Jump to content

Corona-Special: in Deutschland, Europa und Global


Mistah Kurtz

Recommended Posts

vor einer Stunde schrieb UHU:

Trotzdem frage ich mich, warum nicht die Stufe 2 mit den Ü70-Leuten einlädt. Die Ü70-Leute müssen auf ein Einladungsschreiben warten, und die Ü60-Leute aus Stufe 3 (?) können ohne alles abgefrühstückt. Die Logik erschließt sich mir nicht.


Wer will hier noch von "Logik" sprechen? Dazu kann ich jetzt nix sagen, weil es bei uns im Südwesten ja anders läuft: Ü70 sind bei uns bereits seit 11.3. impfberechtigt, und personalisierte Einladungen gab und gibt es nicht: das ist alles über die Tageszeitungen, die regionalen Rundfunksender und die Amtlichen Mitteilungsblätter der Gemeinden bekanntgemacht worden.

Und ein Problem ist halt die Schwerfälligkeit sowohl des Anmeldesystems als auch der (von diesen nicht selbstverschuldeten) Schwerfälligkeit der Kreisimpfzentren gewesen, die den Leuten ja keinerlei Wahlmöglichkeit - ausser halt durch Überlisten - gelassen hat. Zwar hat das Sozialministerium schon vor Wochen Abhilfe versprochen, aber geschehen ist nichts, ausser dass die KV ein Medienhaus ausmanövriert hat, das einen viel genutzten "Impfterminmonitor" entwickelt hatte, das den Leuten annäherend einen Überblick verschaffte, wo gerade freie Termin zu haben wären. Bedrohung durch Hacker wurde als Grund angegeben, und dass einem allzu ausufernden Impftourismus entgegengewirkt werden solle. Der Gesundheitsminister hat sich einsichtig gezeigt und schon vor Wochen angekündigt, das Anmeldesystem zu verbessern, geschehen ist bisher - genau nichts.
Ein 79-jähriger Bekannter hat ein bisschen Buch geführt und kommt auf mindestens 100 Stunden, die er vergeblich damit verbracht hat, als ganz offiziell Impfberechtigter telefonisch oder per Internet an einen Termin zu kommen. Welcher Impfstoff wäre ihm egal gewesen. Der ist an Ostern freudig auf das Angebot seines Landkreises angesprungen, hat sich am Ostermontag von seinem Sohn die 30 km zum Impfzentrum fahren lassen (er selber sieht nicht mehr gut genug, um selber zu fahren, und der ÖPNV an Sonn- und Feiertagen verkehrt nur sehr ausgedünnt), und wurde ungeimpft nach Hause geschickt, weil die Anmeldungssoftware den Run auf die AstraZeneca-Sondertermine nicht verkraftet und ein heilloses Chaos angerichtet hatte). Der hat sich jetzt mit einem in seiner Wohngegend aktiven Seniorenclub ins Benehmen gesetzt, der sich darauf verlegt hat, die Anmeldesysteme der verschiedenen Kreisimpfzentren ein bisschen zu durchleuchten und mit Hilfe der dabei gewonnenen Einblicke zu überlisten. Das geht nämlich in bescheidenem Umfang, Rentner bringen die Zeit dafür auf. Und kriegen mittlerweile unterschwellig-augenzwinkernd sogar "Tips vom Amt".
Eine Bekannte, knapp unter 80, hat's vor zwei Tagen mal per Telefon versucht und wurde von dem freundlichen Wesen im Callcenter, das keine freien Termine vermitteln konnte ("rufen Sie bitte in ein paar Tagen mal wieder an") auf die Hausärzte verwiesen, die ja neuerdings auch impfen würden, wie sie - also die Callcenter-Dame - beim Frühstück in ihrer Zeitung gelesen habe. Genau das hatte unsere knapp 80-jährige Bekannte auch getan: beim Frühstück ihre Tageszeitung gelesen. In der aber stand, dass sich die Impfstofflieferung der Apotheken an die Hausärzte wegen der Osterfeiertage um zwei Tage verzögere, die Hausärzte auch höchstens die Hälfte dessen bekommen würden, was sie bestellt hätten - und dass man um Himmels willen und bitte davon absehen solle, bei den Hausärzten anzurufen und die Praxen mit Anfragen zu blockieren. Letztere kämen, wenn sie denn Impfstoff hätten, von sich aus auf die Patienten zu, bei denen ihnen die Impfung am vordringlichsten erschiene. Im Nachbardorf hat vor kurzem ein junger Arzt eine alteingeführte Hausarztpraxis übernommen, der - bzw. seine beiden Mitarbeiterinnen - sitzen jetzt da und forsten die Patientenkartei durch. Im übrigen gibt es nicht wenige Ü80, die noch so gut drauf sind, dass sie nicht alle vier Wochen zum Hausarzt hinken müssen, weswegen die Hausärzte die auch nicht alle gleich auf dem Schirm haben ...
Logik kannst Du doch schon lange nicht mehr erwarten, und seit dem Desaster mit Astrazeneca erst recht nicht mehr.

