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Denkt mal drüber nach!


Explorer

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Lieber Explorer,

 

>Der Tag hat 1440 Minuten. Ist es wirklich so viel verlangt, davon 5 zu beten?<

 

Kannst du mir mal die Quelle dafür angeben? Dieser Ausspruch scheint mir sehr ungewöhnlich für Einstein zu sein, und ich wüsste gern, wo und in welchem Zusammenhang er ihn getan hat.

 

Danke schon mal!

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Liebe Ute!

 

Viele der Postings, die ich bisher hier geschrieben habe stammen aus dem Buch "Jugend und Gott" von Alfonso Pereira und Kirsten Balberg. Dieses auch.

Zu welchem Anlass er das gesagt hat, steht leider nicht drinnen.

 

Aber zu Einstein fällt mir noch spontan ein Witz ein:

Albert Einstein betritt ein Fotogeschäft.

"Ich hätte gern einen Farbfilm!"

"24x36?" fragt der Verkäufer.

Darauf Einstein:

"864, warum?"

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Schön, dein Witz, Explorer.

 

Ich fragte nach der Quelle, weil dieser Ausspruch mir nicht zu Einstein zu passen scheint. Einstein kannte keinen persönlichen Gott, zu dem man beten könnte.

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Die Wörter

 

In unserem Milieu, in meiner Familie war der Glaube nur ein Prunkname für die süße französische Freiheit; man hatte mich gleich allen anderen getauft, um meine Unabhängigkeit zu bewahren: beim Verzicht auf die Taufe hätte man befürchtet, meine Seele zu vergewaltigen. Als eingeschriebener Katholik dagegen war ich frei, war ich normal. Man sagte: "Später soll er tun, was er will." Damals hielt man es für schwieriger, den Glauben zu erwerben, als ihn zu verlieren ... Beim Anhören dieser Erzählungen meines Großvaters tat meine Großmutter, als sei sie entrüstet; sie glaubte an nichts; nur ihre Skepsis verhinderte, daß sie eine Atheistin wurde. Meine Mutter hütete sich wohl, dazwischenzutreten. Sie hatte "ihren Gott für sich al-lein" und verlangte bloß von ihm, daß er sie heimlich tröstete. In abgeschwächter Form setzte sich die Debatte in meinem Kopf fort. Ein anderes Ich, mein dunkler Bruder, bestritt ziemlich matt alle Glaubensartikel. Ich war Katholik und Protestant; vereinigte den kritischen Geist mit dem Geist der Unterwerfung. Im Grunde fand ich dies alles schrecklich langweilig: ich gelangte zum Unglauben nicht durch den Konflikt der Dogmen, sondern durch die Gleichgültigkeit meiner Großeltern. Trotzdem war ich religiös: ich kniete jeden Tag mit gefalteten Händen auf dem Bett und sprach mein Gebet, dachte aber immer seltener an den lieben Gott ... Ich erzähle hier die Geschichte einer missglückten Berufung. Ich brauchte Gott, man gab ihn mir, ich empfing ihn, ohne zu begreifen, daß ich ihn suchte. Da er in meinem Herzen keine Wurzeln schlug, vegetierte er einige Zeit in mir und starb dann. Spricht man mir heute von Ihm, so sage ich amüsiert und ohne Bedauern wie ein alt gewordener Frauenjäger, der eine ehemals schöne Frau trifft: "Vor fünfzig Jahren hätte ohne das Missverständnis, ohne jenen Irrtum, ohne den Zufall, der uns auseinander brachte, etwas zwischen uns sein können."

 

Jean-Paul Sartre

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Ein schmerzlicher Schlussstrich

 

