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Die rechte Art, den Glauben zu verlieren


Alfons

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vor 18 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Es gibt Religionen, auch bei uns, aber sie sind ein Minderheitenphänomen geworden, selbst unter Kirchenmitgliedern. Die Wohlstandsverwahrlosung gibt es unter Kirchenmitglieder ebenso wie unter Konfessionslosen. 

Auch unter gläubigen?

Zitat

Das ist ein ganz anderes Thema, und es ist nichts, wobei Religion eine Hilfe wäre.

Ich könnte mir vorstellen, dass Religion deiner Meinung nach bei nichts eine Hilfe wäre. Liege ich da falsch?

Zitat

Ich denke, das ist das Problem der Kirchen: es gibt keine außerreligiösen Gründe mehr, religiös zu sein. Wenn die volkskirchlichen Traditionen futsch sind, kommen sie auch nicht wieder. 

Dafür gibt es aber noch zu viele Religionsanhäger, wie letztens gepostet über 80% der Weltbevölkerung. Ganz verschwunden sind sie auch in den  wohlhabenden und liberalen Staaten noch nicht. Die Kirchen haben tatsächlich ein Problem mit dem Verschwinden der Volkskirchen, aber das liegt eher an der fehlenden Anpassungsfähigkeit ihres Verwaltungsapparats, nicht im Wesen der Religion selbst. Religionen sind nicht auf das Vorhandensein von Volkskirchen angewiesen.

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vor 10 Minuten schrieb Merkur:
vor 18 Stunden schrieb Marcellinus:

Es gibt Religionen, auch bei uns, aber sie sind ein Minderheitenphänomen geworden, selbst unter Kirchenmitgliedern. Die Wohlstandsverwahrlosung gibt es unter Kirchenmitglieder ebenso wie unter Konfessionslosen. 

Auch unter gläubigen?

 

Definiere, was das ist, ein "Gläubiger"! Jemand, der das Gleiche glaubt wie du? Jemand, der das "Richtige" glaubt? Jemand, der überhaupt glaubt? Manche sagen, jeder glaubt an was. Was also ist "Glauben"? Für wahr halten, was falsch ist? Vertrauen in etwas, was nicht bewiesen werden kann. Such's dir aus. ;) 

 

Die einzige Unterscheidung, die ich kenne, ist ob sich jemand zu einer Religion bekennt oder nicht. Alles andere ist selbst wieder eine Ideologie. 

 

vor 10 Minuten schrieb Merkur:
Zitat

Das ist ein ganz anderes Thema, und es ist nichts, wobei Religion eine Hilfe wäre.

Ich könnte mir vorstellen, dass Religion deiner Meinung nach bei nichts eine Hilfe wäre. Liege ich da falsch?

 

Religionen sind soziale wie historische Tatsachen. Sie haben sich mindestens über die letzten 5-10.000 Jahre zu ihrer heutigen Form entwickelt. Spätestens seit der Erfindung des Monotheismus waren Zeiten religiöser Herrschaft für die Menschen meist schlechte Zeiten. 

 

Während meiner Lebenszeit hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder halbiert, und die, die du vermutlich Gläubige nennen würdest, machen davon nur noch eine kleine Minderheit aus. In meiner Kindheit waren die Kirchen noch voll, und die soziale Kontrolle der Kirchen noch weitgehend intakt. Man ging zur Kirche, weil was sollten denn sonst die Nachbar denken? Ich hab das so noch in einer befreundeten kath. Familie erlebt.

 

Heute predigen sie vor leeren Bänken, und keiner wird mehr gefragt, warum er das letzte Mal nicht in der Kirche war. In meiner Kindheit gab es noch den Begriff der "Mischehe", womit eine konfessionsverschiedene Ehe gemeint war, und das galt als etwas ganz Schlimmes. Heute können die Kirchen froh sein, wenn die Menschen überhaupt noch in der Kirche heiraten, und wenigstens einer von beiden Mitglied ist. Die Menschen haben die Frage nach der Bedeutung der Religion für sie mit den Füßen beantwortet. Ich bin einer davon. Beantwortet das deine Frage?

