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Wohin ist die prägende Kraft des Christentums


Mecky

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Vor allem aber löst das nicht das Grundproblem. Es ist eine völlige Illusion zu glauben, da müssten nur Gebete abgeändert werden, und schon wird das Christentum attraktiver. Ich befürchte sogar, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Ganz ehrlich: Lieber den Fundamentalismus, hinter dessen schnöder Fassade immerhin die Väter der Kirche (zwar unverstanden) hindurchschimmern und ihren Geist als unfreiwillige Mitgabe hineinbringen, als eine konzeptlose Schöngeisterei, die ein Schmaus für Ohr und Augen, aber nicht (oder nur noch durch Stichworte) verbunden ist mit dem Zentrum des Glaubens.

 

Lieber Mecky!

 

Ich denke, da sind zumindestens zwei Grundprobleme:

 

Das eine ist, dass "die Hierarchie" einfach nicht zu verstehen scheint, dass bzw. wo da so dringender Handlungsbedarf bestünde (und die Folgen daraus: einerseits eine "horizontale Kirchenspaltung", eine Spaltung zwischen der Basis und "oben" - wenn ich mich bei uns umhöre, nimmt das überhaupt fast niemand mehr Ernst, was aus Rom kommt und andererseits halt, dass immer weniger Menschen überhaupt noch "glauben" können)

 

Das zweite ist aber natürlich, dass es leicht ist, ein neues Weltbild zu fordern - aber nicht so leicht eins zu finden, das wirklich ein denkbares, sinnvolles Gerüst sein könnte für ein neues Handeln.

Ich glaube, dafür braucht es die Anstrengung und das Suchen von uns allen.

 

Das ist der Grund, warum ich es sehr wohl für sinnvoll halte, wenn Menschen zugetraut wird, ihre Gebete selber zu formulieren. Weil es einfach auch den Einzelnen zum Denken und zum sich Positionieren und zum aktiv Werden bringt. Es verändert wirklich was, wenn man nicht mehr nur passiv in der Kirchenbank sitzt und sich ärgert über die Sprache, die einem nichts mehr sagt. Und wenn es nur so viel verändert, dass man spürt, dass die alten Texte durchaus einen Gehalt haben, den man mit Neuformulierungen wirklich nicht so leicht erreicht. (Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst, dass da ein ganz großer, meist unverstandener Schatz liegt, der keinesfalls leichtfertig über Bord geworfen werden darf).

Aber es ist mehr, was dadurch verändert wird. Im Suchen nach geeigneten Formulierungen fangen manche an, sich auf Bücher einzulassen, die sonst jahrelang in Regalen gestanden sind, und indem einem zugetraut und zugemutet wird, dass man selbst da vorne im Altarraum Zeugnis gibt für das, was man wirklich glaubt, verändert sich auch sonst im Einzelnen sehr viel. Und das zieht Kreise, wirklich. (Das Bild vom Senfkorn ist mir wichtig)

Und ganz klar: Beide müssen aufeinander zugehen. Aber die Lenkung dieses Zugehens obliegt der Leitung, nicht der Basis.

Mir ist überhaupt nicht klar, warum die Lenkung des Aufeinanderzugehens bei der Leitung liegen soll. Wahrscheinlich wäre es idealerweise so. Aber so wie ich Kirche verstehe, trägt jeder seinen Teil der Verantwortung und wenn ich Handlungsbedarf sehe, dann handle ich - dort halt, wo ich eine Möglichkeit dazu habe und so gut ich es kann. Und wenn die Obrigkeit in alle möglichen Richtungen lenkt, aber nicht auf mich zu, dann versuch ich halt, meinen Karren in ihre Richtung zu lenken, wenn mir wichtig ist, dass da was zusammenkommt.

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Ich finde den Satz: Herr, erneuere deine Kirche und fange damit bei mir an, immer recht zutreffend und auch hilfreich bei eigenen Entscheidungen. Weiß jemand, ob der Wortlaut stimmt und aus welchem Kontext er stammt. (Es ist doch ein Problem, wenn man sich nur einen "Brocken" aus einem Text merkt. Vielleicht bedeutet er im Zusammenhang gerade das Gegenteil von dem, was man gedacht hat *inmichgeh*)

 

Elisabeth

bearbeitet von Elima
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Ich finde den Satz: Herr, erneuere deine Kirche und fange damit bei mir an, immer recht zutreffend und auch hilfreich bei eigenen Entscheidungen. Weiß jemand, ob der Wortlaut stimmt und aus welchem Kontext er stammt. (Es ist doch ein Problem, wenn man sich nur einen "Brocken" aus einem Text merkt. Vielleicht bedeutet er im Zusammenhang gerade das Gegenteil von dem, was man gedacht hat *inmichgeh*)

 

Elisabeth

In der Pluralform "fang bei uns an" scheint es gerne in evangelischen Fürbittgebeten verwendet zu werden.