Unerwartet kam sein Anruf. Vor 15 Jahren hatten sie sich getrennt. Ulli, ihr erster Liebhaber - wie schön war es seine vertraute Stimme zu hören. "Du, Andrea, ich habe eine alte Platte von Hannes Wader gefunden, gehört die nicht dir?" "Er klingt unsicher.", dachte sie. Sie spürte die Spannung, die sich mit einem Mal auf sie gelegt hatte. Ulli war damals drei Jahre älter und schon fast fertig mit dem Abitur, als sie sich kennenlernten. Als einen schönen, großen Mann hat sie ihn in Erinnerung. Die sechs Monate bis zum Studienbeginn und auch noch die ersten Semester hatten sie miteinander genossen: Spazierfahrten im grünen R6, Schwimmen im Baggersee und abends mit Freunden in der Fußgängerzone zusammen im Cafe sitzen. Er war ein behutsamer, zärtlicher Liebhaber, der sie nie drängte und dann doch die Nähe genoss. Ullis Fragen am Telefon rissen sie aus ihren Träumen: "Ich hab gehört du hast Kinder. Ja? Schön, ich habe keine. Ich bin beruflich ziemlich eingespannt. Meine Frau hilft mir in der Praxis. Und du, was machst du beruflich?" Sie spürte ihrer beider Spannung und Unsicherheit. Schließlich sagte Ulli, was unausgesprochen zwischen ihnen stand: "Ich habe lange überlegt, dich anzurufen, Andrea. Ich hab mich nicht getraut. Ich hab viele Jahre ziemlich Schuldgefühle gehabt, weil ich dich damals eigentlich hab sitzen lassen." Andrea unterbrach ihn: "Es ist gut, dass du deine Gefühle ansprichst. Aber du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist so viel Zeit seitdem vergangen. Aber ich denk gern an unsere Zeit zurück. Es war schön." In der Bibel steht: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen." Freiheit, wie Jesus sie meint, kann auch bedeuten, einen schmerzlichen Schlussstrich zu ziehen.

 

Christiane Murner

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Sich aus der Masse herausheben?

 

So unwahrscheinlich dies auch klingen mag:

Es ist nur der Einzelne, welcher der heute

drohenden Vermassung der Völker

entgegenzuwirken berufen ist.

In diesem sehr ungleich erscheinenden

Kampf steht das Individuum keineswegs

auf verlorenem Posten, wenn es ihm gelingt,

mit der alten christlichen Forderung Ernst zu machen:

den Balken im eigenen Auge zu erkennen

und sich nicht über den Splitter

im Auge des anderen zu ärgern.

 

                                                 Carl Gustav Jung, Briefe III, S.133

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Schließ Aug und Ohr für eine Weil

vor dem Getös der Zeit.

Du heilst es nicht und hast kein Heil,

als wo dein Herz sich weilt.

 

Dein Amt ist Hüten, Harren, Sehn

im Tag die Ewigkeit.

Du bist schon so im Weltgeschehn

befangen und befreit.

 

Die Stunde kommt, da man dich braucht,

dann sei du ganz bereit.

Und in das Feuer, das verraucht,

wirf dich als letztes Scheit.

 

Das Lied der Weißen Rose/Geschw Scholl

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Schon gleich am Morgen, kurz nach dem Erwachen, fädelt man den Verlauf des Tages ein. Mit dem ersten

Wort, das einer äußert, gibt er den Grundton an für eine miese oder heitere Stimmung; mit seiner ersten Geste

macht er deutlich, ob er sich entgegenkommend oder abweisend verhalten will; und mit der ersten Handlung,

dem polternden oder gelassenen Heranziehen des Stuhles an den Kaffeetisch, signalisiert er seiner

Umgebung, was heute von ihm zu erwarten ist.

Es ist nicht gleichgültig, wie einer seinen Tag beginnt. Fängt er mit einer schlechten Laune an, wird er diese

schlechte Laune nicht für sich behalten können. Er wird sie an andere weiter-geben: an die

Familienangehörigen, an die, die mit ihm im gleichen Bus sitzen, und an die Mitarbeiter, die ihm im Betrieb

begegnen.

Der schlecht gelaunte Lehrer wird seine Kollegen und die Kinder seiner Klasse in eine schlechte Laune

bringen. Die 24 Kinder seiner Klasse werden nach Schulschluss die schlechte Stimmung mit nach Hause

nehmen und 24 Väter, Mütter und Geschwister infizieren. Sie werden die Missstimmung multiplizieren und

bewirken, dass bis zum Abend Häuserblocks und Stadtbezirke in schlechter Laune sind.

