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Ecclesiam suam


Chrysologus

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Aufgabe des Konzils

 

44 Selbstverständlich ist es Sache des Konzils, vorzuschlagen, wie die Gesetzgebung der Kirche zu reformieren ist, und nach dem Konzil werden die Kommissionen, besonders die von Uns bereits eingesetzte Kommission für die Revision des Kirchenrechts, dafür sorgen, die Beschlüsse des Konzils konkret zu formulieren. Deshalb wird es eure Aufgabe sein, Ehrwürdige Brüder, Uns anzugeben, welche Maßnahmen zu treffen sind, um das Antlitz der Heiligen Kirche zu reinigen und zu verjüngen. Nochmals erklären Wir Unsere Bereitschaft, diese Reform zu begünstigen. Wie oft war in den vergangenen Jahrhunderten diese Absicht mit der Geschichte der Konzilien verbunden! So sei es noch einmal mehr, und diesmal nicht, um die Kirche von bestimmten Häresien und allgemeinen Unordnungen zu befreien, die es Gott sei Dank in ihr nicht gibt, sondern um neue geistliche Kraft in den Mystischen Leib Christi als eine sichtbare Gesellschaft einzubringen, durch die Reinigung von den Fehlern vieler ihrer Glieder und die Anregung neuer Tugenden.

 

45 Damit das mit Gottes Hilfe möglich werde, sei es Uns erlaubt, euch hier einige Vorüberlegungen mitzuteilen, die geeignet sind, das Erneuerungswerk zu erleichtern, um dazu den notwendigen Mut zu geben - denn es kann nicht ohne Opfer verwirklicht werden - und einige Richtlinien vorzuzeichnen, nach denen es vielleicht besser verwirklicht werden kann.

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Treue zur unversehrt bewahrten apostolischen Überlieferung

 

46 Wir müssen vor allem an einige Kriterien erinnern, die uns sagen, welche Richtung diese Reform nehmen muss. Sie kann sich weder auf das eigentliche Wesen noch auf die Grundstrukturen der Katholischen Kirche beziehen. Das Wort Reform wäre unangebracht. würde es in diesem Sinne von uns gebraucht. Wir können diese unsere geliebte und heilige Kirche Gottes nicht der Untreue bezichtigen, der anzugehören wir als größte Gnade empfinden und von der wir in unserem Geist das Zeugnis vernehmen, „dass wir Kinder Gottes sind!" (Röm 8, 16). Nein, es ist nicht Stolz, es ist nicht Anmaßung, nicht Eigensinn und nicht Torheit, sondern klare Gewissheit und unsere freudige Überzeugung, lebendige und echte Glieder des Leibes Christi geworden zu sein, berufene Erben des Evangeliums Christi, rechtmäßige Nachfolger der Apostel zu sein im großen Erbgut an Wahrheit und Sitten, welche die Katholische Kirche, wie sie heute ist, kennzeichnen, das unversehrte und lebendige Erbe der ursprünglichen apostolischen Überlieferung zu besitzen. Wenn das unsere Ehre ist oder, besser gesagt, der Grund, weshalb wir „allezeit Gott danken" (Eph 5,20) müssen, so ist es zugleich unsere Verantwortung Gott gegenüber, dem wir Rechenschaft schulden für eine so große Wohltat, Verantwortung auch der Kirche gegenüber, der wir die Gewissheit geben müssen, dass wir den Wunsch und den Vorsatz haben, den Schatz – „das anvertraute Gut", von dem der heilige Paulus spricht (1 Tim 6, 20) – zu bewahren, und Verantwortung auch gegenüber den immer noch von uns getrennten Brüdern und der ganzen Welt, damit alle die Gabe Gottes mit uns teilen können.

 

47 Wenn man also in diesem Punkte von Reform sprechen kann, so darf man darunter nicht die Änderung verstehen, sondern eher eine Bestätigung und Bestärkung der Verpflichtung, der Kirche das Antlitz zu erhalten, das Christus ihr verlieh, ja darüber hinaus sie immer mehr zu ihrer vollkommenen Form zu führen. Denn diese entspricht ihrem Urbild, aber auch der folgerichtigen Entwicklung, nach der die Kirche, wie der Baum aus dem Samen, aus dem Urbild in ihre rechtmäßige, geschichtliche und konkrete Form hineingewachsen ist. Es täusche uns nicht die Vorstellung, der Bau der Kirche, der zu Gottes Ehre weit und groß geworden ist als sein großartiger Tempel, könne zurückgeführt werden auf seine anfänglichen und ganz kleinen Ausmaße, als ob diese die allein wahren und guten wären. Lassen wir uns auch nicht vom Wunsche hinreißen, das Strukturgefüge der Kirche auf charismatischem Wege zu erneuern, als ob die Form kirchlichen Lebens neu und richtig wäre, die aus besonderen Ideen entspringt, die zweifellos voll Eifer und zuweilen von ihrer Überzeugung getragen sind, von Gott eingegeben zu sein. Man würde dadurch aber nur willkürliche Träume nach künstlichen Neuerungen in die Grundstruktur der Kirche einführen. Der Kirche müssen wir dienen und sie lieben, wie sie ist; mit Verständnis für ihre Geschichte und mit demütigem Suchen des Willens Gottes, der die Kirche führt und ihr beisteht, auch wenn er zulässt, dass die menschliche Schwachheit die Klarheit der Linien verwischt und ihr Wirken verdunkelt. Diese Klarheit und diese Schönheit sind wir daran zu suchen und zu fördern.

