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Wohin ist die prägende Kraft des Christentums


Mecky

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Wie kommt es, dass die überwiegende Mehrheit der Mitteleuropäer nicht mehr dorthin kommt, dass sogar gutwillige Menschen keinen Zugang dorthin finden?

Weil Liebe etwas damit zu tun hat, über sein eigenes Ich hinauszugelangen, ja, dieses ich sozusagen erst mal aufzugeben, um es dann im anderen wiederzufinden. Das gilt für die Beziehung Mensch-Mensch ebenso wie für die Beziehung Mensch-Gott.

 

...daß der heutige Mensch eher bereit ist, auf Liebe verzichten, als das Risiko einzugehen, wirklich zu lieben.

Lieber Thomas!

 

Du hast die Frage, warum viele keinen Zugang zum Glauben haben, damit beantwortet, dass sie Angst vor der Liebe haben.

 

Ich kenne aber Leute, die sehr wohl hingebungsvoll liebesfähig sind, aber nicht religiös und schon gar nicht christlich. Vor allem würde ich mich scheuen, einem A oder A apriori zu sagen: "Logo bist du A&A, das liegt daran, dass Du weniger lieben kannst als ich, der ich gläubig bin!"

 

Ich persönlich bin mir sicher, dass es viele A&A gibt, die tiefer, ehrlicher und hingebungsvoller lieben können, als ich.

 

Liebesfähigkeit scheint mir eine notwendige Voraussetzung zum Glauben zu sein, aber keine hinreichende. Wer grundsätzlich nicht lieben kann, der kann sich auch nicht in Gott hinein fallen lassen. Aber wenn einer lieben kann, dann heißt das noch lange nicht, dass er gläubig ist oder wird.

 

Er kann vielleicht Menschen lieben. Aber nicht einen Gott, der für ihn ein Schwachsinnsgebilde ist. In seiner Sichtweise gibt es da gar niemanden zu lieben, niemanden, dem er sein Vertrauen entgegenbringen könnte, niemanden, in den er sich fallen lassen könnte.

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Warum können heute überwiegend viele Menschen

a) nicht an die Auferstehung glauben?

 

Weil es gesellschaftlicher Konsens ist, daß die Erkenntnisse der Naturwissenschaften das nicht zulassen. Das ist ja auch verständlich, wenn man sich anschaut, was die Wissenschaft alles geleistet und möglich gemacht hat, besonders in den letzten hundert Jahren. Und da kommen wir mit etwas an, was man nicht produzieren, nicht machen, nicht berechnen kann.

Kein Wunder! Die Kirche hat ja kaum einmal ein glaubwürdiges Deutekonzept der naturwissenschaftlichen Erkenntnise hervorgebracht.

 

Sie war viel zu beschäftigt, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse als falsch zu erkennen.

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Mich wundert das immer, wie es jemandem gelingt, beim Glauben an die Auferstehung anzufangen.

Für mich geht es umgekehrt: das Zentrale am Christentum, das, von dem alles ausgeht, sind die Liebesgebote (oder eben: Das Reich Gottes ist angebrochen, denkt neu und vertraut auf die Frohe Botschaft - das läuft, so wie ich es verstehe,auf dasselbe hinaus).

Oder so wie heute in den Tagestexten: "Es komt darauf an, den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist" (Gal 5,6)

Ich kann nicht mit dem Glauben an Tod und Auferstehung anfangen - dahin komme ich erst aus der eigenen Erfahrung, dass dort, wo ich liebe, Tod und Sterben einen anderen Stellenwert kriegen und Leben aus dem Verzicht aufs eigene Leben wächst. So dramatisch habe ich es zwar noch nicht erlebt, aber aus so vielen kleine Erfahrungen wächst ein zunehmende Sicherheit und ein Wissen darüber, dass das so ist. Und erst von daher kann ich Tod und Auferstehung Jesu glauben.

 

Es ist der Gekreuzigte, der auferstand. Und hier schwingt schon mehr mit, als irgendeine Auferstehung. Hier schwingt mit, dass das Leben noch so katastrophal Tiefpunkte (Kreuz) haben kann, die Auferweckung behindert dies nicht

 

Wenn du das so schreibst - das klingt, als ob es egal wäre, warum Jesus gekreuzigt worden ist oder warum Jesus an diesem "katastrophalen Tiefpunkt" angelangt ist. Dabei ist doch genau dieses Leben aus der Treue zum Einsatz für das Reich Gottes und das Sterben als Konsequenz dieses Lebens die Voraussetzung für die Auferstehung?!