Wie der Stein, den man ins Wasser wirft, eine Welle nach der anderen verursacht und schließlich einen See

unruhig machen kann, lösen wir mit jeder Handlung Kettenreaktionen aus. Alle negativen oder positiven Taten

wirken weiter und vermehren sich. Wer den Tag optimistisch und froh beginnt, steckt seine Umwelt mit Frohsinn

und mit Optimismus an.

Walter Rupp SJ

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Nach dem Maß sind wir bemessen, gemäß unseren wahren und ganzheitlichen Bedürfnissen. Auf diese Weise stehen wir in der Weltharmonie und sollen sie durch harmonisches Verhalten in allen Lebenslagen festigen helfen. Das Maß ist jene Anteilswaage, auf der wir gegenüber allen anderen Menschen und Lebewesen ausgewogen werden. An keinem Tage sollen wir mehr beanspruchen, als uns zusteht. Unser Maß ist einerseits in die Weltgerechtigkeit, andererseits in die eigene Mitte eingesenkt. Mit ihm haben wir einen Ariadnefaden im glitzernden Labyrinth der Konsumgesellschaft, die uns immer mehr Bedürfnisse aufreden will. Der Weg zum Maß heißt Mäßigung. Doch Weg und Ziel sind hier nicht gleichbedeutend. Wir finden zu uns selbst, wenn wir unser Maß gefunden haben. Es ist ebenso elastisch wie unser Lebensrhythmus. Wir brauchen beispielsweise nicht ständig dieselbe Portion zu essen. In der einen Woche kann es mehr, in der anderen weniger sein. Das Maß folgt dem Auf und Ab der eigenen Lebenswoge, dem persönlichen Gezeitenwechsel. Es schafft Wohlbefinden und Gesundheit. Jede Maßlosigkeit hingegen gefährdet beide. Sie wirft uns sogleich aus dem Lebensrhythmus. Das Maß ist Wohlgeordnetheit in Harmonie. Es nimmt uns gleichsam an der Hand.

 

Günter Bartsch

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Auf seinem Weg nach Jerusalem spricht Jesus mit seinen Jüngern über die Nachfolge, - Das heißt über ihre Zukunft. Und er sagt: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht brauchbar für das Reich Gottes. Und was wird dann aus mir? Ich sehe immer wieder gerne zurück. Erinnere mich in Gedanken und Gefühlen an das, was hinter mir liegt. Dankbar oder mit Bedauern. Ich brauche das und oft tut es mir gut. Natürlich sind das nicht nur schöne Erinnerungen: Da war Enttäuschung, Trennung, Verlust und Verletzungen, die bis heute spürbar sind. Wo andere schuld waren, - oder ich selbst. Oder ich und die anderen. Manches war über mich verhängt, anderes habe ich zu verantworten. Es kommen ja auch die Entscheidungen und die ungelebten Möglichkeiten in den Blick, wenn wir im Leben zurückschauen. Wer kann das bis ins letzte unterscheiden: Eigene und fremde Schuld, Schuld und Schicksal? Gott kann das hoffentlich. Nein: Ich erwarte das von ihm! Ich glaube: Jesus will uns nicht das Erinnern verbieten, sondern uns aufmerksam machen, dass etwas passiert, wenn Gottes Reich im Leben eines Menschen ankommt, wirksam wird: Das ganz anderes plötzlich wichtig wird als bisher. Andere Ziele, andere Gefühle, andere Menschen. Dass jemand anders denkt und spricht. Plötzlich nicht mehr schwach, sondern frei erscheint, nicht mehr stark, sondern empfindsam. Nicht länger unruhig, sondern bedächtig lebt. Nicht mehr aufrechnet, sondern gütig wird. Ich stelle mir vor, dass Gott mir zuhört, geduldig und aufmerksam zuhört, wenn ich erinnere und erzähle, was war. Gerne erzähle ich auch Menschen meines Vertrauen von meiner Vergangenheit. Und vielleicht sagt mir dann einer: Du hast genug gesehen, von dem was hinter dir liegt. Schau auch nach vorne, was noch kommt. Vertraue auf Gott, steh auf und lebe!  Dann wäre es Zeit für mich den Pflug in die Hand zu nehmen auf meinem Lebensacker. Wie Jesus sagt.

