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Synodaler Weg - schon versperrt?


Jan_Duever

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vor 14 Minuten schrieb Spadafora:

warum sagt dann die klassische Moraltheologie daß schon ein mittelschwere Unannehmlichkeit von der Sonntagspflicht  dispensiert ?
 

 

Ist die "Sonntagspflicht" die Motivation für den Besuch der Eucharistiefeier?

Das fände ich relativ traurig!

 

Laura

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vor 7 Stunden schrieb gouvernante:

Nein. Der synodale Weg dient dazu, die strukturellen Hintergründe sexualisierter Gewalt in unserer Kirche in den Blick zu nehmen, so wie es von der MGH-Studie angemahnt wurde.

 

Was hat denn sexualisierte Gewalt mit den Themen Zölibat, Frauen in der Kirche und der katholischen Moraltheologie zu tun? Ich sehe da gar keinen Zusammenhang.

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vor 7 Stunden schrieb laura:

Genau diese Gruppe ist sehr klein. Umfragen ergeben ja gerade, dass die Mehrheit der deutschen Katholiken Zölibat und die Rolle der Frau in der Kirche sehr kritisch sehen - von der Sexualmoral ganz zu schweigen (z.B. https://www.kirche-und-leben.de/artikel/umfrage-zwei-drittel-gegen-pflichtzoelibat-und-fuer-priesterinnen/).

Diejenigen, die den Status quo gut finden, sind eine kleine Minderheit.

 

 

Wenn ich mich mit anderen Gläubigen unterhalte, die ich jeden Sonntag in der Messe antreffe, stelle ich eigentlich immer eine ziemliche Zufriedenheit mit der Kirche fest. Kritik höre ich meistens nur von Menschen, die zwar noch Kirchenmitglieder sind, aber mit der Kirche eigentlich nichts zu tun haben und auch an die meisten Glaubensinhalte gar nicht glauben.

 

 

vor 7 Stunden schrieb laura:

Die meisten Diözesen können jetzt schon absehen, dass sie nicht genug Priester haben, um die Gemeinden zu leiten. Daher legt man immer mehr Gemeinden zusammen. Das kann man vielleicht auch noch 10 Jahre so machen. Nur irgendwann gibt es dann in einer mittelgroßen Stadt mit 80000 Katholiken noch einen deutschsprachigen Priester. Wollen wir das?

 

Werden die Gemeinden nicht eher zusammengelegt, weil es immer wenige Gläubige gibt? In meiner Gemeinde sind in den Messen unter der Woche eine handvoll Gläubige. An den Sonntag etwas mehr, aber weit überwiegend ältere Gläubige. Wahrscheinlicht lohnt es sich irgendwann nicht mehr für so wenige Messbesucher noch eine eigene Gemeinde zu unterhalten? Von einem Massenandrang zur Beichte habe ich bei uns auch noch nie gehört.

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vor einer Stunde schrieb Guppy:

 

Was hat denn sexualisierte Gewalt mit den Themen Zölibat, Frauen in der Kirche und der katholischen Moraltheologie zu tun? Ich sehe da gar keinen Zusammenhang.

Hast du die MHG-Studie gelesen?

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Ich habe sie gelesen. Und sie stellt keinen eindeutigen Zusammenhang her. Wird auch gar nicht gehen, weil der Vergleich mit anderen Institutionen fehlt, sozusagen die Kontrollgruppe. Ohne eine Vergleichsgruppe, die dort anders aufgestellt ist (wie bspw. die protestantische Kirche oder Sportvereine) und eine ähnliche Art von Transparenz aufweist, kann wissenschaftlich gar keine redliche Aussage zu Ursachen aufgestellt werden. Das sind wissenschaftliche Basics.