bearbeitet von Julius
  • Thanks 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb Die Angelika:

Die Bettenkapazitäten sind aber nicht allein das Problem. Würden mehr Betten zur Verfügung stehen, fehlte immer noch das Pflegepersonal.

Ich will doch schwer hoffen, daß nur die Intensivbetten gezählt werden, die auch betrieben werden können. Personell, räumlich und instrumentell. Und sie nicht auch noch die uralten Bettgestelle im Keller mitzählen, die dort eigentlich auf ihre Entsorgung warten... (Dummerweise mag ich das inzwischen aber auch nicht mehr ausschließen :( )

 

vor 3 Stunden schrieb Die Angelika:

Wie viele der Infizierten, erkranken so, dass sie ins Krankenhaus auf Intensiv müssen?

Inwieweit ist der Anstieg auch vermehrten Test geschuldet?

Der Anstieg dieser unsäglichen 'Inzidenz' ist sicherlich zumindest zum Teil auch der Ausweitung der Schnelltests und der damit verbundenen besseren Ausleuchtung der Dunkelziffer geschuldet. Die Zahl der wegen Covid-19 auf Intensivstationen behandelten Personen dürfte dagegen so ziemlich die verlässlichste Ziffer sein, die wir überhaupt haben. Da gibt es nämlich keine Dunkelziffer und auch falsche Zuordnungen sind kaum vorstellbar.

 

vor 3 Stunden schrieb Die Angelika:

Es wird prognostiziert:

Die Anzahl schwerer Erkrankungen steigt aufgrund des Auftretens weiterer und angeblich aggressiverer Mutanten. 

Zunächst mal steigt die Anzahl der schwer Erkrankten einfach mit der Anzahl der tatsächlich Infizierten (egal, wie groß der Anteil der bekannten Infizierten laut Inzidenz ist). 

Daß die geimpften ü80er kaum noch auf den Intensivstationen auftauchen dürfte die Lage etwas entspannen. Allerdings auch nur etwas, weil viele ü80er wohl sowieso nicht mehr 'fit' genug für die Intensivstation waren sondern eher palliativ behandelt wurden.

Das mit den aggressiveren Mutanten kommt dann noch dazu.

 

vor 3 Stunden schrieb Die Angelika:

Ich sehe aber zu wenig Zusammenhang zwischen den bisher erhobenen Daten, der Analyse und den daraus gezogenen Konsequenzen.

Hier rächt sich jetzt die Schwammigkeit der bisherigen Strategien.

Wäre man konsequent beim 'Schutz des Gesundheitssystems vor Überlastung' geblieben, dann könnte man glaubhaft auf die inzwischen gelbe Warnampel hinweisen.

Aber implizit hat man ja eher mit 'möglichst wenigen Toten' argumentiert. Deren Zahl sinkt aber kontinuierlich, deren Ampel wird grün.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor einer Stunde schrieb UHU:

Jetzt gilt für diese drei Ämter Ausgangssperre über Nacht.

Heisst das, niemand darf das Amt Nachts verlassen? 😜

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 15 Minuten schrieb Moriz:

Ich will doch schwer hoffen, daß nur die Intensivbetten gezählt werden, die auch betrieben werden können. Personell, räumlich und instrumentell.


SWR-Corona-Special in Deutschland: "Intensivstationen in Deutschland behandeln derzeit 4.515 COVID-19-Patientinnen und Patienten. Davon müssen 2.550 Patienten beatmet werden. Insgesamt sind 26.590 Intensivbetten in Deutschland betriebsbereit, davon sind 14,4 Prozent noch frei. Die Verfügbarkeit freier Intensivbetten ist deutlich gesunken. Die Lage ist kritisch. (Quelle: Divi-Intensivregister, Stand: 9. April 2021 - 12:15 Uhr)."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Minuten schrieb rince:
vor einer Stunde schrieb UHU:

Jetzt gilt für diese drei Ämter Ausgangssperre über Nacht.