 

Volker Herbert

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Wer würdevoll und ernst auftritt, wird gewöhnlich respektiert. Man vermutet hinter dieser Haltung Nachdenklichkeit, Besonnenheit und eine solide Lebensweise. Wer dagegen einen Hang zum Lachen und zum Scherzen zeigt, wird schnell verdächtigt, er neige zu Oberflächlichkeit und Leichtsinn; er habe vielleicht den Ernst des Lebens nicht so recht kapiert. Christian Morgenstern hatte für diese Art von Menschen, die nicht lachen können, nur Spott übrig. Seine Bemerkung "Er konnt' nie über etwas lachen, wie kann ein Mensch so tief verflachen?" macht deutlich, dass er in dieser Unfähigkeit einen Persönlichkeitsmangel sah. Die alten Philosophen wussten, warum sie den Menschen als "ens risibile" definierten, als das Wesen, das mit der Fähigkeit zu lachen ausgestattet ist. Sie wollten damit zum Ausdruck bringen, dass Lachen-Können ein wesentliches Merkmal des Menschseins ist. Sein Zustand wird bedenklich, wenn er seine Umwelt nur tierisch ernst und aus der Maulwurfperspektive heraus betrachtet und nicht von einer höheren Warte aus sehen kann. Die Tatsache, dass man zum Lachen nur zwölf, für eine abweisende Miene aber 74 Muskeln braucht, macht deutlich, dass Lachen das Leben leichter macht und der menschlichen Natur mehr entspricht als düsteres und sorgenvolles Dreinschau'n. Seneca scheint Selbstironie als Entspannungsübung praktiziert zu haben. Er konnte von sich sagen: "Wenn ich mich einmal an einem Tölpel ergötzen will, brauche ich nicht lange suchen: Ich lache über mich." Das Lachen über sich kann - mehr als das Lachen über andere - helfen, Verärgerungen abzuschütteln. Es ist das wirksamste Mittel, ein freier, entspannter und gelöster Mensch zu werden.

 

Walter Rupp SJ

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Wo suchen?

 

"Dein Irrtum ist, dass du Gott ausserhalb von dir selbst suchst," sagte der Meister.

"Soll ich ihn denn in meinem Inneren suchen?"

"Siehst du nicht, dass dein Inneres außerhalb von dir ist?"

erwiderte der Meister.

 

Anthony de Mello

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Der Ausdruck "Ethik" geht zwar auf die Griechen zurück, als Titel einer philosophischen Disziplin auf Aristoteles. Die Sache, die dabei verhandelt wird, ist aber den anderen Kulturen ebenso vertraut. Der Grund liegt auf der Hand: Von seiner biologischen Ausstattung her nicht auf eine bestimmte Lebensweise festgelegt, sieht sich der Mensch allerorten aufgefordert, seine Lebensweise selbst zu bestimmen. Die mit dieser Aufforderung zusammenhängenden Überlegungen machen die Ethik aus. Weil deren Auftreten von den Bedingungen des Menschseins, der Conditio humana, her bestimmt ist, finden sie sich in so gut wie allen Kulturen und Epochen: Daß der Mensch Ethik betreibt, gehört zum gemeinsamen Erbe der Menschheit. Der Menschheit ist nicht nur die Herausforderung der Ethik gemeinsam, also der Umstand, daß die Lebensweise weder für Gruppen noch für Individuen vorgegeben ist. Gemeinsam ist auch die Fähigkeit, mit deren Hilfe der Mensch auf die Herausforderung antwortet; es ist die Sprach- und Erkenntnisfähigkeit, die Vernunft. Wegen der doppelten Gemeinsamkeit gehört nicht nur das Daß, sondern auch manches Was zu dem uns bekannten Menschheitserbe. Es gibt sowohl gemeinsame Grundfragen in der Ethik als auch Gemeinsamkeiten in der Antwort.

