Jump to content

Kreative Methoden?


nannyogg57

Recommended Posts

Stimmt - kreativ ist es, keine Frage. Insofern war meine Frage dazu am Thema vorbei.

Deine Frage geht vielleicht am Kreativitätsbegriff vorbei aber der Hickhack zwischen mir und kam zeigt doch, dass es kaum darauf ankommen kann, ob Methoden oder Ideen "kreativ" sind, sondern darum, ob die funktionieren. Dazu ist Kreativität sicherlich nicht schlecht, wenn herkömmliche Methoden an ihre Grenzen stoßen. Trotzdem kann die Kreativität selbst kaum ein Maßstab dafür sein, ob eine Form der Verkündigung oder Seelsorge gut ist.

 

In der Tat ist im Rückblick die Erfolgsfrage nicht unwesentlich, und wir täten oft gut daran, vorher zu definieren, was wir denn gerne hinterher als Erfolg sehen würden. Das ist nicht immer ganz einfach, weil "den Kindern eine positive Begegnung mit Kirche eröffnen" ist wenn überhaupt nur im Abstand von Jahrzehnten wahrnehmbar, und selbst das vermutlich nicht.

 

Wollten wir ex negativo einen Maßstab für Kreativität entwickelnm, dann kann man zumindest einiges schon mal abgrenzen:

  • Besonders kreativ ist nicht unbedingt das, was besonders anders ist und besonders ungewohnt, auch wenn anders und ungewohnt neue Zugänge eröffnen kann. Aber es ist kein Wert an sich, denn wenn es zu fremd wird, dann kann es auch abstoßen.
  • Es muss nicht immer was neues sein - manchmal ist es auch kreativ, erprobtes wieder zu beleben. So kann man mit Jugendlichen wieder gut Beziehungsnetze knüpfen, was in meiner Jugend irgendwann ausgelutscht war.

 

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und Kreativität per se ist nicht immer gleich richtig und gut. Aber sie erfordert, dass man das Hirn von "Automat" auf "Nachdenken" schaltet.

 

Bei uns ist der AK Liturgie in der Regel ein Automat. Da wird dann maximal besprochen, wie viel Lautsprecher an Allerheiligen auf dem Friedhof gebraucht werden und wie man sie am Besten von Friedhof zu Friedhof transportiert. Letzter kreativer Akt war, dass die Fronleichnamsprozession jetzt einen neuen Weg geht, übrigens etwas, dass - Sensation - spontan im Gespräch als Verbesserung entstand.

 

Die Blumenteppiche dagegen folgen dem Schema, das seit Jahren schon Anwendung findet.

 

Ich gehe in die Sitzungen und warte geduldig auf die Momente, wo sich was tut. Ich habe schmerzhaft gelernt, dass man in diesem Gremium nichts überstürzen darf. Eine Menge Leute, die auch was bewegen wollten, haben schon wieder aufgegeben. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie zäh so eine Sitzung ist, wie das automatische Abhandeln von Punkten die Energie frisst, wie viele Illusionen zerstört werden.

 

Ich hoffe immer auf den Abend, an dem sich was tut, meistens einer in vier Jahren.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Zerstörung von Illusionen scheint momentan Dein Thema zu sein. Sei Dir gewiss: Ich leide mit. Wenn ich Deine Zeilen lese, bekomme ich Bilder vor Augen - furchtbare Bilder. Und ich frage mich, ob Du das mit Dir machen lassen darfst.

 

Wie sagte Hermine zu Harry? (Frei zusammengefasst) "Du warst geboren, um Heldentaten zu vollbringen. Du warst ein Künstler, bereit, ein großes Schicksal auf Dich zu nehmen. Und dann hast Du bemerkt, dass die Welt das gar nicht will. Sie ist zufrieden mit Blabla, statt wahren Worten, Gedudel statt Musik. Und all Deine schönen Ideale sind als Witzfigur entlarvt und Du bist ein Ritter Don Quichotte. Und mir ging es auch so. Ich hätte die Mutter eines Märtyrers, die Frau eines Heiligen werden können - und das Leben hat mir gerade mal erlaubt, eine Kurtisane von leidlichem Geschmack zu werden. Und da dachte ich, dass die Realität doch Recht haben muss. Die Realität hat doch immer Recht. Ich war am Ersticken. Und Ersticken ist ein böser Tod. Ist es nicht so?"

Und Harry nickte, nickte, nickte.

"Doch ich hatte gute Augen. Und ich sah mir das Leben an, fünfzig Schicksale und mehr, die ganze so genannte Realität. Und da entdeckte ich: Meine Träume hatten Recht, tausend Mal Recht. Die so genannte Realität aber Unrecht. Es ist nicht Recht, dass eine Frau wie ich nur die Wahl hat, einen öden Geldverdiener zu heiraten oder sich ihm zu verdingen und sinnlos zu altern. Es ist nicht Recht, dass ein Mensch wie Du, begabt und scheu, zum Rasiermesser greifen muss.

 

Pass nur auf, dass Du nicht die Lust verlierst. Pass nur auf, dass Du Dich nicht davon überzeugen lässt, dass Deine Vorstellungen von Kreativität, von Expression, von lebenstreffender Liturgie zerstört werden. Ich bin mir nicht sicher, ob Dir dieses Gremium gut tut. Vielleicht haben diejenigen völlig Recht, die sich einfach abgewandt haben. Aus einem verzagten Hintern kannst Du keinen fröhlichen Furz entlocken. Nicht heute und nicht morgen. Viel eher besteht die Gefahr, dass Du Dich an den Anblick gewöhnst und denkst, dass es wohl schon Recht sei, dass mehr eben nicht zu erreichen sei. Und mit jedem verstrichenen Jahr wird diese Befürchtung selbsterfüllender.

 

Wovor hat Eowyn Angst? Nicht vor dem Tod, sondern vor einem Käfig, in den sie eingeschlossen ist, bis die Zahl ihrer Tage aufgebraucht und alle Möglichkeit zu großen Taten unwiderbringlich vertan ist.

 

Solche Gremien sind Gift.

Die wahre Illusion besteht nicht in Deinem Traum von Liturgie, sondern in der irrationalen Hoffnung, dass sich so ein Gremium ändern, dass all die verzagten Hinterteile es wider alle Erfahrung trotzdem lernen würden, fröhlich zu furzen. Du wirst ihnen nichts geben können. Sie werden sich von Dir bedrängt und bedroht fühlen, weil Du immer von etwas träumst, wovon sie nicht einmal sich ausmalen können, was das sein könnte. Du wirst missverstanden werden. Und Du wirst im besten Falle nichts erreichen. Im schlimmsten Falle wird man Dich, falls Du im falschen Augenblick Farbe bekennst, hassen. Du wolltest Dienen - und hast sie aber nur bedrängt. Überfordert.