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Gefahr des Konformismus

48 Es ist notwendig, diese Überzeugung in uns zu stärken, um eine andere Gefahr zu vermeiden, die der Wunsch nach Reform nicht nur in uns Hirten erzeugen könnte, die ein wacher Sinn für Verantwortung zurückhält, sondern auch in der Meinung vieler Gläubiger, die der Ansicht sind, die Reform der Kirche müsse hauptsächlich in der Anpassung ihrer Denkungsart und ihrer Sitten an jene der Welt bestehen. Die Verlockung des profanen Lebens ist heute sehr groß. Der Konformismus scheint vielen unvermeidlich und klug. Wer nicht fest verwurzelt ist im Glauben und in der Einhaltung der kirchlichen Gesetze, glaubt leicht, der Augenblick. sei gekommen, sich der profanen Lebensauffassung anzupassen, als wenn diese die bessere wäre, eine, die ein Christ sich zu eigen machen kann und soll. Dieses Phänomen der Angleichung zeigt sich sowohl auf philosophischem Gebiet (wie viel vermag die Mode auch im Reiche des Geistes, das autonom und frei sein und einzig darauf bedacht sein sollte, der Wahrheit und der Autorität bewährter Meister zu folgen!) wie auf praktischem Gebiet, wo es immer ungewisser und schwieriger wird, die feste Linie sittlicher Rechtschaffenheit und rechten praktischen Verhaltens aufzuzeigen.

 

49 Der Naturalismus droht, die ursprüngliche Auffassung vom Christentum zu verwässern; der Relativismus, der alles rechtfertigt und allem den gleichen Wert zuspricht, geht gegen den absoluten Charakter der christlichen Grundsätze an. Die Gewohnheit, jede Anstrengung und Unbequemlichkeit aus den Lebensgewohnheiten auszuschalten, empfindet die christliche Zucht und Aszese als unnütz und lästig. Das apostolische Verlangen, der Religion fernstehenden Kreisen nahe zu kommen oder sich bei profan eingestellten Menschen, besonders Jugendlichen, Gehör zu verschaffen, führt bisweilen zu einem Verzicht auf die dem christlichen Leben eigenen Formen und selbst auf jene innere Haltung, die dem Bemühen um Annäherung und formenden Einfluss erst seinen Sinn und seine Kraft geben muss. Ist es nicht häufig so, dass der junge Klerus oder auch mancher sonst eifrige Ordensmann in der guten Absicht, in die Volksmassen oder in gewisse Kreise einzudringen, sich mit ihnen zu identifizieren sucht, statt sich von ihnen zu unterscheiden, und so wegen unnutzer Nachahmung sein Apostolat um seine eigentliche Wirkung bringt? Der große von Christus verkündete Grundsatz zeigt sich hier in seiner Aktualität und in seiner Problematik: in der Welt sein, aber nicht von der Welt. Wohl uns, wenn sein so höchst aktuelles Gebet auch heute noch von ihm, „der immer lebt und für uns eintritt" (vgl. Hebr 7,25), vor den himmlischen Vater gebracht wird: „Nicht bitte im, dass du sie nehmest aus der Welt, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen" (Jo 17,15).

 

aggiornamento

 

50 Das soll nicht heißen, wir müssten glauben, etwa die Unveränderlichkeit der Formen, mit denen sich die Kirche im Laufe der Jahrhunderte umgeben hat, gehöre zur Vollkommenheit, auch nicht, dass die Vollkommenheit darin besteht, jede Annäherung und Anpassung an die heute allgemein üblichen und einwandfreien Formen der Sitte und der Zeitumstände abzulehnen. Das nun schon berühmte gewordene Wort Unseres verehrten Vorgängers Johannes' XXIII. seligen Andenkens, das „aggiornamento", werden Wir immer als programmatische Richtschnur im Auge behalten. Wir haben es als Leitkriterium des Ökumenischen Konzils bestätigt, und der Gedanke an dieses Wort wird Uns ein Ansporn sein, immer mit der inneren neuen Lebenskraft der Kirche zu rechnen, mit ihrer Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu deuten, und mit ihrer ewig jugendlichen Begabung, „alles zu prüfen und das Gute zu behalten" (1 Thess 5,21).

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Eine kurze Durchsage in eigener Sache: Ich bin bis Mittwoch auf Reisen und bitte daher um Nachsicht, dass die weiteren Textabschnitte erst danach eingestellt werden.

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Danke Bibliothekar (=Chrysologus) - die täglichen Abschnitte haben genau die richtige Länge (dieser Thread ersetzt für mich den Fortsetzungsroman in der Zeitung).

 

Und die Suchmaschinen scheinen dieses Thema auch zu mögen. Such einfach nach "Ecclesiam suam".

bearbeitet von jouaux
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Morgen kommt der nächste Abschnitt!

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Im Geiste des Gehorsams

 

