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Wieso ist das so....?


Sina

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Was die Kirche in Fällen wie diesem schützt ist das Wort, und dafür tritt sie den Geist mit Füssen.

Die Kirche wäre nur dann auch in solchen Fällen glaubwürdig, wenn es nicht auf der anderen Seite eine mehr als großzüge Anullierungspraxis gäbe, die das angeblich so heilige Sakrament zu einer Farce macht.

 

Lieber Werner!

 

Nein, die Kirche schützt hier nicht nur das Wort. Die Absichtserklärung, ein Leben lang durch dick und dünn zusammenzubleiben sind nicht nur Worte. Sie sind eine Lebenswahl.

 

Wenn Leute bei mir zum Traugespräch kommen, dann wollen sie einen Bund für's Leben schießen, sie wollen mehr, als nur einen Lebensabschnittspartner. Sie wollen eine lebenslange Bindung, sie wollen sich gegenseitig sagen, dass sie nicht voneinander lassen wollen, so lange sie leben. Und die Ernsthaftigkeit dieser Aussage muss geschützt werden.

Erst die Methoden des Schützens sind dann Paragraphen etc. Der Schutz selbst ergibt sich nicht aus Paragraphen, sondern aus dem Willen der Ehepartner.

 

Das andere ist das mit der großzügigen Annulierungspraxis.

Da kann man natürlich darüber reden. Aber ich finde die Praxis - trotz aller Mängel im Detail - erst einmal richtig. Andererseits ist dies tatsächlich der Punkt, wo die Probleme beginnen. Die Annulierungspraxis ist problematisch, nur kann ich keine grundsätzlichen Verbesserungsmöglichkeiten sehen.

 

Blödsinnig (und unserer Zeit nicht mehr entsprechend) ist z.B. ein Formmangel, weil der Pfarrer die Ehe in einer fremden Kirche geschlossen hat, ohne den dortigen Pfarrer zu fragen und dessen Erlaubnis einzuholen. Das ist antiquiertes Territorialdenken und sinnwidrig. Stattdessen müsste die Regelung anders aussehen: Dem trauenden Pfarrer soll man einen Rüffel geben - aber die Gültigkeit dieses Sakraments vom Ort abhängig zu machen, ist grober Unfug. Hier besteht Reformhandlungsbedarf.

 

Aber das löst das grundsätzliche Problem nicht.

 

Mit dem Formmangel, weil ein Katholik sich nicht katholisch trauen lässt, ist das weniger eindeutig. Ist eine Ehe, die von einem protestantischen Pfarrer geschlossen ist, der ein völlig anderes Eheverständnis hat und der die Ehe nicht als Sakrament sieht, wirklich ein Sakrament? Diese Frage ist ein klares Argument für die Formpflicht. Insbesondere, wenn man sich die abstrusen Vorstellungen mancher Freikirchen ansieht.

 

Kompliziert wird, wenn man dann sagt: "Aber die Ehe wird doch durch den Willen der Eheleute geschlossen!"

Damit kommt man eben an eine prinzipielle Grenze. Was ist denn der "Wille der Eheleute?" Ist es wirklich der Wille, lebenslang sich gegenseitig Zeichen der unverbrüchlichen Liebe Gottes zu sein? Wenn ja: Genau das hätten sie vor einem calvinistischen Priester nicht sagen müssen (oder sogar sollen).

 

Interessanterweise anerkennt die Kirche dann aber die sogenannte "Naturehe" - also, wenn zwei Nichtkatholiken bei einem evangelischen Pfarrer oder nur vor dem Standesbeamten heiraten. Das zählt dann.

 

Das ist dann unlogisch. Einmal (bei Katholiken) argumentiert man mit der Kirche, dann wiederum argumentiert man mit dem Naturrecht. Das beißt sich.