 

Diesem Gremium zum Trotz gibt es aber dennoch die Gemeinschaft der Morgenlandfahrer. Sie musst Du suchen. Zum Beispiel in der Zeit, die Du ansonsten in diesem elenden Gremium verschwenden würdest. Und allein schon die Suche ist spannender als all diese Sitzungen.

 

PS: Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich diesen Beitrag an Dich, liebe Nannyogg, an mich oder an Geist geschrieben habe.

bearbeitet von Mecky
  • Like 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe lange über deinen Post nachgedacht. Die Zerstörung von Illusionen führt zu Zynismus und ich darf dir versichern: Ich pflege ihn. Schon manch nettes Arbeitsblatt entstand bei so einer AK-Sitzung, man hat sonst nicht die Zeit dazu, in aller Ruhe zu malen, mit meiner Kinderschar zu Hause - vergiss es. Interessant die Diskussionen zu verfolgen - wer ist hier der Bremser, wer ist das Großmaul, wem kann ich helfen? Bei Debatten über Mikros halte ich mich vornehm zurück, wenn jemand eine Attacke auf meinen Bereich in der Kinderseelsorge oder in ähnlichen Teams vornimmt (weil es so viel Arbeit und Durcheinander macht ...), dann gebe ich Contra: Privilegien werden nur aus äußerst gewichtigen Grund aufgegeben.

 

Ich schätze auch die Arbeit derer, die das tägliche Einerlei der Pfarrei betreiben, die das Rückgrat und der Rückhalt sind, vielleicht habe ich nur den besseren Teil gewählt und den darf mir Keiner wegnehmen :D .

 

Es gab mal, vor 5 Jahren, einen genialen Moment im PGR. Wir hatten eine Kinderbibelwoche mit knapp 300 Kindern und über 100 MitarbeiterInnen bestritten. Das Feedback beschränkte sich darauf, dass am Montag noch ein Teppich nicht aufgeräumt war, der halt noch trocknen musste.

 

Aber da konnte mich wirklich Keiner. Ich habe bis heute den Verdacht, da war eine große Portion Neid im Spiel.

  • Like 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mit der defätistischen Rückmeldung vom Teppich könnte ich wahrscheinlich leben - zumal, wenn ich auch auf Neid als Hintergrund käme. Das ehrt meine Arbeit besser, als so manches gut gemeintes, aber letztlich doch hohles Positiv-Feedback. Davon (Neid anderer Menschen) kann ich leben.

 

Aber mit einer Arbeit in einem Gremium, wo die Nichtveränderung zum Standard geworden ist, könnte ich nicht leben. Das Gift liegt in den Illusionen, die ich mir selber machen würde, um mich trotz allem zu motivieren. "Vielleicht gibt es ja doch eine Chance! Und hat nicht Person X etwas gesagt, was man mit ganz, ganz viel gutem Willen als den Hauch eines Ansatzes zu einer eventuellen längerfristigen Veränderungsbereitschaft deuten könnte?" Egal, wie bedeppert ich mir bei solchen Gedankengängen auch vorkomme: Solche Gedankengänge kommen und werden nach angemessener Zeit zu einem echten Dampfhammer, der meine Motivation zerdeppert. Ich habe dann Angst davor, mich an so ein Spielchen zu gewöhnen. Und hier liegt das Gift, von dem ich schon gesprochen habe.

 

Kannst Du Dich vor der Gewöhnung an einen Dauerfrust schützen? Ich bin diesbezüglich kein großer Held. Einige Gelegenheiten, bei denen man sich einen solchen Frust antun muss, gehören leider zum Standardrepertoire meines Berufs (aber keineswegs meiner Berufung). Da kann ich dann nicht ausweichen. Es bleibt mir nur zuzusehen, wie das Gift in mir wirkt. In Maßen lässt sich das ausgleichen und ertragen - schließlich gibt es ja auch die positiven Erfahrungen. Aber nur in Maßen.

 

So, wie Du hier in mykath schreibst und auftrittst, schätze ich Dich als recht starke Persönlichkeit ein. Aber wie stark muss man sein, um dem Gift zu trotzen? Und das Ausgleichen hat nur begrenzten Wert, denn es fließt notwendigerweise eine Menge Kraft hinein, mit der man an anderer Stelle blühen und andere zu blühen bringen könnte.

bearbeitet von Mecky
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Lieber Mecky,

 

 

 

 

...

Aber mit einer Arbeit in einem Gremium, wo die Nichtveränderung zum Standard geworden ist, könnte ich nicht leben. Das Gift liegt in den Illusionen, die ich mir selber machen würde, um mich trotz allem zu motivieren. "Vielleicht gibt es ja doch eine Chance! Und hat nicht Person X etwas gesagt, was man mit ganz, ganz viel gutem Willen als den Hauch eines Ansatzes zu einer eventuellen längerfristigen Veränderungsbereitschaft deuten könnte?" Egal, wie bedeppert ich mir bei solchen Gedankengängen auch vorkomme: Solche Gedankengänge kommen und werden nach angemessener Zeit zu einem echten Dampfhammer, der meine Motivation zerdeppert. Ich habe dann Angst davor, mich an so ein Spielchen zu gewöhnen. Und hier liegt das Gift, von dem ich schon gesprochen habe.

Selber schuld, wenn Du von Gremien die Veränderung der Kirche - und der Menschen - erwartest.

 

Laß' Dich lieber von Deinem Beistand den HEILIGEN GEIST GOTTES, dem GEIST der WAHRHEIT erleuchten was zu tun ist um sich, die Menschen und die Kirche zum Besseren zu ändern.

 

Sei gewiß, daß dem HEILIGEN GEIST nichts wichtiger ist als die Veränderung des Denkens, das Umdenken wie es JESUS fordert.

 

 

 

Gruß

josef

bearbeitet von josef
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Struktur unserer Kirche besteht aus Verwaltung und Gremien - und bei sind selten kreativ.

Verwaltungen bauen sich auf Sicherheit auf. Es funktioniert nur, wenn die gut geübte Praxis eingehalten wird. Gremien funktionieren in der Regel ähnlich und da man Ehrenamtlichen ungern auf den Schlips tritt (schließlich tun wir es ja in unserer Freizeit :), setzen sich die durch, die am lautesten rufen oder die, die das tun, was sie schon immer tun. Mich aht genau dieses Erlebnis dazu veranlasst, nicht mehr im AK Liturgie mitzumachen.

 

Auf der anderen Seite gibt es bei uns einen vom AK Liturgie vollkommen unabhängigen Kreis, dessen Jugendgottesdienste so kreativ sind, dass selbst die meisten kirchlich organisierten Jugendlichen abgehängt sind.