Heisst das, niemand darf das Amt Nachts verlassen? 😜

:P

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gerade im News-Ticker: Der J&J Impfstoff wird gerade genauer Untersucht... denn es wurden Thrombosen gemeldet. Das wird noch richtig lustig :) 

 

In Israel wird derweil inzwischen Party gemacht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb mn1217:

Und natürlich sollte weiterhin auf der persönlichen Ebene alles getan werden, um Ansteckungen zu vermeiden, das ist  ja vom Bockmist von Politikern völlig unabhängig. 

Die Lage wird ja nicht besser, wenn die Bürger das nicht mehr tun. 

Und ganz abgesehen davon dürften die meisten auch nicht so wild darauf sein, zu erkranken und mindestens in Quarantäne zu geraten 

 

Ich fürchte, hier schätzt du die Bürger falsch ein. 

Realistisch betrachtet sind Leute bis 50 von Corona nicht mehr gefährdet als von Grippe. Und wenn sie das auch so sehen (egal ob es nun wirklich stimmt oder nicht), dann haben sie keinen Grund, sich mehr Sorgen zu machen als wegen Grippe. Also machen sie sich auch keine Sorgen.

Das war vor einem Jahr anders, da war die Situation vollkommen neu und die Einschätzung der Pandemie noch recht unklar. Da haben viele ganz von selbst ihre Kontakte massiv reduziert (der R-Wert sank schon eine Woche vor dem Lockdown unter eins). Das mit der Kontaktreduktion klappt aber nur vorübergehend, denn wir sind als Menschen auf Kontakte angewiesen. Daher wird auch ein 'harter' Lockdown nicht mehr das bringen können, was wir vor einem Jahr erreicht haben. Dazu dauern die Einschränkungen einfach schon zu lange. Die Sehnsucht nach Kontakten ist inzwischen einfach zu groß.

 

Einschub: Warum gehen die Leute ins Kino und in die Kneipe? Sicherlich auch wegen Breitwand-Dolby-Surround und frisch gezapftem Bier. Hauptsächlich aber doch, um mit anderen Menschen zusammen zu sein und gemeinsam was zu erleben. Deswegen führt die Schließung dieser Etablissements auf Dauer nur dazu, daß sich die Leute zum Heimkinoabend und im Partykeller treffen. Und die wahren Enthusiasten haben zuhause sowieso ihren Heimkinobeamer und CO²-Zapfanlage.

 

Ich fürchte, daß viele eine Quarantäne dadurch zu vermeiden suchen, daß sie sich bei Erkältungssymptomen einfach nicht testen lassen (im RL ist mir ein solcher Fall bekannt).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 13 Minuten schrieb Julius:


SWR-Corona-Special in Deutschland: "Intensivstationen in Deutschland behandeln derzeit 4.515 COVID-19-Patientinnen und Patienten. Davon müssen 2.550 Patienten beatmet werden. Insgesamt sind 26.590 Intensivbetten in Deutschland betriebsbereit, davon sind 14,4 Prozent noch frei. Die Verfügbarkeit freier Intensivbetten ist deutlich gesunken. Die Lage ist kritisch. (Quelle: Divi-Intensivregister, Stand: 9. April 2021 - 12:15 Uhr)."

 

Das hatte @Die Angelika gestern schon verlinkt. Die Anzahl der belegten Intensivbetten liegt in BW seit Monaten konstant bei gut 2000. Nur die Zahl der freien Betten sinkt, warum auch immer.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

Die eher negative Einschätzung bezüglich des Pandemieverhaltens "der Bürger" teile ich.

 

Mit "auf persönlicher Ebene alles tun" meine ich durchaus auch, private Feiern zu lassen..

Die Einstellung "ist mir doch egal" führt zu weiterer Verschärfung des Geschehens.

Es geht ja auch nicht nur darum , was eine potentielle Ansteckung mit mir macht, sondern auch darum, was mit denen geschieht, sie ich anstecke.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 12 Minuten schrieb rince:

Gerade im News-Ticker: Der J&J Impfstoff wird gerade genauer Untersucht... denn es wurden Thrombosen gemeldet. Das wird noch richtig lustig :) 

 

In Israel wird derweil inzwischen Party gemacht.

