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Taufe durch Laien


Frank

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vor 2 Stunden schrieb mn1217:
Am 20.3.2022 um 19:01 schrieb Higgs Boson:

Verheiratet, das dürfte tatsächlich weitgehend identisch sein. Aber die Funktion einer heidnischen Taufe dürfte sich sehr von der christlichen unterscheiden.

Naja,zumindest Katholiken werden nicht verheiratet sondern heiraten(aktiv) einander. Das Ehesakrament spenden die Oartner nämlich einander.  Das finde ich schon einen wichtigen Unterschied. 

 

Selbstverständlich hast Du recht, doch in beiden Fällen ist 'verheiraten' nicht korrekt. Überall dort, wo die Eheschliessung auf Konsens beruht (was auch bei arrangierten Ehen der Fall sein kann), heiraten die Partner einander.

 

Danke für die Korrektur.

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vor 14 Stunden schrieb rorro:

Mit dem Satz kann ich wenig anfangen. Stelt der Glaube an die offenbarte Lehre eine "Fixierung" dar? Dann bin ich fixiert, so what.

Ja, wenn der Glaube sich darauf beschränkt und die Lebensbereiche, die außerhalb der offenbarten Lehre liegen, vernachlässigt. Heute nennt man so etwas wohl Filterblase.

bearbeitet von Merkur
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vor einer Stunde schrieb Merkur:

Ja, wenn der Glaube sich darauf beschränkt und die Lebensbereiche, die außerhalb der offenbarten Lehre liegen, vernachlässigt.

 

Kannst Du das mit Beispielen füttern? Das ist so ein wenig unkonkret.

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Vielen Dank für den sehr informativen Thread.

 

Ich kann nur auf wenige Aspekte ergänzen.

 

Punkt „Was machen die Priester den ganzen Tag?“: Ja, weite Autofahrten. Dazu kommen viele Trauerfälle (= Seelsorge in der Familie, Vorbereitungsgespräche und Organisation, Beerdigung selbst). Von nur einem Punkt der Aufzählung bekommt die große Masse was mit und trotzdem ist der Priester stark eingespannt.

Bereits vor dem Start der pastoralen Räume entstanden riesige Gemeinden wie in der Nachbargemeinde. Dort fusionierte man kräftig die Ortsgemeinden und schaffte dabei die Sekretärinnen immer mit ab und zum Schluß auch die Stelle im Hauptort. Dann hat der Priester um Versetzung in eine andere Gemeinde im Bistum gebeten, weil die Größe (mit 70 km Autobahn von Nord nach Süd) und der Personalmangel ihn an die Grenzen seiner körperlichen Kräfte brachte. Bei diesen riesigen Ausdehnungen ist eine Seelsorge vor Ort und bei jedem gar nicht möglich. Dieser Priester hat bspw. gerne die Beichte im Auto gehört. Synergieeffekt.

Außerdem fühlen sich manche Pfarrer (konfessionsunabhängig) eher wie Immobilienverwalter. Kirchen, Pfarrhäuser, Friedhofskapellen, Friedhöfe, Gemeindehäuser ... Irgendwo leckt es immer, irgendwo rostet immer was durch, irgendwo gammelt immer das Dach.

Ein Grund von vielen, warum (junge) Männer sich doch gegen das Theologiestudium und gegen die Priesterweihe entscheiden: Sie wollen Menschen das Wort Gottes verkündigen, sich um Seelen sorgen und nicht am Schreibtisch Verwaltungskram abarbeiten. Das können meiner Meinung nach andere mit anderen Qualifikationen und Talenten besser.

 

Punkt „Aufgabenübernahme durch Laien“ Völlig unabhängig vom Dürfen und Wollen und von theologischen Grundsatzgedanken, die definitiv interessant sind, muß es auch Laien geben, die das schon aus zeitlichen Gründen schaffen. Jedes Ehrenamt, so toll es auch ist, kostet Zeit. Bei Vollzeitarbeit inkl. Fahrwege und Familien- & Freundeskreisversorgung stelle ich mir das mitunter sehr schwer vor.

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Am 27.3.2022 um 16:40 schrieb rorro:

 

Kannst Du das mit Beispielen füttern? Das ist so ein wenig unkonkret.

