Jump to content

Bischofssynode zum Thema "Ehe und Familie"


Udalricus

Recommended Posts

Wahrscheinlich ist der ganze Glaube eine Überfrachtung[/Quote]

schon.

tschuldigung.

Du solltest der Entschuldigung noch hinzufügen, dass Du beim Zitieren die Ironietags, die ich absichtlich für diese Aussage hingeschrieben habe, einfach weggelassen hast.

 

Aber Du sprichst da ein ganz grundlegendes Problem an, das ja auch andere Postings aufgreifen.

 

Schon Luther war der Meinung, dass die Ehe ein weltlich Ding sei. Wer Luthers Meinung teilt, wird selbstverständlich die Sakramentalität der Ehe als eine Überfrachtung sehen. Natürlich ist dann die Eheschließung erst mal rein weltlich. Und der Verlauf der Ehe wird dann als ein rein weltliches Zusammenleben gesehen, das eben bestimmten Normen gehorchen soll. Und mögen auch die Normen der Bibel entnommen sein: Es schwingt eigentlich nichts Göttliches mit. Die Ehe ist und bleibt ein weltlich Ding - ob man nun diesen oder jenen Normen gehorcht. Sie ist kein Sakrament. Und jeder Versuch, die Gegenwart Gottes im Eheleben zu entdecken, wird sich dann als Überfrachtung und als "Überbau" (jaja, auch dieses Wort habe ich im hiesigen Thread gefunden) darstellen.

 

Als Ergebnis bleibt: Die Ehe ist ein weltlich Ding - und Gott bleibt außen vor. Gleiches kann man aber auch für alles andere sagen. Die Bibel ist ein weltlich Ding. Jesus ist ja auch nur ein Mensch - seine Göttlichkeit ist auch nur Überbau.

 

In diesem Punkt unterscheide ich mich von Luther allerdings grundlegend.

Gegenpol zu Luther wäre z.B. Ignatius von Loyola. "Gott entdecken in allen Dingen." Oder ganz konkret: Das Wort des Ordensoberen so annehmen, als komme es von Jesus höchstpersönlich. Selbst wenn das Wort des Oberen als offenkundiger Unfug daherkommt.

 

Ich finde Ignatius' Gedanken sehr nachdenkenswert - auch wenn er ein alter Militarist ist und unbedingt den Ordensoberen als Sakrament Jesu sieht. Warum nicht auch die Gleichgestellten, die Untergebenen. Oder den geringsten meiner Brüder? Oder - meine Fresse! - das Wort einer Frau?

 

Ich bedauere die katholische Engführung der Sakramente, wie sie sich seit dem trienter Konzil ausgeprägt hat, sehr. Klar: Schöne Sache, dass man sich da so ein paar Knackpunkte des Lebens herausgepickt und als Sakramentenfeier gestaltet hat. Aber dass eine unsichtbare Gnade Gottes in ein sichtbares irdisches Gefäß gegossen ist, durchzieht doch das ganze Leben eines Gläubigen.

 

Insbesondere erlebe ich meine Freundschaften und Freunde als Sakrament. Meine Freunde sagen mir immer wieder Sachen (nicht immer die angenehmsten ...), die ich als Wort Gottes an mich ansehe. Vor allem überbringen sie mir eine Sicherheit und eine Hoffnung, die sich mir als Menschen gar nicht zu bieten haben. Selbstverständlich halte ich meine Freundschaften und Freunde für Sakramente.

 

Was hältst Du von Zitaten wie:

Herr und Gott, du bist menschlichen Augen verborgen, aber dennoch in unserer Welt zugegen. Wir danken dir, dass du uns deine Nähe schenkst, wo Menschen einander lieben.

oder

Heiliger Vater, du hast den Menschen erschaffen und ihn als Mann und Frau gebildet, damit beide ein Abbild deiner Liebe sind.

 

Jaja, total ungelenk formuliert. Man erkennt auf den ersten Blick, dass diese Sätze aus liturgischen Büchern stammen. Aber ich meine eigentlich den Inhalt, nicht die sprachliche Ausformung.