 

vor 10 Minuten schrieb Merkur:
Zitat

Ich denke, das ist das Problem der Kirchen: es gibt keine außerreligiösen Gründe mehr, religiös zu sein. Wenn die volkskirchlichen Traditionen futsch sind, kommen sie auch nicht wieder. 

Dafür gibt es aber noch zu viele Religionsanhäger, wie letztens gepostet über 80% der Weltbevölkerung. Ganz verschwunden sind sie auch in den  wohlhabenden und liberalen Staaten noch nicht. Die Kirchen haben tatsächlich ein Problem mit dem Verschwinden der Volkskirchen, aber das liegt eher an der fehlenden Anpassungsfähigkeit ihres Verwaltungsapparats, nicht im Wesen der Religion selbst. Religionen sind nicht auf das Vorhandensein von Volkskirchen angewiesen.

 

Also, das mit den 80% habe ich nirgendwo belegt gefunden. Da allein 20% der Weltbevölkerung Chinesen sind, und die meisten davon in unserem Sinne konfessionslos, habe ich an der Zahl so meine Zweifel. Aber natürlich gibt es noch Religionsanhänger, auch bei uns, und ganz verschwinden werden sie wohl so bald nicht. Nur eine Hilfe sind die Religionen nicht. Im Gegenteil. Überall dort, wo man sich um die Wiedereinführung von Religionen bemüht (als erstes fällt mir Rußland ein, und viele islamische Staaten sowieso), sind nicht eine Hilfe für die Menschen, sondern für die Herrschenden. Aber das war je eigentlich immer so. 

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Am 25.4.2024 um 21:58 schrieb gouvernante:

I beg to differ.

Ich halte mich für relativ stabil im Glauben verwurzelt, aber ändert nichts an meiner Lust an Erkenntnis bezüglich dessen, "was die Welt im innersten zusammenhält"...

Dieser sprachliche Ausdruck ist mir nicht verständlich, denn "stabil im Glauben verwurzelt" duldet keine Relativität ("ich halte mich für relativ stabil im Glauben verwurzelt") und wenn die Wurzeln im Glauben gründen, kann daneben keine "Lust an Erkenntnis bezüglich dessen, "was die Welt im innersten zusammenhält"" sein, weil es ja Gott ist, der "die Welt im innersten zusammenhält".

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vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

Also, das mit den 80% habe ich nirgendwo belegt gefunden. Da allein 20% der Weltbevölkerung Chinesen sind, und die meisten davon in unserem Sinne konfessionslos, habe ich an der Zahl so meine Zweifel. Aber natürlich gibt es noch Religionsanhänger, auch bei uns, und ganz verschwinden werden sie wohl so bald nicht. Nur eine Hilfe sind die Religionen nicht. Im Gegenteil. Überall dort, wo man sich um die Wiedereinführung von Religionen bemüht (als erstes fällt mir Rußland ein, und viele islamische Staaten sowieso), sind nicht eine Hilfe für die Menschen, sondern für die Herrschenden. Aber das war je eigentlich immer so. 

Welche Rolle sollten x% der Weltbevölkerung für einen selbst spielen? Selbst wenn sich 100% der Weltbevölkerung zum Christentum bekennen würden, so ginge es doch nicht gerechter zu auf dieser Welt. Moralisches Verhalten und Glaubensbekenntnisse haben doch nachweislich nichts miteinander zu tun.

Und was Religionen angeht, so sind sie sicherlich verzichtbar für jene, denen Gott den Glauben geschenkt hat, aber ob Gott jenen den Glauben schenken kann, die überhaupt niemals nie von einer theistischen Religioen gehört haben, das erscheint mit doch sehr zweifelhaft. Man muss doch in einer Kultur aufgewachsen sein, in der man Zustimmung anderer zu Gott bzw deren Glauben an Gott erfahren konnte, um selbst das Potential zu haben von Gott den Glauben erhalten zu können. Wenn einem das Wort "Gott" überhaupt nichts sagt wie sollte Gott dann einem den Glauben an sich schenken können? Ich mein, er könnte einem sicherlich den Glauben an ein subsistierendes perfektes Sein schenken, das die Quelle der Welt sein muss, aber man wäre dann doch nicht in der Lage darüber als vom eigenen "Glauben an Gott" zu sprechen.

bearbeitet von SteRo
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14 hours ago, Marcellinus said:

Also, das mit den 80% habe ich nirgendwo belegt gefunden. Da allein 20% der Weltbevölkerung Chinesen sind, und die meisten davon in unserem Sinne konfessionslos, habe ich an der Zahl so meine Zweifel. Aber natürlich gibt es noch Religionsanhänger, auch bei uns, und ganz verschwinden werden sie wohl so bald nicht.


