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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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vor 50 Minuten schrieb Moriz:
vor 1 Stunde schrieb Frank:

Worüber wir nicht reden müssen ist Evangelisierung.

Das ist eine der wesentlichen Aufgaben der Kirche. Also muß das immer Thema sein.

Das sehe ich Grundlegend anders und gleichzeitig stimme ich insofern zu als das der Umgang der Kirche mit ihrer Schuld seinerseits Evangelisierung ist.

Um in jeder andern Art und Weise, über das Evangelium, sprachfähig zu werden muss die Kirche ihre sündhaften Strukturen aufarbeiten.

In ethischen Fragen - um nur ein Beispiel zu nenen - hat sie so lange zu schweigen, wie sie diese Aufarbeitung nicht geleistet hat.

 

 

 

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vor 3 Stunden schrieb Moriz:

Und das "löst endich die Missbrauchsfrage"?

Wenn mein Umgang mit Macht, für mich Konsequenzen hat - für mich positive wenn ich sie richtig gebrauche, für mich negative wenn ich meine Macht missbrauche - dann ist schon ein wichtiger Schritt in Richtung Missbrauchsprävention getan.

Von daher: Ja, wenn krichliche Amtsträger nicht mehr einfach dahin versetzt werden, wo sie aus der Schusslinie sind, löst das die Missbrauchsfrage. Selbstverständlich!

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vor 2 Stunden schrieb Frank:

Wenn mein Umgang mit Macht, für mich Konsequenzen hat - für mich positive wenn ich sie richtig gebrauche, für mich negative wenn ich meine Macht missbrauche - dann ist schon ein wichtiger Schritt in Richtung Missbrauchsprävention getan.

Von daher: Ja, wenn krichliche Amtsträger nicht mehr einfach dahin versetzt werden, wo sie aus der Schusslinie sind, löst das die Missbrauchsfrage. Selbstverständlich!

Ich vermute eher, dass die Frage nach Machtmissbrauch offen bleiben wird und insofern nie gelöst werden kann.

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vor 4 Minuten schrieb Chrysologus:
vor 2 Stunden schrieb Frank:

Wenn mein Umgang mit Macht, für mich Konsequenzen hat - für mich positive wenn ich sie richtig gebrauche, für mich negative wenn ich meine Macht missbrauche - dann ist schon ein wichtiger Schritt in Richtung Missbrauchsprävention getan.

Von daher: Ja, wenn krichliche Amtsträger nicht mehr einfach dahin versetzt werden, wo sie aus der Schusslinie sind, löst das die Missbrauchsfrage. Selbstverständlich!

Ich vermute eher, dass die Frage nach Machtmissbrauch offen bleiben wird und insofern nie gelöst werden kann.

 

Weil Machtgebrauch für den "Gebrauchenden" meistens Vorteile hat. Begrenzen läßt sich Machtgebrauch nur durch Konkurrenz, also durch "Checks and Balances". Leider neigt solche Konkurrenz entweder dazu, daß eine Seite die Konkurrenz gewinnt, und die Gegenseite damit als Konkurrent ausscheidet, oder, wenn das nicht möglich ist, durch Kartellbildung: will heißen, die Konkurrenten schließen sich zusammen gegen die Machtschwächeren. 

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vor 7 Stunden schrieb Moriz:

Und das "löst endich die Missbrauchsfrage"?

Es brächte einiges und würde Entscheidungen durchsichtiger machen.

Ganz lösen wird man die Missbrauchsfrage nicht können. Überall, wo Kinder sind, wird es - leider - auch Missbrauch geben. 
Selbst eine Verhaftung aller Bischöfe (die ohnehin niemand fordert) brächte keine endgültige Lösung, da die möglichen künftigen Täter immer noch da sind.

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Am 28.12.2021 um 20:11 schrieb MartinO:

Ganz lösen wird man die Missbrauchsfrage nicht können. Überall, wo Kinder sind, wird es - leider - auch Missbrauch geben.

