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Exerzitien im Alltag


Mariamante

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Wer Halt gewährt,

verstärkt in sich den Halt.

Wer Trost spendet,

vertieft in sich den Trost.

Wer Heil wirkt,

dem offenbart sich das Heil.

Martin Buber

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Die Farbe des Reiches Gottes

 

Wenn ich schon ‚Reich Gottes’ höre! Geben wir es zu, dieser Begriff ist abgegriffen und blass geworden. Das Reich Gottes existiert fast nur noch als Vertröstung in das Jenseits eines St. Nimmerleinstages. Immerhin hoffen wir, dass es unsere Verstorbenen erreicht haben. Aber ihre Welt können wir uns nicht vorstellen.

 

Mag sein, dass die Kirche an dieser Blässe des Reiches Gottes schuld ist, weil sie sich nach ihrer Entwicklung zur Staatskirche, mit allem, was dazu gehört, selbstherrlich als dieses Reich auf Erden ausgegeben hat. Wie gerne wurde deswegen „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land“ gesungen, wenn der Bischof kam oder um das äußere Erscheinungsbild der Kirche zu feiern. Der staatskirchliche Pomp ist uns bis heute geblieben. Doch letztlich konnte man die Menschen nicht täuschen, auch wenn viele erst enttäuscht werden mussten. Denn das Reich Gottes wurde durch diese Verwechslung in eine andere, in eine uns ferne Welt verschoben. Von der Hoffnung, gar der Erfüllung schon auf Erden ist nur noch wenig geblieben.

 

Die Vision des Reiches Gottes entsteht bereits in der hebräischen Bibel. Jesus machte diese Vision zum Kern seiner Frohen Botschaft. Seine Predigt, seine Zeichen und Wunder sollten vermitteln, dass dieses Reich bereits gekommen ist und vor allem dort sichtbar wird, wo die Gerechtigkeit ihren Platz gefunden hat. „Das Reich Gottes ist nahe“ ist ja nicht nur eine zeitliche, sondern auch eine räumliche Vorstellung.

 

Im Endergebnis meint Reich Gottes eine Welt ohne Kriege, ohne Hunger und Elend, das Ende der Herrschaft von Menschen über Menschen. Dieser Gedanke hätte für mich der Tenor der letzten Sozialenzyklika sein müssen: Zu zeigen, wo und wie das Reich Gottes bereits sichtbar und greifbar geworden ist. Beispiele gibt es genug. Schließlich sollen die Menschen und Völker ermutigt werden, Versöhnung durch Gerechtigkeit und Frieden nach ihren Möglichkeiten zu verwirklichen. Es genügt nicht, die Defizite aufzuzählen.

 

Jesus sagt ganz ausdrücklich: „Wenn ich die bösen Geister austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen“ (Lk 11,20). Jesus ist der Anfang, auf dem sich weiter bauen lässt. Warum beten wir dann bei jedem Gottesdienst „dein Reich komme“?

 

Das meint nicht, dass dieses Reich noch nicht bei uns angekommen ist, noch nicht von uns noch nicht angenommen wurde. Es zeigt auch, dass das Reich Gottes unsere Erwartungen und die der Kirche sprengen will, weil es Juden, Christen und Muslime, Gläubige und Ungläubige, Weltliches und Heiliges umgreift und so unseren Horizont erweitert. Erst wenn uns die Größe und Weite bewusst ist, erhält das Reich Gottes seine Farbe.

 

Doch was sollen diese theoretischen Überlegungen? Sie weisen ja nicht nur räumlich in die Ferne. Bleiben wir bei uns, oder besser: Stellen wir das Reich Gottes in den Zusammenhang unserer Gemeinde, wie es Jesus verstanden und gelebt hat.

 

In zwei Beispielen zeigt sich das: Einmal in der Tischgemeinschaft, wie sie in der „Speisung der Vielen“ mit fünf Broten und zwei Fischen überliefert ist. Unsere sonntägliche Erinnerung daran besteht in der Wiederholung im Sinne des auseinander geschriebenen „Sich wieder holen“ vom Ursprung her: Alle werden satt und es bleibt genug übrig – die zwölf Körbe verweisen bis in unsere Zeit.

 

Darüber haben wir hier oft gesprochen. Heute ist mir noch viel wichtiger, zu betonen, dass das Reich Gottes im Mitgefühl besteht. Das ist das Menschenmögliche; das, was wir tun können. Gott wendet sich uns zu. Das ist der Impuls. Wir wenden uns einander zu und zeigen Mitgefühl bis in die zwei Extreme hinein: Mitleiden und mitfeiern. Dazwischen gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, dass aus Menschen unterschiedlichster Herkunft eine Gemeinde entsteht. Wird sie von der Tischgemeinschaft und dem Mitgefühl getragen, ist das Reich Gottes bereits da.