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vor 2 Stunden schrieb Guppy:

Wenn ich mich mit anderen Gläubigen unterhalte, die ich jeden Sonntag in der Messe antreffe, stelle ich eigentlich immer eine ziemliche Zufriedenheit mit der Kirche fest. Kritik höre ich meistens nur von Menschen, die zwar noch Kirchenmitglieder sind, aber mit der Kirche eigentlich nichts zu tun haben und auch an die meisten Glaubensinhalte gar nicht glauben.

 

Die lauten Hauptträger der Kritik sind nicht Kirchenferne, sondern von-der-Kirche-Lebende, die auf die eine oder andere Art von ihr oder aufgrund ihrer Existenz (wie Theologieprofessoren) alimentiert werden, Kleriker wie Nicht-Kleriker (was nicht beeutet, daß die Glaubensinhalte angenommen werden). Die "Normalen", also der eigentliche Adressat der kirchlichen Arbeit, kommt nicht wirklich vor. Auch nicht im ZdK, da sind sie voll unterrepräsentiert (mangels demokratischer Struktur der Zusammensetzung dort).

 

Der synodale Weg ist ein Gespräch im kleinen Kreis - nur wirklich gemerkt haben das die wenigsten.

bearbeitet von rorro
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vor 1 Stunde schrieb Merkur:

Hast du die MHG-Studie gelesen?

 

Nicht die ganze Studie, aber die Zusammenfassung der Ergebnisse. Und da habe ich nichts davon gelesen, dass die Ursache für Missbrauch darin liegt, dass nur Männer zum Priestertum berufen sind und diese im Zölibat leben.

 

Ich habe leider den traurigen Eindruck, dass der Missbrauch für den synodalen Weg instrumentalisiert wird um gegen bestimmte Dinge in der Kirche zu Felde zu ziehen, die den Kritikern wohl schon länger verhasst sind.

 

Das scheint auch Bischof Voderholzer so ähnlich zu sehen.

 

Zitat

Der Regensburger Bischof führte aus, die thematische Ausrichtung des „synodalen Wegs“ gehe an der Realität der Glaubenskrise in Deutschland vorbei.

An der Wiege dieses Prozesses stehe zudem eine „Unaufrichtigkeit“. Aus den Fällen des sexuellen Missbrauchs den Schluss zu ziehen, dass es bei der Erneuerung um die Themen Ehelosigkeit, Machtmissbrauch, Frauen in der Kirche und Sexualmoral gehen müsse, sei „pseudowissenschaftlich“. Dafür fehlten Vergleichsstudien zu anderen Institutionen.

 

Zitat

Der Bischof sagte, er gehe davon aus, dass ihn sein „Wahrheitsgewissen eher in die Situation bringen wird, Zeugnis zu geben und zu ermahnen – ‚sei es gelegen oder ungelegen“ (2. Timotheus 4,6). Dabei behalte er sich vor, „nach den ersten Erfahrungen gegebenenfalls ganz auszusteigen“. Voderholzer erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass er dem heutigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zweimal feierlich versprochen habe, den katholischen Glauben unverkürzt zu vertreten: 2004 bei seiner Berufung als Professor nach Trier und 2013 bei seiner Bischofsweihe in Regensburg. „Daran fühle ich mich gebunden und ich sehe diese Versprechen gegenwärtig besonders herausgefordert.“

 

https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2019-09/synodaler-weg-bischof-voderholzer-vorbehalte-pseudowissenschaft.html

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vor 20 Minuten schrieb Merkur:

Also kann alles so bleiben wie es ist? 

 

Nein. Aber was muß sich in der Kirche ändern? Die Antwort von Mutter Teresa: „Sie und ich!“

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vor 23 Minuten schrieb Merkur:

Also kann alles so bleiben wie es ist? 