 

Dazwischen fallen bei uns vor allem die Messen mit Kommunionkindern ein, incl. Krippenspiel und sonstigem symboldidaktischen Schnickschnack :)

 

Das ist alles furchtbar bemüht, oft auch sehr den persönlichen Vorlieben einzelner geschuldet. Es ist selten gekonnt und für mich leider oft nur schwer zu ertragen.

 

Es geht mir hier nicht darum zu lästern und auf Andere zu zeigen, aber nach allem was ich im Bereich kreativ in der letzten Zeit gesehen habe, scheint es mittlerweile unglaublich schwer zu sein, hier etwas wirklich Gelungenes vorzustellen.

Ich habe den Eindruck, dass die, die kreativ sein wollen, sich nur ungern wirklich einbinden lassen wollen (manchmal auch einfach allein gelassen werden - die Messe ist ja schließlich vorbereitet...) oder können. Feedbacks, die konstruktiv und ehrlich sind, sind sehr selten - man will die Engagierten ja nicht verprellen.

Oft - gerade im liturgischen Raum - haben die Leute auch keine Ahnung mehr, was Liturgie ist und in welchen Rahmen man was machen kann oder sollte. Oft höre ich, man will mal wieder was mit Tanzen machen - der Inhalt ist vollkommen egal.

 

Kreativität ist ja kein Wert an sich, sondern genauso wie Rituale ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck. Ich erlebe es als sehr schwer, inhaltlich in meienr Gemeinde zu arbeiten. Die Leute sind einerseits dankbar über jeden Impuls, lassen sich aber ungern in einen längeren - auch kreativen - Prozess einbinden. Die, die ihre Zeit und Kraft in der Gemeinde opfern, haben alle ihre Themen längst gefunden und die Anderen wollen mit kurzen schnellen auf sie zugeschnitte Angebote angesprochen werden.

 

Was wir brauchen, sind Leute, die einerseits wissen, wie man kreativ arbeitet, die sich aber andererseits den Raum nehmen, dies in den Gemeinden auch zu tun.

  • Like 2
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mecky, dir geht mein Zynismus ab, der nur durch meine christliche Sozialisation irgendwie eingebremst wird. Nächsten Sonntag ist bei uns KV-Wahl - Tatam.

Ich habe mich nicht gemeldet zum Mithelfen. Es gibt leider kein Wettbüro, denn das wäre das Spannendste an der Sache, wer wieder gewinnt und wie hoch meine Trefferquote beim Tippen ist - ich denke, 90 %. Alles, was davon abweichen würde, wäre ein Gunstbeweis des heiligen Geistes.

Wie gesagt, unser Pfarrer versucht allen loyal und offen zu begegnen, der KV, dem PGR und den Kreativen. Und das hilft.

Aber die Tradis sind das Rückgrat der Kirche. Wenn ich am Sonntag mal zu Hause bleibe, dann weiß ich: Da ist ein fester Kern, der ist da. Sie geben der Botschaft Jesu die Verlässlichkeit. Dafür bin ich ihnen dankbar. Und ich habe den ganzen Samstag dafür mit irgendwelchen anderen Sachen zugebracht und Leute mit der Bibel in Berührung gebracht, die nur wenige Male im Jahr ansprechbar sind.

Die Sehnsucht nach einer lebendigen Kirche teilen wir alle und wir leiden alle an unserer Unvollkommenheit.

 

Mat, ich weiß, was du mit diesem "Wir sollten mal wieder tanzen" meinst. Und wenn dann wieder nur Blabla herauskäme, dann würde auch ich sagen: Haltet euch doch an die liturgischen Minimalvorgaben, da sind wir alle besser dran.

 

Im Unterricht gibt es mehrere legitime Methoden, an eine Stunde heranzugehen, dazu gehört auch, zuerst die Methode (Gruppenarbeit) festzulegen, dann erst den Inhalt. Man muss aber einen Inhalt finden, sonst nützt die beste Methodik nichts.

 

Bei der Kreativität über Symbole kann es schnell passieren, dass man im Symbol hängen bleibt und es nicht im Leben der Menschen festmacht. Ein schönes Beispiel ist die Rede von Jesus als dem "Licht der Welt". Kerzen in Massen anzuzünden ist nur die halbe Miete. Interessant wirds doch erst, wenn man überlegt, was Licht bedeutet, auch physikalisch, und dann erst zu fragen, wo Jesus in unserem Leben so bedeutsam ist wie das Licht.

 

Symbole ohne Tiefgang sind Klischees und du reagierst darauf empfindlich und ich auch. Und einer Kreativität, die zum Ritual verkommt, ist ein ehrliches Ritual vorzuziehen, denn das ehrliche Ritual lädt zum Nachdenken ein, Kreativität hat dann die negative Eigenschaft, das Denken komplett zu vernachlässigen.

 

"Hauptsache wir sind originell" ist mir auch zu wenig.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es geht mir hier nicht darum zu lästern und auf Andere zu zeigen, aber nach allem was ich im Bereich kreativ in der letzten Zeit gesehen habe, scheint es mittlerweile unglaublich schwer zu sein, hier etwas wirklich Gelungenes vorzustellen.

Ich habe den Eindruck, dass die, die kreativ sein wollen, sich nur ungern wirklich einbinden lassen wollen (manchmal auch einfach allein gelassen werden - die Messe ist ja schließlich vorbereitet...) oder können. Feedbacks, die konstruktiv und ehrlich sind, sind sehr selten - man will die Engagierten ja nicht verprellen.

Oft - gerade im liturgischen Raum - haben die Leute auch keine Ahnung mehr, was Liturgie ist und in welchen Rahmen man was machen kann oder sollte. Oft höre ich, man will mal wieder was mit Tanzen machen - der Inhalt ist vollkommen egal.

 

Kreativität ist ja kein Wert an sich, sondern genauso wie Rituale ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck. Ich erlebe es als sehr schwer, inhaltlich in meienr Gemeinde zu arbeiten. Die Leute sind einerseits dankbar über jeden Impuls, lassen sich aber ungern in einen längeren - auch kreativen - Prozess einbinden. Die, die ihre Zeit und Kraft in der Gemeinde opfern, haben alle ihre Themen längst gefunden und die Anderen wollen mit kurzen schnellen auf sie zugeschnitte Angebote angesprochen werden.

 

Was wir brauchen, sind Leute, die einerseits wissen, wie man kreativ arbeitet, die sich aber andererseits den Raum nehmen, dies in den Gemeinden auch zu tun.