 

Otfried Höffe

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Tschuang-tse und Hui-tse gingen über den Damm, der das Wasser des Hao staut. Tschuang sagte: "Schau, wie frei die Fische sich tummeln und wie glücklich sei dabei sind." Hui erwiderte: "Da du kein Fisch bist, woher weißt du dann, was Fische glücklich macht?" Tschuang sagte: "Da du nicht ich bist, wie kannst du wissen, daß ich nicht weiß, was Fische glücklich macht?" Hui entgegnete: "Wenn ich, der ich nicht du bin, nicht wissen kann, was du weißt, so folgt daraus, daß du, der du kein Fisch bist, nicht wissen kannst, was sie wissen." Tschuang sagte: "Nur sachte! Laß uns zu der ursprünglichen Frage zurückkehren. Du hast mich gefragt: 'Woher weißt du, was Fische glücklich macht?' Den Worten deiner Frage zufolge weißt du ganz klar, daß ich weiß, was Fische glücklich macht. Ich kenne die Freude der Fische im Fluß durch meine eigene Freude, wenn ich denselben Fluß entlanggehe."

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Schuld

 

Eine kleine Maus balancierte wagemutig auf dem schmalen Pfad des Lebens.

Zu ihrer Sicherheit trug sie eine lange Balancierstange, an deren Enden zwei Beutel hingen. In dem rechten hatten sich allerhand glückliche Dinge ihres Lebens angesammelt, im linken befand sich alles, woran sie im Laufe der Zeit schuldig geworden war. Da begegnete ihr Gott.

"Mein lieber Herr", sprach sie, würdest du mir ein wenig von meiner Schuld abnehmen, sie bedrückt mich gar zu sehr." - "Das will ich gerne tun", antwortete er, leerte den linken Beutel ganz aus und legte stattdessen die Erinnerung an die Schuld hinein. "Warum tust du das, mein Herr", jammerte das Mäuslein.

"Weil du sonst abstürzen würdest",sagte er. "Bitte, lieber Herr, aber was habe ich denn davon, dass ich nun statt der Schuld die Erinnerung daran tragen muß?" seufzte das Mäuschen. "KEINE SCHULD MEHR", sagte Gott.

 

ICH habe deine Übertretungen weggewischt wie eine Wolke und deine Schuld wie einen Nebel: kehre zurück zu mir, denn ich werde dich erlösen!

Jesaja 44:22

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Töpfermarkt

 

Heute ist Töpfermarkt in der Stadt. Ich schlendere durch die Gäßchen, wo die Händler ihre Tische aufgebaut haben. Teller und Tassen, Kannen und Krüge, Becher, Vasen - so weit das Auge reicht. Alles strahlt in schönsten Farben. Jeder Stand hat seine eigene Note: Hier ein kräftiges Blau, dort erdige, dunkle Töne, dazwischen Life-style-Keramik mit modernstem Touch. Was sich alles aus Lehm machen lässt! Und das Beste: Kein Stück gleicht dem andern, alles Unikate. Mal ist der Henkel etwas größer, mal die Farbe etwas blasser. Manches sticht mir sofort in die Augen. Es ist zwar hie und da leicht krumm, aber doch rundherum gelungen - Handarbeit eben. Wie bei den Menschen, denke ich. Die sind auch alle einmalig, obwohl's so viele sind. Keinen gibt's zweimal. Manche stechen mir sofort in die Augen, auch wenn sie Ecken und Kanten haben - vielleicht gerade deswegen. Obwohl sie nicht perfekt sind, sind sie doch irgendwie in sich rund - einfach gelungen, egal in welcher Farbe sie schillern und welche Form sie haben. Und wenn man sie fallen lässt, zerbrechen sie. Wie die Tassen auf dem Töpfermarkt.

Dr. Rainer Dvorak

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Man kann fragen, welche Funktion die Rede von der Sünde hat, wozu sie gebraucht wird. Sie kann benutzt werden, um die Menschen klein, schuldbewusst und ohnmächtig zu halten, sie kann aber auch als Instrument der Analyse der Situation gedacht werden, bei der die Überwindung dieser Getrenntheit vom Grund des Lebens das Ziel bleibt. Nur wenn wir mit einem Fuß schon auf dem Neuland der Vergebung und der Gnade stehen, reden wir richtig von Sünde. Wenn wir dagegen versuchen, die Bemühungen um Veränderung, die Schritte auf dem Weg zur Umkehr klein und lächerlich zu machen, weil wir ja doch alle Sünder sind, wird die Sünde ontologisiert und zu etwas Ewigem gemacht - und die Befreiung wird unsichtbar. Wir können nichts machen - das sind gottlose Sätze der Gegenwart, die in scheinbarer Demut, scheinbarem Gehorsam gar nicht mehr mit Gottes Handeln an uns und in uns rechnen. Viele Protestanten glauben nicht an Gottes gnädigen Freispruch, sondern nur an die eigene Verfangenheit und Verkrümmtheit unter der Sünde, sie verwechseln reale Schuld, die uns verändert, weil sie vergeben werden kann, mit neurotischen Schuldgefühlen, aus denen das hilflose Ich kein Entkommen hat.