 

Das entscheidende Kriterium, warum die Kirche sich in diese oft ungerechte Unlogik hineinbegibt, liegt aber im Selbstverständnis der Kirche. Die sichtbare Kirche hat die Aufgabe, "Gnadenmittel", also insbesondere Sakramente, zur Verfügung zu stellen. Täte sie dies nicht, könnte man sie in der Pfeife rauchen. Und von der anderen Seite gesehen: Jemand, der diese Gnadenmittel nicht auch nutzt, der könnte genau so gut aus der Kirche austreten. Er ist wie ein Wasser- und Seifenbesitzer, der sich nie wäscht.

Dagegen schreitet dann die Kirche ein und macht die Teilnahme am Sakrament verpflichtend, und zwar so, wie die Kirche das Sakrament prägt (und nicht die Evangelen, und nicht der Standesbeamte).

 

Fragwürdig, fragwürdig. Aber wo ist die Alternative? Einfach sagen: "Ach, heiratet doch, wo ihr wollt, es ist sowieso immer gültig?" Und zwei Tage später kommen zwei und sagen: "Ach ja, die Rede des Standesbeamten war ja so ergreifend. Und es war so menschlich, wie er - für den Fall des Scheiterns - uns gleich danach die Broschüre 'Scheidung leicht gemacht' in die Hand gedrückt hat."

 

Also das Naturrecht nicht anerkennen? Also damit sagen, dass die Ehe doch durch den Pfarrer und die Kirche und nicht durch die Eheleute geschlossen wird?

 

Das sind alles lauter schlechte Möglichkeiten. Und es bleibt dabei:

Gesetzliche Normen sind begrenzt und werden weder wirkliche Gerechtigkeit noch ein perfektes Verständnis solch lebendiger Dinge wie Glaube und Liebe bewerkstelligen können.

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Lieber Peter,

 

das haben wir schon, mein Mann ist katholisch aufgewachsen, er wollte damals diese Ehe...es wäre absolut heuchlerisch jetzt einen Grund zu erfinden, ich könnte mich nicht mehr im Spiegel ansehen. Mich schmerzt halt blos diese falsche Moral in diesem Fall. Meinem Schwager gönne ich diese Chance, ich würde sie nur auch gerne ergreifen...Da werden zwei fast gleiche Fälle, völlig anders bewertet und das ist so verlogen...

 

Liebe Grüße

Sina

 

Liebe Sina,

 

wenn Dein Mann schon beim "Bischöflichen Offizialates" war und nach eingehender Prüfung die Ehe nicht annuliert werden kann, schade.

 

Das war nicht die Aufforderung etwas zu erfinden oder etwa zu heucheln, nur manchmal kennen einige diese Möglichkeit des kath. Ehegerichtes eben nicht.

 

 

gruss

peter

 

 

ZB:

Zitat aus

http://www.bistummainz.de/bm/dcms/sites/bi...everfahren.html

 

 

Ehenichtigkeitsgründe

 

Eine gültige Ehe kommt unter anderem bei Vorliegen folgender Gründe nicht zustande:

 

*

Totalsimulation (z.B. Scheinehe)

*

Partialsimulation (Teilsimulation)

*

- Ausschluss der Nachkommenschaft

*

- Ausschluss der Einheit (z.B. der ehelichen Treue)

*

- Ausschluss der Unauflöslichkeit (z.B. durch Scheidungsvorbehalt)

*

Mangelnde Urteilsfähigkeit hinsichtlich der wesentlichen Rechte und Pflichten einer Ehe (z.B. wegen Beeinträchtigungen psychischer Art; wegen inneren Zwangs)

*

Psychisch bedingte Unfähigkeit, die Rechte und Pflichten einer Ehe auf sich zu nehmen bzw. zu erfüllen (z.B. wegen psychischer Unreife; schwerer Persönlichkeitsstörung)

*

Irrtum in einer Eigenschaft des anderen Partners, die direkt und hauptsächlich angestrebt wurde

*

Arglistige Täuschung

*

Eheschließung unter einer Bedingung

*

Eheschließung unter Furcht und Zwang (z.B. wegen Ehrfurcht vor den Eltern)

Und nun schau dir mal diese Gründe genau an und schau dir mal an, wieviele Ehen anulliert werden. Und dann denk mal dran, daß die Bischöfe bei der jüngsten Synode gesagt haben, man sollte großzügiger anullieren.

