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Freikirchen


laura

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Karfunkel, deine Bildsprache ist beachtlich, aber dennoch: Das Urchristentum als gestufte Einführung in einen Mysterienkult zu interpretieren, kombiniert mit der eher Anselm entlehnten Sühnetodvariante, das geben die biblischen Schriften nicht her.

 

Du projizierst.

 

Komplex war das Christentum erst später.

 

Wusste auch nicht, dass im Philipper schon Bischöfe erwähnt wurden.

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Wenn Du Dir den Ephesergruss mal genau ansiehst, dann stellst Du fest, dass der Nebensatz mit den Glaubenden die Heiligen näher beschreibt: Heilige sind die, die Jesus Christus festhalten.

Da ist kein Nebensatz, da ist ein "und" zwischen.

[..]

Aber den Unterschied zwischen einem Nomen und einem Adjektiv kennst Du? Dann übersetz mal selber.

 

 

Stimmt, da sind zwei Nomen im zweiten Satzteil: Ephesus und Jesus Christus. Hältst Du Dich jetzt für Jesus Christus?

 

 

Ich bin auch nicht Ephesus. Der Brief wendet sich an die, die (in Ephesus) heilig sind und gläubig.

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Gut.

 

Zunächst einmal befand sich das Urchristentum in einer Phase, in der es keinen wesentlichen eigenen Kult gab. Du wirst mir jetzt widersprechen und was vom letzten Abendmahl erzählen, aber kultisch ist da dran wenig. Vergleichs einfach mit dem, was es in der RKK allein jetzt, nach der Reform, für die Liturgie eines Tages, sagen wir den Gründonnerstag, gibt.

 

Im Wechsel von Kultentwicklung und Kultkritik befinden sich die Freikirchen in der Phase der Kultkritik, obwohl es sehr wohl schon kultische Eigenentwicklungen gibt. So kann es passieren, dass man zur Taufe kein schwarzes T-Shirt anziehen soll, obwohl die biblischen Quellen dazu nichts hergeben.

 

Dir geht es darum, dass "Heilige" ein Begriff für besonders Eingeweihte gewesen sein soll, falls ich noch den Überblick habe, worüber wir hier diskutieren.

 

Higgs weist zu Recht daraufhin, dass das ursprünglich der Begriff für die Getauften war. Das war die ganze Abstufung.

 

Man kann, das ist richtig, nur zum Teil zurück in die Zeit der Urchristen. Aber dass diese Zeit normative Funktion hat wird schon allein dadurch belegt, dass alle Schriften, denen man apostolischen Ursprungs beimaß, Teil des Kanons wurden.

bearbeitet von nannyogg57
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Ich frage mich seit eingier Zeit, welche Funktion genau Religion für mich hat.

 

Zum einen sehe ich, dass ich mir Religion nicht aussuchen konnte. Ich wurde in einer bestimmten Weltanschauung erzogen und habe Dinge übernommen. Selbst wenn ich mich entschieden hätte, meine Religion zu verlassen und etwas anderes zu tun, so haftet an mir doch etwas meiner religiösen/weltanschaulichen Prägung.

 

Zum anderen sehe ich, dass es für mich darum geht, ein möglichst gelungenes, glückliches Leben zu führen. Dazu brauche ich einen Kontakt zu mir selbst (religiös gesprochen: es geht um die Bildung des Gewissens und es geht darum in sich den Punkt zu finden, an dem ich Gott begegnen kann).

 

Religion ist für so etwas wie eine Leiter zu mir selbst. Es gibt von diesen Leitern sehr viele und sie sind nicht alle religiös geprägt.