 

Lt. Tobias Geiger, Pfarrer in Öschelbronn stammt es aus China.

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Und ganz klar: Beide müssen aufeinander zugehen. Aber die Lenkung dieses Zugehens obliegt der Leitung, nicht der Basis.

Mir ist überhaupt nicht klar, warum die Lenkung des Aufeinanderzugehens bei der Leitung liegen soll.

Liebe Susanne!

 

Ich meinte auch nur: Sie obliegt der Leitung. Darin besteht ja die Leitung, dass sie den Dienst der Einheit vorantreibt und hier Impulse setzt. Dies ist wahrgenommene Leitung.

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Das zweite ist aber natürlich, dass es leicht ist, ein neues Weltbild zu fordern - aber nicht so leicht eins zu finden, das wirklich ein denkbares, sinnvolles Gerüst sein könnte für ein neues Handeln.

Ich glaube, dafür braucht es die Anstrengung und das Suchen von uns allen.

Liebe Susanne!

 

Ja, das sind natürlich zweierlei Dinge. Ich würde gerne noch etwas vor das Handeln stellen, nämlich das Empfinden. Das scheint mir der Motor zu sein und zugleich auch der Ansatzpunkt, der im Moment vorrangig bearbeitet werden muss.

 

Es ist nämlich ein Unterschied, ob ich mich als unbedeutendes Zufalls- und Kausalitätsprodukt auf einem Staubkorn im Weltall betrachte, das kurz aufflackert und bald wieder durchden Tod im Nichts versinkt,

oder ob ich die Welt als eine gewollte Heilsgeschichte erkenne, die meinem Leben eine Richtung gibt, einen Weg hin zum Heil, einen Weg hin zu einem persönlichen Gott.

 

Der Naturalismus vermag nur Hoffnung durch das Handeln zu geben - die Grenzen meiner (oder anderer Menschen) Handlungsfähigkeit sind in ihm zugleich die Grenzen des Heiles. "Es gibt nichts gutes, außer man tut es" - da steckt kein grundsätzliches, menschenunabhängiges und unzerstörbares Heil drin. Im Gegenteil: Mit dem Tod, aber auch durch irreversible Schicksalsschläge ist es vorbei mit dem Heil. Das Leben derer, die eben Pech im Leben haben, ist dann heillos.

 

Und dieser Heillosigkeit durch den Naturalismus setzt die Kirche seit Jahrhunderten nur eine Gegenmoral entgegen. Eine glaubwürdige Weltsicht hat sie nicht zu bieten - zumindest was die Lehrverkündigung und (besonders dramatisch) die liturgische Verkündigung angeht.

 

Kein Wunder, dass die heilige Messe für viele Menschen langweiliger ist, als ein Schneckenwettrennen. Wenn dauernd von einer Weltsicht ausgegangen wird, die sowieso nicht mehr stimmt und die deshalb auch nichts mehr mit unserem realen Leben zu tun hat. Ein Haufen wichtiger Realitäten, die das heutige Leben prägen, werden liturgisch schlichtweg ignoriert. Die Liturgie ist grundsätzlich vergangenheitsthematisiert. Und so erreicht das, was in der Vergangenheit wirklich grundlegend für unseren Glauben ist, die Gegenwart nicht mehr. Und das ist eben für viele stinkelangweilig.

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Hallo Mecky!

 

Ja, das sind natürlich zweierlei Dinge. Ich würde gerne noch etwas vor das Handeln stellen, nämlich das Empfinden. Das scheint mir der Motor zu sein und zugleich auch der Ansatzpunkt, der im Moment vorrangig bearbeitet werden muss.

Ich denke, wir reden vom Gleichen. Das,was du als "Empfinden" bezeichnest, zu dem sage ich halt "Sinnlinien" oder so.

 

 

Ich meinte auch nur: Sie obliegt der Leitung. Darin besteht ja die Leitung, dass sie den Dienst der Einheit vorantreibt und hier Impulse setzt. Dies ist wahrgenommene Leitung.