 

Und dann denk mal an die Heiligkeit und Unauflöslichkeit des Sakraments.

 

Und dann sag mir, ob du glaubst, daß das in Ordnung ist?

 

Wessen Ehe aus einem der oben genannten Gründe tatsächlich anulliert wird, bei dem bezweifle ich grundsätzlich, ob der überhaupt fähig für eine sakramentale Ehe ist.

Das sollte eigentlich sehr genau geprüft werden.

 

Werner

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Wessen Ehe aus einem der oben genannten Gründe tatsächlich anulliert wird, bei dem bezweifle ich grundsätzlich, ob der überhaupt fähig für eine sakramentale Ehe ist.

Das sollte eigentlich sehr genau geprüft werden.

 

Die Ehefähigkeit, sei sie absolut (also mit jedem Partner / jeder Partnerin) oder relativ (mit diesem Partner / dieser Partnerin) gehört sowieso immer geprüft. Am besten vor der Ehe, aber wenn man da nicht draufkommt ist es doch konsequent zu sagen "Das was ihr versucht habt, war vom Anfang an zum Scheitern verurteilt, deshalb hat es auch kein Zeichen für das Heilshandeln Gottes, also ein Sakrament, sein können." Das scheint mir stimmiger zu sein, als zu sagen aus der Beziehung entspringt zwar nur Unheil, aber weil sie liturgisch korrekt geschlossen wurde ist sie in jedem Fall ein Heilszeichen.

bearbeitet von Christoph Lauermann
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Was die Kirche in Fällen wie diesem schützt ist das Wort, und dafür tritt sie den Geist mit Füssen.

Die Kirche wäre nur dann auch in solchen Fällen glaubwürdig, wenn es nicht auf der anderen Seite eine mehr als großzüge Anullierungspraxis gäbe, die das angeblich so heilige Sakrament zu einer Farce macht.

 

Lieber Werner!

 

Nein, die Kirche schützt hier nicht nur das Wort. Die Absichtserklärung, ein Leben lang durch dick und dünn zusammenzubleiben sind nicht nur Worte. Sie sind eine Lebenswahl.

 

Wenn Leute bei mir zum Traugespräch kommen, dann wollen sie einen Bund für's Leben schießen, sie wollen mehr, als nur einen Lebensabschnittspartner. Sie wollen eine lebenslange Bindung, sie wollen sich gegenseitig sagen, dass sie nicht voneinander lassen wollen, so lange sie leben. Und die Ernsthaftigkeit dieser Aussage muss geschützt werden.

Erst die Methoden des Schützens sind dann Paragraphen etc. Der Schutz selbst ergibt sich nicht aus Paragraphen, sondern aus dem Willen der Ehepartner.

 

Das andere ist das mit der großzügigen Annulierungspraxis.

Da kann man natürlich darüber reden. Aber ich finde die Praxis - trotz aller Mängel im Detail - erst einmal richtig. Andererseits ist dies tatsächlich der Punkt, wo die Probleme beginnen. Die Annulierungspraxis ist problematisch, nur kann ich keine grundsätzlichen Verbesserungsmöglichkeiten sehen.

 

Blödsinnig (und unserer Zeit nicht mehr entsprechend) ist z.B. ein Formmangel, weil der Pfarrer die Ehe in einer fremden Kirche geschlossen hat, ohne den dortigen Pfarrer zu fragen und dessen Erlaubnis einzuholen. Das ist antiquiertes Territorialdenken und sinnwidrig. Stattdessen müsste die Regelung anders aussehen: Dem trauenden Pfarrer soll man einen Rüffel geben - aber die Gültigkeit dieses Sakraments vom Ort abhängig zu machen, ist grober Unfug. Hier besteht Reformhandlungsbedarf.

 

Aber das löst das grundsätzliche Problem nicht.