 

Religion (und nicht nur sie, sondern jede Art von Weltanschauung) wird aber auch für andere Aspekte verwendet: In unserer Tradition tief verwurzelt sind hier die Annahme, es gäbe nur eine Wahrheit (Monotheismus, auch wirksam in atheistischen Weltanschauungen), es gäbe nur ein Entweder Oder (Aristotelische Logik) und es ließe sich alles sauber linear begründen (Verständnis von Technik und Naturwissenschaft). Wenn ich diese Prinizipien auf eine Weltanschauung anwende (ja ich weiß, Prinzipien 1 und 2 sind im Christentum weiterentwickelt worden...), dann ist völlig klar, dass es eine Unterscheidung geben muss zwischen einer richtigen und falschen Anschauung. Für viele Leute ist das eminent wichtig, auf dem oben genannten Weg auf jeden Fall an der richtigen Stelle zu sei. Und Kirchen fördern diese ja auch, denn das legitimiert kirchliche Organisationen (seien es Großkirchen und Gemeinden).

 

Im Praktischen gibt es auch immer wieder Aufweichungen dieser harten Prinzipien. Diese sind in der sozialen Vernetzung begürndet, darin, dass Menschen zumeist nicht nur in ihrem religiösen system agieren. Die Meisten entdecken dann, dass es jenseits der eigenen Anschauung auch noch liebens- und achtenswerte Menschen gibt, die auch ihre sehr nachvollziehbaren und sinnvollen Gründe haben, anders zu sein als man selbst.

Es gibt aber aber auch Menschen, denen die klare ideologische Verortung sehr wichtig ist und die diese in all ihrem Handeln in den Vordergrund stellen. Das findet sich aber überall, in den Großkirchen, in Vereinen, bei Fußballanhängern, Parteien usw.

 

Religion macht die Menschen nicht per se besser als andere. Der Maßstab für mich ist, wie man miteinander umgeht. Hochschätzung der Wege, Mühen und Leistungen Anderer ist ein Weg zu einer gewissen Freiheit (wäre auch ein Weg zu einer menschlicheren Gesellschaft). Menschen, die so etwas leben sind für mich Vorbilder. Und jedes noch so kleine Bruchstück einer solchen Haltung ist für mich ein Ansatz, um in Kontakt und Gespräch zu kommen.

 

Ich war vor einer Woche in den Räumen der Neuapostolischen Gemeinde. Die Gemeinde hat den Raum für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung gestellt und der Gemeindevorsteher hat sich als Gastgeber für die Arbeit dieser Gruppe sehr interessiert. Wir waren dort willkommen geheißen. Das allein genüget für den Anlass, um den es ging. Ich muss nicht die Weltanschauung der Neuapostolischen teilen, aber ich kann anerkennen, dass sie in diesem Fall sehr geholfen und unterstützt haben.

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Im Wechsel von Kultentwicklung und Kultkritik befinden sich die Freikirchen in der Phase der Kultkritik, obwohl es sehr wohl schon kultische Eigenentwicklungen gibt. So kann es passieren, dass man zur Taufe kein schwarzes T-Shirt anziehen soll, obwohl die biblischen Quellen dazu nichts hergeben.

 

Im Rahmen der Kultentwicklung wird häufig, nicht immer, auf das das Bild in der Offenbarung von denen, die ihre Kleider im Blut des Lammes schneeweiß gewaschen haben, aufgegriffen. Das hat nichts mit Kultkritik zu tun: Im Fokus steht, es wird etwas gemacht, nicht etwas anderes ist zu unterlassen.

 

Meine atlantikgetaufte Tochter war übrigens ganz in schwarz.

 

Man kann, das ist richtig, nur zum Teil zurück in die Zeit der Urchristen. Aber dass diese Zeit normative Funktion hat wird schon allein dadurch belegt, dass alle Schriften, denen man apostolischen Ursprungs beimaß, Teil des Kanons wurden.

Man kann aber, und das ist mir immer wichtig, seine Hermeneutik erden, indem man sich sagt: Jetzt stellen wir uns mal janz dumm, und versuchen zu denken wie die damals, und was steht dann da?

 

Und dabei den gesamten kirchenhistorischen Filter vergessen, bzw als solchen sehen. Das macht dann den Weg frei zur Frage: Was wollte der, der das schreibt, dem mitteilen, der das liest?

