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Benedikt XVI - was bleibt


Alfons

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In der Familien-Whatsapp werden gerade Bilder geteilt, ein Mitglied (als Erste ausgetreten) wurde von Ratzinger gefirmt. Derweil Diskussionen im Pfarrbüro: Wie lange muss man läuten?

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vor 18 Minuten schrieb nannyogg57:

 Derweil Diskussionen im Pfarrbüro: Wie lange muss man läuten?

Höchstens so lange wie beim Bischof em.

 

Hier ist kein Papst gestorben.

 

 

Ich pers. fühle (noch) gar nichts. Vielleicht eine gewisse Erleichterung, daß wir jetzt endlich keinen Schattenpapst mehr haben.

bearbeitet von Flo77
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das Vatikanische Protokoll macht es anders auch hier in der Diözese wird verfahren wie beim Tod eines Papstes
es ist gut dass diese Anomalie jetzt korrigiert ist

bearbeitet von Spadafora
was vergessen
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RIP

 

Neben seiner Theologie wird in meinen Augen auch der Mut seiner Rücktrittshandlung bleiben - die das Papstamt auch in seiner Dimension wieder in eine menschlichere und der Moderne angemessenere geholt hat.

bearbeitet von Shubashi
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Papst Benedikts Lebensleistung währte lange, als Theologe, seit dem 2. vatikanischen Konzil 1963 bis heute, 2022, fast 60 Jahre.

Seine Theologie, Reflektion und seine Bücher werden erhalten und stehen der Nachwelt zur Verfügung.

Er war ein Mensch, wohl nicht mit mehr Fehlern behaftet als jeder andere Mensch, also fehlbar, empfindsam und scheu.

Er hat sich bemüht, dem Papstamt Würde zu geben, aber Zeit seines Lebens haderte er mit jenen Auswüchsen der Moderne, die er zu Recht kritisierte.

Es es müßig zu fragen ob er auch zurückgetreten wäre, hätte man sich mehr bemüht ihn zu verstehen bzw. wäre es gelungen.

So bleibt ein Geschmack des Unvollendetsein, des Zurückweichens.

Möge er nun ruhen in Frieden - ich denke in Dankbarkeit zurück auf seine Klarheit im Denken.

 

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Als Joseph Ratzinger hat er mir in seinen Büchern viel erklärt, auch wenn ich nicht jede Ansicht teile.

(Geschätzt 10 Bücher von und über ihn stehen im Regal - inzwischen reichlich angestaubt.)

Außerdem habe ich ihn in Rom bei einem Angelus und einer Generalaudienz live erlebt (also richtig live - fast zum Anfassen - 2 m Luftlinie!!!)).

JPII war einfach da - in meiner Kindheit und Jugend.

B16 war für mich immer der streitbare Theologe.
Franziskus ... tja ... im Moment für mich ein Reförmchenversucher.

 

Mit B16 hatte ich emotional betrachtet meine engste Verbundenheit mit dem Vatikan.

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"Dominus Jesus" hat mir imponiert. Da kam Klartext. Wurde damals im Reli am Gymnasium durchgepaukt. Fands aber cool auch wenn es mich letztlich von der Kirche entfremdete. Ich denke er ist die Religion strikt von der intellektuellen Seite her angegangen. Kein Platz für Wohlfühlgeschwafel, Herz-Jesu-Streicheleinheiten, durch Kirchensteuern finanzierter linkliberaler Gremienkatholizismus und Rosinenpickerkatholiken. Intellektuelle Redlichkeit schätze ich immer auch wenn sie meiner Meinungen oder meinen Werten widerspricht. RIP.

bearbeitet von phyllis
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Meine Gedanken:

1) Als die ersten Meldungen über seine schwere Erkrankung kamen, dachte ich völlig unbeteiligt "Und? Er ist alt. Er hat ein erfülltes Leben gehabt. Jetzt geht er seinen letzten Weg. Hoffentlich wird das nicht so ein elend langes öffentliches Sterben wie das von Johannes Paul II., das ich trotz allem emotionalen Entsetzen entschieden schlüssiger empfand als dann den Rücktritt von Paps Benedikt XVI