Einem Nichtgläubigen sind solche Sätze natürlich auch inhaltlich verschlossen. Aber in Traugesprächen gelingt es mir gelegentlich, sogar hartgesottenen Protestanten den Inhalt solcher Sätze nahezubringen. Sogar bei einem evangelischen Pfarrer ist mir dies schon einmal (ökumenisches Traugespräch) gelungen. "Wir sagen halt nicht 'Sakrament' dazu, aber wir sind derselben Ansicht." Naja. Ich war allerdings so taktvoll, ihn nicht auf Luthers Sichtweise von Ehe anzusprechen. Er hätte sich von dem "ein weltlich Ding" distanzieren müssen, um nicht unglaubwürdig zu werden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Radio Vatikan hat sie auch.

Danke! :)

Der Text ist grandios. :)

 

In der Tat. Diese Bemerkungen sind mir dazu wieder in den Sinn gekommen:

 

Kirchenrecht bleibt Kirchenrecht, Dogma bleibt Dogma, depositum fidei ändert sich auch nicht, aber: (großes Aber):

 

Das alles ist nicht Selbstzweck, sondern hat die Funktion, zum Heil zu führen. Daher kann es nicht nur, es muss sogar den konkreten, einzelnen Menschen nehmen und ihm helfen. Und damit kommt er in die pastorale Lösung: was passt in der je konkreten Situation für den je konkreten Menschen. Das ist nicht alles auf einmal und nicht immer dasselbe. (Salus animarum suprema lex – da muss er nicht einmal den CIC grundlegend schmeißen). Der muss nicht einmal Prioritäten neu setzen, nur ins Gedächtnis rufen, und das tut er. (Menschen waren eigentlich immer schon wichtiger als ein irgendwie "ungeordneter" irgendetwas-Akt. Da ist er auch auf sicherem Boden.)

 

Der definiert „Sünde“ genauso wie JP II, der meint es bitter ernst mit der dienenden Funktion der Kirche, und der ist Jesuit durch und durch. :D

 

Die einen werden dann „liberal“ jubeln und die anderen „lax“ schimpfen; und ich bin gespannt, wer zuerst darauf kommt, dass das weder-noch, sondern das Gegenteil ist: das ist härter, der verlangt so etwas wie "mündige Christen" (auch nicht neu).

 

Papi, sag ihm, dass er da nicht darf! Papi, darf ich das? Papi, das musst Du erlauben!

Nix da, ihr seid doch schon groß!

 

Das sagt er allen, unter anderem den Priestern (da hat er es sehr früh, sehr deutlich gesagt): Die Kirche ist kein Verlag zur Herausgabe von Betriebshandbüchern, und der Papst ist nicht der Telefon-Joker!

Ihr seid geweiht worden, das war ja kein Folklore-Event mit Kostümen und Musik! Da war was mit Vollmacht und Heiligem Geist und in persona Christi capitis und so. Macht was damit und dadurch und schreit nicht ständig nach Befehl und Peitsche. Ich bin Hirte, nicht phönizischer Sklaventreiber!

 

 

Ich bin gespannt, ob ich mich sehr irre. :unsure:

 

Du hast dich also nicht sehr geirrt, sondern den Nagel auf den Kopf getroffen. Vielleicht solltest du ab sofort die Siena-Briefe schreiben... :D

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine "Gebetswelle" wird gestartet.

Ich bete schon mal, dass das kein Tsunami wird. :unsure:

 

Eine theologisch sehr heikle Frage: Was geschieht, wenn Menschen gegeneinander beten?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Da sind die vielen Katholiken, die sich ihren Glauben nicht mehr diktieren lassen. Die selbst ihren Weg zum Glauben finden wollen, die selbst die Bibel studieren/entdecken wollen. Die wenden sich nicht vom Glauben ab, sondern von der Vormachtstellung der Richtungsweiser der rkK. Ich bin mal gespannt, in wie vielen Jahrzehnten man diese Entwicklung im Vatikan registriert.