 

Ich möchte das nicht auf Kinder beschränken, was die Diskussionen um psychischen und teilweise auch körperlichen Missbrauch von Ordensschwestern zeigen. Missbrauch kann überall auftreten, wo es ein Gefälle gibt - man mag es "Machtgefälle" nennen, das lenkt aber IMO die Gedanken in eine zu einseitige Richtung. Ich würde es eher als "psychisches Gefälle" bezeichnen. Und natürlich kann man Missbrauch nie abschaffen, es wird immer passieren. Auch wenn die Personalakquisition perfekt sein sollte, rutschen Fälle durch.

 

Für mich ist das "Missbrauchsproblem" nicht der einzelne Fall eines Missbrauchs, sondern die teilweise erhebliche Häufung und die immer wieder beobachteten und teilweise sogar offen eingestandenen Versuche, das zu vertuschen, ohne die Beteiligten von potentiellen Opfern nachhaltig zu isolieren (wobei ich mich bis heute frage, warum man letzteres nur so selten tat - vertuschen ist eines, aber die kirchenintern bekannten Täter danach wieder auf die vom Täter präferierte potentielle "Opfergruppe" loszulassen, dass übersteigt meinen Verstand).

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Am 28.12.2021 um 20:11 schrieb MartinO:

Es brächte einiges und würde Entscheidungen durchsichtiger machen.

Ganz lösen wird man die Missbrauchsfrage nicht können. Überall, wo Kinder sind, wird es - leider - auch Missbrauch geben. 
Selbst eine Verhaftung aller Bischöfe (die ohnehin niemand fordert) brächte keine endgültige Lösung, da die möglichen künftigen Täter immer noch da sind.

das Problem sind die kirchlichen Strukturen die das fördern

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vor 4 Stunden schrieb Lothar1962:

Für mich ist das "Missbrauchsproblem" nicht der einzelne Fall eines Missbrauchs, sondern die teilweise erhebliche Häufung und die immer wieder beobachteten und teilweise sogar offen eingestandenen Versuche, das zu vertuschen, ohne die Beteiligten von potentiellen Opfern nachhaltig zu isolieren (wobei ich mich bis heute frage, warum man letzteres nur so selten tat - vertuschen ist eines, aber die kirchenintern bekannten Täter danach wieder auf die vom Täter präferierte potentielle "Opfergruppe" loszulassen, dass übersteigt meinen Verstand).

Der Täter hat dem Bischof in die Hand versprochen, daß sowas nie wieder vorkommt. Und der Täter hat dieses Versprechen auch ernst gemeint. Und ich vermute: In vielen Fällen ist dann auch nichts mehr passiert. Daß dahinter aber auch eine psychische Konstellation stecken kann, die sich nicht mit einem Versprechen ändern lässt, das wird erst so allmählich klar.

 

Die nächste Frage wäre: Hat der einzelne Bischof eine bedenkliche Häufung wahrgenommen? Möglicherweise kam ihm allenfalls ein mal im Jahr ein Fall zu Ohren. Das kann leicht unter 'Einzelfälle' verdrängt werden. Insbesondere auch dann, wenn darüber nicht unter Kollegen gesprochen wird. Und das passiert möglicherweise erst seit 'Canisius'.

 

Und ein letzer Punkt: So sehr ich deine Verständnislosigkeit nachvollziehen kann, so sehr verhindert sie auch eine gründliche Aufarbeitung. Da muß man nämlich, auch wenn es schwer fällt, mit Verständnis drangehen, zumindest mit dem Versuch zu verstehen. Sonst landet man nur bei einer Vorveruteilung, aber nicht bei der Aufarbeitung.

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vor 17 Stunden schrieb Moriz:

Und ein letzer Punkt: So sehr ich deine Verständnislosigkeit nachvollziehen kann, so sehr verhindert sie auch eine gründliche Aufarbeitung. Da muß man nämlich, auch wenn es schwer fällt, mit Verständnis drangehen, zumindest mit dem Versuch zu verstehen. Sonst landet man nur bei einer Vorveruteilung, aber nicht bei der Aufarbeitung.

 

Natürlich. Ich bin nicht mit der Aufarbeitung beschäftigt - ich glaube nicht, dass ich die dazu gehörigen Fähigkeiten hätte. Ich denke, Lydia Benecke könnte das besser - vermutlich wäre sie auch nicht so verständnislos wie ich, sondern könnte die Vorgänge nachvollziehen.