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...

bearbeitet von Accreda
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Sie war viel zu beschäftigt, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse als falsch zu erkennen.

Du dogmatisierst hier ja die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, indem Du sie als gesichertes Wissen hinstellst, währendhingegen wir "nur" den Glauben entgegensetzen können. :blink: Was ist wenn sich die Wissenschafter irren?

Ich glaube längst nicht alles, was uns die Wissenschafter so alles vorsetzen. Als Beispiel sei der Urknall hergenommen, den uns diese als gegeben unter die Nase reiben und der sogar in die Schulbücher Einzug gefunden hat. Entweder ich glaube, daß es einen gegeben hat, oder ich glaube es nicht. Das hat aber mit Wissenschaft überhaupt nichts zu tun, denn diesen kann man nicht erforschen.

bearbeitet von Accreda
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Lieber Mecky,

 

http://www.mykath.de/index.php?showtopic=8...ndpost&p=408731

 

das war einer der Beiträge, auf die ich warte und dann immer wieder finde. Eine neue Perspektive, ein Blickwinkel, den ich zuvor so noch nicht gesehen hatte.

 

Aber da bleibt die Aufforderung, die in Jesu Worten an allererster Stelle steht: Kehrt um!

 

Das heißt für mich: Hinschauen, gut finden, sogar glauben ... reicht nicht. Ich muß mich aktiv bewegen. Oder?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Was ich in diesem Zusammenhang nicht verstehe, Mecky, ist die Frage, warum es dann anderen christlichen Gemeinschaften nicht gelingt, in Europa zu wachsen. Unsere evangelischen Glaubensgeschwister haben die von dir genannten Probleme grundsätzlich nicht - aber dennoch gelingt Ihnen nicht mehr als den Katholiken.

 

Warum ist das so?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Lieber Martin,

 

wenn wir keine Antworten auf die Fragen der heutigen Zeit haben, dann trifft das auf ALLE zu. Hätten die Evangelischen ein Antwort, hätten wir sie längst übernehmen können. Ich sehe, gerade, was die Auseinandersetzung mit der Naturwissenschaft und vor allem, was die Bildung neuzeitlicher Mythen angeht, bei den Evangelischen eher größere Schwierigkeiten, als bei den Katholischen. Sola scriptura heißt nämlich genau genommen, dass sich eigentlich keine wirkliche Tradition bilden kann. Dies wird zwar umgangen, indem man versucht, neue Gedanken lediglich als Neuinterpretation der Bibel zu verstehen, aber dem sind schwere Hindernisse in den Weg gestellt. Die biblischen Hinweise auf Quantentheorie, moderne Kosmogonie, Gentechnik, Wirtschaftsethik sind nämlich recht dünne gesät. Da muss man schon ein wenig quetschen. Ein wenig sehr arg.

 

Insbesondere die stärker betonte Trennung von Gott und Welt, dann aber auch die typisch protestantische Akzentuierung eines Welt- und Denkpessimismus (Gefallenheit der Welt nach dem Sündenfall) wirkt sich hier aus. Es ist geradezu erstaunlich, dass die Evangelen einen Pannenberg hervorgebracht haben. Auch der Druck, die Bibel im Sinne einer Verbalinspiration zu lesen, stammt aus der protestantischen Vorstellung und ist auch dort weit stärker beheimatet, als in der katholischen Kirche.

 

Die größere Weltoffenheit der evangelischen Kirche ist meiner Meinung nach sowieso ein Schmu. Er betrifft wohl eher einen großen Teil der evangelischen Basis, und zwar vornehmlich in einer Form der "is mir doch egal - Haltung". Von der protestantischen Lehre her, wie sie an den Universitäten herrscht, kann man zwar Einzelbeispiele aus neuerer Zeit nennen. Mainstream ist im Protestantismus die Weltoffenheit aber ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Da tummelt sich noch viel mehr Wunderliches und Absunderliches, als bei uns. Geh mal nach Jesus.de.

bearbeitet von Mecky
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Was ich in diesem Zusammenhang nicht verstehe, Mecky, ist die Frage, warum es dann anderen christlichen Gemeinschaften nicht gelingt, in Europa zu wachsen. Unsere evangelischen Glaubensgeschwister haben die von dir genannten Probleme grundsätzlich nicht - aber dennoch gelingt Ihnen nicht mehr als den Katholiken.

 

Warum ist das so?