 

Hm, meiner Beobachtung nach landen viele von denen, die selbst die Bibel studieren/entdecken wollen, bei Positionen, die eher dem des Lehramtes entsprechen, selbst wenn die betreffenden "Bibelforscher" nicht katholisch sind.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wahrscheinlich ist der ganze Glaube eine Überfrachtung[/Quote]

schon.

tschuldigung.

Du solltest der Entschuldigung noch hinzufügen, dass Du beim Zitieren die Ironietags, die ich absichtlich für diese Aussage hingeschrieben habe, einfach weggelassen hast.

 

Aber Du sprichst da ein ganz grundlegendes Problem an, das ja auch andere Postings aufgreifen.

 

Schon Luther war der Meinung, dass die Ehe ein weltlich Ding sei. Wer Luthers Meinung teilt, wird selbstverständlich die Sakramentalität der Ehe als eine Überfrachtung sehen. Natürlich ist dann die Eheschließung erst mal rein weltlich. Und der Verlauf der Ehe wird dann als ein rein weltliches Zusammenleben gesehen, das eben bestimmten Normen gehorchen soll. Und mögen auch die Normen der Bibel entnommen sein: Es schwingt eigentlich nichts Göttliches mit. Die Ehe ist und bleibt ein weltlich Ding - ob man nun diesen oder jenen Normen gehorcht. Sie ist kein Sakrament. Und jeder Versuch, die Gegenwart Gottes im Eheleben zu entdecken, wird sich dann als Überfrachtung und als "Überbau" (jaja, auch dieses Wort habe ich im hiesigen Thread gefunden) darstellen.

 

Als Ergebnis bleibt: Die Ehe ist ein weltlich Ding - und Gott bleibt außen vor. Gleiches kann man aber auch für alles andere sagen. Die Bibel ist ein weltlich Ding. Jesus ist ja auch nur ein Mensch - seine Göttlichkeit ist auch nur Überbau.

 

In diesem Punkt unterscheide ich mich von Luther allerdings grundlegend.

Gegenpol zu Luther wäre z.B. Ignatius von Loyola. "Gott entdecken in allen Dingen." Oder ganz konkret: Das Wort des Ordensoberen so annehmen, als komme es von Jesus höchstpersönlich. Selbst wenn das Wort des Oberen als offenkundiger Unfug daherkommt.

 

Ich finde Ignatius' Gedanken sehr nachdenkenswert - auch wenn er ein alter Militarist ist und unbedingt den Ordensoberen als Sakrament Jesu sieht. Warum nicht auch die Gleichgestellten, die Untergebenen. Oder den geringsten meiner Brüder? Oder - meine Fresse! - das Wort einer Frau?

 

Ich bedauere die katholische Engführung der Sakramente, wie sie sich seit dem trienter Konzil ausgeprägt hat, sehr. Klar: Schöne Sache, dass man sich da so ein paar Knackpunkte des Lebens herausgepickt und als Sakramentenfeier gestaltet hat. Aber dass eine unsichtbare Gnade Gottes in ein sichtbares irdisches Gefäß gegossen ist, durchzieht doch das ganze Leben eines Gläubigen.

 

Insbesondere erlebe ich meine Freundschaften und Freunde als Sakrament. Meine Freunde sagen mir immer wieder Sachen (nicht immer die angenehmsten ...), die ich als Wort Gottes an mich ansehe. Vor allem überbringen sie mir eine Sicherheit und eine Hoffnung, die sich mir als Menschen gar nicht zu bieten haben. Selbstverständlich halte ich meine Freundschaften und Freunde für Sakramente.

 

Was hältst Du von Zitaten wie:

Herr und Gott, du bist menschlichen Augen verborgen, aber dennoch in unserer Welt zugegen. Wir danken dir, dass du uns deine Nähe schenkst, wo Menschen einander lieben.

oder

Heiliger Vater, du hast den Menschen erschaffen und ihn als Mann und Frau gebildet, damit beide ein Abbild deiner Liebe sind.

 

Jaja, total ungelenk formuliert. Man erkennt auf den ersten Blick, dass diese Sätze aus liturgischen Büchern stammen. Aber ich meine eigentlich den Inhalt, nicht die sprachliche Ausformung.