 

Entnommen aus: Dorothee Sölle:

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Hi Explorer,

 

ich stimme dem Text von Dorothee Sölle fast vollkommen zu, nur erlaube ich mir den Hinweis, daß der Satz, in dem sie von "viele Protestanten" redet, nicht unbedingt nur auf Protestanten bezogen werden kann.

 

Daß man anderen Menschen mit dem Hinweis auf Sünde Angst macht (und u. U. sich selbst unter Benutzung dieses Begriffes erhöht), habe ich ehrlich gesagt eher im katholischen Umfeld kennengelernt, wobei ich freilich anmerke, daß mein damaliges persönliches katholisches

Umfeld nicht repräsentativ für alle ist.

 

herzliche Grüße

 

Olli  

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Hoffnung von Lucia Hünermann

 

dürrer Dorn

im Wüstensand

hartes Gestrüpp

im kargen Land

kein Quell entspringt

raschelnd klingt

totes Blatt

im dörrenden Wind

heißes flirrendes Licht

sengende Sonne sticht

Leben sieht man nicht

alles verbrannt

im toten Land.

 

Tropfen Tau

glänzt himmelblau

glitzert im Licht

ein Keim der bricht

den Kern entzwei

kommt herbei

grünes Blatt

im dörrenden Wind

heißes flirrendes Licht

sengende Sonne sticht

Sterben wird es nicht:

Tau wieder fällt

in dürre Welt.

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Nur zur Information, Lichtlein,

 

wir haben in der Gladiatoren-Arena auch einen speziellen Lyrik-Thread. Du kannst Gedichte selbstverständlich in jedem Thread unterbringen, mußt dann jedoch damit rechnen, daß sich irgendwer an Deinem Gedicht "vergreift". Beim speziellen Lyrik-Thread besteht Übereinkunft dahingehend, daß die dort veröffentlichten Gedichte nicht kommentiert oder gar verrissen werden.

 

Gruß

Cano

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Zitat von Cano am 9:33 - 25.Juli.2001

Nur zur Information, Lichtlein,

wir haben in der Gladiatoren-Arena auch einen speziellen Lyrik-Thread. Du kannst Gedichte selbstverständlich in jedem Thread unterbringen, mußt dann jedoch damit rechnen, daß sich irgendwer an Deinem Gedicht "vergreift". Beim speziellen Lyrik-Thread besteht Übereinkunft dahingehend, daß die dort veröffentlichten Gedichte nicht kommentiert oder gar verrissen werden.

Gruß

Cano

Lieber Cano,

danke für den Hinweis. Ich habe nichts gegen einen Kommentar oder Verriss, ganz im Gegenteil (haut drauf, Leute!), das einzige, worauf ich höchst allergisch reagieren würde, ist, wenn jemand die Texte klaut oder unauthorisiert anderweitig veröffentlicht. Mir ging es bei meinem Beitrag auch darum, daß diese hier eingegebenen tollen Texte nicht ganz ganz hinten in der Versenkung verschwinden, deswegen habe ich einfach noch einen dran gehängt.

Gruß, Lichtlein.

 

 

(Geändert von Lichtlein um 16:59 - 28.Juli.2001)

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Zitat von Cano am 10:33 - 25.Juli.2001

Beim speziellen Lyrik-Thread besteht Übereinkunft dahingehend, daß die dort veröffentlichten Gedichte nicht kommentiert oder gar verrissen werden.


 

Diese Übereinkunft gibt es hier auch!

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Beter 1+2 "Vater unser im Himmel"

 

Stimme : Ja, was wollt ihr?

 

Herr, Stör uns nicht, wir beten.

 

Stimme: Aber ihr wollt doch mit mir reden.