51 Aber nochmals sei zu unser aller Nutzen und Mahnung wiederholt: Die Kirche wird ihre neue Jugend nicht so sehr durch Änderung ihrer äußeren Gesetze finden, als vielmehr durch die innere Haltung des Gehorsams gegenüber Christus, durch Beobachtung jener Gesetze, die die Kirche sich selbst gibt, um Christi Weg zu folgen. Hier liegt das Geheimnis ihrer Erneuerung, hier ihre „Metanoia", hier ihre Übung der Vollkommenheit. Die Beobachtung der kirchlichen Gesetze mag durch Vereinfachung mancher Vorschrift und durch das Vertrauen erleichtert werden, das in die Freiheit des Christen von heute gesetzt wird, da er besser über seine Pflichten belehrt ist und klarer und mit mehr Einsicht über die Art, sie zu erfüllen, sich zu entscheiden vermag. Trotzdem bleibt das Gesetz in seiner wesentlichen Forderung bestehen. Das christliche Leben, wie die Kirche es deutet und durch kluge Vorschriften umschreibt, wird immer durch den „schmalen Weg", von dem unser Herr sprach (vgl. Mt 7, 13), gezeichnet sein. Es wird von uns Christen dieser Zeit nicht geringere, ja vielleicht größere sittliche Anstrengungen verlangen als von den Christen von gestern und Bereitschaft zum Gehorsam, die heute nicht weniger als in der Vergangenheit verpflichtend und vielleicht schwieriger, sicher aber verdienstlicher ist, weil mehr von übernatürlichen als natürlichen Beweggründen geleitet. Nicht die Gleimförmigkeit mit dem Geist der Welt, nicht das Freisein von der Zucht einer vernünftigen Aszese, nicht die Gleichgültigkeit gegenüber den freien Sitten unserer Zeit, nicht die Befreiung von der Autorität kluger und rechtmäßiger Vorgesetzter, nicht die Gleichgültigkeit gegenüber den Widersprüchen im gegenwärtigen Denken können der Kirche Kraft geben oder sie befähigen, die Wirkung der Gaben des Heiligen Geistes zu erfahren; nicht sie können ihr die Echtheit ihrer Christusnachfolge garantieren oder ihr die Sorge um die Liebe zu den Brüdern eingeben und die Fähigkeit, ihnen ihre Heilsbotschaft zu verkünden. Nein, das alles vermag nur ihre Bereitschaft, nach Gottes Gnade zu leben, ihre Treue gegenüber dem Evangelium des Herrn, ihr hierarchischer und gemeinschaftsförmiger Zusammenschluss. Nicht verweichlicht und feig ist der Christ, sondern stark und treu.

 

52 Wir wissen, es würde zu weit führen, wollten Wir das gegenwärtige Programm des christlichen Lebens auch nur in seinen Hauptlinien zeichnen. Wir wollen jetzt nicht darauf eingehen. Im übrigen kennt ihr die sittlichen Bedürfnisse unserer Zeit, und ihr werdet sicher nicht aufhören, die Gläubigen auf das Verständnis der Würde, der Reinheit, der Strenge des christlichen Lebens hinzuweisen, und werdet es nicht unterlassen, so gut ihr könnt, auch öffentlich die sittlichen Gefahren und die Laster, an denen unsere Zeit krankt, anzuklagen. Wir alle erinnern uns an die feierliche Mahnung der Heiligen Schrift: „Ich weiß um deine Werke, um deine Mühe und dein Ausharren, und auch, dass du Schlechtes nicht ertragen kannst" (Offb 2, 2). Und wir alle werden danach trachten, wachsame und rührige Hirten zu sein. Das Ökumenische Konzil muss uns selbst neue und heilsame Weisungen geben. Und sicher müssen wir alle schon jetzt uns darauf einstellen, die Weisungen zu hören und durchzuführen.

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Der Geist der Armut

 

53 Wir wollen jedoch auf zwei besondere Hinweise nicht verzichten, die, wie Uns scheint, grundlegende Bedürfnisse und Pflichten betreffen und die die Möglichkeit bieten, über die allgemeine Ausrichtung einer echten Erneuerung des kirchlichen Lebens nachzudenken.

 

54 Wir weisen zunächst auf den Geist der Armut hin. Dieser wird, so meinen Wir, in der Bibel so sehr betont, ist so sehr einbezogen in den Plan unserer Bestimmung für das Reich Gottes, so gefährdet durch die Einschätzung der Güter in der gegenwärtigen Mentalität, so notwendig, um uns unsere Schwächen und Verwirrungen in der Vergangenheit verstehen zu lassen und um uns anderseits bewusst zu machen, wie unser Leben gestaltet werden muss und welches die beste Methode ist, den Menschen die Religion Christi zu verkünden, und ist endlich so schwer, in der rechten Weise gelebt zu werden, dass Wir den Geist der Armut in dieser Unserer Botschaft ausdrücklich erwähnen müssen - nicht weil Wir spezielle kirchliche Maßnahmen treffen wollten, sondern vielmehr, um euch, Ehrwürdige Mitbrüder, um den Trost eurer Zustimmung, eures Rates und eures Beispiels zu bitten. Wir erwarten, dass ihr als angesehene Autorität und als Interpreten der besten Impulse, durch die der Geist Christi in der Kirche lebendig wird, Uns sagt, wie Hirten und Gläubige in Sprache und Verhalten zur Armut angeleitet werden sollen. „Seid auf das in euch bedacht, was auch in Christus Jesus war" (Phil 2,5), mahnt der Apostel. Ihr müsst Uns sagen, welche Leitsätze wir zusammen für das kirchliche Leben aufstellen müssen, die uns helfen, unser Vertrauen mehr auf die Hilfe Gottes und auf die geistlichen Güter zu gründen als auf die irdischen Mittel, die ferner uns selbst daran erinnern und die Welt darüber unterrichten sollen, dass die geistlichen Güter gegenüber den wirtschaftlichen den Vorrang haben müssen und dass wir den Besitz und den Gebrauch der materiellen Güter soweit beschränken und unterordnen müssen, als es für die rechte Ausübung unserer apostolischen Sendung von Nutzen ist.

 