Einem Nichtgläubigen sind solche Sätze natürlich auch inhaltlich verschlossen. Aber in Traugesprächen gelingt es mir gelegentlich, sogar hartgesottenen Protestanten den Inhalt solcher Sätze nahezubringen. Sogar bei einem evangelischen Pfarrer ist mir dies schon einmal (ökumenisches Traugespräch) gelungen. "Wir sagen halt nicht 'Sakrament' dazu, aber wir sind derselben Ansicht." Naja. Ich war allerdings so taktvoll, ihn nicht auf Luthers Sichtweise von Ehe anzusprechen. Er hätte sich von dem "ein weltlich Ding" distanzieren müssen, um nicht unglaubwürdig zu werden.

 

Ich kann das Sakramentsverständnis das aus diesen Zeilen spricht nicht nachvollziehen.

 

Für mich unterscheidet sich das Lutherische "Weltlich Ding" vom katholischen Eheverständnis lediglich dadurch, dass wir Katholiken glauben, dass Gott in seiner Allwissenheit und Güte dem Menschen zur Bewältigung der, mit der Ehe verbundenen Lebensschwierigkeiten als Hilfe für den Ehealltag das Sakrament der Ehe geschenkt hat....ein Sakrament und da halte ich mich an Leonardo Boff ist ja schlicht und einfach ein Zeichen das wirkt. Diese Definition von Sakrament kann davor bewahren im Zusammenhang mit dem Nachdenken über Sakramente in ein frommes Geschwurbel zu verfallen, das nur schwer verschleiern kann, was den der Unterschied zwischen einer sakramentalen Ehe und einer nichtsakramentalen Ehe sein könnte.

Das ist für mich die konkrete Erfahrung aus 46 Ehejahren.

 

Zudem hat uns gerade die abgelaufene Synode gezeigt, wie sehr das offizielle kirchlich Eheverständnis aus dem Ehesakrament einen Danaergeschenk macht. Die ganze Hilflosigkeit der Kirche gerade gegenüber diesem Sakrament schlägt sich dann in der mit abstrus noch freundlich beschriebenen kirchenrechtlichen Ehelehre nieder.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und jeder Versuch, die Gegenwart Gottes im Eheleben zu entdecken, wird sich dann als Überfrachtung und als "Überbau" (jaja, auch dieses Wort habe ich im hiesigen Thread gefunden) darstellen.

Ich habe das Wort "Überbau" in dem von Dir behaupteten Zusammenhang nicht entdecken können....baust Du hier (wiedereinmal) Deinen Strohmann, damit Du etwas zum Abfackeln hast?

bearbeitet von Der Geist
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine "Gebetswelle" wird gestartet.

Ich bete schon mal, dass das kein Tsunami wird. :unsure:

 

Eine theologisch sehr heikle Frage: Was geschieht, wenn Menschen gegeneinander beten?

Sollen die Änderungsbefürworter jetzt aufs Beten verzichten, weil die Linzer zuerst "Hier!" Geschrien haben?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine "Gebetswelle" wird gestartet.

Ich bete schon mal, dass das kein Tsunami wird. :unsure:

 

Eine theologisch sehr heikle Frage: Was geschieht, wenn Menschen gegeneinander beten?

Sollen die Änderungsbefürworter jetzt aufs Beten verzichten, weil die Linzer zuerst "Hier!" Geschrien haben?

 

Nein! Keineswegs! Das war nicht meine Frage!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine "Gebetswelle" wird gestartet.

Ich bete schon mal, dass das kein Tsunami wird. :unsure:

 

Eine theologisch sehr heikle Frage: Was geschieht, wenn Menschen gegeneinander beten?

Genau so viel oder wenig, wie wenn Menschen nicht gegeneinander beten.

Ich glaube nicht, dass der Lauf der Welt von Gebetsmehrheiten festgelegt wird.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nein! Keineswegs! Das war nicht meine Frage!