 

Leider taugt die Schrift dann in der Regel nicht mehr, modernere Theologien zu belegen. Aber das sollte einem Katholiken sowie so herzlich egal sein. (Und dieser Satz ist ernst, nicht etwa zynisch gemeint.) Nicht dass Du das tätätäst. Karfunkel versucht das.

bearbeitet von Higgs Boson
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Da sind wir wieder bei der Schwierigkeit, die Urchristen wirklich zu verstehen. Denn man kann sich nicht ganz dumm stellen.

 

Also, was ist Heiligkeit? Und was ist Sünde?

 

Wir müssen feststellen, dass Paulus und die Urchristen nicht das geschärfte Sündenbewusstsein hatten, das ab dem 12. Jahrhundert entstand und neben der grundsätzlichen Sündhaftigkeit durch die Erbsünde noch das Verständnis für Mikrosünden aufkommen ließ, welches Martin Luther zur Verzweiflung brachte.

 

Wenn man sich nicht grobe Schnitzer wie Ehebruch, Mord oder Götzendienst leistete, dann war man im Urchristentum sündenfrei durch die Taufe.

 

Um das zu verstehen, hilft die Lektüre von kirchengeschichtlichen Werken, welche eben das verdeutlichen, was uns nach 2000 Jahren an Gedanken von den Leuten damals trennt.

 

So ist der Begriff "Heiligkeit" auch nicht so abgehoben wir für unsereins. Das hat Higgs erkannt, aber Karfunkel operiert immer noch mit dem Begriff in dem Verständnis unserer Zeit.

 

Andererseits waren sich die Christen damals vieler kleiner Sünden nicht so bewusst oder man wertete sie nicht als so gerichtsmaßig, ich rede vom jüngsten Gericht, wie das MA.

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Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Interpretation dessen, was Kreuz und Auferstehung als Erlösungsgesxhehen bedeuten, im NT nicht kohärent und dogmatisch dargelegt wird.

 

Der Zugang zu diesem Geschehen über die Theodizee, wie er derzeit favorisiert wird, wird sich als Sackgasse erweisen.

 

Was wir im NT finden, sind Anstöße zur Interpretation, aber keine fertige Antwort.

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Andererseits waren sich die Christen damals vieler kleiner Sünden nicht so bewusst oder man wertete sie nicht als so gerichtsmaßig, ich rede vom jüngsten Gericht, wie das MA.

Weißt du vielleicht, wann und warum es dazu kam, dass man begann, jeden Pappenstiel als heilsverwirkend anzusehen, was ja erst in jüngster Zeit halbwegs überwunden wurde (nur halbwegs, erst vor ein paar Tagen hab ich wieder einen katholischen Pfarrer im Fernsehen sagen hören, maximal 5% der Menschen könnten "gerettet" werden, alle anderen seien eh verloren)

 

Werner

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Früher dachte ich, mit dem Übergang zur Ohrenbeichte. Dann gab es die Zeit der Bußbücher, dann Bernhard von Clairvaux, die franziskanische Armutsbewegung, die schon sehr skrupulös unterwegs war.

Und dann das mittelalterliche Denken, dass Gott keine Sünde ungestraft lässt und die Ausweitung des Erlösungsgedankens von dem, was vor der Taufe war auch auf das, was danach gesündigt wurde.

 

Das Selbstbewusstsein der Christen als Erlöste (und Heilige) ist dahingeschmolzen. Den Beginn kann man wohl im 4. Jahrhundert ansetzen.

 

Sicherlich gibt es einen Zusammenhang damit, dass das Christentum nicht mehr die Religion einiger weniger war.

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Pfingsten findet am Tag der Ganzbrandopfer statt usw. Erst mit dem Hebräerbrief "wir haben einen Altar" kann man vermuten, dass die Christen zu diesem Zeitpunkt bereits Altäre errichteten, falls dieser Altar nicht rein metaphorisch gemeint ist

Das dürfte rein metaphorisch gemeint sein.

 

Die Urkirche unterschied sich von den umgebenden Religionen dadurch, daß sie selbst nicht mehr opferte, also keine Altäre brauchte.