55 Auch wenn Wir hier nur kurz auf die Notwendigkeit und den verpflichtenden Charakter der Armutshaltung hinweisen, wie sie das Evangelium Christi enthält, so dürfen Wir nicht unterlassen, daran zu erinnern, dass uns dieser Geist nicht vom Verständnis und der Mitarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet ausschließt - wie Wir es bereits dargelegt haben -, einem Gebiet, das ungeheure Ausmaße und eine wichtige Bedeutung in der Entwicklung der gegenwärtigen Kultur, besonders in seinen menschlichen und sozialen Auswirkungen, erhalten hat. Wir glauben vielmehr, dass das innere Freiwerden, die Frucht des Geistes der evangelischen Armut, uns feinfühliger macht und besser befähigt, die menschlichen Phänomene, die mit dem Wirtschaftsleben verbunden sind, zu verstehen, sei es, dass es sich darum handelt, dem Reichtum und dem Fortschritt in seiner schöpferischen Bedeutung die ihm zustehende gerechte und oft strenge Bewertung zu geben; sei es, um der Not mit wachem und mit großherzigem Interesse zu begegnen, sei es schließlich, um das Bestreben zu fördern, dass die wirtschaftlichen Güter für die Menschen nicht eine Quelle des Kampfes, des Egoismus, des Stolzes werden, sondern auf dem Wege der Gerechtigkeit und der Billigkeit dem Allgemeinwohl zugeführt und so immer zweckmäßiger verteilt werden mögen. Alles, was sich auf die wirtschaftlichen Güter bezieht, die den geistlichen und ewigen untergeordnet, aber für das gegenwärtige Leben notwendig sind, findet den Hörer des Evangeliums fähig zu einer klugen Einschätzung und zu einer menschenwürdigen Mitarbeit: Wissenschaft, Technik und vor allem die Arbeit sind für Uns Gegenstand höchsten Interesses; ihre Frucht, das Brot, wird geheiligt durch Tisch und Altar. Die Soziallehre der Kirche lässt bezüglich dieses Themas keinen Zweifel offen. Gerne benützen Wir diese Gelegenheit, um von neuem Unsere Absicht zu bekräftigen, an diesen heilsamen Lehren festzuhalten.

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55 Auch wenn Wir hier nur kurz auf die Notwendigkeit und den verpflichtenden Charakter der Armutshaltung hinweisen, wie sie das Evangelium Christi enthält, so dürfen Wir nicht unterlassen, daran zu erinnern, dass uns dieser Geist nicht vom Verständnis und der Mitarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet ausschließt

 

Den Geist der Armut nicht mit fiskalischer Ignoranz verwechseln - so möchte ich diesen Passus etwas holzschnittartig zusammenfassen. Man kann nicht behaupten, er wäre überall auf fruchtbaren Boden gefallen, die wirtschaftlichen Probleme so mancher kirchlicher Strukturen belegen das.

 

Wichtiger noch erscheint mir dabei die Frage, wie man in einem Geist der Armut lebt, wenn man objektiv betrachtet in wirtschaftlicher Sicherheit existiert. Auch wenn die Spielräume bei den meisten von uns nicht grenzenlos sein werden, oft ist es ja eher die Frage, was man sich leisten will, und nicht so sehr die, was man sich leisten kann.

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Zum besseren Nachdenken würde ich (zumindest im "reichen" Norden) Armut gerne als Maß, Bescheidenheit oder Anspruchslosigkeit formuliert sehen.

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Das Gebot der Liebe

 

56 Der andere Hinweis bezieht sich auf den Geist der Liebe. Aber ist dieses Thema euch nicht schon längst vertraut? Bezeichnet die Liebe nicht etwa den Brennpunkt der religiösen Heilsordnung des Alten und des Neuen Testamentes? Bewegt sich nicht die geistliche Erfahrung der Kirche gerade um die Liebe? Ist die Liebe vielleicht nicht immer die lichtvollste und beglückendste Entdeckung, die Theologie und Frömmigkeit machen können, wenn sie unablässig die Schätze der Schrift und der Sakramente betrachten, deren Erbin, Hüterin, Lehrerin und Ausspenderin die Kirche ist? Wir meinen, mit Unseren Vorgängern, mit der Vielzahl der Heiligen, die unser Zeitalter der Kirche im Himmel und auf Erden gegeben hat, und mit dem frommen Sinn des gläubigen Volkes: dass die Liebe heute jenen Platz einnehmen muss, der ihr zukommt, den ersten, den höchsten auf der Stufenleiter der religiösen und sittlichen Werte, nicht nur in der theoretischen Wertschätzung, sondern auch in der praktischen Verwirklichung des christlichen Lebens. Das gilt von der Liebe zu Gott, der seine Liebe an uns verschenkt hat, wie auch von der Liebe, die wir unsererseits unseren Nächsten, das heißt allen Menschen, Weiterschenken müssen. Die Liebe erklärt alles, die Liebe gibt in allem das Rechte ein. Die Liebe macht alles möglich. Die Liebe erneuert alles. Die Liebe „erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles" (1 Kor 13, 7). Wer von uns wüsste das alles nicht? Und wenn wir es wissen, ist dies dann nicht die Stunde der Liebe?

 

57 Dieses Idealbild demütiger und tief christlicher Fülle führt Uns zu der seligsten Jungfrau Maria. Sie spiegelt es vollkommen in sich wider, ja noch mehr: sie hat es auf Erden gelebt und besitzt nunmehr im Himmel dessen Glanz und Seligkeit. Glücklicherweise blüht heute in der Kirche die Verehrung Mariens; und bei dieser Gelegenheit lenken Wir gern Unsere Gedanken auf sie, um in ihr, der seligsten Jungfrau, der Mutter Christi und darum der Mutter Gottes und unserer Mutter, das Vorbild christlicher Vollkommenheit, den Spiegel echter Tugenden, das Wunder wahrer Menschlichkeit zu bewundern. Wir sind der Meinung, dass die Marienverehrung eine Quelle evangelischer Unterweisung ist: von ihr, dem seligsten, dem liebevollsten, dem demütigsten, dem makellosen Geschöpf, dem das Privileg zufiel, dem Worte Gottes einen menschlichen Leib in seiner ursprünglichsten und unschuldigen Schönheit zu geben, von ihr haben Wir auf Unserer Pilgerfahrt ins Heilige Land die Lehre christlicher Echtheit annehmen wollen, und auf sie, die liebevolle Meisterin des Lebens, richten Wir den flehenden Blick, während Wir mit euch, verehrte Mitbrüder, über die geistige und sittliche Erneuerung des Lebens der Kirche nachdenken.