 

Mit dem Formmangel, weil ein Katholik sich nicht katholisch trauen lässt, ist das weniger eindeutig. Ist eine Ehe, die von einem protestantischen Pfarrer geschlossen ist, der ein völlig anderes Eheverständnis hat und der die Ehe nicht als Sakrament sieht, wirklich ein Sakrament? Diese Frage ist ein klares Argument für die Formpflicht. Insbesondere, wenn man sich die abstrusen Vorstellungen mancher Freikirchen ansieht.

 

Kompliziert wird, wenn man dann sagt: "Aber die Ehe wird doch durch den Willen der Eheleute geschlossen!"

Damit kommt man eben an eine prinzipielle Grenze. Was ist denn der "Wille der Eheleute?" Ist es wirklich der Wille, lebenslang sich gegenseitig Zeichen der unverbrüchlichen Liebe Gottes zu sein? Wenn ja: Genau das hätten sie vor einem calvinistischen Priester nicht sagen müssen (oder sogar sollen).

 

Interessanterweise anerkennt die Kirche dann aber die sogenannte "Naturehe" - also, wenn zwei Nichtkatholiken bei einem evangelischen Pfarrer oder nur vor dem Standesbeamten heiraten. Das zählt dann.

 

Das ist dann unlogisch. Einmal (bei Katholiken) argumentiert man mit der Kirche, dann wiederum argumentiert man mit dem Naturrecht. Das beißt sich.

 

Das entscheidende Kriterium, warum die Kirche sich in diese oft ungerechte Unlogik hineinbegibt, liegt aber im Selbstverständnis der Kirche. Die sichtbare Kirche hat die Aufgabe, "Gnadenmittel", also insbesondere Sakramente, zur Verfügung zu stellen. Täte sie dies nicht, könnte man sie in der Pfeife rauchen. Und von der anderen Seite gesehen: Jemand, der diese Gnadenmittel nicht auch nutzt, der könnte genau so gut aus der Kirche austreten. Er ist wie ein Wasser- und Seifenbesitzer, der sich nie wäscht.

Dagegen schreitet dann die Kirche ein und macht die Teilnahme am Sakrament verpflichtend, und zwar so, wie die Kirche das Sakrament prägt (und nicht die Evangelen, und nicht der Standesbeamte).

 

Fragwürdig, fragwürdig. Aber wo ist die Alternative? Einfach sagen: "Ach, heiratet doch, wo ihr wollt, es ist sowieso immer gültig?" Und zwei Tage später kommen zwei und sagen: "Ach ja, die Rede des Standesbeamten war ja so ergreifend. Und es war so menschlich, wie er - für den Fall des Scheiterns - uns gleich danach die Broschüre 'Scheidung leicht gemacht' in die Hand gedrückt hat."

 

Also das Naturrecht nicht anerkennen? Also damit sagen, dass die Ehe doch durch den Pfarrer und die Kirche und nicht durch die Eheleute geschlossen wird?

 

Das sind alles lauter schlechte Möglichkeiten. Und es bleibt dabei:

Gesetzliche Normen sind begrenzt und werden weder wirkliche Gerechtigkeit noch ein perfektes Verständnis solch lebendiger Dinge wie Glaube und Liebe bewerkstelligen können.

Danke für die lange Antwort, ich kann glaube ich allem zustimmen was du schreibst.

Prinzipiell halte ich die ganze Anullierungspraxis für ein Übel (ausser in ganz wenigen Fällen, wo z. B. wirklicher Zwang vorlag).

 

Ich würde mir wünschen wenn die Kirche stattdessen eine Möglichkeit schaffen würde, den "zweiten Versuch" gescheiterter Menschen zu begleiten, ihnen den Segen Gottes zukommen zu lassen auf diesem Weg und ihnen nicht das Gefühl zu geben, sie seine aussen vor.

 

Dafürt braucht man ja nicht die Einmaligkeit der Ehe aufzugeben.

 

Die orthodoxe Praxis könnte ein Vorbild sein.

 

Das Scheitern der ersten Ehe könnte und sollte dabei durchaus auch eine Rolle spielen, dann Gott nimmt uns ja trotz unseres Scheiterns an.

 

Das könnte auch manche Wunde heilen, die das Scheitern ja immer hinterlässt.