 

Je mehr wir in der Gemeinde aufgehen, in ihren Freuden und Leiden, in ihrem Beginnen und Verabschieden, in Tod und Leben, werden wir uns selber verwandeln, ohne uns deswegen zu verlieren. Das Reich Gottes, so verstanden, färbt nicht nur ab; es wird uns in der Tiefe ergreifen, uns anders denken, anders reden, anders handeln lassen. Damit wird für uns ‚Reich Gottes’ auch zur ‚Zeit Gottes’. Unsere Bitte ‚Dein Reich komme’ wird zur augenblicklichen Erfüllung. ©rb

 

Predigt von Pfarrer Breitenbach vom gestrigen Sonntag Quelle: Liturgieletter der Pfarre St Michael/Schweinfurt

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Der Mensch ist weder Engel noch Tier, und das Unglück will es, dass, wer einen Engel aus ihm machen will, ein Tier aus ihm macht.

(Blaise Pascal)

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Rabbi Sussja sprach zu seinen Schülern: Wenn ich dereinst vor den Thron des Allerhöchsten treten werde wird er mich nicht fragen: "Warum bist du nicht Moses geworden? Er wird mich fragen: 'Warum bist du nicht Sussja geworden?' "

(Martin Buber Chassidische Geschichten)

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Alter Wein

 

Jetzt,

da das Alter kommt,

muss ich vom Wein lernen,

mit den Jahren besser zu werden

 

und vor allem

der schrecklichen Gefahr

zu entgehen,

mit dem Alter

zu Essig zu werden.

 

 

(Dom Helder Camara, 1909-1999, Erzbischof von Recife/Brasilien)

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Gott hat die Menschen aus Staub erschaffen und lässt sie zum Staub zurückkehren. Er wies ihnen eine bestimmte Lebenszeit zu. Er schuf sie nach seinem eigenen Bild und gab ihnen teil an seinem Können, an seiner Stärke. Einsicht und Wissen gab er den Menschen und lehrte sie, Gut und Böse zu unterscheiden. Er gebot ihnen, sich mit ganzer Kraft und Begabung für das gemeinsame Wohl einzusetzen und gab ihnen dafür Weisungen. Dennoch: Der Mensch ist nicht perfekt. Sein Denken und Handeln ist nicht vollkommen wie Gottes Gedanken und Tun. Er, der nur Staub und Asche ist, muss so leben, dass er es vor Gott verantworten kann.

 

(Jesus Sirach, Kapitel 17)

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Wenn ich gefragt werde, was die Grundlage persönlichen Glaubens und religiösen Lebens ist, so kann die Antwort nur lauten: Es ist das persönliche Gebet. Es geht dabei nicht nur um die Anerkennung, sondern um die Verehrung Gottes und die innere Bereitschaft, seine Gebote zu befolgen. Das Gebet ist der Gradmesser persönlichen Glaubens und persönlicher Religiosität. Ein Mensch, der nicht betet, hat im Grunde keine Religion.

 

Franz Kardinal König

"Die Friedensgebete von Assisi" Einleitung von Kardinal König zum gleichnamigen Buch, Herder Freiburg, 1987

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Die Freiheit der Gläubigen

 

Mit dem Glauben verhält es sich wie mit der Liebe: Sie braucht Zeit zum Reifen. Man kann sie nicht erzwingen und nicht durch Gesetze befehlen. Wer einen Menschen kennen und lieben lernt, braucht oft viele Monate und Jahre, ehe er endgültig weiß, daß er den Gefährten fürs Leben gefunden hat. Beim Christen ist es ganz ähnlich. Man muß ihm daher Zeit gönnen für das stille Geheimnis dieser bräutlichen Zeit: bis er um den endgültigen Bund mit Christus, dem Bräutigam, weiß.

 

Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Christ unterwegs, auf der Suche, voll Vorahnung und Hoffnung; er ist deswegen kein schlechterer Christ und kein schlechterer katholischer Christ.

.....................

Für den katholischen Christen gilt dasselbe wie für alle Menschen: Das Gewissen ist die höchste und letzte Autorität des Menschen. Wir müssen Respekt haben vor dem allmählichen Reifen dieses Gewissens. Nur aus einer ehrlichen Gewissensüberzeugung wird dann die Kraft kommen, das Erkannte auch zu verwirklichen. Das Gewissen ist der Ort, von dem aus der Geist Gottes die Welt und die Menschen umgestalten will.

 

aus: Franz Kardinal König, Der Aufbruch zum Geist, 1972

Quelle

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Im Gebet spiegelt sich die Gottesvorstellung. In den Religionen der Menschheit läßt sich das menschliche Sehnen erkennen, Verbindung aufzunehmen mit einer Welt des Unvergänglichen, mit dem Reich der Gottheit, das Frieden und Geborgenheit schenkt. Im Gebet öffnet sich der Beter einzeln oder in Gemeinschaft einer anderen Wirklichkeit, einem sonst nicht zugänglichen Erfahrungsbereich. Gott antwortet dem Beter und schenkt ihm etwas, das sein Leben ändern kann.