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Dritter Teil: Der Dialog der Kirche

 

58 Noch eine dritte Haltung muss die katholische Kirche in dieser Stunde der Weltgeschichte einnehmen. Diese Haltung ist gekennzeichnet durch das Bemühen um die Begegnung mit der Menschheit von heute. Wenn die Kirche ein immer klareres Bewusstsein von sich selbst gewinnt und wenn sie danach trachtet, sich selbst nach dem Modell, das Christus ihr vor Augen stellt, zu bilden, dann wird sie sich tief von der menschlichen Umgebung unterscheiden, in der sie dennoch lebt und der sie sich nähert.

 

59 Das Evangelium macht uns auf diese Unterscheidung aufmerksam, wenn es von der „Welt" spricht, nämlich von der Menschheit, die das Licht des Glaubens und die Gabe der Gnade ablehnt; von der Menschheit, die in einem naiven Optimismus glaubt, ihre eigenen Kräfte würden allein genügen, um sich ganz und vollkommen zu verwirklichen; oder auch von der Menschheit, die sich in einem düsteren Pessimismus niederdrücken lässt, indem sie die eigenen Laster, die eigenen Schwachheiten, die eigenen sittlichen Krankheiten als vom Schicksal bestimmt, als unheilbar und vielleicht auch als begehrenswerte Kundgebungen von Freiheit und Glaubwürdigkeit erklärt. Das Evangelium, das die menschlichen Armseligkeiten mit durchdringender und zuweilen qualvoller Aufrichtigkeit erkennt und aufzeigt, bemitleidet und heilt, gibt jedenfalls weder der Täuschung von der natürlichen Güte des Menschen Raum - als ob dieser sich selbst genüge und nichts anderes brauche, als seiner Freiheit überlassen zu werden, um sich nach eigener Willkür auszuleben - noch der verzweifelten Resignation vor der unheilbaren Verderbtheit der menschlichen Natur. Das Evangelium ist Licht, ist Neuheit, ist Energie, ist Wiedergeburt, ist Heil. Deshalb erzeugt und bildet es eine Form neuen Lebens, von dem das Neue Testament uns ständig wunderbare Belehrung gibt: „Macht euch nicht die Art dieser Welt zu eigen, sondern wandelt euch um durch Erneuerung eures Denkens, um zu erforschen, was der Wille Gottes, was gut, wohlgefällig und vollkommen ist" (Röm 12,2); so mahnt uns der heilige Paulus.

 

60 Diese Verschiedenheit des christlichen Lebens vom weltlichen Leben ergibt sich ferner aus der Wirklichkeit und dem Bewusstsein der Rechtfertigung, die durch unsere Verbindung mit dem Ostergeheimnis, vor allem mit der heiligen Taufe in uns hervorgebracht wurde, wie Wir vorhin gesagt haben, die eine wahre Wiedergeburt ist und als solche betrachtet werden muss. Der heilige Paulus erinnert daran: „...wir alle, die wir getauft wurden auf Christus Jesus, sind auf seinen Tod getauft. Wir wurden also mitbegraben mit ihm durch die Taufe auf seinen Tod, damit so, wie Christus auferweckt wurde von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln" (Röm 6, 3-4).

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59 Das Evangelium macht uns auf diese Unterscheidung aufmerksam, wenn es von der „Welt" spricht, nämlich von der Menschheit, die das Licht des Glaubens und die Gabe der Gnade ablehnt; von der Menschheit, die in einem naiven Optimismus glaubt, ihre eigenen Kräfte würden allein genügen, um sich ganz und vollkommen zu verwirklichen; oder auch von der Menschheit, die sich in einem düsteren Pessimismus niederdrücken lässt, indem sie die eigenen Laster, die eigenen Schwachheiten, die eigenen sittlichen Krankheiten als vom Schicksal bestimmt, als unheilbar und vielleicht auch als begehrenswerte Kundgebungen von Freiheit und Glaubwürdigkeit erklärt.

 

Eine interessante Sicht auf das Kirche - Welt Problem wie ich meine. Paul VI. scheint Kirche nicht als etwas außerweltlich-jenseitiges zu verstehen, in das die Christen dann und wann eintreten und von dem her sie ein Leben in der Welt meistern können, vielmehr scheinen sich Kirche und Welt im Dieseits gegenüberzustehen, wobei christliches Leben sich vom Leben in der Welt unterscheidet, gleichwohl aber nicht woanders stattfindet.

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Leben in der Welt, nicht von der Welt

 

61 Der Christ von heute muss wieder an seine ursprüngliche und wunderbare Lebensform denken, in der Freude über seine Würde muss er seinen Halt finden, sie muss ihn vor der Ansteckung und Verführung bewahren, die vom menschlichen Elend oder vom Glanze seiner Umgebung ausgehen.

 

62 Hören wir, wie der heilige Paulus die Christen der ersten Generation erzog: „Zieht nicht im fremden Joch mit Ungläubigen; denn was hat Gerechtigkeit zu tun mit Ungesetzlichkeit? Oder was haben Licht und Finsternis miteinander gemeinsam? ... Welchen Anteil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen?" (2 Kor 6, 14 f). Die christliche Pädagogik wird den Menschen von heute immer an seine besondere Stellung und die daraus folgende Pflicht erinnern müssen, in der Welt zu leben, aber nicht von der Welt zu sein, entsprechend dem Gebete Jesu für seine Jünger: „Nicht bitte ich, dass du sie nehmest aus der Welt, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen. Sie sind nicht aus der Welt, so wie auch ich nicht aus der Welt bin" (Jo 17, 15-16). Die Kirche macht sich diesen Wunsch zu eigen.