 

Was ich jedenfalls ganz fürchterlich finde, ist, daß de facto den Menschen das Heucheln und Lügen nahegelegt wird, sicher nicht absichtlich durch die Kirche, aber durch die Praxis auf jeden Fall, und das müsste die Kirche eigentlich erkennen und abstellen.

 

Werner

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Das andere ist das mit der großzügigen Annulierungspraxis.

Da kann man natürlich darüber reden. Aber ich finde die Praxis - trotz aller Mängel im Detail - erst einmal richtig. Andererseits ist dies tatsächlich der Punkt, wo die Probleme beginnen. Die Annulierungspraxis ist problematisch, nur kann ich keine grundsätzlichen Verbesserungsmöglichkeiten sehen.

Ich halte die "großzügige Annulierungspraxis" für grundverkehrt, weil unredlich und damit letztlich unchristlich.

 

Man muss einfach anerkennen, dass es heutzutage vorkommt, dass Ehen trotz bestem Willen beider Eheleute schlicht objektiv scheitern. Die beiden Menschen haben es probiert, beide waren guten Willens. Beide sind mit ihrer Ehe (und ihrem Versprechen) gescheitert.

 

Die "großzügige Annulierungspraxis" fordert nun, dass diese Menschen anfangen zu lügen: Sie müssen sagen: "Wir haben die Ehe damals nicht wirklich gewollt", oder ähnliche formalistische Lügen. Das kann es doch nicht sein!

 

Wäre eine gerechte (und faire) Lösung nicht die: Die Kirche erkennt an, dass da zwei Menschen in ihrem gegenseitig gespendeten Sakrament und dem lebenslangen Versprechen objektiv gescheitert sind, und dispensiert sie von diesem gescheiterten Versprechen. Oder wie das Christoph weiter oben als Praxis der Orthodoxen geschildert hat: Der soziale Tod der Ehe ist bereits eingetreten. Durch Dispens wird dieses Faktum anerkannt.

 

Ich sehe gerade, Werner hat in weiten Teilen dasselbe geschrieben wie ich.

bearbeitet von Sokrates
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Das könnte auch manche Wunde heilen, die das Scheitern ja immer hinterlässt.

 

Dies wiederum finde ich das Schlimmste: Die Kirche hat kaum eine Kultur des Scheiterns. Für Menschen wie Sina und ihren Mann kann die Kirche keine vollkommene Lösung anbieten. Und was tut sie? Sie bietet sozusagen überhaupt nichts. Wenn schon nicht vollkommen, dann halt lieber gar nichts.

 

Ich bin sehr der Meinung, dass man nur einmal im katholischen Sinne heiraten kann. Aber was, wenn diese Ehe eben nicht klappt? Und was, wenn man sich (unverheiratet) in jemanden Geschiedenen verliebt? Einfach nur nichts? "Wie Bruder und Schwester"?

Das sind doch Illusionen, denen nachzuhängen nichts als Leid, Trauer und Ressentiments hervorbringen.

 

Meiner Meinung nach bedürfte es eine kirchlichen Ritus, der das Scheitern der ersten Ehe ins Wort bringt, der ausdrücklich darauf hinweist, dass damit eine neuerliche Ehe als Sakrament nicht mehr möglich ist ... der aber die neue Verbindung segnet.

Das bestehende Eheband verunmöglicht eine neue Eheschließung. Aber die anderen Sakramente, die Anerkennung der realen Situation und Liebe, stünden offen.

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Oder wie das Christoph weiter oben als Praxis der Orthodoxen geschildert hat...

 

Nicht nur bei den Orthodoxen, sondern auch in den katholischen Ostkirchen ...

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Hallo Sokrates,

 

die orthodoxe Kirche kennt einen offiziellen Segen,

aber kein "zweites" Ehesakrament.