 

Ja, ok. Nur, eigentlich sehen ja alle, die hinschauen wollen, dass die Leitung ihre Aufgabe nicht so wahrnimmt, wie sie sollte (aus was für Gründen auch immer). Darauf hingewiesen, dass sie sollte, würde sie, glaube ich,oft genug. Sie tut es nicht. Punkt. Das muss sie dann selbst verantworten. Lähmen lassen will ich mich nicht davon.

Da wir - solange wir uns nicht außerhalb der Kirche positionieren wollen - an dieser Leitung zumindest auf die Schnelle nichts ändern können, ist meine Konsequenz halt die, dass ich mich in meinem Einflussbereich einsetze für das, was mir wichtig ist.

Mir geht heute den ganzen Tag schon das Bild vom "Himmelreich als Senfkorn" im Kopf herum.

Eine glaubwürdige Weltsicht hat sie nicht zu bieten - zumindest was die Lehrverkündigung und (besonders dramatisch) die liturgische Verkündigung angeht.

 

Liturgie ist Verdichtung von religiösem Wissen. Da kann doch nur einfließen, was da ist, oder nicht?

Hast du denn eine Vorstellung von so einer glaubwürdigen neuen Weltsicht?

Ich hatte gemeint, dass in deinem Tagesgebet für dich mögliche Ansätze drin stecken könnten?

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Hallo Martin!

 

Mit dem Jesaiatext ist es mir gleich gegangen wie dir. Und nach wie vor geht er mir bei jedem Lesen durch und durch :blink: .

 

Sonst: denkst du denn nicht, dass ein neues Weltbild, in dem sich Naturwissenschaften, Psychlogie und religöses Wissen verbinden lassen, dringendst notwendig ist?

Empfindest du nicht die Verlorenheit so vieler?

Und wie mühsam es auch für die "Gläubigen" ist, ihr Schrebergärtchen "Hoffnung" oder "Vertrauen auf Sinn" oder so immer wieder neu gegen alle Infragestellungen zu verteidigen und trotz allem zu gärtnern? Wenn man nicht einfach bunkert, sondern offen bleiben will?

 

Lieben Gruß

 

Susanne

Hallo Susanne,

 

nein, so wie du es schilderst, nehme ich die Situation nicht wahr. Ich möchte es am Beispiel des sonntäglichen Gottesdienstbesuches schildern. Das Wochenende ist für die einen da, um am Freitag und Samstag abend etwas zu unternehmen (und sei es nur, lange vor dem Fernseher zu sitzen). Und am Sonntag morgen ist Auschlafen angesagt. Wie schön! Die "Alternatative" des Gottesdienstes, die Chance, wieder ein kleines Stück der Wandlung für uns selbst zu erleben, der bewußte Neuanfang, das eigene Hinstellen auf den festen Grund um im Treibsand der nächsten Woche nicht unterzugehen - all das wir dafür hingegeben, sich im Bett noch ein paarmal rumzudrehen. Und dann gibt es noch den Vorabend-Gottesdienst und manchmal auch noch den Gottesdienst am Sonntagabend.

 

Nein, Susanne. Das was ich wahrnehmen ist Trägheit.

 

Auch die Antwort, der Gottesdienst sei langweilig, ist in meinen Augen nur ein eigenes Armutszeugnis. Denn ich, als der um den es geht in der Gottesbeziehung, ich muß mich auf den Weg machen und SUCHEN. Nicht warten, dass es mit mundgerecht und unterhaltsam serviert wird. Finden setzt die Suche voraus. Und damit landen wir wieder bei der Trägheit.

 

So empfinde ich es. Es mag Ausnahmen geben. Verlorenheit aus den von dir genannten Gründen. Aber das ist nicht der Mainstream.

 

Und noch etwas - es ist aus meiner Sicht keine Bewertung der imBettrumdreher. Ich war selber über 20 Jahre lang einer. Und ich hatte nicht den Eindruck, als hätte mir damals irgend etwas gefehlt. Und ich gehe jetzt nicht, weil ich denke, ich müßte - sondern weil ich es will und weil ich mich darauf freue.

 

Wo ist der Unterschied, wo war die Weichenstellung? Ich kann es zwar zeitlich benennen. Auch der Anlaß läßt sich ausmachen. Aber was war wirklich der Grund? Außer zu sagen, dass Gottes Ruf mich in einem Moment getroffen hat, wo ich bereit war zu hören, kann ich nichts nennen.