 

Der Gedanke, daß es irgendetwas gäbe, was man Gott darbringen könnte um seine Gnade mit etwas Gleichwertigem zu vergelten war dem Christentum lange Zeit völlig fremd (und kam erst mit der gallo-fränkischen Beinflussung wieder auf),

 

Die einzigen "Opfer", die man kannte, waren das Erlösungsopfer Christi und in seiner Folge die Selbsthingabe des Gläubigen an Gott und (z.B. in Form von Caritas und Almosen) an den Nächsten.

 

Die bei den Propheten wiederholt auftauchende Passage, daß Gott keine Brandopfer wolle, sondern Umkehr und Zuwendung war nach Eindruck nie so sehr verinnerlicht, wie damals.

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Ich frage mich seit eingier Zeit, welche Funktion genau Religion für mich hat.

 

Zum einen sehe ich, dass ich mir Religion nicht aussuchen konnte. Ich wurde in einer bestimmten Weltanschauung erzogen und habe Dinge übernommen. Selbst wenn ich mich entschieden hätte, meine Religion zu verlassen und etwas anderes zu tun, so haftet an mir doch etwas meiner religiösen/weltanschaulichen Prägung.

 

Zum anderen sehe ich, dass es für mich darum geht, ein möglichst gelungenes, glückliches Leben zu führen. Dazu brauche ich einen Kontakt zu mir selbst (religiös gesprochen: es geht um die Bildung des Gewissens und es geht darum in sich den Punkt zu finden, an dem ich Gott begegnen kann).

 

Religion ist für so etwas wie eine Leiter zu mir selbst. Es gibt von diesen Leitern sehr viele und sie sind nicht alle religiös geprägt.

 

Religion (und nicht nur sie, sondern jede Art von Weltanschauung) wird aber auch für andere Aspekte verwendet: In unserer Tradition tief verwurzelt sind hier die Annahme, es gäbe nur eine Wahrheit (Monotheismus, auch wirksam in atheistischen Weltanschauungen), es gäbe nur ein Entweder Oder (Aristotelische Logik) und es ließe sich alles sauber linear begründen (Verständnis von Technik und Naturwissenschaft). Wenn ich diese Prinizipien auf eine Weltanschauung anwende (ja ich weiß, Prinzipien 1 und 2 sind im Christentum weiterentwickelt worden...), dann ist völlig klar, dass es eine Unterscheidung geben muss zwischen einer richtigen und falschen Anschauung. Für viele Leute ist das eminent wichtig, auf dem oben genannten Weg auf jeden Fall an der richtigen Stelle zu sei. Und Kirchen fördern diese ja auch, denn das legitimiert kirchliche Organisationen (seien es Großkirchen und Gemeinden).

 

Im Praktischen gibt es auch immer wieder Aufweichungen dieser harten Prinzipien. Diese sind in der sozialen Vernetzung begürndet, darin, dass Menschen zumeist nicht nur in ihrem religiösen system agieren. Die Meisten entdecken dann, dass es jenseits der eigenen Anschauung auch noch liebens- und achtenswerte Menschen gibt, die auch ihre sehr nachvollziehbaren und sinnvollen Gründe haben, anders zu sein als man selbst.

Es gibt aber aber auch Menschen, denen die klare ideologische Verortung sehr wichtig ist und die diese in all ihrem Handeln in den Vordergrund stellen. Das findet sich aber überall, in den Großkirchen, in Vereinen, bei Fußballanhängern, Parteien usw.

 

Religion macht die Menschen nicht per se besser als andere. Der Maßstab für mich ist, wie man miteinander umgeht. Hochschätzung der Wege, Mühen und Leistungen Anderer ist ein Weg zu einer gewissen Freiheit (wäre auch ein Weg zu einer menschlicheren Gesellschaft). Menschen, die so etwas leben sind für mich Vorbilder. Und jedes noch so kleine Bruchstück einer solchen Haltung ist für mich ein Ansatz, um in Kontakt und Gespräch zu kommen.