 

 

gruss

peter

 

 

Siehe Zitat Mecky zur römisch katholischen Kirche:

Schade ist aber, dass man in der Kirche für Euch (sowohl persönlich, als auch für alle, denen es genau so geht wie Euch) keine adäquate Lebensform zu bieten hat und keinen offiziellen Segen der Kirche, der sowohl Eure neue Liebe und Verbindung schützt, als auch die Dramatik des ersten Scheiterns mit aufnimmt.
bearbeitet von pmn
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die orthodoxe Kirche kennt einen offiziellen Segen,

aber kein "zweites" Ehesakrament.

 

Tja, die Ostkirchler verstehen es besser zu scheitern, als wir das tun.

Weiß eigentlich jemand, warum wir diese gängige Ostkirchenpraxis (die sich ja wohl über Jahrhunderte bewährt hat, sonst wäre sie schon längst abgeschafft) nicht übernehmen?

 

(Wobei ich den Ritus durchaus noch verschärfen würde. Das Scheitern soll seinen Platz bekommen. Und einer Verwechslung mit einer "zweiten Ehe" würde man auf diese Weise schon von Anfang an einen klaren Riegel vorschieben.)

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Hallo Christoph,

 

nunja,

Sina schrieb "und wir würden wahnsinnig gern kirchl heiraten.",

und das geht halt nur einmal, weil Heiraten= EHE = Ehesakrament.

 

Zweites Ehesakrament gibt es nicht.

Es fehlt hier der römisch-katholischen Kirche wirklich "nur" einen Segen.

bearbeitet von pmn
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die orthodoxe Kirche kennt einen offiziellen Segen,

aber kein "zweites" Ehesakrament.

 

Tja, die Ostkirchler verstehen es besser zu scheitern, als wir das tun.

Weiß eigentlich jemand, warum wir diese gängige Ostkirchenpraxis (die sich ja wohl über Jahrhunderte bewährt hat, sonst wäre sie schon längst abgeschafft) nicht übernehmen?

 

(Wobei ich den Ritus durchaus noch verschärfen würde. Das Scheitern soll seinen Platz bekommen. Und einer Verwechslung mit einer "zweiten Ehe" würde man auf diese Weise schon von Anfang an einen klaren Riegel vorschieben.)

"Weiß eigentlich jemand, warum wir diese gängige Ostkirchenpraxis nicht übernehmen?"

 

Nein. Leider nicht,

sag mirs, bin neugierig!

bearbeitet von pmn
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Tja, die Ostkirchler verstehen es besser zu scheitern, als wir das tun.

Weiß eigentlich jemand, warum wir diese gängige Ostkirchenpraxis (die sich ja wohl über Jahrhunderte bewährt hat, sonst wäre sie schon längst abgeschafft) nicht übernehmen?

 

Ich denke weil wir aus den west-römischen Provinzen (und wohl auch manche jenseits des Rheins und der Donau) einfach viel verrechtlichter denken als im Osten, wo dafür vielleicht manchmal das spirituelle Denken mehr ausgeprägt ist. Mit allen Vor- und Nachteilen, denn verrechtlichtes Denken kann ja zB auch Schutz gegen Willkür sein ....

 

PS: Ich seh ein, dass das jetzt auch als kirchlicher Alltagsrassismus verstanden werden könnte, aber hoff dass ihr wisst wie ichs mein ....

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Ich sehe noch nicht so richtig ein, warum man nicht das Sakrtament ein zweites Mal erhalten können sollte. Warum man das erste nicht "als gescheitert auflösen" können sollte.

 

Wenn einer der Partner stirbt, geht es doch auch.

 

Ich sehe nicht ein, dass es zwar geht, seine vorherige Frau totzuschlagen, zum Beichten zu gehen und am Tag danach die neue Frau zu heiraten, aber nicht, dass beide zum Pfarrer gehen, ihre Ehe "für tot erklären" und dann beide wieder sakramental heiraten.

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Ich sehe noch nicht so richtig ein, warum man nicht das Sakrtament ein zweites Mal erhalten können sollte. Warum man das erste nicht "als gescheitert auflösen" können sollte.