 

63 Aber diese Unterscheidung bedeutet nicht Trennung. Sie ist weder Gleichgültigkeit noch Furcht, noch Verachtung. Wenn die Kirche den Unterschied hervorhebt, der zwischen ihr und der Menschheit besteht, so stellt sie sich nicht in Gegensatz zu ihr, sondern verbindet sich vielmehr mit ihr. Wie der Arzt, der die Tücken einer ansteckenden Krankheit kennt, sich und andere vor Ansteckung zu bewahren sucht, sich aber doch gleichzeitig dem Dienst an den Kranken widmet, die davon befallen sind, so macht auch die Kirche aus der Barmherzigkeit, die Gottes Güte ihr erwiesen hat, kein ausschließliches Privileg und aus dem eigenen guten Geschick keinen Grund, sich nicht um die zu kümmern, die nicht das gleiche Glück hatten; ihre eigene Rettung ist ihr vielmehr Anlass, sich in Liebe um jeden zu bemühen, der ihr nahe kommt oder dem sie sich in ihrem Bemühen, alle zum Heile zu führen, nähern kann.

 

64 Wenn die Kirche wirklich, wie Wir sagten, sich dessen bewusst ist, was sie nach dem Willen des Herrn sein soll, dann fühlt sie in sich eine einzigartige Fülle und das Bedürfnis, sich allen mitzuteilen, zugleich mit der klaren Erkenntnis einer über sie selbst hinausgehenden Sendung, einer Botschaft, die sie zu verbreiten hat. Es ist die Pflicht der Verkündigung des Evangeliums, der missionarische Auftrag, das apostolische Amt. Eine Haltung treuen Bewahrens genügt nicht. Gewiss müssen wir den uns als Erbe von der christlichen Überlieferung überkommenen Schatz der Wahrheit und der Gnade bewahren, ihn auch verteidigen. „Bewahre das anvertraute Gut!" mahnt der heilige Paulus (1 Tim 6, 20). Doch weder das Bewahren noch die Verteidigung erschöpfen die Pflicht der Kirche gegenüber den ihr anvertrauten Gütern. Die Pflicht, die dem von Christus erhaltenen Erbe einzig und ganz entspricht, ist die Verbreitung, das Angebot und die Verkündigung, wie wir wissen: „Darum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern!" (Mt 28,19); das ist der letzte Auftrag Christi an seine Apostel. Der Name Apostel selbst weist sie auf ihre unabweisliche Sendung hin. Diesem inneren Antrieb der Liebe, die danach strebt, sich zur äußeren Gabe der Liebe zu machen, wollen Wir den heute allgemein gewordenen Namen „Dialog" geben.

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Eine Haltung treuen Bewahrens genügt nicht.

 

Bewahren genügt nicht. Verteidigen genügt nicht. Wir können nicht einfach auf bessere Zeiten hoffen. Der Missionsauftrag bleibt der eigentliche Auftrag, doch akzentuiert Paul VI. Mission in interessanter Weise:

 

Diesem inneren Antrieb der Liebe, die danach strebt, sich zur äußeren Gabe der Liebe zu machen, wollen Wir den heute allgemein gewordenen Namen „Dialog" geben.

 

Verstehe ich es richtig, dass der Papst Mission hier nicht als Mitteilung über Wahrheiten versteht, sie vielmehr in der liebenden Zuwendung zu den Menschen und der Welt erblickt, im Dienst an den anderen?

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Diesem inneren Antrieb der Liebe, die danach strebt, sich zur äußeren Gabe der Liebe zu machen, wollen Wir den heute allgemein gewordenen Namen „Dialog" geben.

 

Verstehe ich es richtig, dass der Papst Mission hier nicht als Mitteilung über Wahrheiten versteht, sie vielmehr in der liebenden Zuwendung zu den Menschen und der Welt erblickt, im Dienst an den anderen?

Spricht der Papst hier über Mission? Woraus schliesst Du das? Dialog klingt eher einfach nach einem Gespräch - quasi guten Kontakten - mit anderen, wenn auch in der rechten liebenden Haltung eines Christen.

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Diesem inneren Antrieb der Liebe, die danach strebt, sich zur äußeren Gabe der Liebe zu machen, wollen Wir den heute allgemein gewordenen Namen „Dialog" geben.

 

Verstehe ich es richtig, dass der Papst Mission hier nicht als Mitteilung über Wahrheiten versteht, sie vielmehr in der liebenden Zuwendung zu den Menschen und der Welt erblickt, im Dienst an den anderen?

Spricht der Papst hier über Mission? Woraus schliesst Du das? Dialog klingt eher einfach nach einem Gespräch - quasi guten Kontakten - mit anderen, wenn auch in der rechten liebenden Haltung eines Christen.

Nun, der von mir zitierte Satz folgt direkt auf eine Reminiszenz an den Missionsbefehl aus Mt 28 - da lag der Schluss für mich nahe.

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Diesem inneren Antrieb der Liebe, die danach strebt, sich zur äußeren Gabe der Liebe zu machen, wollen Wir den heute allgemein gewordenen Namen „Dialog" geben.

 

Verstehe ich es richtig, dass der Papst Mission hier nicht als Mitteilung über Wahrheiten versteht, sie vielmehr in der liebenden Zuwendung zu den Menschen und der Welt erblickt, im Dienst an den anderen?

Spricht der Papst hier über Mission? Woraus schliesst Du das? Dialog klingt eher einfach nach einem Gespräch - quasi guten Kontakten - mit anderen, wenn auch in der rechten liebenden Haltung eines Christen.

Nun, der von mir zitierte Satz folgt direkt auf eine Reminiszenz an den Missionsbefehl aus Mt 28 - da lag der Schluss für mich nahe.

Entschuldige bitte, Du hast recht. Ich neige hier zum Überfliegen. Allerdings ist der Text auch unglaublich langatmig und bisweilen umständlich. Irgendwo hab ich gelesen, das diese Enzyklika kaum rezipiert wurde. Und das dürfte nicht nur am Konzil gelegen haben.