 

Ich war vor einer Woche in den Räumen der Neuapostolischen Gemeinde. Die Gemeinde hat den Raum für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung gestellt und der Gemeindevorsteher hat sich als Gastgeber für die Arbeit dieser Gruppe sehr interessiert. Wir waren dort willkommen geheißen. Das allein genüget für den Anlass, um den es ging. Ich muss nicht die Weltanschauung der Neuapostolischen teilen, aber ich kann anerkennen, dass sie in diesem Fall sehr geholfen und unterstützt haben.

So ein schöner Beitrag - und als ich ihn gelesen habe, war er noch perlenlos.
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Die Entwicklung ist eigentlich ganz gut zu belegen.

 

Kirchenbauten zum Beispiel, die nur als Gotteshaus dienten und als solche erkennbar sind, sind erst seit dem 2. oder 3. Jahrhundert nachweisbar (Stichwort Dura Europos). Davor müssen sich die Gemeinden in Privathäusern getroffen haben.

 

Aber auch in Dura Europos ist soweit ich weiß kein Altar nachgewiesen - er war theologisch auch nicht notwendig (wie übrigens auch der "sakrale Raum" generell), weil "heilig" nur das Beziehungsgeschehen zwischen Mensch und Gott war. Dinge oder Orte wurden nur dann "heilig", wenn sie Teil einer Gotteserfahrung waren. Da diese allerdings nicht an einen bestimmten Raum gebunden ist, hatte auch der Kirchenraum zunächst keine eigene Sakralität.

 

Der Trend zum Gemeindebau ist in der Tat wohl eine Folge der Institutionalisierung der Gemeinden. Der Altar kam allerdings noch später und aus anderen Gründen.

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Früher dachte ich, mit dem Übergang zur Ohrenbeichte. Dann gab es die Zeit der Bußbücher, dann Bernhard von Clairvaux, die franziskanische Armutsbewegung, die schon sehr skrupulös unterwegs war.

Und dann das mittelalterliche Denken, dass Gott keine Sünde ungestraft lässt und die Ausweitung des Erlösungsgedankens von dem, was vor der Taufe war auch auf das, was danach gesündigt wurde.

 

Das Selbstbewusstsein der Christen als Erlöste (und Heilige) ist dahingeschmolzen. Den Beginn kann man wohl im 4. Jahrhundert ansetzen.

 

Sicherlich gibt es einen Zusammenhang damit, dass das Christentum nicht mehr die Religion einiger weniger war.

Früher dachtest Du, mit dem Übergang zur Ohrenbeichte. Was denkst Du heute?

(Oder hast Du diese Frage mit dem Verweis auf das 4. Jahrhhundert als Antwort auf diese Frage gemeint?)

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Ein Problem mit den Freikirchen ist, dass man nur sehr schwer über sie reden kann.

Sie sind sehr unterschiedlich. Eine Aussage, die man über die eine Freikirche macht, trifft auf eine andere Freikirche nicht zu.

 

Für Menschen mit großem Geborgenheitsbedürfnis sind kleinen Gruppen oftmals aus sozialen Gründen attraktiv. Allerdings sind auch einige Freikirchen gar nicht so klein und überschaubar.

 

Als unübersichtlich habe ich in einigen Freikirchen (die ich konkret erlebt habe) auch die Tradition empfunden. Alle haben sie behauptet, einzig in der Tradition der Bibel zu stehen. Trotzdem haben sie recht unterschiedliche Aussagen und Lebensprägungen gepflegt - meist ein Mix aus verschiedenen Luther- und Calvin-Aspekten. Diese Luther- und Calvintradition wurde dann nicht reflektiert. Stattdessen leitete man alles aus der Bibel ab. "Lass den Luther weg. Orientier Dich lieber an der Bibel!" war so eine Aussage. Und solche Sätze kamen auch bei Aussagen, wo einem der Calvin oder der Luther geradezu ins Gesicht hupft. Und wo Calvin oder Luther die Bibel sehr einseitig und eng interpretieren (und andere, widersprechende, Bibelstellen völlig außen vor lassen).

 

In diesen kleinen, freikirchlichen Zirkeln, war der Horizont sehr verengt. Es war nicht "Gehirn abgeben", sondern eher "Röhrenblick".