Ich weiß nicht, ob ich dir jetzt nicht etwas schreibe, was du als Theologe ohnehin weißt aber ich schreib's trotzdem:

 

Das regelmäßige und intensive Gebet wirkt in erster Linie beim Beter. Gott ist nicht die bezaubernde Jeannie, die auf Kommando in der Welt herum hext. Er kann aber den Beter stärken, seinen Blick weiten und ihm Zuversicht schenken.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Long John Silver

Und jeder Versuch, die Gegenwart Gottes im Eheleben zu entdecken, wird sich dann als Überfrachtung und als "Überbau" (jaja, auch dieses Wort habe ich im hiesigen Thread gefunden) darstellen.

 

Die Gegenwart Gottes findest du auch beim Kartoffelschaelen und den Hasenstall ausmisten.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich halte derartige "Gebetsaktionen" - und das dumme Wort Stürme zu vermeiden - überhaupt nur zulässig, wenn sei unter der Einschränkung "Aber nicht wie wir wollen, sondern wie Du willst, stehen.

 

Die Einschränkung braucht man nicht, wenn man schon genau weiß, was Gott will.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine "Gebetswelle" wird gestartet.

Ich bete schon mal, dass das kein Tsunami wird. :unsure:

 

Eine theologisch sehr heikle Frage: Was geschieht, wenn Menschen gegeneinander beten?

:unsure: Gegeneinander beten? :unsure:

 

Es lag mir fern, gegen jemanden zu beten, ich sah nur das Bild einer Welle vor mir, die immer größer und stärker wird. Das nennt man Tsunami. Das ist dann keine reinigende Welle mehr sondern eine Katastrophe. Dagegen wollte ich beten, nicht gegen die Beter, sondern ganz im Gegenteil, ein Gebet dafür, dass sie vor einer möglichen Katastrophe bewahrt werden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wahrscheinlich ist der ganze Glaube eine Überfrachtung[/Quote]

schon.

tschuldigung.

Du solltest der Entschuldigung noch hinzufügen, dass Du beim Zitieren die Ironietags, die ich absichtlich für diese Aussage hingeschrieben habe, einfach weggelassen hast.

 

Aber Du sprichst da ein ganz grundlegendes Problem an, das ja auch andere Postings aufgreifen.

 

Schon Luther war der Meinung, dass die Ehe ein weltlich Ding sei. Wer Luthers Meinung teilt, wird selbstverständlich die Sakramentalität der Ehe als eine Überfrachtung sehen. Natürlich ist dann die Eheschließung erst mal rein weltlich. Und der Verlauf der Ehe wird dann als ein rein weltliches Zusammenleben gesehen, das eben bestimmten Normen gehorchen soll. Und mögen auch die Normen der Bibel entnommen sein: Es schwingt eigentlich nichts Göttliches mit. Die Ehe ist und bleibt ein weltlich Ding - ob man nun diesen oder jenen Normen gehorcht. Sie ist kein Sakrament. Und jeder Versuch, die Gegenwart Gottes im Eheleben zu entdecken, wird sich dann als Überfrachtung und als "Überbau" (jaja, auch dieses Wort habe ich im hiesigen Thread gefunden) darstellen.

 

Als Ergebnis bleibt: Die Ehe ist ein weltlich Ding - und Gott bleibt außen vor. Gleiches kann man aber auch für alles andere sagen. Die Bibel ist ein weltlich Ding. Jesus ist ja auch nur ein Mensch - seine Göttlichkeit ist auch nur Überbau.

 

In diesem Punkt unterscheide ich mich von Luther allerdings grundlegend.

Gegenpol zu Luther wäre z.B. Ignatius von Loyola. "Gott entdecken in allen Dingen." Oder ganz konkret: Das Wort des Ordensoberen so annehmen, als komme es von Jesus höchstpersönlich. Selbst wenn das Wort des Oberen als offenkundiger Unfug daherkommt.

 

Ich finde Ignatius' Gedanken sehr nachdenkenswert - auch wenn er ein alter Militarist ist und unbedingt den Ordensoberen als Sakrament Jesu sieht. Warum nicht auch die Gleichgestellten, die Untergebenen. Oder den geringsten meiner Brüder? Oder - meine Fresse! - das Wort einer Frau?