In Bezug auf den chinesischen „Volksglauben“ habe ich folgende Aussage gefunden:

Quote

-754 Mio. Menschen praktizieren irgendeine Form der rituellen Ahnenverehrung

-362 Mio. Menschen haben innerhalb eines Jahres Wahrsagerei u. ä. betrieben

-215 Mio. Menschen glauben an Ahnengeister

-145 Mio. Menschen haben innerhalb eines Jahres Fengshui angewandt

-141 Mio. Menschen glauben an den Gott des Reichtums


Ich denke, die Verengung auf „Konfession“ erfasst nicht den Kern der Motivation, warum Menschen glauben. Religion sollte dabei keinesfalls auf die Idee von Gottesvorstellungen verengt werden. Religionen mit einem/vielen Gottesbildern nutzen nur eine personifizierte Version des menschlichen Bedürfnisses, metaphysische Ordnungsprinzipien im Universum zu sehen.

 

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vor 10 Minuten schrieb Shubashi:

Ich denke, die Verengung auf „Konfession“ erfasst nicht den Kern der Motivation, warum Menschen glauben.

Die Anwendung des christlichen Religionsbegriffs auf alle Formen menschlichen religiösen und spirituellen Verhaltens und Erlebens, hat halt ihre Tücken.

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vor 15 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Definiere, was das ist, ein "Gläubiger"! Jemand, der das Gleiche glaubt wie du? Jemand, der das "Richtige" glaubt? Jemand, der überhaupt glaubt? Manche sagen, jeder glaubt an was. Was also ist "Glauben"? Für wahr halten, was falsch ist? Vertrauen in etwas, was nicht bewiesen werden kann. Such's dir aus. ;)

Ein Gläubiger ist jemand, der nach eigener Einschätzung eine Religion praktiziert oder sich mehr als nur geringfügig von ihr leiten läßt. Auf die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft kommt es nicht an.

 

Zitat

Beantwortet das deine Frage?

Leider nein. Ich meinte nicht den gesellschaftlichen Einfluss von Religionsgemeinschaften, sondern die Religion insgesamt. Über den Bedeutungsverlust der Kirchen als Machtfaktor kann man sich sicherlich freuen, er ist aber für die Beantwortung der Frage, ob Religion für irgendetwas eine Hilfe sein kann, nicht ausschlaggebend. 

 

 

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vor 37 Minuten schrieb Shubashi:

145 Mio. Menschen haben innerhalb eines Jahres Fengshui angewandt

 

Sheng Pfui ist die Fähigkeit, die Schuld für alles, was im Leben schief läuft, auf falsch stehende Möbel zu schieben. :D

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vor 2 Stunden schrieb Merkur:

Ich meinte nicht den gesellschaftlichen Einfluss von Religionsgemeinschaften, sondern die Religion insgesamt. Über den Bedeutungsverlust der Kirchen als Machtfaktor kann man sich sicherlich freuen, er ist aber für die Beantwortung der Frage, ob Religion für irgendetwas eine Hilfe sein kann, nicht ausschlaggebend. 

 

Es geht mir erst einmal nur darum, dein Rückgang der Macht der Kirchen festzustellen, weil das bedeutet, daß Religion und Glaube im allgemeinen von immer weniger Menschen als hilfreich angesehen wird. Daß es nicht weiterhin Menschen gibt, für die ihre Religion hilfreich ist, ist damit nicht gesagt. 