 

Wobei auch die Großkirchen genau mit diesem Röhrenblick Schwierigkeiten haben - trotz ihrer Größe, trotz ihrer theologischen Reflexion. Aber da gibt es in den Großkirchen ein Feature, das sich durch ihre Größe ergibt: Die verschiedenen Röhrenblicke sind mehr im Dialog, als bei kleinen Gruppen, in denen esnaturgemäß nur eine kleinere Zahl unterschiedlicher Röhrenblicke gibt. Küng und Ratzi werden sich wohl nie einig - aber sie kennen ihre gegenseitigen Positionen zumindest so ungefähr. Das sprengt den Röhrenblick ein wenig auf. Manchmal.

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Früher dachte ich, mit dem Übergang zur Ohrenbeichte. Dann gab es die Zeit der Bußbücher, dann Bernhard von Clairvaux, die franziskanische Armutsbewegung, die schon sehr skrupulös unterwegs war.Und dann das mittelalterliche Denken, dass Gott keine Sünde ungestraft lässt und die Ausweitung des Erlösungsgedankens von dem, was vor der Taufe war auch auf das, was danach gesündigt wurde.Das Selbstbewusstsein der Christen als Erlöste (und Heilige) ist dahingeschmolzen. Den Beginn kann man wohl im 4. Jahrhundert ansetzen.Sicherlich gibt es einen Zusammenhang damit, dass das Christentum nicht mehr die Religion einiger weniger war.

Früher dachtest Du, mit dem Übergang zur Ohrenbeichte. Was denkst Du heute?(Oder hast Du diese Frage mit dem Verweis auf das 4. Jahrhhundert als Antwort auf diese Frage gemeint?)

Ich habe inzwischen Angenendt gelesen und da bemerkt man, dass die Entwicklung langsamer war und komplex.

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Karfunkel, leider habe ich nicht die Zeit, dein ausführliches Post umfassend zu würdigen.

 

Einerseits erweckt es bei mir den Eindruck, dass du mit sehr viel Hingabe übertreibst, andererseits gefallen mir deine Gedanken zur Erlösung und sie sprechen mich an.

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ultramontanist

Ein Problem mit den Freikirchen ist, dass man nur sehr schwer über sie reden kann.

Sie sind sehr unterschiedlich. Eine Aussage, die man über die eine Freikirche macht, trifft auf eine andere Freikirche nicht zu.

 

Für Menschen mit großem Geborgenheitsbedürfnis sind kleinen Gruppen oftmals aus sozialen Gründen attraktiv. Allerdings sind auch einige Freikirchen gar nicht so klein und überschaubar.

 

Als unübersichtlich habe ich in einigen Freikirchen (die ich konkret erlebt habe) auch die Tradition empfunden. Alle haben sie behauptet, einzig in der Tradition der Bibel zu stehen. Trotzdem haben sie recht unterschiedliche Aussagen und Lebensprägungen gepflegt - meist ein Mix aus verschiedenen Luther- und Calvin-Aspekten. Diese Luther- und Calvintradition wurde dann nicht reflektiert. Stattdessen leitete man alles aus der Bibel ab. "Lass den Luther weg. Orientier Dich lieber an der Bibel!" war so eine Aussage. Und solche Sätze kamen auch bei Aussagen, wo einem der Calvin oder der Luther geradezu ins Gesicht hupft. Und wo Calvin oder Luther die Bibel sehr einseitig und eng interpretieren (und andere, widersprechende, Bibelstellen völlig außen vor lassen).

 

In diesen kleinen, freikirchlichen Zirkeln, war der Horizont sehr verengt. Es war nicht "Gehirn abgeben", sondern eher "Röhrenblick".

 

Wobei auch die Großkirchen genau mit diesem Röhrenblick Schwierigkeiten haben - trotz ihrer Größe, trotz ihrer theologischen Reflexion. Aber da gibt es in den Großkirchen ein Feature, das sich durch ihre Größe ergibt: Die verschiedenen Röhrenblicke sind mehr im Dialog, als bei kleinen Gruppen, in denen esnaturgemäß nur eine kleinere Zahl unterschiedlicher Röhrenblicke gibt. Küng und Ratzi werden sich wohl nie einig - aber sie kennen ihre gegenseitigen Positionen zumindest so ungefähr. Das sprengt den Röhrenblick ein wenig auf. Manchmal.