Ich bin nicht Psychologe, sondern Chemieingenieur. Uns braucht man auch. Vermutlich in Zukunft sogar noch mehr...

 

Übrigens: Nach Deiner Erklärung verstehe ich zumindest ein ganz klein wenig mehr. 

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Am 31.12.2021 um 10:24 schrieb Lothar1962:

 

Natürlich. Ich bin nicht mit der Aufarbeitung beschäftigt - ich glaube nicht, dass ich die dazu gehörigen Fähigkeiten hätte. Ich denke, Lydia Benecke könnte das besser - vermutlich wäre sie auch nicht so verständnislos wie ich, sondern könnte die Vorgänge nachvollziehen.

Ich bin nicht Psychologe, sondern Chemieingenieur. Uns braucht man auch. Vermutlich in Zukunft sogar noch mehr...

 

Übrigens: Nach Deiner Erklärung verstehe ich zumindest ein ganz klein wenig mehr. 

Ich bin - zu meinem Bedauern - nun mit der Aufarbeitung beschäftigt. Daher möchte ich auf einige für dieses Thema wesentliche Unterschiede hinweisen:

Aufarbeitung ist etwas anderes als das Aufklären von Vorwürfen - die Aufklärung hat zum Ziel, festzustellen, ob X etwas mit Y gemacht hat, wann, wo, was und wie oft. Und bei der Gelegenheit wird auch gefragt, welche weitere Gefahr ggf. von X ausgeht und wie mit ihm zu verfahren ist. Aufklärung entspricht also dem staatlichen Ermittlungs- und Strafverfahren in Verbindung mit einem Disziplinarverfahren, der Fokus liegt auf Tat und Täter. Die Betroffenen bleiben (wie beim Staat) etwas außen vor, es spielt nur bei der Zahlung in Anerkennung des Leids eine Rolle. Am Ende von Aufklärung steht dabei auch eine Liste von Taten und Tätern, also die (notwendig ungenaue) Angabe der Zahl der Täter, der Betroffenen und der Zeiträume, in denen Taten geschahen.

Die Aufarbeitung, die im Moment in den Diözesen mehr oder minder weit gediehen  ist, geht der Frage nach, wie das System sich verhalten hat, wo es Taten begünstigte und wie es neue Taten verhindern kann. Dazu wird auch erhoben, was X mit Y gemacht hat, aber hier geht es weniger um die Tat als vielmehr um den Arbeitsrahmen von X und den Umgang mit Y durch die Kirche. Die Zahlen sind eine Grundlage der Arbeit, aber nicht deren Ziel. Dafür interessiert sich Aufarbeitung auch für straf- und  disziplinarrechtliche Grenzverletzungen, die die Hürde zur Strafbarkeit nicht überschreiten. Ob das nun depperte Aufklärungsversuche sind oder Zölibatsverstöße mit knapp über 18-Jährigen, das sollte mit einbezogen werden.

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vor 17 Minuten schrieb Chrysologus:

Aufarbeitung ist etwas anderes als das Aufklären von Vorwürfen

 

Ich meinte Aufarbeitung. 

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Am 30.12.2021 um 16:56 schrieb Moriz:

Und ein letzer Punkt: So sehr ich deine Verständnislosigkeit nachvollziehen kann, so sehr verhindert sie auch eine gründliche Aufarbeitung. Da muß man nämlich, auch wenn es schwer fällt, mit Verständnis drangehen, zumindest mit dem Versuch zu verstehen. Sonst landet man nur bei einer Vorveruteilung, aber nicht bei der Aufarbeitung.

Ich möchte noch eine Analogie ergänzen:

 

Das Verhältnis zur Gewalt in der Erziehung hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. War in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts Gewalt in der Erziehung selbstverständlich, selbst in staatlichen Institutionen wie der Schule (Rohrstock!), so ist sie heute verpönt bis verboten - und das ist gut so!

Allerdings können wir die Vergangenheit, und sei es die Nutzung des Rohrstocks in der Schule, nicht wirklich verstehen, wenn wir sie alleine von unserem heutigen Standpunkt aus betrachten, der Gewalt in der Erziehung eben vollkommen ablehnt.