 

Wobei, die kommen doch grade auch nicht so recht weiter, habe ich irgendwo gelesen.

Die Party sei ihnen gegönnt, da bin ich neidfrei-der Neid brächte auch nicht mehr Impfstoff hierhin.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn man übrigens genug Eskalation ankündigt, sind Deutsche Städte schonrecht großzügig was die Genehmigung, die Erstellung des Sicherheitskonzeptes und die Anzahl der Teilnehmer angeht.

 

Leverkusen erlaubt dann Beerdigungen mit 50 Personen und sperrt öffentlichen Raum um nicht weiter zu stören. Ach so: den Termin kann man sich dann auch aussuchen...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb mn1217:

Dass die Konferenz für Montag abgesagt wurde. liefert schon das Signal: Wir lassen es einfach laufen, egal, was auf Intensiv passiert.

 

Die verantwortlichen Politiker sind mit ihrem Latein am Ende. Das hat man ja schon an der unsäglichen Idee der 'Osterpause' gesehen. Wer keine Ideen mehr hat, der kann auch nix mehr umsetzen. Und die Forderungen eines 'kurzen, harten, einheitlichen' Lockdowns sind hohl - sonst hätten die Lautsprecher sie doch schon längst in ihren Ländern umgesetzt. Es glaubt ja sowieso niemand mehr dran:

  • Was heißt 'kurz'? Laschet sprach von zwei bis drei Wochen. Und dann? Perspektive?
  •  Was heißt 'hart'? Die Leute wollen und können doch jetzt schon nicht mehr! Deswegen werden alle Schlupflöcher genutzt werden und das könnte man nicht mal mit polizeistaatlichen Methoden verhindern.
  •  Wozu 'einheitlich'? Was hat Ostfriesland (bekannte Inzidenz: 35) von einem harten Lockdown, der an der Tschechischen Grenze (bekannte Inzident: 350) vielleicht sinnvoll wäre? Aber mit der Forderung nach 'Einheitlichkeit', die sowieso nicht zustande kommt (warum auch?) bewahrt sich Söder davor, so einen Lockdown in seinem Bundesland durchzuführen.

Mir fehlen auch die alternativen Konzepte. Was ist aus Spahns Idee geworden, ab April jeden zwei mal die Woche zu testen?

 

Nachtrag: Das Starren auf diese unsäglichen 'Inzidenzen' fällt den Verantwortlichen jetzt auch in den Rücken, wo die Zahlen der bekannten Infektionen feiertagsbedingt sinken. In NRW hat man deshalb beschlossen, erst dann zu lockern, wenn diese nicht nur für drei, sondern für sieben unter 100 fällt. Und die Schulen zuzulassen, weil man den eigenen Zahlen nicht mehr glauben mag wenn sie einem zu niedrig sind...

 

bearbeitet von Moriz
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 8 Minuten schrieb mn1217:

Es geht ja auch nicht nur darum , was eine potentielle Ansteckung mit mir macht, sondern auch darum, was mit denen geschieht, sie ich anstecke.

Die Hauptrisikogruppe ist doch inzwischen geimpft? Man hört ja gar nix mehr von  Massensterben in Altenpflegeheimen. So schlimm kann es also nicht mehr sein...

 

[Ja, ja, ich weiß, ich habe jetzt ein Bisschen übertrieben. Aber nur ein ganz kleines Bisschen!]

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zahlen aus der Schweiz:

 

Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zur Zeit 70,7 Prozent. 21 Prozent dieser Betten werden von Covid-19-Patienten besetzt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 6 Minuten schrieb Moriz:

 

 

Mir fehlen auch die alternativen Konzepte. Was ist aus Spahns Idee geworden, ab April jeden zwei mal die Woche zu testen?

 

 

Getestet wird ziemlich fleißig. 

Ich wäre hier für eine Pflicht für die Unternehmen.

 

Testen alleine reicht aber momentan nicht.

 

Einheitlich fände ich insofern gut, als das A es nur sehr wenig Regionen mit niedrigen Inzidenzen gibt und die sich, wenn es so weitergeht, auch bald erhöhen werden und es 

B für die Bürger einfacher ist. Wenn in jeder Stadt erst mal eruiert werden muss, was gerade gilt, ist das schwierig.

 

"Ich kann nicht mehr" freut das Virus sehr.