Zustimmung

Es gibt ja nicht nur Freikirchen, sondern auch ganz freie Gemeinden,die unabhänig von jeder Organisation ihren Glauben gestalten. wie du ja schreibst berufen sie sich oft nur auf die Bibel, ohne zu wissen von welchem Theologen sie ihre Theologie nun übernommen haben.

Theologische Feinheiten und Wissen sind eben oft nicht die Stärken dieser Gemeinden.

Dass jeder in Glaubensfragen unabhänig von Kirchen und Organisationen frei bestimmen kann was er glauben will finde ich eine sehr gute Sache, obwohl die Inhalte und Überzeugungen dieser Gruppen mir persönlich sehr oft nicht gefallen.

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Die drei biserschen Prinzipien würde ich nicht ohne Weiteres übernehmen. Das ist mir zu einfach.

Und ob für Freikirchen diese Prinzipien zutreffen oder auch nur annehmbar ist?

 

Gerade beim Verhältnis von moralisch/mystisch habe ich bei Freikirchen (und auch bei Protestanten insgesamt) den Eindruck:

Je mehr in der Theorie die Gnade betont wird (sola gratia),

desto stärker ist die Praxis leistungs- und moralorientiert, bis hin zur Rigidität.

 

Aus der Botschaft der Befreiung wird in der Praxis eine starre Werkegerechtigkeit, die zwar anderer Art ist, als bei den Katholen, die aber gelegentlich so knallhart gefordert wird, dass man bei Katholens hübsch lang im Untergrund suchen muss (z.B. Piusbrüder, Opus dei, Petrusbrüder), bis man Vergleichbares findet.

 

Mir gefällt auch die bisersche Begrifflichkeit nicht. Wenn er statt "therapeutisch" einfach "heilend" geschrieben hätte, würde es mir besser gefallen. Aber therapeutisch und heilend als Gegensatz zu asketisch? Klingt schon ein bisschen komisch. (Oder soll ich sagen: Ein biserchen komisch?) Versteht man wohl nur, wenn man sich von Biser hat einweisen lassen.

 

Und dass das Christentum kein primäre Religion sei?

In einer der Freikirchen wurde gesagt, dass Christentum überhaupt nichts mit Religion zu tun habe - ebenso wenig, wie man sich philosophischen Gedanken anvertraue. Beides (Religion wie auch Philosophie) seien Merkmale des Bösen und von Gott Abtrünnigen. Pfuipfuipfui.

bearbeitet von Mecky
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Das mit der Mystik überzeugt mich nicht ganz. Aber das Christentum ist primär nicht moralisch, bzw. die Moral/Ethik ist kombiniert mit der Botschaft der Vergebung.

 

Was man therapeutisch nennen kann.

 

Was zur Kreuzigung führt und im Kreuz wiederum das ultimative Heil offenbart.

 

Was tatsächlich ein Riesenfass aufmacht.

 

Das wir jedes Jahr am Karfreitag neu aufmachen. Dem Himmel sei Dank für diesen Tag, dessen Realität zu akzeptieren jedes Jahr Herausforderung und Gewinn ist.

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Wie schon der Name "Freikirche" besagt, haben die Glaubensvorstellungen ihrer vielfältigen Gemeinden keine gemeinsame Basis was die Interpretation der Bibel anlangt. Überspitzt gesagt, handelt es sich um Do-it-yourself-Kirchen, die die Bibel als eine Art spirituelle Wühlkiste benutzen, aus der diese ihre religiösen Programme zurechtzimmern.

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Long John Silver

Wie schon der Name "Freikirche" besagt, haben die Glaubensvorstellungen ihrer vielfältigen Gemeinden keine gemeinsame Basis was die Interpretation der Bibel anlangt. Überspitzt gesagt, handelt es sich um Do-it-yourself-Kirchen, die die Bibel als eine Art spirituelle Wühlkiste benutzen, aus der diese ihre religiösen Programme zurechtzimmern.