 

Und um die große Kurve zum Thema zu bekommen: Wir können dieses Wollen nicht durch irgend etwas ändern. Es geht nicht.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Hallo Martin!

 

Ich will auch nicht die Schuld irgend jemandem zuschieben und den Einzelnen aus der Verantwortung nehmen.

Aber ich kenne es von mir z.B. anders. Ich habe die Verbindung zur Kirche nie abgebrochen, bin praktisch jeden Sonntag in die Kirche gegangen usw.

Aber nur mangels irgendetwas Besserem. Ich bin mir völlig fremd vorgekommen dort, und Antworten auf Fragen habe ich mir von so ziemlich überall her eher erwartet als von der Kirche.

Wenn mir nicht von ganz woanders her ein neues Verstehen ermöglicht worden wäre, das mir die liturgischen Texte und die Bibel und die Dogmen neu erschlossen hat, - ich weiß nicht, wo ich wäre.

 

Für mich ist das schon auch ein Schlüsselsatz: "Wer suchet, der findet; klopfet an und...... "

Ich vertrau auch. Ich vertrau darauf, dass uns unsere Sehnsucht den Weg weisen wird und dass wir Antworten finden, wenn wir nur beharrlich und ernst fragen. Aber fragen und suchen müssen wir schon.

(Und ich glaube, das müssen die tun, die spüren, dass da was fehlt und dringend gebraucht würde. Wenn du das nicht so empfindest, ist es wahrscheinlich auch nicht deine Aufgabe, auf die Suche zu gehen?? Ich weiß nicht????)

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Historisches Faktum ist, daß gerade in das Credo einiges auch vom Kaiser hineindiktiert wurde, was im Credo der Urchristen nicht enthalten war.

 

Ja und? Darf sich Gott per Gutmenschendefinition nicht eines Kaisers bedienen?

 

Wie Susanne nehmen auch wir uns die Freiheit, Tagesgebet, Credo, Gabengebet, Friedensgebet und Dankgebet selbst zu wählen (es gibt so viele gute Vorlagen, man muß meist gar nicht selbst formulieren).

Und schwuppdiwupp ist man bei einem Glauben - denn Liturgie ist der Ausdruck desselben, der mit dem der Kirche nicht mehr viel zu tun hat. Aber halt: die Kirche ist daran schuld, stimmt, so war's.

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Wer meines Erachtens wissen will, welcher christlicher Glaube so weit trägt, daß man sich vollkommen gewaltlos dafür töten läßt (mehr geht wirklich nicht), der muß auf den Glauben derer schauen, die genau dies mit sich machen ließen. Und der sollte die frühen Kirchenväter lesen.

Das war (ist?) ein wahrhaft prägender Glaube. Da ging es um Leben und Tod, nicht um Intellektharmonisierung mit beschränkter Haftung.

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Wie Susanne nehmen auch wir uns die Freiheit, Tagesgebet, Credo, Gabengebet, Friedensgebet und Dankgebet selbst zu wählen (es gibt so viele gute Vorlagen, man muß meist gar nicht selbst formulieren).

Und schwuppdiwupp ist man bei einem Glauben - denn Liturgie ist der Ausdruck desselben, der mit dem der Kirche nicht mehr viel zu tun hat. Aber halt: die Kirche ist daran schuld, stimmt, so war's.

So einfach geht's nun wieder auch nicht. Bei allen Bedenken, die auch ich da habe: Dass jede eigenmächtige Änderung der Liturgie in einem defektiven Glauben wurzelt, ist nichts als eine Unterstellung. Deine Position scheint mir vor allem den Ist-Stand untermauern zu sollen. Und genau der vermag es nur noch mit Mühe sonntags 14% der Gemeinde anzusprechen.

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Bevor jemand rückfragt, ob ich denn glaube, dass mit anderen Gebeten mehr Menschen in die Kirche kämen: Nein.

 

Ich behaupte nur, dass sich die überwiegende Mehrheit langweilen würde, würde sie es hören.

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So einfach geht's nun wieder auch nicht. Bei allen Bedenken, die auch ich da habe: Dass jede eigenmächtige Änderung der Liturgie in einem defektiven Glauben wurzelt, ist nichts als eine Unterstellung.