Wer Menschen eine Religion nahebringen will, sollte ihnen einen Nutzen vermitteln: Lebenshilfe, Resilienz, kulturelle Bereicherung, Beziehungen, irgendwas. Der Nutzen einer Religion liegt im Regelfall außerhalb der offenbarten Lehre. Wenn dieser Aspekt fehlt, kann man mit einer Religion nichts gewinnen. Beispiel: Die ausufernde Verbotskultur im Bereich der Morallehre ist für die Mehrzahl derjenigen, die prinzipiell für eine Religon empfänglich wären, nicht von Interesse. Eine Religion, die sich so präsentiert, wird nicht angenommen. Weiteres Beispiel:  Die argumentlose Fokussierung auf Lehraussagen als einzig akzeptable Ansicht (insbesondere wenn hierdurch der Graben zwischen Zeitgeist und Lehre noch vertieft wird). Das ist für eine Minderheit interessant, für die Mehrheit nicht, und daher m.E. nur religiöse Kleingruppierungen ein gangbarer Weg. EIne christliche Gesellschaft kann man so nicht begründen.

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vor einer Stunde schrieb Merkur:

Wer Menschen eine Religion nahebringen will, sollte ihnen einen Nutzen vermitteln: Lebenshilfe, Resilienz, kulturelle Bereicherung, Beziehungen, irgendwas. Der Nutzen einer Religion liegt im Regelfall außerhalb der offenbarten Lehre. Wenn dieser Aspekt fehlt, kann man mit einer Religion nichts gewinnen.

 

Abgesehen davon, daß das nur für sekundäre Religionen gilt, wann hätte eine Religion je einen solchen "Nutzen" gehabt? "Werde Mitglied bei uns, wir veranstalten so schöne Kirchweihfeste, beim Kirchenkaffee triffst du einen Partner und wenn du Kummer hast, sind wir für dich da"? Hört sich an nach einem Sektenprogramm, und das kommt zu einem hohen Preis, der Isolation nämlich von allen Nicht- oder Andersgläubigen. Ich bin ja nun nicht besonders fromm, aber die Kategorie "Nutzen" wäre das letzte, was mir im  Zusammenhang mit Religion einfiele.

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Das gilt für jede Art von Religion, für primäre vermutlich noch mehr. Es geht bei diesem Nutzen nicht darum, irgendwie seine Freizeit zu verbringen oder sonstige Oberflächlichkeiten, sondern um grundlegende, existenzielle Fragen. Die Isolation von Nicht- und Andersgläubigen ist ein anderes Thema, jedenfalls ist sie nicht zwangläufig der Preis, den man für die Vorteile einer Religion zahlen muss. Diesen Punkt habe ich in meinem Posting ja angesprochen. 

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vor 14 Minuten schrieb Merkur:

Das gilt für jede Art von Religion, für primäre vermutlich noch mehr.

 

Eine primäre Religion muß einem niemand „nahebringen“. Damit wächst man auf wie mit der Muttersprache. Die bringt einem ja auch niemand bei. Ob Religionen „existenzielle Fragen“ beantworten, scheint mir auch eher zweifelhaft. Vielmehr habe ich aus eigener Erfahrung eher den Eindruck, daß sie große Mühe haben, ihren zukünftigen Mitgliedern die Fragen beizubringen, auf die dann anschließend ihre Antworten passen.

 

Ich sage das nicht, um jemanden zu ärgern, sondern weil ich den Eindruck habe, daß vielen Religiösen schwer fällt zu begreifen, warum ihre „existenziellen Antworten“ immer weniger gefragt sind. Seit ihre Antworten erfunden wurden, ist halt schon etwas Zeit vergangen. Sie sind einfach in die Jahre gekommen. ;)

 

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vor 35 Minuten schrieb Marcellinus:

Eine primäre Religion muß einem niemand „nahebringen“. Damit wächst man auf wie mit der Muttersprache.

Kann ich so nicht nachvollziehen.

 

Das Christentum in Form des rheinischen Katholizismus ist nach dieser Definition für mich auch "Primärreligion". Als Offenbarungsreligion würde ich dem Christentum generell diese Bezeichnung allerdings nicht geben.