 

Herzliche Grüße

Martin

Ich denke, andere Gemeinschaften haben noch viel grössere Probleme mit den Antworten. Es soll ja nicht jeder glauben was er will, das ist defintiv nicht Meckys Ziel :blink:

 

Hups, ichsehe, Mecky hat für sich selber gesprochen :P

bearbeitet von Sokrates
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Wenn du das so schreibst - das klingt, als ob es egal wäre, warum Jesus gekreuzigt worden ist oder warum Jesus an diesem "katastrophalen Tiefpunkt" angelangt ist. Dabei ist doch genau dieses Leben aus der Treue zum Einsatz für das Reich Gottes und das Sterben als Konsequenz dieses Lebens die Voraussetzung für die Auferstehung?!

Liebe Susanne,

 

das ist so ungefähr das genau Gegenteil von dem, was ich sagen wollte.

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Die größere Weltoffenheit der evangelischen Kirche ist meiner Meinung nach sowieso ein Schmu. Er betrifft wohl eher einen großen Teil der evangelischen Basis, und zwar vornehmlich in einer Form der "is mir doch egal - Haltung". Von der protestantischen Lehre her, wie sie an den Universitäten herrscht, kann man zwar Einzelbeispiele aus neuerer Zeit nennen. Mainstream ist im Protestantismus die Weltoffenheit aber ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Da tummelt sich noch viel mehr Wunderliches und Absunderliches, als bei uns. Geh mal nach Jesus.de.

Die Evangelen haben ähnliche Probleme wie die Katholen, aber man hat doch etwas mehr Wahlfreiheit in dem, was man persönlich als wichtig ansehen möchte. Außerdem kommt es auch mehr auf die einzelne Gemeinschaft an, in der man sich engagieren möchte. Wenn allerdings kein Bedarf besteht, nützt einem auch das beste Angebot nichts.

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Ich bin kein großer Kenner der protestantischen Theologie(en). Aber zumindest ist mir noch nie ein auffallend großer Wurf bei den evangelischen Theologen bekannt geworden, der die Fragen beantwortet. Und genau dies ist die Quelle des Problems - hier wie dort.

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Auch der Druck, die Bibel im Sinne einer Verbalinspiration zu lesen, stammt aus der protestantischen Vorstellung und ist auch dort weit stärker beheimatet, als in der katholischen Kirche.

Ich bin völlig Deiner Meinung, was die zerstörerische Wirkung des sola scriptura angeht. Allerdings höre ich oft von Katholiken, dass sie es gut finden, dass bei uns die Bibel die alleinige Autorität genießt. Mir sagte mal eine ältere Dame, ihr sei als Kind sogar verboten worden, die Bibel zu lesen, da sie ohne die richtige Deutung des Lehramtes nicht zu verstehen sei. Dazu meinte ich, immerhin wisst ihr, wer euch die allein zutreffende Deutung der Bibel aufdrängen will. Uns hat man eine Brille aufgesetzt, die wir selbst gar nicht mehr bemerkt haben und behauptet, wir läsen nur das, was wirklich in der Bibel steht.

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Lk 11, 52 Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.

 

 

Würde das alle Theologen betreffen, Mecky, katholische wie evangelische? Oder ist das zu drastisch?

 

Und wenn ja ... woran liegt das, oder genauer: Was hat Jesus anders gemacht?

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Auch der Druck, die Bibel im Sinne einer Verbalinspiration zu lesen, stammt aus der protestantischen Vorstellung und ist auch dort weit stärker beheimatet, als in der katholischen Kirche.

Ich bin völlig Deiner Meinung, was die zerstörerische Wirkung des sola scriptura angeht. Allerdings höre ich oft von Katholiken, dass sie es gut finden, dass bei uns die Bibel die alleinige Autorität genießt. Mir sagte mal eine ältere Dame, ihr sei als Kind sogar verboten worden, die Bibel zu lesen, da sie ohne die richtige Deutung des Lehramtes nicht zu verstehen sei. Dazu meinte ich, immerhin wisst ihr, wer euch die allein zutreffende Deutung der Bibel aufdrängen will. Uns hat man eine Brille aufgesetzt, die wir selbst gar nicht mehr bemerkt haben und behauptet, wir läsen nur das, was wirklich in der Bibel steht.

Liegt der Weg in der Mitte zwischen diesen beiden Polen, umbrucarli?

Oder sind beide falsch?

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Gut lutherisch würde ich sagen: sola scriptura (allein aus der Schrift), sola fide (allein aus Glauben), sola gratia (allein aus Gnade) und solo Christo (allein durch Christus).

