anatolischen, aber vor dem Auseinanderfallen aller anderen indogermanischen Sprachgruppen hat sich ein Femininum herausgebildet. Wie das passierte, ist umstritten; vielleicht hat irgendeine prähistorische Nannyogg darauf bestanden, Frauen müssten ihre eigene grammatikalische Form haben, um in der Sprache sichtbar zu werden. Auf jeden Fall war der Wechsel nicht vollständig: Im Lateinischen etwa bleiben Substantive der konsonantischen Deklination geschlechtlich undifferenziert: lex, legis, legi etc. ist feminin, rex, regis, regi etc. ist maskulin; Pflanzennamen enden auf -us, sind aber feminin. Wichtiger ist, dass das sog. Maskulinum im Grunde das alte beseelte Genus war und weitgehend bleibt, weswegen es - wie oben dargelegt - auch weibliche Personen mit einschließen kann. 

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3 hours ago, Die Angelika said:

 

Ich kenne das von etlichen Frauen, die umgehend nach der Geburt wie ausgewechselt quasi zum Muttertier wurden und dem Vater rein gar nichts in Pflege und Betreuung der eigenen Brut zutrauten.

Ich weiß allerdings auch, dass Männer (mein eigener Schwiegersohn gehört dazu), von ihren Arbeitskollegen ziemlich schräg angemacht wurden, weil er längere Elternzeit nahm und weil sie sich jetzt, da die Kinder in Kindertagesstätten sind, abwechseln mit dem Abholen (u.a. auch, wenn ein Kind in der KiTa krank wird und abgeholt werden muss). Da wurde er ernsthaft gefragt, ob das Kind denn keine Mutter habe, woraufhin er entgegnete, dass das Kind eben auch einen Vater habe und die Mutter beruflich verhindert sei.

 

Habe ich auch aus den USA gehört: Mütter, die nach der Geburt wieder hart arbeiten, werden gemobbt, weil sie statt dessen mit ihrem Baby sein sollten. Väter, die nach der Geburt sich mehr Freizeit nehmen, um mit dem Baby zusammen zu sein, werden gemobbt, weil sie statt dessen härter arbeiten sollten, weil sie ja jetzt ein Baby haben, für das sie Geld verdienen sollen.

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14 minutes ago, mn1217 said:

Das ist  in der Region, in der ich lebe, ( leider) sehr üblich und kann im weiteren Verlauf eines Gesprächs auch schonmal dazu führen,dass ein " ihm" bezüglich einer Frau benutzt wird ( stand ja auch in den Beitregen). Wenn im gleichen Satz auch von meinem Mann die Rede ist,kann das verwirren.

 

Das wird (wurde?) auch vom Duden so vorgeschrieben: Standardsprachlich müsse da ein "es" stehen. Hier stimme ich mit den Schülern überein: Wenn etwas komisch klingt, kann es nicht wirklich Standardsprache sein, egal, ob eine "Autorität" es für die einzig grammatikalsich korrekte Möglichkeit erklärt.

bearbeitet von Domingo
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vor 11 Minuten schrieb mn1217:

Die bürgerliche Kleinfamilie ist sofort ruiniert,wenn Journalisten diese Frage gar nicht mehr oder auch den Herren stellen.

Oder so.

Solange die bürgerliche Kleinfamilie das gesellschaftliche Ideal ist, stellt sich diese Frage.

 

Die Mutter der Nation, die ihre Kinder aus machtpolitischen Gründen ihrem Gatten in die Hand drückt und sich einen 24/7-Job anlacht, erweckt nunmal Misstrauen. Von Männern ist man nichts anderes gewohnt.

 

Ich persönlich sehe aber auch hier kein Problem - entweder Frau Baerbock kann hier ein tragfähiges Konzept liefern, oder sie kann es eben nicht.

 

Daß sie sich um einen Job bewirbt, bei dem sie nicht mal eben nach Hause kann, wenn ein Kind krank ist, sollte auch jemandem klar sein, der Strom in der Leitung speichert.

bearbeitet von Flo77
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vor 10 Minuten schrieb mn1217:
vor 43 Minuten schrieb Marcellinus:

Jedenfalls nicht, solange es die bürgerliche Kleinfamilie gibt.

Die bürgerliche Kleinfamilie ist sofort ruiniert,wenn Journalisten diese Frage gar nicht mehr oder auch den Herren stellen.

Oder so.

 

Unsinn. Die Frage von Journalisten hat nichts damit zu tun, und sie interessiert mich auch nicht, und das sollte es dich auch nicht, denn ob Journalisten das fragen oder nicht, ändert nichts an der Wirklichkeit.

 

Fest steht, daß sich politische Karriere, egal ob von Männern oder Frauen, sich nicht mit der bürgerlichen Kleinfamilie verträgt. Nicht ohne Grund haben viele Politiker keine Kinder oder sind geschieden. 