 

Nö. Kirchliches Arbeitsrecht abschaffen, Streikrecht auch in der Kircheneinrichtugnen und Gewerkschaften rein (also der kirchlichen Soziallehre Geltung verschaffen, das will Kardinal Marx aber nicht). Besoldung der Bischöfe durch den Staat abschaffen (will das Kardinal Marx?), dazu mittelfristig die Kirchensteuer abschaffen (das will Kardinal Marx auch nicht). Und im besten Fall auch das Konkordat kündigen (kann nur der Vatikan, ich weiß).

 

DAS wären mal strukturelle Änderungen. Dann hätte sich das mit der Macht und der Frage danach schnell erledigt.

bearbeitet von rorro
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vor 25 Minuten schrieb rorro:

DAS wären mal strukturelle Änderungen. Dann hätte sich das mit der Macht und der Frage danach schnell erledigt.

Dann hätten wir vermutlich eine Situation wie in Frankreich. Das Problem der Entfremdung zwischen Volk und Hierarchie gibt es da aber auch.

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vor 52 Minuten schrieb rorro:

 

Nö. Kirchliches Arbeitsrecht abschaffen, Streikrecht auch in der Kircheneinrichtugnen und Gewerkschaften rein (also der kirchlichen Soziallehre Geltung verschaffen, das will Kardinal Marx aber nicht). Besoldung der Bischöfe durch den Staat abschaffen (will das Kardinal Marx?), dazu mittelfristig die Kirchensteuer abschaffen (das will Kardinal Marx auch nicht). Und im besten Fall auch das Konkordat kündigen (kann nur der Vatikan, ich weiß).

 

DAS wären mal strukturelle Änderungen. Dann hätte sich das mit der Macht und der Frage danach schnell erledigt. 

 

Hat Papst Benedikt nicht schon 2011 bei seinem Besuch in Deutschland von einer nötigen Entweltlichung der Kirche und Aufgabe von Privilegien gesprochen?

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vor 36 Minuten schrieb Merkur:

Dann hätten wir vermutlich eine Situation wie in Frankreich. Das Problem der Entfremdung zwischen Volk und Hierarchie gibt es da aber auch.

 

Es gibt von dort allerdings deutlich mehr geistliche Aufbrüche (Laiengemeinschaften, Priestergemeinschaften und neue Ordensgemeinschaften). Die Kirche dort ist arm. Es gibt viel zu wenige Priester, doch der Ruf der Kirche ist deutlich besser als bei uns.

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vor einer Stunde schrieb rorro:

DAS wären mal strukturelle Änderungen. Dann hätte sich das mit der Macht und der Frage danach schnell erledigt.

Es geht um den Glauben und nicht um Strukturfragen. Sagt Wölki.

 

vor 2 Stunden schrieb rorro:

Die lauten Hauptträger der Kritik sind nicht Kirchenferne, sondern von-der-Kirche-Lebende, die auf die eine oder andere Art von ihr oder aufgrund ihrer Existenz (wie Theologieprofessoren) alimentiert werden, Kleriker wie Nicht-Kleriker (was nicht beeutet, daß die Glaubensinhalte angenommen werden). Die "Normalen", also der eigentliche Adressat der kirchlichen Arbeit, kommt nicht wirklich vor.

Was unterscheidet diese Gruppe von den lauten Verteidigern des status quo? Die werden im Schnitt besser bezahlt.

 

Für meinen Teil Teile ich den Wunsch nach Veränderung, und ich werde nicht von der Kirche alimentiert, gehöre also zu den "Normalen".

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vor 30 Minuten schrieb Merkur:
vor 58 Minuten schrieb rorro:

DAS wären mal strukturelle Änderungen. Dann hätte sich das mit der Macht und der Frage danach schnell erledigt.

Dann hätten wir vermutlich eine Situation wie in Frankreich. Das Problem der Entfremdung zwischen Volk und Hierarchie gibt es da aber auch.