 

Gut katholisch erschiene mir dann allerdings die Überlieferung nicht vollständig.

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Ich bin kein großer Kenner der protestantischen Theologie(en). Aber zumindest ist mir noch nie ein auffallend großer Wurf bei den evangelischen Theologen bekannt geworden, der die Fragen beantwortet. Und genau dies ist die Quelle des Problems - hier wie dort.

Du siehst die Quelle des Problems wirklich bei den Theologen? Die Mehrheit der Gläubigen interessiert sich kaum für deren akademische Spiegelfechtereien. Das ist bei den Evangelischen sicherlich nicht anders als bei den Katholiken.

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@ Martin

 

Was hat Jesus anders gemacht?

Als ER lehrte, sprach ER in Gleichnissen.

 

Sinn und Zweck der Gleichnisse

 

10 Da kamen die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?

11 Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.

12 Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.

13 Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.

14 An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; / sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.

15 Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden / und mit ihren Ohren hören sie nur schwer / und ihre Augen halten sie geschlossen, / damit sie mit ihren Augen nicht sehen / und mit ihren Ohren nicht hören, / damit sie mit ihrem Herzen / nicht zur Einsicht kommen, / damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.

16 Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.

17 Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

(Matthäus, 13. Kapitel)

 

SEIN Tod am Kreuz jedoch war, genau wie die Auferstehung am dritten Tag, Gleichnis und Handlung zugleich! :blink:

 

GsJC

Raphael

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Lk 11, 52 Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.

 

 

Würde das alle Theologen betreffen, Mecky, katholische wie evangelische? Oder ist das zu drastisch?

 

Und wenn ja ... woran liegt das, oder genauer: Was hat Jesus anders gemacht?

Lieber Martin!

 

Heiße Bibelstelle, wenn man sie auf das Threadthema bezieht. Da ist noch mehr:

 

Jesus spricht von der Last, die die Gesetzeslehrer anderen Menschen aufladen.

Noch stärker könnte man auf die erfolgende Abrechnung verweisen: "Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden!"

 

Stimmt. So einige menschengemachte Denkmäler sind stürzenswert.

 

Aber insgesamt drehen sich hier Jesu Gedanken um ein anderes Problem. Der ursprüngliche Sinn ist: Ihr Gesetzeslehrer sollt Eurer Lehre entsprechend handeln! Es wäre wohl zu einfach, hier das Problem der Neuzeit mit Jesu Worten zu autorisieren.

 

Interessant ist hier eher, dass Jesus sich gegen überkommene Traditionen stellt. Diese Linie findet sich bei ihm des öfteren.

 

Mein Anliegen ist es auch weniger, Verurteilung an vergangenen Theologengenerationen zu betreiben. Die meisten von ihnen stehen bereits vor Gottes Richterstuhl. Da red ich nicht mit.

 

Mein Anliegen ist, dass das neue Weltbild endlich aufgegriffen und christlich bearbeitet wird. Ich bin übrigens auch nicht der Meinung, alle Christen müssten Naturwissenschaftler werden. Ich will lediglich, dass es von dem heutigen Weltbild ausgehend möglich ist, zu glauben. Dies beinhaltet auch ein durchaus kritisches Verhältnis zu den Wissenschaften, ja in gewisser Weise sogar eine Distanz. Eine Distanz, die sich aber nicht primär auf die faktisch-sachlichen Ergebnisse der Naturwissenschaften bezieht, sondern auf die inzwischen fast selbstverständlich gewordene nichtreligiöse Interpretation des Erkannten.

 

Gott spricht zu uns durch die Welt. Er zeigt sie uns als Schöpfung - und zwar die reale Welt, so, wie wir sie kennen. Und heute wissen wir eben weitaus mehr über die Funktionsweise der Welt ... aber religiöse Interpretationsmuster haben wir vornehmlich für eine überholte Weltvorstellung.

 

Was falsch gelaufen ist? Jesus hat die Welt, wie sie zu seiner Zeit gesehen wurde, wahrgenommen. Aus ihr entspringen seine Gleichnisse, die oft eine bäuerliche Grundlage (Samenkorn, Weinstock, Weinberg, Weizen, Müllverbrennung) haben. Das Weltbild seiner Zeit aufgreifend hat er gesprochen.

Dies hat man schön beibehalten. Weltbilder ändern sich am laufenden Band. Doch mit dem Aufkommen der Neuzeit hat es sich buchstäblich gedreht. Und dies wurde nicht mitvollzogen.