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vor 1 Stunde schrieb Frank:

Fällt eigentlich nur mir auf das die Frage "wie wollen sie ihre Kinder mit dem Kanzleramt unter einen Hut bekommen, wenn sie gewählt würden?", nur an Annalena Baerbock, äuserst selten bis gar nicht an ihre männlichen Kontrahenten gerichtet wird?

 

Und wie oft wird diese Frage bei der Besetzung von Manager*innen-Posten gestellt? Wie oft kickt die Frage Bewerberinnen aus dem Rennen?

 

Das ist zwar nur bedingt ein Problem das sich durch die Sprache lösen lässt, von daher schramm ich hier am OT entlang.

 

Nein, Du bist nicht alleine. Auch in irgendeiner Talkshow wurde das thematisiert.

Ich finde die Frage im Jahr 2021 nur an die Frau stellen sehr frech. Ich persönlich wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen.

Wenn sich  jemand bewirbt, ein 83-Mio-Einwohner-Land organisieren zu wollen, muß derjenige erst recht in der Lage sein, eine vierköpfige Familie zu organisieren.

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Gerade eben schrieb UHU:

Wenn sich  jemand bewirbt, ein 83-Mio-Einwohner-Land organisieren zu wollen, muß derjenige erst recht in der Lage sein, eine vierköpfige Familie zu organisieren.

Diese Zeit hat dasjenige aber nicht mehr, wenn es ein 83-Mio-Einwohner-Land organisieren will ;) 

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vor 2 Minuten schrieb rince:

Diese Zeit hat dasjenige aber nicht mehr, wenn es ein 83-Mio-Einwohner-Land organisieren will ;) 

Gut - zweiter Versuch: Wenn sich jemand bewirbt, ein 83-Mio-Einwohner-Land organiseren zu wollen, muß derjenige erst recht in der Lage sein, die Organisation einer vierköpfigen Familie vor einem Wahlsieg fertig zu haben.

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vor 1 Minute schrieb UHU:

Nein, Du bist nicht alleine. Auch in irgendeiner Talkshow wurde das thematisiert.

Ich finde die Frage im Jahr 2021 nur an die Frau stellen sehr frech. Ich persönlich wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen.

Wenn sich  jemand bewirbt, ein 83-Mio-Einwohner-Land organisieren zu wollen, muß derjenige erst recht in der Lage sein, eine vierköpfige Familie zu organisieren.

Und das soll sie dann bitte erstmal belegen.

 

Die Konkurrenz ist übrigens entweder kinderlos oder aber (bis auf Söders Jüngsten, aber bei denen stellt sich die Frage aus offensichtlichen Gründen nicht) der Nachwuchs ist bereits aus dem ersten Betreuungsalter raus.

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vor 3 Minuten schrieb Flo77:

Und das soll sie dann bitte erstmal belegen

Und warum müssen das die Männer nicht belegen?

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vor einer Stunde schrieb Marcellinus:
vor 2 Stunden schrieb mn1217:

Das ist schon vielen aufgefallen, manche stört es sogar.

Aber aendern wird sich nix.

 

Jedenfalls nicht, solange es die bürgerliche Kleinfamilie gibt.

 

Die Empörungskutlur über solche Fragen wird auch kaum was ändern. Ich finde diese Empörung eher lächerlich.

Ich denke, dass Frau Baerbock stark genug isein sollte, um solche offensichtlichen Blödsinnigkeiten kontern zu können. Kann sie es nicht, ist sie wenig geeignet für das Bundeskanzleramt.
 

Ihre Antwort lässt mich vermuten, dass sie mit dieser (aus meiner Sicht wirklich unverschämt sexistischen Frage nicht gerechnet hat. Sie antwortete „Ich werde weiterhin Mutter bleiben, auch als Spitzenpolitikerin. Meine Kinder wissen, wo mein Zuhause und mein Herz ist“ Quelle

Für meinen Geschmack war die Frage erwartbar und hätte die Antwort durchaus schlagfertiger ausfallen dürfen. So wirkt sie auf mich etwas unvorbereitet bis nichtssagend. Um das Sexistische zu entlarven, hätte sie z.B. antworten können "Es gibt hinreichend Spitzenpolitker, die zugleich Elternteil sind. Was ist an mir anders, dass ich als Spitzenpolitikerin das gefragt werde?"

Da hätten se dann mal schauen sollen, wie sie aus der Nummer wieder rauskommen.

 

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vor einer Stunde schrieb Domingo:

 

Ich habe mal mit Schülern, die von Einwanderen abstammen und Deutsch als Muttersprache haben, eine Geschichte um ein Mädchen gelesen, wo auf sie/es durchgehend mit sächlichen Pronomina hingewiesen wurde. Die Schüler haben mit dem Kopf geschüttelt, so komisch hörte es sich für sie an.

 

Ja. Mädchen ist so eindeutig ein Nomen, das eine weibliche Person bezeichnet, dass das grammatikalische Geschlecht nur mehr bei der Ersteinführung der Person Neutrum ist.

Früher wurde weibliche Pronomen im Anschluss daran korrigiert, heute geschieht das nicht mehr (Siehe Prüfung in Word).

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