 

Ich bedauere die katholische Engführung der Sakramente, wie sie sich seit dem trienter Konzil ausgeprägt hat, sehr. Klar: Schöne Sache, dass man sich da so ein paar Knackpunkte des Lebens herausgepickt und als Sakramentenfeier gestaltet hat. Aber dass eine unsichtbare Gnade Gottes in ein sichtbares irdisches Gefäß gegossen ist, durchzieht doch das ganze Leben eines Gläubigen.

 

Insbesondere erlebe ich meine Freundschaften und Freunde als Sakrament. Meine Freunde sagen mir immer wieder Sachen (nicht immer die angenehmsten ...), die ich als Wort Gottes an mich ansehe. Vor allem überbringen sie mir eine Sicherheit und eine Hoffnung, die sich mir als Menschen gar nicht zu bieten haben. Selbstverständlich halte ich meine Freundschaften und Freunde für Sakramente.

 

Was hältst Du von Zitaten wie:

Herr und Gott, du bist menschlichen Augen verborgen, aber dennoch in unserer Welt zugegen. Wir danken dir, dass du uns deine Nähe schenkst, wo Menschen einander lieben.

oder

Heiliger Vater, du hast den Menschen erschaffen und ihn als Mann und Frau gebildet, damit beide ein Abbild deiner Liebe sind.

 

Jaja, total ungelenk formuliert. Man erkennt auf den ersten Blick, dass diese Sätze aus liturgischen Büchern stammen. Aber ich meine eigentlich den Inhalt, nicht die sprachliche Ausformung.

Einem Nichtgläubigen sind solche Sätze natürlich auch inhaltlich verschlossen. Aber in Traugesprächen gelingt es mir gelegentlich, sogar hartgesottenen Protestanten den Inhalt solcher Sätze nahezubringen. Sogar bei einem evangelischen Pfarrer ist mir dies schon einmal (ökumenisches Traugespräch) gelungen. "Wir sagen halt nicht 'Sakrament' dazu, aber wir sind derselben Ansicht." Naja. Ich war allerdings so taktvoll, ihn nicht auf Luthers Sichtweise von Ehe anzusprechen. Er hätte sich von dem "ein weltlich Ding" distanzieren müssen, um nicht unglaubwürdig zu werden.

 

Ja, natürlich steht bei Luther, dass die Ehe "ein weltlich Ding und Hantierung" ist. Das heißt: es ist kein Sakrament, weil es Ehen schon vor Christus gegeben hat und auch bei Nichtchristen gibt, vor allem aber, weil es keine Stele in der Bibel gibt, die besagt, dass Jesus denen, die eine Ehe schließen besondere Gnadengaben versprochen hat. Weil sie also aus diesen Gründen kein Sakrament ist, fällt sie auch nicht in den Zuständigkeitsbereich der Kirche, deren Aufgabe es ist das Wort Gottes zu verkündigen und die (richtigen!!!) Sakramente zu spenden, sondern in den des Staates (deshalb: weltlich). Dieser hat die Aufgabe Regeln für die Ehe aufzustellen von ihrem Anfang (Trauung) bis zu ihrem natürlich oder gewaltsamen Ende. bei kann der Staat die Aufgabe der Trauung auch den Pfarrern übertragen (für diese schreibt Luther so um 1530 sein "Traubüchlein für einfältige Pfarrherrn"). Luther empfiehlt in jedem Fall die Segnung der vorher wie auch immer geschlossenen Ehe, da man bei einer solch wichtigen Angelegenheit auf den Segen Gottes nicht verzichten könne.

 

Dafür dass Gott mit der Ehe und dem Zusammenleben der Menschen nichts zu tun habe, wirst du bei Luther kaum einen Beleg finden.