 

 

Unter liebenden Zuwendung versteht man doch eher landläufig die Caritas = soziale Fürsorge für den Mitmenschen. Ich finde es nicht gut zumindest den Eindruck zuzulassen, dass alle Begriffe miteinander vermanscht werden. Um die Begriffe klar zu halten, sollte man Dialog, Mission und Caritas trennen.

 

Einen Neusprech für Dialog finde ich unehrlich.

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Unter liebenden Zuwendung versteht man doch eher landläufig die Caritas = soziale Fürsorge für den Mitmenschen. Ich finde es nicht gut zumindest den Eindruck zuzulassen, dass alle Begriffe miteinander vermanscht werden. Um die Begriffe klar zu halten, sollte man Dialog, Mission und Caritas trennen.

 

Ich meine nicht, dass dies hier illegitim vermanscht wurde - aber die Begriffe werden (ich danke für den Hinweis) auf das engste miteinander verbunden, das eine scheint nicht ohne das andere denkbar zu sein. Caritas ist auch Mission, wo sie Zeugnis ablegt von meinem Glauben, Caritas ist Dialog, wo ich mich berühren und verändern lasse in der Begegnung mit dem anderen, Mission ist Caritas, wo sie um des anderen Willen betrieben wird, und Mission ist Dialog, weil sie nicht einfach etwas mitteilt, sondern auch vom anderen etwas empfängt. Es sind verschiedene Weisen, die untrennbar zusammengehören.

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Ich greife mir mal nur eins raus.

 

Wie soll sowas

Caritas ist auch Mission, wo sie Zeugnis ablegt von meinem Glauben,

konkret im Leben aussehen?

 

Also die gläubige Krankenschwester hilft einem alten (noch) ungläubigen Menschen. Und dann?

Die Gute kann noch so rührend sich um diesen Menschen kümmern - ohne Vermittlung von Inhalten - eben der eigentlichen Mission - wird der alte Mensch nicht gläubig.

 

Sicher muss die Mission durch mein eigenes Verhalten glaubwürdig sein, aber zu der gleichsetzenden Aussage "Caritas ist Mission" kann ich mich da nicht durchringen.

 

Auch Nicht-Christen können herzensgut sein - eben karikativ tätig sein, ohne den Christus zu vermitteln.

 

Ich finde den Sprachgebrauch verwirrend und verkomplizierend. Eine Notwendigkeit dazu sehe ich auch nicht. Wenn solche Ausdrucksweisen in der Schrift vorkommen (z.B. Christus = Logos), reicht das völlig. Über die dann notwendige Auslegung haben sich genügend Leute die Köppe eingehauen.

 

Warum kompliziert, wenns auch einfach geht?

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Ich greife mir mal nur eins raus.

 

Wie soll sowas

Caritas ist auch Mission, wo sie Zeugnis ablegt von meinem Glauben,

konkret im Leben aussehen?

 

Also die gläubige Krankenschwester hilft einem alten (noch) ungläubigen Menschen. Und dann?

Die Gute kann noch so rührend sich um diesen Menschen kümmern - ohne Vermittlung von Inhalten - eben der eigentlichen Mission - wird der alte Mensch nicht gläubig.

 

Die "eigentliche" Mission (ich habe Zweifel, dass es die so "eigentlich" gibt) ist der Moment, in dem - pathetisch gesprochen - der umsorgte Mensch fragt: "Warum tun sie das?" Denn dann geht es mehr um Zeugnis ablegen als um die Vermittlung von Inhalten. Die kommen danach - was sie nicht unwesentlich macht.

 

Am Anfang eines solchen Liebesgeschichte (zwischen dem Patienten und Gott, nicht zwischen dem Patienten und der Pflegerin) steht eine Erfahrung, eine Begegnung, in der der Mensch etwas erfährt - diese Erfahrung kann dann ausgedeutet werden, aber die Deutung kann die Erfahrung nicht ersetzen. Es ist wie in jeder von Liebe getragenen Verbindung: Am Anfang stehen nicht Sachinformationen über den anderen, sondern eine Begegnung mit dem anderen. Man ist sich sympathisch - und lernt sich dann erst kennen. Ob die Sympathie das Kennenlernen überlebt, steht auf einem anderen Blatt.

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Der Dialog

 

65 Die Kirche muss zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog.

 

66 Dieser Gesichtspunkt ist einer der wichtigsten im heutigen Leben der Kirche; er ist, wie bekannt, Gegenstand eines besonderen und umfassenden Studiums des Ökumenischen Konzils. Wir wollen Uns nicht auf die Prüfung der einzelnen Themen dieser Studien einlassen, sondern den Konzilsvätern die Aufgabe überlassen, sie in Freiheit zu behandeln. Wir möchten euch, Ehrwürdige Brüder, nur einige Gedanken zur Erwägung vorlegen, um die Beweggründe, die die Kirche zu diesem Dialog drängen, seine Methode, seine Ziele zu verdeutlichen. Es geht Uns dabei um die rechte innere Verfassung, in der der Dialog geführt werden muss, nicht um die einzelnen Diskussionspunkte. Wir wollen nur vorbereiten, noch nicht die Sache selbst behandeln.

 

67 Wir können nicht anders vorgehen als in der Überzeugung, dass der Dialog Unser apostolisches Amt kennzeichnen muss, da Wir Erben einer solchen Arbeitsweise, einer solchen pastoralen Richtung sind, die Uns von Unseren Vorgängern seit dem letzten Jahrhundert überliefert wurde, angefangen von dem großen weisen Leo XIII., der die evangelische Gestalt des weisen Schriftgelehrten personifizierte: „... welcher gleich einem Hausherrn aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt" (Mt 13, 52), und der souverän die Ausübung des katholischen Lehramtes wiederaufnahm und im Lichte des Wortes Christi die Probleme unserer Zeit zum Gegenstand seiner überaus reichen Lehre machte. So handelten auch seine Nachfolger, wie ihr wisst.