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vor 1 Minute schrieb Flo77:

Das Christentum in Form des rheinischen Katholizismus ist nach dieser Definition für mich auch "Primärreligion". Als Offenbarungsreligion würde ich dem Christentum generell diese Bezeichnung allerdings nicht geben.

 

Der "Rheinische Katholizismus" ist allerdings nicht identisch mit dem Katholizismus, und viele wachsen damit auch nicht mehr auf. Daß sekundäre Religionen, wenn sie in einer Gegend relativ lange ungestört existieren, Züge einer Primärreligion annehmen, ist allerdings unbestritten (ohne es allerdings in vollem Umfang zu werden). 

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vor 4 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Der "Rheinische Katholizismus" ist allerdings nicht identisch mit dem Katholizismus, und viele wachsen damit auch nicht mehr auf. Daß sekundäre Religionen, wenn sie in einer Gegend relativ lange ungestört existieren, Züge einer Primärreligion annehmen, ist allerdings unbestritten (ohne es allerdings in vollem Umfang zu werden). 

Zwischen den Zeilen meine ich zu lesen, daß Du Primärreligionen für "unverwüstlich" hältst, insofern sie einfach weitergegeben werden. Angesichts der Säkularisierung des Judentums, Hinduismus, Buddhismus, Shinto, etc. halte ich das für eine eher verwegene These.

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vor 4 Minuten schrieb Marcellinus:

Daß sekundäre Religionen, wenn sie in einer Gegend relativ lange ungestört existieren, Züge einer Primärreligion annehmen, ist allerdings unbestritten (ohne es allerdings in vollem Umfang zu werden). 

Was wäre denn der volle Umfang?

wir neigen immer dazu, das hiesige Christentum mit „dem Christentum“ gleichzusetzen. Anderswo sieht es aber anders aus. Gerade im ostkirchlichen Umfeld wird die jeweilige Variante des Christentums sehr oft als kulturelles Merkmal eines Volkes gesehen

 

Werner

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Gerade eben schrieb Werner001:
vor 11 Minuten schrieb Marcellinus:

Daß sekundäre Religionen, wenn sie in einer Gegend relativ lange ungestört existieren, Züge einer Primärreligion annehmen, ist allerdings unbestritten (ohne es allerdings in vollem Umfang zu werden). 

Was wäre denn der volle Umfang?

wir neigen immer dazu, das hiesige Christentum mit „dem Christentum“ gleichzusetzen. Anderswo sieht es aber anders aus. Gerade im ostkirchlichen Umfeld wird die jeweilige Variante des Christentums sehr oft als kulturelles Merkmal eines Volkes gesehen

 

Primäre Religionen haben keine Offenbarungen, auf denen sie beruhen, und damit auch keine Theologie. Sie bestehen aus Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, und die durchaus auch nicht widerspruchsfrei oder eindeutig sein müssen. Insofern gibt es auch keine Glaubensbekenntnisse, ja keinen allgemein verbindlichen Glauben überhaupt. Primäre Religionen sind verbunden mit dem Volk, in dem sie entstanden sind, und verschwinden mit ihm auch wieder.

 

Mit dem zunehmenden Handel entstand in der Antike die Vorstellung, daß Götter unterschiedlicher Religionen einander entsprechen können. Jupiter und Zeus sind das bekannteste Beispiel. Weil es keine Glaubenssysteme gab, konnten verschiedene Religionen auch nebeneinander existieren. Schwierig wurde das erst mit dem Auftauchen der sekundären Religionen, die für sich einen Exklusivanspruch erhoben. 

 

Wenn heute Varianten des Christentums als kulturelles Merkmal eine Volkes angesehen werden, dann dient das fast immer auch der Abgrenzung gegenüber den Nachbarn, weil man zwar den "gleichen" Gott verehrt, aber eben auf die eigene, einzig richtige Weise. Im Altertum hatten die Völker ihre eigenen Götter, und sprachen denen der anderen die Existenz auch nicht ab. Höchstens ging es um die Frage, welcher Gott der stärkere war. Das Konzept der "falschen" Götter stammt dagegen eindeutig aus dem Monotheismus, und findet sich schon bei Echnaton. 