 

2)Als ich dieser Tage etwas von Nierenversagen und davon las, dass er nicht ins Krankenhaus wollte, spürte ich den sofortigen Impuls "Recht hat er. Er weiß, dass sein Leben zu Ende geht. Warum soll er dieses Ende nicht so haben, wie er es will? Wozu soll er noch ins Krankenhaus?" Es war für mich absolut in Ordnung und ich wünschte mir, dass allen alten Menschen diese Selbstbestimmtheit gegeben würde. Zu viele landen im Krankenhaus, obwohl sie das selbst gar  nicht mehr wollen. 

 

3) Als ich heute von seinem Tod erfuhr, ließ mich das irgendwie völlig kalt. Nun ist er also tot. Möge Gott ihm gnädig sein.

 

4) Damit hätte es genug sein können. Aber jetzt werde ich logischerweise unzählige Male wieder darauf gestoßen. Der emeritierte Papst und Bischof von Rom ist tot.

Und so nach und nach beginnt sich mein Gedankenkarussell zu drehen. Ich erinnere meine Reaktion darauf, dass er Papst wurde. Damals war ich noch in der rk Kirche. Ich hatte die Papstwahl mit Hoffen und Bangen verfolgt und dann wurde er Papst und mir liefen einfach die Tränen herunter. Ich weiß noch, wie mein damaliger Mann daraufhin sich kopfschüttelnd an die Stirn tippte und unsere Kinder uns völlig verwirrt anstarrten. Ich weiß bis heute nicht, warum mich das damals derart emotional angegriffen hat. Als er dann 2013 als Papst zurücktrat, klappte mir die Kinnlade runter, weil ich einen emeritierten Papst für absurd halte, das lässt sich mMn nicht mit dem rk Verständnis des Papstamtes verbinden. Gleichzeitig ließ mich das wieder hoffen. ein neuer Papst, - tja,- leider hatten wir aus meiner Sicht ab da nicht nur einen Papst, sondern zwei, und das war mMn nicht gut. Und so kommt mir angesichts seines Todes der Gedanke, dass sein Tod vielleicht nicht nur für ihn eine Erlösung sein könnte, sondern auch für Papst Franziskus. Aber irgendwie lässt mich selbst dieser Gedanke irgendwie kalt. Da scheint es mir irgendwie ganz ähnlich wie @Flo77 zu gehen....

 

5) Was @phyllis geschrieben hat, sehe ich sehr ähnlich. Einerseits haben mich seine klaren Aussagen, diese Geradlinigkeit (Kompromisslosigkeit?),  fasziniert, beeindruckt, andererseits war mir aber genau das für einen Hirten, der er ja doch auch sein sollte, zu kalt. 

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Einerseits war Joseph Ratzinger derjenige, der mir nach meiner Bekehrung mit den Interviewbüchern "Salz der Erde" und "Gott und die Welt" ein unglaublich weites Kaleidoskop des katholischen Denkens eröffnet hat - wofür ich ihm ewig dankbar sein werde. Diese Bücher las ich in seinem sehr katholischen Haus während privater Nachtwachen bei einer schwerstbehinderten Dame, die als Kind eine Meningitis hatte - und sie ließen die Nächte kurz erscheinen.

 

Andererseits hatte ich nicht damit gerechnet, daß er Papst werden würde.

 

Seine sonstigen Bücher fand ich interessant, haben mich aber nie wirklich stark berührt (derzeit lese ich passenderweise seine Eschatologie, vielleicht wird es da anders). Seine Einführung ins Christentum hatte für mich einen logischen Bruch, daher konnte ich es nicht zuende lesen (gleiches ist mir bei Spaemann passiert, bei Küng waren es der Narzissmus und viele logische Brüche, die mich hinderten - und alle habe ich mehrfach probiert!). Sein Buch zur Liturgie fand ich okay, aber manchmal zu apodiktisch in den Urteilen, die Jesusbuchtrilogie irgendwie gut, aber ohne Nachhall.