 

Ich weiß nicht, ob ein härterer Lockdown was brächte und mir fehlt auch die Idee, was noch verschärft werden soll, aber  konsequenter muss es sein und drakonische Strafen für Betrüger und Verweigerer. Denn das Verhalten schadet uns allen. 

Und keine Lockerungen, keine Modellregionen (erst recht kein ganzes Bundesland), nix dergleichen, bis nicht die Inzidenz stabil unter 100, besser, unter 50 ist. Also- das könnte Ostfriesland zB machen, wissenschaftlich begleitet natürlich.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 37 Minuten schrieb Moriz:

 

Ich fürchte, hier schätzt du die Bürger falsch ein. 

Realistisch betrachtet sind Leute bis 50 von Corona nicht mehr gefährdet als von Grippe. Und wenn sie das auch so sehen (egal ob es nun wirklich stimmt oder nicht), dann haben sie keinen Grund, sich mehr Sorgen zu machen als wegen Grippe. Also machen sie sich auch keine Sorgen.

Das war vor einem Jahr anders, da war die Situation vollkommen neu und die Einschätzung der Pandemie noch recht unklar. Da haben viele ganz von selbst ihre Kontakte massiv reduziert (der R-Wert sank schon eine Woche vor dem Lockdown unter eins). Das mit der Kontaktreduktion klappt aber nur vorübergehend, denn wir sind als Menschen auf Kontakte angewiesen. Daher wird auch ein 'harter' Lockdown nicht mehr das bringen können, was wir vor einem Jahr erreicht haben. Dazu dauern die Einschränkungen einfach schon zu lange. Die Sehnsucht nach Kontakten ist inzwischen einfach zu groß.

 

Einschub: Warum gehen die Leute ins Kino und in die Kneipe? Sicherlich auch wegen Breitwand-Dolby-Surround und frisch gezapftem Bier. Hauptsächlich aber doch, um mit anderen Menschen zusammen zu sein und gemeinsam was zu erleben. Deswegen führt die Schließung dieser Etablissements auf Dauer nur dazu, daß sich die Leute zum Heimkinoabend und im Partykeller treffen. Und die wahren Enthusiasten haben zuhause sowieso ihren Heimkinobeamer und CO²-Zapfanlage.

 

Ich fürchte, daß viele eine Quarantäne dadurch zu vermeiden suchen, daß sie sich bei Erkältungssymptomen einfach nicht testen lassen (im RL ist mir ein solcher Fall bekannt).

Wie kann man sich täglich mit einem Thema befassen und dann immer noch auf einem veralteten Stand verharren? Ich finde deine Posts langsam wirklich unerträglich.

 

Erzähl mal diesem Intensivmediziner mit deiner Grippe:

Zitat

Nicht nur die stetig steigende Zahl der Patienten, sondern vor allem die veränderte Altersstruktur der Covid-19-Erkrankten beunruhigt die Mediziner. „Wir stellen eine dramatische Verjüngung der Patienten fest. Etwa ein Drittel sind zwischen 35 bis 59 Jahre alt“, sagt Weber-Carstens. Ein weiteres Drittel sei zwischen 60 und Ende 60. Die Patienten seien deutlich schwerer erkrankt und würden viel länger auf den Intensivstationen versorgt werden müssen als ältere Patienten. Zurückzuführen sei das auf die Ausbreitung der britischen Corona-Mutante B.1.1.7.

https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/intensivmediziner-fordern-harten-lockdown-krankenhaeuser-haben-keine-kapazitaeten-mehr-li.151428

 

Außerdem im Artikel:

Zitat

Die Zahl der bundesweit freien Intensivbetten wird mit etwa 3600 angegeben. Ein Großteil dieser Betten muss allerdings für Nicht-Covid-19-Patienten frei bleiben – für Notfälle wie Schlaganfälle oder Unfallpatienten. Doch diese Kapazitäten werden knapp. „Wir sehen anhand der Zahlen, dass einige Krankenhäuser nicht mehr aufnahmefähig sind“, sagt Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin und wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters.