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vor 22 Minuten schrieb Flo77:
vor 29 Minuten schrieb Marcellinus:

Der "Rheinische Katholizismus" ist allerdings nicht identisch mit dem Katholizismus, und viele wachsen damit auch nicht mehr auf. Daß sekundäre Religionen, wenn sie in einer Gegend relativ lange ungestört existieren, Züge einer Primärreligion annehmen, ist allerdings unbestritten (ohne es allerdings in vollem Umfang zu werden). 

Zwischen den Zeilen meine ich zu lesen, daß Du Primärreligionen für "unverwüstlich" hältst, insofern sie einfach weitergegeben werden. Angesichts der Säkularisierung des Judentums, Hinduismus, Buddhismus, Shinto, etc. halte ich das für eine eher verwegene These.

 

Du solltest bei dem bleiben, was ich auf Zeilen schreibe, nicht bei dem, was du zwischen ihnen "liest". Primärreligionen sind solange "unverwüstlich", wie ihre Tradition nicht gestört wird. Als in Ägypten ein Pharao an die Macht kam, der seinen persönlichen Gott für den "einzig wahren", und alle anderen für "falsche" Götter hielt, war die dortige Tradition in großer Gefahr. Er ist gescheitert. 

 

Als im antiken Rom der Kaiser seinem persönlichen Kult den Weg zur Staatsreligion ebnete, war das der Anfang vom Ende der heidnischen Kulte. Du kannst keinen Kult betreiben, wenn marodierende Gläubige, die dazu noch den Schutz des Kaisers genießen, deine Tempel schänden. Und trotzdem hat es Jahrhunderte gedauert, bis das Heidentum zumindest nach außen hin verschwunden war. 

 

Daß solch eine gewaltsame Beseitigung einer primärareligiösen Tradition auch mißlingen kann, wenn die Beseitigen nicht genügend Zeit haben, zeigt die Wiederkehr vorchristlicher Kulte in Amerika, und daß sie scheitern kann, wenn sich die Anhänger der primären Religionen wehren, zeigt das Beispiel Japan im 16. Jh. 

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vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

 

Eine primäre Religion muß einem niemand „nahebringen“. Damit wächst man auf wie mit der Muttersprache. ...

 

Für den Nutzen, den sie vermitteln ist es unerheblich, ob man sie im Kindes- oder im Erwachsenenalter erlernt hat. Primäre Religionen sind sicherlich schwerer zu erlernen; mit einer schlichten Konversion und etwas Ideologie ist es da nicht getan. Als Kind tut man sich da natürlich leichter.

 

Zitat

Ich sage das nicht, um jemanden zu ärgern, sondern weil ich den Eindruck habe, daß vielen Religiösen schwer fällt zu begreifen, warum ihre „existenziellen Antworten“ immer weniger gefragt sind. Seit ihre Antworten erfunden wurden, ist halt schon etwas Zeit vergangen. Sie sind einfach in die Jahre gekommen. ;)

Da ist leider etwas dran. Das typische Problem großer Unternehmen. Das Management hat sich auf seinen Lorbeeren ausgeruht.

bearbeitet von Merkur
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vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

Primäre Religionen haben keine Offenbarungen, auf denen sie beruhen, und damit auch keine Theologie.

Das würde ich jetzt so nicht formulieren. Es gab Zeiten und Gegenden, da waren die Leute katholisch ohne viel Ahnung von den wesentlichen Inhalten ihrer Religion zu haben. Sie saugten den Glauben quasi seit ihrer Geburt aus ihrem sozialen Umfeld, der Familie, dem Dorf, der Gemeinde, auf. Sie waren katholisch durch Sozialisation, nicht durch Bekehrung oder Wissen um den Glauben. Sie trugen den Himmel über die Felder, trugen riesige Heiligenfiguren aus schwerem Holz steile Berge hinauf, pflanzten auf die Gipfel der Berge Kreuze, in der Stube gab es den Herrgottswinkel ... das alles, ohne dass sie sich groß Gedanken über die Offenbarung oder die Mysterien des eigenen Glaubens gemacht hätten. Sie waren es einfach: katholisch, sozusagen ererbt von den Vätern, ein Kulturgut wie der Gamsbart, der Jodler, die Tracht, das gesamte örtliche Brauchtum. Man sollte auch die Beharrlichkeit dieser Art von Glauben, seine Persistenz, nicht unterschätzen. Mag die Lehre sich ändern, das kulturelle Milieu des Glaubens ändert sich zwar auch, aber langsamer, viel langsamer, es ist viel schwerer abbaubar.