 

Um einen Priester zu zitieren, der zu einem Buch eines anderen bekannten Theologen mal sagte: es stimmt alles, was da steht, aber das war es dann auch schon.

 

So sehr ich beeindruckt war von Ratzingers Fähigkeit, in Interviews druckreif zu sprechen, eine geschliffene Sprache zu verwenden - inhaltlich packte er mich nicht.

 

Da lese ich eher Guardini, von Balthasar, Gerl-Falkovitz und andere.

 

Sein Pontifikat habe ich nur positiv in Erinnerung. Ich freute mich als er Papst wurde (ohne wie gesagt damit gerechnet zu haben) - neben mir stand damals mein damaliger Oberarzt, der ihn noch als EB in München persönlich kannte als überzeugter Lutheraner und mir die Anekdorte erzählte, daß Ratzinger ihm gesagt habe, eine gemeinsame Kommunion sei mindestens unmöglich, solange die Schmalkaldischen Artikel noch zum luth. Bekenntnis gehörten (was ich verstehe wenn man die mal liest, zum Papst und so).

Ich hatte nie den Ansatz, daß es die Aufgabe eines Papstes sei, die Lehre zu ändern (auch nicht die des jetzigen oder des nächsten).

 

Ich wünsche ihm und allen Verstorbenen ein gnädiges Gericht und die Ewige Anschauung Gottes in Seinem Frieden.

bearbeitet von rorro
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Ich habe einen weniger intellektuellen Zugang.

Ich habe ein einziges Buch von ihm - "Einführung in das Christentum" und habe vielleicht ein Kapitel davon gelesen.

Es berührt mich als Mensch, dass mein irdischer Papa und das ehemalige Oberhaupt unserer Kirche im selben Jahr gegangen sind und am Ende wohl ähnliche Beschwerden hatten. Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, als Benedikt XVI zum Papst gewählt wurde, an alles Drumherum.....so macht mich die Nachricht tatsächlich traurig, obwohl sie natürlich zu erwarten war. Möge er in Frieden ruhen und alles erfahren dürfen, woran er ein Leben lang glaubte.

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Ich will gerne noch ergänzen: Bleiben wird - zumindest für mich - auch das geistliche Testament Benedikts:

 

https://katholisch.de/artikel/42854-benedikt-xvi-in-seinem-geistlichen-testament-steht-fest-im-glauben

 

 

Ein trotz seiner Kürze großer und wichtiger Text. Die Summe des Menschen, Theologen und Papstes Josef Ratzinger. Sein Vermächtnis und eine Enzyklika in nuce. Und heute - man beachte das Datum des Verfassens - aktueller denn je. 

bearbeitet von Studiosus
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Im Eingangsposting hatte ich die Freiburger Rede 2011 des damaligen Papstes erwähnt. Ich komme noch einmal darauf zurück.

Auf Zeit online erinnert Raoul Löbbert jetzt an diese Rede und bezeichnet sie als "seine wichtigste Rede als Papst". Benedikt XVI. habe damals im Freiburger Konzerthaus "nicht nur sein bisheriges Pontifikat, sondern sein ganzes Verständnis von Kirche, Glauben, Welt auf einen Nenner" gebracht. Wenn man sich die Rede heute rückblickend anhöre, wirke sie "wie das Destillat eines ganzen Lebens".

 

Die Freiburger Rede ist auf Youtube zu hören und zu sehen.

 

Kern der Rede, schreibt Löbbert, sei das Wort Entweltlichung. Es stehe für das theologische Denken Ratzingers, in dessen Augen die Verweltlichung schuld sein an der Verwässerung des Glaubens und der Misere der katholischen Kirche. Auch zeige die Rede, schreibt Löbbert, dass der deutsche Papst durchaus hart sein konnte; diese Härte sei in dem Video gut zu sehen. Zitat: "Eben deshalb empfanden viele deutsche Katholiken die Freiburger Rede von 2011 als Ohrfeige. Und so war sie auch gemeint."