 

Das erlebe ich in meiner Gemeinde ganz ähnlich. Und da ich grundsätzlich vor jeglicher Form von Gremienarbeit reichlich zurückschrecke, hab ich es erst mal auf dem direkten persönlichen Weg versucht. Ich hab zu einem von den Hauptamtlichen Kontakt aufgenommen, dessen Angebot ich gut und spirituell auch sehr brauchbar fand, wenn es auch bedauerlicherweise sehr spärlich besucht war (bei uns generell ein Problem bei allem, was nicht Messe ist) und ihm das erst mal einfach so gesagt. Er war sehr erfreut und hat mir sofort angeboten, gemeinsam das Marketing und ggf. auch noch mal den Ablauf zu optimieren. Das haben wir nun mit viel Kreativität gemacht (ob erfolgreich wird sich in ein paar Wochen zeigen) und auch schon neue Projekte ins Auge gefasst.

 

Ich glaube, wenn sich einfach an allen Gremien vorbei ein paar Gleichgesinnte sucht, idealerweise mit einem Hauptamtlichen, der die Projekte dann auch an den entsprechenden Stellen vertreten kann, dann ist schon was möglich. Allerdings finde ich es auch wichtig, sich ein paar Gedanken zu machen, wen man überhaupt mit seinem Angebot erreichen will, wo man diese Leute findet und wie man sie am besten anspricht. Es reicht ja nicht, eine gute Idee zu haben, man muss sie auch bekannt machen.

 

Ich habe auch eine gewisse Allergie gegen allzu kreative Angebote, denn oft genug gehen sie schief, und die bestehende Liturgie bietet eigentlich genug Ansatzpunkte für Kreativität und einen stabilen Orientierungsrahmen. Ganz freie Gestaltung verplätschert oft gut gemeint im Nichts. Und ich finde, es ist durchaus eine spannende Herausforderung, scheinbar überkommene Formen wiederzubeleben und den Menschen zugänglich zu machen. Da bleibt genug Raum für Kreaitivät.

 

Hab vor kurzem gelesen, dass der Papst jetzt twittert. Damit wissen wir nun auch, was er sich u.a. unter Kreativität vorstellt…

 

Gruß,

Avila

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und ich finde, es ist durchaus eine spannende Herausforderung, scheinbar überkommene Formen wiederzubeleben und den Menschen zugänglich zu machen. Da bleibt genug Raum für Kreaitivät.

*unterschreib*

 

edit / Ergänzung: das "lebendig machen" überkommener Formen hat auch die Vorteil, daß - in Zeiten hoher Mobilität - Menschen nicht ihre kompletten Anknüpfungspunkte verlieren, wenn sie aus einer hochkreativen Gemeinde in eine "Normalgemeinde" umziehen.

 

Ein Beispiel sind in meinem Umfeld auch die Glaubens-/Konvertitenkurse auf Dekanatsebene: ein extrem gut gestaltetes und ansprechendes Angebot, das leider kaum etwas mit Gemeinderealität zu tun hat. Wie der "Kulturschock" am Ende des Kurses aufgefangen werden kann, ist eine große Frage... Dabei gibt es in jeder Gemeinde ausreichend "Fleischtöpfe", diese sind eben nur etwas alltagsdröge. (Was in meinen Augen gut ist, denn es ist mE nicht möglich, sein ganzes Leben unter religiöser "Hochspannung" zu stehen, Alltagstreue in der Gottesbeziehung hat etwas sehr Nüchternes.)

bearbeitet von gouvernante
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mecky, dir geht mein Zynismus ab, der nur durch meine christliche Sozialisation irgendwie eingebremst wird. Nächsten Sonntag ist bei uns KV-Wahl - Tatam.

Ich habe mich nicht gemeldet zum Mithelfen. Es gibt leider kein Wettbüro, denn das wäre das Spannendste an der Sache, wer wieder gewinnt und wie hoch meine Trefferquote beim Tippen ist - ich denke, 90 %. Alles, was davon abweichen würde, wäre ein Gunstbeweis des heiligen Geistes.

Wie gesagt, unser Pfarrer versucht allen loyal und offen zu begegnen, der KV, dem PGR und den Kreativen. Und das hilft.

Aber die Tradis sind das Rückgrat der Kirche. Wenn ich am Sonntag mal zu Hause bleibe, dann weiß ich: Da ist ein fester Kern, der ist da. Sie geben der Botschaft Jesu die Verlässlichkeit. Dafür bin ich ihnen dankbar. Und ich habe den ganzen Samstag dafür mit irgendwelchen anderen Sachen zugebracht und Leute mit der Bibel in Berührung gebracht, die nur wenige Male im Jahr ansprechbar sind.

Die Sehnsucht nach einer lebendigen Kirche teilen wir alle und wir leiden alle an unserer Unvollkommenheit.

 

Mat, ich weiß, was du mit diesem "Wir sollten mal wieder tanzen" meinst. Und wenn dann wieder nur Blabla herauskäme, dann würde auch ich sagen: Haltet euch doch an die liturgischen Minimalvorgaben, da sind wir alle besser dran.

 

Im Unterricht gibt es mehrere legitime Methoden, an eine Stunde heranzugehen, dazu gehört auch, zuerst die Methode (Gruppenarbeit) festzulegen, dann erst den Inhalt. Man muss aber einen Inhalt finden, sonst nützt die beste Methodik nichts.

 

Bei der Kreativität über Symbole kann es schnell passieren, dass man im Symbol hängen bleibt und es nicht im Leben der Menschen festmacht. Ein schönes Beispiel ist die Rede von Jesus als dem "Licht der Welt". Kerzen in Massen anzuzünden ist nur die halbe Miete. Interessant wirds doch erst, wenn man überlegt, was Licht bedeutet, auch physikalisch, und dann erst zu fragen, wo Jesus in unserem Leben so bedeutsam ist wie das Licht.

 

Symbole ohne Tiefgang sind Klischees und du reagierst darauf empfindlich und ich auch. Und einer Kreativität, die zum Ritual verkommt, ist ein ehrliches Ritual vorzuziehen, denn das ehrliche Ritual lädt zum Nachdenken ein, Kreativität hat dann die negative Eigenschaft, das Denken komplett zu vernachlässigen.

 

"Hauptsache wir sind originell" ist mir auch zu wenig.