Genau so ist es mit dem Umgang mit Grenzverletzungen z.B. im pastoralen Bereich. Unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen wurden sie möglicherweise anders wahrgenommen und bewertet. Was wir heute für bösartige Vertuschung halten war damals möglicherweise ein allgemein akzeptierter Umgang mit Überschreitungen. Dies muß bei jeder Aufarbeitung mit berücksichtigt werden.

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vor 3 Stunden schrieb Moriz:

Ich möchte noch eine Analogie ergänzen:

 

Das Verhältnis zur Gewalt in der Erziehung hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. War in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts Gewalt in der Erziehung selbstverständlich, selbst in staatlichen Institutionen wie der Schule (Rohrstock!), so ist sie heute verpönt bis verboten - und das ist gut so!

Allerdings können wir die Vergangenheit, und sei es die Nutzung des Rohrstocks in der Schule, nicht wirklich verstehen, wenn wir sie alleine von unserem heutigen Standpunkt aus betrachten, der Gewalt in der Erziehung eben vollkommen ablehnt.

Genau so ist es mit dem Umgang mit Grenzverletzungen z.B. im pastoralen Bereich. Unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen wurden sie möglicherweise anders wahrgenommen und bewertet. Was wir heute für bösartige Vertuschung halten war damals möglicherweise ein allgemein akzeptierter Umgang mit Überschreitungen. Dies muß bei jeder Aufarbeitung mit berücksichtigt werden.

Ja, die Zeiten waren in den 50ern anders und daraus hat man gelernt.

"Verständis für die Umstände der Zeit" - so möchte ich dein Post mit meinen Worten in einen Satz eindampfen - darf diesem Lernprozess nicht im Wege stehen.

Ja, es gab eine Zeit in der Kleriker sacrosant waren. Soweit dieser Klerikalismus Missbrauch befördert muss er aufgebrochen und beseitigt werden. So wie wir als Gesellschaft es mit der Respektsstellung von Lehrenden getan haben.

 

 

 

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vor 15 Minuten schrieb Frank:

So wie wir als Gesellschaft es mit der Respektsstellung von Lehrenden getan haben.

Zunächst einmal war es ein elementarer Fehler der 68er den "Respekt" vom Amt zu entkoppeln und ihn stattdessen von der Person oder noch konsequenter vom eigenen Gusto abhängig zu machen.

Das Ergebnis sieht man in jeder Grundschulklasse und setzt sich so ganz nebenbei bis in unsere Gerichtssäle fort.

Und nein, damit meine ich nicht, daß Amtspersonen in Ausübung ihres Dienstes keinen Grenzen unterliegen und nach Belieben schalten und walten könnten. Die brachiale Distanzlosigkeit (die übrigens auch in der Du-Sie-Thematik zum Ausdruck kommt) hat unsere Gesellschaft allerdings in keinster Weise weitergebracht. Im Gegenteil halte ich z.B. auch den aktuellen Umgang innerhalb der politischen Kaste, die Querdenker, etc. für ein Produkt dieser Entwicklung.

 

 

Von der grammtikalischen Unsinnigkeit dieses Satzes ganz zu schweigen.

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vor einer Stunde schrieb Flo77:
vor einer Stunde schrieb Frank:

So wie wir als Gesellschaft es mit der Respektsstellung von Lehrenden getan haben.

Zunächst einmal war es ein elementarer Fehler der 68er den "Respekt" vom Amt zu entkoppeln und ihn stattdessen von der Person oder noch konsequenter vom eigenen Gusto abhängig zu machen.

Das Ergebnis sieht man in jeder Grundschulklasse und setzt sich so ganz nebenbei bis in unsere Gerichtssäle fort.

Und nein, damit meine ich nicht, daß Amtspersonen in Ausübung ihres Dienstes keinen Grenzen unterliegen und nach Belieben schalten und walten könnten.

Ob man vielleicht auf der anderen Seite vom Pferd gefallen ist - das zu diskutieren ist dieser Thread der falsche Ort.

Wenn aber die Respektsstellung von Lehrpersonen dazu geführt hat aus Opfern Tätern zu machen (Wenn dir der Lehrer a Watschn gem hat, dann wirst es scho verdient ham), dann wurde sie zurecht aufgebrochen.