Während Jesus auf der Höhe seiner Zeit war, waren es viele Theologen der Neuzeit eben nicht mehr. Sie forderten - was Jesus nie tat - als Vorstufe zum Glauben erst einmal einen Rückschritt in die alte Zeit. Natürlich taten sie das nicht explizit. Aber sie redeten so, als ob sich gar nichts verändert hätte. Manchmal nahmen sie sogar explizit Abstand von den Erkenntnisse der Neuzeit. Bestes Beispiel ist hier die Evolutionstheorie. Es hätte natürlich durchaus Mühe gekostet, aus der alten Selbstverständlichkeit auszubrechen. Eine neue Sicht der Welt hätte auch ein anderes Verständnis der Bibel bedingt.

 

Schief gelaufen ist: Die einen haben sich von der Bibel entfernt (heute: die überwiegende Mehrheit), die anderen wollten die biblischen Aussagen dadurch retten, dass man die Erkenntnisse der Neuzeit ablehnt. Und beides halte ich für falsch.

 

In der Liturgie werden weiterhin die Texte der Bibel vorgelesen. Ein Übertrag auf die neue Zeit findet liturgisch nicht statt. Man findet überhaupt nur ganz wenig Hilfe, wie man diesen Übertrag von dem ursprünglichen Glauben, der sich im Gewande der alten Zeit präsentiert, auf die neue Zeit schaffen soll. Viel, viel zu wenig.

 

Und dann wundern sich noch einige (und streiten es heftig ab), dass die Kirche im Ruf steht, ein veralteter Anachronismus zu sein.

 

Wo steht das Tagesgebet:

 

Herr, Schöpfer der Welt,

wunderbar hast Du die Welt erschaffen,

aus einfachsten Ursprüngen hast Du über Milliarden von Jahren

sich Sonnen und Planeten entwickeln lassen,

hast sich Lebewesen ausformen lassen,

so dass als Ziel deines Schaffens der Mensch entstehen konnte.

In allem wirkt Dein Wille.

Öffne unsere Sinne für Dein Geschenk der Schöpfung,

die die ganze Welt in Raum und Zeit lenkt

und lass uns Dein Antlitz erkennen in Deinem Willen,

Leben zu spenden.

Darum bitten wir, denn Du lebst und wirkst

von Ewigkeit zu Ewigkeit.

 

Wo steht es? Hier im Forum. Wer formt es sprachlich aus? Ich, in meiner Unbeholfenheit.

Es sollte bearbeitet werden. Vielleicht stecken mehrere Gebete darin, ja, das tun sie. Aufgenommen in die Liturgie.

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Du siehst die Quelle des Problems wirklich bei den Theologen? Die Mehrheit der Gläubigen interessiert sich kaum für deren akademische Spiegelfechtereien. Das ist bei den Evangelischen sicherlich nicht anders als bei den Katholiken.

Ich sehe das Problem darin, dass wir keine glaubwürdigen landläufigen religiösen Deutungen unserer Welt haben, so wie das in früheren Zeiten selbstverständlich im Umlauf war - und zwar keineswegs nur bei Akademikern.

 

Die Aufgabe der Theologen liegt hierbei im Vorfeld.

 

Die Unverständlichkeit dessen, was Du als "akademische Spiegelfechterei" bezeichnest, ist bereits ein Symptom.

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Lieber Mecky,

 

ich schaue bei den Tagesgebeten immer wieder nach und wenn ich mal eines finde, das mir über die Lippen kommen kann, dann poste ich es gleich mit Begeisterung. Aber das kommt selten vor.

 

Ich werde mal einen neuen Thread eröffen mit dem offiziellen Tagesgebet und der Bitte das dann jeweils umzuformulieren. Jeder kann da ran, sollte dann aber an diesem offiziellen Tagesgebet "dran bleiben".

 

Vielleicht können wir damit einen Anstoß geben?

 

Wenn noch mehr solche Gebete wie deines dabei rauskommen, wäre das doch etwas.

 

Dazu noch etwas anderes. Ich würde so gern das Stundengebet beten. Morgens und Abends. Und ich habe es immer wieder versucht, aber die Texte sind - für mich - auf Dauer nicht hinnehmbar. Ich hatte dann ein Jugend-Brevier bestellt und dachte, jetzt aber. Es ist eher schlimmer.

 

Herzliche Grüße

Martin

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"Wir stauben Papierblumen ab, wo wir Rosen züchten könnten" hat ein kluger Kopf formuliert. Es könnte Johannes XIII gewesen sein, aber ich bin mir nicht sicher.