 

Ich habe auf eine solche Antwort gehofft. Vielen Dank dafür :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nur mal so als Beispiel aus meiner eigenen Gemeinde. Es gibt dort in größeren Abständen einen After-Work-Gottesdienst. Ich fühlte mich als berufstätiger Single von dem Angebot erst mal durchaus angesprochen und bin neugierig hingegangen. Es gab Stuhlkreis hinterm Altar, der schon erste Fluchtreflexe in mir ausgelöst hat. Dann nach ein, zwei Liedern und einem Psalm psychodynamische Spielchen (wir nehmen uns jetzt alle einen von den Spiegeln, die in der Mitte liegen, schauen eine Minute hinein, danach genauso lang unserem Nebenmann in die Augen, anschließend Feedbackrunde), die mich endgültig in die Flucht getrieben hätten, wenn ich mich getraut hätte zu gehen. Fände ich ja nicht mal so schlimm, wenn der Gottesdienst gut besucht gewesen wäre. Dann hätte ich mir gesagt, gut , das ist jetzt nicht mein Ding, muss es ja auch nicht. Wenn es anderen gefällt, warum nicht. Aber außer den ca. fünf Organisatoren (allesamt Ehrenamtliche) waren nur noch weitere fünf bis sechs Teilnehmer anwesend, die allermeisten irgendwie mit den Organisatoren verbandelt. Da stell ich mir tatsächlich schon die Sinnfrage. Ich finde es aber auch schwierig, da Feedback zu geben. Sie geben sich ja viel Mühe, machen sich viel Arbeit mit der Vorbereitung. Ich hätte spontan nicht gewusst, wie ich meine ehrliche Meinung (sorry, ich fand's furchtbar und werde nie wieder kommen) konstruktiv hätte verpacken können. Zumal ich auch nicht den Eindruck hatte, dass sie sich über die mangelnde Resonanz allzu viele Gedanken machen.

 

Das ist für mich so ein klassischer Fall von gut gemeinter Kreativität, die aber leider ins Leere läuft.

 

Bei der Adventsandacht im letzten Jahr, die ähnlich mager besucht war, dachte ich sofort, das ist gut, da kann man was draus machen, das muss man einfach ein bisschen anders bewerben. Ganz traditionelle Form: Vesper mit anschließender Anbetung, schön gestaltet, mit ein paar sehr guten, einleitenden und erklärenden Worten. Da stimmte das Konzept für mich. Ich hab ein neues Plakat entworfen, einen Werbetext für den Pfarrbrief, am Ablauf haben wir auch noch mal ein bisschen was gefeilt. Und nun hoffe ich, dass die Resonanz etwas besser wird (wenn 15 oder gar 20 Leute kämen statt 5 wäre ich überglücklich). Wenn nicht, wird halt weiter überlegt. Für die Fastenzeit planen wir eine ähnliche Reihe. Nur einfach sagen, dann manchen wir es halt für fünf Leute, das reicht mir nicht.

 

Gruß,

 

Avila

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wir (ich bin ja ned allein) machen grundsätzlich nie was nur für andere Leute. Das klingt jetzt etwas egoistisch, hat aber folgenden Sinn: Wenn es uns nicht weiterbringt, wie soll es dann die Anderen weiterbringen? Wenn es uns nicht Spiritualität gibt, wie soll es dann Andere bereichern? Ich mache mir immer Riesenmühe mit der theologischen Grundlegung, meistens bekomme ich darauf ein recht schwaches Feedback. Ist schade, macht aber nichts: Ich brauche die nämlich erst mal selbst. Was die MitarbeiterInnen dann machen, ist ihre Sache, manchmal kommt was komplett Anderes und Wertvolles raus.

Letztes Jahr haben sie - peinlich - eine EKO-Gruppe, eine reine Jungsgruppe. mit dem "Jesustanzvideo" (wurde in der Gladiatorenarena abgelästert, teilweise zu Recht) zum Mitsingen und Tanzen gebracht. War nicht meine Idee, ich war total sprachlos, speziell, weil einer der Jungs mein Sprößling war. Ich hätte etwas komplett anderes gemacht und es war nicht einfach, die bösen Kommentare runter zu schlucken.

 

Kreativität braucht auch mal Toleranz, aber den Kommunionsmüttern und den Jungs hat es wohl Spaß gemacht, für die war es authentisch.

 

Authentizität ist wohl das Schlüsselwort für Kreativität. Man trägt dabei immer seine Haut zu Markte und muss sich öffnen, zeigen, ehrlich sein. Man darf sich nicht verstecken und es geht auch nicht darum, sich auf Kosten anderer selbst zu verwirklichen.

 

Authentisch kann auch eine "klassische" Messe sein, so habe ich es bei meinem Liturgieprofessor erlebt. Die bewusste Teilnahme an der Liturgie, die das Konzil schon in SC forderte, ist der Schlüssel zum Weg weg vom bloßen Ritual und Klischee.

 

Und wenn diejenigen, die etwas gemeinsam tun, das ehrlich und authentisch tun, dann ist das viel wert. Da sind wir ganz oft ganz weit weg.

 

Avila, ein bisschen Egoismus schadet nicht: Die Adventsandacht findet für dich statt. Wenn keiner sonst kommt, aber die, die da sind, profitieren und freuen sich, dann ist das schon etwas wert.

 

Wir haben einen Rückgang der Teilnehmer bei unserer Kinderbibelwoche. Macht nichts. Qualität vor Quantität und diejenigen, die da sind, das sind die Kinder, die schon ein ganzes Jahr lang sich darauf freuen. Und das zählt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wir (ich bin ja ned allein) machen grundsätzlich nie was nur für andere Leute. Das klingt jetzt etwas egoistisch, hat aber folgenden Sinn: Wenn es uns nicht weiterbringt, wie soll es dann die Anderen weiterbringen? Wenn es uns nicht Spiritualität gibt, wie soll es dann Andere bereichern? Ich mache mir immer Riesenmühe mit der theologischen Grundlegung, meistens bekomme ich darauf ein recht schwaches Feedback. Ist schade, macht aber nichts: Ich brauche die nämlich erst mal selbst. Was die MitarbeiterInnen dann machen, ist ihre Sache, manchmal kommt was komplett Anderes und Wertvolles raus.

 

Ich bin da immer so ein bisschen zwiespältig. Auf alle Fälle bin ich der Meinung, dass man die Dinge auch und erst mal für sich selbst tun sollte. Allein weil man sonst schnell die Lust verlieren. Dinge, zu denen ich nicht immer unbedingt stehe, muss ich schon im Job machen, aber da bekomme ich wenigstens Schmerzensgeld.