 

Ihr solltet die Entfremdung zwischen Laien und Kleriker unterscheiden von der Entfremdung zwischen Kirchen und Bevölkerung im allgemeinen. Diese Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr geändert als in den Jahrhunderten zuvor. Das gilt vor allem für die Beziehungen der Menschen zu Traditionen und Autoritäten, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen sowie die Machtgewichte zwischen ihnen, und auch die Einstellung der Menschen zu Übernatürlichem. Nichts wird mehr ungefragt hingenommen, nur weil es immer so war, die Bindung an Vereine läßt nach oder verschwindet ganz, ob es nun Gewerkschaften, Schützenvereine oder Kirchen sind.

 

Im Bezug auf zwischenmenschliches Verhalten haben die Menschen eine eigene Meinung, die von ihren persönlichen Interessen bestimmt wird, ob im Bezug auf Sexualität oder das eigene Lebensende, und der Verweis auf übernatürliche Autoritäten verfängt dabei ebensowenig wie auf vermeintlich geweihte Häupter. Kurzum: die bis heute monarchistisch verfaßte kath. Kirche mit einem Mandat "von Gottes Gnaden", regiert ausschließlich von Männern, wirkt wie aus der Zeit gefallen. Kleiner Exkurs am Rande: Die evangelischen Kirchen sind da wesentlich "moderner", haben aber auch eine weit geringere traditionelle und vor allem spirituelle Bindung. Man reibt sich weniger an ihnen, teilt ihre eigentliche "vernünftige" Weltsicht, aber Vernunft zu Ende gedacht, führt nun mal weg von Religionen und ihren Vereinen.

 

Anders ist die Lage bei engagierten Kirchenmitgliedern. Sie teilen die gesellschaftlichen Vorstellungen von Demokratie, Mitbestimmung und Gleichberechtigung der Geschlechter, und sie fühlen sich spirituell gebunden an ihre Kirche. Das macht sie so zornig angesichts der beharrlichen Weigerung des Klerus, auf ihre Wünsche einzugehen. Die Entfremdung zwischen der allgemeinen Bevölkerung und den Kirchen in Europa und der westlichen Welt im allgemeinen ist unvermeidlich, die zwischen den engagierten Laien und dem Klerus ist es nicht. 

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vor 36 Minuten schrieb Marcellinus:

Anders ist die Lage bei engagierten Kirchenmitgliedern. Sie teilen die gesellschaftlichen Vorstellungen von Demokratie, Mitbestimmung und Gleichberechtigung der Geschlechter, und sie fühlen sich spirituell gebunden an ihre Kirche. Das macht sie so zornig angesichts der beharrlichen Weigerung des Klerus, auf ihre Wünsche einzugehen.

 

Du wirst mit dieser Beobachtung Recht haben. aber mir geht sie nicht in die Birne.

 

Ich hoffe, niemand wird behaupten (obwohl, es gibt viele, die so denken), daß demokratische Entscheidungsprozesse absolute Wahrheiten hervorbringen (sowas wird ja bspw. bei den Menschenrechten behauptet). Die Demokratie ist säkular ja der höchste Wert an sich, nicht zwingend das Resultat derselben. Und da es so viele unterschiedliche Ergebnisse unterschiedlicher demokratischer Entscheidungsprozesse in unterschiedlichen Ländern gibt, kann es so etwas wie WahrheitTM in der Demokratie gar nicht geben.

 

Doch genau auf diesem Spielfeld WahrheitTM behauptet die Kirche sich seit 2000 Jahren zu bewegen. Was hat das schon vom Ansatz her mit Demokratie zu tun? Diese spricht zwar auch nicht prinzipiell dagegen, allerdings hat sie hier eben bei weitem nicht den hohen Wert, den sie in säkularen Gesellschaften hat.

 

Die Aufgabengebiete, die Themenfelder, ja, einfach die Ebene dessen, was behauptet wird, ist eine grundlegend andere.

 

Nachtrag: politisch bin ich zu mindestens 100% Demokrat!

bearbeitet von rorro
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vor 11 Minuten schrieb rorro:

Du wirst mit dieser Beobachtung Recht haben. aber mir geht sie nicht in die Birne.