 

vor 3 Stunden schrieb Shubashi:

Ich denke, die Verengung auf „Konfession“ erfasst nicht den Kern der Motivation, warum Menschen glauben. Religion sollte dabei keinesfalls auf die Idee von Gottesvorstellungen verengt werden. Religionen mit einem/vielen Gottesbildern nutzen nur eine personifizierte Version des menschlichen Bedürfnisses, metaphysische Ordnungsprinzipien im Universum zu sehen.

 

Damit wären wir bei der Frage, was Religion eigentlich ist, vor allem ein Begriff, mit dem ganz unterschiedliche Sachen bezeichnet werden, auch solche, die älter sind als der Begriff selbst. Genaueres findet sich in dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel, der übrigens davon ausgeht, daß der Begriff in seiner heutigen Form erst nach der Reformation entstanden ist. Außerhalb des europäischen Sprachraums scheint es bis zum 19. Jh. überhaupt keine eigenen Religions-Begriffe gegeben zu haben. 

 

Der hier verwendete Religionsbegriff scheint mir synonym zu "übernatürlich" oder "metaphysisch" (was letztlich das Gleiche ist), was dann voraussetzt, daß man einen Begriff von Natur oder Physik hat, von dem man sich damit abgrenzt. Was erklären würde, warum der Religionsbegriff erst so spät auftritt, obwohl es das, was damit gemeinhin begriffen werden soll, schon so lange gibt. Die Menschen machten einfach die meiste Zeit zwischen natürlich und übernatürlich keinen Unterschied. 

 

Aus meiner Sicht hat das mit der Doppelnatur zu tun, die menschliche Erklärungsmodelle und Vorstellungen haben. Sie dienen einerseits der gedanklichen und praktischen Orientierung in dieser Welt, aber andererseits eben auch der emotionalen Befriedigung, und das umso mehr, je weniger die Menschen über nachprüfbares Wissen über diese Welt verfügten. Erst mit zunehmender Naturbeobachtung treten diese beiden Aspekte immer mehr auseinander, die emotionale Befriedigung auf einen, und die Sachorientierung auf der anderen Seite, bis hin dazu, daß in manchen Religionen die Sachorientierung ganz der physischen Welt, das "Seelenheil" dagegen ganz der metaphysischen zugeordnet wird. 

 

Hinter alledem stecken menschliche Bedürfnisse, nach Sicherheit, Orientierung, Gemeinschaft und Geborgenheit, alles komischerweise Bedürfnisse, die Menschen schon immer in der Gemeinschaft anderer Menschen gefunden haben. Und nicht zu vergessen, die eigene Sterblichkeit, die Menschen die meiste Zeit ihrer Geschichte auf die eine oder andere Art versucht haben, vor sich zu verbergen. 

 

All dieses geschah und geschieht mit Hilfe der Fantasie, und zwar sowohl die sachliche Orientierung in dieser Welt, als auch Befriedigung unserer emotionalen Bedürfnisse. Wir sind nun einmal stammesbildende und geschichtenerzählende Primaten, und unsere Geschichten dienen uns dazu, Zusammenhänge herzustellen zwischen dem, was wir in dieser Welt sehen und dem, wie wir diese Welt gerne sehen würden. Wenn diese Geschichten gut sind, wenn sie unsere Wunsch- und Angstträume befriedigen, und zu den Anforderungen passen, die uns unsere Umwelt stellt, dann verbreiten sie sich und helfen Menschen, Gemeinschaften zu bilden und zusammenzuhalten.

 

Wenn dagegen diese Geschichten nicht mehr bei einer sachgerechten Orientierung in dieser Welt taugen, weil sie durch anderen Formen der Orientierungsfindung ersetzt wurden, und nicht mehr zu den emotionalen Bedürfnissen der Menschen passen, dann verlieren diese Geschichten ihre gemeinschaftsbildende Kraft. Das ist es, was wir meiner Ansicht nach im Moment (und schon seit einiger Zeit) beobachten können: die sachliche Orientierung in dieser Welt paßt immer weniger zu den religiösen Erzählungen,  die Bedeutung von metaphysischen Vorstellungen nimmt immer mehr ab, und trifft immer weniger die emotionalen Bedürfnisse. Die Vertröstung auf die "Ewigkeit" mag attraktiv gewesen sein in einer Welt, in der das Leben der meisten allzu kurz war. Heute beunruhigt die Menschen eher, wenn es nicht enden will, und die alten Vertröstungen der Kirchen werden zu Ladenhütern. 