Ich stimme allen hier zu, die der Kirche vorwerfen, in der Vergangenheit stehengeblieben zu sein. Sie definiert sich als Hüter der apostolischen Tradition, in Jesus hat Gott sich den Menschen zum letzenmal mitgeteilt und die Kirche ist treuer Verwalter dieser Mitteilung. Möchte Gott sich wieder mitteilen, muß der das definitionsgemäß außerhalb der Kirche tun. Außerdem haben im Laufe der Jahrhunderte unzählige Kirchenväter, Päpste, Theologen und auch das Kirchenvolk, die einfache Lehre Jesu aufgeblasen, spitzfindig dogmatisiert. Sie haben Jesus so viele Mäntelchen umgehängt, daß es sehr mühselig ist, ihn davon wieder zu befreien. Diese "Arbeit" muß leider jeder von uns selbst tun, das Lehramt ist wenig hilfreich, zum Glück gibt es auch kirchliches Bodenpersonal das anders denkt. Und das wird dann auch noch verurteilt als Patchwork-Religion.

Ich weiß auch, daß es äußerst schwierig ist, etwas zu ändern. Das Problem ist weniger die Amtskirche als die Vielzahl der Gläubigen mit ihren geprägten Glaubensvorstellung. Verantwortung heißt auch, diese nicht von heute auf morgen einem für sie glaubensleeren Raum auszusetzen. Aber anfangen, und in kleinen Schritten vorwärtsgehen, das müßte geschehen. Und hier versagt die Kirche, nicht die Theologie. Deswegen bin ich auch so sauer auf Redemptionis sacramentum, weil (außer den Ministrantinnen) kein noch so kleiner Schritt vorwärts getan wurde, im Gegenteil.

Es ist meiner Meinung nicht mehr damit getan, die altehrwürdigen Texte so hinzubiegen, daß sie für heute einen Sinn ergeben und, was besonders wichtig ist, das kirchliche Lehrgebäude stützen. Wie überhaupt vieles von der kirchlichen Lehre für mich nur der Selbsterhaltung und Selbstrechtfertigung dient. Auch das sollte aufgegeben werden. Aber die Verantwortlichen verlassen sich da nicht so sehr auf den Hl. Geist, als vielmehr auf ihr Machtgefühl und recht irdische Winkelzüge.

Also, laßt uns beginnen, einen christlich-naturwissenschaftlichen Glauben zu formulieren: Am Anfang war der Urknall, von Gottes Geist bewirkt. Er prägte ihm Gesetze ein und alles war gut und gemäß seinem Willen. ...

bearbeitet von Helmut Martin
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Lieber Helmut,

 

ich weiß nicht, wie viele Christen so schon auf der "grünen Wiese" angefangen haben und neue Gemeinschaften gegründet haben. Unzählige, könnte ich mir vorstellen. Die meisten sind wohl auf Dauer gescheitert.

 

 

Woran mag das wohl liegen?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Auch der Druck, die Bibel im Sinne einer Verbalinspiration zu lesen, stammt aus der protestantischen Vorstellung und ist auch dort weit stärker beheimatet, als in der katholischen Kirche.

Ich bin völlig Deiner Meinung, was die zerstörerische Wirkung des sola scriptura angeht. Allerdings höre ich oft von Katholiken, dass sie es gut finden, dass bei uns die Bibel die alleinige Autorität genießt. Mir sagte mal eine ältere Dame, ihr sei als Kind sogar verboten worden, die Bibel zu lesen, da sie ohne die richtige Deutung des Lehramtes nicht zu verstehen sei. Dazu meinte ich, immerhin wisst ihr, wer euch die allein zutreffende Deutung der Bibel aufdrängen will. Uns hat man eine Brille aufgesetzt, die wir selbst gar nicht mehr bemerkt haben und behauptet, wir läsen nur das, was wirklich in der Bibel steht.

Liegt der Weg in der Mitte zwischen diesen beiden Polen, umbrucarli?

Oder sind beide falsch?

ÜBer das Lehramt zu urteilen, steht mir natürlich nicht zu, ich wollte mit meiner Bemerkung nur die einseitig positive Wertung des protestantischen Bibelverständnisses relativieren.

 

Ich persönlich lasse mir von niemandem mehr vorschreiben, wie ich die Bibel zu verstehen habe. Erst seit ich mich davon befreit habe, spricht Gott wirklich zu mir, wenn ich die Bibel lese.

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