bearbeitet von Mistah Kurtz
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Ich sehe den Unterschied immer noch nicht. Meiner Meinung nach siehst du das (wie allgemein üblich) zu sehr durch die westliche Brille. 
Im römischen Reich war ein gemeinsamer Staatskultus ein staatstragendes Merkmal. Mit Einführung des Christentums wurde der eine durch einen anderen ersetzt.
Das gilt auch für Ägypten, nur das Echnaton es nicht schaffte, einen neuen Staatskult einzuführen.

Diese Vorstellung vom allgemeinen Staatskult haben die Nachfolgestaaten des römischen Reiches übernommen, sie kannten ja als römisch Inkulturierte nichts anderes. 

Außerhalb des Reichs sah das anders aus. Das Perserreich kannte keinen gemeinsamen Staatskult, sondern ein Gemenge aus verschiedenen Religionen, die auch nicht in das Zeus=Jupiter-Schema passen. Dort war das Christentum eine Religion inter mehreren, hat nie einen Absolutheitsanspruch vertreten, und ein solcher wurde auch nicht staatlich gefordert.

 

Dieser staatliche Anspruch ist mMn das eigentliche Problem. Wobei spätestens seit der Reformation klar ist, dass der Staatskult austauschbar ist. Interessanterweise haben auch die modernen Nachfolgestaaten der römischen Kultur die Idee nicht abgelegt, es wurden halt neue Kulte erfunden (um Volk, Fahne, Nation, Grundgesetz und dergleichen)

 

Werner

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vor 2 Minuten schrieb Merkur:
vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

Eine primäre Religion muß einem niemand „nahebringen“. Damit wächst man auf wie mit der Muttersprache. ...

Für den Nutzen, den sie vermitteln ist es unerheblich, ob man sie im Kindes- oder im Erwachsenenalter erlernt hat. Primäre Religionen sind sicherlich schwerer zu erlernen; mit einer schlichten Konversion und etwas Ideologie ist es da nicht getan. Als Kind tut man sich da natürlich leichter.

 

Ja, du hast schon recht, aber das war Teil der ganz normalen Erziehung, all die Geschichten, die von Göttern und Helden erzählt wurden, und die immer auch ein Weltbild transportierten. Aber das war Teil des täglichen Lebens. Die Wohnungen waren mit diesen Geschichten dekoriert, sie wurden in der Familie erzählt, sie waren Teil der Volkskultur. Zum Teil faszinieren sie uns bis heute. ;)

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vor 4 Minuten schrieb Mistah Kurtz:
vor 51 Minuten schrieb Marcellinus:

Primäre Religionen haben keine Offenbarungen, auf denen sie beruhen, und damit auch keine Theologie.

Das würde ich jetzt so nicht formulieren. Es gab Zeiten und Gegenden, da waren die Leute katholisch ohne viel Ahnung von den wesentlichen Inhalten ihrer Religion zu haben. Sie saugten den Glauben quasi seit ihrer Geburt aus ihrem sozialen Umfeld, der Familie, dem Dorf, der Gemeinde, auf. Sie waren katholisch durch Sozialisation, nicht durch Bekehrung oder Wissen um den Glauben.

 

Das war allerdings spätestens mit der Reformation vorbei (genauer gesagt, schon bei einigen religiösen Bewegungen vorher). 

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vor 5 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Das war allerdings spätestens mit der Reformation vorbei (genauer gesagt, schon bei einigen religiösen Bewegungen vorher). 