 

 

 

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vor 35 Minuten schrieb Marcellinus:

Wenn dagegen diese Geschichten nicht mehr bei einer sachgerechten Orientierung in dieser Welt taugen, weil sie durch anderen Formen der Orientierungsfindung ersetzt wurden, und nicht mehr zu den emotionalen Bedürfnissen der Menschen passen, dann verlieren diese Geschichten ihre gemeinschaftsbildende Kraft.

Welche anderen Formen sind das?

Zitat

Das ist es, was wir meiner Ansicht nach im Moment (und schon seit einiger Zeit) beobachten können: die sachliche Orientierung in dieser Welt paßt immer weniger zu den religiösen Erzählungen,  die Bedeutung von metaphysischen Vorstellungen nimmt immer mehr ab, und trifft immer weniger die emotionalen Bedürfnisse.

Das erfordert eben Innovationsfähigkeit. Da dieses Sich-Neu-Erfinden bisher meist recht gut geklappt hat, halte ich es für wahrscheinlich, dass das Problem nicht in den "metaphysischen Vorstellungen" sondern eher in deren Verwaltung liegt.

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vor 21 Stunden schrieb SteRo:

Dieser sprachliche Ausdruck ist mir nicht verständlich, denn "stabil im Glauben verwurzelt" duldet keine Relativität ("ich halte mich für relativ stabil im Glauben verwurzelt") und wenn die Wurzeln im Glauben gründen, kann daneben keine "Lust an Erkenntnis bezüglich dessen, "was die Welt im innersten zusammenhält"" sein, weil es ja Gott ist, der "die Welt im innersten zusammenhält".

Und wie macht er das?

Oh, doch noch Erkenntnisgewinn möglich?

 

Werner

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vor 4 Stunden schrieb Merkur:
vor 5 Stunden schrieb Marcellinus:

Wenn dagegen diese Geschichten nicht mehr bei einer sachgerechten Orientierung in dieser Welt taugen, weil sie durch anderen Formen der Orientierungsfindung ersetzt wurden, und nicht mehr zu den emotionalen Bedürfnissen der Menschen passen, dann verlieren diese Geschichten ihre gemeinschaftsbildende Kraft.

Welche anderen Formen sind das?

 

Ganz schlicht die Naturwissenschaften. Die Evolutionstheorie ist halt überzeugender als die Sache mit Adam und Eva. 

 

vor 4 Stunden schrieb Merkur:
Zitat

Das ist es, was wir meiner Ansicht nach im Moment (und schon seit einiger Zeit) beobachten können: die sachliche Orientierung in dieser Welt paßt immer weniger zu den religiösen Erzählungen,  die Bedeutung von metaphysischen Vorstellungen nimmt immer mehr ab, und trifft immer weniger die emotionalen Bedürfnisse.

Das erfordert eben Innovationsfähigkeit. Da dieses Sich-Neu-Erfinden bisher meist recht gut geklappt hat, halte ich es für wahrscheinlich, dass das Problem nicht in den "metaphysischen Vorstellungen" sondern eher in deren Verwaltung liegt.

 

Meine Beobachtungen sind andere. Noch in meiner Jugend fand man bei uns auf dem Lande Leute, die bei Gewitter vor dem Hausaltar beteten. Heute verlassen sich die allermeisten Leute eher auf Blitzableiter und Gebäudeversicherung. Das gilt auch in anderen Weltgegenden, in denen die Menschen bei Erdbeben oder Tsunamis weniger mit ihren Göttern hadern als fehlende Warngeräte einklagen (oder sich freuen, wenn sie funktioniert haben, was bei Gebeten meist nicht der Fall ist). Ich denke, es läßt sich zeigen, daß in den letzten Jahrzehnten immer mehr metaphysische Vorstellungen durch eher realistischere Vorstellungen abgelöst worden sind, und das ganz unabhängig davon, welche "Anstalten zur Verwaltung von Heilsgütern" (Max Weber, Soziologische Grundbegriffe) in der jeweiligen Region zuständig war und ist. Der Rückgang der Bedeutung des Metaphysischen betrifft sie alle, egal ob Katholiken oder Protestanten, woraus ich schließe, daß das Problem nicht in der Art der "Verwaltung" liegt, sondern in dem Schwinden der realen Grundlagen von Metaphysik.