Wenn die Weihe dazu führt das ein Priester nach Gusto schalten und walten kann ohne dass das überhaupt hinterfragt werden darf (was du für weltliche Amtspersonen zurecht ablehnst) dann ist 1.: die Frage ob das Teil des Problems "Missbrauch in der Kirche" ist und 2.: die Frage wie man das überwinden kann.

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vor 8 Stunden schrieb Moriz:

Ich möchte noch eine Analogie ergänzen:

 

Das Verhältnis zur Gewalt in der Erziehung hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. War in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts Gewalt in der Erziehung selbstverständlich, selbst in staatlichen Institutionen wie der Schule (Rohrstock!), so ist sie heute verpönt bis verboten - und das ist gut so!

Allerdings können wir die Vergangenheit, und sei es die Nutzung des Rohrstocks in der Schule, nicht wirklich verstehen, wenn wir sie alleine von unserem heutigen Standpunkt aus betrachten, der Gewalt in der Erziehung eben vollkommen ablehnt.

Genau so ist es mit dem Umgang mit Grenzverletzungen z.B. im pastoralen Bereich. Unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen wurden sie möglicherweise anders wahrgenommen und bewertet. Was wir heute für bösartige Vertuschung halten war damals möglicherweise ein allgemein akzeptierter Umgang mit Überschreitungen. Dies muß bei jeder Aufarbeitung mit berücksichtigt werden.

Nun gibt es allerdings einen wichtigen Unterschied: Der Priester galt zwar als hohe Autorität, aber sexuelle Übergriffe waren (anders als körperliche Züchtigung) nie erlaubt oder gar gutgeheißen. 

Es wäre zu entschuldigen, dass man einem einzelnen Kind, das aussagte, der Pfarrer habe es begrapscht, nicht glaubte - nicht aber, wenn mehrere Kinder dasselbe sagten.

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vor 32 Minuten schrieb MartinO:

Nun gibt es allerdings einen wichtigen Unterschied: Der Priester galt zwar als hohe Autorität, aber sexuelle Übergriffe waren (anders als körperliche Züchtigung) nie erlaubt oder gar gutgeheißen. 

Es wäre zu entschuldigen, dass man einem einzelnen Kind, das aussagte, der Pfarrer habe es begrapscht, nicht glaubte - nicht aber, wenn mehrere Kinder dasselbe sagten.

Es geht um den Umgang damit, nicht die Taten an sich. So, wie sich die Einschätzung der Züchtigung geändert hat, hat sich vielleicht auch die Einschätzung der 'Vertuschung' geändert, nicht die Einschätzung der Taten an sich (obwohl: Vermutlich auch das.)

 

Und: Woelki ist darüber gestolpert, daß er seinen 'Lehrpfarrer' geschützt hat, der ein einzelnes Kind aus seiner Verwandschaft missbraucht hat. Wenn man das wie du hier an bestimmten Aussagen festmacht, dann macht man schon was falsch.

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vor 14 Stunden schrieb Moriz:

 nicht die Einschätzung der Taten an sich (obwohl: Vermutlich auch das.)

 

Ja, diese Einschätzung hat sich auch verändert. Früher war man eher geneigt, gerade bei "sakrosankten" Klerikern eine (Mit-/Haupt-/Teil-)Schuld des Opfers anzunehmen. Natürlich war auch damals unstrittig, dass sich der Geistliche falsch verhalten hat (sonst hätte man ja nicht bereits in den 1950ern heimlich Entschädigungen an die Angehörigen gegen eine Schweigevereinbarung gezahlt), aber eben nur teilweise.

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Letztlich sind wir wohl wieder beim leidigen Thema, wie insgesamt mit sexuellem Kindesmissbrauch umgegangen wird. Ich wiederhole mich wohl - ich bin auf das Thema aufmerksam geworden durch einen Film des französischen Fernsehens, wo ein tatsächliches Ereignis als Filmvorlage verwendet wurde. 

Es ging darum, dass ein hoch angesehener Bewohner einer kleinen Stadt im Bas-Rhin, ehrenwerter Veteran des 1. und des 2. Weltkriegs, Unternehmer, Mäzen, Wohltäter, des Kindesmissbrauchs beschuldigt und überführt wurde, schließlich die Taten eingestand und in Untersuchungshaft Suizid beging. 