Ich spreche nicht von einem defektiven Glauben, sondern von einem anderen Glauben (ersteres ist eine Unterstellung Deinerseits), von einem Glauben, der nicht dem der Kirche entspricht. Das ist erst einmal vollkommen wertfrei. Die berechtigte Frage ist jedoch, ob man seinen Glauben redlicherweise dann noch mit dem gleichen Etikett wie dem des kirchlichen versehen kann.

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Und wer sagt Dir, dass es wirklich ein anderer Glaube ist? Du kennst weder alle frei eingefügten Gebete, noch die Gedanken und Absichten und auch nicht den Glauben derer Urheber.

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Nun ja, lese ich Helmuts Meinung über den Glauben der Kirche, maße ich mir dieses Urteil an.

Und es tut mir leid, ich habe kirchlicherseits auch ein wenig Lebenserfahrung: diejenigen, die das Credo - und besonders das große Credo - nicht beten wollten, sich stattdessen eigene oder fremd-eigene "aussuchten", hatten alle, ohne Ausnahme, nicht den Glauben der Kirche bezüglich des Credo. Das war niemals nur ein "och, das Credo ist zwar auch richtig, aber machen wir doch mal was Neues". Nein. Nie.

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Das war niemals nur ein "och, das Credo ist zwar auch richtig, aber machen wir doch mal was Neues". Nein. Nie.

Das tut mir jetzt leid.

Aber ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass es zwar Deine persönliche Erfahrung ist, die sich trotzdem nicht verabsolutieren lässt.

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Lieber Rorro!

 

Mir wäre es lieber gewesen, du wärst von vornherein dazu gestanden, dass Du auch keine "anderen" Formen akzeptierst, weil Du jedes "anders" als defektiv empfindest. Das wäre durchaus eine Diskussionsgrundlage - es ist nämlich wirklich zu fragen, ob Helmuts Glaubensbekenntnisse in die heilige Messe integrierbar sind. Am besten in einem neuen Thread, der sich auch um dieses Thema dreht.

 

In diesem Thread ist für mich viel wichtiger, dass ich in Deiner Argumentation(sweise) diesen Willen zum Zementieren des Ist-Standes erkenne, der meiner Meinung nach eine Frucht der Angst und nicht des Glaubens ist: Angst vor Veränderung, Angst, sich auf etwas Neues und Ungewohntes einlassen zu müssen.

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(Ich würde mir prinzipiell erst einmal wünschen, wenn hobbypsychologische Anmerkungen außen vor blieben, ich unterstelle auch keinem irgendeine irgendwie geartete psychologisch erklärbare Motivation...)

 

Ebenso wie der Alte Baum Israels die Wurzeln hat, in die aus Gnade die Heidenchristen eingepflanzt wurden und werden und ebenso wie es vollkommen verfehlt ist, sich neue Wurzeln herbeizureden, ist es vollkommen verfehlt, von den Schultern derer zu springen, denen wir die eventuelle Weitsicht erst verdanken.

 

Ich habe nichts gegen Neues und Ungewohntes. Aber 1. ist das Neue nicht aus sicher heraus schon besser oder gar gut und 2. spricht es dann dem Hl. Geist Hohn, wenn es die Fundamente des alten verläßt.

 

Wenn das Neue und Ungewohnte ein Zusatz wäre, eine Erweiterung des Bestehenden, etwas, was es in 2000 Jahren Kirche immer gegeben hat, dann sähe die Sache anders aus. Doch erkenne ich von denen, die "neues" propagieren, bisher - vielleicht aus Sehschwäche - keine wirkliche Wertschätzung des alten.

bearbeitet von rorro
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Hallo Ralf!

 

Ebenso wie der Alte Baum Israels die Wurzeln hat, in die aus Gnade die Heidenchristen eingepflanzt wurden und werden und ebenso wie es vollkommen verfehlt ist, sich neue Wurzeln herbeizureden, ist es vollkommen verfehlt, von den Schultern derer zu springen, denen wir die eventuelle Weitsicht erst verdanken.

 

Ich habe nichts gegen Neues und Ungewohntes. Aber 1. ist das Neue nicht aus sicher heraus schon besser oder gar gut und 2. spricht es dann dem Hl. Geist Hohn, wenn es die Fundamente des alten verläßt.