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vor 37 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Ganz schlicht die Naturwissenschaften. Die Evolutionstheorie ist halt überzeugender als die Sache mit Adam und Eva. 

 

 

Meine Beobachtungen sind andere. Noch in meiner Jugend fand man bei uns auf dem Lande Leute, die bei Gewitter vor dem Hausaltar beteten. Heute verlassen sich die allermeisten Leute eher auf Blitzableiter und Gebäudeversicherung. Das gilt auch in anderen Weltgegenden, in denen die Menschen bei Erdbeben oder Tsunamis weniger mit ihren Göttern hadern als fehlende Warngeräte einklagen (oder sich freuen, wenn sie funktioniert haben, was bei Gebeten meist nicht der Fall ist). Ich denke, es läßt sich zeigen, daß in den letzten Jahrzehnten immer mehr metaphysische Vorstellungen durch eher realistischere Vorstellungen abgelöst worden sind, und das ganz unabhängig davon, welche "Anstalten zur Verwaltung von Heilsgütern" (Max Weber, Soziologische Grundbegriffe) in der jeweiligen Region zuständig war und ist. Der Rückgang der Bedeutung des Metaphysischen betrifft sie alle, egal ob Katholiken oder Protestanten, woraus ich schließe, daß das Problem nicht in der Art der "Verwaltung" liegt, sondern in dem Schwinden der realen Grundlagen von Metaphysik.

Diese ganze "Lückenbüßer-Theorie", die ich im Grunde schon seit meiner Schulzeit kenne, hat ja inzwischen auch schon einen sehr langen Bart und streift das Phänomen "Religion", "Metaphysik"... allenfalls an der Oberfläche. So lange es Menschen gibt, werden sie  sich Fragen stellen, die von den Naturwissenschaften per Definition nicht beantwortet werden können, weil die Naturwissenschaften sich nicht mit "Sinnfragen" beschäftigen. Solange es Menschen gibt, wird es auch Religion, Kunst, Musik, Literatur geben....Bereiche in denen "Sinnfragen" Gegenstand der Auseinandersetzung sind. Und in diesem beschriebenen Sinn wird "Metaphysik" immer auch ein Bestandteil der menschlichen Existenz bleiben. 

 

....Vor fünf Jahren brannte der Dachstuhl von Notre Dame in Paris vollständig ab. Nächstes Jahr soll zum Fest Mariä Empfängnis ( !!! ) die wiederaugebaute Kathedrale feierlich eingeweiht werden... Kosten der Reparation ca 1 Milliarde Euro.... solche beobachtbaren Vorgänge in einem säkularen, laizistischen Staat scheinen nicht gerade das Ende der Metaphysik zu signalisieren...

bearbeitet von Cosifantutti
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vor einer Stunde schrieb Cosifantutti:

So lange es Menschen gibt, werden sie  sich Fragen stellen, die von den Naturwissenschaften per Definition nicht beantwortet werden können, weil die Naturwissenschaften sich nicht mit "Sinnfragen" beschäftigen. Solange es Menschen gibt, wird es auch Religion, Kunst, Musik, Literatur geben....Bereiche in denen "Sinnfragen" Gegenstand der Auseinandersetzung sind. Und in diesem beschriebenen Sinn wird "Metaphysik" immer auch ein Bestandteil der menschlichen Existenz bleiben. 

 

"Sinnfragen", soweit sie metaphysisch sind, sind den meisten Menschen mittlerweile egal. Die meisten wissen nicht einmal, wovon die Rede ist. Bedeutungsfragen dagegen müssen nicht zwingend metaphysische sein, und sind es in der Praxis auch immer weniger. 