 

Zitat

Momentan seien deutschlandweit 295 Intensivbetten frei, die für Covid-19-Patienten reserviert sind. In zehn Tagen würden die Kapazitäten, bei mehr als 20.000 Neuinfektionen am Tag, komplett ausgeschöpft sein – vor allem in den Ballungszentren. Der Past-Präsident der DIVI, Uwe Janssens, erklärt, dass im Schnitt 1,3 Patienten, die an Sars-CoV-2 erkranken, einen schweren Krankheitsverlauf entwickeln. „Wir können heute voraussagen, dass wir in zehn bis 14 Tagen bis zu 370 neue Covid-19-Patienten haben werden, die intensivmedizinisch betreut werden müssen.“

 

Zitat

Diese Entwicklung bestätigt auch Steffen Weber-Carstens, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters und Mitglied der erweiterten Klinikleitung der Klinik für operative Intensivmedizin an der Charité Berlin. „Wir haben eine klare dramatische Belastungssituation. Aus diesem Grund mussten wir wieder den Notfallbetrieb einleiten“, sagt der Mediziner während der DIVI-Pressekonferenz. 

 

Zitat

Als letzte Option bleibt die nationale Notfallreserve mit 10.000 zusätzlichen Intensivbetten. Allerdings würden die Kliniken gezwungen, in einen katastrophenähnlichen Zustand zu gehen. „Damit werden wir Triage-Situationen zwar verhindern können. Patientinnen und Patienten werden nicht alle qualitativ betrachtet die gleiche intensivmedizinische Behandlung bekommen können“, so Weber-Carstens.

 

Zitat

„Das Erschreckende ist, dass wir diese Entwicklung vorhergesagt hatten“, sagt Marx. Auch das  hatte Anfang des Monats eine Modellrechnung veröffentlicht, aus der sich der Anstieg der Fallzahlen ablesen lässt, wenn die Corona-Maßnahmen nach kurzer Zeit wieder gelockert werden. Virologin Sandra Ciesek sagte dazu in der aktuellen Folge des NDR Info Podcasts „“: „Weder bei den Todesfällen noch in den Intensivbettenbelegungen reichen vier Wochen im April aus, um den Verlauf wirklich nachhaltig zu verändern. Das ist, glaube ich, auch eine der wichtigen Messages, die man mitnehmen kann, dass kurze Kontaktebeschränkungen einfach zu wenig sind.“

 

Zitat

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Donnerstagabend bei 0,80 (Vortag: 0,76). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 80 weitere Menschen anstecken. Die Intensivmediziner rechnen jedoch mit einem deutlich höheren Wert: „Wir haben im Moment das Problem, dass die aktuellen Zahlen wahrscheinlich nicht die wahren Zahlen sind“, so Christian Karagiannidis. „Wir glauben, dass die Inzidenz momentan bei mehr als 150 liegt, wie hoch werden wir aber erst in der kommenden Woche sehen. Nach unseren Daten schätzen wir eher 160 bis 170.“

 

 

Ach, die sollen sich mal alle nicht so haben. Bei einem Terroranschlag kann man ja auch kurzfristig reagieren.

bearbeitet von bw83
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

5 hours ago, mn1217 said:

Ehrlich gesagt, ärgere ich mich, dass sich junge, gesunde Menschen einen Impftermin erschleichen und gleichzeitig meine Eltern einen Brief bekommen, se müssten bis mindestens Mai warten.

:angel:

5 hours ago, mn1217 said:

Es ist völlig okay, auch jüngere zu impfen, aber auch da eher die mit echtem Risiko, aber doch vorrangig oder zumindest auch die Älteren.

Nein. Vorrangig muss man diejenigen impfen, die das grösste Risiko tragen, infiziert zu werden. Höchstens innerhalb dieser Gruppe nach absteigendem Alter. Die mit dem grössten Risiko sind - hier zumindest - die Leute die nicht von zu Hause arbeiten können. Meist Leute mit tieferem Einkommen, die in Supermärkten und Fabriken arbeiten, und auch in Wohnverhältnissen leben die eine Infektion erleichtern, wie massenhaft benutzte Aufzüge, Flure, Treppenhäuser, ganze Familien in engen Wohnungen, usw. Und auch Lehrer solange die Schulen offen sind. Polizisten, Feuerwehrleute, Paramedics usw. sind hier grossomodo durchgeimpft, zumindest mit der ersten Dosis.

 

Die Reaktion unserer Politiker auf diese Probleme - wir verhängen ein Ausgangsverbot für die ganze Provinz! Dümmer geht immer. Zumal dieses Ausgangsverbot ja unumgänglich Ausnahmen enthalten muss - Lebensmitteleinkauf, Apothekenbesuch, Impftermin, spazieren bei schönem Wetter, all das muss erlaubt sein, sonst drehen die Leute endgültig durch und dann haben wir weit grössere Probleme als annähernd volle Intensivstationen.