 

Wenn das Neue und Ungewohnte ein Zusatz wäre, eine Erweiterung des Bestehenden, etwas, was es in 2000 Jahren Kirche immer gegeben hat, dann sähe die Sache anders aus. Doch erkenne ich von denen, die "neues" propagieren, bisher - vielleicht aus Sehschwäche - keine wirkliche Wertschätzung des alten.

 

Ich gebe dir völlig recht, dass das Neue nicht kommen kann, indem wir uns von den Wurzeln abschneiden.

Schnittblumen sind nicht besonders lange haltbar.

 

Ich habe das auch schon zu sagen versucht: „und wenn es nur so viel verändert, dass man spürt, dass die alten Texte einen Gehalt haben, den man mit Neuformulierungen wirklich nicht so leicht erreicht. Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst, dass da ein ganz großer, meist unverstandener Schatz liegt, der keinesfalls leichtfertig über Bord geworfen werden darf“. Das „leichtfertig“ hätte ich wohl besser weglassen sollen; er darf gar nicht über Bord geworfen werden.

Auch Mecky hat Ähnliches geschrieben.

 

Aber das ändert nichts daran, dass in lebendigen Organismen Wachstum stattfinden muss, damit sie lebendig bleiben.

Überall wo Stillstand und Erstarrung ist, stirbt das Leben über kurz oder lang ab.

Auch alte Bäume bilden jedes Jahr neue Triebe. Dass da viel davon Wildwuchs ist und beschnitten werden muss, wenn die Fruchtbarkeit erhalten bleiben soll, ist klar. Aber wenn man das Treiben von vornherein nicht zulässt, wird der Baum eingehen.

 

Momentan sehe ich das deutlich größere Problem der Kirche darin, dass die, die das Sagen haben, das lebendige Wachstum verhindern wollen (ob sie es können, ist eine andere Frage) und nicht darin, dass zu viel Wildwuchs besteht. Und selbst dieser Wildwuchs wäre wahrscheinlich in viel geringerem Ausmaß vorhanden, wenn Lebendigkeit wertgeschätzt würde und man gemeinsam suchen könnte. (Was ohne Gehalt ist und keine Kraft aus der Verbindung zu den Wurzeln schöpfen kann, hat sowieso keinen langen Bestand.)

bearbeitet von Ennasus
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Die Frage nach den Wurzeln ist natürlich die entscheidende. Es hat keinen Sinn, etwas neben den Wurzeln her in Gang zu setzen - wir kämen dabei entweder in eine Oberflächlichkeit oder (noch schlimmer) in ein Abdriften hin zu gefährlichen Lehren und Praktiken.

 

Aber gerade, weil uns die Wurzeln so wichtig sind, ist es notwendig hier genau hinzuschauen. Es besteht nämlich ein Unterschied zwischen den Wurzeln und deren Formulierung und Ausgestaltung.

 

Die Wurzeln des christlichen Glaubens kleben zwar immer an einem Weltbild, aber nicht an einem bestimmten. Die Wurzeln müssen immer formuliert werden, kleben aber nicht an einer bestimmten Formulierung.

Wenn die Wurzeln wegen Weltbild- oder Formulierungsunverständlichkeiten nicht mehr verstanden werden, dann wird es eben Zeit, Weltbild und Formulierung zu verändern. Und das ist ein sehr aufwendiger Prozess - zumal wir im Hintertreffen sind und dringend aufholen müssen.

 

Und dieser Prozess ist etwas Lebendiges. Da kommt es auch mal zu Fehlentwicklungen. Aber aus lauter Angst vor Fehlentwicklungen diesen Traditionsprozess (die Wurzeln werden tradiert, nicht deren Ausgestaltung) einfach zu stoppen oder zu blockieren, ist genau der falsche Weg.

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dieser Wildwuchs wäre wahrscheinlich in viel geringerem Ausmaß vorhanden, wenn Lebendigkeit wertgeschätzt würde und man gemeinsam suchen könnte.

Liebe Susanne!

 

Das hast Du genau getroffen. Am Schönsten lässt es sich im liturgischen Bereich sehen. Im trienter Konzil wurde die Liturgie festgeschrieben und für die ganze Kirche vereinheitlicht. Dann geschah (was geschichtlich völlig beispiellos ist) über Jahrhunderte nichts. Das Drängen auf eine Liturgiereform wurde lange, lange Zeit schlichtweg ignoriert oder sogar als Glaubensabfall gewertet. Die große Selbstverständlichkeit der Liturgieform schien ja auch alles so erscheinen, als ob alles so sein müsste, wie es ist - die Reformer (z.B. die liturgische Bewegung) stand lange Zeit am Rand.