 

Das würde ich nicht sagen. Ich habe als Kind die Sommer bei meinen Großeltern in einem Dorf im bayerischen Wald verbracht. Da habe ich das immer noch so als Selbstverständlichkeit erlebt. Sogar der Doktor, damals eine Autoritätsgestalt im Dorf, hat bei der Ausübung dieser Religion mitgemacht, obwohl es allgemein bekannt war, dass er nicht wirklich glaubte. Trotzdem ging er sonntags in die Kirche und war zu Fronleichnam einer der Träger des Himmels und sang im Kirchenchor mit. Nicht, weil es ihm aufgezwungen wurde, denke ich. Er war einfach Teil dieser katholischen Welt, sozusagen kein Glaubens-, sondern Kulturkatholik. 

bearbeitet von Mistah Kurtz
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vor 6 Minuten schrieb Mistah Kurtz:
vor 8 Minuten schrieb Marcellinus:

Das war allerdings spätestens mit der Reformation vorbei (genauer gesagt, schon bei einigen religiösen Bewegungen vorher). 

 

Das würde ich nicht sagen. Ich habe als Kind die Sommer bei meinen Großeltern in einem Dorf im bayerischen Wald verbracht. Da habe ich das immer noch so als Selbstverständlichkeit erlebt. Sogar der Doktor, damals eine Autoritätsgestalt im Dorf, hat bei der Ausübung dieser Religion mitgemacht, obwohl es allgemein bekannt war, dass er nicht wirklich glaubte. Trotzdem ging er sonntags in die Kirche und war zu Fronleichnam einer der Träger des Himmels und sang im Kirchenchor mit. Nicht, weil es ihm aufgezwungen wurde, denke ich. Er war einfach Teil dieser katholischen Welt, sozusagen kein Glaubens-, sondern Kulturkatholik. 

 

Ja, als Kultur gab es das natürlich, aber es war auch dem letzten Katholiken klar, daß es auch andere Christen gab, und oft nicht weit entfernt, und man war sich nicht wohlgesonnen. Ich habe in einer Kleinstadt unterrichtet, in der sich die Älteren noch daran erinnern konnten, daß zwischen den Schulhöfen der ev. und der kath. Grundschule, die unglücklicherweise an einander grenzten, ein Stacheldrahtzaun gespannt war. Spätestens mit der Reformation hat der Katholizismus seine Selbstverständlichkeit eingebüßt. Das Nebeneinander von unterschiedlichen religiösen Traditionen ist im Christentum einfach nicht vorgesehen. Das gibt es erst heute, wo die eigene Minderheitensituation die Gemeinsamkeiten zwischen den christliche Konfessionen gegenüber der nicht-christlichen Umgebung an Bedeutung gewinnen läßt.

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vor 13 Stunden schrieb Werner001:

Ich sehe den Unterschied immer noch nicht. Meiner Meinung nach siehst du das (wie allgemein üblich) zu sehr durch die westliche Brille. 
Im römischen Reich war ein gemeinsamer Staatskultus ein staatstragendes Merkmal. Mit Einführung des Christentums wurde der eine durch einen anderen ersetzt.
Das gilt auch für Ägypten, nur das Echnaton es nicht schaffte, einen neuen Staatskult einzuführen.

 

Der Unterschied hat auch nichts mit dem Kult zu tun oder wie selbiger organisiert ist. Der Unterschied besteht in der statistischen Verteilung der Art, wie die Religiosität des Einzelnen vom Einzelnen ausgelebt wird. Primäre Religionen haben einen inneren Aufbau, bei dem die primäre Religosität des Einzelnen im Fokus steht, sekundäre einen, bei dem es die sekundäre ist. In der Praxis hat die gelebte Religiosität Anteile von beidem. Im Heidentum überwiegt die primäre, im Protestantismus die sekundäre (bis zum ikonoklastischen Extrem), das Katholische ist primär sekundär, hat aber sekundär viele primäre Anteile (hihi, pun intended).

 

Aufbau primäre Religion vs. Aufbau sekundäre Religion (meiner unbescheidenen Ansicht nach)

 

Und bei der Taufe macht sich sowas durchaus bemerkbar. Sekundär religiös betrachtet geht es um die Regeln - darf ein Laie das oder braucht es jemand Geweihtes. Primär gedacht geht es um den Einfluß auf den persönlichen Kontakt zum Göttlichen. In einer sekundären Religion kommt man um das Regelwerk beim Kontakt zum Göttlichen nicht hinweg, in einer primären schon. Und daher verstehe ich, daß die offiziellen Regeln bei der Taufe für die persönliche Glaubenserfahrung religiös bzw. spirituell wichtig sind.