 

vor einer Stunde schrieb Cosifantutti:

....Vor fünf Jahren brannte der Dachstuhl von Notre Dame in Paris vollständig ab. Nächstes Jahr soll zum Fest Mariä Empfängnis ( !!! ) die wiederaugebaute Kathedrale feierlich eingeweiht werden... Kosten der Reparation ca 1 Milliarde Euro.... solche beobachtbaren Vorgänge in einem säkularen, laizistischen Staat scheinen nicht gerade das Ende der Metaphysik zu signalisieren

 

Notre Dame ist, wie der Kölner Dom im 19. Jh., eher ein Symbol der Nation als der Religion. 

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vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Ganz schlicht die Naturwissenschaften. Die Evolutionstheorie ist halt überzeugender als die Sache mit Adam und Eva.

Glaubst du ernsthaft, dass Menschen aus solchen Gründen religiös sind? Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

 

OK, kurze Antwort: In der Religion sucht man üblicherweise Problemlösungen, bei denen die Naturwissenschaften nichts zu bieten haben, z.B. Umgang mit Einsamkeit, Schicksalsschlägen, Sinnfragen, Lebensgestatlung und dergleichen. Um Feststellungen zu naturwissenschaftlichen Sachverhalten zu treffen, konsultieren auch Religiöse eher die Wissenschaft, was man schon daran erkennen kann, dass es Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft gibt (die meist einen sehr guten Ruf haben).

bearbeitet von Merkur
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vor 1 Minute schrieb Merkur:
vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

Ganz schlicht die Naturwissenschaften. Die Evolutionstheorie ist halt überzeugender als die Sache mit Adam und Eva.

Glaubst du ernsthaft, dass Menschen aus solchen Gründen religiös sind? Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

 

Nein, genau anders herum. Religionen werden durch Tradition weitergegeben. Diese Traditionslinien brechen zunehmend ab, weil die Antworten der Religionen immer weniger überzeugen. 

 

vor 1 Minute schrieb Merkur:

OK, kurze Antwort: In der Religion sucht man üblicherweise Problemlösungen, bei denen die Naturwissenschaften nichts zu bieten haben, z.B. Umgang mit Einsamkeit, Schicksalsschlägen, Sinnfragen, Lebensgestatlung und dergleichen. 

 

Das sind aber typischerweise Fragen, auf die man Antworten eher bei seinen Mitmenschen sucht, evtl. noch bei einem Psychologen (was für viele im weitesten Sinne übrigens in den Bereich der Wissenschaften gehört). Daß man sich an die Kirchen wendet, ist nach Erfahrungen zumindest in meiner Umgebung zunehmend der Ausnahmefall. 

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vor 4 Minuten schrieb Marcellinus:

Das sind aber typischerweise Fragen, auf die man Antworten eher bei seinen Mitmenschen sucht, evtl. noch bei einem Psychologen (was für viele im weitesten Sinne übrigens in den Bereich der Wissenschaften gehört). Daß man sich an die Kirchen wendet, ist nach Erfahrungen zumindest in meiner Umgebung zunehmend der Ausnahmefall. 

In diesem Bereich sind die Kirchen durchaus noch konkurrenzfähig, weil die Psycholgie im Grunde noch immer in ihren Anfängen steckt und geeignete Mitmenschen oft nicht zur Verfügung stehen. Das Gespräch mit den Mitmenschen bieten die Kirchen außerdem ebenfalls an (nennt sich Seelsorge).

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vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

Die Evolutionstheorie ist halt überzeugender als die Sache mit Adam und Eva. 

 

Das kommt drauf an, was man unter "überzeugend" versteht. Wen soll die Evolutionstheorie überzeugen? 

 

Ich kann nur für mich persönlich sprechen: Die Evolutionstheorie spielt in meinem Leben, seit ich mich das letzte Mal in schulischem Kontext mit ihr befassen musste, keinerlei Rolle. Ich habe sie selbstverständlich im "Holster", um mich im Bedarfsfall durch ihre Rezitation als gebildeter Mitteleuropäer auf der Höhe der Zeit auszuweisen. Aber weder überzeugt sie mich besonders, noch denke ich sonderlich viel über sie nach. Sie spielt, wie eingangs gesagt, keine Rolle. Ich lege auch kein "Bekenntnis" auf sie ab. Warum auch? 