 

Joseph Ratzinger, so schreibt Löbbert, habe "ein Mönch der totalen Wahrheit und Redlichkeit" sein wollen. Diese Redlichkeit habe er nicht nur von sich, sondern auch von allen Katholiken gefordert. Doch es scheine, als habe ihn der Besitz der Wahrheit nicht frei gemacht, sondern zu einem Gefangenen. Löbbert erinnert an Benedikts Agieren bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und zieht das Fazit: "Es gibt keinen katholischen Übermenschen. Und jede Wahrheit, auch und gerade die vermeintlich höhere, beweist sich immer in der Welt und nicht in Opposition zu ihr. Dass Ratzinger das nicht sehen konnte, zeigt, dass er fehlbar war und fehlte. So wie alle."

Es lohnt, so finde ich, die Rede von 2011 noch einmal anzuhören.
 

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vor 52 Minuten schrieb Alfons:

 

Joseph Ratzinger, so schreibt Löbbert, habe "ein Mönch der totalen Wahrheit und Redlichkeit" sein wollen. Diese Redlichkeit habe er nicht nur von sich, sondern auch von allen Katholiken gefordert. Doch es scheine, als habe ihn der Besitz der Wahrheit nicht frei gemacht, sondern zu einem Gefangenen. Löbbert erinnert an Benedikts Agieren bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und zieht das Fazit: "Es gibt keinen katholischen Übermenschen. Und jede Wahrheit, auch und gerade die vermeintlich höhere, beweist sich immer in der Welt und nicht in Opposition zu ihr. Dass Ratzinger das nicht sehen konnte, zeigt, dass er fehlbar war und fehlte. So wie alle."

Es lohnt, so finde ich, die Rede von 2011 noch einmal anzuhören.
 

Redlichkeit sieht nicht nur für mich anders aus:

 

"Als Münchner Erzbischof erlaubte er einem notorischen Missbrauchstäter, dem aus dem Bistum Essen nach München zur Behandlung überwiesenen Peter Hullermann die Rückkehr in den Pfarrdienst in Gemeinden in Oberbayern, wo dieser Serientäter in der Folge jahrzehntelang weiter Kinder missbrauchte.

Diese Großzügigkeit gegenüber Tätern hat er auch bei anderen Fällen gezeigt, die ihm in seinen 25 Jahren an der Spitze der Glaubensbehörde in Rom bekannt wurden. Wenn er nicht gerade Abweichler maßregelte, oder kritischen Theologen Sprech- und Schreibverbote erteilte, war er in seiner Funktion für die Disziplinarverfahren gegen Kleriker zuständig, die Kinder missbraucht hatten.

Er zeigte große Milde selbst mit schlimmsten Verbrechern wie dem Priester Lawrence Murphy der viele gehörlose Kinder missbraucht hatte und nicht aus dem Priesterstand entlassen wurde, um dem inzwischen Erkrankten die letzten Tage nicht zu beschweren. Theologischen Abweichlern und Befreiungstheologen begegnete er hingegen mit administrativer Kälte und Empathielosigkeit" (M. Katsch).

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Papst Benedikt wurde immer als kühler "Panzerkardinal" dargestellt, vor allem im Gegensatz zu Johannes Paul II. oder Franziskus. Ich fand Benedikt aber immer eine sehr charismatische Persönlichkeit. Dürfte ich mir wünschen, mit einem der genannten Päpste einen gemeinsamen Abend zu verbringen und über Gott und das Leben zu sprechen, würde ich mich sofort für Benedikt entscheiden. Bin ich damit alleine?

 

Ich finde es inspirierend, wie er sein ganzes Leben so demütig Gottes Willen unterworfen hat. In den Biographien über ihn wird immer gesagt, dass er eigentlich von sich aus diese ganzen verantwortungsvollen Ämter in der Kirche gar nicht anstrebte. Er wollte wohl einfach nur Professor sein, sich akademisch mit Theologie beschäftigen und Bücher über den Glauben schreiben. Er wurde aber von Gott gerufen, seine Kirche in schwierigen Zeiten zu führen und hat sich dem unterworfen. Ich finde da ist Benedikt ein grosses Vorbild. Schaue welche Talente Gott dir geschenkt hat und dann höre darauf welchen Weg Gott mit dir gehen möchte und habe den Mut ihn zu gehen.