 

Darum gehr es mir auch nicht. ;)  Mir geht es darum, zu verstehen, was da vorgeht. Da sehe ich zwei Ebenen, einmal die gesamtgesellschaftliche, auf der der Einfluß der Kirchen einfach zurückgeht, einfach weil deren Vorstellungen mit der Lebenswirklichkeit der Menschen einfach immer weniger zu tun hat. Die andere Ebene ist die der engagierten Kirchenmitglieder, die einerseits emotional an ihre Kirche gebunden sind, und andererseits Teil dieser säkularisierten Gesellschaft. In der sind monarchistische Herrschaftsstrukturen und Geschlechterunterschiede eben immer weniger zu vermitteln. 

 

vor 11 Minuten schrieb rorro:

Ich hoffe, niemand wird behaupten (obwohl, es gibt viele, die so denken), daß demokratische Entscheidungsprozesse absolute Wahrheiten hervorbringen (sowas wird ja bspw. bei den Menschenrechten behauptet). Die Demokratie ist säkular ja der höchste Wert an sich, nicht zwingend das Resultat derselben. Und da es so viele unterschiedliche Ergebnisse unterschiedlicher demokratischer Entscheidungsprozesse in unterschiedlichen Ländern gibt, kann es so etwas wie WahrheitTM in der Demokratie gar nicht geben.

 

Doch genau auf diesem Spielfeld WahrheitTM behauptet die Kirche sich seit 2000 Jahren zu bewegen. Was hat das schon vom Ansatz her mit Demokratie zu tun? Diese spricht zwar auch nicht prinzipiell dagegen, allerdings hat sie hier eben bei weitem nicht den hohen Wert, den sie in säkularen Gesellschaften hat.

 

Ich würde noch eine Schritt weiter gehen und sagen, daß es so etwas wie absolute Wahrheiten nicht gibt, und das gilt eben auch für die Kirchen. Es ist einfach zu deutlich, daß deren Wahrheiten eben auch nur relativ sind, abhängig von den Umständen. Wenn ich das richtig verstehe, macht daher auch der Wahrheitsbegriff in den Kirchen einen Bedeutungswandel durch, weg von der Wahrheit im Sinne von absoluten Aussagen, hin zu einer "subjektiven Wahrheit" der eigenen Lebensführung: "ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben", und was immer das bedeuten mag, es ist sicher etwas anderes als die "absolute Wahrheit" der alten Kirche.

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vor 1 Stunde schrieb rorro:

 

Es gibt von dort allerdings deutlich mehr geistliche Aufbrüche (Laiengemeinschaften, Priestergemeinschaften und neue Ordensgemeinschaften). Die Kirche dort ist arm. Es gibt viel zu wenige Priester, doch der Ruf der Kirche ist deutlich besser als bei uns.

 

Einspruch Euer Ehren.

Vorweg: Ich bin viel in Frankreich, habe viele katholische Freunde da, auch in geistlichen Gemeinschaften, bin sehr oft dort, nehme auch an Veranstaltungen teil. Daher spreche ich aus eigenen Erfahrungen.

 

Die praktizierenden Katholiken kommen in Frankreich nur aus wenigen Milieus der Gesellschaft, in der Regel aus auch politisch sehr konservativen Milieus, nicht selten Front National Wähler. Ein Großteil der französischen Gesellschaft ist komplett areligiös, hat keinerlei Bezug zur Kirche. Durch den fehlenden Religionsunterricht sind die religiösen Grundkenntnisse sehr gering, auch bei praktizierenden Katholiken (O-Ton eines - gut katholischen und intelligenten - 13 Jährigen: "Die Synagoge ist die Kirche der Muslime". Das würde ein halbwegs guter Schüler in Deutschland in dem Alter (hoffentlich!!) nicht mehr sagen.).