 

Franz Kardinal König

"Die Friedensgebete von Assisi" Einleitung von Kardinal König zum gleichnamigen Buch, Herder Freiburg, 1987

Quelle

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Gott antwortet dem Beter und schenkt ihm etwas, das sein Leben ändern kann.

 

Dem Christen wird dies noch deutlicher in einer Stelle beim Evangelisten Lukas: "Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet... Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten" (11,9). Oder bei Markus heißt es: "Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, daß ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil" (11,24).

Franz Kardinal König

"Die Friedensgebete von Assisi" Einleitung von Kardinal König zum gleichnamigen Buch, Herder Freiburg, 1987

Quelle

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Der österreichische Schriftsteller Peter Henisch hat einen neuen Roman geschrieben.: "Der verirrte Messias".

In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" hat er auf die Frage "Was ist für Sie einen Todsünde und was eine lässliche" geantwortet:

 

Die Todsünde: Der absolute Mangel an Liebe.

Die Lässliche: Die relative Verirrung im Leben.

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Heute begeht die Kirche das Fest des Hl. Diakons Laurentius, des Schutzpatzrons der Armen, Grund sich mit der Frage des Stellenwerts der Armen im Christentum auseinanderzusetzen:

Dazu schreibt P. Alois Sághy SDB unter dem Titel "Diakonie/Caritas – ein Wesenszug des christlichen Glaubens"

„Die Kirche Jesu Christi als göttlich-menschliche Institution soll auch heute ihren diakonischen Dienst vor Gott und den Menschen erfüllen. Sie tritt im Namen Christi für die Versöhnung des Menschen mit Gott, mit den Mitmenschen und mit sich selbst ein.“ So steht es (Abs. 3) im „Sozialwort des ökumenischen

Rates der Kirchen in Österreich“. Und weiter heißt es dort „Im Zentrum dieses kirchlichen Engagements steht der Einsatz für ein menschenwürdiges Leben für alle.“ (Abs. 4) Oder wie dies der Befreiungstheologe Jon Sobrino aus El Salvador ausdrückt: „Ich glaube, dass keine Kirche die Frage Gottes überhören kann, ob wir an der Seite der Gekreuzigten unserer Zeit stehen, um sie vom

Kreuz zu befreien …“...................

Ein modernes Wort – Compassion – bringt es auf einen Punkt: Es geht darum, mitzufühlen, sich berühren zu lassen von den Lebensumständen der Menschen, die unserer Hilfe bedürfen, und danach zu handeln. So geschieht Menschwerdung Gottes in diese/r Welt

Quelle

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Die Kirche feiert heute den Gedenktag der hl. Clara jener "Tochter aus gutem Haus" die von daheim durchgebrannt ist, und sich dem hl. Franziskus und seinen Idealen zugesellt hat.

Ihre letzten Worte waren:

 

"Herr Gott, gelobt seist Du, dass Du mich erschaffen hast"

 

Etwas mehr dazu habe ich hier geschrieben.

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Haben Sie eine Antwort auf die Frage, was Gott von uns will?

 

Gott will von uns, dass wir vertrauen, ihm vertrauen und auch einander. Das Vertrauen kommt aus dem Herzen. Wenn wir viele gute Erfahrungen gemacht haben - als Kind mit den Eltern, mit Menschen die wir gern haben - dann werden wir sichere starke Menschen. Menschen die Vertrauen gelernt haben zittern nicht, sondern haben den Mut, zuzupacken, zu protestieren, wenn jemand etwas Verachtendes, Böses, Zerstörendes sagt.

Sie haben vor allem den Mut ja zu sagen, wenn sie gebraucht werden. Gott will, dass wir wissen, dass er auf unserer Seite ist. Er kann uns stark machen. Man kann kein großes Werk tun, zu Strassenkindern und Obdachlosen gehen, oder eine Kirche leiten, und sich sagen, dass gehe aus eigener Kraft. Wenn man nicht darauf vertraut, dass man überirdische oder göttliche Kraft erhält, ist man hochmütig. Gott will Menschen, die mit seiner Hilfe und seiner Macht rechnen. Sie können die Erde und vor allem das Leid und die Ungerechtigkeiten verwandeln, damit die Erde so wird, wie Gott sei Geschaffen hat, wie er sei haben will: Voll Liebe, gerecht, gepflegt, interessant. Dafür möchte er uns als Mitarbeiter.

 

Kardinal Carlo S. Martini SJ und P. Georg Sporschill SJ beantworten Fragen die Jugendliche gesammelt haben.

Quelle: Kardinal Carlo M. Martini/ Georg Sporschill: Jerusalemer Nachtgespräche, Über das Risiko des Glaubens. 4. Auflage, Herder 2009

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Um sich den freien Willen zu bewahren muss man ihm immer wieder Chancen geben, sich mit sichtbaren Zeichen zu bewähren

Helmut Seethaler

(gefunden vor der U Bahn Station Praterstern in Wien, an einen Baum geheftet unter dem Motto “Pflück Dir ein Gedicht“.

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