 

Immerhin: Es sollen jetzt Impfkommandos in diese besonders gefährdeten Gebiete geschickt werden (geht ganz gut nach Postleitzahl) und wer bei drei nicht auf den Bäumen ist kriegt die Nadel zu spüren. Es ist totaler Schwachsinn, 65-jährige im Home Office im Eigenheim, die alles online ordern können was sie brauchen, vor diesen besonders Gefährdeten zu impfen.

bearbeitet von phyllis
  • Like 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 5 Minuten schrieb bw83:

Ach, die sollen sich mal alle nicht so haben. Bei einem Terroranschlag kann man ja auch kurzfristig reagieren.

Wenn das alles so dramatisch ist, dann müsste man mal die Verantwortlichen der Impfstoffbeschaffung und Impf-Planung zur Rechenschaft ziehen, weil jede Verzögerung hier kriminell wäre

 

So lange aber der Tenor ist, man habe eigentlich alles richtig gemacht, und man auch mal locker Impfpausen machen kann, anstatt zügig durchzuimpfen, so lange muss ich davon ausgehen, dass die Lage unter Kontrolle ist.

  • Thanks 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

4 minutes ago, rince said:

So lange aber der Tenor ist, man habe eigentlich alles richtig gemacht, und man auch mal locker Impfpausen machen kann, anstatt zügig durchzuimpfen.....

Hä? Dass Coronaphobia die Hinrzellen angreift ist ja bekannt, aber so stark?

Hier zumindest impfen sie zz auf Teufel komm raus.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 30 Minuten schrieb phyllis:

Hä? Dass Coronaphobia die Hinrzellen angreift ist ja bekannt, aber so stark?

Hier zumindest impfen sie zz auf Teufel komm raus.

 

Den Zeitungsmeldungen nach steigt das Impftempo erst, seit man endlich die Hausärzte mit ins Boot genommen hat. Das haben die verantwortlichen in der Politik aber so lange wie möglich zu verhindern versucht, weil man doch die ganzen tollen teuren Impfzentren errichtet hat...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 42 Minuten schrieb phyllis:

Vorrangig muss man diejenigen impfen, die das grösste Risiko tragen, infiziert zu werden. Höchstens innerhalb dieser Gruppe nach absteigendem Alter.

Das weiß ich nicht.

 

Impft man zuerst die, die das größte Risiko haben, an Corona zu versterben (Alter, Vorerkrankungen)?

Oder doch besser die, die das größte Risiko darstellen, aufgrund vieler unvermeidbarer Kontakte Covid zu verbreiten (Lehrer, Verkäufer)?

Was bringt mehr?

 

Ich weiß es nicht. Hier macht man im Prinzip eine Mischung aus beidem: 

Zum einen nach Alter und Risiko, zum anderen bestimmte Beufsgruppen (Personal im Gesundheitssystem, aber auch Lehrer).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Minuten schrieb rince:

Den Zeitungsmeldungen nach steigt das Impftempo erst, seit man endlich die Hausärzte mit ins Boot genommen hat. Das haben die verantwortlichen in der Politik aber so lange wie möglich zu verhindern versucht, weil man doch die ganzen tollen teuren Impfzentren errichtet hat...

 

Ich fürchte, die Zusammenhänge sind etwas anders. Erst, seitdem mehr Impfdosen geliefert werden, nimmt man auch die Hausärzte mit ins Boot. Auch, wenn es immer noch nur die Impfzentren wären, würden wir derzeit noch für jede Dosis leicht einen Oberarm finden. Und wenn die Tiefkühllogistik nicht so problematisch wäre hätte man die Hausärzte schon von Anfang an mit ins Boot holen können (da man die ausreichende Haltbarkeit der mRNA-Impfstoffe im Kühlschrank erst mal überprüft bevor man sie an die Hausärzte verteilt halte ich für selbstverständlich).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 41 Minuten schrieb bw83:

Deren ständiges Mistbauen schließt aber nicht aus, dass die Lage wirklich dramatisch ist.

Davon konntest  du mich noch nicht überzeugen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor einer Stunde schrieb mn1217:

...

Es geht ja auch nicht nur darum , was eine potentielle Ansteckung mit mir macht, sondern auch darum, was mit denen geschieht, sie ich anstecke.