 

Die Kirche hat in der Gesellschaft in Frankreich überhaupt keinen guten Ruf, im Gegenteil, sie ist vollkommen isoliert und marginalisiert. Ich kenne Leute, die nicht möchten, dass ihr Name auf der Internetseite der geistlichen Gemeinschaft stehen (weil sie z.B. im Leitungsteam sind), weil sie berufliche Nachteile befürchten, wenn man über google herausfinden kann, dass sie praktizierende Kathooliken sind.

 

Die Priester sind wenige - und vollkommen überaltert. Die Zukunft der Kirche ist damit absolut ungewiss.

 

Was die neuen geistlichen Gemeinschaften betrifft: Ja, es gibt viel mehr neue Aufbrüche, der prozentuale Anteil der praktizierenden Katholiken, die in einer geistlichen Gemeinschaft sind, ist viel höher als in Deutschland. Allerdings sind viele dieser Gemeinschaften neokonservativ (es gibt auch andere), manche sind hoch gefährlich, praktizieren geistlichen Missbrauch. Sehr interessant ist in diesem Kontext folgende Website: https://www.avref.fr/

 

Also: Leider auch kein Paradies ...

 

Laura

 

 

bearbeitet von laura
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Als Paradies habe ich das auch nie gesehen. Uns einige Jahre oder wenige Jahrzehnte voraus, was viele Situationen angeht. Der Reichtum der Kirche hier überdeckt noch viel.

 

Als ich mich auf meinen jetzigen Job beworben hatte, hatte ich ganz offen in den Unterlagen geschrieben, daß ich fröhlich-katholisch bin, im OFS, und mich das ganze generell sehr interessiert. Aufgrund meiner Führungsposition habe ich mir einige kritische Fragen dazu von Personalabteilung wie Betriebsrat anhören müssen. Genommen haben sie mich trotzdem.

Ja, man kann Contra bekommen. Wer hat uns je etwas anderes versprochen?

 

In Europa gibt es aufgrund der Historie (und ehemals staal. Abhängigkeit) wie erwähnt überhaupt nicht die Tradition der Laien-Katecheten. Fällt daher staatl. RU weg, gibt es keine Bildung mehr für die Jugend. Wenn die Kirche das nicht breit angeht, geht das mit dem Schrumpfen ganzganz schnell.

 

Ich weiß zwar nicht, was "neokonservativ" heißen soll - ich nehme an, Du meinst, daß die Leute da die Lehre der Kirche vertreten - aber was bspw. über den Gründer Johannesgemeinschaft rauskam, läßt auch bei mir Würgereize aufkommen. Es ist erstaunlich, wie weit das Maciel-Syndrom (charismatischer Führer führt ekelhaftes Doppelleben) auch hier durchgeschlagen hat.

 

Ich glaube wer in Frankreich katholisch ist, ist es bewußter als hier (im Durchschnitt). Er wird seine Kinder selbst bilden (oder eben nicht, selbst schuld). Das steht uns alles noch bevor. Doch im Evangelium steht nichts von "gesellschaftlichem Einfluß" oder "politische Privilegien".

 

Es ist nicht umsonst ein Franzose gewesen (Rémi Brague), der den Unterschied zwischen Christen und "Christianisten" definierte und der folgendes sagte, was mich schon lange stört und 1:1 zur Kirche hierzulande paßt (und auch zum synodalen Weg):

 

Zitat

Ich sehe hier eine starke Klerikalisierung im Gange. Wenn ich an die 1950er und 1960er Jahre zurückdenke, da gab es Gilson, Maritain. Und Claudel, Mauriac… Freie Männer wie Gilson, Maritain… gibt es im kulturellen Leben Frankreichs nicht mehr. Wenn die Medien von der Kirche sprechen müssen, stellen sie ihre Fragen irgendeinem Kirchenmann. Die Kirche wird mit dem Klerus identifiziert. So erscheinen die Bischöfe und die Kardinäle wie Pressesprecher eines Unternehmens. Sie machen ihren Job ja auch so gut wie möglich, das Problem ist nur, dass das nicht ihr Job ist. Die Bischofskonferenzen haben die Tendenz, sich mit Fragen zu befassen, die sie nicht betreffen, für die sie weder zuständig noch kompetent sind.