 

Auf der anderen Seite sage ich mir immer, wenn die Dinge mir gefallen und gut tun, dann bin sicher, dass es auch noch anderen so gehen würde. Für so exotisch halte ich mich jetzt nicht. Und dann frage ich mich, wo und wie ich diese andern ansprechen könnte. Ich seh sonst schon ein bisschen die Gefahr, im eigenen Saft zu schmoren und zur Ghettokirche zu werden. Ich meine, wir haben in der Gemeinde über 5.000 Katholiken, im Verbund über 20.000, und die allermeisten sieht man natürlich nie irgendwo, obwohl die Sonntagsmessen schon sehr gut besucht sind. Aber ich bin sicher, dass unter den zigtausend Karteileichen doch auch etliche mit einer latenten spirituellen Neugier sind. Gerade in meiner Altersklasse der um die 40jährigen habe ich oft den Eindruck, dass die Fragen, die lange Zeit eher im Hintergrund blieben, verstärkt nach oben drängen. Manchmal durch die Kinder, manchmal auch einfach so. Und dann überlege ich, wie man kann die ansprechen, einladen, neugierig machen, ohne diesen Tücher-Teelicht-Klangschalen-Pseudo-Esoterik-Kram, aber eben auch ohne zuviel Frömmigkeits-Terminologie. Das alte Plakat für die Adventsandacht zeigte eine barocke Monstranz und daneben standen die Schlagworte Vesper und Anbetung. Das haben wir nun geändert. Es gibt nur noch eine sehr reduzierte, graphische Monstranz und einen ganz anderen Text. Mal sehen, ob wir dadurch ein paar mehr Leute erreichen, vielleicht auch solche, die Sonntags nicht in die Messe gehen. Wenn nicht, überleg ich weiter. Aber so schnell mag ich nicht sagen, na dann machen wir es halt nur für uns. Ein paar Versuche geb ich uns noch…

 

Ich finde es auch grundsätzlich gut, wenn es unterschiedliche Angebote gibt, von ganz unterschiedlichen Leuten mit unterschiedlichen Geschmäckern. Aber die sollten dann wenigstens ihresgleichen anziehen, finde ich. Bei Veranstaltungen, die außer den Organisatoren praktisch niemanden anziehen, hab ich meine Probleme. Es müssen ja auch nicht immer die Massen sein, die da bewegt werden. Wenn zu manchen Angeboten 20 oder 30 Leute kommen und denen das gut tut oder die ansonsten nie kämen, dann lohnt sich so ein Angebot schon, finde ich. Aber es gibt für mich auch eine kritische Untergrenze, ab der ich zumindest ins Grübeln komme.

 

Gruß,

 

Avila

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es ist ja nicht so, dass unsere Welt arm an Angeboten wäre (und wenn die nicht reichen gibt es ja noch die große Vielfalt der Medien). Insofern ist es sicher sehr herausfordernd, Viele für etwas zu begeistern.

Hinzu kommt, dass immer noch der normale Messteilnehmer weder Lust auf viel Schnickschnack noch auf eine unmittelbare aktive Beteiligung hat. Also werden Angebote die keine Messen sind und die ien umfangreiches Mitmachen erfordern, nicht unbedingt den uspruch eines Sonntags-Hochamtes finden.

Hinzu kommt, dass eine gute katholische Gemeinde heute ebenso in Vorlieben und Grüppchen segmentiert ist, wie der Rest der Gesellschaft. Die einen kommen nicht, wenn keine NGLs gesungen werden, andere werden nicht erscheinen, wenn es einen Familiengottesdienst gibt; Familien werden kaukm vor 10:30 Uhr in der Kirche auftauchen; Lateinische Hochämter werden von Jugendlichen ebensowenig besucht wie normale Sonntagsmessen; wenn es vor der Messe für den Rosenkranz zu unruhig ist, dann kommen die Interssierten für diese Gebetsform auch nicht usw. usw.

Ich kenne einige Luete aus Lateinamerika. Die staunen immer wieder über unser komplexes Verhalten und sagen: bei ihnen zu Hause würde es einfach eine Messe geben, da wären alle vom Säugling bis zu Senior, da würden oft Jugendliche einfach musizieren (Orgeln gibt es dort offenbar eher selten) und danch würde man noch ein wenig zusammenstehen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Mat,

 

ja, das ist wohl der Punkt. Es gibt hierzulande viele verschiedene Bedürfnisse, die man kaum unter einen Hut bekommt. Es gibt die normalen Messteilnehmer, die damit ihre Pflicht erfüllt sehen. Es gibt die, die mit der normale Messe nix anfangen können und eher auf alternative Angebote anspringen. Diese unterteilen sich dann noch mal in zig Untergruppen.

 

Ich denke ja oft, die Sonntagsmesse sollte das verbindende Element sein, wo sich alle einigermaßen wohlfühlen können. Darüber hinaus gibt es dann eben noch speziellere Angebote für Rosenkranzbeter, NGL-Anhänger, Taizé-Fans, Glaubensferne, Traditionalisten, Kinder, Jugendliche, etc. Genug Raum für Kreativität en masse. Aber der Aufwand, all die einzelnen Zielgruppen zu erreichen, zu begeistern, längerfristig zu binden, ist auch immens. Wer kann und will das dauerhaft leisten?

 

Zudem ist auch mein Eindruck (auch aus eigener Erfahrung), dass die Leute sich schnell abgeschreckt fühlen, wenn sie sich tatsächlich mal aufraffen, zu einem alternativen Angebot zu gehen, und dann verlieren sich da fünf einsame Menschen in der Kirche (womöglich noch strategisch über alle Bänke verteilt). Da wird man gleich viel sichtbarer, als einem lieb ist, man wollte doch nur mal gucken…

 

Und einfach eine Messe für alle? Würde das hier gehen? Sind die Ansprüche nicht doch zu speziell, die Kompromissbereitschaft zu gering? Für mich hieße das, den tiefsten Kern der Messe immer erkenne, in welchem Gewand sie auch daherkommt. Und ich erfreue ich mich an der Gemeinschaft selbst. Haben wir dafür die passende Mentalität? Wären wir bereit, von unserer Anspruchshaltung abzurücken? Kann es eine Messe für alle geben? Oder käme dann am Ende jede Woche eine andere Messe (für Familien, NGL-Anhänger, Traditionalisten, etc.) heraus?

 

Gruß,

 

Avila

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und einfach eine Messe für alle? Würde das hier gehen? Sind die Ansprüche nicht doch zu speziell, die Kompromissbereitschaft zu gering? Für mich hieße das, den tiefsten Kern der Messe immer erkenne, in welchem Gewand sie auch daherkommt. Und ich erfreue ich mich an der Gemeinschaft selbst. Haben wir dafür die passende Mentalität? Wären wir bereit, von unserer Anspruchshaltung abzurücken? Kann es eine Messe für alle geben? Oder käme dann am Ende jede Woche eine andere Messe (für Familien, NGL-Anhänger, Traditionalisten, etc.) heraus?

Wenn dies möglich wäre, hätten wir ein gigantisches Problem weniger.

 

Realität ist, dass die Ansprüche da sind. Das kann man nun gut oder schlecht finden, aber zunächst sind diese Ansprüche einfach vorhanden.