(Ich habe jedenfalls bei meiner Zulassungsarbeit vor mehr als 50 Jahren akribisch gesucht und das was ich hier ausgeführt habe, ist mir in Erinnerung geblieben. Allerdings musste ich immer wieder feststellen -auch bei den ev. Kollegen- dass sie nicht genau wussten, was bei Luther diese Aussage bedeutet.)

bearbeitet von Elima
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wahrscheinlich ist der ganze Glaube eine Überfrachtung[/Quote]

schon.

tschuldigung.

Du solltest der Entschuldigung noch hinzufügen, dass Du beim Zitieren die Ironietags, die ich absichtlich für diese Aussage hingeschrieben habe, einfach weggelassen hast.

 

war meine Schlamperei. sorry.

 

ich bitte Dich um Verzeihung.

bearbeitet von Petrus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Gegenwart Gottes findest du auch beim Kartoffelschaelen und den Hasenstall ausmisten.

So ist es. Und meistens bemerkt man das gar nicht. Was tagtägliche Verrichtung ist, kann plötzlich religiöser Zugang und Gottesbegegnung werden.

 

Geist hat Leonardo Boff erwähnt - ich nehme an, er meint das Sakrament des Zigarettenstummels. So ein blöder, alltäglicher, stinkender Gegenstand. Da es aber der Stummel der letzten Zigarette seines Vaters war, verändert sich plötzlich die Perspektive für Leonardo. So kannte man seinen Vater: rauchend. Im Blick auf den Zigarettenstummel wird der Vater wieder gegenwärtig - allerdings zunächst einmal nur als Erinnerung. Erst im Glauben kann mehr entstehen: Der Glaube, dass diese Gegenwart nicht nur als eine Erinnerung existiert, von der der tote Vater nichts mehr hat, sondern dass dieses intensive Erinnerungsbild den Wunsch und die Hoffnung, womöglich sogar den Glauben daran stärkt, dass Gott uns eine reale Gegenwart der Verstorbenen schenkt oder schenken wird. Das Erinnerungsbild ist nicht mehr nur ein Kopfprodukt, sondern es bezeichnet eine von Gott geschenkte, eigenständig existente Wirklichkeit. So läuft das mit den Sakramenten.

 

Statt einem Zigarettenstummel geht es vielleicht auch mit Kartoffelschälen, mit Hasenstall. Sogar mit Klopapier. Gott finden in allen Dingen. Einige Dinge oder Begegnungen machen einem diese Erfahrung leichter. Sie machen es wahrscheinlicher, dass man das Sakrament in ihnen entdeckt.

 

Bevorzugt meine ich hier die Ehe, das Eheversprechen, vor allem den Ehepartner. Sogar die gesetzlichen Regelungen können zum Sakrament werden. Sogar der Bruch dieser Regelungen kann zum Sakrament werden. Und manchmal ist dies leichter zugänglich, als Zigarettenstummel, Kartoffeln und Hasenställe.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

war meine Schlamperei. sorry.

ich bitte Dich um Verzeihung.

Jetzt machst Du mich ganz verlegen, indem Du ein ganzes Posting der Verzeihungsbitte widmest. So hoch hat das für mich nicht gehängt. Ich wollte nur noch einmal darauf hinweisen, dass diese Worte ironisch gemeint waren. Ich gehe ja nicht davon aus, dass Du die Tags böswillig weggelassen hast, um andere über meine Absicht zu täuschen. Erst in diesem Falle gäbe es wirklich was zu verzeihen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Long John Silver
Die Gegenwart Gottes findest du auch beim Kartoffelschaelen und den Hasenstall ausmisten.

So ist es. Und meistens bemerkt man das gar nicht. Was tagtägliche Verrichtung ist, kann plötzlich religiöser Zugang und Gottesbegegnung werden.