 

Über die Heilsgeschichte, die mit Adam und Eva und dem Fall ihren Anfang nimmt, denke ich hingegen sehr viel nach, um nicht zu sagen andauernd. 

 

Oder anders ausgedrückt: Ich würde wohl wenig anders leben, wenn ich nie etwas von Evolution gehört hätte. Darwin hat in meinem privaten Leben einen angestammten "Nicht-Platz". 

bearbeitet von Studiosus
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vor 10 Minuten schrieb Studiosus:

Über die Heilsgeschichte, die mit Adam und Eva und dem Fall ihren Anfang nimmt, denke ich hingegen sehr viel nach, um nicht zu sagen andauernd. 

 

Das ist aber zunehmend ein Einzelschicksal. ;) Schon in meiner Kindheit hieß es: In der staatlichen Grundschule (damals hieß sie noch Volksschule) hören die Kinder etwas über den Neandertaler, in der kath. über Adam und Eva. 

bearbeitet von Marcellinus
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vor 45 Minuten schrieb Merkur:
vor 52 Minuten schrieb Marcellinus:

Das sind aber typischerweise Fragen, auf die man Antworten eher bei seinen Mitmenschen sucht, evtl. noch bei einem Psychologen (was für viele im weitesten Sinne übrigens in den Bereich der Wissenschaften gehört). Daß man sich an die Kirchen wendet, ist nach Erfahrungen zumindest in meiner Umgebung zunehmend der Ausnahmefall. 

In diesem Bereich sind die Kirchen durchaus noch konkurrenzfähig, weil die Psycholgie im Grunde noch immer in ihren Anfängen steckt und geeignete Mitmenschen oft nicht zur Verfügung stehen. Das Gespräch mit den Mitmenschen bieten die Kirchen außerdem ebenfalls an (nennt sich Seelsorge).

 

Nur kenne ich in meiner Umgebung niemanden, der sich bei seelischen Problemen an Kleriker wenden würde, während ich einige kenne, die die Hilfe von Psychologen in Anspruch genommen haben. Dagegen hat mich meine persönliche Erfahrung im Umgang mit Kleriker (zugegeben sehr begrenzt) etwas anderes gelehrt, daß sie offenbar unfähig sind, zuzuhören, während sie sich erstaunlich gern selbst reden hören. Vielleicht ist das eine Berufskrankheit. Jedenfalls hatte ich jedesmal den Eindruck, einer Predigt zuzuhören. 

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vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

 

"Sinnfragen", soweit sie metaphysisch sind, sind den meisten Menschen mittlerweile egal. Die meisten wissen nicht einmal, wovon die Rede ist. Bedeutungsfragen dagegen müssen nicht zwingend metaphysische sein, und sind es in der Praxis auch immer weniger. 

Wie immer geht es um unterschiedliches Verstehen von Worten, hier "Sinnfragen", "Metaphysik", "Bedeutungsfragen". Wenn nicht dasselbe Verständnis für diese angeführten Worte vorliegt, redet man zwangsläufig aneinander vorbei und jeder Austausch dreht sich ohne Ende im Kreis wie bei einem Karussell. 

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vor 10 Stunden schrieb Marcellinus:

"Sinnfragen", soweit sie metaphysisch sind, sind den meisten Menschen mittlerweile egal.

 

Nein, das ist laut Umfragen nicht korrekt. Nur sind die allermeisten der Meinung, diesen Sinn gebe man sich selbst. Natürlich kann man auch der Frage des "Warum" ausweichen, doch ich bin mir nicht sicher, ob das so viele tun.

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vor 12 Stunden schrieb Cosifantutti:

Wenn nicht dasselbe Verständnis für diese angeführten Worte vorliegt, redet man zwangsläufig aneinander vorbei und jeder Austausch dreht sich ohne Ende im Kreis wie bei einem Karussell. 

 

Und zwischen Gläubigen und nicht Gläubigen gibt es in diesen Fragen nun einmal kein gemeinsames Verständnis.

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