*zynismusein*

Nach Logik mancher tut das Virus doch nichts bzw. nicht viel. Also wenn es mir nichts tut, tut es dir doch auch nichts. Nun stell' dich mal nicht so an.

*zynismusaus*

 

vor einer Stunde schrieb Moriz:

 

Die verantwortlichen Politiker sind mit ihrem Latein am Ende. Das hat man ja schon an der unsäglichen Idee der 'Osterpause' gesehen. Wer keine Ideen mehr hat, der kann auch nix mehr umsetzen. Und die Forderungen eines 'kurzen, harten, einheitlichen' Lockdowns sind hohl - sonst hätten die Lautsprecher sie doch schon längst in ihren Ländern umgesetzt. Es glaubt ja sowieso niemand mehr dran:

  • Was heißt 'kurz'? Laschet sprach von zwei bis drei Wochen. Und dann? Perspektive?
  •  Was heißt 'hart'? Die Leute wollen und können doch jetzt schon nicht mehr! Deswegen werden alle Schlupflöcher genutzt werden und das könnte man nicht mal mit polizeistaatlichen Methoden verhindern.
  •  Wozu 'einheitlich'? Was hat Ostfriesland (bekannte Inzidenz: 35) von einem harten Lockdown, der an der Tschechischen Grenze (bekannte Inzident: 350) vielleicht sinnvoll wäre? Aber mit der Forderung nach 'Einheitlichkeit', die sowieso nicht zustande kommt (warum auch?) bewahrt sich Söder davor, so einen Lockdown in seinem Bundesland durchzuführen.

Mir fehlen auch die alternativen Konzepte. Was ist aus Spahns Idee geworden, ab April jeden zwei mal die Woche zu testen?

 

Nachtrag: Das Starren auf diese unsäglichen 'Inzidenzen' fällt den Verantwortlichen jetzt auch in den Rücken, wo die Zahlen der bekannten Infektionen feiertagsbedingt sinken. In NRW hat man deshalb beschlossen, erst dann zu lockern, wenn diese nicht nur für drei, sondern für sieben unter 100 fällt. Und die Schulen zuzulassen, weil man den eigenen Zahlen nicht mehr glauben mag wenn sie einem zu niedrig sind...

 

Laschets Kürze mit zwei bis drei Wochen, um mehr Leute geimpft zu haben, ist ein absoluter Witz.

Wenn es in D ausreichend Impfstoff für ALLE Gruppen GÄBE, könnte ich mir zumindest die Mühe machen, über seinen Gedanken ansatzweise nachzudenken, aber so ... Luftnummer!

 

Zwei Mal die Woche testen? Pfffffffffff! Seit Montag macht unsere kleine Apotheke auch Schnelltests. Ausreichend Termine gab es weder vor Ostern (an weniger Stellen notwendig) und noch jetzt (an mehr Stehllen notwendig). Körpernahe Dienstleistungen überlegen Leute wieder in Kurzarbeit zu schicken, weil nicht genug Getestete für eine Vollauslastung durchsickern, obwohl die Anmeldebücher voll sind inzwischen waren. Mancher Einzelhändler macht wieder zu, weil nur 3 Leute den ganzen Tag über da waren.

Keine Ahnung, wie lange das Testprozedere vor Ort dauert. Schätzen wir mal 10 min pro Testkandidaten, dagegen Einzugsbereich minus Schulen, Kindergärten, Heime, vereinzelte Betriebe ergibt über 1.000 h reines Testen pro Woche. Bei zwei Apotheken?

Btw.: Eine Apothekenangestellte berichtete, daß ihnen (also die gesamte Belegschaft) alles für den Kopf wächst: Testen, Impfdosenvorbereitung, Telefon"terror" kommen zu normalen Geschäft hinzu. Soll heißen trotz Überstunden und Co. bleibt der Regelbetrieb auf der Strecke. Ob die Politik damit die nächste Berufsgruppe körperlich und psychisch zu Grunde richten will?

 

vor 30 Minuten schrieb rince:

So lange aber der Tenor ist, man habe eigentlich alles richtig gemacht, und man auch mal locker Impfpausen machen kann, anstatt zügig durchzuimpfen, so lange muss ich davon ausgehen, dass die Lage unter Kontrolle ist.

weil sie nüscht hatten

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast
Dieses Thema wurde für weitere Antworten geschlossen.
×
×
  • Neu erstellen...