 

Ich hoffe, seine Seele ist schon im Himmel beim Vater.

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vor 4 Minuten schrieb Guppy:

In den Biographien über ihn wird immer gesagt, dass er eigentlich von sich aus diese ganzen verantwortungsvollen Ämter in der Kirche gar nicht anstrebte.

Das halte ich für eine nachträgliche Verschleierung seines Unbewussten.

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vor 1 Stunde schrieb Guppy:

Papst Benedikt wurde immer als kühler "Panzerkardinal" dargestellt, vor allem im Gegensatz zu Johannes Paul II. oder Franziskus. Ich fand Benedikt aber immer eine sehr charismatische Persönlichkeit. Dürfte ich mir wünschen, mit einem der genannten Päpste einen gemeinsamen Abend zu verbringen und über Gott und das Leben zu sprechen, würde ich mich sofort für Benedikt entscheiden. Bin ich damit alleine?

Ich komme gerne dazu.

vor 1 Stunde schrieb Guppy:

Ich hoffe, seine Seele ist schon im Himmel beim Vater.

Ich auch.

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Ich vermute, Ratzinger wäre nicht unglücklich gewesen, wenn er hätte Theologieprofessor bleiben dürfen.

 

Was bleibt? Möglicherweise seine Theologie, das wird die Zunkunft zeigen.

 

Ansonsten war er wohl nach dem langen Pontifikat von JPII ein klassischer "Übergangspapst" - damals trauten sich noch nicht genug Kardinäle, Bergoglio zu wählen. Von seinem Pontifikat wird wohl eher wenig Bestand haben.

 

Spannend könnte es noch werden, wenn seine letzten Schriften posthum veröffentlicht werden. Ich gehe jedenfalls davon aus, daß er in seinen letzten knapp zehn Jahren viel Zeit am Schreibtisch verbracht hat.

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vor 2 Stunden schrieb Flo77:

Das halte ich für eine nachträgliche Verschleierung seines Unbewussten.

 

Das ist möglich. Aus der Geschichte ist die, wohl auf Augustinus zurückgehende, Floskel nolo episcopari ("Ich will nicht Bischof werden") überliefert. Diese wurde teilweise in das Zeremoniell um die Bischofswahl herum eingefügt. Vom Elekten wurde erwartet, seine Wahl dreimal auf diese Weise abzulehnen, ehe er sie dann offiziell annahm. Das sollte die Bescheidenheit und Demut des zukünftigen Bischofs unterstreichen. Wie viel echte Empfindung in diesen Worten, auch bei Joseph Ratzinger, lag und liegt, kann man natürlich nicht wissen. Ich jedenfalls habe Ratzinger nicht als einen Amtsinhaber in Erinnerung, der seine Aufgabe nach dem Motto "Gott schenkte uns das Papsttum, lasst es uns genießen" erfüllt hat. Ich sah da eher viel Anstrengung, Überforderung und Leiden. 

bearbeitet von Studiosus
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Sollte Theologieverdrossenheit und Abneigung die neue Ehrlichkeit gegenüber der Bibel und des Korans sein?

"Benedikt XVI. warnte ..... vor einer "Theologieverdrossenheit", die an vielen Orten zu spüren sei, "bis hin zur Abneigung" (Benedikt XVI. warnte 1995 in einer unveröffentlichten Rede davor, dass viele Gläubige eine Abneigung gegen die Theologie haben (msn.com))

Zum Verständnis Fakten, die im Alten Testament der Bibel zu finden sind:

Durch die Abraham-Legende aus 1.Mose 17 wurde bekannter Rassismus mit göttlicher Autorität versehen, indem die Legendenfigur Abraham eine Zweiklassengesellschaft erschaffen hat. Auf diesen Rassismus hat die Legendenfigur Moses die Sklaverei als Willensabsicht Gottes hingestellt: "Also sprach der Herr auf dem Berg Sinai.... Wenn ihr Sklaven wollt, kauft sie im Ausland" (3.Mose 25,1+44). Minderwertige Menschen dürfen nicht nur versklavt werden. Minderwertig gewordene Kritiker wurden nach der Legende aus 4.Mose 16 von Gott selbst mit Säuglingen, Kindern, Frauen, Männern mitsamt Hab und Gut kollektiv ermordet. Genauso erging es missionierenden Andersdenkenden. Ca. 90 000 Midianiter wurden kollektiv ermordet (4.Mose 31). Gott soll den Juden auch das Recht gegeben haben, minderwertige Heiden anzugreifen und diese kollektiv zu ermorden (5.Mose 20,10ff). Ebenso stammt die Schwulenfeindlichkeit aus den Legenden eines Legendendichters. Nach Anweisung aus 3.Mose 20,13 sollen gleichgeschlechtlich Liebende aus der Gesellschaft entfernt werden.

Alle diese Anweisungen aus den Legenden eines Legendendichters hatten und haben Auswirkungen bis in unsere Zeit. So haben das Christentum und auch der Islam viele dieser Anweisungen übernommen. Sie haben Häretiker, Hugenotten, Täufer und angeblich minderwertige Urvölker Amerikas, Afrikas usw. verfolgt, enteignet und Millionen und Abermillionen getötet. Ähnlich ergeht es mit gleichgeschlechtlich Liebenden. Der Islam hat 3.Mose 20,13 in gewissen islamischen Ländern verinnerlicht. Dort werden gleichgeschlechtlich Liebende wörtlich aus der Gesellschaft entfernt. Das, obschon im Koran selbst keine solche Anweisung zu finden ist.

Juden, Christen und Muslime verstehen diese Legenden eines Legendendichtes unterschiedlich: Viele verstanden und verstehen diese Legenden als wörtlich geschehene Ereignisse. Doch besonders das Judentum und das Christentum haben eine Wandlung durchlaufen. Die moderne Theologie versteht diese Ereignisse in der Bibel als Legenden eines Legendendichters oder als Legenden von Legendendichtern.

Und hier fängt die Unredlichkeit an. Der Papst Benedikt XVI hat in seinem Werk „Jesus von Nazareth“ die Bibel und damit auch das AT oft zitiert, als könnte man die Bibel wörtlich verstehen. Das ist unredlich. Als Theologe wusste er über die historisch-kritische Forschung Bescheid. Trotzdem hat er die Bibel wie ein Rezeptbuch benützt.

Mit dieser Praxis war und ist der Papst Benedikt XVI nicht allein. Besonders freikirchlich fundamentalistische Kreise zitieren das Alte Testament und das Neue Testament als wären all die Texte als irrtums- und fehlerloses Wort Gottes zu verstehen.

Dort, wo es den Fundamentalisten wie bei der Sklaverei (3.Mose 25,1+44) wider den Strich geht, lassen sie Zweifel zu. Ohne diese Zweifel müssten sie sonst für die Wiedereinführung der Sklaverei usw. plädieren.

Das heißt: Da wo die Texte nicht ins theologische Schema passen, wird Kritik zugelassen und dort wo man an seiner kirchlichen Tradition festhalten will, pocht selbst die katholische Kirche auf Bibelaussagen.

Und das indessen ist die eigentliche Unredlichkeit. Dort wo es passt, wird die Bibel als quasi irrtums- und fehlerloses Wort Gottes behauptet und wo es nicht passt, werden die Bibelstellen mit kritischen Augen besehen.

Wer jedoch so auf Redlichkeit pocht, wie das bei Papst Benedikt XVI der Fall gewesen ist, bei dem kann man solche Unredlichkeit nicht durchlassen.

Darum die Frage: Sollte Theologieverdrossenheit und Abneigung die neue Ehrlichkeit gegenüber der Bibel und des Korans sein?

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vor 17 Stunden schrieb Alfons:

Es lohnt, so finde ich, die Rede von 2011 noch einmal anzuhören.

 

In der Tat, danke für den Link.

 

Nur finde ich, daß Herr Löbbert die Rede zwar gut, aber den Redner nicht so ganz verstanden hat…

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