 

Zum "sekundären" Staatskult in Rom: Der war von der persönlichen Religiosität komplett entkoppelt, das kann man mit dem Christentum trotz vergleichbarer Strukturen nicht direkt im obigen Sinne für die Wichtigkeit vergleichen.

bearbeitet von GermanHeretic
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vor 12 Minuten schrieb GermanHeretic:

Zum "sekundären" Staatskult in Rom: Der war von der persönlichen Religiosität komplett entkoppelt

Also sowas wie "Nationalhymne singen vor Schulbeginn"? Bild des Kaiserr/Königs/Präsidenten/Kanzlers in jeder Klasse und in jedem Amtszimmer?

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vor 6 Minuten schrieb Moriz:

Also sowas wie "Nationalhymne singen vor Schulbeginn"? Bild des Kaiserr/Königs/Präsidenten/Kanzlers in jeder Klasse und in jedem Amtszimmer?

Das trifft es - vorallem bezogen auf das Ende der heidnischen Kaiserzeit - glaube ich, ganz gut.

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vor 48 Minuten schrieb GermanHeretic:

Aufbau primäre Religion vs. Aufbau sekundäre Religion (meiner unbescheidenen Ansicht nach)

Komme ich so nicht mit überein.

 

Der Hauptunterschied zwischen primärer und sekundärer Religion ist üblicherweise ihr Entstehen.

 

Bei der primären Religion entwickelt sich aus den Erfahrungen einer Gruppe eine gemeinsame Mythik. Durch die Mythen werden die Werte, Riten und akzeptablen Lebensmodelle der Gruppe beschrieben und weitergegeben. Einen einzelnen Urheber/Autoren für die Mythen einer Gruppe gibt es in der Regel nicht, entsprechend können auch innerhalb einer Religion durchaus widersprüchliche oder a-chronologische Geschichten nebeneinander erzählt werden.

Die Primärreligion ist eng mit dem Narrativ der Gruppe verwoben bzw. die religiöse Praxis resultiert aus diesem Narrativ. Die Gotteserfahrung des Einzelnen muss dabei nicht zwangsläufig einer bestimmten Form folgen, sondern wird ggf. nachträglich in das Narrativ eingeordnet oder sogar zum eigenen Mythos ausformuliert.

 

Bei der Sekundärreligion basiert die Mythik üblicherweise auf zwei Füßen: der eine ist die Überlieferung/Lehre eines bestimmten Stifters. Die von diesem beschriebenen Gotteserfahrungen sind normalerweise die einzig akzeptablen und auch Gottesvorstellung und Gottesbild sind weitgehend vorbeschrieben.

Normalerweise entwickelt sich als zweiter Fuß eine von den Anhängern erarbeitete Mythik die das Leben und die Person des Stifters beschreibt. Diese sekundäre Mythik hat einen ähnlich verbindlichen Charakter wie das Original und wird gerne herangezogen um Unklarheiten in der Stifterlehre zu lösen...

Merkmal der Sekundärreligionen dürfte das Vorkommen eines bestimmten Glaubensbekenntnisses sein (weshalb das Judentum eine gewisse Zwitterstellung einzunehmen scheint, da eine reale Stifterpersönlichkeit soweit ich weiß nich angenommen werden kann, obwohl ich mir eine Ableitung aus dem Aton-Kult durchaus vorstellen kann), das anzunehmen ist und an dem sich die Zugehörigkeit zur Gruppe bzw. zur Religionsgemeinschaft ebenso festmachen lässt, wie an der Teilnahme am Kult, wobei häufig das Bekenntnis die Eintrittskarte für das Ritual ist.

 

Diese Zugehörigkeit ist bei der Primärreligion weit mehr eine Frage der gesamten Lebensgestaltung, da es im Gegensatz zur Sekundärreligion kein Eintrittsbekenntnis gibt.

 

Darüber hinaus wird die Frage nach der "Schuld" des Menschen, worin sie besteht und wie man sie loswird, in primären Religionen meist anders beantwortet als in sekundären.

bearbeitet von Flo77
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