 

Weil die Ehe als Sakrament Abbild des Bundes Christi mit der Kirche ist und den kann man eben nicht "als gescheitert auflösen". Darum kann eine Ehe die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist auch nie zum Sakrament werden ... was in einem Verfahren dann auch festgestellt wird.

bearbeitet von Christoph Lauermann
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Ich sehe noch nicht so richtig ein, warum man nicht das Sakrtament ein zweites Mal erhalten können sollte. Warum man das erste nicht "als gescheitert auflösen" können sollte.

 

Wenn einer der Partner stirbt, geht es doch auch.

 

Ich sehe nicht ein, dass es zwar geht, seine vorherige Frau totzuschlagen, zum Beichten zu gehen und am Tag danach die neue Frau zu heiraten, aber nicht, dass beide zum Pfarrer gehen, ihre Ehe "für tot erklären" und dann beide wieder sakramental heiraten.

Ein Sakrament ist nicht aufhebbar (siehe Taufe, Firmung, Versöhnung, Eucharistie).

 

Auch wenn einige Gruppierungen "Enttaufungen" durchführen ist es doch praktisch unmöglich.

 

Übrigens ist lt. CIC die Eheschließung eines Gattenmörders mit einem/r neuen Partner/in nicht gültig, wenn der/die neue Partern/in der Anlass für den Mord war.

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Ich sehe noch nicht so richtig ein, warum man nicht das Sakrtament ein zweites Mal erhalten können sollte. Warum man das erste nicht "als gescheitert auflösen" können sollte.

 

Wegen Paul (und natürlich wegen Joschka)

 

Paul heiratet 1997 Erika und sagt: "Ich will dich lieben alle Tage meines Lebens."

1998 lassen sie sich scheiden.

1999 sagt Paul zu Viola: "Ich will dich lieben alle Tage meines Lebens."

2000 lassen sie sich scheiden.

2001 sagt Paul zu Ursula: "Ich will dich lieben alle Tage meines Lebens."

2002 lassen sie sich scheiden.

2003 sagt Paul zu Sigrid: "Ich will dich lieben alle Tage meines Lebens."

2004 lassen sie sich scheiden.

 

2005 sagt Paul zu Erdmute: "Ich will dich lieben alle Tage meines Lebens."

Erdmute knallt ihm eine und sagt: "Fang nur nicht an, mich zu veralbern!"

 

Wie oft kann man sagen: ""Ich will dich lieben alle Tage meines Lebens.", ohne dass es zur Farce wird? Ich befürchte, dass man mit der Erlaubnis zu einer Zweitehe das Problem nur in andere Zahlen (zwei mal, drei mal, vier mal) verschiebt. Ab zwei geht es um Quantität. Einmaligkeit errichtet eine eigene Schublade.

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Ich sehe noch nicht so richtig ein, warum man nicht das Sakrtament ein zweites Mal erhalten können sollte. Warum man das erste nicht "als gescheitert auflösen" können sollte.

 

Weil die Ehe als Sakrament Abbild des Bundes Christi mit der Kirche ist und den kann man eben nicht "als gescheitert auflösen". Darum kann eine Ehe die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist auch nie zum Sakrament werden ... was in einem Verfahren dann auch festgestellt wird.

 

D.h. eine Ehe, die de facto gescheitert ist, wird nominell als nicht gescheitert betrachtet, aus formalen Gruenden.

 

Das ist etwas heuchlerisch, oder? Wie waere es, wenn man die Prozedur der Realitaet anpassen wuerde, statt auf Wunschdenken zu beharren?

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und ich dacht schon, es geht um die PeschEhe:

 

lesenswert_

Otto Hermann Pesch

Ehe im Blick des Glaubens

 

http://www.weinzweb.de/ohp/peschehe.pdf

 

 

PS:

Nehmt euch mal den Mut und die Zeit diesen Link anzuklicken,

und das PDF durchzulesen.

bearbeitet von pmn
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Ich sehe noch nicht so richtig ein, warum man nicht das Sakrtament ein zweites Mal erhalten können sollte. Warum man das erste nicht "als gescheitert auflösen" können sollte.

 

Weil die Ehe als Sakrament Abbild des Bundes Christi mit der Kirche ist und den kann man eben nicht "als gescheitert auflösen". Darum kann eine Ehe die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist auch nie zum Sakrament werden ... was in einem Verfahren dann auch festgestellt wird.