 

Dann fiel der Zwang weg, die Türen schienen sich im 2. Vatikanum zu öffnen. Und - PENG - explodierte das Experimentieren. Da wurde ein Haufen Unfug betrieben, die Liturgien der einzelnen Gebiete drifteten auseinander: Juchu, endlich Freiheit.

 

Jetzt versucht die Liturgiekongregation wieder zu zentrieren, zu vereinheitlichen und festzuschreiben. Nicht ganz unberechtigt. Der Wildwuchs ist ja auch mancherorts nach dieser Eruption ins Unermessliche gewachsen.

 

Der Knackpunkt ist: Hätte man kontinuierlich einen Entwicklungsprozess am Leben erhalten, wären weder Eruption noch Wildwuchs noch Gegenreaktion in diesem Maße notwendig gewesen.

 

Die Geschichte wiederholt sich. Was hat man im 15. Jahrhundert den Reformstau angemahnt! Wer das Säuseln kontinuierlicher Reformen nicht will, darf sich über den Sturm einer Reformation nicht sonderlich beklagen.

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Was hätte sein können zählt aber nicht, Mecky. Es gab einen Reformstau, der wurde aufgelöst. Es gab ein Überschießen, das wird nun wieder eingefangen.

 

Welche praktikable und gangbare Alternative gibt es - außer, dass man es hätte verständlicher und verständnisvoller formulieren können?

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Mecky hat aber nicht gesagt (oder??), dass der Reformstau in seiner Gesamtheit bereinigt ist, er hat sich nur auf die Liturgie bezogen. Oder interpretiere ich das falsch? Ich denke aber, dass außerhalb der Liturgie durchaus Reformbedarf ist.

 

Elisabeth

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Was hätte sein können zählt aber nicht, Mecky. Es gab einen Reformstau, der wurde aufgelöst. Es gab ein Überschießen, das wird nun wieder eingefangen.

 

Welche praktikable und gangbare Alternative gibt es - außer, dass man es hätte verständlicher und verständnisvoller formulieren können?

Hallo Martin!

 

Da stimmt jetzt wirklich etwas nicht, oder?

Das klingt, als ob eigentlich eh inzwischen alles wieder in bester Ordnung wäre - Reformstau aufgelöst, Wildwuchs eingefangen (das Einfangen hätte zwar vielleicht etwas geschickter formuliert werden können, aber das nehmen wir nicht so tragisch....)

 

Dass es im liturgischen Bereich wieder ruhiger geworden ist, sehe ich nicht als gute Entwicklung, sondern als Zeichen von Resignation.

 

Das Problem ist das gleiche, wie ich es im Thread mit den Tagesgebeten habe: es nützt überhaupt nichts, alte Gedanken in neue Worte zu kleiden.

Die alten Gedanken haben in den liturgischen Gebeten über die Jahrhunderte hinweg sowieso sehr stimmige Ausdrucksformen gefunden, das sind schon Verdichtungen von ganz Wesentlichem und jeder Versuch, sie in modernen Sprache zu kleiden, ist zwar löblich, aber auf Dauer bringt das nicht weiter. Das ist alter Wein in neue Schläuche.

 

Gefragt wäre neuer Wein in neue Schläuche:"Kehrt um und glaubt an die frohe Botschaft" - Metanoia als Neu -Denken. Das hat natürlich mit dem Ringen um eine neue Sprache zu tun, aber nicht so, dass es nur darum geht, den alten Inhalt neu zu transportieren.

 

Es geht um die Freiheit, von der du woanders gefragt hast, ob wir sie wollen. Es geht darum, dass Christsein nicht mehr nur heißen kann, an über Jahrhunderte tradierten Moralvorstellungen festzuhalten, sondern dass man versucht, Liebe wirklich zu leben (und dabei u.U. drauf kommt, dass "das Gesetz befolgen" heißen kann, Gesetze zu übertreten).

Und es geht natürlich auch darum, einen Rahmen (eine Vorstellung darüber, wo der Sinn unseres Daseins liegt) zu finden für dieses neue Denken, in den man sich einbinden kann mit seinen eigenen vorsichtigen Versuchen, diese Freiheit zu wagen.

 

Wenn aus dem allem heraus neue Gebete und liturgische Formen entstehen, werden sie Halt und Bestand haben, anders, glaube ich, nicht.

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