 

Du analysierst, dass der Grund für diese Ansprüche eine Anspruchshaltung ist. Und ich glaube, dass das zu kurz greift. Ich glaube nicht, dass den Ansprüchen eine Einstellung zugrund liegt, die man sich zugelegt hat und die man willentlich wieder ablegen könnte.

 

Hinter den Ansprüchen stehen Bedürfnisse. Und diese Bedürfnisse kann man nicht so einfach ablegen, weil sie sich aus der Lebenssituation ergeben. Und je pluraler unsere Gesellschaft wird, je unterschiedlicher die Lebenssituationen sind, desto unterschiedlichere Ansprüche werden dann geäußert.

 

Man kann nicht einmal eine Messe sozusagen im "Schnittpunkt der Bedürfnisse" feiern. Vielleicht gibt es sogar so einen Schnittpunkt - aber wie soll so was aussehen? Wenn so was überhaupt machbar wäre, dann wäre diese Messe eine Art abgenagtes Gerippe, das die Bedürfnisse von niemandem mehr anspricht.

 

Da sitzt der wohlsituierte Professor, hochkonservativ, mit vielerlei ästhetischen Ansprüchen an Raum, Musik und Ablauf, mit einer Geschichte, die in die Zeit der tridentinischen Messe zurückreicht. Und daneben die junge Mutter mit ihren beiden Quälgeistern, die der Messe sowieso nicht folgen können, die sich langweilen, weil sie so komplizierte Worte wie "Kyrie", "Dreieinigkeit", "Laxismus" und "Auferstehung" noch gar nicht verstehen. Der Professor schaut nicht mal böse zu ihr hinüber, denn er ist ein lieber Mensch. Aber es stört ihn. Er bräuchte jetzt eine feierliche Inzens des Altares, die ihn an seine Jugend erinnert, an seine Ministrantenzeit, an glanzvolle Osternächte. Die Mutter überlegt sich schon, dass Weihrauch jetzt die Katastrophe perfekt machen könnte und bereut schon, in die Kirche gegangen zu sein. Vielleicht sollte sie den Kirchgang doch lieber auf die Zeit in fünfzig Jahren verschieben, wenn die Kinder "aus dem Gröbsten heraus" sind. Alle viere dringen nur unter Mühen zu dem vor, wozu sie in den Gottesdienst gekommen sind, zum Kernanliegen. Merkwürdig, dass beim letzten Taizé-Aufenthalt die Sache mit den Kiddys so unproblematisch war. Und der Professor hat noch nicht EIN Wort in Latein gehört, das zumindest ein bisschen seiner kirchlich geprägten Zugangsweise entspräche. Der Mann in der Reihe hintendran, noch mal 10 Jahre älter, als der Professor, ist davon unabhängig. Er betet, wie er es schon als Kind getan hat, den Rosenkranz. Der Pfarrer wird's schon recht machen. Er braucht keinen Weihrauch und kein Latein. Er nutzt die Messe schlicht zum Rosenkranz.

 

Soll man an diesem einfachen Mann, der sich der meisten Ansprüche entledigt hat, das Grundmuster der Messe orientieren? Und dem Professor, der Mutter, den Kindern, dem Verwaltungsangestellten, der Ich-AG-Betreiberin, dem verliebten Ministranten und seiner romantischen Kollegin einfach den gestaltungsunabhängigen Rosenkranz anbieten?

  • Like 2
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hinter den Ansprüchen stehen Bedürfnisse. Und diese Bedürfnisse kann man nicht so einfach ablegen, weil sie sich aus der Lebenssituation ergeben. Und je pluraler unsere Gesellschaft wird, je unterschiedlicher die Lebenssituationen sind, desto unterschiedlichere Ansprüche werden dann geäußert.

 

Ich glaube, es ist noch komplizierter. Denn selbst wenn man zwei oder drei Mütter von Kleinkindern hat, sind deren Bedürfnisse nicht unbedingt dieselben. Frag ma zwanzig Leute, warum genau sie eigentlich in die Messe gehen, und ich schätze, es gibt 30 Antworten. Die sind vermutlich teilweise ähnlich, aber oft genug auch nicht.

 

Soll man an diesem einfachen Mann, der sich der meisten Ansprüche entledigt hat, das Grundmuster der Messe orientieren? Und dem Professor, der Mutter, den Kindern, dem Verwaltungsangestellten, der Ich-AG-Betreiberin, dem verliebten Ministranten und seiner romantischen Kollegin einfach den gestaltungsunabhängigen Rosenkranz anbieten?

 

Ich weiß es ehrlich nicht. Soll man????

 

Gruß,

 

Avila

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich weiß nicht, ob ich diese Erkenntnis hier schon mal gepostet habe, aber bevor wir hier ins Schwärmen kommen von der guten alten Zeit, als noch eine Messe für alle genügte:

 

Unsere Materialien lagern im Keller der Pfarrei. Man gab uns Platz dort, wo auch das heilige Grab aufbewahrt wird. Fast nahtloser Übergang, unterbrochen von der Illusion eines gut gemeinten Konzils: Die frommen Andachten wuchern wieder, nur heißen sie jetzt anders. Das Angebot vor 70 Jahren kannte noch so etwas wie einen Jungfrauen-Verein, unsere Gruppen in der Pfarrei heißen inzwischen anders.

 

Die Bedürfnisse früher waren auch unterschiedlich.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

Die Bedürfnisse früher waren auch unterschiedlich.

 

Sicher. Früher hat man sich vielleicht leichter dreingefunden, wenn nicht alles bedürfnisgerecht lief. Heute muß man individuell sein und man darf sich nichts gefallen lassen. Schon gar nicht von einem Vertreter der Amtskirche. Auch dahinter verbirgt sich seelische Not.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

Die Bedürfnisse früher waren auch unterschiedlich.

 

Sicher. Früher hat man sich vielleicht leichter dreingefunden, wenn nicht alles bedürfnisgerecht lief. Heute muß man individuell sein und man darf sich nichts gefallen lassen. Schon gar nicht von einem Vertreter der Amtskirche. Auch dahinter verbirgt sich seelische Not.

 

Nein, da ging man zwar in die Messe, aber das Angebot dazu war ebenso breit, nur anders. Der Unterschied ist, dass heute kaum mehr jemand aus äußeren Gründen zur Messe geht. Das Konzil wollte, dass die Messe für alle wieder erschlossen wird und das hat leider nicht funktioniert. Wir haben engagierte Leute in der Gemeinde, die sonntags nicht in die Kirche gehen, aber die sich stark bei anderen Angeboten spiritueller oder gottesdienstlicher Art engagieren oder diese verlässlich wahrnehmen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Avila,

 

 

 

...