 

D.h. eine Ehe, die de facto gescheitert ist, wird nominell als nicht gescheitert betrachtet, aus formalen Gruenden.

 

Eben nicht: Wenn die Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, war sie eben von Anfang an keine Ehe.

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Eben nicht: Wenn die Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, war sie eben von Anfang an keine Ehe.
Und das ist genau das, was ich mit "Aufforderung zur Unredlichkeit" bezeichnet habe.

 

Bei MEckys BEispiel ist das ähnlich: Genau der Typ, der so vorgeht, ist doch einer, der immer wieder heiraten darf, weil er eigentlich nie eine gültige Ehe geschlossen hat. Der kann nur gestoppt werden,wenn ein Priester (oder meinetwegen seine Zukünftige) sagt: Nein. Du meinst es nicht ehrlich, deshalb verheirate ich Dich nicht.

 

Aber die, die es schon beim ersten Mal ehrlich meinten, trotzdem gescheitert sind, und dann nochmal ehrlich sein wollen (wie Sina hier im Beispiel), sind die Gekniffenen. Und das kann es doch wohl nicht sein.

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Eben nicht: Wenn die Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, war sie eben von Anfang an keine Ehe.

 

Was war es denn dann?

 

Immerhin haben dort zwei reale Personen nach einer realen kirchlichen Eheschließung in einer realen Beziehung gelebt und vielleicht sogar ziemlich reale Kinder miteinander.

 

Mir kommt die Annulierungssache immer vor, als versuche man, das Hochzeitsvideo an den Start zurückzuspulen und dann zu überspielen, nur dass man das reale Leben leider nicht zurückspulen kann.

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Eben nicht: Wenn die Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, war sie eben von Anfang an keine Ehe.

 

Das weiss man ja vorher nicht, sie muss ja nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen sein. Denkst Du nur in Absoluten?

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Bei MEckys BEispiel ist das ähnlich: Genau der Typ, der so vorgeht, ist doch einer, der immer wieder heiraten darf, weil er eigentlich nie eine gültige Ehe geschlossen hat. Der kann nur gestoppt werden,wenn ein Priester (oder meinetwegen seine Zukünftige) sagt: Nein. Du meinst es nicht ehrlich, deshalb verheirate ich Dich nicht.

 

Aber die, die es schon beim ersten Mal ehrlich meinten, trotzdem gescheitert sind, und dann nochmal ehrlich sein wollen (wie Sina hier im Beispiel), sind die Gekniffenen. Und das kann es doch wohl nicht sein.

 

Versuch mal, diese sehr einsichtige Position in praktikable Rechtsbestimmungen zu fassen.

Ich befürchte, dass Du dann bei einem System landest, das entweder dem jetzigen Rechtssystem sehr ähnlich ist, oder sogar bei etwas Schlechterem.

 

Das Dumme ist: Ob jemand ehefähig ist, stellt sich erst im Nachhinein heraus. Da kann man (positiv oder negativ) die tollsten Überraschungen erleben. Hier sind wir an einer der prinzipiellen Grenzen von Rechtssystemen angelangt.

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Ich wage mal zu prophezeien, daß eine radikale Einschränkung der Anullierungen auf echte Fälle von "von vornherein nichtiger Ehe" (Zwang etc.) und alternativer Möglichkeit der Segung eines zweiten Bundes in einer kleiner privatne Feier, bewusst ohne große Feier und Öffentlichkeit, also keine zweite "Ehe" sonder Partnerschaftssegen als Zeichen der Versöhnung mit der Kirche und Gott nach dem Scheitern der Ehe, daß das den Wunsch nach kirchlihen Zweit-"Ehen" ganz drastisch senken würde. Mindestens die Hälfte derer, die heute anullieren lassen um noch ein zweites Mal unter Orgelbrausen und Weihrauchduft durch die Kirche marschieren zu dürfen würden dankend auf den Segen verzichten.

 

Die andere Hälfte aber würde den Segen umso dankbarer annehmen.

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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