 

Es ist nicht so kompliziert:

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Freikirchen

 

Wie hier bereits gesagt wurde, basieren die meisten Freikirchen in ihrer Tradition auf dem Erbe von Luther und Calvin.

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Evangelist Lukas

Wie hier bereits gesagt wurde, basieren die meisten Freikirchen in ihrer Tradition auf dem Erbe von Luther und Calvin.

Nein, alle christlichen Abspaltungen basieren sich auf dem Erbe des Paulus!

 

Zum Beispiel in Jerusalem, hat Paulus keinen seine Lehren, keine Lehre Jesu und kein Evangelium verkündigt, wie Paulus wiederum "einwenig" lügt. (Röm. 15,19) Dennoch mit dem befremdeten Namen eines Tumultstifters "Christus", erreichte Saulus wahre Zerrissenheit und die Trennung seiner Nachfolger von Nachfolger Jesus endgültig. So weichte Paulus den Spannungen mit radikalen Juden, wegen dem Begriff Messias aus, und damit setzte Paulus wahre Wende der Zerrissenheit der Nachfolger Jesus durch. So entstand sogar ein geistlicher Tumult, der bis heute versucht den Chrestus zum Gesalbter, und sogar, zum Messias zu erklären! Seitdem ist die Spaltung zwischen denen, die Jesus Lehre folgen wollen, kaum mehr aufzuhalten. Seitdem jede christliche Abspaltung und Gruppierung bis heute versucht für sich den Anspruch zu erheben, die beste christliche Gemeinde zu sein. Genau so, wie von Paulus vorgegeben.

 

So Jesum, der Evangelien folgend Messias ist, stellte Paulus einem Tumultstifter gleich.

Das schlimmste dabei ist, dass kein Christ ist in der Lage Wahrheit zu erkennen

(wie durch das Wort "Christus" hypnotisierte Zombies), obwohl der Heiliger Geist,

Geist der Wahrheit ist. Warum ist ja so nur. . ?

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Wie schon der Name "Freikirche" besagt, haben die Glaubensvorstellungen ihrer vielfältigen Gemeinden keine gemeinsame Basis was die Interpretation der Bibel anlangt. Überspitzt gesagt, handelt es sich um Do-it-yourself-Kirchen, die die Bibel als eine Art spirituelle Wühlkiste benutzen, aus der diese ihre religiösen Programme zurechtzimmern.

Das machen hier im Forum auch die meisten.

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Wie schon der Name "Freikirche" besagt, haben die Glaubensvorstellungen ihrer vielfältigen Gemeinden keine gemeinsame Basis was die Interpretation der Bibel anlangt. Überspitzt gesagt, handelt es sich um Do-it-yourself-Kirchen, die die Bibel als eine Art spirituelle Wühlkiste benutzen, aus der diese ihre religiösen Programme zurechtzimmern.

Das machen hier im Forum auch die meisten.

 

Wer im Glashaus sitzt, Herr-Ich-will-die Kichre-um-die-Kirchensteuer-bescheissen-Wolfi...

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Wie schon der Name "Freikirche" besagt, haben die Glaubensvorstellungen ihrer vielfältigen Gemeinden keine gemeinsame Basis was die Interpretation der Bibel anlangt. Überspitzt gesagt, handelt es sich um Do-it-yourself-Kirchen, die die Bibel als eine Art spirituelle Wühlkiste benutzen, aus der diese ihre religiösen Programme zurechtzimmern.

Das machen hier im Forum auch die meisten.

 

Wer im Glashaus sitzt, Herr-Ich-will-die Kichre-um-die-Kirchensteuer-bescheissen-Wolfi...

 

Merkt eigentlich keiner, dass der (ggf. durchaus berechtigte) Kirchensteuerbetrugsvorwurf ggn. Wolfi nicht mehr ist als ein billiges ad hominem, dass nichts zur Sache beiträgt?

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