Frag ma zwanzig Leute, warum genau sie eigentlich in die Messe gehen, und ich schätze, es gibt 30 Antworten. Die sind vermutlich teilweise ähnlich, aber oft genug auch nicht.

Der HEILIGE GEIST GOTTES und die Vernunft sagen daß es nur e i n e n gerechten Grund gibt die Heilige Messe zu feiern:

 

Die Begegnung und der DIalog mit dem bei jeder Heiligen Messe anwesenden HERRN JESUS CHRISTUS.

 

 

Gruß

josef

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und einfach eine Messe für alle? Würde das hier gehen? Sind die Ansprüche nicht doch zu speziell, die Kompromissbereitschaft zu gering? Für mich hieße das, den tiefsten Kern der Messe immer erkenne, in welchem Gewand sie auch daherkommt. Und ich erfreue ich mich an der Gemeinschaft selbst. Haben wir dafür die passende Mentalität? Wären wir bereit, von unserer Anspruchshaltung abzurücken? Kann es eine Messe für alle geben? Oder käme dann am Ende jede Woche eine andere Messe (für Familien, NGL-Anhänger, Traditionalisten, etc.) heraus?

Wenn dies möglich wäre, hätten wir ein gigantisches Problem weniger.

...

 

Da sitzt der wohlsituierte Professor, hochkonservativ, mit vielerlei ästhetischen Ansprüchen an Raum, Musik und Ablauf, mit einer Geschichte, die in die Zeit der tridentinischen Messe zurückreicht. Und daneben die junge Mutter mit ihren beiden Quälgeistern, die der Messe sowieso nicht folgen können, die sich langweilen, weil sie so komplizierte Worte wie "Kyrie", "Dreieinigkeit", "Laxismus" und "Auferstehung" noch gar nicht verstehen. Der Professor schaut nicht mal böse zu ihr hinüber, denn er ist ein lieber Mensch. Aber es stört ihn. Er bräuchte jetzt eine feierliche Inzens des Altares, die ihn an seine Jugend erinnert, an seine Ministrantenzeit, an glanzvolle Osternächte. Die Mutter überlegt sich schon, dass Weihrauch jetzt die Katastrophe perfekt machen könnte und bereut schon, in die Kirche gegangen zu sein. Vielleicht sollte sie den Kirchgang doch lieber auf die Zeit in fünfzig Jahren verschieben, wenn die Kinder "aus dem Gröbsten heraus" sind. Alle viere dringen nur unter Mühen zu dem vor, wozu sie in den Gottesdienst gekommen sind, zum Kernanliegen. Merkwürdig, dass beim letzten Taizé-Aufenthalt die Sache mit den Kiddys so unproblematisch war. Und der Professor hat noch nicht EIN Wort in Latein gehört, das zumindest ein bisschen seiner kirchlich geprägten Zugangsweise entspräche. Der Mann in der Reihe hintendran, noch mal 10 Jahre älter, als der Professor, ist davon unabhängig. Er betet, wie er es schon als Kind getan hat, den Rosenkranz. Der Pfarrer wird's schon recht machen. Er braucht keinen Weihrauch und kein Latein. Er nutzt die Messe schlicht zum Rosenkranz.

Lieber Mecky,

 

deine Analyse gefällt mir, deshalb hast du auch spontan ein Perlchen bekommen.

 

Ich weiß aber nicht, ob sie trifft. Was ist der Kern der Messe? Die Erfüllung unterschiedlicher spiritueller Bedürfnisse? Dann brauchen wir ein breites Angebot: Lateinisches Hochamt für den Professor, Krabbelgottesdienst für die junge Mutter, stille Messe für den Rosenkranzbeter...

Ich denke aber, der Kern der Messe ist ein anderer: Gemeinsam feiern. Wo der Professor nur zufällig neben der jungen Mutter in der Schlange im Supermarkt steht in der Kirche sitzt und sie sonst nichts miteinander verbindet, da ist ein wesentliches Merkmal der Messe verloren gegangen: Die Gemeinschaft.

Ich denke, da, wo die Menschen im Gottesdienst Gemeinschaft erfahren, da ist die Form zweitrangig. Da wird der Professor die Predigt auf Kindergartenniveau und die junge Mutter die lateinischen Lieder 'ertragen', weil es etwas wichtigeres gibt, was sie in der gemeinsamen Feier verbindet.

 

Als Beispiel: Ich halte Latein, auch in der Messe, für anachronistisch und würde niemals in ein lateinisches Hochamt gehen, eigentlich. Aber wenn ich die Wahl hätte, alleine in eine Messe zu gehen, die mir von Sprache, Stil und Musik entspricht oder aber mit Leuten, die ich kenne, in eine lateinische Messe zu gehen - ich glaube, ich würde tatsächlich in die lateinische Messe gehen. Gemeinschaft ist mir wichtiger als Form.

 

Die große Frage lautet dann: Wie kann diese Gemeinschaft zustande kommen? Vielleicht ticken die Südamerikaner da etwas anders und sie haben es deshalb leichter, alle in einer Messe zusammen zu kommen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Verschiedene Menschen halten sehr Unterschiedliches für den Kern der Messe. Du nennst "miteinander feiern". Andere haben einen viel individuelleren Zugang. Man kann zwar bei vielen Gemeinden eine Schnittmenge ausmachen - bei Werktagsmessen geht das (in unseren Gemeinden) meistens am Einfachsten, weil die Besucher sich relativ ähnlich sind.

 

Aber neben dieser unterschiedlichen Vorstellung vom Kern gibt es noch ein weitaus gewichtiges Phänomen:

Der Kern alleine trägt nicht. Und zwar aus einem ganz klaren Grund: Man muss ja zum Kern vordringen. Und das fällt nicht jedem leicht - und die äußeren Umstände spielen da eine große Rolle. Menschen mit sehr individuell-spirituellen Bedürfnissen empfinden oftmals einen lebendigen Familiengottesdienst als Ablenkung von ihrem Kernanliegen. Das Vordringen zu ihrem Kernanliegen wird gestört. Die entsprechenden Reaktionen kann man dann entweder im Internet nachlesen. Oder daran erkennen, dass diese Menschen die Lust verlieren und wegbleiben. Und der Mutter, die schon im Vorfeld Angst vor dem Spießrutenlauf hat, wenn sie (schon zum dritten Mal in diesem Jahr) mit ihrem unruhigen Kind die Kirche verlassen muss, weil ihr Kind einfach untröstlich ist, geht es ebenso. Und der Jugendliche, der sich vor lauter Öde mit einer Sprache und einer Feierform zu Tode langweilt, hat womöglich nicht eimal eine klare Vorstellung von diesem Kern. Er spürt nur: "So nicht!". Oder ganz kurz: "Buäh!" und "Nie wieder!".

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...