Zurück blieben die Opfer, die die Kleinstadt mehr oder wenig fluchtartig verlassen mussten und eine völlig ruinierte Gemeinschaft in der Kleinstadt, die nur noch vom Hass auf die Opfer zusammengehalten wurde. Ich denke, das spielte in den frühen 1970ern.

 

Vielleicht sollte man tatsächlich bei der Beurteilung vom Umgang mit Verbrechen in der Vergangenheit etwas langmütig sein: De Gaulle, der eine ausgeprägte Abneigung gegen Deutsche hatte, hat persönlich sämtliche Anklagen gegen die französischen Ausführenden des Massakers von Oradour-sur-Glane durch präsidentiellen Erlass mit der Begründung, das sei im Krieg erfolgt und deswegen gesondert zu betrachten, niedergeschlagen. Die betroffenen Waffen-SS-Mitglieder, soweit sie französische Staatsbürger aus dem Elsass waren, die vorher mit der Todesstrafe rechnen mussten und offensichtlich (laut ihren eigenen Angaben bzw. Niederschriften) aus reiner Mordlust ohne strategisches Ziel handelten, waren nun frei. Die deutschen Staatsbürger wurden verurteilt, anschließend zu lebenslang begnadigt und nach zwei Jahren aus Frankreich abgeschoben. 

 

Der Hauptverantwortliche des Massakers von My Lai wurde in den USA zu einer hohen Strafe verurteilt und bereits am nächsten Tag von Nixon mit sofortiger Wirkung begnadigt, ohne ein Gnadengesuch gestellt zu haben. Begründet mit den "besonderen Begebenheiten des Vietnamkrieges" (was ich allerdings dem Grunde nach nachvollziehen kann - so viele Suizide wie bei Vietnam-Veteranen gab es in den USA bei keiner anderen Gruppe von im Krieg kämpfenden Soldaten - der Vietnamkrieg war auch für die US-Soldaten entsetzlich - ich habe in Nürnberg nebenberuflich einige kennengelernt, nachts waren sie immer noch im Krieg und tagsüber kämpften sie gegen den Ekel gegen sich selbst).

 

Über den Umgang in Deutschland mit Verbrechern des 3. Reichs schweigen wir mal lieber.

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Vorwürfe gegen Benedikt und Marx

 

Zitat

Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche sind neue Details über das Handeln des früheren Papstes Benedikt XVI. und des Münchner Kardinals Reinhard Marx ans Licht gekommen. Nach Recherchen der Wochenzeitung Die Zeit wird insbesondere Joseph Ratzinger durch das dem Blatt vorliegende Dekret eines Münchner Kirchengerichts von 2016 belastet. ..

 

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vor 1 Stunde schrieb Chrysologus:

Es war ja auch  nur eine Frage der Zeit, wann der Fall nach oben kommen würde.

Etwas bewirken könnte allerdings nur Ratzinger / Benedikt selbst durch ein persönliches Schuldbekenntnis. 

Für die staatliche Justiz dürfte der Fall verjährt sein.

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vor 3 Stunden schrieb Chrysologus:

Es war ja auch  nur eine Frage der Zeit, wann der Fall nach oben kommen würde.

Wichtig wäre dass die Glaubenskongregation genau so ermittelt wie bei jeden anderen Bischof in Ruhe

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vor einer Stunde schrieb MartinO:

Etwas bewirken könnte allerdings nur Ratzinger / Benedikt selbst durch ein persönliches Schuldbekenntnis. 

Für die staatliche Justiz dürfte der Fall verjährt sein.

ein Verfahren vor der Glaubenskongregation wäre sehr hilfreich

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vor 2 Stunden schrieb Spadafora:
vor 5 Stunden schrieb Chrysologus:

Es war ja auch  nur eine Frage der Zeit, wann der Fall nach oben kommen würde.

Wichtig wäre dass die Glaubenskongregation genau so ermittelt wie bei jeden anderen Bischof in Ruhe

Wichtig wäre dass das Konsequenzen hat, das Verantwortung eingefordert wird.

Franziskus' handeln bei Heße und Schwaderlapp lässt mich da nicht zuversichtlich sein.

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