 

Geist hat Leonardo Boff erwähnt - ich nehme an, er meint das Sakrament des Zigarettenstummels. So ein blöder, alltäglicher, stinkender Gegenstand. Da es aber der Stummel der letzten Zigarette seines Vaters war, verändert sich plötzlich die Perspektive für Leonardo. So kannte man seinen Vater: rauchend. Im Blick auf den Zigarettenstummel wird der Vater wieder gegenwärtig - allerdings zunächst einmal nur als Erinnerung. Erst im Glauben kann mehr entstehen: Der Glaube, dass diese Gegenwart nicht nur als eine Erinnerung existiert, von der der tote Vater nichts mehr hat, sondern dass dieses intensive Erinnerungsbild den Wunsch und die Hoffnung, womöglich sogar den Glauben daran stärkt, dass Gott uns eine reale Gegenwart der Verstorbenen schenkt oder schenken wird. Das Erinnerungsbild ist nicht mehr nur ein Kopfprodukt, sondern es bezeichnet eine von Gott geschenkte, eigenständig existente Wirklichkeit. So läuft das mit den Sakramenten.

 

Statt einem Zigarettenstummel geht es vielleicht auch mit Kartoffelschälen, mit Hasenstall. Sogar mit Klopapier. Gott finden in allen Dingen. Einige Dinge oder Begegnungen machen einem diese Erfahrung leichter. Sie machen es wahrscheinlicher, dass man das Sakrament in ihnen entdeckt.

 

Bevorzugt meine ich hier die Ehe, das Eheversprechen, vor allem den Ehepartner. Sogar die gesetzlichen Regelungen können zum Sakrament werden. Sogar der Bruch dieser Regelungen kann zum Sakrament werden. Und manchmal ist dies leichter zugänglich, als Zigarettenstummel, Kartoffeln und Hasenställe.

 

Ich weiss, nicht warum man das alles so sakramental ueberfrachten muss, alltaegliche Dinge, Ehen, Erinnerungen ... Gott ist sowieso in allen Dingen, egal, ob ich das jetzt extra noch zig-mal betone oder bemerke oder ob es mir egal ist. Das aendert schliesslich nichts an seiner Gegenwart.

 

Ich wuerde - waere ich katholisch - bei einer solchen Art "Brautunterricht" weglaufen, es wuerde mich sehr zum ueberlegen bringen, ob ich so etwas ueberhaupt will, alles das an Ueberlegungen in meine Ehe hinein frachten zu sollen und zu muessen, sie irgendwo hoch zu stilisieren ins was-weiss-ich-wohin - dabei will ich doch nur heiraten und eine Familie gruenden, um mehr nicht. Alltag, wenn man so will. Also, mir wuerde es grauen, wenn mir ein Pfarrer mit solchen Vorstellungen kaeme wie du sie formulierst.

 

Ich denke, den Dingen waere mehr genuege getan, wenn man alles einmal ein paar Stufen nach unten haengt und nicht mit aller Macht noch vergeistigte falsche Ebenen dazu fuegt gewaltsam, die alles nur verkomplizieren sollen.

 

Das, was eine Ehe gut macht, hat schliesslich nichts mit christlich oder katholisch zu tun, sondern mit Liebe. Mir scheint nicht, dass das Ausmass der Liebe in Relation dazu steht, ob man die Ehe als Sakrament betrachtet, es duerfte sogar egal sein, welche Religion man ueberhaupt hat oder gar keine. Fuer mich fokussiert sich das immer in dem huebschen Satz: Du darfst die Braut jetzt kuessen.

bearbeitet von Long John Silver
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Da sind die vielen Katholiken, die sich ihren Glauben nicht mehr diktieren lassen. Die selbst ihren Weg zum Glauben finden wollen, die selbst die Bibel studieren/entdecken wollen. Die wenden sich nicht vom Glauben ab, sondern von der Vormachtstellung der Richtungsweiser der rkK. Ich bin mal gespannt, in wie vielen Jahrzehnten man diese Entwicklung im Vatikan registriert.

 

Hm, meiner Beobachtung nach landen viele von denen, die selbst die Bibel studieren/entdecken wollen, bei Positionen, die eher dem des Lehramtes entsprechen, selbst wenn die betreffenden "Bibelforscher" nicht katholisch sind.

 

Oder sie landen bei deschner- oder buggleförmigen Vorstellungen. Oder bei Vorstellungen, die ich eher bestimmten Freikirchen zuordnen würde.

 

Vielen Dank für die Bestätigung, dass diese Entwicklung noch nicht als bedeutend erkannt wurde.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...