 

Und zu den Christianisten und Christen (erstere wollen seinem Wort nach die christliche Zivilisation verteidigen, ohne den Glauben an Christus zu haben), das ganze Interview ist sehr lesenswert:
 

Zitat


Die Zivilisation des christlichen Europa wurde von Menschen erbaut, die keineswegs den Zweck verfolgten, eine „christliche Zivilisation“ zu erbauen. Wir verdanken sie Menschen, die an Christus glaubten, nicht Menschen, die an das Christentum glaubten.

[...]

Christus ist nicht gekommen, um eine Zivilisation zu erbauen, sondern, um die Menschen aller Zivilisationen zu retten. Das, was man „christliche Zivilisation“ nennt, ist nichts anderes als die Gesamtheit der „Nebenwirkungen“, die der Glaube an Christus auf die Zivilisationen hatte, die seinen Weg gekreuzt haben. Wenn man an Seine Auferstehung glaubt, und an die Auferstehung eines jeden Menschen in Ihm, sieht man alles in einem anderen Licht und handelt auch demzufolge, und zwar in jedem Bereich. Aber es dauert sehr lange, bis man sich dessen bewußt ist und das auch in die Tat umsetzen kann. Daher befinden wir uns vielleicht erst am Anfang des Christentums.

 

 

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vor 5 Stunden schrieb Marcellinus:

Kurzum: die bis heute monarchistisch verfaßte kath. Kirche mit einem Mandat "von Gottes Gnaden", regiert ausschließlich von Männern, wirkt wie aus der Zeit gefallen.

 

Genau das hat mich an der Kirche total fasziniert und mich auch zur Kirche hingezogen. 

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vor 3 Stunden schrieb Guppy:

Genau das hat mich an der Kirche total fasziniert und mich auch zur Kirche hingezogen. 

 

Ja, das können sie, wenn sie wollen, mit viel Tüll, Weihrauch und Musik. Großes Theater eben, aber nicht mehr nach Sinn und Geschmack der Mehrzahl der Menschen. Daher hat es immer etwas von Reenactment. ;)

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vor 4 Stunden schrieb Guppy:

  

vor 11 Stunden schrieb Marcellinus:

Kurzum: die bis heute monarchistisch verfaßte kath. Kirche mit einem Mandat "von Gottes Gnaden", regiert ausschließlich von Männern, wirkt wie aus der Zeit gefallen.

 

Genau das hat mich an der Kirche total fasziniert und mich auch zur Kirche hingezogen. 

 

Gottes Wege sind wunderbar...

 

Das Wesentliche der Kirche ist aber etwas ganz anderes: Eine Gemeinschaft gottgläubiger Menschen, die einander im Glauben unterstützen und Ungläubige zu diesem Glauben einladen.

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vor 20 Minuten schrieb Moriz:

Das Wesentliche der Kirche ist aber etwas ganz anderes: Eine Gemeinschaft gottgläubiger Menschen, die einander im Glauben unterstützen und Ungläubige zu diesem Glauben einladen.

 

Von außen sieht das ein bißchen anders aus, ein Verein, in dem die Gläubigen vielleicht noch 10% ausmachen, und der Rest eher aus Tradition, Bequemlichkeit oder beruflichen oder familiären Notwendigkeiten seinen Mitgliedsbeitrag zahlt.

 

Trotz allem mag das für den einen oder anderen Außenstehenden einladend erscheinen, nur ist das eine Drehtür, durch die schon seit Jahrzehnten mehr rausgehen als rein.

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