 

68 Haben nicht Unsere Vorgänger, besonders die Päpste Pius XI. und Pius XII., Uns ein großartiges und sehr reiches Erbe von Lehren hinterlassen und in Liebe und Weisheit versucht, göttliche Gedanken mit menschlichen zu verbinden, nicht in abstrakten Überlegungen, sondern in der Umgangssprache des Menschen der gegenwärtigen Zeit? Was ist dieser apostolische Versuch anderes als ein Dialog? Hat nicht Johannes XXIII., Unser unmittelbarer Vorgänger verehrten Andenkens, seine Lehre noch deutlicher ausgedrückt in der Absicht, sie soweit wie möglich der Erfahrung und dem Verständnis der heutigen Welt anzupassen? Wollte man nicht, und mit Recht, dem Konzil selbst einen pastoralen Zweck geben, ganz hingeordnet auf die Einfügung der christlichen Botschaft in das Denken, die Sprache, die Kultur, die Sitte, den Geist der Menschheit, wie sie heute auf Erden lebt? Bevor man die Welt bekehrt, oder vielmehr um sie zu bekehren, muss man sich ihr nahen und mit ihr sprechen.

 

69 Was Unsere bescheidene Person betrifft – Wir reden nicht gerne von Uns und möchten nicht die Aufmerksamkeit anderer auf Uns lenken -, so haben Wir im Hinblick auf das Bischofskollegium und das christliche Volk den festen Vorsatz, in der gleichen Richtung voranzugehen - soweit Unsere schwache Kraft es Uns gestatten wird, und vor allem soweit die Gnade Gottes Uns die Möglichkeit geben wird, es zu tun -, auf derselben Linie, in demselben Bemühen, der Welt, in der die Vorsehung Uns bestimmt hat zu leben, nahezukommen, und zwar mit aller Achtung, Aufmerksamkeit und mit aller Liebe, um sie zu verstehen, um ihr die Gaben der Wahrheit und Gnade anzubieten, zu deren Verwalter Uns Christus gemacht hat, und um ihr unser wunderbares Glück der Erlösung und der Hoffnung mitzuteilen. Tief haben Wir Uns die Worte Christi eingeprägt, an denen Wir demütig, aber entschieden festhalten wollen: „Nicht ... um die Welt zu richten hat Gott seinen Sohn in die Welt gesandt, sondern dass die Welt gerettet werde durch ihn" (Jo 3, 17).

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Ich greife mir mal nur eins raus.

 

Wie soll sowas

Caritas ist auch Mission, wo sie Zeugnis ablegt von meinem Glauben,

konkret im Leben aussehen?

 

Also die gläubige Krankenschwester hilft einem alten (noch) ungläubigen Menschen. Und dann?

Die Gute kann noch so rührend sich um diesen Menschen kümmern - ohne Vermittlung von Inhalten - eben der eigentlichen Mission - wird der alte Mensch nicht gläubig.

 

Die "eigentliche" Mission (ich habe Zweifel, dass es die so "eigentlich" gibt) ist der Moment, in dem - pathetisch gesprochen - der umsorgte Mensch fragt: "Warum tun sie das?" Denn dann geht es mehr um Zeugnis ablegen als um die Vermittlung von Inhalten. Die kommen danach - was sie nicht unwesentlich macht.

 

Am Anfang eines solchen Liebesgeschichte (zwischen dem Patienten und Gott, nicht zwischen dem Patienten und der Pflegerin) steht eine Erfahrung, eine Begegnung, in der der Mensch etwas erfährt - diese Erfahrung kann dann ausgedeutet werden, aber die Deutung kann die Erfahrung nicht ersetzen. Es ist wie in jeder von Liebe getragenen Verbindung: Am Anfang stehen nicht Sachinformationen über den anderen, sondern eine Begegnung mit dem anderen. Man ist sich sympathisch - und lernt sich dann erst kennen. Ob die Sympathie das Kennenlernen überlebt, steht auf einem anderen Blatt.

Tja Chryso, vielleicht bin ich da auch allzu sehr Naturwissenschaftler, die da doch peinlichst auf möglichst scharf gefasste und gegeneinander abgegrenzte Begrifflichkeiten achten, um sicher zustellen, dass man stets vom selben redet, wenn man sie denn nutzt. Das schliesst gegenseitige Wechselbeziehungen nicht aus.

Mich stört weniger der so gedeutete Inhalt als der Sprachgebrauch an sich.

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Der Dialog

 

65 Die Kirche muss zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog.

Ok, Thema missionarische Kirche, wenn ich Chrysos Deutung zu "Dialog" mal aufnehme.

 

Ein Augustiner Pater meinte mal vor Kurzem zu mir: Kirche müsste missionarisch werden. Daran sieht man wie weit die Kirche damit seit Ecclesiam suam gekommen ist...

 

In unserer Pfarrei wüsste ich gar nicht, ob die überhaupt auf sowas eingestellt wären, wenn jemand eintreten wollte. Ich wüsste nicht, wer sich um einen solchen Kandidaten kümmern wollte oder könnte. In jedem Falle aber wird der schief angesehen wie ein neu Zugezogener. Ich glaube, die kennen nur das Procedere für einen Austritt.

 

Andere Erfahrungen?

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In unserer Pfarrei wüsste ich gar nicht, ob die überhaupt auf sowas eingestellt wären, wenn jemand eintreten wollte. Ich wüsste nicht, wer sich um einen solchen Kandidaten kümmern wollte oder könnte. In jedem Falle aber wird der schief angesehen wie ein neu Zugezogener. Ich glaube, die kennen nur das Procedere für einen Austritt.

 

Andere Erfahrungen?

 

Leider nein.

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