 

Beter2 Nein, eigentlich wollen wir nur das Vater Unser beten.

 

Stimme: Aber ihr habt mich doch angesprochen.

 

Beter 1: Aber so haben wir das gar nicht gemeint.

 

Stimme: Ach so! Also dann weiter!

 

Beter 1+2: "Geheiligt werde dein Name."

 

Stimme: Wie meint ihr denn das?

 

Beter 1: Ich weiß nicht, darüber hab ich noch nicht nachgedacht.

 

Beter 2: Ist das denn so wichtig?

 

Stimme: Ihr müßt doch wissen, was ihr betet! Ihr sagt doch mit diesem Satz, daß ihr mich ehrt, bewundert und respektiert.

 

Beter 1: Ach so!

Beter 2: Na gut!

 

Beter 1+2: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden"

 

Stimme: Wollt ihr wirklich, daß mein Wille geschehe?

 

Beter 1: Ja klar! Ich geh auch regelmäßig in die Kirche!

Beter 2: Und ich schick meinen Sohn dieses Jahr zur Kommunion.

 

Stimme: Aber mein Wille ist, daß ihr euren Nächsten so behandelt, wie ihr von ihm behandelt werden wollt. Daß Frieden und Gerechtigkeit herrscht und jeder Mensch frei ist.

 

Beter 1:Na toll, und das soll ich alles alleine machen?

Beter 2: Genau, sag das lieber einflußreichen Leuten.

 

Stimme: Nein, ich dachte nur, daß ihr das, was ihr betet, auch tun solltet.

 

Beter 2: Das hab ich mir noch nicht so richtig überlegt. - Können wir jetzt weiterbeten?

 

Stimme: Nur zu.

 

Beter 1+2: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."

 

Stimme: Tut ihr das wirklich?

 

Beter 1: Ah ja, ich glaub schon.

 

Stimme: Und was ist mit deinem Sohn und der 6 in Mathe?

 

Beter 1: Das ist doch etwas anderes.

 

Stimme: Ja und warum?

 

Beter 1: Weil... weil... Ich weiß es nicht.

 

Stimme: Und du, wann kannst du nicht vergeben?

 

Beter 2: Mmh, ja, ich kann oft nicht vergeben, aber es ist für uns Menschen schwierig, jemandem zu vergeben, der einen beleidigt hat.

 

Stimme: Ich verstehe, daß es für euch schwer ist zu vergeben, aber ich kann euch trotzdem vergeben.

 

Beter 1+2: "Und führe uns nicht in Versuchung"

 

Stimme: Gut, dann geht eben nicht mehr an Orte, an denen ihr der Versuchung erliegt.

 

Beter 1: Meinst du, ich soll keinen Spaß mehr haben?

 

Stimme: Nein, das meine ich natürlich nicht, denn ihr sollt natürlich Spaß haben, aber nicht Spaß auf Kosten anderer, sondern ihr sollt mit anderen Spaß haben.

 

Beter 1: Ach so. In dieser Bitte verspreche ich eigentlich etwas.

 

Beter 2: Das ist das erste Mal, daß ich das Vater-Unser bewußt gebetet habe.

 

Stimme: Gut! Das wollte ich erreichen. Ihr könnt jetzt zu Ende beten.

 

Beter 1: "Denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen."

 

Stimme: Also, bis zum nächsten Mal.

 

 

von Erich

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01.jpg

 

Herr, Du bist groß und hoch zu loben; groß ist deine Macht,

deine Weisheit ohne Ende. Und dich zu loben wagt der

Mensch, ein winziger Teil deiner Schöpfung, der Mensch, der

dem Tod verfallen ist, der weiß um seine Sünde und weiß, daß

du dem Hoffärtigen widerstehst; und dennoch: Du selbst willst

es so. Wir sollen dich loben aus fröhlichem Herzen; denn du

hast uns auf dich hin geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis

es Ruhe findet in dir.

 

(Augustinus in seinen "Confessiones" )

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 Wenn durch einen

 Menschen

 ein wenig

 mehr Liebe und Güte,

 ein wenig mehr Licht

 und Wahrheit

 in der Welt war,

 hat sein Leben

 einen Sinn gehabt.

 

 Alfred Delp

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